Verräter II.

Derweil befand sich Ezra in einer der kaum benutzten Zellen auf Atollon. Nun ja mehr oder weniger befanden sie sich auf der Liberator, dem Kommandoschiff der Flotte, aber dieses befand sich auf Atollon, also zählte das. Es war eine kleine, dunkle Zelle mit einer einfachen Pritsche auf der er saß. Auch ein Lüftungsschacht befand sich über ihn, aber Ezra dachte nicht daran auszubrechen. Abgesehen davon war er sich nicht mal sicher, ob er nach seinem Wachstumsschub noch so gut dadurch passte wie zuvor. Er hatte die Beine angezogen und hatte sich gegen die Wand gelehnt. Seine Augen sahen einfach ins Leere. Hin und wieder hörte er etwas außerhalb von seiner Zelle, aber das interessierte ihn gar nicht. Nein, denn in seinen Augen befand er sich genau an dem richtigen Ort. Dort wo er seiner Meinung nach auch hingehörte.

Ezra schluckte und tat seinen Kopf auf seine Knie. Seine Verhaftung schien vielleicht gerade mal zwei Stunden her zu sein. Oder war es vielleicht mehr? Oder mehr weniger? In solch einer Zelle hatte er absolut kein Zeitgefühl, geschweige denn war ihm bewusst wie lange er schon dort saß und ins Leere starrte. Wie er einfach mit sich und seinen Gedanken alleine war. Obwohl...wenn er die letzten Monate überdachte, dann war das nichts allzu Neues für ihn. Nur da hatte er das Holocron zur Verfügung gehabt, welches ihn gelehrt hatte. Welches ihm Wissen gegeben hatte...Dinge, die ihm geholfen hatten. Die ihn stärker und besser gemacht hatten.

Was im Nachhinein der völlig falsche Weg gewesen war wie er nun wusste. 

Er seufzte und schloss die Augen. Wie schon so oft in den letzten Monaten fragte er sich, wann sein Leben so dermaßen aus den Fugen geraten war. Wann hatte es angefangen so zu eskalieren? Die Antwort lag auf der Hand wo es passiert war....mehr fragte er sich wann genau. War es bereits bei der Ankunft auf Malachor gewesen? Oder als er in die tiefen Abgründe des Planeten gefallen und dort....Maul begegnet war? Als er ihm zugehört hatte, als er...angefangen hatte Mitleid für ihn zu empfinden? Als sie zusammen das Sith - Holocron geholt hatten? Oder war es mehr der Zeitpunkt gewesen, wo er und Maul sich von seinem Vater und Ahsoka getrennt hatten? Vielleicht...vielleicht war das der Moment gewesen, wo noch alles hätte verhindert werden können. Wo er sie noch nicht...verraten hatte.

Ezra hatte nicht damit gerechnet sich mal in einer Zelle der Rebellion vorzufinden, angeklagt des Hochverrats mit Ausblick auf seine morgige Hinrichtung. Nein, dass hatte er sicherlich am Morgen des Tages nicht erwartet. Auch wenn er im ersten Moment vollkommen verwirrt und schockiert gewesen war über die plötzlichen Ereignisse....so wurde ihm im zweiten Moment bewusst, dass dieser General im Recht war. Es stimmte ja, was er sagte. Ezra hatte die Geschehnisse auf Malachor Entschuld und hatte damit nicht nur seinen Vater und Ahsoka verraten, sondern auch die Rebellion. Und damit war es in jeder Hinsicht mehr als gerechtfertigt, dass er sich nun in dieser Zelle befand und auf seine Verurteilung wartete.

Nur konnte der Padawan nicht anders und musste über die unglückliche Ironie seiner derzeitigen Situation lachen. Ezra konnte sein hysterisches Gelächter nicht zurückhalten, er warf den Kopf in den Nacken und lachte. Er lachte so sehr, dass ihm die Tränen kamen, die über seine Wangen liefen. Gepaart von Schmerz, Trauer, Verzweiflung und Kummer. Er hörte die dumpfen Stimmen der Wachen vor seiner Zelle und hielt sich den Bauch, aber aufhören konnte er nicht. Vermutlich dachten die Rebellen, die ihn hörten, dass er vollkommen verrückt geworden war und vielleicht war er das auch. Vielleicht hatten Malachor, die letzten Monate, der gestrige Tag und dann das vom heutigen einfach dafür gesorgt, dass seine Psyche komplett nachgab und unter den Lasten und der Schwere seiner Schuld, seiner Trauer zerschmetterte. 

Diese Ironie...diese Ironie des Ganzen war einfach....Wer immer auch das Drehbuch für sein katastrophales Leben geschrieben hatte, der musste wahrhaftig ein Meister seiner Kunst sein. Wieso war dieser General nicht eher gekommen und hätte ihm damit die ganzen letzten Monate erspart? Oder nein noch besser, wieso hatte er am gestrigen Tag dem Tod ins Auge blicken müssen nur um dann zwei Tage danach hingerichtet zu werden? Da hätte man sich seine Rettung mehr als sparen können, wirklich. Anscheinend wollte die Galaxis wirklich, dass er sterben sollte und mittlerweile erfüllte er ihr diesen Wunsch nur allzu gerne. Denn aus Ezras Sicht der Dinge konnte die ganze Situation nicht mehr schlimmer werden. Was sollte er sich denn auch noch groß erhoffen? Seine Familie hasste ihn, er hatte seinen Vater, Ahsoka und nebenbei die ganze Rebellion verraten, vielleicht auch die Jedi wenn er schon dabei war, er hatte komplett seinen Weg verloren, sein Vater war blind und würde nie wieder sehen können was seine Schuld war, Ahsoka war seinetwegen tot und...ach ja er hatte fast seine ganze Mannschaft am gestrigen Tage fast umgebracht, weil er von seiner Arroganz, seines Übermuts und seiner Rücksichtslosigkeit geblendet gewesen war. Nicht zu vergessen hatte er die Imperialen nicht nur willentlich verletzt, sondern auch welche von ihnen kaltblütig ermordet. Er war nicht nur ein Verräter, sondern auch ein Mörder. Er..er war nicht besser als ein Inquisitor. Vielleicht...vielleicht war er bereits auf dem besten Wege einer zu werden oder mehr....war er es schon. 

Als Ezra sich beruhigt hatte legte er sich auf die Pritsche. Mit voller Wucht kam ihm die wirkliche Bedeutung seiner Gedanken in den Sinn und er starrte an die dunkle Decke der Zelle. Wenn er wirklich genau darüber nachdachte....dann war es doch irgendwie befriedigend für ihn. Nach morgen musste er sich um nichts mehr Gedanken machen. Das Holocron würde nicht mehr nach ihm rufen, die Schuldgefühle und seine dunklen Gedanken würden verschwinden, seine Familie musste sich nicht mehr mit ihm belasten, er würde weder für sie noch für die Rebellion eine Gefahr sein...

