-Kapitel 8-
Update - Mittwoch ^_^
Nun wird es das erste mal richtig aufregend. Nicht das der arme Lando die Ruhe in Person wäre Oo
Ich bin ja schon gespannt, wie ihr das Kapitel findet ^////^
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So nervös war er nicht einmal gewesen, als er das erste Mal Formel 1 fahren durfte. Seit dem frühen Morgen war Lando schon auf den Beinen. Die Nacht war unglaublich schlecht gewesen. Immer wieder träumte er schlecht, wachte auf und brauchte ewig, um wieder einzuschlafen.
„Lando, setz dich hin. Du kippst mir sonst noch um."
Da es eigentlich ein schöner Morgen war, hatte Cisca beschlossen, dass Lando und sie draußen frühstücken konnten. Aber mehr als einen Kakao hatte Lando noch nicht zu sich genommen. Der gestrige Tag steckte ihrem Jungen noch sehr in den Knochen, was sicherlich nicht verwunderlich war. Nachdem Lando schon sechs Schwangerschaftstests gemacht hatte, hatten sie am Nachmittag nochmal vier weitere gemacht und auch diese waren positiv. Irgendwann war Lando ein weiteres Mal in Tränen ausgebrochen.
„Was, wenn Carlos will, dass ich unser Baby wegmachen lasse?"
„Im Leben nicht, Lando. Ich weiß, mein Liebling, ihr habt das so nicht geplant. Aber viele Sachen verlaufen eben nicht so wie man es möchte. Carlos mag überrascht und sicher auch überfordert sein, aber niemals würde er von dir verlangen, das Baby abzutreiben."
Schniefend setzte sich Lando auf den Gartenstuhl, legte automatisch die Hand auf seinen Bauch und strich darüber. Wirklich etwas sehen konnte man nicht, aber das würde sich bald ändern. Noch hatte er selbst nicht richtig realisiert, dass er schwanger sein sollte, aber irgendwie fühlte er schon eine Verbindung zu dem kleinen Wesen in seinem Bauch.
„Hoffentlich wird Carlos mitgehen wollen, wenn ich später den Termin beim Arzt habe. Immerhin überrumpele ich ihn schon sehr. Wir haben gerade unsere Beziehung wieder in die richtigen Bahnen gelenkt und wollten die nächsten zwei Wochen als Paar genießen."
Fürsorglich legte Cisca die Hand auf das Bein ihres Sohnes. Lächelnd reichte sie Lando etwas Obst. Gerne würde sie ihrem Jungen die Angst nehmen, aber das ging leider nicht. Aber sie kannte Carlos. Cisca konnte sich nicht vorstellen, dass dieser ausfallend werden oder Lando im Stich lassen würde. Immerhin hatten die beiden schon über eine Familie gesprochen, nachdem Carlos wusste, dass Lando mit AGS* geboren worden war.
„Das hört sich jetzt einfacher als getan an. Aber versuche nicht zu sehr an Carlos und seine Reaktion zu denken. Und ganz wichtig – versuche, nicht an das Negative zu denken. Du kennst deinen Freund, du liebst diesen Mann über alles. Als du deinem Dad und mir erzählt hast, in Carlos verliebt zu sein, hatten wir erst Angst. Nicht wegen dem AGS. Du warst noch so jung, warst meistens sehr schüchtern und zurückhaltend. Es waren deine ersten Schritte in der Formel 1. Du warst in Bezug auf Beziehungen immer sehr reserviert, hast nicht viele Menschen an dich herangelassen. Dein Dad und ich haben sofort gemerkt, dass Carlos anders war. Es war dir anzusehen, wie sehr du ihn mochtest. Du hast so gestrahlt, als du uns erzählt hast, wie gut ihr euch versteht und was für ein toller Teamkollege er sei."
