Täuschung VI.
Sabine wusste nicht was sie tun sollte. Absolut nicht. In ihrem Kopf herrschte das reinste Durcheinander. Sie hatte die halbe Nacht damit verbracht sich den Kopf zu zerbrechen, was Ezra betraf. Oder mehr um den neuen Ezra und seinen...Verrat. Wobei war es das überhaupt? Vielleicht gab es ja auch für alles eine ganz simple, einfache Erklärung und sie würden alle darüber lachen, wenn sich alles aufgeklärt hatte. Es war bestimmt nur ein dummes, albernes Missverständnis.
Nur war Sabines Problem, dass es sich überhaupt nicht danach anfühlte. Sie hatte regelrecht Bauchschmerzen, wenn sie nur an den bloßen Verdacht dachte, dass Ezra ein... Nein, nein er konnte kein Verräter sein. Nicht Ezra, nicht ihr Ezra. Er war ein Jedi, er war ein Rebell, er war der absolut großartigste, mutigste und selbstloseste Junge, der ihr je begegnet war. Zudem war er der Sohn von Kanan und Hera, er würde sich niemals gegen seine eigenen Eltern stellen. Gegen seine Familie.
Und doch...wieso hatte er diese Aufzeichnungen gemacht? Was hatte es damit auf sich? Was sollte das? Welchen Grund hatte Ezra so etwas zu tun?
„Das ergibt doch alles gar keinen Sinn...", murmelte Sabine und fuhr sich über ihr Haar. Sie befand sich noch in ihren Schlafklamotten. Ihre bunten Haare standen in alle Richtungen zerzaust ab und leichte Schatten befanden sich unter ihren Augen. Die unruhige Nacht sah man ihr nur zu deutlich an. Sie seufzte und rieb sich über die Augen. Was sollte sie tun? Erst mit Ezra reden? Oder lieber direkt mit Hera und Kanan? Wenn es wirklich wahr war, dann...
„Ezra kann kein Verräter sein. Das...eine einzige Mission verändert ihn doch nicht. Niemals."
Die Mandalorianerin kam so nicht weiter. Sie beschloss sich erstmal einen Kaf zu holen und dann weiter nachzudenken. Obwohl sie sich sicher war, dass sie so auch nicht weiterkommen würde. Sie musste etwas tun, irgendetwas. Nur stellte sich die Frage was...
Sabine verließ in Gedanken ihre Kabine und ging zum Gemeinschaftsraum, der an der Küche angrenzte. Doch dort wurde sie bereits mit der Anwesenheit von Kanan und Hera überrascht, welche auch nicht besonders fit aussahen. Auch unter ihren Augen befanden sich dunkle Schatten und beide wirkten ziemlich durch den Wind – was man ihnen in diesen Tagen auch nicht verübeln konnte.
„Morgen."
Hera sah auf und lächelte etwas.
„Guten Morgen, Liebes."
Kanan seufzte nur.
„Morgen, Sabine."
Die Mandalorianerin holte sich eine Tasse aus der Küche und schenkte sich dann etwas von dem Kaf ein, der bereits auf dem Tisch in einer Kanne stand. Eigentlich hatte Sabine vorgehabt sofort in ihre Kabine zurückzugehen, aber irgendwie wollte sie das nicht mehr. Stattdessen zögerte sie einen Moment und nahm gegenüber der beiden Eltern Platz, nippte nachdenklich an ihrem Kaf. Hera betrachtete die junge Frau genauer, ihre Stirn legte sich etwas in Falten.
„Du siehst müde aus."
„Habe nicht so gut geschlafen", murmelte Sabine und blickte auf.
„Ehrlich gesagt seht ihr auch nicht besser aus."
Kanan seufzte.
„Liegt wohl daran, dass wir auch nicht wirklich ein Auge zutun konnten."
Sabine musste nicht ansprechen, weswegen dies der Fall war. Denn das lag auf der Hand. Sie hielt ihre Tasse in ihren Händen und biss sich auf die Unterlippe.
„Wo ist er gerade?"
„In seiner Kabine ist er nicht, falls du das meinst. Vermutlich ist er schon auf oder immer noch draußen..."
