15, Paris

Paris." war ihre Antwort.
Paris,... schweifte wiederholt durch meinen Kopf.
Richard wollte mit mir nach Europa und ich habe nie ja oder nein gesagt. Jetzt aber, will ich wirklich. Jetzt will ich all diese Sehenswürdigkeiten besuchen und Croissants zum Frühstück. „Paris, gefällt mir!" sagte ich und drückte mich nah an sie und so schliefen wir ein.

Am nächsten Tag musste ich arbeiten. Ich konnte mich aber den ganzen Tag nicht wirklich konzentrieren. Ich bekam den ersten Vordruck der Zeitung mit meiner Collage. Er gefiel mir, sehr sogar.  Mein Name war unten links erwähnt. Ich stecke die Zeitung in meine Tasche und setze mich wieder an meinen Schreibtisch. Ich gehe die neuen Bilder durch und lege sie abwechselnd auf einen der Stapel. Die neue Auflage hat die Schlagzeile „Big Spending Trips Boy Bank Robber" auf dem Titelblatt. Ich denke ein wenig darüber nach, werde aber durch Phil unterbrochen. „Hey Therese, kommst du? Wir wollen zusammen frühstücken.. es gibt News zu dem Streik." Also stehe ich auf, lasse alles stehen und liegen und folge ihm in den nahegelegenen Gemeinschaftsraum. Hier sind so gut wie alle Mitarbeiter meiner Etage versammelt. Ich gehe eigentlich lieber hierher, wenn alle weg sind. Von allen Seiten hör ich schon wildes Geplapper, und immer wieder neue Sätze; „Aber was wenn die Times aussteigt.." „Ich kann es einfach nicht glauben.." „unfassbar" „das wäre ein Durchbruch"
Ich nehme mir eine der nahe liegenden Zeitungen und lese die ersten Zeilen; November 28, 1953, six of New York's seven daily newspapers planning to strike. ... 400 photo engravers demanded better pay and working conditions. Ich habe schon oft von den Planungen und Forderungen dieses Streiks gehört, allerdings habe ich nie an die Umsetzung geglaubt! Phil winkt mich begeistert zu sich und ein paar anderen jungen Männern an den Tisch. Ich nehme die Zeitung mit und drücke mich durch das Getümmel. Auf dem Tisch steht Kaffee und Kekse" ich nehme mir nur eine Tasse und befülle sie halb mit Kaffee, vielleicht hilft mir das, klarere Gedanken zu fassen. Einer der Männer macht eine Bemerkung, welche ich sofort verdränge. „Ich finde das großartig, hiermit gehen wir in die Geschichte ein. Endlich rebellieren wir für unser gutes Recht!" Sagt nun ein anderer. Ich sehe diesen, ein wenig fragend an. Phil bemerkt dies und wendet sich mir zu; „Was hältst du denn davon?" Ich bin immer noch überforderter der Menschenmasse in dem Raum, es ist laut und immer wieder stößt jemand gegen meinen. Stuhl. „Ähm, ehrlich gesagt, habe ich mir da noch keine Gedanken drum gemacht." Sage ich und versuche ihn damit still zu halten und weiter nachfragen zu vermeiden. „Therese, es geht um deinen Job, deine Zukunft!" Rebelliert er. Zukunft. Fliegt mir durch den Kopf. Carol meinte, es wäre nicht einfach und ich habe mir hier gerade etwas Neues, gutes aufgebaut, doch eigentlich liegt mir hieran nicht viel. Es ist mir eigentlich egal. Ich fühle mich nicht gebunden an diese Menschen und das Gebäude. Ich sehe mich keinem verpflichtet und auch meinem Vorgesetzten Frank nicht. Vielleicht habe ich mich deshalb nicht mit dem Streik auseinandergesetzt. „Ach Phil, ich weiß es wirklich nicht. Ich mochte es, so wie es vorher war. Wir könnten uns damit genauso gut auch in die Ruinen stützen.." Sage ich und zucken mit den Schultern. Er sieht mich enttäuscht an, ich stehe auf und entschuldige mich. Ich mache eine Geste um zu symbolisieren, dass ich wieder in mein Büro gehe.

