Täuschung V.
Hera hatte ihren Ehemann selten so wütend gesehen wie in diesem Moment, als Kanan das Cockpit betrat und sich in seinem Sitz neben ihrem niederließ. Sie hatte gerade auf ihrem Data – Pad ein paar Berichte gelesen und sich mit einer Tasse Kaf in ihr Reich zurückgezogen, wo sie selten jemand störte. Ihren Ehemann so aufgewühlt durch die Tür kommen zu sehen war eine absolute Seltenheit. Unnötig zu sagen, dass das sofort ihre Aufmerksamkeit erregte.
„Kanan?"
Sie ließ ihr Data – Pad sinken und betrachtete ihren Ehemann. Die Twi'lek bemerkte das er seine Hände zu Fäuste geballt hatte und eine ungewohnte Anspannung in seinen Gesichtszügen lag. Seine ganze Körperhaltung war angespannt und wirkte geradezu vor Wut geladen. Dazu erkannte sie noch etwas in seinen Augen, abgesehen von den offensichtlichen Empfindungen des Zorns und der Wut. Enttäuschung. Maßlose Enttäuschung spiegelte sich in seinen Augen wieder, genauso wie Traurigkeit.
Hera legte ihr Data – Pad ganz weg und drehte sich zu ihrem Mann, nahm eine Hand in ihre.
„Kanan, was ist los?"
Der Jedi zog seine Hand weg und schnaubte nur, murmelte etwas Unverständliches. Hera hob eine Augenbraue.
„Love?"
Kanan schnaubte erneut und verschränkte abwehrend die Arme.
„Ich kann..ich...Argh!"
Er wandte den Blick ab und Hera war keinen Schritt weiter. Sie seufzte und schüttelte den Kopf.
„Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst was los ist. Also?"
Als Kanan wieder kein Wort sagte, begann die Geduld der Twi'lek zu schwinden.
„Kanan Jarrus, du wirst mir auf der Stelle sagen was los ist oder du kannst woanders schmollen und heute Nacht auf der Couch im Gemeinschaftsraum schlafen!"
Das erzielte seine Wirkung. Kanan seufzte und machte eine Geste.
„Ich kann es einfach nicht fassen! Ich...Ich glaube das einfach nicht! Mein eigener Sohn!"
Es ging um Ezra. Aha. Irgendwie hatte sich das Hera bereits gedacht. Das war bei dem Verhalten, was ihr Sohn in letzter Zeit an den Tag legte alles, aber nicht verwunderlich. Aber dass er Kanan so wütend machte? Das war neu und konnte eigentlich nur bedeuten, dass etwas Schwerwiegendes passiert war.
„Hast du dich mit Ezra gestritten?", hakte die Pilotin nach und Kanan machte erneut eine Geste, die sie nicht zu deuten wusste.
„Ja! Nein...ach, nein, aber... Ich kann nicht fassen wie er mit mir gerade gesprochen hat! Was er mir gesagt hat, dass ist so...Und dann noch mein eigener Sohn!"
So kamen sie nicht weiter. Und schon gar nicht, wenn Kanan nur halb zu verstehen war durch das deutliche Grollen in seiner Stimme. Hera seufzte und nahm seine Hände, blickte ihm in die Augen.
„Liebling, jetzt beruhigst du dich erstmal und erklärst mir dann was passiert ist. Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst. Was ist zwischen euch vorgefallen?"
Kanan wollte kurzangebunden etwas schnippisches erwidern, aber belehrte sich dann eines Besseren und holte einmal tief Luft. Er versuchte etwas runterzukommen und sein aufgewühltes Herz zu beruhigen oder zumindest eine Pause zu geben.
„Wir hatten Jedi – Training und ja der werte Herr hat es mal geschafft dazu aufzutauchen. Zeb hat ihn als Einstieg beschossen, sodass Ezra nur die Schüsse abwenden und abblocken musste. Eine Übung, die er inzwischen schon im Schlaf beherrscht oder es zumindest hat. Er hat keinen einzigen Schuss mit seinem Lichtschwert abgeblockt und wurde fünf Mal hintereinander von Zeb getroffen."