Irgendwie hörte sich das...wie eine Befreiung an. Er würde nicht nur für seine Taten verurteilt werden und die Konsequenzen davon erfahren, nein er würde niemanden Schwierigkeiten bereiten und so etwas wie am Tag zuvor würde nie wieder passieren. Er wollte zwar nicht seine Familie verlassen, nein das war das Letzte was er tun wollte...aber bedachte man die letzten Monate und vor allem Malachor, dann waren sie ohne ihn viel besser dran. 

Immerhin....er hatte das Sith - Holocron geöffnet. Etwas, was kein Jedi tun konnte. Also..konnte er kein Jedi sein. Nicht mehr. Was bedeutete...

Ezra schluckte und schloss die Augen.

Niemals. Dann wollte er lieber hingerichtet werden als das. Er war kein Inquisitor, kein Sith. Und nach morgen...würde auch keine Gefahr mehr bestehen, dass sich das je änderte. Morgen würde er die Konsequenzen seiner Handlungen tragen.

Und er war bereit dafür.

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Hingerichtet. Ermordet. Exekutiert. 

Diese Worte hielten Kanan, als auch Hera davon ab in den Schlaf zu finden. Sie lagen nebeneinander in Heras Koje und schwiegen einfach. Die Arme umeinander gelegt, eng aneinander geschmiegt hingen sie ihren Gedanken nach. Wobei sie beide nur eines im Kopf hatten und das war ihr Sohn. Und die Angst, die sie bei dem bloßen Gedanken empfanden, was passieren könnte. Was passieren würde, wenn sie nicht...

"Ich habe Angst, Kanan", flüsterte Hera in die Dunkelheit. Ihre Stimme war leise, zaghaft...und doch vernahm der Jedi sie nur allzu klar. Er nahm sie fester in den Arm und tat seinen Kopf an ihren.

"Denke nicht daran. Morgen um diese Zeit werden wir ihn wieder bei uns haben. Ob wir dann auf der Flucht sind oder nicht macht keinen Unterschied. Hauptsache...er ist wieder bei uns."

Hera seufzte leise und kuschelte sich an ihren Mann.

"Mein armes Baby. Er muss die Nacht in einer Zelle verbringen und wir durften nicht mal zu ihm. Vermutlich ist es dort kalt, unbequem und einfach schrecklich."

Kanan lächelte traurig.

"Es ist kein Verlies, Schatz. Aber ich weiß was du meinst.. Nach dem gestrigen Tag ist es einfach vollkommen falsch. Er sollte bei uns sein, wir sollten mit ihm geredet haben und alles sollte in Ordnung sein."

Er schloss die Augen.

"Wenn ich früher mit ihm geredet hätte... Wenn ich doch nur für ihn da gewesen wäre. Ich hätte gestern Abend sofort mit ihm sprechen sollen. Ich hätte.."

Diesmal war es an Hera sich mehr an ihren Mann zu schwiegen. Sie legte eine Hand auf seine Wange und tat ihre Stirn an seine.

"Schsch, Süßer. Hör auf dir Vorwürfe zu machen. Das hilft Ezra jetzt auch nicht. Es wird alles wieder in Ordnung kommen und dann können wir endlich diese Katastrophe hinter uns lassen. Dann haben wir unseren Sohn wieder."

Kanan seufzte leise und strich über ihre Lekku.

"Ich bete zur Macht, dass du Recht hast. Ich vermisse ihn so sehr, Hera."

"Ich auch, Love."

Die Twi'lek schloss die Augen, wobei ihr eine Träne entwich.

"Ich auch."

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Am nächsten Morgen herrschte schon sehr früh reger Betrieb in der Ghost. Die Spectres und Rex hatten fast ihre Vorbereitung für ihr Vorhaben beendet und doch warteten sie noch immer darauf, dass der Klon die ersehnte Antwort von Senator Organa erhielt. Doch das war in der vergangenen Nacht nicht passiert und die Hoffnung, dass sie diese Sache auf dem rechtlichen und legalen Weg lösen konnten, schwand mit jeder verstreichenden Minute. Immer wieder behielt man die Uhrzeit im Blick. Um 10:00 sollte es soweit sein, dann sollte Ezra hingerichtet werden. Und nun war es schon kurz nach neun. Die Nerven der Rebellen lagen absolut blank.

"Ich habe gestern Abend noch mit Commander Sato gesprochen, aber auch er kann nichts machen. Der General hat das absolute Kommando. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht..."

Kanan schnaubte.

"Dann werden wir das Wunder sein. Niemals werde ich zulassen, dass dieser Kerl meinem Sohn etwas tut."

Sabine verteilte ihre Wunder.

"Tja, ich bin startklar. Wir haben alles, was wir brauchen."

Zeb nickte und schulterte seinen Bow - Rifle.

"Legen wir los, bevor wir zu spät sind."

Chopper piepte und hob seine Metallarme in einer Art kampfreudigen Haltung. Hera blickte in die Runde ihrer Crew und schluckte. Noch immer konnte sie es nicht wirklich fassen, was sie dabei waren zu tun. Soweit hätte es nie kommen sollen und doch....es war real. Es war kein Albtraum. Sie würden sich gegen die Rebellion stellen, sie würde sich gegen ihre eigene Staffel stellen. Gegen ihre eigenen Leute. Doch auch wenn ihr der bloße Gedanke daran unheimlich schmerzte und ihr Schuldgefühle bereitete....so war es doch nichts im Gegensatz zu Ezras Befreiung. Sie war an allererster Stelle eine Mutter und ihr Kind stellte sie über alles und jeden. Selbst über die Rebellion. Vielleicht machte sie das selbstsüchtig, vielleicht war es gegen alles, was ihr Vater sie gelehrt hatte und wofür er stand....aber es war ihr Leben, ihre Familie und daher ihre Entscheidung. Sie hatte ihren Sohn schon einmal verloren geglaubt. Ihre zweite Chance würde sie um nichts in der Galaxis verschwenden.

Doch da es ihre Entscheidung war, hieß nicht, dass sie sie alle mit reinziehen würde. Also tat sie das, was sie in ihrer Position als Captain und Oberhaupt dieser Crew, dieser Familie tun musste. 

Sie räusperte sich.