Kanan nahm einen Schluck von seinem Kaf und vermied den Augenkontakt. Hera nickte langsam.
„Wir dachten es wäre gut ihm einfach etwas...Freiraum zu geben. Bis er sich dazu entschließt uns zu sagen, was genau mit ihm los ist."
Oder mehr, wieso Ezra plötzlich nicht mehr wie Ezra war, aber dass sprach niemand aus. In ihren Gedanken hingegen waren die Worte präsent. Sabine seufzte und hatte einen Entschluss gefasst. Eine bessere Gelegenheit würde sie nicht bekommen und vermutlich war es das Richtige. Das hoffte sie jedenfalls.
„Hera, Kanan...ich muss euch etwas sagen."
Sie nahm ihre Hände von ihrer Tasse und knetete sie nervös.
„Ich war gestern in Ezras Kabine. Ich...ich wollte ihm etwas geben, damit er etwas runterkommt und ich ihm eine Freude machen kann. Aber er war nicht da. Ich wollte sofort wieder gehen, aber dann..."
Sabine war es sichtlich unangenehm darüber zu reden. Ihre Körperhaltung war verspannt und sie sah beiden Eltern nicht in die Augen. Diese waren etwas alarmiert und zugleich sehr wachsam. Hera sah sie mit gerunzelter Stirn an.
„Sabine?"
Die Mandalorianerin schluckte und blickte zutiefst verunsichert auf.
„Ich...ich habe Informationen gefunden. Informationen über uns, die er niedergeschrieben hat. Unsere Frequenz, sämtliche Codes. Er hat sogar über jeden von uns etwas angelegt und etwas von Schwachstellen geschrieben. Sogar Rex und Ahsoka sind darauf."
Sie atmete zittrig aus.
„Ich..ich wollte das gar nicht, ich habe es nur durch Zufall gesehen. Dann konnte ich nicht mehr wegsehen und musste alles lesen und...ich wusste nicht was ich machen sollte. Ob ich erst mit Ezra darüber reden oder mit euch sprechen sollte. Ich..."
Kanan drückte Sabines Schulter und sah sie aufmunternd an.
„Beruhige dich, Sab. Atme tief durch."
Sabine schluckte und folgte dem Rat des Jedi. Hera hatte sich komplett aufgerichtet, ihr Blick war mehr als alarmiert. Kanan sah von Sabine zu seiner Frau und bemerkte ihre angespannte Haltung. Auch er war über diese Informationen schockiert und ehrlicherweise sehr verwirrt. Er konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen, was das bedeuten sollte. Wieso schrieb Ezra sämtliche Informationen über sie nieder? Noch dazu Codes und Frequenzen? Er hatte doch keinen Grund dazu, wieso sollte er...
Ein Verdacht sprang ihm förmlich ins Gesicht, aber er verschloss sich sofort vor diesem. Nein. Nein, niemals konnte das der Grund sein. Er kannte Ezra, er kannte seinen Sohn und Padawan. Das war unmöglich.
Hera atmete tief durch. Sie musste und würde jetzt einen kühlen Kopf behalten. Eine andere Wahl blieb ihr nicht.
„Sabine, was genau hast du gesehen? Was hat Ezra über uns aufgeschrieben?"
Sabine setzte sich wieder und blickte die Twi'lek unsicher an. Stockend und mit zitternder Stimme erzählte sie ihnen genau was sie gefunden hatte und was Ezra aufgeschrieben hatte. Hera wurde immer beunruhigter, während Kanan immer mehr den Kopf schüttelte.
„Nein."
„Ich habe es gesehen, Kanan."
„Nein, ich glaube das einfach nicht."
Der Jedi stand auf und begann im Raum hin und herzulaufen. Hera schluckte schwer.
„Kanan..."
„Hera, das kannst...du kannst doch nicht..."
„Ich tue gerade gar nichts, Kanan. Aber was Sabine uns da gerade erzählt hat...das kann ich nicht ignorieren und das werde ich auch nicht. Ezra hat keinen Grund so etwas zu machen. Er...Das würde er nie-..."
„Er ist kein Verräter", brachte der Jedi es auf den Punkt. Sabine blickte beschämt zu Boden, während Hera ausatmete und ihren Mann anblickte. Sie stand auf und nahm seine Hände in ihre.