Hera runzelte die Stirn.
„Vielleicht hat er einfach nur einen schlechten Tag?"
Kanan schnaubte.
„Bei einem schlechten Tag stellt man sich nicht so an, als ob man gerade mal ein paar Tage ein Lichtschwert besitzt und praktisch nichts damit anzufangen weiß. Hera, so schlecht war er nicht mal am Anfang. Das heute war absolut kein Vergleich. Ich habe meinen eigenen Padawan überhaupt nicht erkannt. Der mit dem ich mich vor Wochen noch duelliert habe und Schwierigkeiten hatte nicht von ihm besiegt zu werden, soll der Gleiche sein wie der, der das Desaster heute fabriziert hat?"
Sie wurde nachdenklich.
„Das ist ungewöhnlich, ja. Vor allem wenn ich daran denke wie gut er geworden ist und ich mich schon einige Male davon überzeugen konnte. Auch das du dich mittlerweile wirklich anstrengen muss, um nicht von ihm besiegt zu werden..."
Hera blinzelte und ihr Blick verhärtete sich bei dem Gedanken.
„Habt ihr deswegen gestritten? Hast du ihn niedergemacht, weil er es nicht konnte?"
Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Kanan etwas....zu hart mit Ezra beim Training umging, obwohl das eher in ihrer Anfangsphase gewesen war. Da hatte ab und an beim Jedi – Meister der Ton, als auch die Worte nicht gestimmt. Kanan hob die Hände und schüttelte den Kopf.
„Nein, das habe ich nicht. Zeb und ich waren kolossal verwirrt was das sollte, wir konnten uns das beide nicht erklären. Als wir ihn darauf angesprochen haben, hat er sogar noch behauptet, dass er mal viel schlechter war. Und das stimmt absolut nicht. Als ich ihn darauf ansprach und meine Zweifel kundtat, da hat er sich nur versucht damit rauszureden, dass er noch Zeit braucht und unser letztes Training etwas her sei. Hera, entschuldige, aber das rechtfertigt in keiner Weise seine...Inkompetenz, die heute vorlag."
Er lachte sarkastisch auf.
„Er meinte sogar er müsste sich daran gewöhnen. Gewöhnen, Hera. Und das obwohl ich ihn fast schon vier Jahre trainiere."
Hera verstand weniger. Das hörte sich gar nicht nach Ezra an, überhaupt nicht. Ihr Sohn war sehr talentiert, war sehr gewachsen in seiner Person und auch in seinem Training und sie und Kanan waren so furchtbar stolz auf seine Fortschritte... Das passte absolut nicht zu ihrem Kind. Kanan seufzte schwer.
„Das Beste oder mehr das Allerschlimmste kommt ja erst noch. Als ich ihn darauf angesprochen habe...meinte er doch glatt zu mir sagen zu müssen, dass er wohl nicht so gut sei wie ich dachte. Das ich mir selbst nur weismachen wollte, dass er gut sei, damit ich den Eindruck habe....dass ich bei ihm nicht völlig versagt habe."
Kanan wandte den Blick ab, Hera blinzelte und sah ihren Mann mit offenem Mund an.
„Was?"
Der Jedi nickte nur mit steiniger Miene und fuhr fort.
„Wenn er jetzt seine Fähigkeiten verliert, dann würde es dem Eindruck widersprechen, dass er vorher so gut gewesen sei. Und wenn es nicht seine Schuld ist, dass er so schlecht geworden ist...dann kann es nur meine Schuld sein. Die Schuld des Meisters."
Kanans Hände ballten sich wieder mehr zu Faust.
„Er...er sagte, dass er nichts anderes von einem Meister erwarten könnte, der seine eigene Ausbildung nie abgeschlossen hätte. Das er so nicht weit kommen würde. Ich...ich war so schockiert und habe versucht ihn zu maßregeln und ihm gesagt, dass sein Verhalten seitdem er wieder da ist gegenüber uns einfach nicht hinnehmbar ist. Und dass er mir so etwas nicht einfach vor den Kopf knallen kann und das auch noch ohne einen Grund. Ich meine...niemand von uns hat ihm etwas getan. Absolut nicht."