"Bevor wir aufbrechen... Ich zwinge niemanden von euch das durchzuziehen. In einer Stunde, wenn hoffentlich alles vorbei ist...dann werden wir nicht nur das Imperium gegen uns haben, dass muss euch bewusst sein. Nichts wird mehr so sein wie zuvor und die Gefahr ist gar nicht zu beschreiben, was uns dann erwarten wird...Es ist mir wichtig, dass  jeder von euch sich bewusst ist, wofür er sich entscheidet. Es ist euer Leben und ich habe kein Recht von euch zu verlangen dieses nur noch mehr zu gefährden, wenn wir die Rebellion gegen uns haben. Das ist eure letzte Chance dem zu entsagen. Ich werde es niemanden von euch übel nehmen. Jeder muss für sich wählen, was er für richtig hält."

Hera schluckte und tat sich eine Hand auf die Schulter. Kanan legte einen Arm um sie und drehte sein Gesicht zu ihrem.

"Meine Entscheidung kennst du bereits. Es war nie eine. Wenn du also gedacht hast, dass du mich so einfach los werden kannst...tja, da musst du dir schon was Besseres überlegen. Ich weiche nicht von deiner, noch von Ezras Seite."

Seine Frau lächelte etwas und drückte Kanans Hand, die sich auf ihre gelegt hatte. Natürlich wusste sie, dass es für Kanan keine Entscheidung gewesen war. Ebenso wenig wie bei ihr selbst. Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte zu den anderen Spectres.

"Ihr müsst nicht..."

"Und hier dachten wir, dass du bereits fertig mit deiner Rede wärst. Ehrlich, Hera, dass du das noch fragst."

Sabine schüttelte den Kopf.

"Die Sache ist verrückt, geradezu durchgeknallt und absolut lebensmüde, ja. Aber das ist nicht wirklich etwas Neues bei uns."

Zeb schnaubte.

"Wir haben dir bereits gesagt, dass wir dabei sind. Uns ist klar, was das bedeutet. Aber der Kleine gehört zu uns und ist unschuldig. Wir sind eine Familie und egal was kommt, wir stellen uns dem allen gemeinsam."

Chopper piepte entschlossen und drehte seine Haube.

"Ich habe mich der Rebellion angeschlossen, nicht dem Imperium. Und wenn sie Kinder exekutieren lassen und noch dazu ohne einen fairen Prozess.."

Rex schüttelte den Kopf.

"Dann sind sie nicht besser, als diese Blechbüchsen. Ich komme mit euch. Ich habe meine Jedi nie im Stich gelassen und wegen dieses Vollidioten werde ich nicht heute damit anfangen."

Kanan lächelte.

"Du fängst aber nicht wieder damit an mich als General zu betiteln oder?"

Rex nahm seinen Helm und feixte.

"Würde mir nie in den Sinn kommen, Sir."

Der Jedi verdrehte die Augen, aber das Lächeln blieb auf seinen Lippen. Es hatte seine Zeit gedauert, ja, aber Rex war ein Freund geworden, den er nicht missen wollte. Er war ein Teil ihrer Familie. Sabine blickte zu Hera.

"Wir sind alle bereit, Hera. Wir haben uns schon längst entschieden. Niemals lassen wir zu, dass dieser Sack Bantha Futter damit durchkommt und Ezra etwas tut."

Die Twi'lek schluckte und empfand eine unheimliche Dankbarkeit in ihrem Herzen.

"Ich akzeptiere eure Entscheidungen, auch wenn ich euch am Liebsten davon abhalten würde. Doch ich bin auch sehr erleichtert und euch so unglaublich dankbar, dass ihr dazu bereit seid dieses Risiko einzugehen."

Hera blickte in die Runde. Pure Entschlossenheit zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.

"Also dann. Ihr kennt alle den Plan. Legen wir los. Brechen wir alle Regeln und begehen Hochverrat. Befreien wir unseren Spectre - 6."

###

Dunkelheit. Das schien alles zu sein, was Ezra sehen konnte. Wenn er ehrlich war, dann war es nichts Ungewöhnliches in diesen Tagen. Die Dunkelheit wirkte mehr wie ein immerzu präsenter Begleiter und nicht mehr wie eine Bedrohung. Genau wie das Alleinsein. Wie ein alter Freund war es zu ihm zurückgekehrt und er hatte sich erneut in dessen Fängen begeben. Doch auch wenn es noch immer eine dunkle Stimme in ihm gab, die ihm riet auszubrechen und seine Ketten zu zerstören, seine ganze Macht zu entfalten...Ezra hörte ihr einfach nicht zu, wollte es auch nicht. Geschweige denn davon hatte er noch Kraft in sich, um auch nur ein Wort zu hören, was diese Stimme ihm wie eine Schlange zu zischte. Er fühlte sich ermattet, ausgelaugt. Gefühle spürte er schon lange nicht mehr, ebenso wenig wie den Schmerz in seinem Herzen. Er war in einen Zustand der Trance, der Leere geglitten und wünschte sich eigentlich nur, dass bald alles vorbei sein würde. Selbst sein inniger Wunsch noch ein letztes Mal seine Familie zu sehen war im Laufe der Nacht irgendwann verschwunden. Geschlafen hatte er nicht oder vielleicht hatte er es auch und ihm war es selbst nicht bewusst gewesen. Es war schwer zu sagen bei der immerzu anhaltenden Dunkelheit in seiner Zelle.

Wie viel Zeit vergangen war, spielte keine Rolle mehr. Er tat nur noch Eines und das war es zu warten. Zu warten, dass sich endlich die Tür öffnete und man ihn zu seiner Hinrichtung bringen würde. Dann wäre endlich alles vorbei. Dann würde endlich dieser Albtraum, der auf Malachor seinen Anfang genommen hatte, vorbei sein.

Irgendwie war es schon seltsam auf den Tod zu warten. Ezra hatte es sich immer anders vorgestellt. Auf der Straße hatte er immer damit gerechnet zu verhungern oder von einem Sturmtruppler, der mal Glück hatte, erschossen zu werden. Vielleicht auch während des Winters auf Lothal zu erfrieren. Oder von einer Krankheit dahingesiecht zu werden...

An Bord der Ghost hatten sich seine Vorstellungen gewandelt. Wenn er über den Tod nachdachte, dann würde es ein Heldenhafter sein. Vielleicht durch eine Selbstopferung, um seine Crew zu beschützen. Oder Unschuldige. Oder er würde während einer Mission tödlich verwundet werden und zurückbleiben, damit Andere mit dem Leben davonkamen. Mit der Zeit hatte der Tod ihn nicht mehr geängstigt. Nein, es war ein Risiko für jeden Tag gewesen und Ezra war bereit gewesen diesen Preis zu bezahlen, wenn er dafür etwas bewirken konnte. Wenn er dadurch Unschuldige vor ihrem Verderben bewahren konnte. Oder...vielleicht sogar seine Familie, die ihm die Galaxis bedeuteten.

