- Kapitel 101 -
(A/N: Auf dem Bild könnt ihr Cassias neues Outfit sehen)
In den nächsten Wochen verbrachte ich enorm viel Zeit in der Bibliothek, da die Halbjahresprüfungen anstanden. Auch besser bekannt als "Abschlussprüfungen eines Jahres." Die Schuljahre an der Bolt Manor wurden, wie anfangs schon erwähnt, in halbjahren gezählt. Also war es auch kein Wunder, das ich beinahe jede freie Minute mit lernen verbrachte. Auch Tory leistete mir mehr gesellschaft, als noch in der letzten Prüfungsphase. Sie beschwerte sich allerdings fast jede Minute über den Stoff und wie viel lieber sie ihre Zeit mit Ares verbringen würde. Ich konnte aber nicht leugnen, das ich ebenfalls lieber anderweitig beschäftigt wäre. Der Stoff war hart und zäh, doch ich musste mich da durchquälen. Ich wollte wenigstens meinen Schnitt halten, doch mein eigentliches Ziel war es noch besser zu sein als das Letzte Mal. Der Ehrgeiz packte mich und spürte so langsam den Geist dieser Schule. Alle wollten die besten sein, alle wollten hervorragend sein und glänzen. Ich begriff allmählich was es einem für Türen öffnen konnte und so zog ich Tory so gut es ging mit. Ich wollte, das auch sie anfing sich ins Zeug zu legen. Sie hatte so viel Potenzial! Wie konnte sie das nicht nutzen?
Immerhin bei einer Sache musste ich sie nicht mehr zu ihrem Glück zwingen. Ares hatte sich meine Worte offensichtlich zu Herzen genommen, da er nun viel eindeutigere Zeichen gab, die Tory ebenfalls wahrnahm - Ihre gute Laune war beinahe schon beängstigend. Doch auch meine Laune hätte nicht besser sein können. Als Soma und ich zum ersten Mal als richtiges Paar in die Basis kamen herrschte wenig Überraschtheit, da es eigentlich schon für alle klar gewesen war - Außer für uns selbst, welch Ironie. Auch in der Schule erntete ich unzählige Todesblicke aller Mädchen. Ich wusste, das Soma von vielen angehimmelt wurde, doch als er mir in der großen Halle nach dem Essen einen Kuss vor den Augen aller anderen gab spürte ich die Blicke, wie Dolche auf meinem Rücken. Mich störte das nicht, im Gegenteil es gefiel mir. Es war ein ungewohnt gutes Gefühl von den Mädchen beneidet zu werden. Außerdem war es mir ohnehin egal, was die Anderen dachten. Sollte es auch nur einer wagen mich zu bedrohen würde er mich kennenlernen! Mein Kampftraining mit Roy sollte schließlich nicht umsonst gewesen sein. Dachte ich mir grinsend, als ich einem hübschen blonden Mädchen dezent mein Tattoo zeigte, die mich am liebsten auf der Stelle umgebracht hätte, als Soma mit mir im Arm durch die Gänge streifte. Sie schreckte sofort zurück und senkte den blick während ich triumphierend grinste. Es tat gut so viel Macht zu besitzen, alle um mich herum nur mit einer einzigen Geste einzuschüchtern. Noch nie hatte ich die Chance mal auf der anderen Seite zu stehen und diejenige zu sein, die gefürchtet wurde.
Als ich dies erst richtig realisierte ließ ich mich immer mehr in unserer Beziehung fallen. Die Stimmung zwischen uns war so harmonisch und ausgeglichen. Wir unternahmen trotz der stressigen Pfrüfungsphase viel miteinander und es fühlte sich so unglaublichg gut an! Wir waren oft in der Stadt und spielten Billard oder Dart mit den Anderen. Einmal war er sogar mit mir einkaufen! Er meinte ich bräuchte noch ein besseres Outfit für unsere Aufträge. Soma stellte es mir zusammen und ich durfte nicht in den Spiegel sehen, als ich es anprobierte. Er wollte, das ich es mit ihm zusammen zum ersten Mal sah. Als ich es komplett angezogen hatte kam ich langsam aus der Umkleidekabine und sah zu Soma, dem beinahe die Augen ausgefallen wären. Verwirrt von seiner Reaktion sah ich mich schnell im Spiegel neben mir an. Ich war in der Umkleidekabine, als er mir die Sachen raussuchte und zweifelte schon an seinem Geschmack, doch in dem Augenblick in dem ich mich im Spiegel erblickte konnte ich nicht fassen, das dass ich sein sollte. Ich trug eine enge schwarze Skinny Jeans mit einem etwas lockereren schwarzen Oberteil. Es fiel mir locker über den Körper und es hatte mehrere Lagen an Stoff in verschiedenen Längen. Darüber trug ich eine Ärmellose braun schwarze Weste mit Kaputze. Beeindruckt betrachtete ich mich im Spiegel, während Soma gar nicht mehr aus dem Staunen raus kam. "Ich glaube ich werde mich während unserer Aufträge nicht mehr konzentrieren können wenn du so rumläufst Kleine." Raunte er mir zu während er mich von hinten umarmte. Grinsend drehte ich mich zu ihm und schlang meine Arme um ihn. Er kam langsam näher und küsste mich leidenschaftlich, wie so oft in den vergangenen Wochen, doch ich konnte einfach nicht genug davon bekommen. Für mich war jeder Kuss so besonders, als wäre es der Erste.
