Täuschung VII.
Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube beobachtete Ahsoka wie die Ghost – Crew dabei war aufzubrechen, um Besorgungen für das Squadron zu erledigen. Zu sehen waren nur Kanan und Zeb, die sich zu unterhielten schienen. Hera war vermutlich schon im Cockpit mit Chopper und Sabine in ihrer Kabine wie die meiste Zeit in den letzten Tagen. Und Ezra...war vermutlich auch bereits im Schiff. Für einen Moment kam ihr der Gedanke, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, wenn der Padawan seine Familie nicht begleiten würde. Dann konnte sie sich Ezra mal genauer ansehen und mit ihm versuchen zu reden – was bei den meisten der Familie gnadenlos gescheitert war.
Als bekannt wurde, dass Ezra Sabine betrogen hatte und diese ihn als Reaktion darauf halb verprügelt und Schluss gemacht hatte...waren sie alle etwas fassungslos gewesen. Das Sabine ihren Kummer und Schmerz mit Gewalt zeigte war bei ihrer Kultur keine Überraschung und nachdem was sich offenbar zwischen ihr und Ezra zugetragen hatte, schien es ihr niemand zu verübeln. Nicht einmal Kanan oder Hera, die es selten guthießen, wenn man ihren Sohn verletzte. Aber in diesem Fall...schien es auch für sie anders zu sein. Denn immerhin hatte Ezra etwas getan, was ihm niemand zugetraut hatte. Sabine war seine Galaxis, er liebte sie, er vergötterte sie praktisch...und dann betrog er sie einfach mit einem beliebigen Mädchen? Für Ahsoka war das schwer vorstellbar und diese Sache passte überhaupt nicht zu dem Ezra, den sie kannte. Den sie alle kannten.
Ezra war ein guter, ein herzensguter Junge mit einem reinen Herzen. Mutig, stark, loyal, freundlich, hilfsbereit, voller Liebe und Stärke. Mit einem Hang zur Selbstlosigkeit und ab und an noch zum Unsinn. Ein Padawan, der eigentlich schon längst ein Jedi war und der eines Tages ein wahrhaft großer sein würde. Er war kein gefühlskalter, egoistischer, arroganter Mistkerl so wie es in den letzten Tagen oder mehr seit seiner Rückkehr der Fall gewesen war. Niemals hätte er sich so seinen Eltern gegenüber verhalten, geschweige denn Sabine so etwas angetan.
Irgendetwas war an der ganzen Sache faul. Oberfaul. Niemand konnte sich so stark verändern und Ezra sowieso nicht, da war sich Ahsoka ganz sicher. Zudem war es doch sehr merkwürdig, was Ezras Fähigkeiten anging. Vor allem, dass er plötzlich jedes Training vergessen hatte und wie ein Laie mit seinen Waffen umging. Geschweige denn den Umgang mit seiner Familie, wozu man wirklich nicht viel sagen konnte. Nur das es das Allerletzte war, was Ezra so den Einzelnen gegenüber geäußert hatte.
Nicht nur die Sache mit Sabine war in den letzten zwei, drei Tagen passiert. Auch Hera hatte ihren Sohn zur Rede gestellt. Wieso genau hatte Ahsoka noch nicht erfahren, aber Zeb und Rex zufolge war das Gespräch genauso katastrophal gelaufen wie Kanans vergebliche Versuche mit Ezra zu reden. Diese führten nur zu weiteren, völlig unangebrachten Worten des Padawans, welcher es praktisch zu genießen schien seine Eltern bis ins Mark zu verletzen. Eine weitere Sache, die Ahsoka niemals von Ezra gedacht hätte.
Die Togruta stand auf und beschloss die Gelegenheit zu nutzen, um noch kurz mit Kanan zu reden. Irgendetwas ging hier vor, das Bild von dem was passierte war noch nicht komplett. Irgendetwas übersahen sie alle. Und für diese Einschätzung brauchte sie nicht die Macht.
„Willst du uns doch jetzt begleiten?", riss sie eine zu vertraute Stimme aus ihren Gedanken und Ahsoka blickte zur Seite nur um ihren Captain zu erblicken, der einen Arm um sie getan hatte und sie etwas nachdenklich ansah. Ahsoka schüttelte leicht den Kopf.
„Würde ich gerne, aber ich kann nicht. Und ich denke einfache Besorgungen werdet ihr auch ohne mich hinbekommen, jedenfalls hoffe ich das."
