Außer Kontrolle

"Aber ich muss zu ihr!"

"Tut mir Leid, aber ich kann keinen Besuch erlauben. Captain Syndulla muss einer ausführlichen Untersuchung unterzogen werden und braucht absolute Ruhe. Wir bitten Sie sich zu gedulden und zu warten."

Wie Kanan die programmierten Antworten der Medi - Droiden hasste. Er machte eine Geste.

"Aber ich bin ihr Ehemann! Ich muss bei ihr sein!"

"Tut mir Leid. Wir bitten Sie sich zu gedulden und zu warten."

Bevor Kanan erneut etwas entgegnen konnte, fuhr die Tür vor seiner Nase zu. Der Jedi klopfte oder hämmerte mehr dagegen.

"Hey! Lasst mich rein! Lasst mich...Hera!"

Nichts. Die Tür blieb zu und der Medi - Droide antwortete nicht. Vollkommen niedergeschlagen schlug Kanan noch einmal gegen die Tür, dann wandte er sich ab. Etwas anderes schien ihm wohl nicht übrig zu bleiben. Mit hängenden Schultern und einem ungeheuren Schmerz im Herzen schlurfte er den Flur Richtung Wartezimmer hinunter. Dann würde er eben dort bleiben bis er zu seiner Frau konnte. Er würde sie nicht alleine lassen, niemals!

Enorm getroffen und halb krank vor Sorge ließ er sich auf einen der Stühle fallen und tat den Kopf in seine Hände. Wie war das alles nur passiert? Wie nur? Es war doch eine ganz normale Mission für Heras Staffel gewesen. Wieso war diese dann um die Hälfte dezimiert worden? Und wieso war seine Frau bewusstlos gewesen? Wieso so schwer verletzt wie nach Concord Dawn? 

Nur zu gut erinnerte sich Kanan an die Mission, die vor einigen Monaten stattgefunden hatte. Wo seine Frau von Fenn Rau in ihrem Jäger abgeschossen worden war. Und das nur, weil sie versucht hatte die ganze Sache mit Diplomatie zu lösen. Weil sie für die Rebellion Geleit durch ihr Gebiet erbitten wollte. Als Folge dessen wäre Hera fast getötet worden. Kanan hatte sich damals geschworen, dass so etwas nie wieder vorkommen würde. Das seine Frau nie wieder in solch eine Gefahr geraten würde...

....und nun saß er wie vor wenigen Monaten auf demselben Stuhl und wartete darauf, dass er Nachrichten über den Zustand seiner Hera bekam. Nachdem was ein paar Überlebende der Piloten sagen konnten, die nicht in einer so schlimmen Verfassung war wie Hera, hatte das Imperium sie erwischt und sie kräftig in die Mangel genommen. Es war reines Glück gewesen, dass sie noch hatten entkommen konnten. Aber bei allem was Kanan fühlte..Glück gehörte sicherlich nicht dazu. Bestimmt nicht.

Der Jedi seufzte und fuhr sich über die Augen. Nicht nur das er sich Gedanken um Hera machen musste, was ihn nahezu vor Sorge verrückt werden ließ. Nein, wie um alles in der Macht sollte er es seinem Sohn erklären, dass seine Mutter wieder in der Krankenstation war, er nichts über ihren Zustand wusste und sie erneut schwer verletzt war? Wie sollte er das Ezra beibringen? 

Die Antwort kam, als die Tür aufging und Schritte zu hören waren. Und eine sehr vertraute Stimme.

"DAD!"

Kanan hatte gar keine Zeit aufzusehen, da lag Ezra schon in seinen Armen und hatte sich an ihn geklammert. Sabine, Zeb und Chopper folgten betreten.

"Wir haben es eben gehört und konnten ihn nicht abhalten", erklärte der Lasat, als Ezra sich an seinen Vater drückte, der seine Arme um ihn legte und ihn über den Kopf streichelte.

"Was ist mit Mum? Ist sie okay? Was hat der Medi - Droide gesagt?", kam es auch sogleich von Ezra, der Tränen in den Augen hatte. Schon vor ein paar Monaten hat er um das Leben seiner Mutter fürchten müssen und nun musste er es womöglich wieder tun? Kanan seufzte und gab seinem Sohn einen Kuss auf den Kopf.

"Alles wird gut werden, kid."

"Dad, wie geht es ihr?"

Auch die anderen Spectres hatten diese Frage auf der Zunge. Kanan sah auf und schüttelte den Kopf.

"Ich weiß auch noch nichts Genaueres. Wir...wir müssen einfach warten."

"Na ja so gut sah es nicht aus", murmelte Zeb, woraufhin Ezra zusammenzuckte und seinen Kopf in Kanans Halsbeuge vergrub. Sabine stieß Zeb unsanft in die Seite.

"Hey, was?"

Sie deutete mit dem Kopf auf Ezra und der Lasat verstummte.

"T'schuldige."

Kanan streichelte Ezra über den Rücken.

"Deine Mutter ist sehr stark. Sie wird wieder gesund, Ez."

Dieser schluckte.

"Und...und was wenn nicht?"

Sabine legte eine Hand auf seine Schulter.

"Hey, du kennst sie. Das wird sie, Ez. Du wirst sehen sie wird schon in ein paar Tagen uns wieder rumkommandieren und dich nicht aus ihren Armen lassen."

Kanan nickte und drückte Ezra an sich.

"Da hat Sabine Recht. Mache dir keine Gedanken, mein Sohn."

Er sah zu Sabine und Zeb.

"Ich kann hier nicht weg. Würdet ihr etwas auf ihn achten?"

Sie nickten sofort.

"Natürlich."

"Keine Frage, Boss."

Ezra schüttelte den Kopf.

"Nein, Dad. Ich will hier bleiben. Ich will mit dir warten."

Kanan seufzte. Das hatte er befürchtet.

"Ezra..."

"Daddy, bitte."

Diese Karte spielte er nur selten aus und trotzdem wirkte sie jedes Mal. Sobald sein kleiner Junge....nun ja sich wie solch einer verhielt war es meistens eh um den Jedi geschehen. Wenn er ehrlich war, dann konnte er seinem Sohn nichts abschlagen, was Hera zu gut wusste und ihn auch immer dementsprechend damit neckte. Also konnte Kanan nichts Anderes tun sich zu ergeben, seinen Sohn an sich zu drücken und ihn zu trösten. Und nebenbei zu warten. Sabine und Zeb setzten sich neben die beiden, wobei Chopper an Ezras Seite verharrte und ihm eine Hand auf das linke Knie tat. 