„Das sagt auch niemand und glaube mir ich will es auch nicht glauben. Aber Ezras Verhalten seitdem er wieder hier ist, ist mehr als rätselhaft und das weißt du selbst. Kanan, der Junge, der von der Mission zurückgekehrt ist, ist nicht mehr unser Junge. Nicht mehr unser Sohn."
„Ezra würde uns niemals..."
Hera tat eine Hand an Kanans Wange und hatte Tränen in den Augen.
„Liebling, bitte. Unser Junge, unser Kind würde das niemals tun. Niemand von uns nimmt das an und es ist bisher nur die äußerste Vermutung, sonst nichts. Vielleicht steckt auch etwas anderes dahinter. Fest steht, dass wir mit Ezra reden müssen, ihn genauer im Auge behalten müssen. Wir müssen herausfinden, wieso er sich so verhält und was wirklich auf der Mission passiert ist."
Sie blickten einander in die Augen.
„Nur so können wir unseren Jungen zurückgewinnen."
Kanan seufzte und die Eltern schlossen einander in die Arme.
„Er ist kein Verräter. Ezra...Caleb würde das niemals sein. Er ist unser Sohn, unser Kind. Du hast Recht wir müssen herausfinden was mit ihm passiert ist. Wieso er sich so seltsam verhält und überhaupt nicht...wie Ezra."
Sabine stand auf und knetete etwas betreten den Zipfel ihres Schlafoberteils.
„Ich...ich wollte..."
Hera nahm die Mandalorianerin sofort in den Arm und drückte sie sanft.
„Schsch, ich weiß. Danke, dass du es uns gesagt hast, Sabine. Wir kriegen das hin."
Kanan nickte und strich Sabine über den Rücken.
„Mache dir nicht zu viele Sorgen, Kleines. Es wird sich alles aufklären."
„Das hoffe ich", murmelte sie betreten und genoss die Umarmungen. Es half. Zumindest etwas. Hoffentlich würde bald alles wieder normal werden.
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Doch dies war nicht in Sicht. Ein paar Stunden war Hera auf dem Weg zu einer Besprechung in der Kommandozentrale, als Chopper ihr aufgebracht nachkam. Erst dachte sich die Twi'lek nichts dabei, denn der Droide konnte manchmal ziemlich...seltsam reagieren. Mit lauten Piepen und fuchtelnden Metallarmen erschien er vor ihr und blockierte ihr den Weg.
„Waup – Wop!"
Hera seufzte und schüttelte den Kopf.
„Chop, ich habe jetzt keine Zeit. Ich bin schon spät dran und habe gerade wirklich andere Sorgen."
Sie wollte weitergehen, doch der Droide ließ sie nicht. Er piepte noch lauter und schien gar nicht daran zu denken zu gehen.
„Chopper, lass mich durch."
Hera war selbst überrascht, als ihr Droide ihre Hand nahm und sie hinter sich herzog. Sie blinzelte erstaunt und war etwas fassungslos.
„Chopper!"
„Waup!"
„C1-10P! Was wagst du...?!"
Chopper zerrte Hera hinter sich her und schien auf die Phantom zuzurollen. Die Twi'lek versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber der Droide blieb hartnäckig.
„Chopper, was soll das?! Lass mich sofort los!"
„Waup – WOP!"
Hera blinzelte und schien erst jetzt aufzunehmen, was ihr Droide sagte.
„Was ist mit der Phantom? Was hast du angestellt?!"
Der Droide piepte schrill und erwiderte ungehalten, dass er nichts getan hatte. Hera hob ihre freie Hand und verdrehte die Augen.
„Schon gut, schon gut. Sage mir einfach was los ist."
„Wiop – Waup!"
Sie runzelte die Stirn.
„Ezra? Was hat Ezra damit zu tun? Chopper, du machst keinen Sinn."
Ein erneut genervtes Piepen. C1-10P blieb erst stehen, als sie vor der Phantom waren. Die äußerlich völlig normal und unbeschadet aussah. Hera verstand beim besten Willen nicht, was das ganze Theater ihres Droiden sollte.
„Chopper, ich verstehe nicht..."