Ein sanftes Lächeln schob sich auf ihre Gesichtszüge als sie an das Gespräch zurückdachte. Damals wirkte Lando nicht wie 19, sondern viel jünger. Voller Begeisterung und Energie hatte er von Carlos erzählt und dass sie sich auf Anhieb verstanden hatten. Heimlich hatten Adam und sie sich dann selbst über Carlos schlau gemacht und für sich festgestellt, dass der Teamkollege ihres Jungen wirklich einen sympathischen Eindruck machte.
„Natürlich hatten wir Angst, als du dich in deinen Teamkollegen und Freund verliebt hattest. Was würde das bedeuten? Empfand Carlos auch so? Und was würde das für euren Job heißen? Ihr seid Formel-1-Fahrer und steht in der Öffentlichkeit. Als deine Eltern wollen wir nur das Beste für dich und deine Geschwister. Wir wollen euch schützen."
„Ich weiß, Mom. Dad und du habt vieles für uns gemacht. Und da ich ja wirklich nicht gerne auf Menschen zugehe und in dem Bezug schüchtern bin, kann ich verstehen, dass ihr bezüglich Carlos Angst hattet. Die hatte ich auch. Aber all die Tränen und der Kummer haben sich gelohnt, als Carlos mir meine Angst genommen hat, als er sagte, dass er in mich verliebt ist. Ich war nie glücklicher, aber gleichzeitig kam die nächste Angst."
„Und auch die hast du gemeistert, Liebling."
„Ja, weil Carlos ein großartiger Mann ist. Mom, er ist meine große Liebe. Ich kann und will mit niemand anderem eine Familie gründen. Ich war noch nie der typische Teenager, aber mit keiner meiner halbherzigen Beziehungen konnte ich mir vorstellen, eine Familie zu gründen, deswegen habe ich ihnen auch nie von dem AGS erzählt. Bevor Carlos mir sagen würde, dass er mich liebt, wollte ich, dass er alles weiß. Dass er genau weiß, worauf er sich einlässt, wenn wir eine Beziehung eingehen würden. Ich glaube, für ein paar Sekunden war er wirklich überfordert. Aber dann lag ich in seinen Armen und er hat mich gefragt, was AGS ist, ob es mir gut geht oder ob ich dadurch Schmerzen hätte. Ob er auf irgendwas achten müsste."
Das restliche Frühstück verlief ruhig. Lando konnte seine Ängste ablegen und hielt an den guten Erinnerungen fest, welche Carlos und ihn verband. Seine Mom unterstützte ihn den ganzen Tag, sprach ihm gut zu und munterte ihn immer wieder auf, wenn doch Zweifel kamen. Heimlich hatte er sich in seinem Schlafzimmer den Hoodie hochgezogen und den Bauch betrachtet. So ganz fassbar war der Gedanke nicht, dass dort wirklich neues Leben heranwachsen sollte. Aber zehn Tests und die Erfahrung einer vierfachen Mutter konnten doch nicht lügen. Aber die endgültige Gewissheit würde der Besuch beim Arzt bringen, obwohl sich Lando schon zu 80% sicher war, dass weder seine Mom noch die Tests ihn verarscht hatten.
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Mit einem breiten Lächeln schloss er die Haustür auf. Das würde eine Überraschung werden. Lando rechnete erst in einer Stunde mit ihm. Aber die Sehnsucht nach seinem Freund war so groß, dass er den letzten Termin, den er noch hatte, abgesagt hatte. Dieser war sowieso nicht so wichtig und er konnte ihn immer noch nachholen.
Leise schloss Carlos die Haustür, zog die Schuhe aus und schlich auf Zehenspitzen durch den Flur.
„Mom! Du hast gesagt, das ist einfach."
„Liebling, das ist auch einfach. Du solltest nur die Eier zum Mehl und Zucker dazugeben."
„Habe ich ja."
„Ohne Schale, Lando."
„Das Ei ist mir aus der Hand gerutscht. Ich bin kein Küchengenie, aber dass man das Ei aufschlagen muss, weiß selbst ich. Aber so wird es nie was mit dem Muffin."