Rex schmunzelte.
„Das sollten wir gerade noch schaffen. Ich denke das übersteigt unsere Fähigkeiten nicht."
„Das hoffe ich doch", neckte sie ihn zurück und ihr Blick schweifte abermals zu Kanan. Dieser blieb auf der Rampe der Ghost stehen und schien nachdenklich in die Gegend zu blicken, Zeb war offenbar schon reingegangen. Rex folgte ihrem Blick und er nickte verständnisvoll.
„Du machst dir Gedanken."
Es war keine Frage, Rex konnte meistens in Ahsoka lesen wie in einem offenen Buch. Die Togruta seufzte leicht.
„Natürlich, wie könnte ich denn nicht? Mit allem was seit Ezras Rückkehr passiert ist...es macht alles keinen Sinn, Rex. Ich habe das Gefühl wir haben die Antwort auf all diese Dinge direkt vor uns, aber wir scheinen etwas nicht zu sehen. Irgendetwas entgeht uns, was das alles erklären könnte."
„Hast du dich denn mal mit Ezra unterhalten seitdem er...?"
„Ich hatte es vor, aber er scheint mir aus dem Weg zu gehen. Auch darauf habe ich keine Antwort, wieso er das machen sollte. Aber das scheint momentan Dauerzustand zu sein, was ihn betrifft. Ich kann nur hoffen, dass es sich endlich klärt."
„Ich könnte versuchen mit ihm zu reden. Vielleicht kriege ich ja etwas raus", bot der Klon an, als sie zusammen zur Ghost gingen.
„Möglicherweise ist auf der Mission etwas passiert, was er versucht mit seinem Verhalten zu verstecken."
„Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, aber wir wissen kaum etwas darüber. Ich habe den Bericht gelesen und der enthielt keine besonderen Vorkommnisse. Zudem war er relativ kurz."
Rex nickte nur und senkte seine Stimme, als Kanan auf sie zuging.
„Ich werde mal sehen, was ich tun kann. Das Ganze ist mir auch nicht geheuer."
„Und da sagt Hera zu mir, dass ich trödele. Braucht ihr Zwei noch einen Moment?", schmunzelte der Jedi.
„Im Gegensatz zu dir und Hera brauchen wir nicht hundert Abschiedsküsse, falls wir uns für ein paar Stunden nicht sehen", entgegnete Ahsoka neckisch und drückte Rexs Hand.
„Passt auf euch auf und seid trotzdem wachsam."
„Du kennst mich doch", erwiderte Rex lächelnd und Ahsoka tat eine Hand an seine Wange.
„Deswegen sage ich das ja, Rexter."
Sie küssten sich einen Moment zärtlich, dann lösten sie sich voneinander und Rex trat zu Kanan. Letzterer lächelte.
„Keine Sorge, Ahsoka. Wir bringen ihn dir unbeschadet zurück."
„Das will ich für euch hoffen."
Die Togruta biss sich auf die Unterlippe.
„Kanan, ich würde gerne kurz mit dir sprechen. Es dauert nicht lange."
Rex ahnte was seine Freundin vorhatte und klopfte Kanan auf die rechte Schulter.
„Ich sage Hera, dass wir noch ein paar Minuten warten."
Kanan nickte und Ahsoka schenkte dem Klon ein dankbares Lächeln. Dieser erwiderte es und nickte ihr zu, ehe er in der Ghost verschwand.
„Was gibt es?"
Kanan brauchte nicht die Macht, um zu wissen, worum oder mehr um wen Ahsoka mit ihm reden wollte. Diese seufzte und verschränkte die Arme.
„Ich kann dir nicht viel sagen, denn für mich macht das meiste genauso wenig Sinn wie für euch. Irgendetwas passiert und wir sehen es alle nicht."
Kanan runzelte die Stirn.
„Wie genau meinst du das?"
„Ich habe den Eindruck, dass viel mehr hinter Ezras Verhalten steckt. Natürlich ist da die Vermutung, dass etwas auf seiner letzten Mission passiert ist, was das alles erklären könnte... aber es gibt eben auch andere Möglichkeiten. Ich bitte dich nur darum vorsichtig zu sein und ihn im Auge zu behalten."
„Ahsoka, Ezra ist mein Sohn. Er würde niemals..."
Sie hob die Hände.
