26, fliegende Zeit

Die Zeit verflog. Tag für Tag entdeckten wir Neues und es wurde nie langweilig. Ende Dezember, kam das Telegramm und Abby sagte, sie würde uns Besuchen kommen, ganz sicher im neuen Jahr. Doch Ende Januar waren wir immer noch allein. Weihnachten in Paris war wunderbar. Der Schnee wurde über die Feiertage bis zum Jahreswechsel nicht weniger. Carol liebte den Schnee und die Kälte und ich liebte sie. Nicht nur, weil Paris die Stadt der Liebe ist und das Weihnachtsfest eine nahekommende Bedeutung hatte. Ich schenkte Carol eine Kette. Sie war Gold und hatte ein zierliches Band mit einem kleinen Anhänger. Der Anhänger hatte die Form eines Engelsflügels. Es war dem Schmuck den Carol normalerweise trug nur wenig ähnliche. Doch ich wählte bewusst ein filigranes einfaches Stück aus, denn ich kannte ihre sanfte und auch ihre schwache Seite. Der Engelsflügel sollte sie immer an mich erinnern und auch daran das ich nie von ihrer Seite weichen würde. Carol freute sich unglaublich sehr, ihre Augen strahlten wie noch nie. Den Jahreswechsel feierten wir zu zweit im Hotelzimmer. Von unserem großen Zimmerfenster, konnte man den Eiffelturm sehen, der Nachts wunderschön bestrahlt wurde. Wir hatten einen unglaublich schönen Blick auf das Feuerwerk. Einem weiteren Silvester mit Carol, folgt nun ein weiteres Jahr. Carol war immer fröhlich doch ich wusste, sie vermisste Rindy sehr. Sie hatten nur wenige Male telefoniert, Rindy wollte sogar Carol besuchen kommen, doch das wollte Harge nicht. Auch Rindys Geburtstag Ende Januar, war ein schwerer Tag für Carol, das wusste ich, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ. Sie traute sich kaum bei Harge anzurufen um mit Rindy zu sprechen, denn alle anderen anrufen gingen von Rindy selbst aus. Doch ich drängte sie dazu und schlussendlich war sie erleichtert und sah mich strahlend an. Die Wintertage in Paris waren voller Magie und nichts hätte die Dinge besser machen können. Wir lernten einige neue Leute kennen, die schnell zu Freunden wurden. Den Kellner aus der Jazzbar; Jack. Louis und Manon aus der Bäckerei und die ältere nette Dame, die uns ein Appartement in ihrem Haus vermietete, Lily. Jack war ein junger Student, er kommt auch aus New York und studierte Literatur in Paris. Er hatte viele Freunde und lud uns regelmäßig auf Soirées ein. Carol mochte ihn sehr, das konnte man sehen. Sie mochte es mit ihm zu reden und verschiedenes zu diskutieren. Wir verbrachten mehrere lebhafte Abende mit ihm und einigen Flaschen Wein. Die Stimmung war immer gut und nicht einmal hatte ich dabei ein bizarres Gefühl. Ich mochte Manon und Louis besonders. Irgendwann hatten wir das Hotelfrühstück satt und ich machte es mir zu einem Ritual, Morgens früher aufzustehen und frische Croissants und Pain au Chocolate zu kaufen. Die kleine Boulangerie von Louis und Manon war nur wenige Häuser von dem Hotel entfernt. Auch von unserem Appartement, in dem wir seit Mitte Februar wohnten, war die Boulangerie in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Der Kaffee, Süßwaren und einfach alles ist köstlich. Lily lernten wir eines Abends in einem der zahlreichen Restaurants kennen. Sie ist Französin und kommt eigentlich aus der Auvergne, das liegt südlicher in Frankreich. Nachdem sie ihren Mann und ihre zwei Söhne im Krieg verloren hatte, ist sie nach Paris gezogen und wohnt seit dem allein in einem großen Haus. Sie sagt, die große Stadt ist wie eine andere Welt, gleichzeitig erinnert es sie an ihre jungen Jahre, in denen sie als Englischlehrerin arbeitete. Lily war eine zierliche, fast zerbrechliche Frau die jedoch einen starken Willen und einen lebhaften Charakter hatte. Auch sie mochte ich sehr. Wenn sie lacht, strahlt die ganze Welt um sie herum, sie hat ein warmes Lachen. Wir hatten in den vielen Wochen des neues Jahres keine Langeweile. Wir zogen um, in das kleine Appartement, in Lily's Haus. Es liegt sehr zentral, nah an dem Hotel und kostet uns nur halb so viel wie das Hotelzimmer. Wir hatten jetzt ein größeres Bad und eine kleine eigene Küche. Es war zierlich, doch ich mochte es sehr. Oft trafen uns mit unseren neuen Freunden, hatten einfach Spaß und waren glücklich. Der Januar verfolg und schon bald war es Ende Februar. Frankreich war teuer und nach nun fast 3 Monaten, war unser Budget bedeutend geschrumpft. Ab und zu konnte ich durch einen Fotografen, den wir kennengelernt hatten, einige meiner Bilder versteigern lassen. Doch das allein reichte nicht. Für mehrere Wochen arbeiten Carol und ich sogar. Sie bekam eine Stelle in einem Kaufhaus in der Stadtmitte, in der Kosmetikabteilung. Ich fand es gar lustig, Carol hinter einer Theke zu sehen, da wir uns so, nur umgekehrt kennengelernt hatten. Sie arbeite meist vormittags, während ich Manon und Louis in der Bäckerei aushalf. Wir beide hatten einen guten Stundenlohn und sicherten somit die Zeit bis Ende April. Abby hatte ihre Ankunft nochmals nach hinten verschoben. Es gab einige Probleme mit ihrer Abreise, sie sagte uns aber nichts genaues. Ich genoß die Zeit, allein mit Carol aber auch die, die wir zusammen mit anderen verbrachten. Ich freute mich auf Abbys ersehnte Ankunft, auch Carol freute sich, sie wieder zu sehen. Ich hoffte auf einen warmen März, die Sonne sollte mir dies erfüllen. Eines Nachmittags, Mitte März, als Carol nicht im Appartement war, rief Abby an. Sie sagte, sie würde Anfang April nach Paris kommen und sogar länger bleiben können. Es hatte Probleme mit ihrer Arbeit gegeben, deswegen konnte sie nicht einfach gehen. Sie sagte, ich solle Carol nichts erzählen, es sollte eine Überraschung werden. Ich freute mich total und somit fiel mir das Versteckspiel nicht gerade leicht.

Ich war über glücklich und alles schien perfekt.
(923 Wörter)

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