Er führte sie ins Innere des kleinen Schiffs, wo auch innen alles völlig normal aussah. Die Twi'lek runzelte die Stirn und ging zum Schalterpult, besah sich dieses. Aber auch hier konnte sie nichts Ungewöhnliches entdecken.
„Was willst du mir zeigen?"
Als Antwort rollte Chopper neben sie und gab ihr den Hinweis die eingetragenen Koordinaten für den nächsten Flug zu checken. Auch das verstand Hera nicht, denn ihr nächster Flug mit der Phantom war bereits geplant und die Koordinaten bereits vorhanden. Trotzdem tat sie was ihr Droide sagte und erhielt eine Überraschung.
„Bitte? Wieso sollte jemand von uns nach Coruscant wollen?", fragte sie entgeistert und höchst verwirrt.
„Wer kommt denn auf die Idee...Das ist eine einzige Todesfalle."
Sie schüttelte den Kopf und korrigierte die Koordinaten. Nicht auszudenken was gewesen wäre, wenn sie dort gelandet wären, wenn niemand das überprüft hätte. Hera verengte die Augen und bemerkte, dass etwas unterhalb des Schaltpults nicht zu stimmen schien. Sie kniete sich hin und wollte sich dem annehmen, als Chopper sie mit seinen Armen förmlich packte und sie zurückhielt.
„Waup!"
Hera blinzelte und verstand nun gar nichts mehr.
„Aufpassen? Was...?"
Sie sah genauer hin und erblickte das, was ihr Droide gemeint hatte. Einige Kabel hingen durcheinander unter dem Schaltpult und aus einem bestimmten Winkel, den sie so nicht gesehen hatte...
„Sie...sie sind angesägt! Das..."
Sie war vollkommen fassungslos und über allen Maßen schockiert. Nicht nur, dass eines ihrer Schiffe zu Schaden gekommen war...jemand hatte die Kabel beschädigt und die Koordinaten manipuliert, sodass sie nicht an ihren Zielort angelangt wären, sondern sich auf einer Reise nach Coruscant befunden hätten. Sie wollte gar nicht daran denken. Selbst ohne die Manipulierung der Koordinaten hätte ein Desaster passieren können, denn mit solchen beschädigten Kabeln hätte sonst was geschehen können. Sie selbst hätte zu Schaden kommen können, wenn sie sich um das Schalpult gekümmert hätte und Chopper sie nicht davon abgehalten hätte. Denn beschädigte Kabeln waren alles, aber nicht ungefährlich.
„Das ist doch..."
Die Twi'lek schüttelte ungläubig den Kopf und tat eine Hand an ihre Stirn. Das war ja gerade nochmal gutgegangen...
„Chopper, wie...Wie konnte das...Woher wusstest du das?"
Der Droide piepte verstimmt und beschwerte sich, dass sie sich nicht bei ihm bedankte. Hera schluckte und tätschelte seine Haube.
„Entschuldige, Chop. Natürlich bin ich dir zu großem Dank verpflichtet, aber ich bin etwas...Wie konnte das passieren? Wieso sollte das jemand tun? Es hätte eine Katastrophe passieren können..."
Daran wollte sie gar nicht denken. Nein, auf keinen Fall. Die Dinge, die bereits in ihrem Kopf rumgeisterten, reichten schon vollkommen. Chopper tätschelte ihren Arm und piepte etwas ruhiger und vor allem versöhnter. Dann beantwortete er ihre vorherigen Fragen und Hera schien, als ob ihr Herz erkalten würde. Ihre Gedanken überschlugen sich und sie hätte nicht gedacht, dass der Tag noch schlimmer werden konnte.
Als Antwort zeigte Chopper Hera ein Hologramm. Es zeigte Ezra wie er in der Phantom rumhantierte und etwas am Schalterpult machte. Dann machte er sich an den Kabeln zu schaffen.
Hera war wie gelähmt. Sie konnte es nicht fassen. Ezra, ihr Ezra, ihr Caleb sollte das getan haben?
„Ch-Chopper?"
Die sonst so gefasste Pilotin war erschüttert und wusste nicht, was sie denken, geschweige denn tun sollte. Sie hielt sich an ihrem Droiden fest, der die Befürchtung hatte Hera würde umkippen – was ziemlich dem nahe kam wie die Twi'lek sich fühlte.