Dort angekommen höre ich das Telefon klingeln. Ich schließe die Tür und gehe in schnellen Schritten, ohne meinen noch immer heißen Kaffee zu verschütten, zum Schreibtisch. Ich stelle die Tasse ab und greife hastig zum Hörer; „New York Times, Office Belivet." Für einen kurzen Moment dachte ich, es ist Carol. „Hallo Miss Belivet, Frank am Apparat. Es tut mir wirklich leid Sie nicht persönlich antreffen zu können." Doch die männliche Stimme enttäuscht mich. Ich sage nichts und warte, bis er weiter spricht. „Ich möchte mich im Namen der gesamten Crew bei Ihnen bedanken. Sie haben unsere Abteilung allumfassend bereichert. Die neue Ausgabe mit Ihrer Collage hat den Verkaufsrekord geknackt. Wir haben innerhalb eines Tages 12 Tausend Stück verkauft. Und Sie, Therese, sind Teil unseres Erfolgs." Ich freue mich, wirklich, doch ich denke man konnte meine Abneigung gegen Mr. Randall in meiner Stimme hören. Ich fühle mich sofort unwohl, als er mich bei meinem Vornamen nennt. Wir kennen uns lediglich rein beruflich und ich mag es einfach nicht. „Es freut mich wirklich sehr! Ich hoffe unsere Verkaufsquote bleib auch bis zum Streik noch so stabil." Sage ich um von meinem Unwohlsein irgendwie abzukommen. Schon kurz darauf aber, bereue ich dies gesagt zu haben. „Therese, mach Sie sich da mal keine Sorgen. Frauen und Politik, das verträgt sich nun wahrlich nicht." Ich habe zuvor nunmal total vergessen, wie Frank über die Welt denkt. „Ach und was ich Sie noch fragen wollte; würden Sie vielleicht einen Kaffee mit mir trinken wollen? Um unseren Erfolg zu feiern?" Unseren Erfolg. Wie sich das anhört, als hätten wir zusammengearbeitet. Ich wühle mit einer Hand die immer noch unsortierten Bilder auf meinem Schreibtisch durch, um beschäftigt zu wirken. Ich sage nichts, weil ich mir einfach wünsche dieses Telefonat hätte nie stattgefunden. Zu viel Demütigung und eingeschränktes Denken. „Therese?" Fragt er erneut nach. „Wissen Sie, Mr. Randall,.. zum einen vermische ich nur wirklich ungern berufliches und privates, zum anderen bin ich vergeben." Ich spüre wie sich dieses Druckgefühl in meinem Hals ausbreitet. Immer wenn ich gegenüber anderen Carol erwähne, auch wenn ich nicht ihren Namen sage. Es ist vielleicht einfach, weil es doch noch immer ein kompliziertes Thema ist. Vor allem für Frank. „Oh, nun ja. Nicht das Sie mich falsch verstehen.." Ich möchte nicht das er schon wieder den Spieß umdreht und mich blöd stehen lässt. Also unterbreche ich ihn; „Mr. Randall, Sie brauchen sich nicht entschuldigen. Ich habe jedoch noch einiges zutun und würde nur ungern meine Collage zu spät abgeben." Etwas forsch aber doch fühle ich mich ganz selbstbewusst. Doch ich weiß auch, dass ich ihn damit sehr an seiner Männlichkeit verletzt habe. „Da möchte ich Sie natürlich auch nicht aufhalten Mrs. Belivet. Auf Wiederhören!" Zum ersten Mal in diesem Telefonat hat er meinen Nachnamen gesagt und diesen natürlich auch noch extra betont. Ich antworte freundlich:

„Auf Wiederhören!"

(1040 Wörter)

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