Eins. Oder: Awilōa
눈이 모든 것을 덮었습니다.
The snow has covered everything.
CH01
Weißer Nebel legte sich über die Baumgipfel des Königreiches Awilōa, während die Sonne langsam aufging. Das Eis auf dem Boden des Prinzgemachs glitzerte, als die ersten Strahlen des neuen Tages sich darin spiegelten. Auch die blasse Haut des jungen Halbelfen wurde in ein warmes Licht getaucht, was ihn die, mit einem mittig platzierten, funkelnden Ring verzierte, Nase rümpfen ließ. Noch in einen wunderbaren Traum versunken, rückte er weiter unter seine weiche Decke, zog sie bis unter sein Kinn. Zufrieden seufzte er und ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinen rosigen Lippen aus. Seine hellen Wimpern schmiegten sich an seine Wangen, auf welchen sich auf der einen Seite ein leichtes Muster abzeichnete. Es waren helle Eiskristalle, die sich ihren Weg von seiner Schläfe bis hin zu seinem Kinn bahnten und funkelten, als wären sie mit Edelsteinen besetzt. Die langen, bläulich-gräulichen Haare, mit weißen Strähnen durchzogen, lagen wirr auf dem weichen Kissen des Prinzen verteilt. Eine Strähne, mit Perlen verziert, schmückte seinen Kopf und hing etwas in sein Gesicht hinein.
Ein tiefes Brummen ertönte aus einer Ecke des Zimmers, in der ein majestätisch aussehender Dache lag. Er sah aus, als wäre er aus Eis und Silber geboren worden, Kristalle zogen sich über seine robusten Schuppen und mündeten in kleinen Ansammlungen, kleinen Kristallfamilien. Sein Schwanz war um ihn gelegt, bewegte sich langsam hin und her. Weißer Rauch stieg aus seinen Nüstern und sammelte sich unter der hohen Decke des Gemaches, bevor er sich langsam auflöste. Als die Sonnenstrahlen das beinahe durchsichtige Horn auf der Schnauze des Drachen berührten, öffnete dieser langsam seine eisblauen Augen, bevor er seinen Kopf anhob. Langsam schaute er sich im Zimmer um, sein Blick blieb an dem jungen Prinzen hängen. Gemächlich tapste er zum Bett des Prinzen und zog diesem mit einem Ruck die Decke weg.
Der Prinz murrte und tastete blind nach dem flauschigen Stoff. Er seufzte laut auf, als er ihn nicht finden konnte und drehte sich in seinem hellen Nachthemd auf die andere Seite. Der Eisdrache stupste ihm gegen den Rücken, was den Jungen sich etwas bewegen ließ. „Noch ein bisschen", murmelte er, was den Drachen zum Schnauben brachte. Kurzerhand nahm er das Gewand des Prinzen zwischen seine Zähne und zog an diesem, wodurch der Prinz bis fast zum Bettrand gezogen wurde. „Ist ja schon gut", entgegnete der Prinz sofort und schlug seine ebenfalls eisblauen Augen auf. Mürrisch blickte er in die großen Augen des Drachen, in denen er sich spiegeln konnte. „Du kannst mich auch einfach Mal ausschlafen lassen", meckerte er anschließend, seufzte jedoch bei dem anklagenden Blick, der ihm zuwider wurde. „Schon verstanden, königliche Pflichten und so, ich weiß ja."
Nachdem er sich einmal gestreckt hatte, setzte er sich an seine Bettkante und schaute auffordernd zu seinem Eisdrachen hoch. „Na komm schon", schmunzelte er und der Drache stupste einmal seine Wange an, bevor er seinen großen Kopf auf dem Schoß des Menschen ablegte. Dieser fuhr sofort mit beiden Händen über die Schnauze und die Stirn seines besten Freundes. Sanft strich er über die großen Hörner, die oberhalb der Augen wuchsen. Anschließend kitzelte er den Kristall auf der Nase des Drachens, der dadurch einmal nieste und den Boden etwas mehr vereiste. Der Prinz kicherte. „Gesundheit, Koo." Erneut bekam er einen anklagenden, fast schon beleidigten Blick, bevor sich der Drache wieder aufrichtete und aus dem Fenster schaute. Der Prinz stand unterdessen auf und streckte sich gähnend erneut, bevor es klopfte.