Nur musste das Warten, denn siedend heiß fiel Hera die Besprechung ein, die noch anstand und zu der sie ohnehin schon viel zu spät war. Trotz des Wirbelsturms in ihrem Kopf und ihrem Herzen war Hera noch immer ein Profi und wusste wie sie mit kühlem Kopf agierte. Sie verabschiedete sich knapp von Chopper und ordnete an niemanden mehr in die Phantom zu lassen. Dann war sie auch schon auf dem Weg zur Kommandozentrale. Sie würde sich jetzt auf die Besprechung konzentrieren, alles andere danach. Auch was ihren Sohn betraf.
Als sie in der Kommandozentrale eintraf war die Besprechung bereits im vollen Gange. Commander Sato war nicht gerade erfreut, als Hera in diese platzte und das mit reichlich Verspätung.
„Captain Syndulla."
Hera ließ sich nichts anmerken und wahrte ihre Professionalität. Sie war schließlich ein Captain und Anführerin der Phoenix Staffel. So schnell brachte sie nichts aus der Ruhe. Auch wenn das Verhalten ihres Sohnes sehr nah daran war.
„Ich entschuldige mich in aller Form für meine Verspätung, Sir. Das wird nicht wieder vorkommen."
Sie bemerkte Ahsokas wachsamen und zugleich nachdenklichen Blick. Hera war noch nie zu spät gekommen, also musste wohl etwas...besonderes passiert sein. Oder zumindest etwas, was die Twi'lek etwas aus der Bahn geworfen hatte. Die Togruta tippte ohne Zweifel darauf, dass das etwas mit Spectre – 6 zu tun haben musste. Auch Rex sah überrascht aus und wechselte mit Ahsoka einen Blick. Da stimmte etwas nicht.
Commander Sato seufzte und schüttelte missbilligend den Kopf.
„Ich bevorzuge Pünktlichkeit, Captain. Ich hoffe, dass sich das nicht nochmal wiederholen wird."
„Ganz bestimmt nicht, Sir. Es tut mir leid."
Der Commander fuhr fort.
„Nun da wir ja alle vollzählig sind..."
Es ging um nicht besonderes, eigentlich nur um Berichte vergangener Missionen, als auch die nächste Mission für die Ghost – Crew. Diese enthielt den Job einfache Besorgungen für das Squadron zu erledigen. Rex würde sie dazu begleiten. Ahsoka wäre ebenfalls mitgekommen, aber anderweitige Pflichten hielten sie davon ab. Gegen Ende der Besprechung jedoch erlebte Hera eine Überraschung. Eine der unangenehmeren Art.
„Captain, auf ein Wort bitte."
Hera war erstaunt, aber ließ sich nichts anmerken. Sie war noch nie auf ein Wort von Commander Sato gebeten worden und schon gar nicht in so einem formellen und zugleich strengen Ton. Die Twi'lek nahm ihr Datapad und ging zu dem Commander, als die Kommandozentrale sich leerte, da die Besprechung vorüber war. Satos Miene wirkte ernst und alles, aber nicht gerade erfreut. Er seufzte und schüttelte den Kopf.
„Ich verstehe ja, dass Sie keine einfachen Wochen hatten, Captain Syndulla. Doch erwarte ich von unserem Squadron und von dessen Anführern Professionalität und vor allem den Fokus auf dem Wesentlichen."
Hera war etwas verwirrt, denn sie wusste nicht so recht was er damit meinte. Sie hob eine Augenbraue und legte etwas den Kopf schief.
„Verzeihen Sie bitte, Sir. Aber wovon genau sprechen wir? Ich habe stets professionell und vor allem mit Blick auf das Ziel gehandelt."
„Der Meinung war ich bisher auch, deswegen hat mich Ihr Fauxpas auch so sehr überrascht. Ich habe Sie darum gebeten mir sämtliche Unterlagen zukommen zulassen, die die letzten Einsätze der Phoenix – Staffel betrifft."
Hera nickte langsam.
„Ich erinnere mich und das habe ich getan."
