- Kapitel 102 -
Die Prüfungen rückten in immer größeren Schritten näher und Tory und ich verbrachten immer mehr Zeit in der Bibliothek. Soma leistete uns hin und wieder gesellschaft, doch eigentlich tat er nichts weiter, als mich vom lernen abzuhalten. Zwischen Ares und Tory knisterte es langsam aber sicher und es war nur noch eine Frage der Zeit wann sie es sich endlich beide eingestanden. Sie erinnerten mich so sehr an Soma und mich, wie wir noch vor kurzem an genau der gleichen Stelle standen.
Die Situation mit meinen Eltern hatte sich jedoch nicht verändert. Sie kontaktierten mich immer weniger und jedes Mal wenn ich das Gespräch in diese Richtung lenken wollte blockten sie einfach ab. Ich hatte ein wirklich ungutes Gefühl, was Das anging und konnte mir einfach keinen Reim darauf machen. Es war einfach unverständlich für mich was passiert sein mochte, das sie sich so verhielten. Ich grübelte oft stundenlang darüber nach, doch es ergab einfach keinen Sinn. Auch Soma und die Anderen konnten mich nicht wirklich aufmuntern, da es mich zu sehr belastete. Als die Prüfungen schließlich begannen war ich nur halb bei der Sache und war mir ziemlich sicher, das ich in den meisten Fächern garantiert nicht so gut abschnitt, wie das letzte Mal, doch was sollte ich tun? Ich versuchte mein Bestes um mich auf die Klausuren zu konzentrieren aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab.
Die zwei Wochen der Klausurphase vergingen zäh und langsam. Ich quälte mich von Nacht zu Nacht und von Prüfung zu Prüfung. Ich wusste, das dies sicherlich nicht meine Glanzleistung war, doch ich bestand jedes Fach, da war ich mir sicher. Wenn wir nicht gerade in der Bibliothek waren oder in irgendwelchen Klassenräumen eine Prüfung ablegen mussten kümmerten wir uns um unsere Aufträge, die Clyde uns zuwies. Leider machte ich immer wieder kleine Fehler, die zum Glück nie große Konsequenzen nach sich zogen, doch wenn Tory und die Anderen mich nicht gedeckt hätten, hätte ich vermutlich schon längst ein Gespräch mit Clyde gehabt. So konnte das nicht weiter gehen! Das wusste ich selbst, doch als Tory mich eines Nachmittags vor der letzten Klausur zur Seite nahm sah ich es letztlich ein.
"Cas, du bist ein guter Archer und eine noch bessere Rekrutin. So wie du dich in letzter Zeit aufführst zeigst du aber nicht viel davon!" meinte sie und legte ihre Hand auf meine Schulter. "Hör mal, ich weiß das dich die Scheiße mit deinen Eltern beschäftigt aber wenn wir Aufträge ausführen musst du hundert Prozent da sein, verstehst du?" Sagte sie mit Nachdruck. "Wenn da einmal was schief gelaufen wäre...dann wärs das gewesen und zwar für uns alle." Fügte sie seuftzend hinzu. Ich nickte nur niedergeschlagen, da ich wusste, das sie recht hatte. "Außerdem verkackst du deine ganzen Prüfungen! Deine ganze Arbeit war umsonst wenn du dich jetzt nicht endlich zusammenreißt!" Sie schüttelte mich an den Schultern, da ich gedankenverloren in der Gegend umher sah. Ich konnte ihre Worte nicht mehr hören! Ich wusste das sie recht hatte, doch was sollte ich denn tun? Meine Eltern waren mir eben wichtig! Sie waren das Einzige, was mich in Delta immer irgendwie überleben ließ! Ich schlug ihre Hände weg und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Ich weiß! OK? Ich weiß.. is schon gut." blaffte ich sie an und verdrehte meine Augen dabei. Sie sah mich schockiert an. "Cas ich..ich will dir doch nur helfen..ich bin deine Freundin." Meinte sie nun sanfter, als zuvor. Ich seufzte und nahm sie in den Arm. Ich spürte, wie ich mich fallen ließ und wie sehr sie mich an sich drückte. "Danke.." Murmelte ich in ihr ebenfalls schwarzes Haar und löste mich etwas von ihr. "Ich werde versuchen meine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf's wesentliche zu lenken." Fügte ich hinzu und hoffte, das ich dass schaffen würde. Sie lächelte mir zu und klopfte mir auf die Schulter. "So kenn ich dich schon eher. Egal was kommt du packst das! Außerdem wirst du bald schon deine Antworten haben. Spätestens Morgen wissen wir mehr." Sagte sie beruhigend und ich nickte wieder stumm. Ich fuhr über die Ferien wieder nach Delta und Tory hatte recht, dann würde ich meine Antworten bekommen. Dann konnten meine Eltern mir nicht mehr so leicht ausweichen.
Am nächsten Tag schleifte ich meine Koffer zur Tür und wartete darauf, das Soma mich abholte. Er wollte mich begleiten und sich verabschieden genau, wie Tory. Er nahm mir den Koffer ab und wir liefen Hand in Hand die Gänge entlang. Wir sprachen nicht aber es war keineswegs eine unangenehme Stille. Ich genoß die Zeit mit ihm - Es war, wie eine Therapiesitzung für meine Seele. Als wir vor den Toren ankamen stand Mr. Porter bereits neben unserem Wagen, der uns zum Flughafen brachte. Soma hatte mir angeboten mitzukommen und die Ferien bei mir zu verbringen, doch das ging nicht. Ich konnte meine Eltern nicht fragen ob er mitkommen könnte, da ich nicht wusste was zur Zeit zu Hause abging. Es war mir einfach zu riskant. Soma verstand das natürlich, doch ich merkte, das er sich Sorgen machte.