Das hatten sie wirklich nicht, dass wusste Hera. Auch für sie war Ezras Verhalten seitdem er wieder da war, nichts anderes als ein Rätsel. Aber das...das war ja...
Ihr Mann kniff die Augen zusammen und atmete schwer.
„Zeb versuchte noch Ezra zuzureden. Er hat gesagt, dass sein Verhalten wirklich daneben ist. Darauf sagte Ezra nur, dass wir daneben wären und dass es ja kein Wunder wäre. Weil...weil..."
Es war deutlich sichtbar, dass Kanan Schwierigkeiten hatte Worte zu finden und sie überhaupt auszusprechen. Er fing an zu zittern und Hera sah den Schmerz in seinem Gesicht, seine fast schon gekrümmte Haltung. Sie legte ihre Arme um ihn und drückte ihn sanft.
„Weil was, Love?", flüsterte sie. Kanan holte zittrig Luft.
„Weil er nichts von einem Jedi – Padawan Großartiges erwarten könnte, welcher seine Meisterin im Stich gelassen und den Tod überlassen hat."
Hera schlug sich die Hand vor den Mund und konnte es nicht fassen. Das...dass sollte ihr Ezra, ihr Caleb gesagt haben? Ihr kleiner Junge, ihr Baby? So sollte er mit seinem Vater gesprochen haben? So etwas sollte er ihm gesagt haben? So etwas unglaublich Verletzendes, was Ezra genau wusste?
Kanan sah ihre Reaktion und nickte langsam.
„Ich dachte auch erst, dass ich mich verhört hätte. Das mein eigener Sohn... mein eigenes Fleisch und Blut..."
Er verstummte und Hera konnte ihn nur in ihre Arme schließen. Sie war fassungslos und wusste erst gar nicht die richtigen Worte zu finden.
„Kanan..."
„Mein eigener Sohn, Hera. Mein Padawan. Mein kid."
Er schluckte schwer und hatte mit den Tränen zu kämpfen.
„Sagt mir so etwas oder knallt es mir dahin und ich... Wie kann Ezra, wie kann Caleb so etwas... Und dann auch noch ohne jeglichen Grund. Wir haben uns noch nicht mal gestritten und dann..."
Kanan wandte den Blick ab. Hera schluckte.
„Love, ich...Ich kann das..."
„Vielleicht hat er ja Recht. Vielleicht hat er jedes Recht mir das zu sagen. Vermutlich ist es meine Schuld und ich war nicht gut genug. Ich wusste, dass ich der Falsche bin, dass ich ihn nicht trainieren kann, dass ich niemanden trainieren kann. Ich bin einfach nur ein erbärmlicher Feigling, der sich etwas vorgemacht hat und..."
„Stopp!"
Hera legte ihre Hände an seine Wangen und blickte in seine Augen.
„Sage so etwas nie, nie wieder, Kanan Jarrus. Fange nicht wieder damit an oder ich werde... Du bist kein Feigling und du bist immer und wirst immer gut genug sein, mehr als das. Nichts davon ist deine Schuld, du bist nicht der Falsche. Du hast diesen Jungen, unseren Jungen, so großartig und absolut fantastisch trainiert und ihm unglaublich viel beigebracht. Kanan, ich...wir haben es doch alle gesehen. Ich weiß doch wie weit Ezra gekommen ist und wie viel er von dir gelernt hat. Nichts von dem, was du gerade sagtest ist wahr."
„Aber..."
„NEIN!"
Hera hatte inzwischen Tränen in den Augen.
„Widersprich mir nicht und wage es dich nicht jetzt wieder in dein Tief zu verfallen und in Selbstmitleid zu versinken, Caleb Dume. Wage es dich einfach nicht. Du bist nichts von dem und musst es dir auch nicht anhören. Das was Ezra gesagt hat, was unser Sohn gesagt hat...ich bin darüber so schockiert und so enttäuscht und verletzt, dass ich es nicht in Worte fassen kann, aber er hatte mit nichts Recht, hörst du? Mit absolut nichts. Du bist ein fantastischer Meister und ein fantastischer Jedi, kriege das endlich in deinen Kopf!"