„Prinz Yoongi, das Frühstück steht im großen Saal bereit", wurde ihm durch die Tür berichtet. „Ich komme sofort", antwortete der Angesprochene und schaute zu seinem Drachen, fuhr einmal sanft über die eingezogenen Flügel. „Komm, wir gehen essen und danach kannst du ein bisschen fliegen", sprach Yoongi, was den Drachen sofort den Kopf drehen ließ. Beinahe aufgeregt tapste er zu Yoongi und stieß mit dem Kopf gegen seine Brust, was Yoongi kurz lachen ließ. „Ich kann leider nicht mit, Kleiner, wir haben heute Strategie-Planungen." Der Prinz küsste sanft die Seite des Kopfes des Drachens und strich noch einmal über die Nase. Der Drache blickte jedoch einfach nur beleidigt hoch, was Yoongi weich werden ließ: „Nun gut, vielleicht habe ich heute Abend etwas Zeit für meinen Lieblingsdrachen." Koo wirkte sofort um einiges besser gelaunt und holte mit seinem Maul den Morgenmantel des Prinzen, der ihn dankend annahm. Schnell zog er den Mantel an und trat anschließend mit nackten Füßen auf den Flur hinaus. Koo senkte sich vor ihm, woraufhin Yoongi sich seitlich auf den Rücken des Drachen setze, wodurch er den Weg zum Speisesaal getragen wurde.
Im großen Saal angekommen, sprang er von dem Drachen ab und spazierte gemächlich zum Tisch. Zwei seiner Brüder, die beiden siebenjährigen Zwillinge Seojun und Seoyun, saßen bereits am Tisch, den beiden fuhr er liebevoll durch die Haare und hinterließ einen Kuss auf deren Stirn. Anschließend küsste er seinen Vater und seine Mutter auf die Wange. „Guten Morgen, zusammen. Angenehmen Schlaf gehabt?" Seine Mutter schmunzelte etwas. Die Elfengene, die sie Ihren Söhnen vererbt hat, sah man ihr bereits auf den ersten Blick an: Abgesehen von den spitz zulaufenden Ohren umgab sie eine positive, magische Aura. Sie zog die Blicke auf sich, ohne äußerlich herauszustechen. Nicht in Awilōa zumindest. Ihre langen, weißen Haare und hellen Augen strahlten nur so vor Liebe, die ihrer Familie gewidmet war. Ihre schmalen Lippen, die fast immer zu einem Lächeln verzogen waren, glänzten auf magische Weise, ihre großen, nahezu weißen Augen ließen sie lieblich und zart erscheinen. „Diese beiden Wildelfen hier meinten, Schlaf wird nicht gebraucht, also hat sich die Zeit, die zum Entspannen übergeblieben ist, in Grenzen gehalten."
Yoongi lachte einmal, während er von einem Bediensteten den Napf des Drachens entgegennahm, ihn diesem hinstellte und ihn noch einmal streichelte, bevor er auf seinen Sitzplatz huschte. Zur gleichen Zeit kamen auch seine einzige Schwester Aecha und sein dritter Bruder Haekyon in den Saal, die er beide ebenfalls herzlich begrüßte. „Wann kommt Sungha eigentlich wieder?", fragte der etwas Kleinere der beiden Zwillinge, Seojun, während des Essens und schaute mit großen Augen den freien Stuhl neben Yoongi an. Die Anwesenden wurden still und schauten alle auf eben diesen Platz. Yoongi schluckte trocken und blickte zu seiner Mutter, wusste nicht, wie er den beiden erzählen sollte – wie er es jemals können sollte – dass ihr geliebter Bruder nicht wieder zurückkommen würde. In den Augen seiner Mutter sammelten sich glitzernde Tränen bei dem Gedanken an ihren zweit ältesten Sohn. Der Vater der Familie legte seine Hand auf die ihre und lächelte den Zwillingen sanft zu. „Dein Bruder ist weitergegangen, auf seiner Reise in die Unendlichkeit", sprach er in Bildern, „eines Tages wirst du ihn wieder sehen, aber das wird noch lange dauern, mein Sohn."
