-Kapitel 3-

Ein warmer Windhauch wehte mir entgegen, als ich die Steinstufen hinunter ging. Man merkte, das der Sommer anfing. Es war Ende Mai und so war es nicht unüblich hier in Delta immer mehr Mädels in viel zu kurzen Hosen herumlaufen zu sehen. Ich traute mich nie so etwas in die Schule anzuziehen. Ich hatte eine schöne Figur, fand ich zumindest. Aber ich wollte auf keinen Fall noch mehr Angriffsfläche bieten, indem ich mich auch noch freizügig präsentierte. Damals in der Grundschule beschimpften mich die anderen immer als -Fett- und -viel zu dick- also fing ich irgendwann einmal damit an nur noch langärmlige Sweatshirts und lange Hosen zu tragen. Das hatte sich bis heute nicht geändert, denn seitdem hatten die Beleidigungen gegen meine Figur etwas nachgelassen.

Ich ging vorsichtig um das Schulgebäude herum und hielt Ausschau nach Abrin. Innerlich hoffte ich, dass er sich nur einen Spaß daraus machte und gar nicht erst aufkreuzte, doch im selben Moment schoss mir wieder Das Bild in den Kopf. -Verdammt, er musste einfach da sein ob ich wollte oder nicht- Nervös umklammerte ich den Träger meines Rucksacks fester und kniff meine Augen zusammen, da die Sonne mich blendete. Ich kam an den braunen Holzbänken vorbei, auf denen die meisten Schüler sonst immer ihre Mittagspause verbrachten. Mein Blick glitt kurz über die Bänke, um zu sehen ob er vielleicht dort im Schatten der Bäume sitzen würde, doch nichts. Mit aufsteigender Panik lief ich weiter und betete ihn bald zu finden.

Als ich es bereits aufgeben wollte und mich mit meinem Pech abgefunden hatte entdeckte ich ihn, wie er locker an der Wand lehnte und sein Smartphone in den Händen hielt. Automatisch beschleunigte ich meine Schritte, als würde ich ihn so aufhalten können das Bild zu posten -wenn er es nicht schon längst getan hatte. „Cassia! Na endlich, ich dachte schon ich müsste erst das Bild uploaden um dich hier her zu bekommen" lachte er und steckte sein Handy weg. Verwirrt über seine so lockere Art und seine -vergleichsweisen- netten Worte heute starrte ich ihn nur an. „Ach komm schon, sei doch nicht immer so verklemmt" seufzte er und kam einen Schritt auf mich zu. Instinktiv versuchte ich ein wenig mehr Abstand zwischen uns zu bringen, doch Abrin ließ mich nicht. Er griff sanft nach meinem Handgelenk und zog mich sachte wieder näher zu sich. „Haha wovor hast du denn Angst Cassia?" schmunzelte er. -Tja, keine Ahnung wovor ich Angst hatte, vielleicht vor einer seiner Aktionen?- Ich behielt diesen Gedanken allerdings für mich, denn ich wollte ihn auf keine Fall provozieren. Es kam selten vor, dass Abrin -nett- zu mir war, also wollte ich mein Glück heute nicht herausfordern. „Ich weiß nicht..ich.." stammelte ich unsicher vor mich her, da ich nicht wusste welche Antwort ihn wütend werden ließ und welche nicht. „Hey, beruhige dich, ja?" sagte er sanft und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Mir klappte ungewollt der Mund auf bei seiner Geste. -Was zur Hölle hatte er denn bitte vor?- Ich kannte Abrin so nicht. Es war, als würde ein anderer Mensch vor mir stehen. Als er so vor mir verharrte schaute ich ihn zum ersten Mal genauer an. Er hatte schwarze kurze Haare, die er gekonnt zur Seite stylte. Ich konnte einen schwarzen Tunnel in seinem linken Ohr erkennen und wunderte mich, wie lange er den wohl schon hatte, da er mir nie aufgefallen war. Ich ließ meinen Blick weiter über sein Gesicht gleiten. Er hatte helle Haut und tief blaue Augen. Außerdem blitzten mir strahlend weiße Zähne entgegen, jedes Mal wenn er lächelte oder sprach. Ich sah mir seinen Arm mit dem er mir eben noch meine Haare hinters Ohr klemmte an und konnte verschiedene Tattoos erkennen -Alles in allem war er wirklich hübsch. Es wunderte mich wirklich nicht, dass nahezu alle Mädchen verrückt nach ihm waren. Bei seinem Aussehen und dem Image verkörperte er so ziemlich alles worauf junge pubertierende Mädchen so standen. Vielleicht würde er mir auch gefallen, wäre er nicht so ein Arschloch.

„Cassia?" holte mich seine tiefe Stimme zurück in die Realität. Irritiert blinzelte ich einige Male und stellte mit erschrecken fest, dass er mir noch ein Stückchen näher gekommen war. Zögernd schaute ich ihm wieder in die Augen, während er noch immer mein Handgelenk mit der anderen Hand festhielt. Erneute Gänsehaut machte sich breit, doch diesmal war es eine Mischung aus Angst und einem komisch warmen Gefühl in der Magengegend. Nervös beschleunigte sich meine Atmung, was Abrin nur mit einem Grinsen quittierte. „Mach ich dich etwa Nervös?" fragte er mich lachend. Seine weißen Zähne blitzten wieder auf und ich fing an mich zu fragen, was das für ein Spiel war. „Ich..nein..es ist nur.." stotterte ich wieder unsicher und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. -Verdammt ich war wirklich nicht gut in sowas-

„Also um zurück zum eigentlichen Grund unseres Treffens hier zu kommen..hast du dir schon etwas überlegt, was du mir anbieten könntest?" Raunte er mir zu und ließ mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Ich spürte, wie ich immer nervöser unter seinem Blick wurde. -Was hatte er mich nochmal gefragt?- „Falls dir nichts eingefallen sein sollte, dann habe ich einen Vorschlag für dich." Fuhr er nun mit einem teuflischen Grinsen fort. Mich beschlich ein ungutes Gefühl, doch ich traute mich dennoch zu fragen. „Achja..und was wäre dein Vorschlag?" meine Stimme zitterte und meine Hände fingen wieder an feucht zu werden. Sein selbstgefälliges Lachen machte die Situation dabei nicht besser. Mir graute vor seiner Antwort und am liebsten wäre ich auf der Stelle umgekehrt und weggerannt, doch das konnte ich nicht. Selbst wenn ich gewollt hätte, mein Körper war wie festgefroren.

„Ich sagte doch bereits, das es etwas gleichwertiges sein sollte, nicht wahr?" stellte er mir zuckersüß die Frage, wobei ich nur ein Nicken als Antwort zustande bekam. „Gut also pass auf, ich lösche das Foto und werde es auch nicht hochladen, wenn du ein wenig mit mir rummachst." Sagte er grinsend. Mir fiel die Kinnlade wieder einmal bis ins endlose und meine Augenbrauen schossen in die Höhe. -Er wollte was?!-

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