17, Rindy

Ich bin auf Arbeit. Immer wieder schaue ich auf meine Armbanduhr, doch die Zeit vergeht nur langsam. 14h11. Ich habe die Collage von gestern noch einmal verbessert und präzisiert. Ich weiß nicht, ob ich nachhause will oder einfach hoffe, die Zeit geht vorüber. Wiedermal erwische ich mich selbst dabei, aus dem Fenster zu starren, welches direkt and meinem Schreibtisch ist. Der Ausblick aus meinem Büro ist einfach toll. Trotzdem finde ich mich schnell wieder und konzentriere mich auf meine Arbeit. Ich packe alles in eine Mappe und räume meine Sachen zusammen. Durch den Fortschritt, den ich gestern durch die Arbeit zu Hause geschafft habe, bin ich schon 4 Tage früher fertig. Nun kommt aber der Teil, den ich am wenigsten mag. Ich muss die Mappe abgeben. Also stehe ich auf und laufe aus meinem Büro den Gang entlang. Vorbei an unzähligen Türen, den anderen Büros. Ich kenne Phils Büro, es ist nur noch wenige Türen links entfernt. Die Tür ist leicht geöffnet. Ich entschließe mich bevor ich zu Mr. Randall gehe, nochmal bei Phil vorbeizuschauen. „Hallo Phil!" sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Er sieht hoch und ist ganz überrascht mich zu sehen. „Therese, seltener Anblick!" Doch er lächelt auch: „Was machst du denn hier?" Fragt er. Ich gehe weiter auf ihn zu und reiche ihm die Mappe. Ich habe keinen guten Grund. Ich will mich nur vor dem Büro von Mr. Randall drücken. „Ich wollte deine Meinung..." Ich mache eine kleine Pause und deute auf die Mappe. „Ich habe die neue Collage fertig, bin mir aber nicht ganz sicher." Ich habe Phil noch nie meine Arbeit gezeigt. Er schlägt die Mappe auf, blättert bis er die Collage findet, legt die Mappe auf den Tisch und setz sich auf die Kante. Er betrachtet die einzelnen Bilder, er sieht sich jedes einzelne genau an. „Das gesamt Bild gefällt mir! Ich mag die Zusammensetzung sehr!" Lächelt er mich an. Ich nehme die Collage mit Mappe dankend entgegen. Danke Phil!"  „Für welchen Hauptartikel ist die Collage?" Fragt er mich bevor ich die Tür wieder öffne. „People for People; for Woman rights" Antworte ich. Den Artikel habe ich bereits schon gelesen und war wirklich begeistert. „Das ist meiner!" Sagt Phil und wirkt sehr erfreut. „Oh wirklich? Ich habe ihn gelesen, er war wirklich toll. Du schreibst gut!" „Vielen Dank! Ich freue mich schon auf den Vordruck.  Ach ja Therese?" Ich wollte gerade den Raum verlassen; „Falls du jemanden kennst, der jemanden kennt, der eine Wohnung für mich hätte. Würdest du mir Bescheid geben?" Ich bin wirklich überrascht. Ich starre ihn kurz an, realisiere kurz darauf dann aber doch, was er gerade gesagt hat. „Ja klar!" Antworte ich schnell und freundlich. Ja klar, meine Wohnung. Schweift mir immer und immer wieder durch den Kopf während ich zu Mr. Randalls Büro laufe.

Nachdem ich nun bei Mr. Randall war, kurz und unverbindlich natürlich, komme ich zurück in mein Büro. Das Telefon klingelt. Ich renne fast zu meinem Schreibtisch und nehme den Hörer in die Hand. „New York Times, Office Belivet." Sage ich schnell und hastig. „Therese." Ich höre Carols warme Stimme und sofort muss ich lächeln. „Kommst du nachhause? Rindy freut sich dich zu sehen."  Im Hintergrund höre ich sie schon reden. „Ja, ja ich mach mich gleich auf und nehme das nächste Taxi." Sage ich, immer noch ein wenig zweifelhaft. Weil ich nicht weiß, ob ich wirklich kommen sollte. „Sehr schön! Ich freue mich auch auf dich." Sagt sie und legt auf. Ich stehe immer noch mit einem scheinbar unendlichen Lächeln vor meinem Schreibtisch. Ich sehe aus dem Fenster, als ein Vogel vorbeifliegt, löse ich mich endlich aus meiner Starre. Ich packe meine Sachen schnell zusammen und verlasse mein Büro, nehme das nächste Taxi und fahre nachhause.