Sie wusste wirklich nicht, was genau der Commander damit sagen wollte. Sie hatte ihre Pflichten längst erfüllt gehabt, was war also das Problem?
Commander Sato seufzte fast schon genervt.
„Eben nicht. Auf mehrere Nachfragen haben Sie nicht reagiert und auf die Berichte warte ich immer noch."
„Welche Nachfragen? Commander, ich habe die Berichte fertiggeschrieben und Sie Ihnen geschickt."
Hera zermarterte sich den Kopf, aber sie war sich ganz sicher, dass sie es getan hatte. Sie hatte die Berichte geschrieben, sie hatte sie fertiggemacht und sie Commander Sato...
Moment.
Sie hatte sie nicht Commander Sato übergeben. Nein, sie hatte Ezra darum gebeten die Unterlagen zu überbringen. Richtig, dass war ihr fast entfallen. Aber wenn sie nie angekommen waren...bedeutete das dann, dass Ezra...?
„Ach richtig, stimmt ja. Sie liegen noch in meiner Kabine, Verzeihung Commander. Ich werde Sie ihnen unverzüglich bringen, ich entschuldige mich für meine Unachtsamkeit."
Egal wie Ezra sich verhielt oder was er anstellte...er war ihr Sohn und sie würde ihn niemals so vor dem Commander schlecht machen. Zudem wollte sie selbst herausfinden, wieso die Unterlagen nie angekommen waren, wenn ihr Sohn sie bringen sollte.
Sato schnaubte abwertend.
„Ich bitte darum. Und bitte heute noch."
„Natürlich. Entschuldigen Sie mich, ich nehme mich dem sofort an."
Hera nickte ihm zu und wandte sich damit ab, machte sich auf den direkten Weg zur Ghost. Sie hatte wie immer eine Kopie von den Berichten erstellt und würde sie dann dem Commander bringen. Und anschließend war ihr Sohn ihr eine Erklärung schuldig.
Hera hoffte für ihn, dass es eine gute Erklärung war.
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Für Sabine wurde der Tag nicht besser. Selbst ihre Schießübungen gingen daneben und vermochten es nicht sie aufzuheitern. Etwas, was nur sehr selten der Fall war. Selbst ans Malen wollte sie nicht denken, denn dazu hatte sie auch keinen Kopf. Die Gedanken oder mehr die bloße Vorstellung, dass Ezra, ihr Ezra wirklich ein Verräter sein könnte...lähmte sie praktisch und versetzte sie in einen Zustand, der einer innerlichen Erstarrung gleichkam.
Sie bemerkte kaum, dass sie fast mit einem vertrauten Lasat zusammenstieß, der sie noch gerade davon abhielt in ihn hineinzulaufen.
„Woah, Sab."
Sabine blinzelte und hob träge den Kopf, blinzelte nur erstaunt, als sie Zeb sah.
„Oh...hey, Zeb. Tut mir leid."
Der Lasat musterte die Mandalorianerin. Das Sabine mal einen Spaziergang über die Basis unternahm war kein Seltenheitsfall. Das sie aber so gedankenversunken und unaufmerksam war, war ihm neu. Wenn er ehrlich war, so fürchtete es ihn etwas, denn Sabine war immer aufmerksam. Das lag in ihren Genen als Mandalorianerin. Das kam gleich danach ihren Feinden durch ihre Kampfkunst das Fürchten zu lehren und denen, die versuchten ihr ihre Farben wegzunehmen. Und na ja so viel sei gesagt, dass es kein kluger Schachzug war dasselbige mit ihrem Freund zu versuchen. Denn Ezra war Sabines Freund und Mandalorianer konnten da sehr besitzergreifend werden. Und Sabine erst recht.
„Bist du okay, Kleines?"
Zeb war kein Lasat, der sich groß mit Gefühlen auskannte oder mehr damit agierte. Aber wenn es um seine Familie ging, dann wurde aus dem harten Muskelmann ein wahrer Softie.
„War schon mal besser. Irgendwie..."
Sabine rieb sich ihre Arme.
„Ich wäre besser heute im Bett geblieben."
„Wieso?"
Sabine seufzte.
„Die ganze Sache mit Ezra...ich verstehe ihn einfach nicht mehr. Ich...ich weiß nicht mehr was ich denken soll."
