Kapitel 1 - Besonders sein

Caroline dachte schon immer über sich selbst, dass sie etwas Besonderes sei. Natürlich denken die meisten Menschen, und da denke ich zu aller erst an diese Gutmenschen, Sie wissen schon, diejenigen die sonntags in die Kirche gehen und danach an Sozialhilfeempfänger Essen bei der Tafel e.V. verteilen, sie seien etwas Besonderes. Das liegt in der Natur des Menschen über sich selbst zudenken man wäre der Nabel der Welt. Vielen Menschen fällt es schwer einen anderen Blickwinkel anzunehmen, geschweige denn sich in einen anderen Menschen hinein zu versetzen. Das bedeutet aber nicht sie würden es nicht versuchen. Nein, wir lieben es andere Menschen zu beobachten und festzustellen dass ihr Leben sogar noch beschissener ist als unser Eigenes. Und diese Freude über die Unfähigkeit, unserer Mitmenschen Ihr Leben zu meistern, treibt viele dazu, eben jeden Sonntag in die Kirche zugehen und danach Essen an jene zu verteilen die es sich nicht leisten können.

Voyeurismus geilt uns auf und macht uns glücklich.

Bei diesem Gedanken muss ich fast Grinsen, was etwas seltsam aussieht, da ich alleine an einem kleinen Bistrotisch im Starbucks sitze und selbst zu diesen Spannern gehöre. Das machte Caroline in letzter Zeit öfter. Sich in ein Starbucks setzten, schließlich gab es die mittlerweile wie Sand am Meer, und alleine einen Cappuccino Tall mit Sojamilch und einem Schuss Vanille trinken, dabei die Menschen beobachtend deren Leben vermutlich noch abgefuckter war als ihr Eigenes. Noch abgefuckter als meins.

Was aber machte Caroline wirklich besonders? Nun, viele würden Sagen Caroline sei verrückt, nicht ganz bei sich, Gaga (ob das ein Beweggrund für Stefani Germanotta war), Plem Plem. Ihre Mutter würde sagen sie hätte Probleme. Ihr Psychiater sagte, sie habe Komplexe. "Sie müssen an sich arbeiten, meine Liebe", pflegte er zu sagen und klang dabei wie diese britischen Therapeuten aus dem Fernsehen.

Nun Ja, Caroline fand das nicht, sie hielt sich einfach für nicht normal, besonders eben. Wenn man sich die Menschen ansieht und sich vorstellt ihnen die Haut vom Gesicht ab zuziehen (dabei fiel mir eine recht attraktive junge Frau ins Auge) und es sich dann wie eine Halloweenmaske anzuziehen, Sie wissen schon diese Masken die es meisten von Michael Myers gibt, die man sich über den ganzen Kopf ziehen kann und die meistens wie die Schuhe von H&M riechen.

Sich vorzustellen durch die Stadt zulaufen und so zutun als wäre man Laura Baltes aus Saarbrücken, ein blonder Engel mit rosigen Wangen und bebenden Busen. Süßes, sonst gibst Saures.

Nun was war nun der Unterschied zwischen mir, Caroline Rock, und den berühmten Irren dieser Welt? Zum einen: ich stellte es mir nur vor. Zum anderen: ich war mir der Tragweite meines Handelns und Denkens vollsten bewusst. Ich wusste es war nicht normal sich vorzustellen wie es sich wohl anfühlen würde ein Messer in warmes Fleisch einzuführen. Ich wusste wie es sich anfühlte, da ich es oft genug an mir getestet hatte. Hatte ich schon erwähn das ich eine Therapie machte.

Ich war nicht normal, anderer Seitz, wer wollte das auch sein? Nun Ja, ICH. Liebend gern hätte ich mir vulgäre Gedanken über den Tag gemacht. Was zieh ich heute an, Was esse ich, behalt ich es bei mir, mit wem ficke ich heute, mit meinem Ehemann oder doch mit dem süßen Kassierer an der Kasse des Supermarktes der rund 10 Jahre jünger ist als mein Mann.

Solche Gedanken währen einfach. Einfach zudenken, einfach zu beantworten, einfach zu handeln.

Aber wenn man "verrückt" ist gibt es solche Gedanken nicht. Zumindest nicht in dieser Form. Man fragt sich dauernd welche Folgen hat mein Handeln, und was würde passieren wenn. Es ist nicht fair.

Oft wünschte ich mir ich wäre nicht nur Normal sondern auch dumm. Nicht das Dumm sein, bei dem dich Fremde Menschen belächeln und sagen würden: "Sie kann es halt nicht anders!" Ich meine das Dumm sein, dass bei den Männern eine Erektion hervorruft, weil Sie wissen sie haben die Chance auf einen schnellen Fick, und bei gleichgesinnten Frauen ein verspieltes Kichern hervorruft. Solche Dummheit die komischerweise meist nur bei äußerst hübschen Frauen auftritt. Damit will ich nicht sagen das jede hübsche Frau, und die Haarfarbe spielt hierbei nun wirklich keine Rolle, dumm sei. Nein, ich bin Selbst ziemlich nett anzusehen kann aber trotzdem eine Hypotenuse von einer Ankathete unterscheiden.

Ich will nur damit ausdrücken, dass Menschen mit einem niedrigen IQ das leichtere Leben führen. Nehmen wir ein Beispiel: Sie kennen doch sicher alle den Satz "Dumm fickt gut". Ich selbst kann das leider nicht beurteilen, da ich noch nie mit einem wirklichen dummen Menschen geschlafen habe (Man beachte meine vornehme Ausdrucksweise) was zur Ursache hat das ich Intelligenz attraktiv finde. Jedoch kann ich an Hand von Beobachtungen, die sowohl im realen Leben als auch in der virtuellen Welt stattfanden, fundieren, das dumme Menschen sich logischer weise weniger Gedanken darum machen mit wem sie ficken (hier ist der Begriff sehr wohl gewillt) und was für folgen das mit sich zieht. Auch macht ein dummer Mensch sich keine Gedanken darüber was wohl sein Sexualpartner denkt.