Sabine würde bestimmt Recht halten und Hera würde in wenigen Tagen wieder bei ihnen sein. Bestimmt.

###

Dieser Optimismus war schon nach ein paar Stunden Geschichte. Von der medizinischen Diagnose an sich verstand Ezra nicht viel. Doch es sah nicht so aus, als ob sich Sabines Worte bewahrheiten würde. Denn Hera war aufgrund ihrer Verletzungen, die sehr schwer gewesen waren, in eine Art künstliches Koma versetzt worden. Welches ihrem Körper Zeit gab zu heilen und ihn mehr zu stabilisieren. Ezra erinnerte sich nur zu genau an die Reaktion seines Vaters. Sie waren in die Ghost zurückgekehrt und sein Vater hatte ihn ins Bett gebracht oder mehr in seine Koje. Normal mussten seine Eltern das nicht machen, Ezra war fünfzehn. Aber....an solchen Tagen war es einfach das Beste. Kanan hatte ihn noch zugedeckt, ihm einen Gutenachtkuss wie immer gegeben und gewartet bis er eingeschlafen war - oder Ezra ihm das glaubhaft machen konnte. Dann hatte sein Vater den Raum verlassen und kurz darauf hatte Ezra das Geräusch von zerbrochenen Geschirr gehört. Was auch eine ganze Weile angehalten hatte. Zum Schlafen kam sein Vater nicht mehr und Ezra hatte sich aus lauter Sorge und Kummer um seine Mutter irgendwann selbst in den Schlaf geweint. Unbemerkt von allen.

Es waren jetzt schon gute 9 Tage vergangen, seit seine Mutter verletzt worden war und er sie das letzte Mal gesprochen hatte. Ihm kamen die Tränen, wenn er daran dachte wie sie ihm zum Abschied in den Arm genommen und ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte.

"Mache dir keine Sorgen, mein Schatz. Das wird eine Routine Mission, ich bin bald zurück."

Das hatte sie zu ihm gesagt und war danach in ihren Jäger gestiegen. Ezra schluckte und rieb sich über die Augen. Er befand sich an dem Ort, wo er die letzten Tage immer gewesen war. Und wo er eigentlich seinen Vater erwartet hatte.

Bei seiner Mutter.

"Ich....ich habe jetzt alle Lektionen gelernt, Mum. Alle, die du mir aufgetragen hattest für die nächsten zwei Wochen. Oh...und ich habe endlich dieses Prinzip verstanden, du weißt schon wo ich so Schwierigkeiten mit hatte, was die Grammatik betrifft. Sabine will eigentlich mit mir lernen, aber....aber ich mache das in den letzten Tagen lieber alleine. Dann...dann kann ich dich überraschen und Stolz machen. Was für Fortschritte ich schon gemacht habe durch deine Lektionen. Du weißt ja am Anfang konnte ich gar nichts, aber...jetzt weiß ich so viel mehr. Sabine meinte sogar, dass ich normal ein paar Klassen übersprungen hätte."

Er lächelte und drückte ihre Hand. Hera lag in einem Krankenbett in einem Einzelzimmer. Ihre Lekku waren ganz blass und lagen einfach nur schlaff an ihrem Kopf herunter. Ihre Augen waren geschlossen und eine Sauerstoffmaske war über ihrem Gesicht positioniert. Ezra hasste es, dass er nicht ihre Augen sehen konnte. Ihre wunderschönen, grünen Augen, die er immer mit so viel Wärme und Liebe verband. Mit seiner Mutter. 

"Weißt du das habe ich alles nur dir zu verdanken. Ich dachte ich könnte gar nichts und wäre was Schule angeht einfach total dumm und unfähig. Aber du hast mir am Anfang gesagt, dass ich es schaffen werde. Das ich nur an mich glauben sollte. Und dann konnte ich aufeinmal richtig gut lesen und schreiben...und Dinge verstehen, die ich vorher nicht so verstanden habe. Ich....ich wünsche mir, dass du aufwachst und ich dir das selber sagen kann, Mum. Das ich dich umarmen kann."

Ezra schluckte und eine Träne lief über seine Wange.

"Das du mich in den Arm nimmst, dass wir zusammen sind und alles wieder gut ist. Das Dad wieder glücklich ist. Weißt du....er war seitdem nicht mehr wirklich er selbst und ich habe ihn kaum gesehen. Er ist jeden Abend weg und ich verbringe auf der Ghost viel Zeit mit Zeb und Sabine. Und auch Chopper. Aber Dad....ich weiß nicht, wo er ist oder was er macht, aber...aber ich vermisse ihn, Mum. Ich...ich fühle mich allein. Du....du bist nicht wirklich da und Dad ist so beschäftigt..."

Danach schwieg Ezra einen Moment und merkte, dass die Besuchszeit, die der Medi- Droide angeordnet hat, schon fast wieder vorbei war. Der Padawan schluckte, stand auf und küsste seine Mutter auf die Wange.

"Ich muss los, aber ich komme morgen wieder. Bitte....bitte wache bald auf, Mum. Ich vermisse dich so sehr und ich brauche dich. Ich liebe dich so, Mummy."

Weitere Tränen liefen über seine Wangen und Ezra hielt die Hand seiner Mutter.

"Ich...ich habe doch gerade erst rausgefunden, dass du meine leibliche Mutter bist. Ich habe dich doch gerade erst gefunden. Ich...ich kann dich nicht verlieren, Mum. Bitte...bitte wach auf."

Die Tür öffnete sich und der Medi - Droide rollte ins Zimmer.

"Die Zeit ist um, Padawan Jarrus."

Ezra schluckte, rieb sich die Tränen aus den Augen und nickte.

"Ich...ich komme schon."

Er blickte beim Rausgehen ein letztes Mal zu seiner Mutter.

"Bis morgen, Mum. Schlaf gut. Ich habe dich lieb."