Wenn er so darüber nachdachte, dann wäre der Tod auf Tarkins Sternenzerstörer willkommen gewesen. Er wäre im Kampf gefallen, nachdem er seinen Vater befreit hatte...das wäre doch sicherlich etwas heldenhaft gewesen oder?

Oder als er Sabine vor den Inquisitoren auf der verlassenen Station beschützt hatte. Das wäre auch eine Möglichkeit gewesen, womit Ezra zufrieden gewesen wäre.

Nun alles wäre besser gewesen, als der Tod, der ihm bevorstand. Exekution wegen Hochverrat und Mord. Es würde kein ehrenhafter Tod sein und das Weiteste, was es von heldenhaft sein konnte. Sein Tod würde keinen Sinn bezwecken, würde nichts bewirken. Die Möglichkeit einen ehrenvollen Tod zu sterben hatte er offenbar schon eine ganze Weile verpasst....

Aber so schien es in seinem Leben zu sein. Nicht Mal der letzte Akt in seinem Leben würde etwas sein, was er wollte. Ob sie ihn begraben würden war auch eine Frage, aber er vermutete nicht. Vielleicht würde sein Tod ein Exempel daran sein, was mit den Leuten geschah, die die Rebellion verrieten. Obwohl...war das nicht eher mehr eine Sache des Imperiums?

Ezra zuckte zusammen, als er etwas hörte und kniff aus Reflex die Augen zusammen, als Licht den Raum erfüllte. Er hörte Schritte und spürte wie ihm Handschellen angelegt wurden.

"Es ist Zeit."

Ezra blinzelte und versuchte sich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen, als er hochgezerrt und er aus seiner Zelle geholt wurde. Es waren zwei Wachen links und rechts von ihm, die ihn nur jeweils an einer Seite festhielten und nicht einen Blick auf ihn warfen. Der Teenager ließ sich ohne ein Wort abführen sowie es am Tag zuvor der Fall gewesen war. Er spürte Erleichterung in sich, denn in wenigen Minuten würde alles vorbei sein. 

Sie bogen um die Ecke und langsam fiel die Anspannung von Ezra ab. Gleich war es vorbei. Gleich war es...

Wie aus dem Nichts griffen Hände und....Pranken? nach seinen Begleitern und entfernten sie von seiner Seite, als sie den Flur verlassen hatten und in einen Raum getreten waren. Ezra blinzelte und wusste gar nicht wie ihm geschah.

"Was...?"

"T'schuldigt, Leute. Ist nichts persönliches.."

Er traute seinen Augen nicht, als Zeb ihn von seinen Handschellen befreite. 

"Die haben sich noch nicht mal Mühe gegeben."

Es war ein einfaches Modell, welches Zeb mit seiner Muskelkraft einfach brach. 

"Hätte bei dem General irgendwie höhere Sicherheitsstandards erwartet."

Sabine drückte Ezras Schulter.

"Alles klar, Ez?"

Dieser konnte es nicht fassen.

"Aber...aber was macht ihr denn...?"

"Wonach sieht es denn aus? Wir holen dich hier raus und verschwinden dann", grummelte Zeb und blickte zu Sabine.

"Wie sieht es aus?"

"Rex hat alle anderen Rebellen rausbeordert. Heißt, dass wir bis wir draußen sind auf keine weiteren Schwierigkeiten stoßen sollten."

Die Mandalorianerin hatten ihren Helm auf und war über Funk mit den anderen Spectres in Kontakt. Ezra blickte beide vollkommen durcheinander an. Er war vollkommen durch den Wind.

"Aber...aber ich soll doch..."

Sabine war schon bereits dabei den nächsten Flur zu sichern - nur für alle Fälle.

"Der Plan des werten Generals hat sich erledigt. Aber nur, wenn wir uns beeilen."

Zeb nickte und drängte Ezra mit sich.

"Komm, Kleiner. Wir müssen los."

Der Teenager blinzelte, dann stoppte er und sah sie beide an.

"Nein..."

Er schluckte.

"Ich...ich komme nicht mit. Ich bleibe hier....und stelle mich meiner Verurteilung."

Sabines Nacken konnte man förmlich knacksen hören, als sie sich zu Ezra wendete. Ihre Augen verengten sich unter ihrem Helm zu Schlitzen.

"Hast du sie...?!"

Zeb sah Ezra entgeistert an.

"Du willst....Hat der Mistkerl dir eine Gehirnwäsche verpasst oder was?!"

Ezra sah betreten zu Boden.

"Ich habe es verdient. Es....es ist das Richtige."

Sabine war kurz davor Ezra zu betäuben, doch Zeb war schneller.

"Das glaube ich jetzt nicht.."

Er schnaubte, schüttelte den Kopf und nahm ihn kurzerhand über seine Schulter.

"Für diesen Unsinn haben wir jetzt keine Zeit. Hebe dir das Gesülze für später auf."

Er lief Sabine nach, beide traten den Weg aus dem Schiff an. Ezra hatte sich wieder etwas gefangen und versuchte sich gegen Zebs Griff zu wehren und diesem zu entkommen.

"Lasst mich! Ihr versteht das nicht! Ich..."

"Ja, ja, kid. Später."

Sie rannten um eine Ecke und hatten fast den Ausgang erreicht..

...als wie aus dem Nichts Commander Sato erschien und die drei Spectres sehr perplex und überrascht ansah. Sabine zückte ihre Blaster.

"Ich will Sie nicht betäuben, Commander. Aber..."

Diesem wurde sofort bewusst, was sie vorhatten. Doch anstatt nach seinen Kom zu greifen oder selbst seine Waffe zu ziehen...blieb er ganz ruhig.

"Orsen befindet sich in der Zentrale. Nehmt den Weg durch die Andockschleuse auf der linken Seite. Die ist unbewacht."

Sabine steckte langsam ihre Blaster zurück. Sie konnte es nicht fassen. Half Sato ihnen gerade..?

Der Commander bewegte sich ungerührt an ihnen vorbei.

"Ich habe euch nicht gesehen. Und ich werde sicherlich nicht daran teilhaben, dass ein Unschuldiger hingerichtet wird."

Zeb blinzelte.

"Commander.."

Sato machte eine Geste.

"Ihr solltet euch beeilen, lange wird Orsen nicht brauchen, um dahinterzukommen. Viel Glück und alles Gute. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder."

Damit war er so schnell verschwunden wie er gekommen war. Zeb und Sabine blickten sich an.

"Hat er uns gerade...?"

"Scheint so, aber wenn es eine Falle ist?"

Nun meldete sich Ezra zu Wort, der über das Verhalten von Sato nur allzu verwirrt war. Unschuldig? Dachte er wirklich, dass Ezra das war? Oder sagte er das nur so?

"Er hat nicht gelogen. Er hat die Wahrheit gesagt."

