-Kapitel 30-

„Wir trafen uns immer in unserer Freizeit und versuchten uns irgendetwas einfallen zu lassen, wie sie endlich ihre Klappen halten würden. Sie sollten Respekt vor uns haben und es nicht wagen auf uns hinab zu sehen, nie wieder!" Sie ballte die Faust und starrte sie an.

"Irgendwann kam Soma mit der Idee in der Ferrendale Street nach -kleinen Nebenjobs- zu fragen, um uns in der Gang Szene zu etablieren. Wir sind vielleicht nicht so schlau, wie du Peers aber sogar wir wussten, dass vor uns niemand angst hatte. Doch sollten wir es schaffen uns einen ehrbaren Namen in der Branche zu machen hätten wir es geschafft! Darauf arbeiteten wir tag und Nacht hin. Wir schlugen uns durch viele elendige Jobs, die kein anderer machen wollte. Von Taschendiebstahl bis hin zum Autoklau, es war alles dabei. Wir waren wirklich gut, vielleicht hatten wir sogar ein Talent dazu. Es war jedenfalls das Einzige in dem wir nicht versagten, denn unsere Schulnoten stürtzten allesamt den Bach hinunter -auch Somas und meine. Der Stoff hier war viel schwerer und anspruchsvoller. Man erwartete viel mehr Leistung und das kotzte uns beide an." Sie machte eine verschnaufpause, da sie sich fürchterlich aufregte. Ich versuchte hingegen ruhig zu bleiben um sie nicht noch mehr zu provozieren, denn eine entspannte Tory war schon unausstehlich, wie würde dann wohl eine wütende Tory aussehen? Ich wollte es lieber nicht wissen.

"Jedenfalls, hatten wir viele Aufträge und wenn ein Job erledigt werden musste, kamen die meisten Gangs damit schon von selbst auf uns zu. Wir mussten also nicht einmal mehr um Jobs betteln." Grinste sie stolz, bevor sie fortfuhr. "Eine andere bereits Stadtbekannte Gang zählte zu unseren Stammkunden und wir waren wirklich stolz darauf. Nach und nach erweiterte sich unsere Kundschaft immer mehr bis wir hörten, das eine andere Gruppe aus Jugendlichen ebenfalls versuchte mitzumischen. Das konnten wir natürlich nicht zulassen. Wir nahmen immer mehr Jobs an, die du vermutlich als höchstillegal betiteln würdest. Aber dadurch schafften wir es den anderen möchtegern Gängstern zu zeigen, dass wir zu weitaus mehr im Stande waren, da wir uns auch mehr trauten. Sie verzogen sich wieder aus dem Geschäft soweit ich weiß.

Unsere Kunden waren beeindruckt. Sie schlugen uns vor den nächsten Schritt zu gehen und die eben genannte Stadtbekannte Gang bot uns an uns auszubilden. Sie lehren uns alles was wir wissen müssen, alle Tricks und kniffe. Derzeit befinden wir uns noch in der Ausbildung..das Alles ist erst innerhalb des letzten Jahres geschehen..Unsere Ausbilder meinten neulich, das wir daran denken sollten unsere Gang zu vergrößern wenn wir Erfolg haben wollten, doch wir waren alle strikt dagegen. Zu unserer jetzigen Lage haben nur wir etwas beigetragen, wieso also sollte jemand anderes die Lorbeeren einsacken? Doch sie wiesen uns zurecht und sagten uns, dass es darauf nicht ankäme wenn man Erfolg haben wollte..Und wir wollten den Erfolg um jeden Preis um Respekt zu bekommen. Man sollte sich vor uns fürchten, wir wollten Gänsehaut bei den anderen auslösen wenn sie unseren Namen hörten. Aber das erreicht man nur mit Masse..Also sind wir seit ein paar Monaten auf der Suche nach fähigen Auszubildenden. Und da kommst du ins Spiel, Peers." Sie hob grinsend den Kopf. Ich fühlte mich erschlagen von soviel Information. Ich konnte ihrer Erzählung gut folgen, doch einige Fragen taten sich auf. "Wieso um alles in der Welt würde eine Gang potentielle Konkurrenz ausbilden?!" fragte ich während ich mir stirnrunzelnd ans Kinn fasste. Tory schnaufte deutlich hörbar. "Wir haben einen Deal mit ihnen, sie würden sich um die großen Dinger kümmern, während wir den rest erledigen. Der Gewinn wird dann unter allen Mitgliedern aufgeteilt. Wir bekommen natürlich viel weniger als -die Großen- aber die Summen sind schon beachtlich." grinste sie. Nun verstand ich das, sie waren gar keine eigene Gang. Sie wurden von ihnen also als eigene kleine interne Gruppe eingesetzt. Soweit so gut aber sie ließen sich ausnutzen, war ihnen das etwa nicht klar?

