-Kapitel 042-
Update Mittwoch =)
Ich werde auch nicht viel schreiben.
Es könnte durchaus eins der emotionalsten Kapitel werden :-*
+.+.+.+.+.+.
„Geht es dir wirklich gut, Carlos?"
„Mir geht es wirklich gut, Cisca. Die Ärzte hätten mir auch das Okay gegeben, morgen zu fahren. Ich muss den Arm nur ruhig halten und etwas kühlen."
Mütterliche Sorge ließ sich nicht einfach abstellen. Carlos war ihr Schwiegersohn – also der dritte Sohn. Dass sie sich nach dessen Unfall sorgte, war einfach nicht zu vermeiden. Und kaum, dass Carlos zu Hause angekommen war, führte ihn sein Weg direkt zu Lando ins Schlafzimmer.
Es hatte sicher fast eine Stunde gedauert, bis Carlos zu ihnen ins Wohnbereich zurückkam. Besorgt und blass aussehend setzte sich ihr Schwiegersohn ihnen gegenüber.
„Lando hat der Unfall sehr erschrocken. Als man keine Bilder sah, keinen Funkspruch hörte, hat er wirklich Panik bekommen. Adam hat sofort gehandelt und gewusst, dass sich Lando nur beruhigen lassen würde, wenn er dich sprechen hören kann."
Es gab nur einen Gedanken, der ihm durch den Kopf ging, als er eingeschlagen war. Nicht, ob sein Körper in Ordnung ist. Nicht, ob er richtig reagiert hatte.
Lando.
Es war die besorgte Stimme seines Mannes, die in seinem Kopf surrte. Lando hatte solch eine Angst vor diesem Wochenende gehabt, hatte die Wetterlage genaustens studiert. Dass Lando mit seinem Gefühl recht behalten sollte, war erschreckend gewesen, und Carlos war sich bewusst, dass er so schnell wie möglich Entwarnung geben musste.
„Als ich eben bei ihm war, hat er sich kaum beruhigen können. Ich habe ihm mehrmals versichert, dass bei mir alles in Ordnung ist. Keine Gehirnerschütterung, keine Brüche. Überzeugt schien er davon aber nicht zu sein. Erst als ich ihn so gut es ging in meine Arme gezogen habe und meine Hand auf den Bauch gelegt habe, schien er ruhiger zu werden. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn ich Lando und die Zwillinge in Gefahr gebracht hätte."
„Die Verantwortung obliegt der FIA. Die hätten euch niemals fahren lassen dürfen. Dass das Wetter nicht besser werden würde, war offensichtlich. Lando hat sich darüber so aufgeregt, wie unverantwortlich und geldgierig die von der FIA sind. Denen ist doch egal, ob ihr einen Unfall habt. Hauptsache Geld kommt in die Kasse."
Nickend pflichtete Carlos seinem Schwiegervater bei. George und Seb hatten schon mit den Verantwortlichen gesprochen, hatten denen den Standpunkt der Fahrer klargemacht. Aber interessiert hatte es die Verantwortlichen nicht wirklich.
„Wir sind froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist."
„Glaubt mir, das bin ich auch. Ich habe Lando noch erzählt, dass alles gut ist, als wir telefoniert hatten. Wieso habe ich nicht auf meinen Mann gehört? Lando wollte zwar, dass ich das letzte Rennen vor der Geburt fahre, aber ihm war überhaupt nicht wohl bei der Sache mit dem Wetter. Ich hätte einfach zu Mattia gehen sollen, um zu sagen, dass ich abreise. Ich kann meinem Mann diese Ängste in seinem Zustand nicht antun – egal, ob er mir das Okay zum Fahren gegeben hatte."
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Während Carlos noch einige Zeit mit seinen Schwiegereltern gesprochen hatte, beantworte er später, als er sich zu Lando gelegt hatte, noch die Nachrichten der Jungs. War ein weiteres Mal davon gerührt, was für großartige Freunde Lando und er hatten.
Dieser Unfall hätte so viel schlimmer ausgehen können. Aber Carlos war niemand, der sich die Was- wäre-wenn-Fragen stellte. Was passiert war, war passiert und konnte nicht mehr geändert werden. Die einzige Schlussfolgerung nach diesem Unfall war die Heimreise zu seinem Mann. Es zählte nur noch Lando.