Seojun schmollte etwas. „Er könnte uns aber doch zumindest Post schicken!" Seoyun hakte ein: „Vielleicht gibt es da, wo er ist ja keine Postboten!" Sein Bruder machte große Augen. „Ein Ort ohne Post? Gibt es so etwas, Mama?", als die Zwillinge die Mutter anschauten, der die Tränen nun über die Wangen liefen, machten sie große Augen. „Mama!", rief Seoyun und sprang sofort auf, um um den Tisch herumzulaufen und seine dünnen Arme um die Taille der erwachsenen Frau zu schlingen. Seojun tat ihm das sogleich nach. „Tut uns leid, Mama", sagte Seojun und Seoyun fügte hinzu: „Wir wollten dich nicht traurig machen." Yojeong, ihre Mutter, schniefte einmal in ein Taschentuch, bevor sie ihre beiden kleinsten Söhne auf den Kopf küsste und ihnen zulächelte. „Das ist nicht eure Schuld, ihr zwei. Ich vermisse euren Bruder nur auch schrecklich, aber leider kann er uns von dort, wo er ist, keine Post schicken."
Die beiden kleinen Halbelfen schauten zu ihrer Mutter hoch. „Also bist du uns nicht böse?", fragte Seoyun vorsichtig und Yojeong lachte einmal leise. Sie schüttelte den Kopf und sagte: „Auf keinen Fall. Und jetzt geht wieder auf eure Plätze und esst auf, na geht schon." Die beiden kicherten etwas und rannten sofort zu ihren Plätzen zurück und aßen – jetzt wieder besser gelaunt – ihr Frühstück. Yoongi schaute zu seiner linken, in Aechas Gesicht. „Alles okay?", fragte er sanft und nahm ihre Hand, doch seine Schwester nickte etwas. „Langsam ... Langsam gewöhne ich mich an den leeren Platz. Es tut weniger weh", sprach sie und Yoongi nickte und bekam einen Kuss auf seine Wange. „Danke, dass du immer auf mich achtgibst, großer Bruder." Yoongi lächelte und schaute anschließend zu Hakyeon, der von ihrer aller Vater gerade aufgemuntert wurde. Nach einiger Zeit, in denen die Familie etwas stiller als sonst ihr Essen verspeist hatte, wandte sich der Vater an Yoongi.
„Bitte mache dich gleich soweit fertig und komm dann vor den Palast, ich möchte das Gespräch auf einem Ausritt führen", sagte er und sofort hob Koo in der Ecke den Kopf, was die Anwesenden lachen ließ. „Ja, Koo, du darfst natürlich mit", bestätigte Sunwoo, der Vater, sofort die unausgesprochene Frage im Blick des Eisdrachens. Yoongi schaute noch kurz zu Koo, dann wieder zu seinem Vater und antwortete: „Mache ich."
Und daran hielt er sich: Nach dem Essen ließ er Koo schon einmal ein paar Runden raus und machte sich fertig, traf anschließend auf seinen Vater. Yoongi nahm zwei Finger zwischen die Lippen, pfiff damit nach seinem Drachen, der sogleich angeflogen kam und ihn in den Bauch stupste. Lachend strich er seinem Freund über den Kopf. „Bereit für den ersten Ausritt diesen Mond?" Ein weiterer Bauchstupser verriet die Antwort, weshalb sich Yoongi auf den Rücken des Eisdrachens niederließ. „Bereit, alter Mann?", fragte er seinen Vater neckend und dieser lachte sein tiefes Lachen. „Irgendwann bist du auch in meinem Alter, mein Sohn, dann werde ich dich auslachen, wenn du über dein eigenes Eis rutscht und dir die Knochen brichst." Yoongi lachte ebenfalls. „Ich frage einfach eine Faia um Hilfe, dann ist das egal", widersprach er, was seinen Vater nur erneut lachen ließ, während die beiden mit ihren Drachen in die Lüfte stiegen. Anders als Yoongi besaß Sunwoo keinen persönlichen Drachen, zu dem er eine spezielle Bindung hatte. Er hatte sich einen der Palastdrachen ausgesucht, mit dem er nun flog. Yoongi hielt sich an Koos Hörnern fest, während er die Augen schloss und lächelnd den Wind auf seinem Gesicht spürte.
