19, Nachhause kommen

Es sind nun schon fast 5 Wochen vergangen, es ist der 28. November. Meine Wohnung habe ich an Phil übergeben, das ging alles so einfach, er ist gleich diesen Monat eingezogen. Er war super glücklich und die Frage wo ich jetzt wohne und warum ich ausgezogen bin, kam nie wirklich auf. Was nicht so einfach von statten ging, war meine Kündigung. Nachdem Carol mir ihrem Freund in Paris telefoniert hat und wir feste Pläne hatten, bin ich zu Mr. Randall. Er wollte mich nicht gehen lassen, außerdem wollte er wissen was ich denn nun machen werde, wo ich hingehe und ob ich wieder komme. Ich habe ihm erklärt, ich sei jung und möchte die Welt sehen und das ich es noch nicht wüsste ob und wann ich wieder komme. Es war schwierig und Vorallem auch anstrengend, doch ich habe es irgendwie geschafft. Diesen Monat bekomme meine letzte Gehaltsauszahlung.
Jetzt wird es wohl Wirklichkeit; wir fliegen nach Paris. Ich bin überglücklich und kann es eigentlich kaum fassen. Trotzdem habe ich noch Sorgen und Zweifel. Denn noch oft haben wir darüber geredet, auch über Rindy und Harge und alles hier in New York was wir hinter uns lassen. Ich treffe mich noch ein letztes Mal vor dem Abflug mit Phil und den anderen. Wir haben uns in einer Bar nahe des Empire State Building verabredet. Carol bleibt zu Hause, sie wird Rindy nicht noch einmal vor Abflug sehen. Der 25. Oktober, war das letze Mal. Es macht mich traurig aber ich weiß, dass Carol es so will.
Wir werden noch vor Weihnachten los fliegen und Silvester in Paris sein. Ich kann mein Glück kaum fassen. Weihnachten in Paris mit Carol. Immer und immer wieder muss ich daran denken und es steigt wieder dieses Gribbeln in mir auf, diese Vorfreude und Euphorie.
Ich sitze gerade im Taxi und fahre vom Empire State Building nachhause es ist spät, die Luft ist kalt. Der Taxifahrer ist mir sehr unsympathisch. Er redet die ganze Zeit von „so hübschen" Bars am Rande von New Jersey. Ich ignoriere ihn, anders kann ich mir nicht helfen. Es ist so dunkel, dass ich garnicht genau erkenne wo wir lang fahren. Ständig biegen wir ab, obwohl es zu der Adresse die ich genannt habe, doch nur an der Hauptstraße entlang geht. Ich frage nach; „Sir, wo genau sind wir?" Er sieht mich durch den Rückspiegel an, „Keine Angst Kleine, ich bring dich sicher nachhause!" Ich bekomme so ein ungutes Gefühl im Bauch, ein Stechen welches mich kurz zusammenzucken lässt. Ich schätze den Fahrer auf Mitte vierzig. Er hat schon leicht graues, ungekämmtes Haar und keinen unrasierten Bart. Er trägt ein blaues Oberteil, mehr kann ich nicht erkennen. Immer wieder sieht er mich durch den Rückspiegel an. Ich sehe aus dem Fenster, kleine Regentropfen bahnen sich nun ihren Weg die Fensterscheibe herunter. Wir fahren an einem Kaufhaus vorbei, ich weiß, ganz in der Nähe ist eine Bar, welche nur 2 Blocks von meinem Apartment entfernt ist. Allerdings fahren wir in eine ganz falsche Richtung als zu meinem Apartment. „Wissen Sie,.." Sage ich mit kratziger Stimme und krame in meiner Tasche. Ich suche mit etwas zittrigen Hände, nach meinem Geldbeutel. „Ich möchte doch noch etwas mit meinen Freunden trinken, lassen Sie mich bitte hier raus." Lüge ich und reiche ihm die 12$ nach vorne, die auf der Uhr stehen. Er sieht mich wieder grimmig durch den Rückspiegel an. „Sir Ich möchte gerne hier aussteigen. Es gibt einige Gentlemans die hier auf mich warten." Sage ich erneut etwas lauter. Er wendet seinen Blick ab, auf die Straße. "Heeyyy!" Rufe ich laut und stoße mit meiner linken Hand, in der ich auch das Geld halte, gegen seine Schulter. Doch reagiert nicht. Wieder schaut er mich nur durch den Rückspiegel an. „Lassen Sie mich raus!" Schreie ich nun. Wir fahren auf eine große Kreuzung zu, rot, er muss halten. Ich nutze die Chance und reiße die Auto Tür auf und stürze außen Taxi. Er rast sofort los, quer über die Kreuzung, ich höre nur noch die Reifen quietschen. Da stehe ich also; mitten auf einer Straße ganz allein. Ich spüre den kühlen Wind an meinen Knöcheln und durch meine Haare wirbeln. Ich stehe nicht lange dort. Ziemlich schnell habe ich mich wieder geordnet und renne los. Ich kann an nichts anderes mehr denken, als an das Rennen und das Nachhausekommen. Ich laufe so schnell ich kann, meine Lunge fängt nach wenigen Minuten an zu stechen, alles ist trocken. Doch ich laufe weiter. Ich merke wie sich nicht durch den Schmerz, aber durch den Schock meine Augen mit Tränen füllen. Ich versuche es zu verdrängen aber schon nach kurzer Zeit, spüre ich eine kalte Linie über meine Wangen laufen. Nachhause. Rauscht immer wieder laut durch meinen Kopf. Ich laufe schon so lange durch die Kälte, doch endlich sehe ich das mir so bekannte Haus, auf der anderen Straßenseite. Ich werde etwas langsamer, spüre meinen pulsierenden Herzschlag und höre meinen lauten Atem. Sehnsüchtig suchen meine die grüne Eisentür. Schnell findet mein Finger die Klingel und drückt hastig den kleinen Metallknopf. In meinen Ohren ertönt das Geräusch des Türöffners und ich stürme nach oben. Treppe um Treppe, Etage um Etage. Carol erwartet mich schon an der Tür. "Heehh, alles gut?" ich antworte erst gar nicht, laufe die letzten Stufen auf sie zu und nehme sie fest in den Arm. Ich drücke sie so sehr an mich, dass es schon fast ein wenig weh tut. Ich bin zuhause.

Ich bin bei Carol, sie ist mein zuhause.
(917 Wörter)

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