„Er und Kanan haben sich schon oft gestritten. Gut, er hat noch nie so etwas zu ihm gesagt, aber das legt sich wieder. Der Kleine muss sich bestimmt erst wieder einfinden und bald ist alles wieder normal", entgegnete der Lasat etwas hoffnungsvoll. Sabine schüttelte den Kopf und atmete aus. Sie rang einen Moment mit sich, ob sie es Zeb erzählen sollte...aber dann beschloss sie es einfach zu tun. Schlimmer konnte es ohnehin nicht werden.
„Wenn es nur das wäre. Zeb...ich habe gestern..."
Sabine erzählte dem Lasat in Kurzform, was sie Hera und Kanan geschildert hatte. Dabei gingen die beiden weiter und landeten etwas am Ende der Basis, nahe den Korallen und dem Zaun. Zeb bekam ganz große Augen und konnte nicht fassen, was Sabine ihm da erzählte. Er wollte es nicht glauben. Ezra, Ezra, sein kleiner, nerviger Bruder sollte...?
Nun war es für Zeb kein Wunder mehr, dass Sabine so durch den Wind war. Er wollte gar nicht wissen wie es Hera und Kanan damit ging. Allein der bloße Gedanken, dass Ezra die Seiten gewechselt hatte...war mehr als furchterregend und bereitete einen höllischen Schmerz.
Doch ehe der Lasat auf die Erzählung der Mandalorianerin etwas entgegnen konnte, unterbrach sie etwas. Oder mehr eine Stimme, die ihnen mehr als nur vertraut war.
„Ich könnte dir noch sehr viel mehr zeigen, Nya. Ein Jedi hat einiges drauf."
Sabine zuckte zusammen, als sie Ezras Stimme hörten. Ohne das Zeb sie stoppen konnte – das hätte ohnehin niemand in diesem Moment geschafft, preschte die Mandalorianerin los und erblickte hinter einen der Korallen ihren Freund. Mit Nya, einer Pilotin, die einen besonderen Gefallen an Ezra gefunden hatte wie sie wusste.
Ezra zeigte ihr gerade ein paar Formen, wobei die beiden sich sehr nahe waren. Er hatte gerade sein Lichtschwert wieder eingezogen und an seinen Gürtel getan, als das Mädchen über Ezras starken Bizeps fuhr.
„Du bist so stark, Ezra."
In ihre Stimme schwang reinste Bewunderung und vor allem Begehren mit. Sabine hatte das Bedürfnis ihr einen Schuss mit dem Blaster zu verpassen oder zumindest einen kräftigen Schlag mit der Faust. Ezra war ihr Freund und niemand würde es sich auch nur wagen...
Ezra lachte leise und legte einen Arm um sie, zog sie näher zu sich.
„Ich kann dir noch mehr zeigen. Nur du und ich."
Nya errötete und lächelte verträumt, sah in sein Gesicht.
„Und was ist mit deiner Freundin? Dieser Mandalorianerin?"
Ezra schnaubte amüsiert und beugte sich zu ihr.
„Die muss ja nicht alles wissen, oder?"
Er überwand die letzte Distanz und legte seine Lippen auf ihre. Zeb, der Sabine inzwischen eingeholt hatte, stand mit offenem Mund da und konnte nicht fassen was Ezra gerade tat.
Sabine hingegen spürte rasenden Zorn in sich, der nur noch von ihrem fürchterlichen Schmerz in ihrem Herzen bestärkt wurde. Doch sie machte kurzen Prozess. Sie brachte die beiden auseinander, stieß sie voneinander weg. Den ersten Schlag bekam Nya direkt in ihre Magengrube, wobei Sabines Augen vor Wut praktisch Feuer fingen.
„Ner Ezra! Ner Cyar'ika! Meh gar olaror gebi him tug'yc, ni Kelir kyr'amur gar (Mein Ezra! Mein Geliebter! Wenn du ihm noch einmal zu nahekommst, werde ich dich töten!)
Das Mädchen stöhnte unter Schmerzen, aber sah zu das sie Land gewann. Ihre Chancen sich mit der Mandalorianerin anzulegen und zu siegen waren gleich null. Sie dachte nicht eine Sekunde darüber nach, sondern suchte das Weite. Was das Beste war, was sie tun konnte.