Am Abend hatten es Carlos und Landos' Eltern geschafft, diesen an den Esstisch zu bekommen. Lando wirkte müde und erschöpft, schien immer noch nicht glauben zu können, dass der Unfall weitestgehend glimpflich ausgegangen war. Dementsprechend fiel das Abendessen auch sehr spärlich aus. Lando bekam einfach nichts runter. Nur für Carlos nahm er einige Happen des Auflaufs zu sich, welchen seine Mom gemacht hatte. Aber auch unterhalten wollte sich Lando nicht wirklich, hielt sich nur an Carlos fest, suchte dessen Körperkontakt mehr denn je.
Natürlich war nicht nur Carlos besorgt, auch Cisca und Adam sorgten sich um ihren Sohn. Während der ganzen Schwangerschaft hatte Lando die verschiedensten Emotionen und Stimmungsschwankungen durchlebt, aber dass dieser so ruhig und still war, war wirklich besorgniserregend.
„Wenn etwas sein sollte, Carlos, weck uns."
Lando hatte sich nach dem spärlichen Abendessen sofort wieder ins Schlafzimmer verzogen. Nur kurz war er ins Kinderzimmer gegangen, wo er sich einen der großen Teddys holte, welchen die Zwillinge von Kimi geschenkt bekommen hatten. Fest drückte er diesen an sich, als er sich ins Bett gelegt hatte.
„Ich hoffe, dass es Lando hilft, wenn er spürt, dass ich neben ihm liege. Ich habe ihn noch nie so schweigsam erlebt. Das macht mir Angst."
Es war noch früh, eigentlich nicht seine Zeit, um ins Bett zu gehen. Aber ihm steckte auch noch der Unfall in den Knochen und die Sorge um Lando, so dass sich Carlos von seinen Schwiegereltern verabschiedete und zu seinem Mann begab. So gut es mit einem Arm ging, zog sich Carlos aus und krabbelte zu Lando unter die Decke.
Beruhigend kraulte Carlos den Nacken seines Mannes. Lando hatte sich direkt an seine Seite geschmiegt, kaum das er unter der Decke lag.
Es war ein seltsames und irgendwie auch unheimliches Gefühl Lando so schweigsam neben sich zu haben. Nur das gleichmäßige Atmen war zu hören und die Finger, die seinen Körper berührten. Carlos war sich bewusst das Lando auf die Suche nach Verletzungen ging, wollte sich selbst nochmal Überzeugen das wirklich alles in Ordnung war.
„Ich hatte schreckliche Angst. Da war grauenhafte Panik in meinem Kopf, als die Wiederholung kam. Du hast nichts gesagt. Es gab kein Zeichen von dir aus dem Auto. Kein Ton."
„Mein Funk wollte nicht. Irgendwie habe ich nicht daran gedacht, meinen gesunden Arm zu heben, erst als Seb stehen geblieben ist und mir den Daumen hoch gezeigt hat, ist mir eingefallen das ich das auch machen kann. Es tut mir so leid Lando. Das du diesen Unfall ansehen musstest, dass du Momente unendlicher Angst durchleiden musstest. Ich hätte auf dich hören sollen. Das letzte, was ich will, ist das du oder die Babys Schaden von meinen Handlungen davontragt."
Flüchtig küsste Lando die nackte Schulter des Spaniers, schob seine Finger zwischen die von Carlos und schmiegte sich näher an diesen.
„Als mein Dad erzählt hat, dass du auf den Weg nach Hause bist, hat mich das ein wenig beruhig. Ich habe gespürt, dass es mir etwas besser ging. Die Zwillinge haben das auch wahrgenommen. Es tat nicht mehr so weh. Der Gedanke dich vielleicht verloren zu haben..."
Warme Tränen tropften auf seine Schulter. Umständlich drehte Carlos sich auf seinen gesunden Arm, legte die Hand an das Gesicht von Lando und strich die Tränen fort.
„Ihr habt mich nicht verloren Lando."
„Nein. Zum Glück. Aber dieser Unfall hat mir so vielmehr gezeigt, als zuvor. Als ich mich für den Rennsport entschieden hatte, wusste ich was auf mich zu kommt. Mir war das Risiko bekannt. Und auch die Angst meiner Familie. Jetzt sind wir selbst eine Familie und die Angst fühlt sich so anders an. Du bist mein Mann, der Papá unserer Zwillinge und die Liebe meines Lebens. Natürlich hatte ich Angst, wenn du gefahren bist, aber ich habe ihr keine Macht gegeben. Wir lebten beide unseren Traum. Seit wir von der Schwangerschaft wissen, sind meine Gedanken nur bei den Babys. Kann ich später wieder fahren? Darf ich das unseren Kindern antun? Ich liebe das Rennfahren, aber meine Kinder und dich liebe ich noch mehr."