Schweren Herzens ging er aus dem Zimmer und die Tür fuhr hinter ihm zu. Ezra rieb sich über die Arme und ging mit hängendem Kopf und sinkenden Schultern den Flur entlang zum Ausgang der Station. Er wusste was ihn wieder auf der Ghost erwarten würde. Sabine, Zeb und Chopper, die ihr Bestes taten ihn abzulenken, ihn zu trösten und für ihn da zu sein. Aber nicht sein Vater. Wo immer der auch steckte...

###

Kanan Jarrus konnte nicht gut mit bestimmten Situationen umgehen. Solche umfassten für gewöhnlich die Tatsachen, dass etwas mit seinem Sohn oder seiner Frau war. Dies beinhaltete für gewöhnlich Verletzungen, Missverständnisse und auch gerade was Hera betraf Streitereien. Doch in diesem Falle war es, weil seine Frau verletzt war und sich in einer Art Koma befand und nicht aufwachte. Das ihre Verletzungen so schwer waren, dass er sie womöglich verlieren könnte. Erneut. Nein, das war keine Situation mit der der Jedi umgehen konnte.

"Gib mir einen Doppelten."

Und sich dementsprechend in das alte Laster zurückzog, was ihn stets begleitet hatte und wofür Hera ihn zusammenschreien und schlagen würde. Wofür er sich eigentlich in einem normalen Zustand schämen würde. Was er allein schon wegen seinem Sohn nicht machen würde. 

Er tat das, was er nach der ersten Zeit getan hatte, als sie Ezra abgegeben hatten. Als sie ihn weggeben mussten. Er wendete sich dem zu, was ein Verbot auf dem Schiff war. Und eigentlich in ihrem Leben.

Alkohol.

Der Mann hinter dem Tresen stellte ihm ein Glas mit hellbrauner Flüssigkeit hin und wandte sich dann ab. Kanan nahm das Glas, setzte an und kippte dessen Inhalt in einen Zug runter. Er blinzelte und stellte oder mehr donnerte das Glas auf die Theke.

"Noch einen."

Der Barkeeper musterte ihn, aber sagte nichts, als Kanan mehr Credits hinlegte.

"Kommt sofort."

Wie jeden Tag war er mit der Phantom auf einem x - beliebigen Planeten gelandet, hatte die nächste Bar angesteuert, sich betrunken und war dann spät in der Nacht nach Atollon zurückgekehrt. Immer wenn er an Hera denken musste wollte Kanan nur vergessen und seinen Kummer und seine Sorge ebenso. Anstatt bei ihr zu sein, ihre Hand zu halten und darauf zu warten, dass sie aufwachte ertrank er seine Gefühle lieber in den nächsten Drinks. Die Schuld, dass so etwas erneut seiner Frau widerfahren war, war unbeschreiblich. Er war ihr Ehemann und es war seine Aufgabe sie zu beschützen. Sie. Und was geschah? Sie lag erneut wegen einer Mission in der Krankenstation und hatte schwere Verletzungen. Und dieses Mal sah es sogar ernster aus, als zuvor. Etwas, was Kanan nur noch mehr fertig machte. 

Und was nach noch ein paar mehr Drinks forderte. 

Erst als die Dämmerung einsetzte verließ Kanan das Etablissement seiner Trunkenheit, stieg in die Phantom und machte sich auf den Weg nach Atollon. Er schaltete den Autopilot an, machte den Sprung in den Hyperraum und lehnte sich zurück. Ihm war bewusst, dass diese Trips alles andere als sicher und vor allem verantwortlich waren. Das er dabei jeden Tag geschnappt werden könnte.

Doch das kümmerte Kanan schlichtweg nicht. Alles woran er denken konnte war Hera und wie er sie nicht beschützen konnte. Wie sie litt und er nichts tun konnte. Wie er mit allem vollkommen überfordert war und vor allem mit seinen Gefühlen. 

Die Nacht war bereits auf Atollon hereingebrochen, als Kanan mit der Phantom zurückkam. Anders als sonst stellte er sie in der Nähe der Ghost ab und ließ sie nicht wie gewohnt einrasten auf ihrem Platz. Er hatte sich an diesem Tag etwas verkalkuliert mit der Zeit und wollte nicht, dass jemand auf ihn aufmerksam wurde. Nein, er hatte vor sich in seiner Kabine hinzulegen, seinen Rausch auszuschlafen und dann am nächsten Tag wieder die gleiche Prozedur zu beginnen. So wie eigentlich zuvor auch.

Eigentlich. Ein Wort, dessen Bedeutung oft unterschätzt wurde.

Denn als Kanan mehr oder weniger in seinem etwas angetrunkenen - oder etwas sehr angetrunkenen Zustand ausstieg und die wenigen Meter zur Ghost zurücklegen wollte, befand sich jemand auf dessen Rampe. Jemand, den Kanan erst nicht sah.

Ezra.

Der Padawan hatte nicht schlafen können und hatte beschlossen einfach etwas frische Luft zu schnappen. Auch das er seinen Vater nicht spüren konnte bereitete ihm Sorgen und ließ ihn unruhig werden. Somit saß Ezra noch zur späten Stunde auf der Rampe des Schiffes und besah sich den Himmel, der von Sternen bedeckt war. Eine leichte Brise wehte und ließ die Nachtluft noch etwas kühler werden. Er strich sich etwas über die Arme seines Pyjamas und zog die Knie an seinen Körper. Ezra war ganz in seinen Gedanken versunken, als er plötzlich Schritte hörte. Schritte, die sich auf die Ghost zu bewegten und eine Präsenz...die er nur allzu gut kannte. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht und Ezra sprang auf.

"Da bist du ja! Ich hatte mir schon Sorgen..."

Ezra blinzelte, als sein Vater etwas schwankend neben ihm herging und ihn gar nicht zu beachten schien. Oder mehr ihn gar nicht sah.

"Dad!"

Ezra drehte sich um und ging ihm nach. Kanan stoppte und hörte die zaghafte Stimme seines Sohnes. Er drehte sich um und blickte Ezra an, der sofort merkte das mit seinem Vater etwas nicht stimmte. Seine Augen waren verklärt, sein Anblick verwahrlost, etwas dreckig und....auch stank Kanan nach etwas, was Ezra nur allzu gut kannte. Und zwar von seiner Zeit von der Straße. Er blinzelte und spürte wie Erinnerungen in ihm hochkamen, aber er versuchte sie zu verdrängen. Ebenso wie seinen Herzschlag zu beruhigen.

