3, Milch am Morgen

(Samstag/Saturday/Samedi)
Ich werde von einem sanften Windzug, der über meine nackte Haut gleitet geweckt. Es ist nicht kalt. Die Sonne scheint mir ins Gesicht, ich muss blinzeln, bevor ich meine Augen öffnen kann. Ich liege in einer weichen Decke eingewickelt, die andere Seite des Bettes ist jedoch leer. All das, hat ein wenig was von dem Morgen, als Carol mich verlassen hat. Ich suche mit meinen Augen das Zimmer nach Abby ab. Müde und verwirrt streiche ich mir meine Haare zurück und setze mich auf. Doch sie ist nicht hier, mein Gesicht entspannt sich. Ich betrachte das ganze Zimmer, die Wände, den Schrank und die Fenster, wie Carol das alles eingerichtet hat. Die Sonne lässt alles golden wirken.
Wär Carol eine Farbe, dann wär sie ein Auch von dunkelgrüner Seide, in der goldene Pigmente glänzen. Wär sie ein Duft, würde sie nach einem kühlen, sonnigen Wintertag riechen, an dem man an einer Bäckerei vorbei läuft und den frischen und blühenden Duft, von Plätzchen, Kaffee und einen Hauch Lavendel förmlich in sich einsaugt. Wäre sie eine Stadt, würde sie ein ruhiges NewYork auf dem Land sein, mit vielen liebevollen Menschen und den besten Cafés und Modegeschäften. Sie ist wie die Ruhe im Getümmel. Mein Blick schwankt weiter durchs Zimmer. Carol steht im Türrahmen, und lacht. So wie sie auch in Waterloo am Fenster stand und gelacht hat. Sie muss mich wohl die ganze Zeit beobachtet haben. Ich fühlte mich ein wenig unwohl aber erleichtert, dass sie noch da ist. Sie hält eine dampfende Tasse in der Hand und läuft auf mich zu. Sie trägt einen Morgenmantel, wie umwerfend sie aussieht. „Guten Morgen, Träumerchen, Ich habe dir Milch gekocht." Sagt sie mit einem Grinsen auf den Lippen. „Morgen" antworte ich immer noch etwas verwirrt, „Danke, genau das brauch ich jetzt! ... Hast du gut geschlafen?" Frage ich nach einer längeren Pause. „Wie kann man neben dir denn nicht gut schlafen?" Sie lacht. „Kann man das überhaupt?" fragt sie.
Ich sehe in ihre funkelnden blauen Augen.
Ich muss ein wenig schmunzeln.
Ich nehme einen kleinen Schluck von der warmen Milch und stelle meine Tasse auf das kleine Nachtschränkchen, das neben meiner Bettseite steht und lasse mich in mein Kopfkissen fallen. „Carol?" Frage ich leise. „Hmm?" sie blättert gerade in einer Möbelzeitschrift, das Cover ist schlicht mit dem Aufdruck: Furnitures by Fench . Ich komme von meiner eigentlichen Frage ab und entscheide mich sie nach ihrem Job zu fragen: „Sag mal, ist das dass Möbelhaus, für das du nächsten Monat anfängst?" Sie hatte mir bereits davon erzählt. „Nächster Monat ist gut. In zwei Tagen!" Verblüfft schaute ich sie an. In zwei Tagen? Der April ging schneller rum als gedacht. „In zwei Tagen?" Carol drehte sich ein Stück zu mir, „Ja, Montag ist mein erster Arbeitstag." Sie ließ sich nun auch rückwärts aufs Bett fallen. „Ach, ... Ich weiß nicht ob ich gut genug für diesen Job bin." „Carol, du bist die eleganteste, reizendste und zielstrebigste Einkäuferin die ich je in meiner Zeit bei Frankenberg's gesehen habe. Wieso solltest du nicht auch eine genauso tolle Einkäuferin für ein Möbelhaus sein? Ich meine,.. ich würde dir alle Möbel aus dem Landen kaufen!" Sie lacht, kommt über mich und küsst mich innig. „Danke für das Kompliment Frau Fotografin, wie läuft es denn mit ihrer Karriere?" Ihr Mantel ist nur mit einem leichten Knoten geschlossen, ich öffne diesen mit einer Hand. „Ach naja, wissen sie, ich habe hier und da ein Paar Aufträge." Mit meiner Hand fahre ich langsam ihren warmen Rücken herunter, sie Atmet schwer.
„Eines meiner Bilder ist demnächst auf dem Kulturtitelblatt der Times"  Carol schaut mich mit großen Augen an, dieses blau.. „Na da, hab ich ja eine Berühmtheit in meinem Bett liegen." Ich muss lachen, fühle mich ein wenig geschmeichelt.

„Ich geh mich schnell fertig machen..was machen wir heute?" ich küsse sie noch einmal flüchtig, stehe dann auf und laufe zur Tür, nackt. Carol bleibt im Bett, ich spüre förmlich ihre Blicke auf mir, doch ich fühle mich nicht unwohl. So glücklich wie jetzt, war ich seit der Reise mit ihr nie wieder gewesen. Meine Gedanken schweifen ab. Ob sie auch so glücklich ist? Rindy sieht sie fast nie und Harge sitzt ihr immer noch mit einem Anwalt und regelmäßigen Begutachtungen im Nacken.
„Wir müssen noch ein paar Dinge besorgen, damit wir nicht verhungern. ... Wenn du willst, können wir heute kochen?" Ruft sie mir hinterher.
Ich laufe ins Badezimmer und antworte ihr mit:

"Tolle Idee!"

(725 Wörter)

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