„Lando, du nimmst das viel zu ernst. Kochen und backen sollen Spaß machen. Du bist so verkrampft."
„Jaaa, weil ich meinen Freund mit dem ersten Teig fast umgebracht hätte, wenn du nicht eingegriffen hättest. Herrgott, ich bin so eine Niete in der Küche. Wenn Carlos das Kochen nicht übernommen hätte, während er hier in England gewohnt hatte, wäre ich verhungert oder der beste Kunde bei sämtlichen Lieferdiensten gewesen."
Schmunzelnd tippte Cisca mit der Fingerspitze gegen die Nase ihres Sohnes. Lando hatte es tatsächlich geschafft, sich selbst mit Mehl zu bestäuben, nachdem sie den ersten Rührteig wegschmeißen mussten, weil Lando Zucker und Salz verwechselt hatte.
„Liebling, wenn der Koch zu viel Salz ins Essen getan hat, sagt man diesem nach, dass er sehr verliebt sein muss."
„Das ist nicht witzig, Mom. Ich kann Carlos nicht mal was backen. Ich bin nur zum Fahren und Streamen geeignet. Na ja, zocken bekomme ich auch noch hin."
Niedergeschlagen ließ Lando die Schultern hängen. Er wollte doch nur einfache Muffins backen. Simpel, easy. Seine Mom stand neben ihm und selbst mit ihrer Hilfe hatte er es nicht hinbekommen. Wie erbärmlich war das eigentlich?
„Mi amor, ich koche gerne für dich."
Auch wenn das Schauspiel ein wenig witzig war, konnte er es nicht ertragen, wie niedergeschlagen sein Freund zu ihm gewandt stand. Lando nahm sich solche Dinge immer so zu Herzen.
„Carlos?"
Die Gesichtszüge hatten sofort ein Eigenleben entwickelt, als er den Spanier erblickte. Mit drei schnellen Schritten war er bei Carlos und presste sich fest an diesen.
Vertraut küsste er den braunen Haarschopf, nickte Cisca lächelnd zu, während er Lando einfach an sich drückte. Zwar hatten sie sich nur ein paar Tage nicht gesehen, aber Carlos kam es wie eine Ewigkeit vor.
„Wolltest du nicht erst in einer Stunde kommen?"
Nachdem er Carlos minutenlang gedrückt, seinen Geruch tief eingezogen hatte, löste sich Lando ein wenig von diesem, hob den Kopf an und blickte strahlend in das vertraute Gesicht seines Freundes. Die schönen braunen Augen funkelten schelmisch, als Carlos eine Hand an seine Wange legte und sanft die Haut liebkoste.
„Sorpresa", murmelte Carlos schmunzelnd, bevor er Lando zärtlich küsste. Liebevoll neckend strich er mit seiner Zungenspitze über die Lippen seines Freundes, vertiefte das Lächeln, als Lando seinen Mund öffnete und sie ihren Kuss vertieften.
Dezent drehte sich Cisca weg, wollte Lando nicht unnötig in Verlegenheit bringen, auch wenn sie die beiden schon oft sich küssend gesehen hatte. Während ihr Sohn und Carlos damit beschäftigt waren, sich ausgiebig zu begrüßen, beschloss Cisca, rasch den Teig zu Ende zu machen, damit sie später doch noch ein paar Muffins haben würden.
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„Mi corazón."
Carlos war schon kurz nach der Begrüßung aufgefallen, dass Lando nervös wirkte. Anfangs konnte sein Freund dies noch gut verbergen. Aber irgendwann war es doch schon deutlich, da half es auch nicht, dass Lando alles Mögliche versuchte, um von sich abzulenken. Nachdem Cisca die Muffins gebacken hatte, waren sie auf die Terrasse gegangen und genossen dort das schöne Wetter, Gebäck und Kaffee.
„Ist alles in Ordnung, Lando?"