„Ich weiß, ich weiß. Ich will dich nur warnen, Kanan. Wir wissen nicht was mit ihm los ist. Ich will dir nur sagen...dass auch etwas komplett anderes hinter allem stecken kann. Vielleicht ist es die Mission, vielleicht ist es auch etwas ganz anderes."
Kanan biss sich auf die Unterlippe und schien einen Moment mit sich selbst zu hadern. Dann seufzte er und ließ die Schultern sinken.
„Es gab da eine Sache, die habe ich selbst Hera nicht erzählt. Es ist kurz nach meinem Streit mit ihm passiert, also schon ein paar Tage her. Ich habe normal meditiert und plötzlich...habe ich ihn, unser Band, wieder vollkommen in meinen Gedanken gespürt. Seine Signatur in der Macht hat sich zum ersten Mal seit seiner Rückkehr wieder, wie er selbst angefühlt und sie war...sie wirkte nicht nahe. Sie wirkte, als ob sie irgendwie verklärt und weiter weg wäre. So als ob er gar nicht hier wäre, sondern...fast am anderen Ende der Galaxis. Er hat mich versucht zu erreichen, wollte mit mir sprechen, aber ich habe ihn abgewiesen."
Leichte Reue war in seinem Blick.
„Ich war zu gekränkt, zu sehr verletzt. Als ich mich etwas beruhigt hatte...war alles wieder wie vorher. Er hat mich nicht mehr erreichen wollen, noch fühlte es sich gleich an. Es...ich kann es mir nicht erklären."
Ahsokas Lekku waren eine Spur bleicher geworden und die Togruta selbst sah Kanan mit blanken Gesicht an. In ihrem Gehirn ratterte es förmlich und auch wenn sie sich selbst noch keinen Reim darauf machen konnte...so wusste sie nun definitiv das etwas nicht stimmte. Das etwas mit Ezra absolut nicht in Ordnung war.
Sie schluckte und nahm ihn an den Schultern, sah ihm in die Augen.
„Kanan, egal was du tust. Aber behalte ihn im Auge und rede mit ihm. Sei wachsam und gehe kein Risiko ein. Und wenn so etwas nochmal passiert, dann lass es zu. Hörst du? Du musst es in jedem Fall zulassen. Ich..."
Die Ghost war bereits dabei zu starten. Kanan löste sich aus der Geste und nickte langsam.
„Ich muss los, aber ich werde darüber nachdenken und werde deinen Rat beherzigen. Wir reden weiter, wenn wir wieder da sind. Danke, Ahsoka."
Er sprang auf die offene Rampe und winkte ihr zu.
„Kanan, warte! Ich glaube..."
Ahsoka hob die Hände und trat zurück, als die Ghost abhob. Sie seufzte, als sie bemerkte das Kanan bereits in der Ghost verschwunden war und die Rampe sich geschlossen hatte. So blieb der Togruta nichts anderes übrig, als stehenzubleiben und zuzusehen wie das Schiff samt Besatzung aufbrach.
„Möge die Macht mit euch sein...", murmelte sie und sah dem Schiff voller Sorgen und Befürchtungen nach.
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Nachdenklich saß Kanan wenig später im Gemeinschaftsraum der Ghost. Sie befanden sich bereits im Hyperraum und es würde noch etwas dauern bis sie ihren Zielort erreichen würden. Eine Tasse Kaf befand sich vor ihm, half ihm etwas mit seinen Gedanken. Denn diese waren ziemlich durcheinander, was nach dem Gespräch mit Ahsoka kein Wunder war. Sie schien schockiert, ja geradezu alarmiert gewesen zu sein, als Kanan ihr von seinem ominösen „Gespräch" mit Ezra berichtet hatte. Wieso genau wusste der Jedi nicht. Sicher die ganze Sache war merkwürdig...aber Ezra war Zuhause und konnte sich weder am anderen Ende der Galaxis befinden noch auf einmal wieder weg sein. Ganz zu schweigen von dem plötzlichen Wechsel seiner Stimmung und seiner Worte. Oder der Tatsache, dass Ezras Präsenz weiterhin so verklärt...nun gut, vielleicht war die ganze Sache wichtiger, als er zuerst gedacht hatte. Aber egal wie man es drehen und wenden konnte – eine wirkliche Erklärung für Ezras Verhalten gab sie nicht her.