Sie keuchte leicht vor Aufregung. Kanan blickte sie einfach nur an und vergrub sich bei ihr.
„Ich...ich kann einfach nicht fassen, dass Ezra...dass Caleb so etwas zu mir gesagt hat", flüsterte er und Hera konnte seine Aufwühlung deutlich in seiner Stimme vernehmen. Er befand sich noch immer in ihren Armen und wenn es nach ihr ginge würde er eine Weile nicht daraus kommen. Sie schluckte und legte ihren Kopf an seinen.
„Ich auch nicht, Love. Ich auch nicht. Ezra würde so etwas niemals...Ich meine er ist unser Baby, er kennt uns, er kennt dich. Ihr beide seid unzertrennlich und dann...dann sagt er dir so etwas..."
Sie schwiegen einen Moment.
„Wie...wie hast du reagiert?"
„Ich habe ihn auf sein Zimmer geschickt, was ihn überhaupt nicht interessiert hat. Hera...Ich bin so..."
„Ich weiß, Süßer", murmelte sie leise und strich über seinen Rücken. Wie verletzt und wie enttäuscht er war, war nicht schwer zu erraten. Und sie war es auch. So etwas hätte sie niemals erwartet. Und dann auch noch solche Worte von ihrem eigenen Sohn.
Kanan versuchte seine Stimme wiederzufinden, aber konnte die Träne nicht verhindern, welche an seiner Wange runterlief.
„Wieso...wieso hat er so etwas...Wie kann er..?"
„Ich weiß es nicht, Kanan."
Das wusste Hera wirklich nicht. Sie war da genauso ratlos wie ihr Mann. Das ähnelte absolut nicht Ezra, ihrem Ezra. Alles nicht. Sein Verhalten, seine Handlungen, seine Zickereien, seine Leistungen und jetzt das. Es schien...als ob ihr Sohn zur Mission aufgebrochen wäre und ein Fremde seinen Rückweg gefunden hätte. Denn es war die schmerzhafte Wahrheit. Ihren eigenen Sohn erkannten die Eltern nicht mehr wieder.
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Es war ein paar Stunden später, als Sabine den Weg zu Ezras Kabine fand. Ezras Verhalten war ihr nach wie vor ein Rätsel und so hatte sie beschlossen ihm eine kleine Freude zu machen. Sie hatte ein neues Bild von ihm und sich skizziert und hoffte einfach, dass es ihn einfach etwas aufmuntern würde nach der harten Mission. Und dass es vielleicht etwas den Ezra hervorbringen würde, den sie alle kannten und liebten. Nicht diesen egoistischen, seltsamen Vollidioten, der er seit seiner Rückkehr ab und an war.
Sabine klopfte an die Kabinentür.
„Ezra?"
Nichts. Keine Antwort.
Sabine runzelte die Stirn. Hatte Zeb ihr nicht versichert, dass Ezra auf seinem Zimmer sein würde? Wegen eines heftigen Streits mit Kanan? Der Lasat hatte ihr nichts Genaueres erzählt, aber es war wohl so heftig gewesen wie noch nie zuvor. Und das musste etwas heißen, denn die beiden hatten schon die ein oder andere harte Streiterei hinter sich. Die Mandalorianerin klopfte erneut.
„Ezra, ich bin es."
Wieder nichts. Sabine seufzte und ging durch die Tür. Im Raum erwartete sie keine Überraschung, denn Ezra war wirklich nicht da. Und das obwohl er von seinem Vater auf sein Zimmer geschickt wurde...
„Oh du treibst es im Moment wirklich gerne auf die Spitze, Ez..", murmelte sie.
Sabine war die Letzte, die ihm raten würde sich an so etwas zu halten wäre es in einer normalen Situation gewesen. Auch wenn Kanan und Hera seine Eltern waren...aber das? Das würde ihm nur noch mehr Ärger bereiten, wenn die Anführer ihrer Crew Wind davon bekommen würden und das würde ohne Zweifel der Fall sein. Ezra legte es im Moment, aber auch ziemlich drauf an.
