✘Kapitel 24

Frühstück gibt es um Punkt 8 Uhr morgens.
▪︎

Sam
-

Mir war so verdammt übel. Und ich musste sogar zugeben, dass mein erster Kater überhaupt gar nichts dagegen gewesen war.
Es fühlte sich an, als würden sich die Eingeweide in meinem Bauch umherdrehen und miteinander ringen. Und als würde irgendwer meinen Kopf mit beiden Händen zusammendrücken.

Ich war als erster hier gewesen. Alleine - und komplett verängstigt hatte ich weiss ich wie lange geschrien, um irgendwo Hilfe zu bekommen. Aber es war aussichtslos, dass mich hier unten irgendwer hören würde.

Schon früh hatte ich gemerkt, dass ich mich im Atomschutzkeller des Camps befand.

Hier waren in manchen etwas zerfallenen Gestellen altes Dosenfutter und Masken verstreut - aber alles war dreckig und roch übel. Abe hatte diesen Keller überhaupt nicht gepflegt oder für irgendetwas gebraucht - das Lager war ja oben im Haupthaus.
Wenn ein Atomkrieg ausbrechen würde, würde ich noch lieber dort draussen sein, als hier drinn Monate zu verbringen, ganz ehrlich.

Lu hatte mir wohl das Licht angemacht - doch die grelle Lampe an der Decke machte die ganze Zeit ein unangenehmes Surren, sodass ich noch mehr Kopfschmerzen bekam.
Ich hatte geweint, das gab ich zu. Und ich weinte immer noch, als ich hochschreckte - da die robuste Tür des Kellers aufgemacht wurde. Auch das war viel zu laut für meine Ohren.

Zwei ganz in Braun gekleidete Männer traten ein - sie trugen schwarze Masken, welche ihnen bis über ihre Nasen gingen, sodass man nur deren Augen sehen konnte. Über ihre Haare trugen sie ebenso braune Kapuzen - und bei näherem Betrachten sah ich, dass sie eine Pistole an ihrem Gurt trugen.

Ich bekam Gänsehaut als ich mich in die hinterste Ecke des meiner Meinung nach viel zu kleinem Keller drückte.
Vielleicht sechs auf sechs Meter - grösser nicht. Ich glaubte zu wissen, dass dieser Keller vielleicht im Jahre 19-schlagmichtot noch aktuell und betriebsfähig gewesen wäre.

Ich rang zittrig nach Atem, als noch zwei Gestalten auftauchten und diese je jemanden trugen; Jan und Mariola. Beide augenscheinlich ohmächtig.
Ob sie auch dieses eklige Zeug aufgedrückt bekommen hatten?

Sie setzten sie auf dem Boden ab, sodass ihre Rücken an die Wand gelehnt waren. Sahen mich noch einen Moment an - ehe sie so stumm wieder hinaustraten, wie sie hineingekommen waren.
Mein Atem zitterte, bevor ich dann abermals zusammenzuckte, als die Tür laut wieder geschlossen wurde.

"Jan? Mariola?",hauchte ich und rappelte mich zittrig auf - versuchte den mittlerweile stechenden Schmerz in meinem Handgelenk zu ignorieren. Dass es auf jeden Fall schlimmer geworden war, war glasklar.

Ich bekam keine Antwort, auch als ich sie beide vorsichtig etwas an den Schultern schüttelte.
Leise schluchzte ich auf und liess mich neben Jan zu Boden sinken.
Ich wusste nicht, wie lange diese Betäubung anhielt, weswegen mir nichts anderes übrigblieb, als zu warten.
Aber wenigstens war ich nicht mehr alleine.

Wo waren wir hier gelandet? Was zum Teufel war hier los? Und wieso taten Lu und ihre scheinbar neuen Freunde sowas?
Was hatten wir ihr angetan, dass sie solche Spielchen mit uns spielte?