Mit Mühe hatte Lando einen Muffin gegessen. Sein Magen fühlte sich flau an und er hatte keine Ahnung, ob dies von der Schwangerschaft kam oder weil er so aufgeregt war. Aber je länger er Carlos hinhielt, desto schlechter fühlte er sich. Mittlerweile war Carlos schon gute zwei Stunden da, hatte seine Koffer ins Schlafzimmer gebracht und später hatten sie noch ein wenig über dessen Termine geredet, bis es Kaffee gab. Und in knapp zwei Stunden würde sein Arzttermin sein und bis dahin wollte er seinem Freund die Wahrheit gesagt haben.
„In Ordnung? Das kann man wohl sehen, wie man will. Carlos, kannst du mir was versprechen?"
Skeptisch zogen sich seine Augenbrauen zusammen und Carlos war sofort in Alarmmodus. Anspannung kroch in seinen Körper und er blickte besorgt zwischen Lando und Cisca hin und her. Dass die Mutter seines Freundes nicht ohne Grund anwesend war, hatte er sich schon fast gedacht.
„Lando, ich kann dir nichts versprechen, wenn ich nicht weiß, was los ist."
„Bitte verspreche mir, dass du mich nicht hassen wirst. Dass du mich nicht verlässt."
„Lando, hör auf, so was zu sagen. Ich könnte dich niemals hassen. Ich liebe dich. Oder hast du es dir doch anders überlegt? Willst du mir doch keine Chance mehr geben?"
Hatte er die Gespräche doch anders interpretiert, als Lando es eigentlich meinte? War dieser doch nicht froh, dass sie ihre Beziehung gerettet hatten und endlich wieder Zeit füreinander hatten? Nein, er konnte sich so nicht getäuscht haben. Lando hatte ihm hoch und heilig geschworen, dass er ihn liebte und ihre Beziehung alles für ihn sei.
„Liebling, ich denke, du solltest Carlos einfach sagen, was los ist und nicht herumdrucksen. Das ist weder für dich gut, noch hilft es Carlos, der jeden Moment denkt, dass du Schluss machen willst."
Eigentlich hatte sie nicht vor sich einzumischen. Aber Lando zögerte das Unvermeidliche einfach unnötig hinaus. Carlos schien fast aufspringen zu wollen, so blass war der Spanier mit einem Mal.
Bevor Carlos wirklich aufspringen konnte, griff Lando nach dessen Hand, hielt diese fest in seiner. Eindringlich bat er seinen Freund mit Blicken, ihm zuzuhören. Auch wenn er es nicht guthieß, dass sich seine Mom eingemischt hatte, so war er doch dankbar. Ohne seine Mom hätte er Carlos vielleicht noch mehr Angst gemacht. Und dass Carlos Angst hatte, konnte er in dessen Augen sehen. Ein Überbleibsel von ihrer kurzzeitigen Trennung, und dass Funkstille zwischen ihnen herrschte.
„In ein paar Jahren hätte ich mir etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um dir das zu sagen, was ich dir jetzt sagen werde. Als unsere Beziehung gerade drohte, den Bach runterzugehen, ging es mir nicht gut. Ich musste mich oft übergeben. Ich habe es auf den Stress geschoben. Es wurde dann auch besser. Aber nach dem Rennen in Bahrain ... Mir ging es auf dem Flug schon nicht gut und nach Q3 musste ich wieder spucken. Jon hat das mitbekommen, hat es auf die Aufregung geschoben und auf die Freude, dass unsere Beziehung wieder lief. Ich stimmte ihm einfach zu."
Carlos öffnete schon den Mund, aber Lando schüttelte bittend den Kopf. Wenn der Spanier ihn jetzt unterbrechen würde, hatte er vielleicht nicht mehr den Mut weiterzusprechen.
„Ich mag mein Shampoo nicht mehr riechen. Und ich habe irgendwie creepy Kombinationen an Nahrungsmitteln gegessen. Also bin ich davon ausgegangen, dass ich mir den Magen verdorben habe. Ich habe Mom angerufen und ihr alles erzählt. Seit vorgestern ist Mom hier. Ich habe nachher einen Arzttermin und ich würde dich gerne bitten, dass du mich begleitest."