Ich öffne die Tür zu unserem Appartement und kann schon Rindys Stimme hören. „34, 35, 36" Carol übt wieder die Zahlen mit ihr. Sie hat mir erzählt, dass sie das früher schon immer gemacht haben. Ich hänge meinen Mantel an den Kleiderständer und stelle meine Tasche ab. Ich gehe leise zum Schlafzimmer und sehe Carol und Rindy am Schminktisch. Ich bleibe noch einen Moment stehen und beobachte die beiden durch den Türspalt. Ich versuche mir dieses Bild fest in meinen Kopf einzubrennen. Eine glückliche Carol, mit ihrer Tochter. Nach einiger Zeit klopfe ich an der Tür und trete langsam ein. Rindy ruft meinen Namen und rennt zu mir. Ich umarme sie fest „Du bist aber groß geworden!" Carol sieht zu uns und lächelt, ich kann ihre glitzernden Augen sehen. „Gehen wir in die Küche? Da kannst du einen Kakao trinken." Sagt Carol und Rindy antwortet darauf mit bejahenden Gesten. Nun also sind wir in der Küche, vor Rindy steht eine dampfende Tasse mit Kakao, ich trinke einen Tee. „Wann sehe ich Tante Abby mal wieder Mama?" Fragt Rindy während sie in ihrer Tasse herumrührt. Carol schaut fast ein wenig erschrocken „Mein Schatz, Tante Abby hat so viel zu tun, ich denke das dauert noch ein wenig." Ich sehe Carol an, sie wagt jedoch keinen Blick. Wieder fange ich mich in den Fragen: Was sollte daran denn so falsch sein? Warum kann Rindy nicht öfters zu uns? Was macht Carol anders, als andere Mütter? Ich werde von Carol aus meinen Gedanken gerissen: „Ich bringe sie 18h00 wieder zu Harge. Es wird ... nicht lange dauern." Mitten in ihren Satz macht sie eine lange Pause und atmet tief ein. Denn sie weiß, dass es lange dauern wird, dass Harge sie bei sich behalten will, dass es wieder Diskussionen geben wird. Warum nur?
Rindy hat nun beschlossen Musik zu hören und sucht zusammen mit Carol eine Schallplatte heraus. Ich sitze immer noch am Tisch und beobachte die beiden. Carol ist so glücklich, wenn Rindy da ist. Auch mich macht es glücklich Carol so zu sehen, mit ihrer Tochter in den Armen. Ich will ihr das nicht wegnehmen. Ich denke daran, was sie mir vor ein paar Tagen gesagt hat; Paris. Schweift wieder durch meinen Kopf. Sie kann nicht einfach wegfahren. Wir können nicht einfach wegrennen vor all dem hier.
„Die da!" Höre ich Rindy im Hintergrund sagen; „...die blaue." Sie hält die Schallplatte von Billie Holiday und Teddy Wilson in der Hand. Die eine, die ich Carol zu Weihnachten geschenkt habe. Sie sieht mich lächelnd an und zwinkert mir zu. „Schau mal, so hier" Carol zeigt Rindy wie man die Nadel vorsichtig auf die Platte aufsetzt. Rindy dreht nun die Lautstärke noch ein wenig hoch und schon wird der Raum mit dieser einen, mir doch so bekannten Melodie gefüllt. Carol und Rindy tanzen, ich sitze immer noch am Tisch und beobachte die beiden. Ich fühle mich glücklich und beobachte

eine lachende Carol, tanzend, zu Easy Living im Hintergrund.

(1122 Wörter)

Dieses Kapitel bedeutet mir persönlich viel. Ich finde es so wichtig Carol's Beziehung und ihre Liebe zu Rindy zu zeigen. Auch wenn es leider, sowohl aufgrund der Gesetze und der allg. Situation, leider nicht wirklich sichtbar wird. Mit diesem Kapitel möchte ich uns allen noch einmal bewusst machen; wie sehr Carol Rindy liebt.

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