Die Mandalorianerin sah etwas enttäuscht auf ihr kleines Geschenk. Eigentlich wollte sie es Ezra so geben und sie hatte wirklich keinen Bedarf ihm jetzt nachzulaufen wie Stunden zuvor. Seufzend ging sie zu seinem Tisch und legte es darauf. Dann würde er es eben finden, wenn er wiederkommen würde. Sicherlich würde er dann zu ihr kommen.
Sie wollte gerade die Kabine wieder verlassen, als ihr etwas ins Auge fiel. Ein paar lose Blätter lagen auf dem Schreibtisch und lagen teils unter seinem Data – Pad, als auch seines Lichtschwerts. Sabine fragte gar nicht was seine Waffe hier zu suchen hatte, die er eigentlich immer bei sich tragen sollte. Trotz allem musste sie etwas schmunzeln, ihr Freund war und blieb einfach ein Chaot. Aber ihr Chaot.
Sabine wollte sich abwenden, als sie durch Zufall ein paar Worte auf dem Papier erkannte.
„Frequenz 6123..."
Sie runzelte die Stirn und nahm vorsichtig ein Papier an sich. Das war doch die Frequenz der Ghost. Wieso hatte Ezra sie aufgeschrieben?
Sabine sah sich das Papier genauer an und stockte.
„Zugangscodes, Koordinaten?"
Sie sah sich noch ein Papier an und ihre Augen wurden immer größer und ihr Herz schwerer.
„Kanan Jarrus, Spectre – 1. Schwachstellen: Die Ghost Crew, speziell seine Frau Hera Syndulla und ihr gemeinsamer Sohn Ezra, hört auf den Geburtsnamen Caleb. Weiteres.."
Sie konnte es nicht fassen und überflog die Zeilen.
„Hera Syndulla, Spectre . 2. Schwachstellen: Siehe dazu Kanan Jarrus. Man beachte ihre Beziehung zu ihrem Vater Cham Syndulla..."
Sie, Zeb und Chopper folgten ebenfalls. Klar aufgelistet und mit allen möglichen Informationen versehen. Auch Rex war dabei, genauso wie Ahsoka. Bei der Togruta stand nicht viel, aber genug.
„Deutliche Schwachstelle: Der alte Jedi – Orden, besonders ihre Meister Anakin Skywalker und Kenobi. Hohe Beachtlichkeit ihre Beziehung zu Captain Rex. Bei ihr ist höchste Vorsicht zu wahren und genau aufzupassen..."
Sabine ließ die Papiere fallen und hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Sie hielt sich ihre Brust und stolperte aus dem Raum in den Flur. Alles um sie herum drehte sich und sie hatte das Gefühl, als ob ihr der Boden unter den Füßen weggezogen worden wäre. Diese Informationen, diese Papiere, die Codes und Frequenzen konnten nur auf eines hindeuten. Und lieferte einen glasklaren Grund zu Ezras Verhalten.
Konnte...konnte es sein, dass ihr Ezra, ihr Freund, ihr fester und bester Freund...die Seiten gewechselt hatte? War....Konnte Ezra ein Verräter sein?
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Nach einem langen und intensiven Gespräch mit Hera hatte sich Kanan zu seinem gewohnten Meditationsplatz zurückgezogen. Er brauchte Ruhe und musste runterkommen, sein aufgewühltes Herz beruhigen. Das war notwendig, wenn er versuchen wollte das Geschehene zu verstehen und dann seinem Sohn gegenüberzutreten. Kanan wollte verstehen, nein er musste verstehen, wieso Ezra so reagiert hatte und Kanan, seinem eigenen Vater, so etwas hätte sagen können. Wieso er es getan hatte. Und bevor er ihn zur Rede stellte musste er erst einmal meditieren und versuchen einen klaren Kopf zu bekommen. Vorher würde absolut gar nichts funktionieren.
Der Jedi hatte sich in seiner üblichen Mediationshaltung nahe dem Zaun niedergelassen. Er kniete auf dem Boden, hatte die Hände auf seine Oberschenkel gelegt und die Augen geschlossen. Er versuchte all seine Wut, seinen Zorn und seine so tiefe Enttäuschung in die Macht gleiten zu lassen.