Seine Stimme war leise und sein Kopf vollkommen durcheinander. Wenn Sato, ausgerechnet Commander Sato ihn für unschuldig hielt....konnte da etwas dran sein?

Seine Freunde sahen sich an....dann rannten sie in die Richtung, die Sato ihnen geraten hatte. Sabine nahm durch ihrem Helm Kontakt zu Kanan und Rex auf.

"Spectre - 1 und 7, wir haben Spectre- 6 und kommen von der linken Andockschleuse. Haltet euch bereit."

"Ist etwas passiert?"

"Wir haben unerwartete Hilfe bekommen..."

Sie erreichten die Schleuse und Sabine öffnete sie. Es war zwar etwas hoch, aber nichts was die Spectres nicht gewöhnt waren. Und Sato hatte Recht zu den Korallen hin war alles unbewacht und niemand würde sie sehen. Sabine sprang zuerst und rollte sich dann auf den Boden ab. Zeb folgte und landete mit einem dumpfen Knall leichtfüßig auf den Boden, wobei Ezra sich noch immer über seiner Schulter befand. Sie sahen wie Rex und Kanan auf sie zugelaufen kamen. 

"Hera wartet mit Chopper in der Ghost. Los jetzt!"

Sie entfernten sich von dem Schiff und mussten zur Ghost laufen, die noch immer da stand, wo sie sich immer befand. Es war besser keinen Verdacht zu erregen, solange die Rebellen und vor allem Orsen nicht wusste, was passierte. Das Schiff war bereits in Sichtweite und wie sie es erwartet hatten, bemerkten die anderen Rebellen den schwarzhaarigen Teenager über Zebs Schulter und schlossen damit sogleich auf ihr Vorhaben. Zu ihrer Überraschung waren es nur Orsens Leute, die anfingen ihre Blaster zu zückten und auf sie schossen. Nach und nach taten es vereinzelte Rebellen ihnen nach, aber die Meisten aus ihrem Squadron taten es nicht. Plötzlich ertönte eine Sirene, was schon beinahe das lautstarke Signal war, dass sie aufgeflogen waren. Kanan zückte sein Lichtschwert und wehrte die Schüsse ab. Sabine und Zeb fingen an zurückzuschießen, während Zeb noch immer Ezra hielt. 

Plötzlich kamen aus Richtung der Zentrale mehr Leute, Orsens Leute, und fingen an sie anzugreifen. Es wurden immer mehr und langsam kreiste man sie ein. Sie waren nahe bei der Ghost, aber diese würde ihnen auch nichts nützen. Bei der Nähe zu ihren Angreifern könnten die Geschütze des Schiffes ebenfalls sie treffen. Zudem war da noch immer dieser Zurückhaltung ihre Kameraden oder mehr ehemaligen Kameraden zu verletzen. Schließlich setzte Zeb Ezra ab und wirkte beim Abwehren der Schüsse mit. Der Junge selbst wurde von allen Seiten von seiner Familie geschützt und....wusste gar nicht wie ihm geschah.

Sie halfen ihm ausbrechen. Nein, sie hatten es bereits getan und nun...wollten sie mit ihm fliehen. Wieso auch immer, aber sie wollten nicht, dass er hingerichtet werden würde. Aus irgendeinem Grund sollte er mit ihnen kommen und dazu waren sie bereit selbst Hochverrat zu begehen und sich gegen die Rebellion zu stellen. Ezra wirkte wie erstarrt. War ihnen denn nicht klar, was sie da taten? Wie gefährlich das war? Was das bedeuten würde?

Hera startete die Ghost und wollte ihnen offenbar so zur Hilfe kommen, als immer mehr eingeschlossen wurden. Und langsam wurden es mehr. Immer mehr, die sie beschossen.

"Feuer einstellen."

Eine laute Stimme durchbrach das Chaos und die Rebellen taten wie befohlen, wobei die Waffen sich noch immer auf die Spectres richteten, die Ezra von jeder Seite abschirmten. Orsen selbst trat durch seine Leute und in den Kreis, befand sich gegenüber der Familie. 

Seine Miene wirkte gefühlskalt und erhaben wie am Tag zuvor.

"Diesen Ausgang der Ereignisse hätte ich nicht erwartet, aber nun gut offenbar müssen wir alle damit leben. Wie es aussieht werden wir heute nicht nur eine Hinrichtung wegen Hochverrats haben."

Ezras Augen weiteten sich.

"Wir begehen keinen Hochverrat, wenn wir ein unschuldiges Kind befreien, welches zu Unrecht verurteilt werden soll. Sie haben uns keine Wahl gelassen, Orsen", sprach Kanan und seine Stimme war überraschend ruhig und klar.

"Wir werden mit Ezra verschwinden. Sie werden ihm kein Haar krümmen."

"Ich muss Sie leider enttäuschen, Meister - Jedi. Sie und ihre Crew gehen nirgendwohin. Jeder, der an diesem Komplott beteiligt ist, wird wegen Hochverrats verurteilt werden."

"Ohne Prozess? Noch dazu alles wegen einer angeblichen Hinrichtung an einem Kind? General, Sie sind wahnsinnig. Wenn Sie das tun, dann sind Sie nicht besser, als das Imperium", äußerte sich Rex und sah ihn abwertend an.

"Das ist nicht das wofür die Rebellion steht. Was sie verkörpern soll. Commander Tano wusste das."

"Commander Tano ist tot und es ist die Schuld dieses wie sie sagen unschuldigen Kindes. Er ist ein Monster, ein Mörder und ein Verräter. Er hat sie auf dem Gewissen und das Augenlicht seines eigenen Meisters. Er ist eine Schande für die Rebellion, als auch für die Jedi. Ich kenne sie nur große, mutige und weise Kämpfer, die voller Stärke und Macht waren. Dieses Kind ist nichts davon."

Ezra schluckte und blickte beschämt zu Boden. Der General hatte Recht. Er war genau das und das sahen sie alle in ihm. Er war an allem Schuld. Und wenn seine Familie nun wegen ihm leiden musste, noch mehr leiden musste, dann...

Das Raunen und das Tuscheln der Rebellen um sie herum ließ ihn aufblicken. 

Kanan hatte sich von der Gruppe entfernt. Sein Lichtschwert war erloschen und hang nun wieder an seinem Gürtel. Doch das war nicht das, was die Rebellen zum Stocken brachte.

Der Jedi stand nun vor General Orsen und hatten diesen am Kragen gepackt. Für Kanan war es kein Problem den hageren Mann festzuhalten. Er hatte seine Maske abgetan und obwohl seine Augen blind waren....so änderte nichts daran, dass man den unglaublichen Zorn in ihnen und in seiner ganzen Haltung sah, als er Orsen anblickte.