"Tory ich will deinen Stolz ja unter keinen Umständen verletzen, aber ihr werdet ausgenutzt, das ist euch schon bewusst, oder?" fragte ich vorsichtig. Doch sie verdrehte nur genervt die Augen. "Verdammt Peers! hör auf soviel nachzufragen.." sie seufzte, doch anscheinend wollte sie mir doch eine Antwort darauf geben. "Hör zu, in der Szene ist es wichtig einen -Beschützer- zu haben. Bevor du Respekt von anderen Menschen bekommst musst du dir erst einmal den Respekt der Branche holen. Wir sind ihnen beigetreten um diese Gang irgendwann einmal zu übernehmen. Bis es soweit ist dauert es noch ich weiß, doch wenn wir gewissenhaft dran bleiben vertrauen uns die Obersten Ausbilder. Und Vertrauen ist in der Branche wirklich hart umkämpft, da man es schließlich mit neutorischen Lügnern, manipulatoren und klein Kriminellen zutun hat, verstehst du?" beendete sie ihre Erklährung. Es ergab durchaus Sinn, doch bis ihr Plan Früchte tragen würde wären sie schon weit über 30.

"Willst du dein Leben einer Gang verschreiben? Bis das alles so läuft, wie du dir das vorstellst seit ihr bereits in euren dreißigern. Willst du denn nicht etwas aus deinem Leben machen? Du gehst schließlich auf eine Schule, die das perfekte Sprungbrett liefert!" Fragte ich sie irritiert.

"Welches Leben denn Peers? Soma und ich haben auf dieser Schule nichts verloren! Wir sind letztes Jahr gerade so nicht sitzen geblieben und durch die Prüfungen gekommen. Vergiss es, wir werden niemals Geschäftsführer von irgendwelchen Firmen. Oder Eigentümer einer eigenen Firma, jedenfalls nicht auf legale Weise. Was bleibt uns denn anderes übrig?" schrie sie aufgebracht. Ich musste meinen Blick senken. Sie hatte recht, wenn man hier nicht gut genug war wurde man schneller der Schule verwiesen als einen Lieb war. Tia erzählte mir nichts anderes. Sie lernte, wie eine Gestörte auf die Prüfungen um ja nicht schlechter als eine 2,0 zu sein.

Mein Entschluss stand noch nicht fest, aber ich tendierte doch sehr stark in eine Richtung. „Ich werd dir dann morgen Abend Bescheid geben, wie ich mich entschieden habe." Ließ ich sie  noch wissen bevor ich ins Badezimmer ging. Ich sah, wie sie mich skeptisch musterte ignorierte es allerdings. Ich würde mich heute nicht mehr damit befassen. Es war schließlich schon spät geworden und ich wollte unbedingt noch in die Bibliothek.

„Du hast gute Fähigkeiten." Sagte sie als ich aus dem Bad zurückkam. Verdutzt schaute ich sie an -was für Fähigkeiten?-  Sie sah meinen Fragenden Blick und seufzte „Naja, deine Auffassungsgabe, dein Scharfsinn und deine Art dich unbemerkt in einem Raum voller Menschen fortzubewegen sind beeindruckend." Ich starrte sie nur verblüfft an. Ich hatte noch nie von jemand anderem als meinen Eltern oder meinen Lehrern Komplimente bekommen. „Das du Soma und mich bemerkt hast ist erstaunlich, denn du musst wissen wir als Einbrecher und Diebe sind gut darin unbemerkt zu beobachten. Und die Tatsache, dass du uns trotzdem bemerkt hast zeigt, wie gut du bist."

Nickend ging ich zur Tür und sagte ihr noch, das ich in die Bibliothek gehen würde. Die Komplimente ließ ich mal so im Raum stehen, sowie alles andere gesagte auch.

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