Es ist Dad. Es ist mein Vater. Er wird mir nichts tun. Er ist nicht so.

"E-eezra?"

Dieser zuckte zusammen, als er seinen Vater lallen hörte. 

"Sollltest du nicht l-lääängst im Bett sein, K-kkkleiner?"

Ezra hielt unsicher seinen rechten Arm fest.

"Ja, ja ich weiß. Aber ich konnte nicht schlafen und du warst ja auch nicht da. Ich habe mir Sorgen gemacht und..."

Er biss sich auf die Unterlippe.

"Ich...ich habe dich seit Mum....na ja seit das passiert ist nicht mehr gesehen und..."

Kanan winkte ab.

"Haaab zu tun, kiddd. Ich kaaann nicht immmer da sein. Duuu bist kein kleeines Kind mehr oder?"

Ezra schluckte.

"Nein, aber..."

"Alssso kommmmmst du auch primma alleine klar."

Kanan musste sich an der Wand abstützen. Ezras Herz erfuhr einen Stich.

"Ich geehe jeetzt ins Beeettt. Und duuu gefällligst auch. Du haassst nicht mehr auf zuuu sein, um diese Zeeeit."

Ezra schluckte.

"Okay...ich...ich lege mich ja sofort hin. Aber....Dad?"

Genervt schnaubte der Jedi. Waren Kinder immer so anstrengend? Wieso hatte er gleich noch eins?

"Waas?!"

Ezra zuckte erneut zusammen. Das klang genervt und etwas aggressiv.

"Ist...ist mit dir alles okay? Ich....ich mache mir Sorgen um dich und ich finde es nicht gut, dass du das machst. Bitte....höre doch einfach damit auf. Dann...dann können wir morgen zusammen Mum besuchen und..."

"Hööör mal zu, Kleeeiner."

Kanan lallte weiter.

"Du hassst mir nichtts zu sagen. Ich maaache das wasss ich will und ich haaabe das Saagen. Also neerve mich nicht und maache mal was man dir saagt. Daaan nervst du maaal nicht und es würde sich wenigsssssens etwaas mal loohnen dich daaa zu behalten."

Ein weitere Stich und Ezra schluckte. Doch trotz dieser Worte ging er einen Schritt auf seinen Vater zu und legte eine Hand auf seinen Arm.

"Bitte, Dad. Höre mir doch zu. Ich mache mir Sorgen um dich. Ich vermisse dich. Ich brauche dich jetzt wo Mum....wo es ihr nicht gut geht und..."

"Saagge kein Wooort über Heera."

Die Stimme war warnend und Ezras Herzschlag wurde nur noch schneller. Vor allem als Kanan Ezra am Kragen seines Pyjamas packte und ihn vor sich hielt. Ezra wimmerte leise, als der Alkoholgeruch Erinnerungen in ihm auslöste. 

"Daad, bitte."

Trotzdem sah er seinen Vater in die Augen. Die Besorgnis um seine Eltern war einfach zu groß und wirkte neben seiner Angst klein.

"Mum braucht dich auch. Sie würde wollen, dass du bei ihr bist, dass du auf sie wartest, dass wir zusammen bei ihr sind. Das wir ihr gut zusprechen und das sie wieder aufwachen wird. Das wir wieder zusammen sein können, dass Mum..."

Die Macht warnte ihn, doch da war es schon zu spät. Bei der Erwähnung von Hera knallten bei Kanan die von alkoholbeeinflussten Sicherungen durch und der Jedi wusste nicht was er tat. Mit einem lauten Krachen landete Ezra in den nahegestandenen Frachtkisten. wo er sehr unsanft aufkam und einen kleinen Schrei ausstieß. Kanan knurrte nur.

"Keein Wooort überr Hera, Beengel."

Er kam auf Ezra zu, dieser schloss die Augen und stieß ein lautes Wimmern aus. Er war vor Angst wie erstarrt und wusste nicht mehr was er tun sollte. Somit hörte er auch nicht die Geräusche von oben und die Rufe, die seinen Namen beinhalteten.

"Ezra?!"

"Ez!"

Zeb und Sabine erschienen oben auf der Plattform des Frachtraums und erfassten die Szene sofort. Mit einem Satz war Zeb unten und warf Kanan zu Boden. Dieser war vollkommen überrascht von dem Angriff und knurrte nur.

"Zeeeb! Was soooll..."

"Halt deine verdammte Klappe, sonst stopfe ich sie dir!", donnerte der Lasat mit einem fast schon animalischen Knurren los und packte Kanan am Kragen. Er war einen Blick auf Ezra, wo Sabine nun war und versuchte ihn zu beruhigen. Doch der Padawan war unkontrolliert am Zittern und wimmerte. 

"Du hast den Kleinen verletzt! Du hast ihm Angst gemacht!"

Selbst Sabine bekam bei Zebs Grollen ein etwas flaues Gefühl im Bauch. Sie sah auf und blickte mit an wie Zeb Kanan zur Rampe brachte.

"Hera würde sich für dich schämen! Sie würde dich nicht mal mehr ansehen, wenn sie hier wäre! Dieses Mal bist du vollkommen außer Kontrolle, Kanan!"

Der Jedi schlug um sich, aber traf Zeb nicht.

"Laas mich loss! Ich willl mich hinleeegen!"

Zeb schnaubte nur.

"Wenn du glaubst, dass wir dich ins Schiff lassen, dann hat der Alkohol mehr als sonst dein Hirn vernebelt."

Mit einem Satz hatte er Kanan aus dem Schiff geworfen, der mit einem Stöhnen auf dem Boden landete. Zeb knurrte.

"Schlafe deinen Rausch aus und wage es dich nicht morgen wieder abzuhauen! Du hältst dich von meinem kleinen Bruder fern und wehe wenn nicht! Du bist erbärmlich, Kanan! Hera würde dir das nie verzeihen!"

Damit ging er wieder rein, schlug auf den Knopf und die Rampe schloss sich. Zeb schnaubte und sah zu dem Droiden, der inzwischen oben stand.

"Chopper, verbarrikadiere das Schiff. Wer er auch nur einen Fuß hier reinsetzt, dann betäube ihn."