Stichwort war versuchte. Denn es gab etwas oder mehr jemand, der Kanan daran hinderte. Erst war es nur eine schwache Regung, doch dann festigte es sich über ihr Band.
„Dad."
Kanan schluckte schwer und senkte den Kopf. Nein, er hatte absolut keinen Bedarf in diesem Moment mit seinem Sohn zu sprechen. Nicht nach diesen Worten.
Doch Ezra war eines und das war hartnäckig.
„Dad, höre mir zu."
Kanan kniff die Augen mehr zusammen.
„Nicht jetzt, Ezra. Wir reden später."
Die Regung wurde schwächer, genauso wie die Stimme, die in seinen Gedanken widerhallte.
„Dad, du musst mir zuhören. Es ist wichtig. Ich.."
„Ich sagte nicht jetzt!"
Kanan machte es kurz und baute seine Schilde auf, sodass Ezra ihn nicht mehr erreichen konnte. Die vertraute Präsenz verschwand sofort in seinem Kopf und Kanan atmete aus. Auch wenn sich die Signatur seines Sohnes zum ersten Mal seit seiner Rückkehr wieder wie er angefühlt hatte, war er nicht in der Lage sich dem jetzt zu stellen. Nicht nachdem Ezra ihn so verletzt hatte wie es kaum jemand konnte.
Wobei...Ezras Präsenz hatte sich nicht nur wie seine angefühlt, sondern auch verklärt und irgendwie ganz weit weg. Was gar nicht sein konnte, denn immerhin war sein Sohn Zuhause und nicht am anderen Ende der Galaxis. Kanan seufzte und schüttelte den Kopf. Er hörte und sah wohl schon Gespenster. Er musste sich einfach etwas beruhigen und dann würde er mit seinem Sohn sprechen können.
Doch selbst nachdem er sich etwas beruhigt hatte und sein Herz etwas durch die Macht zur Ruhe gekommen war, versuchte Ezra ihn nicht mehr zu erreichen. Auch als Kanan seine Schilde wieder senkte kam gar nichts mehr. Auch spürte er Ezras Präsenz nicht mehr so deutlich wie zuvor, sondern eher wieder das vermischte, sehr verklärte Etwas, was er seit seiner Rückkehr vernommen hatte. Es passte gar nichts mehr zusammen.
Vielleicht hätte er doch mit seinem Sohn sprechen sollen...
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Ahsoka Tano saß auf einer Koralle in der Wildnis Atollons am Rand der Basis und schlug die Augen auf. Sie hatte meditiert und war durch etwas...Unerwartetes aus ihrer Meditation gerissen worden. Was es genau war, konnte sie nicht sagen oder mehr konnte sie es noch nicht. In der Macht konnte man nicht so lesen wie in einem Buch, aber eines war unverkennbar. Es regte sich etwas, irgendetwas war dabei zu passieren oder mehr hatte etwas zu einer Erschütterung der Macht beigetragen, Sie hatte es ganz deutlich fühlen können.
Sie verschränkte die Arme und ließ ihren wachsamen Blick über die Basis streifen. Etwas Ungewöhnliches war nicht zu sehen, aber sie wusste selbst, dass oft der Schein täuschen konnte. Selbst erklären konnte sie es sich nicht, als ihr Blick an Ezra hängen blieb. Dieser saß mit ein paar Mädchen zusammen und schien sich köstlich zu amüsieren. Ahsoka wusste nicht wieso, aber irgendwie...hatte sie ein komisches Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht.
Irgendetwas stimmte nicht mit Ezra. Das hatte sie im Gefühl.
Ahsoka tat eine Hand unter ihr Kinn. Sie musste das im Auge behalten so viel war sicher. Es ging etwas vor sich und ihren Erfahrungen nach zu urteilen war das nichts Gutes. Und es schien mit Ezra zu beginnen und zu enden.
„Was ist wirklich mit dir passiert, Ezra Caleb Jarrus?"
Doch die Macht gab ihr keine Antwort, was sie erwartet hatte. Sie würde sie selbst finden müssen. Und irgendwie hatte sie es im Gefühl, dass dafür nicht mehr allzu viel Zeit blieb.
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