Er wünschte sich wirklich die Zeit zurück, die vor Ezras Mission gewesen war. Wo sein Sohn noch normal gewesen und alles seinen gewohnten Gang gegangen war. Und wo sie sich nicht Gedanken mussten, dass ein Schwerverbrecher es auf ihren Sohn...Moment.
Kanan blinzelte und konnte nicht fassen, dass er da nicht früher dran gedacht hatte. Bei der Macht an die Sache mit Kyle, an seinen Ausbruch...sie hatten da überhaupt keinen Gedanken daran verloren! Konnte es sein, dass Ezra...ihm auf der Mission begegnet war und er sich deswegen so verhielt? Tat er das vielleicht sogar absichtlich, weil der Kerl Ezra mit seiner Familie, also ihnen, erpresste? Tat er das vielleicht alles nur um sie zu schützen? Kanan fühlte sich unglaublich dumm. Das musste die Lösung sein! Es passte zwar nicht alles zusammen, aber irgendwie...hatte er das sichere Gefühle auf der richtigen Fährte zu sein. Zumindest schien er der festen Überzeugung zu sein, dass Kyle irgendetwas mit dem derzeitigen Verhalten seines Sohnes zu tun hatte. Ezra würde niemals so mit ihm und Hera sprechen, geschweige denn seine Mutter in Schwierigkeiten bringen oder Sabine betrügen. Nein, das würde Ezra niemals tun...es sei denn er war der Meinung, dass er sie dadurch irgendwie schützte.
„Ach kid..."
Vermutlich tat er all das, um sie außer Gefahr zu wägen. Das sie ihn verstoßen oder sonst das Unmögliche tun würden, damit er ging und sie sicher waren. Er kannte seinen Sohn und so etwas wäre typisch Ezra. Sich für das aufzuopfern, was ihm alles bedeutete. Kanan fiel ein riesiger Stein vom Herzen und er hatte das Gefühl, als ob eine steinerne Last von seinen Schultern verschwunden wäre. Das musste die Erklärung für Ezras Verhalten sein. Nichts von dem was er gesagt und getan hatte, hatte eine Bedeutung. Er hatte all das nur getan, weil er der Ansicht war, dass er sie dadurch beschützen würde. Der Jedi konnte sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen. Hera hatte Recht, er hatte Ezra in manchen Dingen viel zu gut trainiert.
....aber eine Sache machte nach wie vor keinen Sinn. Wieso war Ezra nicht in der Lage mit seinem Lichtschwert umzugehen, geschweige denn jede Trainingseinheit so zu handhaben, als ob er noch ein vollkommener Anfänger wäre. Und dann noch die Aufzeichnungen, die Sabine erwähnt hatte... Und was sollte dieses versuchte Erreichen von Ezra über ihr Band? Das...das machte keinen Sinn, zumindest nicht, wenn er den Ansatz seiner Erklärung in Betracht zog.
Ehe Kanan weiter darüber nachdenken konnte, ging die Tür auf und Ezra betrat den Raum. Der Jedi blickte auf und nahm seinen Sohn in Augenschein. Mit seiner Erklärung im Kopf war sein Herz viel leichter.
„Hey, kid. Komm und setze dich zu mir."
Ezra blinzelte und schien einen Moment überrascht. Ohne etwas zu sagen setzte er sich zu seinem Vater. Dieser seufzte.
„Ez, wir sollten mal reden. Ich weiß was los ist."
Ezra blinzelte noch mehr und wirkte einen Moment...erschrocken.
„Was?!"
„Du musst nicht mehr so tun. Ich habe dich durchschaut, kid. Du kannst mir nichts vormachen, ich kenne meinen Sohn."
Ezras Miene wechselte von panisch und erschrocken in Sekunden zu gleichgültig und desinteressiert.
„Ach wirklich?"
Kanan beugte sich etwas nach vorn.
„Ez, du kannst aufhören. Ich weiß, was los ist. Aber ich versichere dir, dass uns dieser Mistkerl nichts tun kann. Du musst nicht mehr so weitermachen nur um uns zu beschützen."
Ezra sah Kanan völlig perplex an.
„Wovon sprichst du?"
„Ach komm. Wir wissen doch genau, dass das alles nicht wahr war, was du gesagt hast und das nichts davon so gemeint war. Du würdest niemals so etwas meinen, geschweige denn so wirklich handeln. Auch wenn du es an mancher Stelle etwas zu weit getrieben hast. Du wirst ordentliche Arbeit leisten müssen bis Sabine dir dafür verzeiht."