Der Droide piepte und kam dem sofort nach. Das war keine Situation, die spaßig war. Sabine hatte Ezra etwas aufgeholfen, der nur noch am Zittern war und sich gar nicht mehr beruhigen konnte. Sabine sah zu dem Lasat.

"Ich weiß nicht, was ich..."

Zeb trat neben sie und legte Ezra eine Hand auf den Arm, der daraufhin um sich schlug und wimmerte.

"Tue mir nichts! Bitte! Tue mir nichts!"

Die beiden Spectres wechselten einen Blick und Zeb kniete sich hin.

"Ezra, wir sind es. Sabine und Zeb. Wir tun dir nichts. Er kann dir nichts mehr tun, dich nicht verletzen. Du bist sicher. Alles ist gut."

Er war nicht so gut mit so etwas, aber in ihm übernahm der große Bruder. Zu sehen wie ein betrunkener Kanan seinen Sohn anpöbelte und dann auch noch verletzte hatte das nur zu deutlich hervorgerufen. Ezra schluchzte und tat seinen Kopf in seine Hände. Zeb seufzte leise.

"Wir bringen dich jetzt ins  Bett, okay? Wir sind bei dir. Du trinkst erstmal einen Tee und dann versuchst du zu schlafen."

Sabine schluckte und tat ihm eine Hand auf die Schulter.

"Dir wird nichts geschehen. Versprochen. Wir beschützen dich."

Ezra gab keine Antwort. Zeb nahm den Padawan sanft auf den Arm und brachte ihn zu seiner Kabine, während Sabine sich um den Tee kümmerte. Ezra schien sich außer ein paar Kratzern nicht wirklich verletzt zu haben, sondern schien mehr von dem Schock so fertig zu sein. Und vollkommen neben sich zu stehen. Er schlief nicht viel bis gar nicht in dieser Nacht, aber seit Hera in der Krankenstation lag war er das erste Mal nicht allein. Wie versprochen waren Sabine, Zeb und Chopper die ganze Zeit bei ihm und wachten über ihn.

###

Mit einem Stöhnen und einem verwirrten Gemurmel wachte Kanan am Nächsten Morgen in der Phantom auf. Vollkommen gerädert und auch steif fand er sich auf dem Sitz des Schiffes wieder und konnte sich kaum bewegen. Zusätzlich hatte er enorme Kopfschmerzen und ihm war unglaublich schlecht. Die Nachwirkungen seines letzten Trips.

"Bin ich echt hier eingeschlafen?", murmelte er verwirrt und stand mit einem Knacksen vorsichtig auf. Alles tat ihm weh. 

"Hier zu schlafen war keine gute Idee", stöhnte er und hielt sich den Kopf. War er wirklich in der Phantom geblieben? Seltsam.

"Ich hole mir jetzt erstmal einen Kaf und ne Kopfschmerztablette."

Mit etwas unkoordinierten Schritten kam er aus der Phantom und bemerkte, dass es schon helllichter Tag auf Atollon war. Stöhnend legte er die kurze Strecke zur Ghost zurück und wollte ins Schiff gehen.

Eigentlich.

Doch da gab es ein kleines Problem...

....die Rampe war zu. 

Kanan hob eine Braue. Wieso sollte die Rampe zu sein? Sie war für gewöhnlich stets offen, wenn sie auf der Basis waren. Etwas verwundert zuckte er die Schultern und gab seinen Code ein. Doch auch damit öffnete sich die Rampe nicht. Kanan runzelte die Stirn. Das war seltsam. 

"Dann auf die alte Tour.."

Er versuchte die Macht und stöhnte etwas unter seinen verdammten Kopfschmerzen, aber wenigstens öffnete sich die Rampe endlich. Seufzend betrat er das Schiff...

....und wurde von einem sehr bekannten Droiden geradewegs wieder nach Draußen befördert. Kanan blinzelte und traute seinen Augen nicht.

"Chopper! Was machst du da?!"

Der Droide piepte drohend und hielt ihm seinen Taser hin, dem Kanan auswich. Der Jedi sah den Droiden entgeistert an.

"Was soll der Quatsch?! Lass mich rein!"

Erneut piepte er etwas und Kanan hörte Stimmen, dann Schritte. Hinter Chopper tauchten Zeb und Sabine auf. Der Lasat hatte die Arme verschränkt und sah so aus, als ob er sich auf Kanan stürzen wollte. Sabine hatte eine Hand auf ihren rechten Blaster liegen und sah fast schon feindselig den Jedi an. 

"Lass gut sein, Chop. Wir übernehmen das."

Der Droide dachte nicht daran zu weichen.

"Leiste Ezra etwas Gesellschaft."

Kanan konnte nur verwirrt mitansehen wie der Droide ins Schiff rollte und offenbar Sabine gehorchte. Moment.

"Ist er nicht bei Hera? Wie die letzten Tage auch?"

Zeb knurrte.

"Nein, er ist hier!"

Sabine schnaubte.

"Was willst du?"

Kanan blinzelte.

"Moment, habe ich was verpasst? Ich wohne vielleicht hier? Was soll der Quatsch?!"

"Du bist wieder nüchtern. Schön. Gut für dich", knurrte Zeb. Kanan blinzelte verwirrt und stöhnte dann genervt.

"Zeb, Sabine, für die Spielchen habe ich keine Zeit. Ich brauche einen Kaf, eine Schmerztablette und etwas Ruhe, also wenn ihr mich.."

Er trat einen Schritt weiter und Sabine hielt ihren Blaster auf ihn gerichtet.

"Bleib da."

Kanan konnte sie nur entgeistert ansehen.

"Was soll der Unsinn?! Ich habe euch nichts getan!"

"Uns nicht. Aber vielleicht erinnerst du dich noch daran, dass du noch einen Sohn hast! Oder ist dir das komplett entfallen?"

Zeb schnaubte abfällig. Bei Kanan verbanden sich seine Synapsen im Gehirn. 

"Natürlich, aber wieso...?"

"Was weißt du von letzter Nacht?", fragte Sabine prompt. Kanan hob eine Braue und sah sie verwirrt an.

"Wieso...?"