"Dieses Kind welches sie unentwegt beleidigen, verspotten und demütigen..."

Kanans Stimme glich einem einzigen Knurren. Doch sie war klar und deutlich, sodass jeder ihn hörte.

".....ist mein Sohn. Mein Padawan. Und wenn Sie noch einmal ein Wort, auch nur ein einziges Wort gegen ihn erheben, werde ich mich vergessen. Es ist nicht die Art der Jedi, aber die eines Vaters sein Kind immer zu beschützen und es vor solch einem Abschaum wie Sie es sind, Orsen, fernzuhalten. Mein Sohn hat nichts, aber auch gar nichts  falsch gemacht. Er ist an nichts Schuld. Er ist kein Monster, keine Schande und erst Recht nicht ein Fehler. Nichts von dem, was Sie ja so angeblich wissen ist wahr. Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen, General?"

Kanan drehte sich mit Orsen um, hielt ihn nach wie vor fest gepackt. Seine milchigen Augen blickten zu den Rebellen. Die Wut und der Zorn des Jedi gingen wie Wellen von ihm aus und sogar für Nichtmachtsensitive war sie zu spüren. Allein Kanans Miene reichte, damit die Rebellen ein Stück ihre Waffen sinken ließen.

"Malachor war ein einziges Desaster, ja! Ja, das war es! Aber nichts von dem was passiert ist war Ezra Caleb Jarruss Schuld. Sind Sie schon einmal einem Sith - Lord begegnet, General? Oh ich bezweifele das. Sonst würden Sie in ihrem beschränkten und kleingeistigen Denken wissen, dass sie ein Meister der Manipulation sind. Sie wissen genau wie man die eigenen Schwächen gegen sich ausspielen kann. Ich bin so frei zu behaupten, dass es kaum jemanden gibt, der dagegen immun wäre. Ja, ich selbst würde mich niemals davon freisprechen, dass es bei mir nicht auch Erfolg haben würde. Was Commander Tano betrifft, so haben wir sie weder zurückgelassen, noch hat Ezra etwas mit ihrem Tod zu tun. Sie entschied sich zu bleiben und sich opfern, damit uns die Flucht gelang. Ahsoka Tano kämpfte gegen Darth Vader, damit wir fliehen konnten. Sie gab ihr Leben für uns. Für meinen Sohn. Und soll ich Ihnen sagen wieso? Weil sie genau wie ich in Ezra den Jedi sieht, der er sein wird. Einer der besten Jedi, die es je gegeben hat."

Ezra blinzelte und seine Augen weiteten sich. Sein Herz schlug schneller und sein Mund wurde bei den Worten seines Vaters ganz trocken. War...war das wirklich wahr? So sah sein Vater ihn? Und...er gab ihm nicht die Schuld an allem? An Malachor?

Ein leiser Anflug von Hoffnung machte sich in ihm breit. Bedeutete das vielleicht...?

"Also lassen Sie gefälligst meinen Sohn in Ruhe und lassen Sie uns in Frieden. Wenn Sie einen Kampf wollen, dann bitte. Aber ich sage Ihnen schon mal gleich, dass Sie diesen verlieren werden."

Kanan ließ den General unsanft runter und ging zurück zu den Spectres. Zwei Rebellen halfen dem alten Mann auf die Beine, dessen Augen vor Wut praktisch glühten.

"Das werden Sie büßen, Jarrus! Ich werde Sie..."

"Vielleicht sollten Sie sich etwas zurückhalten, General."

Die Rebellen sahen überrascht auf, als Sato dazu kam. Seine Miene wirkte unleserlich und kühl.

"Sato, was erlauben Sie sich?! Sie haben sich nicht einzumischen!"

"Ich nicht, aber ein Anderer."

In dem ganzen Durcheinander hatten sie das Shuttle nicht bemerkt, welches sie am Himmel abzeichnete und dann schließlich zur Landung ansetzte. Auch die Triebwerke der Ghost waren nicht mehr gezündet und Hera kam mit Chopper aus dem Schiff. Sie hatte die Arme verschränkt und trat mit erhobenen Haupt zu ihrer Familie.

"Bevor Sie uns verurteilen, sollten Sie vielleicht anfangen etwas zu überdenken."

Das Shuttle landete und heraus traten vier Wachen. Dann zeigte sich ein Mann, der den Rebellen und besonders Rex nur zu bekannt war.

"Ich entschuldige mich für die Verspätung, aber wie ich sehe bin ich noch zur rechten Zeit gekommen."

Bail Organa, Senator von Alderaan und ungekrönter Anführer der Rebellion, trat aus dem Shuttle.

"Mir hat die Angelegenheit keine Ruhe gelassen und ich wollte sichergehen, dass nichts schiefgeht. Captain Rexs Nachricht war nur zu eindeutig und es stand außer Frage, dass ich die Sache selbst klären muss."

Er warf einen Blick auf die bewaffneten Rebellen und die noch immer eingekreisten Spectres.

"Offenbar lag ich damit mehr als richtig wie ich sehe."

"Senator, Sie kommen genau zur richtigen Zeit. Diese Verräter müssen umgehend hingerichtet werden. Sie haben einen Gefangenen befreit und sich gegen unsere eigenen Leute gestellt!"

Doch Bail Organa ging nicht zur Orsen, dem er nicht mal zuzuhören schien, sondern zu den Spectres.  Er und Rex nickten sich lächelnd einander zu. Der Klon hatte nun keinerlei Bedenken mehr, dass sich nun alles so richten würde, wie es sollte. Kanan und Hera stellten sich vor Ezra.

"Senator, Sie müssen verstehen..."

Bail lächelte und blickte Kanan an.

"Es ist mir eine Freude Sie wiederzusehen, Meister Jarrus. Ahsoka hat mir schon viel von Euch und Eurer Crew berichtet. Meine Tochter war sehr begeistert über das Handeln Eurer Crew."

"Die Freude ist auf meiner Seite, Senator."

Kanan nickte ihm zu, aber blieb weiterhin vor Ezra stehen. Bail wandte sich an Hera.

"Es ist mir eine große Freude, als auch eine Ehre Euch endlich kennenzulernen, Captain Syndulla."

Diese lächelte und nickte ihm ebenfalls zu, gab ihm die Hand.

"So ist es auch die meine, Senator. Wir hatten gehofft, dass Sie uns helfen könnten."

"Darum bin ich hier."

Seine gütigen Augen blickten an sie und Kanan vorbei.

"Ich versichere Ihnen, dass ich keinerlei Absichten habe ihrem Sohn etwas zu tun. Ich habe mich sehr darauf gefreut Ezra endlich kennenzulernen. Ich habe schon sehr viel von ihm gehört. Sowohl von unserer gemeinsamen Freundin, als auch von meiner Tochter."