Unsicher versuchte Lando, irgendetwas in den Augen seines Freundes lesen zu können. Carlos saß schweigend neben ihm, ihre Hände weiterhin verflochten. Noch hatte er das Wesentliche nicht erwähnt, aber er wollte dem Älteren auch erst mal etwas Zeit geben, um die Informationen sacken zu lassen.
„Wieso hast du mir nicht erzählt, dass es dir nicht gut geht?" Sanft malte Carlos mit dem Zeigefinger über den Handrücken des Jüngeren und suchte in Landos Augen nach einem Anzeichen, dass es diesem aktuell gut ging.
„Wir hatten unsere Probleme. Ich wollte dich damit nicht noch zusätzlich belasten. Außerdem hättest du doch auch nichts machen können."
„Ich hätte deinen Rücken streicheln sollen. Ich hätte neben dir im Bad knien sollen, während du dich übergibst. Ich hätte mit dir im Bett liegen sollen, dir eine Wärmflasche machen. Ich hätte einfach da sein sollen."
„Weißt du, wenn du die restlichen Monate an meiner Seite verbringen würdest, wäre ich dir sehr dankbar. Und natürlich all die Jahre danach auch. Aber die nächsten Monate wären schon hilfreich, weil ich nicht glaube, dass ich es allein schaffen werde."
„Du bist schwanger, oder?"
Instinktiv legte Lando die freie Hand auf seinen Bauch, während er die andere Hand nutze, um Carlos fester zu drücken. Sein Blick senkte sich und Lando spürte das verräterische Brennen hinter seinen Augenlidern. Wieso hatte er eigentlich so herumgedruckst? Carlos schien eins und eins sehr gut zusammenzählen zu können.
„Ja. Ja, ich denke, dass ich schwanger bin. Wir haben zehn Tests gemacht. Alle waren positiv."
„Und der Arzttermin?"
„Mein Hausarzt. Er kennt mich seit Kindertagen. Kennt meine Krankenakte und das AGS. Ich wollte, dass er mich gründlich untersucht. Blut abnehmen und Ultraschall. Zu 80% sind die Tests und Mom aber sicher, dass ich schwanger bin."
Es war sicher ein gutes Zeichen, dass Carlos noch nicht aufgesprungen war, dass dieser nicht durchdrehte und im schlimmsten Fall einfach weglief. Leise schob Cisca ihren Stuhl nach hinten und erhob sich. Ihre beiden Jungs waren jetzt in ihrer eigenen Blase, bekamen nicht mit, wie sie zurück ins Haus ging. Aber die nächsten Minuten würden für Lando und Carlos einfach besser sein, wenn sie allein waren.
„Mi corazón. Schau mich an."
Nur sehr zögerlich hob Lando den Kopf. Einzelne Tränen liefen über sein Gesicht und er biss sich so fest auf die Lippe, dass Carlos besorgt den Kopf schüttelte und mit seiner freien Hand über den Mund strich.
„Nicht doch, Schatz."
„E-es tut mir leid."
„Schatz, dir muss nichts leidtun."
Vorsichtig lehnte er sich vor und küsste die Tränen von den Wangen des Jüngeren. Es gab jetzt nur noch ein Mittel, was helfen würde, um seinen Briten zu beruhigen. Im ersten Moment schaute Lando ihn schockiert an, als er die Verbindung ihrer Hände löste. Aber als Carlos den Stuhl zurückrückte und die Arme öffnete, verstand Lando. Er erhob sich von seinem Platz und ließ sich auf dem Schoß von Carlos nieder. Fest schlang er die Arme um den Rücken des anderen, presste sein Gesicht zwischen Schulter und Brust.
„Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, ich wäre nicht überrascht. Vielmehr bin ich, glaube ich, etwas schockiert und kann es gedanklich vielleicht noch nicht richtig fassen. Nichtsdestotrotz liebe ich dich über alles, Lando. Ich brauche nur ein bisschen, um das zu verarbeiten."