"Beantworte einfach die Frage", knurrte Zeb. Kanan versuchte sich zu erinnern, aber da waren nur seine Kopfschmerzen und ein schwarzes Loch in seinem Kopf. Er stöhnte und Sabine sah ihn wissend an.

"Filmriss?", hakte sie spöttisch nach und Kanan stöhnte leise.

"Ja...also was war letzte Nacht?"

Zeb schnaubte.

"Nichts Besonderes. Nur ein betrunkener Vollidiot wollte ins Schiff, ist auf Ezra getroffen, hat ihn angepöbelt und anschließend in die nächsten Frachtkisten geworfen und nebenbei den Kleinen vollkommen verängstigt."

Kanan fielen fast die Augen aus dem Kopf.

"Was?! Wie konnte das passieren?! Ist er okay? Ist er verletzt?!"

Er war schon halb auf dem Weg.

"Ich muss sofort zu ihm!"

Sie ließen ihn ein Stück durch, dann...

"Kanan, der der Ezra letzte Nacht in seinem betrunkenen Wahn angegriffen hat....das warst du."

Der Jedi registrierte kaum die Worte und als sie ankamen blieb er sofort stehen. Sein ganzer Körper versteifte sich und fassungslos und vollkommen kalt erwischt blickte er zu den beiden Spectres.

"W-was?!"

Zeb nickte mit grimmiger Miene.

"Du bist letzte Nacht hier komplett betrunken aufgetaucht und hast den Kleinen angepöbelt. Wir haben den Lärm gehört und konnten dich gerade noch davon abhalten Ezra zu nahe zu kommen. Während Sabine sich um ihn gekümmert hat, habe ich dich aus dem Schiff geworfen."

Kanan war nun ganz bleich im Gesicht, aber nicht wegen des Katers. Er war bis ins Mark geschockt und seine Beine drohten etwas nachzugeben. Er....er sollte seinen Sohn...? Er hatte Ezra...?

"Das....das kann nicht sein. Das würde ich nie..."

Sabine und Zeb wechselten einen Blick, dann wurden ihre Mienen etwas sanfter. Die Mandalorianerin steckte den Blaster zurück und ging auf den Jedi zu.

"Es stimmt, Kanan. Wir konnten es selbst nicht glauben, aber....es ist wahr."

Der Jedi nickte nur vollkommen betäubt und wie erstarrt. Seine Gedanken rasten und aufeinmal war alles vergessen. Er hatte nur noch eines im Kopf und das war sein Sohn.

"Wie...wie geht es ihm? Ist er schwer...?"

"Er hat nur ein paar Kratzer abbekommen, sonst zum Glück nichts. Aber er ist vollkommen neben sich und verängstigt, Kanan."

Unendliche Schuld schien sich auf seinem Herzen zu befinden. Der Jedi nickte langsam und schluckte nur. Bei der Macht...wie hatte das geschehen können? Wie?

Die Antwort kannte er und seine Freunde auch.

"Ich....ich werde nie wieder auch nur ein Glas anfassen. Ich..."

"Das hast du schon mal zu Hera gesagt", gab Sabine leise zurück. Kanan schüttelte den Kopf und sah beide vollkommen verzweifelt und getroffen an.

"Nein, ich...ich schwöre es. Ich werde nie wieder etwas trinken. Ich..ich habe..."

Er hatte Ezra verletzt. Er hatte seinen Sohn angegriffen. Sein Kind.

"Ich...ich muss zu ihm. Ich muss..."

Zeb nahm ihn an der Schulter und rümpfte etwas die Nase bei dem Geruch.

"Du wirst jetzt erstmal duschen, dich wieder ordentlich herrichten und was essen. Dann sehen wir weiter."

"Aber..."

"Kanan..."

Sabine schüttelte den Kopf.

"Überfordere ihn nicht und gib ihm Zeit. Das war sehr hart für ihn. Du kannst froh sein, dass er gesagt hat, dass du wieder ins Schiff kannst - na ja sobald du wieder normal bist."

"Er hat was...?"

Zeb nickte.

"Ezra hat das Sagen, also zumindest was die Ghost betrifft. Mit Hera in der Krankenstation, du vollkommen daneben...er ist der Nächste. Also entscheidet er auch, ob du rein darfst. Wir hätten es persönlich erst nicht getan. Denn das war gestern Nacht mehr als daneben, Kanan. Wie auch dein Verhalten die letzten Tage."

Der Jedi sah sehr unsicher und schuldbewusst aus.

"Ich...ich weiß. Ich hätte das nicht machen dürfen. Ich hätte mich nicht dazu hinreißen lassen sollen. Ich hätte mich um Ezra kümmern müssen und..."

"Darüber kannst du später noch nachdenken."

Sabine nickte ihm zu.

"Mache dich erstmal etwas frisch und kümmere dich erstmal um deinen Kater. Was Ezra betrifft...das sehen wir später."

Der Jedi nickte und wirkte gebrochen. Langsam ging er zur Leiter, doch drehte sich nochmal um.

"Sabine, Zeb....danke. Das ihr so auf ihn achtet und auf ihn aufpasst. Das ihr für ihn da seid, wenn wir..."

"Schon gut. Gehe jetzt und komm etwas runter."

Kanan nickte, kletterte hoch und war dann oben verschwunden. Zeb seufzte und schüttelte den Kopf.

"Glaubst du er will ihn sehen? Das er ihn überhaupt verzeihen kann?"

Sabine schwieg einen Moment.

"Ich weiß es nicht. Es ist seine Entscheidung. Wir werden sehen, ob er das kann.."

###

Was Ezra anging so hatte er sich in seine Koje zurückgezogen. Dick in einer Decke eingewickelt und mit dem Rücken zur Tür lag er auf seinem Bett und hatte sich zu einer Art Kugel zusammengerollt. Sein Zittern war der Macht sei Dank etwas abgeklungen, aber das bedeutete nicht das es ihm besser ging. Nein, eher im Gegenteil. Er schluchzte leise und versuchte immer weiter die Erinnerungen aus seinem Kopf zu verdrängen. Aber mit wenig Erfolg.

"Nicht....nicht bitte."