Rex nahm Kanan an der Schulter. 

"Ihr könnt ihm vertrauen. Er wird Ezra nichts tun."

Auch Hera war etwas zögerlich, doch dann beschloss sie Rex zu vertrauen. Kanan und sie gingen etwas zur Seite und Ezra kam zum Vorschein. Dieser stand wie angewurzelt da und schluckte.

"S-Senator.."

Doch dieser lächelte nur.

"Hallo, Ezra. Endlich lerne ich dich mal kennen. Es ist mir eine große Ehre jemanden zu begegnen, der so viel für die Rebellion getan hat und sie gewissermaßen zusammengeführt hat."

Der Teenager blinzelte und legte den Kopf schief.

"Es...es ist Ihnen eine Ehre?"

"Aber natürlich. Ich habe deine Übertragung von Lothal gehört. Es war mir immer ein persönliches Anliegen die Stimme der Freiheit persönlich kennenzulernen."

Langsam entspannten sich auch die restlichen Spectres, allen voran Hera und Kanan. Diese standen beieinander und lächelten sanft auf die Worte des Senators. Ezra errötete etwas und wusste nicht wirklich auf diese Worte etwas zu entgegnen. Bail fuhr fort.

"Leia hat mir sehr viel von dir erzählt. Sie hofft dich bald mal wiederzusehen."

Ezra errötete noch etwas mehr, was Hera etwas schmunzeln ließ. Sabine hingegen war froh, dass sie ihren Helm aufhatte. Damit sah niemand das leichte Grollen in ihrem Gesicht.

"Ahsoka hat oft von dir geredet. Ich muss zugeben, dass sie Recht hatte. Du bist wirklich ein sehr außergewöhnlicher Jedi - Padawan. Aber das scheint genau das zu sein, was wir alle in diesen Zeiten brauchen."

Ezra blinzelte.

"Aber...aber ich..."

Er wusste nicht genau wie er dem Senator widersprechen sollte. Bail lächelte nur verständnisvoll und drückte seine Schulter.

"Mache dir keine Gedanken, Ezra. Du hast nichts zu befürchten."

Damit wandte er sich ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf Orsen, der mehr als verärgert darüber war, dass der Senator ihn bisher nicht beachtet hatte.

"Senator, haben Sie nicht zugehört! Dieses Kind ist ein Mörder, ein Verräter! Und diese Leute seine Komplizen! Sie haben sich gegen uns gestellt, sie haben..."

Bail deutete Hera, als auch an Rex an ihm zu Orsen zu folgen. Seine vorher so freundliche und gütige Miene schwand und an dessen Stelle trat eine kühle und doch ruhige Mimik.

"General Orsen, gehe ich Recht in der Annahme, dass Sie vorhatten ein Kind zu exekutieren?"

Dieser schnaubte.

"Ich habe meine Gründe, Senator. Sie haben sicherlich den Bericht gelesen und.."

Erneut schnitt Bail ihm das Wort ab.

"Noch dazu ohne eine Möglichkeit zur Verteidigung, geschweige denn auch nur einen fairen Prozess in Erwägung zu ziehen?"

"Er ist schuldig, dass habe ich.."

"General. Sind meine Annahmen korrekt?"

Bail Organas Stimme hatte nun einen bestimmten Ton an sich und wirkte sehr strikt, als auch fordernd. Orsen nickte widerwillig.

"Ja, Sir."

"Nun dann entfällt es meinem Verständnis wie Sie so etwas anordnen können, ohne den Rat hinzugezogen, geschweige denn einen Beschluss in formeller Art zu haben. Oder liegt so einer vor und es ist meiner Kenntnis entfallen?"

Es wurde ganz still auf dem Platz und die Rebellen hatten alle ihre Waffen wieder verstaut. Selbst Orsens Leute hatten das getan. Rex verschränkte die Arme.

"Haben Sie so einen Beschluss, General?"

Orsen knirschte mit den Zähnen.

"Es musste sofort getan werden. Er ist eine Gefahr für die Rebellion und für jeden Einzelnen von uns. Und solche Gefahren und Risiken müssen ausgemerzt werden."

"Er ist ein Kind, General. Noch dazu habe ich selbst den Bericht gelesen und bin zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen. Mir ist ein Sith mit dem Namen Darth Maul bekannt. Ich habe keinerlei Zweifel, dass ihm der ganze Fehlschlag dieser Mission zu verdanken ist wie auch dem Imperium. Ezra Caleb Jarrus hingegen ist für mich in jeglicher Hinsicht unschuldig.  Er ist ein ehrenhaftes Mitglied dieser Rebellion und ich habe keine Zweifel daran, dass er eines Tages ein großer Jedi wird, der uns heute und auch in Zukunft von großer Unterstützung sein wird. Commander Tano hat sehr große Stücke auf den Jungen gehalten und ich tue das ebenso. Die Jedi sind etwas in diesen Zeiten, was uns stärkt, was uns Hoffnung gibt. Ezra hat mit seiner Stimme die Rebellenzellen vereint und damit uns einen sehr großen Dienst erwiesen. Die Rebellion kann sich mehr als glücklich schätzen ihn in unseren Reihen zu haben."

Kanan lächelte und drückte seitlich seinen Sohn an sich, der inmitten von Bail Organas Worten seine Sprache verloren hatte. Er konnte das alles einfach nicht glauben.

"Ich bin ganz deiner Meinung, alter Freund", merkte Rex an und nickte. Hera ebenso.

"Ezra ist unersetzlich für uns."

Selbst Commander Sato schloss sich dem an.

"Er ist ein Symbol der Hoffnung in diesen schweren Zeiten."

"Aber sie haben ihm geholfen auszubrechen. Sie haben sich gegen uns gestellt und...", versuchte es Orsen erneut. Bail hob eine Augenbraue.

"Ist das wahr?"

"Wir haben das für unseren Sohn getan, Senator. Wir wollten uns nicht gegen die Rebellion stellen....aber in Anbetracht der Umstände hatten wir keine andere Wahl", erklärte Hera. Der Senator nickte langsam.

"Ich verstehe. Dies ist auch meine Ansicht. Womöglich wäre ich zu spät gekommen, wenn Sie und Ihr Team nicht gehandelt hätten, Captain Syndulla. Damit haben Sie einen großen Verlust für uns alle abgewendet, ich bin ihnen zu Dank verpflichtet. Seien Sie sich versichert, dass Sie und ihre Crew keine Konsequenzen befürchten müssen."

Sabine tat ihren Helm ab und grinste. Zeb konnte nicht anders und musste es auch tun, vor allem bei dem Gesicht des Generals. Dessen Rechtfertigungen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel.

