-Kapitel 34-
Wir verließen beide unser Zimmer und begaben uns gemeinsam zum Unterricht. Es war das erste Mal, das wir zusammen unterwegs waren. Ich wartete eigentlich schon darauf, das ein dummer Spruch kam oder das sie mich einfach frech grinsend stehen lassen würde, doch nichts dergleichen geschah. Sie lief ganz normal neben mir her und beschwerte sich über Magister Leviels, der uns in Erdkunde unterrichtete. Ich fühlte mich, wie im falschen Film. Als wir das Klassenzimmer betraten lief ich zielgerichtet zur ersten Reihe, doch Tory zog mich nach hinten. Sie zerrte mich in die dritte Reihe und schüttelte nur entsetzt den Kopf. „Mein Gott, wenn du dich immer in die erste Reihe setzt wirst du den Ruf als ober Streber nie wieder los Peers, willst du das?" fragte sie mich während sie sich schon hinsetzte. -War das eben ihr ernst? Sie wollte, das ich neben ihr saß? Was zum Teufel war denn heute los mit ihr?!-
Ich ließ mich verwirrt neben ihr nieder und packte meine Sachen aus. Dank Soma hatte ich die Hausaufgaben vollständig und vermutlich auch noch komplett richtig. Nun würde sich zeigen ob er wirklich Ahnung davon hatte oder ob es doch bloß heiße Luft war. „Du wirst das Streber-Dasein wohl nie aufgeben, was?" seufzte Tory neben mir und verschränkte mal wieder abwertend ihre Amre. „Ich bin eben gewissenhaft, na und?" ich zuckte mit den Schultern und kramte mein Mäppchen heraus. „Du bist unbelehrbar" murmelte sie vor sich hin, doch ich erwiderte nichts darauf, da es sinnlos war mit ihr zu diskutieren. Magister Leviels betrat den Raum und wünschte uns einen guten Morgen, bevor er auch schon die Anwesenheit überprüfte.
Erschöpft ließen Tory und ich uns auf unseren Plätzen in der großen Halle nieder. „Arg, ich hab keinen Bock mehr! Das alles ist so was von für'n Arsch." Beschwerte sie sich und auch ich musste zugeben, das mich dieser Tag heute sehr schlauchte, da ich nicht viel Schlaf abbekam heute Nacht. „Naja, immerhin haben wir schon dreiviertel des Tages überstanden" seufzte ich müde und legte meinen Kopf auf dem Tisch ab. „Pff, das war ja noch der angenehme Teil warte ab, bis wir Sport haben!" sagte sie theatralisch und warf die Hände in die Luft. Sie hatte Recht, das hatte ich völlig vergessen. Bei Hitze Sport zu treiben grenzte schon nahezu an Selbstmord. Abgesehen davon, das ich eine totale Niete in Leichtathletik war zählte Sport nicht wirklich zu meinen Lieblingsfächern. In Bodenturnen und Geräteturnen war ich ziemlich gut, doch das kam leider erst im September dran. Wir beide hingen unseren Gedanken hinterher, als uns jemand unsanft an den Schultern zurückzog.
„Na sind wir etwa müde?" spottete Soma fies grinsend, während ich mich aus seinen Griff Wand. Tory hingegen schaute ihn wütend an. „Ach halt doch die Klappe! Du hast ja keine Ahnung." Murrte sie ihn an. Ein raues Lachen entkam ihm. „Was habt ihr beiden denn die ganze Nacht getrieben, um so erbärmlich auf dem Tisch zu hängen?" entgegnete er spitzbübisch. Meine Augen weiteten sich, als ich realisierte worauf er anspielte. Mit hochrotem Kopf drehte ich mich schnell um. -Was sollte man denn darauf antworten?!- fragte ich mich beschämt und hoffte, das Tory einen passenden Spruch auf Lager hat. „Tja Soma, das wüsstest du wohl gern, hmm?" neckte sie ihn spielerisch. Kurze Überraschtheit spiegelte sich in seinen Augen, bevor er sich wieder fing. „Na dann seid ihr schon sicher ganz Heiß auf den Sportunterricht nachher, um die anderen Mädchen zu bespannen" zwinkerte er uns zu. Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Das Ganze entwickelte sich in eine Richtung, die mir ganz und gar nicht gefiel. „Gibs doch zu! Du würdest gerne mit uns tauschen, nicht wahr?" fragte sie schnippisch. „Pff! Danke, kein Interesse. In eurem Jahrgang ist nicht ein Mädchen dabei, das meine Aufmerksamkeit auch nur ansatzweise verdienen würde." Antwortete er teuflisch grinsend. Und damit verließ er uns und schritt zu seinem Tisch hinüber. Leider saß ich ihm genau gegenüber, sodass wir uns gegenseitig sehen konnten.
„So ein Trottel!" schimpfte Tory vor sich hin, doch ich hatte momentan andere Sorgen als ihr zuzuhören. Ich hatte noch immer einen geschockten Gesichtsausdruck aufgelegt und vermutlich war ich auch noch immer rot. Soma schien das mächtig zu gefallen, da er mich die ganze Zeit über schadenfroh angrinste. -Was der wohl jetzt über mich denkt?- schoss es mir durch den Kopf und ich wandte peinlich berührt den Blick ab. Das Mittagessen verlief zum Glück ohne weitere peinliche Zwischenfälle und so begaben wir uns raus aufs Außengelände, denn zu allem Überfluss fand der Sportunterricht im Sommer draußen statt. Genervt zog ich mich um. Wir hatten sogar eine einheitliche Sportkleidung zu tragen, die ich allerdings schon erhalten hatte. Manchmal fragte ich mich, ob Mrs. Blackwell bereits Bescheid wusste, das ich die Uniform von Tia behalten durfte.
Magister Connor rief uns alle zu sich und erklärte, das wir erst einmal ein paar Runden zu laufen hatten, um uns aufzuwärmen -klar, wieso auch nicht? Uns war ja nicht schon warm genug! Ein synchrones Stöhnen ging durch die Reihen, als ich im Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Ich sah hinüber und hörte Magister Connan schon gar nicht mehr zu, denn mein Blick fiel auf die Jungs gruppe, die sich nicht weit entfernt ansammelte. Sie trugen ebenfalls die Schulsportkleidung und stellten sich der Reihe nach auf. Tory schien zu bemerken, das ich abgelenkt war und schwenkte ihren Kopf ebenfalls in die Richtung, in die ich sah. „Hahaha! Tja, so schnell kann Karma zurück schlagen, was?" sie stieß mich mit dem Ellenbogen in die Seite und ich knickte etwas ein. Ich verstand zunächst nicht wieso sie so lachte, doch als ich sah -wer- sich unter den Jungs befand klappte mir der Mund auf -Scheiße! Konnte der Tag denn noch schlimmer werden?!-
Soma grinste breit, als er uns bemerkte und ich wollte am liebsten im Erdboden versinken. Ich hasste Leichtathletik! Ich war grottenschlecht! Ich würde mich bis auf die Knochen vor ihm blamieren. Ich ertappte mich, wie ich Wert darauf legte, was er von mir hielt -Wieso eigentlich?- Es konnte mir ja schließlich egal sein, was er dachte, -oder?
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