Zwischendurch sah er seinen Vater und hörte seine Worte. Spürte wie er am Kragen gepackt wurde und immer wieder weggeschubst wurde. Ezra stieß ein leises Wimmern aus und versuchte sich zu beruhigen. Und als er an seine Mutter dachte, da kamen ihn nur noch die Tränen und er fühlte sich so allein wie schon sehr lange nicht mehr. Er wusste oder mehr hatte gewusst, dass sein Vater nicht so war. Nicht wie diese Trunkenbolde auf Lothals Straßen in der Nacht, die ihn verletzt, geschlagen und missbraucht hatten. Das wollte er gar nicht damit verbinden. Aber....aber sein Gehirn tat das ganz automatisch und so Recht wehren darüber konnte er sich nicht. Immer wieder sah er Kanans abwertendes Gesicht vor sich und schluchzte leise. Das tat so weh. Zu wissen, dass sein Vater...

"Mum....Mummy, ich vermisse dich", schluchzte er leise und drückte die kleine Plüschlothkatze an sich, die ihm seine Mutter geschenkt hatte. Ezra vermisste seine Mutter sehr, aber besonders in diesem Moment.

Es klopfte an der Tür und er versteifte sich sofort. Doch es würden wahrscheinlich nur Zeb oder Sabine sein. Chopper klopfte für gewöhnlich nicht an. Ezra schluckte.

"H-herein?"

Die Tür öffnete sich, aber niemand sagte etwas. Ezra blinzelte und zuckte beim Klang der Schritte zusammen. Er tat die Decke noch mehr über sich und versuchte die Bilder aus seinem Kopf zu verdrängen. Diese Schritte würde er überall erkennen.

Und sie machten ihm Angst. Etwas, was er nie zuvor gedacht hatte. Was für ihn nie vorstellbar gewesen war.

"Hey, Ez", flüsterte eine zu vertraute Stimme leise und schien auf ihn zuzukommen. Ezra schluckte, aber konnte nicht antworten. Er war wie gelähmt.

"Ich....ich wollte unbedingt nach dir sehen. Ich...ich habe mir Sorgen um dich gemacht."

Es war eine echte Ironie, dass Ezra das Stunden zuvor auch gesagt hatte. Der Padawan hatte die Augen geschlossen, versuchte sich unter Kontrolle zu behalten und hörte schweigend zu. Wobei er sich nicht ganz sicher war, ob er das überhaupt tun sollte. 

Kanan kam langsam vorsichtig näher und sprach mit sanfter Stimme weiter. Wie Zeb und Sabine gesagt hatten ging es ihm durch eine Dusche, eine warme Mahlzeit und vor allem einer Schmerztablette etwas besser. Doch war da dieser Schmerz in seinem Herzen und eine ungeheure Sehnsucht nach seinem Sohn. Er hatte es schließlich nicht mehr ausgehalten und musste zu Ezra. Auch wenn seine Schuld ihn erdrückte.

"Ezra...ich.....ich kann gar nicht in Worte fassen wie unendlich Leid mir das alles tut. Ich...ich weiß das das niemals zu verzeihen ist. Das werde ich mir auch niemals selbst. Ich...ich wollte das nicht. Ich...ich war komplett daneben und vollkommen außer Kontrolle. Ich...ich würde dich niemals verletzen, Ezra."

Stille.

"Was ich dir angetan habe ist durch nichts zu entschuldigen. Aber...aber ich habe nur Fehler gemacht. Nicht nur das ich dich angegriffen habe und dich verängstigt habe....nein, ich habe dich auch noch alleine gelassen und dich im Stich gelassen. Du hättest mich gebraucht und ich war nicht da. Ich...ich war zu sehr damit beschäftigt mich in meinen Schuldgefühlen und meinem Selbstmitleid zu suhlen und....und die Angst um deine Mutter in Drinks zu ertränken. Ich...ich habe dich komplett vergessen. Ich habe mein Kind vergessen und schließlich auch noch verletzt. Meinen kleinen Jungen, der mir alles bedeutet."

Wieder nichts. Kanan stand nun direkt vor seiner Koje, aber traute sich nicht Ezra zu berühren.

"Es....es tut mir so Leid, Caleb. Es tut mir so schrecklich Leid. Ich...ich habe geschworen, dass ich nie wieder auch nur einen Drink ansehen werde. Ich...ich werde das nie wieder tun. Ich werde mir das niemals verzeihen."

Er schluckte und streckte zitternd eine Hand nach ihm aus.

"Ich....ich will alles tun, um wieder alles in Ordnung zu bringen. Um dir beizustehen, um mich um dich zu kümmern und für dich da zu sein. Um...um dein Vater zu sein, was ich in den letzten Tagen nicht war. Ich...ich bitte dich um eine zweite Chance, Caleb. Auch...auch wenn ich sie niemals verdient habe. Ich...ich möchte nur, dass es dir gut geht. Das...das wollte ich immer nur. Ich liebe dich so sehr, Kleiner. Und...und ich will bei dir sein. Ich will für dich da sein bis deine Mutter dich wieder in die Arme schließen kann. Ich will meine Fehler wieder gutmachen. Und...und der sein, den du verdienst. Der Vater sein, den ich sein sollte."

Ezra sagte noch immer nichts und Kanan ließ die Hand wieder sinken. Er wusste was das zu bedeuten hatte. Und er konnte es verstehen. Mehr als das.

"Ich..ich verstehe dich, Kleiner. Ich...ich kann mir selbst auch nicht verzeihen. Aber...aber du sollst wissen, dass ich dich immer lieben werde. Das du der größte Schatz der Galaxis bist für mich. Für uns. Ich...ich bin immer für dich da, kid.."

Damit wandte er sich ab und ging zurück zur Tür. Nun ja das wollte er eigentlich, als..

"Dad?"

Kanan stoppte in seinem Schritt und drehte sich um. Hatte...hatte er sich verhört?

"Glaubst...glaubst du Mum wird wieder gesund?"

Ezras Augen waren ganz verweint und für einen Moment sah Kanan einen kleinen 5 jährigen Jungen vor sich, der ganz verloren ohne seine Mutter war. Mit ein paar Schritten war er bei seinem Sohn und strich ihm ohne nachzudenken über das Haar.

"Deine Mum ist sehr stark, Kleiner. Sie wird bald aufwachen und dich dann in ihre Arme schließen. Sie wird dich liebkosen und so glücklich sein, dass du bei ihr bist. Das sie dich wieder bei sich hat."