"Aber Senator..."

"Sie hingegen, Orsen, haben sich für Einiges zu verantworten. Sie werden auf Yavin sich für Ihre Taten verantworten müssen. Aber eines kann ich Ihnen bereits sagen. Sie sind von Ihrem Rang als General enthoben."

Das entlockte selbst Kanan und Hera ein Grinsen, wobei Letztere es versuchte zu verbergen. Bail Organa gab seinen Leuten ein Zeichen.

"Bringen Sie ihn ins Shuttle. Ich kümmere mich selbst darum."

Die Rebellen sahen dabei zu wie Orsen mit großem Widerstand abgeführt wurde. Der Senator räusperte sich.

"Nun ich denke damit wäre diese ungemütliche Angelegenheit geklärt. Gehen Sie doch bitte wieder alle an Ihre Arbeit."

Er wandte sich an Commander Sato.

"Ich würde gerne noch ein paar Dinge mit Ihnen besprechen, Commander. Wenn es Ihnen Recht ist.."

"Natürlich."

Sato nickte und wandte sich an Hera und Rex.

"Sie sind für heute entlassen. Kümmern Sie sich um Ezra."

Hera lächelte.

"Nur umso gerne, Commander. Vielen Dank."

Sie sah zu ihrer Crew, ihrer Familie und ihr fiel regelrecht ein Stein vom Herzen. Die Erleichterung die sie fühlte war einfach nicht in Worte auszudrücken. Sie betrachtete ihren Sohn und wusste, dass noch ein klärendes Gespräch auf sie wartete. Aber auch das würden sie schaffen. Da hatte sie keinen Zweifel.

###

Später am Abend und nach einem sehr langen und ausführlichen Gespräch hatte sich Ezra auf das Dach der Ghost zurückgezogen. Seine Eltern und er hatten sich ausgesprochen und sein Herz wirkte so leicht wie schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr. Doch nach diesen aufregenden Tagen brauchte er etwas Freiraum, etwas Luft. Er war fast einen Tag lang in einer winzigen Zelle eingesperrt gewesen und obwohl er unheimlich müde und erschöpft war, so brauchte er einfach einen Moment für sich. Zum Nachdenken und einfach zum Luft holen. Natürlich war ihm bewusst, dass alles nicht sofort in Ordnung war und es auch für eine lange Zeit nicht sein würde....aber war besser. Und es würde jeden Tag besser werden, so hoffte er jedenfalls.

Es überraschte ihn nicht, als er wenige Minuten später Schritte hörte und sich sein Vater neben ihn setzte.

"Hier bist du, ich dachte du wärst uns schon wieder entwischt."

Ezra lächelte etwas und hatte die Beine an seinen Körper angezogen.

"Ich brauchte einfach einen Moment für mich. Das war alles....etwas viel."

Kanan drückte seine Schulter und blickte ihn sanft an.

"Das hat dich alles ziemlich mitgenommen und aufgewühlt, was?"

Ezra nickte leicht.

"Ja, ich...ich meine ich war die ganze Zeit in dieser Zelle und dachte ich würde sterben. Und jetzt...jetzt ist alles wieder anders und ich bin frei und....ach keine Ahnung."

Sie schwiegen für einen Moment, dann durchbrach Kanan die Stille.

"Zeb hat...mir erzählt, dass du erst nicht mitkommen wolltest. Das du da bleiben wolltest", erwiderte er zaghaft. Sein Sohn seufzte.

"Ich dachte....das es richtig wäre. Ich dachte alles wäre meine Schuld."

"Du weißt aber jetzt, dass das nicht stimmt oder?"

"....ich versuche es. Aber...ich denke ich brauche etwas Zeit."

Ezra rieb sich den Nacken.

"Ich war bereit zu sterben, Dad. Ich...ich hatte so eine Angst. Nicht vor dem Tod...sondern vor mir. Ich....ich habe vom Sith - Holocron gelernt und es geöffnet. Ich...ich kann niemals mehr ein Jedi sein."

Beschämt blickte er zu Boden. Kanan legte einen Arm um seine Schultern und zog ihn zu sich.

"Ezra....nur weil du das getan hast, heißt es nicht, dass du ein Sith bist."

"Aber auch kein Jedi...", kam es leise zurück. Kanan schüttelte den Kopf.

"Du bist ein Jedi. Du bist mein Padawan. Du bist etwas von deinem Weg abgekommen, was nicht zuletzt meine Schuld war....aber du hattest die ganze Zeit immer nur die besten Absichten.  Du hast das Holocron benutzt, na und? Jeder macht mal Fehler. Du wolltest das Beste aus deiner Situation machen und ehrlich gesagt kann ich es dir nicht vorwerfen. Ich war nicht für dich da, was ich hätte sein sollen und glaube mir, kid, dass tut mir unheimlich leid. Wir können jetzt noch ewig daran denken und über die Vergangenheit, aber dann verpassen wir die Zukunft und die Chance es besser zu machen. Gib dir nicht für etwas die Schuld, worauf du keinen Einfluss hattest. Die Macht lässt Dinge nicht ohne Grund geschehen."

Ezra schluckte.

"Aber...aber deine Augen..."

"Mein Augenlicht ist nicht verloren, Ezra. Ich sehe nun die Dinge auf eine ganz neue Weise und fange an zu lernen mehr zu sehen, als zuvor. Jede neue Herausforderung muss man annehmen und mit ihr leben, kid. Nur so lernen wir und wachsen an unseren Entscheidungen. Und mache dir keine Sorgen. Nur weil ich nicht mehr sehen kann, heißt das nicht, dass ich verpasst habe wie du gewachsen bist."

Der Jedi lächelte und drückte ihn sanft.

"Du wirst erwachsen und das ist eine Freude, die mir niemand nehmen kann."

Ezra schluckte und sah zaghaft auf.

"Dad.....die Worte von vorhin...waren sie wahr?"

"Jedes einzelne Wort. Und daran wird sich nie etwas ändern."

Er küsste ihn auf den Kopf und hielt ihn fest an sich gedrückt.

"Eines Tages wirst du das sehen, was ich immer in dir gesehen habe. Was wir alle in dir sehen. Aber bis dahin..."

Kanan grinste und strubbelte ihm durch das kurzgeschorene Haar.

"...hast du noch eine Menge zu lernen, kleiner Padawan."

Das brachte Ezra zum Lachen und er versuchte seinem Vater zu entkommen.

"Dad, höre auf. Dad! Lass mich los!"

Doch Kanan umarmte ihn nur und drückte seinen Sohn an sich.

"Ich lasse dich niemals los, mein Junge. Nie wieder."

Und das war ein Versprechen für die Gegenwart, als auch für die Zukunft.




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