Ezra hingegen kam nicht so leicht weg. Der erste Schlag von Sabine war mitten in sein Gesicht.
„Aruetii!" (Verräter)
Tränen befanden sich in ihren Augen und in dem von Zorn und Wut geröteten Gesicht. Der zweite Schlag ließ Ezra zu Boden gehen.
„Ni or'parguur gar!" (Ich hasse dich!)
Sie wollte erneut zuschlagen, doch Zeb hielt sie gerade noch davon ab. Er hatte sich inzwischen etwas gefangen und hielt Sabines Arm.
„Sabine, nicht!"
„Lass mich, Zeb!"
Immerhin hatte sie zu Basic zurückgefunden. Tränen liefen über ihre Wangen und Sabine hasste sich dafür. Damit zeigte sie Schwäche. Nein, dass hatte sie schon längst. Sie hatte ihr Herz geöffnet und Schwäche gezeigt und das war die Folge. Ezra betrog sie einfach. Ihr Ezra...küsste einfach eine andere und brach damit ihr Herz.
„Du kannst ihn nicht zu Tode prügeln", rief Zeb und hielt Sabine zurück, dessen Zähne praktisch knirschten.
„Lass mich los, Zeb!"
Sie würde nie wieder Schwäche zeigen. Nie wieder.
„Komm zu dir, Sab. Bitte. Das bringt doch nichts."
Auch wenn Zeb ebenfalls sehr wütend war...er konnte nicht zulassen, dass Sabine Ezra verprügelte. Auch wenn er es verdient hatte.
„Du bist ja komplett durchgeknallt!", rief Ezra und hielt sich seine blutende Nase. Zeb knurrte.
„Kleiner, halt den Mund! Sabine, es reicht jetzt!"
Die Mandalorianerin zitterte praktisch vor Wut und kam nur schwer runter. Nach einer halben Ewigkeit beruhigte sie sich etwas.
„Du kannst mich loslassen, Zeb."
„Sicher?"
„Ja."
Sabines Stimme klang ruhig. Zu ruhig für den Geschmack des Lasats. Aber er ließ sie los.
Sabine schrie vor Zorn auf und trat Ezra, der noch immer auf dem Boden lag, in den Magen.
„Du bist der größte Di'kut der mir je begegnet ist!" (Idiot)
Ehe Zeb etwas tun konnte, wandte sich Sabine ab.
„Am Besten sorgst du dafür, dass er mir nicht mehr unter die Augen kommt. Wenn du nicht willst, dass ich ihm den Hals umdrehe", knurrte sie Zeb an und entfernte sich mit schnellen und sehr stampfenden Schritten von den beiden. Ezra stöhnte und hielt sich sein Gesicht.
„Was...?"
Im nächsten Moment hielt Zeb Ezra am Kragen, der etwas über den Boden baumelte.
„Reife Leistung, Kleiner! Ich weiß zwar nicht welcher Schaden dein Gehirn hat, aber dass war vollkommen hirnverbrannt! Bist du noch ganz dicht?! Wie kommst du dazu Sabine zu betrügen und so ein unglaublicher Idiot zu sein?!"
Der Lasat schnaubte.
„Du verhältst dich wie der aller größte Vollidiot und niemand von uns erkennt dich wieder! Weißt du was beim nächsten Mal bleibst du einfach verschwunden, dass wäre für alle Beteiligten besser!"
Er ließ ihn unsanft zu Boden fallen und wandte sich wie Sabine zuvor ab. Er ließ Ezra einfach so liegen und drehte sich nicht um. Dabei sah er nicht wie Ezra anfing zu grinsen auf eine geradezu teuflische Art und Weise.
„Wir sind fast am Ziel. Dein Leben ist so gut wie zerstört, Ezra Jarrus."
Uh es bleibt spannend. Vor allem, da ich mich entschlossen habe den Fortgang der kleinen Story etwas zu ändern...und sie damit vermutlich noch länger gemacht habe. Hoffe euch gefallen die Teile zu "Täuschung" weiterhin, auch wenn es wohl etwas ausufert :D
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