Kanan legte seine Hand auf Ezras.
„Aber das kriegen wir hin. Wir kriegen alles zusammen hin. Du bist nicht allein."
Ezra zog seine Hand zurück.
„Wovon sprichst du?"
„Du bist auf deiner Mission Kyle begegnet. Deswegen bist du so komisch seitdem. Ich bin mir sicher, dass er dir sonst was angedroht hat was uns betrifft, weswegen du dich so verhältst. Du tust es, damit wir uns von dir fernhalten und du erhoffst dir uns dadurch zu beschützen. Ez, wirklich. Deine Absichten sind sehr ehrenhaft, aber du musst das nicht tun. Dieser Kerl kann uns nichts anhaben."
Erst blickte Ezra Kanan völlig entgeistert an. Dann zuckten seine Mundwinkel und er brach im schallenden Gelächter aus. Er schien sich gar nicht mehr ein zu bekommen, während Kanan sich fragte, was daran so witzig war. Er hatte eher erwartet, dass Ezra erleichtert sein würde. Das er danach sein falsches Verhalten ablegen und wieder der sein würde, den sie kannten und liebten. Das er ihn wieder in die Arme schließen könnte.
Ausgelacht zu werden befand sich nicht in Kanans Erwartungshorizont.
„Das ist wirklich das Dümmste, was ich jemals gehört habe. Ich soll was? Oh Daaad, du liegst total daneben."
Ezra wischte sich eine Lachträne aus dem Auge.
„Ich habe alles, aber auch wirklich alles so gemeint. Mal im Ernst ihr seid alle lächerlich. Tut euch als Helden und Retter der Galaxis auf, spielt euch als meine Eltern auf und das obwohl ihr jegliches Recht dafür verloren habt. Es ist eure Schuld, dass ich so ein furchtbares Leben hatte, denkst du wirklich ich hätte das vergessen?"
Ezra hatte aufgehört zu lachen.
„Und dann soll ich auch noch nach deiner Pfeife tanzen und mich von einem Padawan unterrichten lassen, der es nicht mal geschafft hat seiner eigenen Meisterin zu helfen? Kein Wunder, dass der Jedi Orden gefallen ist. Wenn sie alle solche Feiglinge waren wie du..."
Kanan war wie vom Donner gerührt und stand auf.
„Ezra, hör auf damit! Du würdest das niemals sagen! Du..."
„Ach nein? Ich glaube einfach du hast dir die ganze Zeit etwas vorgemacht und siehst erst jetzt die Realität, Meister. Ich sage es erneut, was könntest du mir schon beibringen? Und auf solch einen Feigling als mein Vater kann ich echt verzichten. Die Bridgers waren in jeder Hinsicht besser als du und meine sogenannte Mutter. Ich meine, wenn ich nicht euer Sohn wäre, dann wäre ich doch nicht mal hier. Das ist doch der einzige Grund, wieso ihr mich hier toleriert."
„Wie kannst du so etwas sagen?! Du weißt genau, dass das nicht stimmt! Wir haben dich schon geliebt, als wir es noch nicht wussten!", donnerte Kanan. Er war nun wirklich sauer. Wie konnte Ezra es wagen...was sollte das?!
„Du wolltest mich bei Luminara abladen, nennst du das Liebe?!", zischte Ezra ihm entgegen.
„Das war ein Missverständnis, ich wollte dich nie...Ezra, was soll das?!"
Kanan wurde nur noch verletzter und fragte sich insgeheim, wann dieser Albtraum endlich aufhören würde. Er sehnte das Ende herbei. Doch dieses schien nicht in Sicht zu sein.
„Ich habe mir lange genug alles gefallen lassen, dieses ganze falsche Getue. Du wirst nie mein Vater sein, selbst wenn du mein Erzeuger ist. Genauso wenig wie Hera je meine Mutter sein könnte. Ihr seid nichts als Versager."
Ein stechender Schmerz traf Kanan ins Herz und sogleich verspürte er dasselbe am Kopf. Er hielt sich den und ging fast zu Boden, als er eine Bewegung in seinem und Ezras Band vernahm.
Dad? Dad, hörst du mich?
Kanan blinzelte.
Ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Ich muss...
Der Jedi zischte auf vor Schmerz.