Als wir mit meinem neuen Outfit auf dem Weg zur Kasse waren entdeckte er noch eine Lederjacke und überredete mich sie ebenfalls mitzunehmen, da sie mir ohne eingebildet sein zu wollen, wirklich hervorragend stand. Dazu schnappte ich mir noch schwarze Boots, die super dazu passten. Hier und da wanderte noch ein Top oder ein Shirt in meine Einkaufstaschen, die selbstverständlich Soma durch die Gegend trug. Er wollte sie mich einfach nicht tragen lassen, da ließ ich ihn einfach machen. Lächelnd hackte ich mich bei ihm ein und so liefen wir von Laden zu Laden, da wir unsere Bezahlung des letzten Monats bekamen. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Summe sah. Es war beinahe soviel, wie ich mein gesamtes Leben zusammengespart hatte!
Zufrieden mit meinen neuen Sachen schlenderte ich gemeinsam mit Soma durch die Flure der Bolt Manor. Ich wollte meine alten Sachen nicht mehr sehen! Sie erinnerten mich viel zu sehr an mein altes und schwaches Ich. Also schnappte ich mir einen Sack, den ich vom Hausmeister bekam und packte einfach alles, was ich von Delta herbrachte hinein. Am Schluss waren nur noch meine neuen Sachen übrig. Die, die ich mit Tory kaufte und die die ich mir an dem Tag mit Soma leistete.
Trotz all der guten Laune und der schönen Zeit beschäftigte mich eine Sache zunehmend. Ich wunderte mich immer mehr darüber, das ich fast keine Nachrichten oder Anrufe mehr von meinen Eltern bekam. Das war höchst seltsam, da Mom mich beinahe jeden Tag drei Mal anrief. Doch seit ich wieder hier ankam sprachen wir nur zwei Mal miteinander. Ich bekam immer mehr das Gefühl, das da etwas nicht stimmte. Soma meinte sie seien sicherlich nur beschäftigt, doch ich glaubte das einfach nicht.Er wollte mich nur beruhigen, doch da lag etwas anderes im Argen. Tory und die Anderen konnten sich auch keinen Reim darauf machen, als ich ihenn von meinen Bedenken berichtete also entschied ich mich dafür sie anzurufen um die Lage abzuchecken. Die ersten Male ging sie gar nicht erst ran, doch ich blieb hartnäckig und beim dritten oder vierten Mal hob sie endlich ab. Sie klang verändert. Irgendwie traurig und es kam mir nicht so vor als würde ich mit meiner Mutter sprechen. Ich fragte sie öfters, ob alles in Ordnung sei, doch sie blockte immer nur ab. Verzweifelt ließ ich es für's Erste gut sein, doch ich würde noch dahinter kommen - Irgendwas musste sie ja beschäftigen.
Ich hegte den Verdacht, das die Stadtbewohner vielleicht etwas damit zutun hatten. Schließlich wusste ich, was sie über mich und meine Eltern sagten. Sollte ich rausfinden, das sie wirklich der Grund dafür waren..Gott stehe ihnen bei!
Soma machte sich langsam wirklich Sorgen um mich, da ich über nichts anderes mehr nachdachte. Ich verstand ihn, denn er fühlte sich machtlos, da er die Situation genau so wenig erklähren konnte wie ich. Allerdings gab er sein Bestes um mich auf andere Gedanken zu bringen. Kurz vor unseren Prüfungen fing es endlich an kühler zu werden und man merkte deutlich, das der Winter begann. Es schneite tagelang und der See hinter den Hügeln Acadias war zugefroren. Also überraschte er mich eines Nachmittages damit, das wir zu genau diesem See fuhren. Elija sammelte uns vor den Toren der Schule ein und so stiegen wir nahe des Ufers aus. Ich sah ihn verwundert an und auch die Anderen musterte ich skeptisch, da wieder einmal alle Bescheid wussten nur ich nicht. Soma verband mir unterdessen die Augen und befahl mir mich auf die Ladefläche des Autos zu setzen. Er machte sich an meinen Schuhen zu schaffen und bevor ich mich versah löste er die Augenbinde. Ich blinzelte einige Male und erkannte, das ich Schlittschuhe trug.