Seine Haare hatte er in einen Dutt zusammengesteckt, einige lose Strähnen fielen ihm jedoch ins Gesicht und umrahmten es so. Silberner Haarschmuck brachte einen feinen Touch hinzu. Seinen Morgenmantel hatte er durch eine königliche Robe ausgewechselt. Sie war in einem dunkeln Blau gehalten, jedoch an den Rändern in der Farbe seiner Augen verziert. Auf Schuhe hatte er weiterhin verzichtet, er lief viel lieber barfuß herum. Kalt wurde ihm sowieso nicht.
„Ich war lange nicht mehr in den Lüften", sprach Sunwoo und Yoongi stimmte ihm zu. Der Krieg gegen das Königreich des Feuers, Eksīlo, hatte es lange Zeit unmöglich gemacht, zu fliegen. Erst vor sieben Jahren war der fast vierzig Jahre lange Krieg für beendet erklärt, Frieden ausgehandelt worden. Es war der Krieg, in dem Sungha gestorben war, als er sein Königreich verteidigte. Viele Soldaten ließen ihr Leben, auf beiden Seiten. Sunwoo hatte sich bis vor Kurzem noch von einem schweren Zauber erholen müssen, war seit dem nicht mehr in der Luft gewesen. Die Bewohner der beiden Königreiche Awilōa und Eksīlo jedoch hatten noch lange keinen Frieden geschlossen. Das, was auf dem vertraglichen Dokument stand, könne ja wohl nicht ihre Empfindungen einander gegenüber beeinflussen, so hieß es. Auch Yoongi hielt nichts von dem anderen Königreich. Nicht, wenn einer ihrer Soldaten seinen Bruder auf dem Gewissen hatte.
„Nun, mein Sohn, du weißt, ich möchte heute ein Strategiegespräch führen, wahrscheinlich fragst du dich, worüber", fuhr er anschließend fort, was Yoongi zu ihm blicken ließ. „Ich habe von Unruhen in den westlichen Provinzen Dajkulars gehört, ich bin davon ausgegangen, dass es um diese geht. Immerhin beziehen wir einen Großteil unserer Holzwaren von dort." Sunwoo lächelt leicht stolz. „Du hast Recht, es geht um diese Unruhen. Es ist noch nicht bestätigt, jedoch scheint ein Fluch über das Tal Gūhana gelegt worden zusein, wahrscheinlich von ihrem Herrscher selbst. Boten können nicht genau beschreiben, was vor sich geht, jedoch scheinen die Arbeiter wie willenlose Sklaven zu handeln, selbst die Tiere sollen betroffen sein. Wir müssen also etwas unternehmen."
„Unsere Truppen sind noch geschwächt. Ich nehme also an, dass du bereits ein Bündnis abgeschlossen hast?" Sunwoo schmunzelt, sein Sohn kannte ihn nur zu gut. „Wir sind gerade auf dem Weg dorthin, um das Bündnis zu finalisieren." Yoongi nickte langsam und überlegte. „Welches Königreich hast du um Verstärkung gebeten, Vater?" Er bekam keine direkte Antwort von dem Angesprochenen, lediglich ein: „Wirst du wohl sehen, wenn ihr zwei mithalten könnt." Mit diesen Worten preschte Sunwoo mit seinem Drachen vor, während Yoongi grinsend mit Koo ebenfalls beschleunigte. Das Grinsen, unterbrochen von Lachern der Freude, verschwand erst wieder, als das Ziel nahe war. Denn in unmittelbarer Nähe konnte Yoongi rote Flüsse und tonige Erde sehen. Sie waren kurz vor der Grenze zu Eksīlo, dem Königreich des Feuers.
coming soon
27072021
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