Waren wir in einer solchen Situation, wie in einem dieser Artikel auf der Titelseite der Tageszeitung?
Jugendliche, welche verschollen waren und nach Monaten erst dann irgendwann deren Leichen gefunden wurden - verscharrt irgendwo unter Herbstlaub des Waldes?

Ich stiess ein weiteres Schluchzen aus und zog die Knie an meinen Körper.
Ich wollte nicht so enden. Ich wollte nicht so sterben.

"Matt, wo bist du...",flüsterte ich panisch und leise, während ich versuchte, die Augen zu schliessen.
Doch die Angst liess mich dies nicht tun. Die Angst liess mich in diesem Moment nichts tun, ausser zittrig ins Leere zu starren und meinen Kopf auf die Knie abzustützen.

Daher wusste ich auch nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Jan neben mir langsam aber sicher anfing zu blinzeln. Ein benebeltes Stöhnen ausstiess und sich zittrig etwas aufsetzte.

Mit glasigen Augen schaute ich zu ihm rüber, als er sogleich verwirrt meinen Namen murmelte.
Am liebsten hätte ich laut angefangen zu heulen, so ängstlich fühlte ich mich. Aber ich konnte nicht, weswegen ich etwas nickte.
"Hey."

"Wo zum... Wieso zum Teufel sind wir hier?",hauchte er mit heiserer Stimme und schaute sich um - als er Mariola neben sich bemerkte, runzelte er besorgt die Stirn und legte seine Hand an ihre Wange.

Erst jetzt fiel mir auf, dass Jan's Shirt an manchen Stellen verrissen war und an seinen Armen Schnittwunden waren, von welchen das Blut aber schon getrocknet war.
Auch Mariola besass solche Wunden. Was die beiden wohl erlebt hatten, bevor sie hier reingekommen waren?
Ich begann noch mehr zu zittern.

Ich hörte ein leises Seufzen von Mariola - auch sie wachte auf.
Sie aber reichlich panischer als etwa Jan - also eher so wie ich.

"Ich bringe sie um. Ich bringe sie eigenhändig um.",krächzte Mariola kopfschüttelnd und schaute sich mit glasigen Augen im Raum um.
"Es ist nicht nur Lu, irgendwer... irgendwelche Leute sind bei ihr.",hauchte ich zittrig und beide schauten mich sogleich an.

Ich musste wirklich schlimm aussehen, denn beide runzelten besorgt die Stirn.
"Hey, Sam... beruhig dich, wir sind bei dir, okay? Du bist nicht mehr alleine."
Ich spürte, wie Jan seine Hand auf meine Schulter legte und ich stiess sogleich ein atemloses Schluchzen aus. 

"Wo sind die anderen? Wo ist mein Bruder?",wimmerte ich unter stockendem Atem und schaute die beiden verzweifelt an.
"Das wissen wir nicht, tut uns leid.",antwortete mir Mariola sanft und seufzte tief. "Sie sind nicht zurückgekommen, bevor wir... bevor wir geschnappt wurden."

"Was ist, wenn ihnen was geschehen ist! Was ist wenn... was ist wenn..."
Jan schüttelte aufgeregt den Kopf und hielt mich zwar abrupt, aber sanft an den Schultern fest. Schaute mir in die Augen.
"Sam, bitte denk sowas nicht. Wir wissen es noch nicht, okay?"

Mariola nickte zustimmend und strich sich ihre mittlerweile fast komplett aus ihrem Zopf zerzausten Haare hinter die Ohren.
"Wenn wirs logisch betrachten, siehts so aus, als würden sie uns alle hier her bringen. Sicherlich... ich denke, sie werden auch hier reingesteckt."

Zittrig nickte ich und liess mich dann schliesslich etwas an Jan's Seite fallen. Lehnte mich an seine Schulter und spürte, wie er seinen Arm um mich legte.
Abermals fühlte ich mich wie ein kleiner Junge unter den anderen Helfern hier - aber in diesem Moment war mir dies egal.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er seine andere Hand mit der von Mariola verschränkte.
Ich hatte wohl echt viel verpasst.

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