Ezra rieb sich über die Augen und nickte langsam. Erst wollte er bei Kanans Berührung zusammenzucken, aber das passierte nicht. Obwohl das letzte Nacht geschehen war....empfand er noch immer Sicherheit, wenn sein Vater bei ihm war und ihn liebkoste. Ihm über den Kopf strich. Er verspürte keine Angst, keine Unruhe und kein Misstrauen. Nein. Da war einfach die Sicherheit, die Geborgenheit und die Liebe, die er immer fühlte. Das Vertrauen.

Ezra schwieg erneut, was Kanan sehr unsicher werden ließ. Was sollte er jetzt tun? Was sollte...

"Ich...ich wurde früher von einigen angegriffen. Als ich auf der Straße gelebt habe, bin ich Abends sehr oft Betrunkenen begegnet", sagte der Padawan leise und Kanan blinzelte vor Überraschung, dass sein Sohn redete. Ezra schluckte.

"Als ich kleiner war....da....da war ich oft nicht schnell genug und sie haben mich erwischt. Sehr viele waren aggressiv und wütend und....und haben mich..."

Er zitterte etwas und Tränen traten bei diesen Erinnerungen in seine Augen. Kanan dachte gar nicht darüber nach, sondern schloss seinen Sohn in die Arme.

"Schsch, ich habe dich. Ich habe dich. Alles ist okay. Du bist sicher", flüsterte er und küsste ihn auf den Kopf. Ezra schluchzte leise.

"Ich...ich war gestern wie erstarrt und ich...ich hatte wieder diese Angst. Nicht...nicht vor dir, aber dann sind diese Erinnerungen aufgekommen und..."

Kanan fühlte sich noch schlechter, falls das überhaupt noch möglich war. Er liebkoste seinen Sohn und drückte ihn sanft.

"Es tut mir so Leid. Es tut mir so Leid, dass ich dich daran erinnert habe. Das ich dir so wehgetan habe und dir Angst gemacht habe. Es tut mir so schrecklich Leid, Ezra."

Dieser schluchzte weiter und klammerte sich an seinen Vater.

"Bleib bei mir, Daddy. B-bitte. Ich...ich habe mich so allein gefühlt und..."

Kanan war sofort auf der Koje und nahm Ezra fest in den Arm. Sein Sohn vergrub seinen Kopf an seiner Brust und weinte. Der Jedi strich ihm über den Kopf und raunte ihm sanfte, leise Worte zu.

"Schsch, alles ist gut. Ich bin hier. Ich bin bei dir, Ezra. Ich lasse dich nicht allein."

Wie lange sie dort saßen wussten sie nicht, aber irgendwann schienen sie beide weggedämmert zu sein. Denn als es das nächste Mal wieder an der Tür klopfte war es Sabine und beide Jedi wachten etwas schlaftrunken auf. Die Mandalorianerin lächelte bei dem Anblick von Vater und Sohn, aber da war noch etwas anderes in ihrem Blick. Ihre Augen strahlten.

"Hera ist wach."

Das ließ Vater und Sohn sofort mehr als wach werden und sie sahen sich vollkommen entgeistert und hoffnungsvoll an. Sabine lächelte noch mehr.

"Sie kann in den nächsten Tagen nach Hause und hier genesen. Laut Scan wird sie wieder vollkommen gesund. Sie ist wach und möchte euch sehen."

Ezras Augen weiteten sich und Tränen bildeten sich in seinen Augen - allerdings vor Freude. Er drückte sich überglücklich an seinen Vater, der ihn an sich drückte und auch ein paar Tränen wegblinzeln musste. Er sah zu Sabine.

"Danke. Wir kommen sofort."

Die Mandalorianerin nickte nur lächelnd und verließ wieder das Zimmer. Ezra konnte gar nicht schnell genug aus seinem Bett um sich eine Jacke überziehen und in seine Schuhe schlüpfen. Kanan lächelte und hielt ihn fest, als er fast von der Leiter rutschte.

"Vorsicht, kid. Langsam."

Ezra konnte nur grinsen, warf sich seine Sachen über und zog seine Schuhe an.

"Komm, Dad!"

Kanan war etwas unsicher. Sollte er wirklich...?

Ezra schien seine Gedanken zu lesen und nahm seine Hand.

"Sie will uns beide sehen. Komm, schon."

Er blickte in seine Augen und Kanan hatte für einen Moment das Gefühl, dass sein Junge in diesem Moment sehr viel älter wirkte als zuvor. 

"Dad...ich gebe dir nicht die Schuld. Ich weiß, dass du das nicht absichtlich gemacht hast und mich niemals verletzen würdest. Du bist mein Vater und bei dir fühle ich mich immer sicher. Ich verzeihe dir..aber nur wenn du mir etwas versprichst."

"Alles", antwortete der Jedi sofort und ehrlich.

"Versprich mir, dass du nie wieder deine Gefühle so ertränken wirst. Das du mit jemanden redest, dass du auch mit mir reden kannst. Versprich mir, dass du nie wieder trinkst."

Kanan war sich bewusst, was dieses Versprechen bedeutete. Und was für eine Gewichtung das hatte. Damit gab Ezra ihm eine zweite Chance und er würde diese niemals verspielen. Das schwor er sich. Vollkommen mit sich im Reinen darüber und ohne zu zögern blickte er in Ezras Augen und nickte.

"Ich verspreche es. Du hast mein Wort."

Und zum wiederholten Male fragte er sich wie er diesen Jungen verdiente. Diesen absoluten fantastischen Padawan. Diesen perfekten Sohn.

"Gut."

Ezra lächelte.

"Und jetzt lass uns zu Mum. Wir sollten sie nicht länger warten lassen."

Damit brachen die beiden Jedi auf und besuchten Hera, die sich mehr als freute ihre Jungs endlich zu sehen. Sie nahm sie in ihre Arme - so gut sie konnte und war einfach unendlich glücklich das sie bei ihnen war. Doch da war sie nicht die Einzige. Kanan würde sich das vermutlich niemals verzeihen, aber erneut hatte sich gezeigt was für einen reifen, weisen und gütigen Sohn sie hatten. Das Ezra sie immer überraschen würde. Das er das größte Geschenk für sie beide war und sie dieses niemals missen würden.



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