"Es wird schon alles gut sein. Vielleicht haben sie wirklich nur viel zutun gehabt in den letzten Wochen." Meinte ich und er sah mich undefinierbar an. "Darüber mache ich mir auch keine großen Gedanken. Es geht mir mehr um dich und um deine Sicherheit." Antwortete er mir besorgt und ich lächelte. Er brachte mein Herz einfach jedes Mal auf's neue zum schmelzen. "Mach dir keine Sorgen. Ich habe zur Not ja noch immer meine zwei Helden, die mir jeder Zeit zur Seite stehen werden." Zwinkerte ich ihm zu und gab ihm einen Kuss. "Ja ich weiß. Aber ich kann dich immer noch am Besten beschützen." Murrte er und ich kicherte bei seiner Eifersucht. "Ich weiß doch. Du bist und bleibst auch immer der Einzige Mann auf der Welt bei dem ich mich sicher fühle, mein Schatz." Raunte ich ihm zu als ich ihn umarmte.
Er öffnete mir die Autotür und ich sah, wie seine Augen funkelten. "Versprich mir das du auf dich aufpasst, Liebling." Flüsterte er mir zu bevor er mich ein letztes Mal küsste. Mein Herz schlug doppelt so schnell, wie zuvor und meine Hände wurden wieder einmal schwitzig. Er hatte mich noch nie so genannt. Liebling, schoss es mir immer und immer wieder durch den Kopf, als wir schon eine Weile fuhren. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, welches wie festgefroren war. Ich konnte die Gefühle, die ich für Soma hatte nicht in Worte fassen. War das schon Liebe? Echte und wahre Liebe? Ich wusste es nicht, doch ich genoß einfach das Gefühl und mein Lächeln blieb auf meinen Lippen bis ich vor der Haustür meiner Eltern stand. Komischerweise hatte dieses Mal nicht Dad den Fahrer gespielt sondern ein Arbeitskollege meiner Mom. Sie hatte mich zwar darüber informiert, doch es kam mir trotzdem seltsam vor und deshlab blieb ich skeptisch.
Er setzte meinen Koffer neben mir ab und ich wartete darauf, das er zurück in sein Auto stieg und davon fuhr, doch das tat er nicht. Im Gegenteil er wartete mit mir vor der Tür bis meine Mom sie öffnete.
"Schätzchen! Wie schön das du da bist!" Sagte sie und nahm mich in die Arme. Etwas unbeholfen erwiderte ich die Umarmung und löste mich langsam von ihr. Ich sah sie fragend an, da ihr Arbeitskollege noch immer neben mir stand und keine Anstalten machte zu gehen. Wollte sie ihn noch bezahlen? Oder hinein bitten? Fragte ich mich und nahm verwundert meinen Koffer in die Hand. Ich stellte ihn in der Garderobe ab und bemerkte, das alle Jacken von Dad fehlten und runzelte irritiert die Stirn. Mein Unbehagen wuchs immer weiter, doch ich versuchte mir einzureden, das alles in Ordnung war und er sicher nur wieder auf einer seiner Geschäftsreisen war. Ich betrat das Wohnzimmer gefolgt von Mom und ihrem Arbeitskollegen, was mich noch weiter stuzen ließ. Ich sah verwirrt zwischen den Beiden her und hatte ein verdammt ungutes Gefühl bei der Sache. Seit der Begrüßung hatte keiner ein Wort gesprochen und so langsam entwickelte sich mein Unbehagen zu einer leichten Welle von Angst.
"Wo ist Dad?" Fragte ich so ruhig, wie möglich und sah, wie das aufgesetzte Grinsen meiner Mom verschwand. "Er ist..noch unterwegs. Er wird bald kommen denke ich..ehh..willst du vielleicht etwas essen? Nach der langen Reise musst du doch bestimmt hunger haben, oder?" Versuchte sie vom Thema abzulenken, doch ich war nicht so dumm um darauf reinzufallen. Das hätte sie eigentlich wissen müssen. Ich entschied mich dazu das Spiel mitzuspielen und verschränkte skeptisch meine Arme vor der Brust. "Oh..Wo ist er denn unterwegs?" Fragte ich weiter und merkte, wie sie nervös in die Küche lief. "Ach du weißt schon..eine seiner Geschäftsreisen.." Kam es aus der Küche und ich hörte ihre Unsicherheit. "Seit wann nimmt Dad denn seinen kompletten Kleiderschrank mit?" Meinte ich und sah skeptisch zu Mom's Arbeitskollegen, der sich nicht rührte und mich nur dezent lächelnd ansah. "Das erklähren wir dir wenn er hier ist Schätzchen." Winkte sie ab und ich hörte die Teller klirren. Misstrauisch lief ich in die Küche und setzte mich.
Wir aßen gemeinsam und ich warf dem Mann neben Mom immer wieder verwirrte Blicke zu, da ich nicht verstand wieso er mit uns aß. Es irritierte mich und ich konnte es kaum erwarten, das Dad endlich nach Hause kam. Vielleicht würde sich die Sache dann schnell aufklähren. Vielleicht hatte Mom einfach nicht genug Geld im Haus um ihn zu bezahlen und wartete deshalb auf Dad? Ich hoffte es..für sie.
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