Epilog - Haunting

Ich starrte sie durch das Schaufenster der Buchhandlung an, nennt mich verrückt. Doch sie endlich nach fünf Jahren wieder zu sehen war Etwas besonderes.

Sie trug nun eine Brille, hatte lange braune Haare und ihre zarte, blasse Haut war voller Tatoos, es schmeichelte ihr. So eine unglaubliche Schönheit.

Gerade sprach sie mit einer anderen Frau, die ihr ein gebundenes Buch abkaufte, ein breites Lächeln auf den pinken Lippen.

Die lange Zeit tat ihr wohl außerordentlich gut, sie wirkte lebendiger. Mein Herz schlug bei diesem glücklichen Anblick, wie wild.

Sie blieb in der Stadt und arbeitete nun in dieser ordentlichen Buchhandlung. Lebte sie wohl in dem gleichen Haus? Alleine?

Ich zog nach meinem Schulabschluss weg, ganz weit weg in eine Großstadt und ging meinem Traum nach; Alternativ-Model zu werden, mit Erfolg. Ob sie mich wohl in Zeitschriften oder online wieder erkannte?
Ich hatte in Zwischen blass-lilane Haare, einige Piercings und Tates, gewachsen bin ich kaum noch.
Würde sie mich wohl erkennen, wenn ich jetzt rein ging?

Die Frau an der Kasse verstaute das neu erworbene Buch in ihrer Tasche, verabschiedete sich von ihr und ging dann aus dem Laden, als sie mich entdeckte blieb sie auf der Stelle stehen.

"Was suchst du denn hier?", ihre Stimme war kalt, lies mein Blut erfrieren.

"Guten Tag, April.", sprach ich kleinlaut, "Wie geht es dir? Und Four?"

April setzte die Sonnenbrille auf, die vorher auf ihrem Kopf als Haarreif diente, es war schließlich Mitte August und die Sonne strahlte ganz fleißig: "Sie ist besser ohne dich dran, Carmen."

Ich schluckte den plötzlichen Kloß in meinem Hals runter: "Es tut mir so schreklich Leid, wirklich-"

"Das will niemand hören.", unterbrach sie mich. Die Zwillinge mochten mich schon damals nicht, doch wer konnte es ihnen verübeln?

Ich schwieg, darin war ich am Besten.

"Ich bitte dich, um eine einzige Sache.", April legte ihre Hand auf meine Schulter, "Wenn du keine wahren Gefühle für Elena hast, wage es bloß nicht zurück in ihr Leben zu platzen."

Mein Blick fokusierte sich auf den Boden. Wahre Gefühle? Gab es etwa unwahre Gefühle? Sind nicht alle Gefühle auf ihrer eigenene Art und Weise wahr?

"Sie mag auf unabhängig tuen aber du bist und bleibst ihre Schwachstelle, auch nach all den Jahren.", ihre Hand löste sich von meinem Körper.

Ich sah auf, die Frau vor mir lächelte: "¡Adiós puta!"

Danach stieg sie in ein Auto und fuhr davon.

Mit wackeligen Knien und geballten Fäusten betrat ich stumpf die Buchhandlung. Der bezaubernde Geruch von Büchern und Kaffe umhüllte mich, Elena war nirgends auf zu finden.

Ich entschied mich mir einige Bücher genauer anzuschauen. War dies ihr Traumberuf? So nahe wir uns auch standen, über solche Dinge unterhielten wir uns kaum. Pah, woran es wohl lag? Mir natürlich.

"Oh, guten Tag! Ich bitte um Verzeihung, ich war im Lager.", zwitscherte eine fröhliche Stimme, Elena's Stimme, "Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?"

Mein Rücken war zu ihr gedreht und ich wollte mich beim besten Willen nicht wenden, sie hätte es nicht verdient.
Ihr ging es blendent ohne mich und ich wollte nicht der schmerzhafte Dorn an der Rose ihres Lebens sein, eher das Wasser, welches ihr half zu blühen.

"Nein, danke.", mit zittrigen Fingern legte ich das Buch wieder weg, lies einen Zettel aus meiner Hosentasche fallen und ging mit großen Schritten auf die Tür zu.

"Hey, sie haben Etwas verloren!", rief Elena mir hinterher.

Ich hielt meine Tränen zurück: "Es gehört mir nicht."

Und schon war ich über alle Berge.

Der Zettel, die sechzehnte Seite ihres Notizbuches, war nun wieder in ihrem Besitzt. Damals besaß es die bittersüßen Wörter 'Ich liebe dich, Carmen.'.

Vor Jahren, fünf Jahren, strich ich das letzte Wort durch und verbesserte es.

"Ich liebe dich, Elena.", flüsterte ich gegen den warmen Wind.

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