Das ist wohl mein größtes Problem von allen, kommt sogar noch vor Lebensechten Halloweenmasken. Was denken andere Menschen generell bzw. was denken Menschen überhaupt. Soziopathen sind deshalb Soziopathen, weil sie sich nur schwer in andere Menschen hineinversetzen können und die Folgen ihres Handelns nicht abwägen können. Sie können nicht nachvollziehen warum ein Mensch anfängt zu weinen und zuschreien wenn seine Gedärme auf den Fußboden verteilt sind.

Nun, ist meine Diagnose Soziopathie (heute nennt man es dissoziale Persönlichkeitsstörung), nur weil ich nicht verstehe warum jemand mich anlächelt, oder jemand anfängt vor Freude zu weinen wenn er mich sieht? Oder mich lüstern anblickt und mich mit seinen Augen fickt?

Keine Ahnung, soweit bin ich noch nicht in meiner Therapie.

Im Moment sind wir bei Vertrauen. Vertrauen wird bei mir ganz groß geschrieben, nur leider scheine ich der einzige Mensch zu sein der das so sieht.

Mein Therapeut Dr. Frank Weber, ein recht attraktiver 50er, der ein bisschen George Clooney ähnelt, meint das liegt an meinen Verlassens Ängsten. Richtig gehört, Mehrzahl.

Da mein Vater uns als ich 13 wahr verlassen, hat wegen einer sehr viel jüngeren und schwarzhaarigen Kellnerin, habe ich anscheinend verschiedene Formen der Angst entwickelt.

Nur das Skurrile an der Geschichte ist er hat uns eigentlich nie wirklich verlassen, zumindest habe ich nichts davon mitbekommen. Erst als mein Vater wieder einzog, und wir halfen seine Zweitwohnung in Homburg zu streichen wurde mir klar, dass er schon seit gut 2 Jahren nicht mehr bei uns wohnte. An diese Zeit, von meinem 13 bis 15 Lebensjahr weis ich so gut wie nichts mehr. Man bezeichnet das als Verdrängte Erinnerungen. Hat wohl auch damit zu tun das plötzlich jeden zweiten Tag ein 2-Jähriges plärrendes Baby bei uns zu Hause war. Wie gesagt, an die Zeit kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern, was mir ein wenig Angst macht, da ich mich auch an meine Kindheit kaum noch erinnere, und was ich wohl verdrängen mag bereitet mir nicht nur Bauchschmerzen sondern auch Alpträume.

Also fassen wir zusammen: Ich bin verrückt, verletze mich an schlechten Tagen selber, hab komplexe und vermutlich eine schreckliche Kindheit gehabt. Hey Leute, seht' mich an, ich bin ein weiblicher Ted Bundy, nur sehe ich noch lange nicht so gut im Anzug aus wie er. Warum also töte ich nicht ein paar Flüchtlinge oder laufe in meiner alten Schule Amok und mach es wie Charlie Decker und breite meine Lebensgeschichte vor einer Klasse von Heranwachsenden aus bevor ich in ein Sanatorium eingeliefert werde.

Der Grund, ich denke Zuviel. Und leider bin ich sehr mitfühlend.

Mein Vater sagte mal zu meinem damaligen Freund, der später mein Ehemann wurde, ich sei sehr sensibel. Sensibel. Ein sehr albernes Wort. Genau wie süß. Beides Worte mit denen ich nicht gerne in Verbindung gebracht werde. Leider treffen sie manchmal zu. Wenn man zu einem Mann sagt er sei sensibel, will man nur ein anderes Wort vermeiden. Schwach. Schwache Welpen aus einem Wurf, wurden früher ertränkt. Ich bin der Meinung, das ist heute auch noch so, es passiert nur in einem langsameren Prozess.

Niemand möchte Schwach sein, das liegt in unserer Natur. Darwins Gesetz: Nur die Stärksten überleben. Im 21. Jahrhundert stimmt diese Theorie noch genau so, wie vor 200 Jahren, als sie aufgestellt wurde.

Nur die Stärksten überleben.

Ich nippe an meinem Cappuccino, der meinem Lebensstil entspricht. Sojamilch.

Gesund essen und so wenig Junkfood wie möglich in sich aufnehmen. Juvenal, ein Satirendichter de 2. Jahrhunderts hat mal gesagt: „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist." Nun, ich bin 25, treibe Sport, esse Gesund und mein BMI liegt immer bei 18. Ich habe vermutlich einen gesünderen Körper, als viele von sich behaupten können und trotzdem würde ich am liebsten diese korpulente Frau, die mir gegen übersitzt mit Ihrer Leopardenhandtasche erwürgen, weil Sie es gewagt hat eine Leggins zutragen, die nur bei einem Körpergewicht von 50 Kilo gut aussehen kann.

Habe ich schon erwähnt dass ich sensibel bin. Ergo bin ich nicht stark. Hält es mich ab mir vorzustellen ich könnte Leoparden Lady erwürgen. Nein tut es nicht.

Hält es mich ab mir vorzustellen wie ich meinem Mann, der das Ergebnis meiner Verlustängste und meines Vaterkomplexes ist, damals war ich noch nicht in Therapie, den Schädel mit einem Fleischermesser spalte und überprüfe ob er tatsächlich ein Hirn besitzt? Nun ja, wir werden sehn'.

Sehen sie, und ab diesem Zeitpunkt denken sie: "Die ist doch komplett irre."


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