„Du bist nicht böse?"
„Schatz, wieso sollte ich böse sein? Wenn deine Mom und die Tests recht haben, trägst du unser Kind unter deinem Herzen. Was gibt es Schöneres?" Liebevoll streichelte er über den Rücken des Jüngeren, versuchte, Lando durch Berührungen und kleine Küsse auf den Kopf zu signalisieren, dass wirklich alles in Ordnung war.
„Aber es ist meine Schuld. Am Silvestertag muss ich vergessen haben, meine Pille zu nehmen. Jetzt bring' ich deine Karriere durcheinander, deine Zukunft."
Carlos atmete tief durch, bevor er es schaffte, Lando etwas von sich zu drücken. Die sonst so schönen Augen schimmerten in den Tränen und Lando knabberte schon wieder an seiner Unterlippe.
„Lando, du bist meine Zukunft. Du bist Teil meines Lebens, meiner Zukunft. Es mag sich in unseren Plänen jetzt ein Faktor geändert haben und trotzdem würde ich ihn nicht ändern wollen. Und von Schuld reden wir hier nicht. Dann ist es auch meine, weil ich kein Kondom benutzt habe."
Schniefend zog Lando die Nase hoch. Die schlimmsten Szenarien waren ihm durch den Kopf gegangen. Aber Carlos war so ruhig, so liebevoll und sanft. Für seinen Freund schien es nicht mal eine große Überraschung zu sein, dass sie eben jetzt eine Familie gründen würden. Dabei gab es noch so viel zu besprechen, aber das konnten sie später immer noch. Erst einmal war Lando unendlich erleichtert, dass Carlos seine Nachricht so gut aufgenommen hatte.
„Wenn mein Arzt nachher wirklich bestätigen sollte, dass ich schwanger bin, wirst du dann auch noch an meiner Seite bleiben? Carlos, du weißt, dass sich vieles ändern wird?"
„Du bist zu schnell, mi amor. Nicht so viele Schritte auf einmal. Ich werde dich nachher selbstverständlich begleiten und wenn wir dann zu 100% wissen, dass du unser Kind in dir trägst, werde ich sicher nicht gehen. Ich brauche vielleicht ein, zwei Tage, um das richtig zu verstehen und zu verarbeiten. Aber niemals würde ich dich allein lassen. Alles andere werden wir gemeinsam besprechen. Mir ist bewusst, dass sehr viele Entscheidungen getroffen werden müssen und dass Veränderungen anstehen, aber das machen wir alles Schritt für Schritt. Jetzt möchte ich nur mit meinem Freund kuscheln, den ich vier Tage lang nicht sehen konnte. Und später fahren wir dann zum Arzt."
Lando nickte heftig. Lächelnd schmiegte er sich wieder an Carlos, nahm dessen Hand und legte sie gemeinsam mit der seinen auf den Bauch. Vielleicht spürte ihr Baby schon die Anwesenheit seines Papas.
TBC ...
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*AGS - Außen Junge, innen Mädchen - Adrenogenitales Syndrom (AGS )
Diese Kinder werden mit weiblichen Chromosomen geboren. Sie bilden allerdings mehr Androgene wie etwa Testosteron als es bei Mädchen normalerweise der Fall ist. Aufgrund einer Enzymstörung kommt es schon vor der Geburt zu erhöhten Testosteron-Werten. Das genetisch weibliche Kind kommt mit einem Genital auf die Welt, das wie eine größere Klitoris oder wie ein kleiner Penis aussieht. Genetisch ist es ein Mädchen, hat also Eierstöcke und Gebärmutter, sieht aber aus wie ein Junge.
Wenn ihr mehr darüber lesen wollt, fragt Google ^-^
So bin ich auf dieses Syndrom aufmerksam geworden. Im vorherigen Kapitel habe ich ja schon geschrieben, das ich das Syndrom etwas für mich angepasst habe.
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