„Ezra, lass das sein! Ich.."
Ahsokas Worte fielen ihm ein. Er sollte es zulassen und nicht wieder ignorieren.
Ezra stand mit verschränkten Armen im Zimmer und verdrehte die Augen. Genervt seufzte er auf.
„Was ist?"
Kanan keuchte fast.
„Was soll dieses dumme Spiel? Du sagst mir so etwas und dann versuchst du über unser Band...?"
Er kniff die Augen vor Schmerz zusammen. Verdammt, was war das?
Dad, bitte! Antworte mir!
Ezras Augen wurden auf einen Schlag finster und seine Hände ballten sich zu Fäusten. So war das also. Er langte mit einer Hand in seine Jackentasche und holte eine Spritze hervor, was Kanan nicht sah. Das Serum in der Spritze enthielt kein Gift. Sondern einen reinen Machtinitiator.
„Dann eben Plan B."
Im selben Moment ruckelte das Schiff etwas – sie waren aus dem Hyperraum gesprungen und steuerten ihren Zielort an. Ezra hielt die Spritze verborgen, während Kanan sich einigermaßen wieder fing. Er hielt sich den Kopf und musste sich setzen.
„Ezra, bitte. Was ist mit dir los? Wieso versuchst du über unser Band mit mir zu sprechen, wenn du vor mir stehst. Bitte lass uns...reden. Richtig reden."
Ezra schnaubte und hielt die Spritze noch immer fest.
„Ich war schon immer so. Ich muss ja nur daran denken, als du mich ersetzen wolltest mit diesem Kyle. Er war so unglaublich talentiert und schlau, kein Wunder, dass du diese Absicht hattest. Er war ja sowieso in jeder Hinsicht besser als ich."
Kanan blinzelte und starrte Ezra entgeistert an, hielt sich die Stirn.
„Was redest du da für einen Unsinn?! Kyle war nichts von dem, du bist um Welten besser als er. Zumindest warst du das. Ezra, bitte. Kid..."
In Ezras Augen entzündete sich der Zorn.
„Du bist wirklich der erbärmlichste Jedi der Galaxis. Als ob ich von dir unterrichtet werden wollte. Du kannst mir nichts mehr beibringen und als Meister, sowohl auch als Vater bist du eine absolute Niete. Ich hätte jeden anderen Jedi dir vorgezogen. Wer würde schon von dir unterrichtet werden wollen? Jeder würde sich für dich schämen. Ich tue es."
Man konnte nicht beschreiben was in Kanan bei diesen Worten vorging. Sein Herz brach in tausend Stücken und er hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Sein Sohn, sein Ezra, sein kleiner Caleb...er verletzte ihn mit Worten, die scheußlicher nicht hätten sein können. Und Kanan hasste sich in diesem Moment selbst. Denn er erkannte, dass er als Vater vollkommen versagt hatte. Als Vater und als Meister.
Tränen rollten über seine Wangen und er schüttelte den Kopf, konnte kaum etwas entgegnen.
„Ezra...Ezra, wie...Caleb, wieso...?"
Ein erneutes Rucken ging durch das Schiff und sie merkten, dass sie landeten. Ezra lächelte und tat so, als würde er Kanan umarmen.
„Ach Dad, ich würde ja gerne noch weiter mit dir plaudern, aber..."
Er zückte die Spritze und rammte sie in Kanans Nacken.
„...ich habe noch Pläne."
Ezra löste sich von seinem Vater, der sich an den Nacken fasste und ihn ungläubig ansah.
„Ezra...was...was hast du...?"
„Ach Kanan, du hast es immer noch nicht geschnallt. Die Zeit deines lieben, netten Sohnes ist vorbei."
Er lachte, als Kanan zu Boden stürzte und fast schon eine Panikattacke bekam. Er...er fühlte die Macht nicht!
„E-Ezra..."
Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und er wusste nicht, wie er sich regen sollte. Oder vielmehr ob er es tun sollte. Er hatte das Gefühl nur noch tief zu fallen und nicht mehr aufstehen zu können. Sein Sohn hatte ihn...
Ezra ließ Kanan einfach so da liegen und rannte aus dem Gemeinschaftsraum, rutschte die Leiter hinunter, als er Hera aus dem Cockpit hörte.
„Ezra, bist du das?"
Er antwortete nicht, sondern lächelte nur bösartig. Oh, es lief alles wie am Schnürchen.