Tory und Ares waren bereits auf dem Eis und drehten gemeinsam ihre ersten Runden. Auch Elija und Ren sprinteten so gut es mit den Schlittschuhen ging auf's Eis. Ich lächelte und sah freudig zu Soma, der noch immer vor mir kniete. "Eislaufen?" Fragte ich lachend und er zuckte nur mit den Schultern. "Ich dachte es würde dir gefallen." Meinte er grinsend und erhob sich. Anschließend hielt er mir seine Hand hin um mir zu helfen. Ich konnte schlittschuhlaufen, doch das letzte Mal war eine Ewigkeit her. Ich wusste nicht, ob ich noch genau so gut war, wie früher. Mit meinem Vater war ich fast jeden Tag auf dem Eis im Winter, doch das änderte sich, als ich älter wurde und immer öfters allein gehen musste, da Dad auf Geschäftsreisen war. Abrin sah das als perfekte Gelegenheit mich auch außerhalb der Schule quälen zu können deshalb ließ ich es vor ein paar Jahren bleiben. Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich mit Soma zusammen das Eis. Zaghaft ließ ich mich zunächst von ihm mitziehen und musste erst einmal wieder ein Gefühl dafür entwickeln. Ich erzählte Soma, das ich seit Jahren nicht mehr auf dem Eis stand und ich mich womöglich ziemlich dämlich anstellen würde, doch er tat das nur mit einer abwinkenden Handbewegung ab. "Das ist ja nichts neues für mich Kleine." Fügte er lachend hinzu weshalb ich ihm einen kräftigen Schubs gab. Er taumelte für einen Moment und sah mich überrascht an. "Du solltest deine Handlungen überdenken bevor du sie ausführst Schätzchen.." Begann er mit einem teuflischen Grinsen und kam langsam auf mich zu. "Denn ich bin nicht derjenige, der unsicher auf dem Eis ist." Beendete er seine Drohung weshalb ich vor Schreck die Luft anhielt. Er nahm immer mehr Schwung und Fahrt auf weshalb ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken sondern einfach meinen Beinen die Arbeit überließ. Ich wurde immer schneller und sicherer bei meinen Schritten und ich schmunzelte. Anscheinend hatten meine Beine die Bewegungen und das Gefühl nicht vergessen. Ich musste nur meinen Kopf ausschalten und ihnen den Vortritt lassen. Es klappte, wie geschmiert und ich fing an zu lachen. Es machte so viel Spaß! Das hatte ich ja schon völlig vergessen..
"Du kleine Lügnerin! Warte nur bis ich dich in Finger bekomme!" Rief Soma mir grinsend zu und ich beschleunigte mein Tempo noch weiter. "Hey Cas! Ich übernehm das!" schrie Tory mir zu, die unsere kleine Verfolgungsjagd offenbar mitbekam und schlitterte mir zwinkernd entgegen. "Viel Glück beim Versuch!" Entgegnete Soma, der mir noch immer dicht auf den Versen war. Ich lief weiter und drehte mich immer wieder um und sah, das Soma Tory bereits ausgewichen war. Als nächstes trickste er Ares aus und schlitterte einfach zwischen Ren und Elija durch. Verdammt! er war wirklich gut! Dachte ich mir und legte plötzlich eine Vollbremsung ein. Soma, der noch immer ein wahnsinns Tempo drauf hatte konnte nicht schnell genug reagieren und so musste ich nur einen kleinen Schritt nach hinten wagen und schon war er an mir vorbei gesaust. Die Tränen liefen mir bereits runter, da ich lauthals los lachte. Auch die anderen fingen an zu lachen und zu kichern, als sie sein genervtes Gesicht sahen. Langsam und mit den Armen hinter meinem Rücken verschränkt lief ich zu ihm rüber. Genau vor ihm stoppte ich und gab ihm einen entschuldigenden Kuss auf die Wange. Er packte mich am Arm und wirbelte mich herum. Für einen Moment dachte ich, ich verlor das Gleichgewicht, doch er hielt mich fest. Plötzlich sah ich sein Gesicht vor meinen Augen und stieß erleichtert die luft aus. Endlich drehte sich die Welt nicht mehr und ich konnte ihn grinsen sehen. Seine Hand wanderte meinen Hals entlang und zog mich näher zu ihm bevor er mich küsste. Ich grinste in den Kuss hinein und schlang meine Arme um ihn während er mich an der Taille hielt. Ein lautes Stöhnen der Anderen war hörbar, doch das interessierte uns nicht. Zumindest solange nicht bis Soma von einem Schneeball am Arm getroffen wurde.
"Das werdet ihr noch bitter bereuen!" rief er ihnen zu und griff nach meiner Hand bevor wir ebenfalls anfingen mit Schneebällen zu werfen.
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