„Dein Leben ist vorbei, Ezzylein", flüsterte er amüsiert und ging zur Rampe. Er drückte auf den Knopf und die Rampe öffnete sich. Wie zu erwarten hörte er bereits Stimmen aus dem Schiff.
„Ezra?! EZRA!"
Offenbar war Kanan schon gefunden worden, interessant. Er grinste, preschte die Rampe hinunter und verschwand schon bald in den Straßen der Stadt in wessen Hanger sie gelandet waren.
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Zur gleichen Zeit rannte eine andere Gestalt durch die Seitenstraßen der Stadt. Diese war in einem dunklen Umhang gekleidet und huschte durch die schwach beleuchteten Straßen wie ein Schatten. Er keuchte etwas schwer und sein schwarzes, fast schon tiefblaues Haar klebte an seiner Stirn. Schweiß rann ihm herunter und er hatte nur den Gedanken zu fliehen. Dem zu entkommen, was ihm widerfahren war. Worin er gefangen gewesen war. Lange würde sein Peiniger nicht auf sich warten lassen.
Er hatte noch nie so jemanden getroffen. Der Großinquisitor war ja schon ein Albtraum für sich gewesen, aber dieses Wesen... Ein Mann mit roten Tätowierungen, pechschwarzer Kleidung und ein markantes Gesicht mit Hörnern. Doch das Schlimmste an ihm waren seine Augen. Grellgelbe Augen, die nur vor Finsternis zu triefen schienen, seine Präsenz schien förmlich von der dunklen Seite der Macht zerfressen zu sein. Er war nicht so furchterregend wie Vader, aber kam dem schon sehr nahe.
Die Gestalt keuchte und hielt an einer Ecke inne. Er war schon fast bei den Hangern angelangt. Dann würde er nur noch ein Schiff stehlen müssen und er würde bald Zuhause sein. Zuhause...sein Herz schmerzte, wenn er an die dachte, die er so schmerzvoll vermisste. Seine Familie. Besonders seine Eltern und seine Freundin. Allein wenn er an Letztere dachte wurde ihm ganz warm. Nur diese Gedanken hatten ihn durchhalten lassen, was die letzte Zeit anbelangte. Er erschauerte förmlich wenn er daran dachte und an seine...Gefangenschaft. Jegliches Zeitgefühl hatte er verloren. Wie lange er schon verschollen war, wusste er nicht. Er wollte nur noch nach Hause. Diesem Albtraum entkommen.
Er hielt sich die Brust und spornte sich selbst an weiterzulaufen.
„Nicht stehenbleiben, Ezra. Weiter, immer weiter."
Seine Schritte hallten förmlich in seinen Ohren nieder, als er das letzte Stück zurücklegte. Er erblickte sämtliche Schiffe und...
Moment. Das...das konnte nicht sein. Sein Herz blieb einen Moment stehen und Tränen kamen in seinen Augen auf.
„Das kann nicht sein. Nein..."
War es eine Einbildung? Es musste sein. Aber...aber der Anblick veränderte sich nicht. Konnte es sein? Konnten sie wirklich...?
Ezra dachte nicht nach, sondern rannte einfach los. All seine Schmerzen und die Ängste von den letzten Wochen waren vergessen. Genauso wie der Stich in seinem Herzen, der sich durch das abweisende Verhalten seines Vaters gebildet hatte. Wieso hatte er nie geantwortet? Wieso hatte er ihm nicht zugehört? Nicht mal versucht, sondern ihn nur abgewiesen?
Doch das fragte er sich in diesem Moment nicht. Sein Herz sprudelte förmlich vor Glücksgefühle über, als er die Rampe der Ghost erreichte. Seine Beine waren nahe dran nachzugeben, als er endlich den Frachtraum betrat und er Zuhause war.
Zuhause...
Er schloss die Augen und gab sich einen Moment dem Gefühl der Sicherheit, des warmen Gefühls hin, dass er wieder da war, wo er hingehörte. Wo sein Herz lebte, wo sein Leben war.
Was er nicht erwartet hatte war, dass er einen Blasterlauf an seinem Kopf fühlte und eine so vertraute Stimme, die er nur mit Schmetterlingen in seinem Bauch verband, voller Hass und Wut zu ihm sprach.
„Eine falsche Bewegung und ich knalle dich ab, du verräterischer Mistkerl."
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