Sie redeten noch lange über ihre Gedanken und Gefühle. Redeten darüber das es nicht nur Checo, Kimi und Seb gab, auch Nico Rosberg und viele andere sind mit Familie noch im Rennsport tätig. Und beide liebten sie ihre Boliden, ihre Teams und die Kollegen. Aber in wenigen Tagen würde sich vieles ändern und der Unfall hatte nur eine weitere Reaktion in Gang gesetzt.
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„Lando, mi amor. Sssh." Besorgt strich Carlos über die schweißnasse Stirn des Jüngeren. Vergeblich versuchte er, Lando aufzuwecken.
Tritte und Wimmern hatten ihn aus seinem eh sehr unruhigen Schlaf geholt. Lando trat und schlug um sich, wimmerte immer wieder leise seinen Namen, während Tränen das Gesicht benetzten.
Es war offensichtlich, dass Lando einen Alptraum hatte. Aber er durfte den Briten nicht zu hektisch wecken, musste vorsichtig sein, damit sich Lando nicht zu sehr erschreckte.
„Mi amor. Ich bin da." Flüchtig hauchte er Lando Küsse auf die Stirn und Lippen, streichelte den Babybauch und murmelte leise, beruhigende Worte.
Wahrscheinlich vergingen nicht mal zwei Minuten, aber für Carlos fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, als Lando die Augen öffnete und ihn verweint anschaute.
„Car-los ..."
„Ein Alptraum. Es war nur ein böser Traum." Sanft strich er durch die Haare, über das Gesicht, drehte sich für einen kurzen Moment weg, um die Nachttischlampe anknipsen zu können.
„Car-los ... Ich ... Mir ... geht's nicht gut ..."
Schmerzhaft verzog Lando das Gesicht, kniff die Augen zusammen, während seine Hände auf dem Babybauch ruhten. Er fühlte sich schlecht. Richtig schlecht. Hektisch versuchte er, seine Atmung zu beruhigen, was aber ein Unterfangen wie gegen Windmühlen war. Immer wieder flackerten Bilder des Alptraums vor seinen Augen, was dafür sorgte, dass noch stärke Schmerzen durch seinen Körper jagten.
Carlos bemerkte sofort, dass es Lando nicht nur wegen des Alptraums schlecht ging. Schweiß lief über Landos Gesicht, die Atmung schien unregelmäßig.
„Alles wird gut, mi amor. Alles wird gut."
Schnell sprang Carlos aus dem Bett, schnappte sich Hose, Pullover und Socken, ging zum Ankleidezimmer, wo Landos gepackte Tasche stand, schnappte sich diese, bevor er seinem Mann vorsichtig beim Aufsetzen half.
„Carlos ... ich habe Angst ... Die Babys ..."
„Wir bringen dich ins Krankenhaus. Alles wird gut, mein Schatz."
Er würde Lando sicher nicht allein stützen können, dafür war sein Mann zu wackelig auf den Beinen und für ihn selbst mittlerweile auch zu schwer. Schweren Herzens ließ er Lando für einen kleinen Moment allein, öffnete die Schlafzimmertür und rannte zum Gästezimmer, welches sich in der oberen Etage befand. Er klopfte nicht, öffnete schwungvoll die Tür, knipste das Licht an und rief Cisca und Adam zu, dass sie Lando sofort ins Krankenhaus bringen mussten.
Wie sie es geschafft hatten, so ruhig zu bleiben, war Carlos ein Rätsel. Während Cisca die Tasche und Papiere ihres Sohnes nahm, stützen Adam und er Lando, brachten diesen zum Auto und verfrachteten Lando auf die Rückbank, wo sich Carlos sofort neben diesen setzte.
Adam setzte sich ans Steuer, da Carlos kaum in der Lage gewesen wäre, sie sicher zum Krankenhaus zu bringen. Cisca rief das Krankenhaus an, welches sie für die Geburt der Zwillinge ausgesucht hatten. Man wusste dort Bescheid, kannte Lando und Carlos.
Die komplette Fahrt über redete Carlos ruhig auf Lando ein, versuchte, diesem nichts von seiner eigenen Angst zu zeigen. Aber je länger sie fuhren, desto deutlicher war es Lando anzumerken, dass etwas nicht stimmte. Immer wieder schloss sein Mann gequält die Augen, stöhnte schmerzhaft auf, während er krampfhaft versuchte, sich auf Carlos zu konzentrieren.
Unter normalen Umständen hätte die Fahrt 20 Minuten gedauert, aber es war mitten in der Nacht und die Straßen waren leer. Gute 13 Minuten hatte Adam gebraucht, bevor er den Wagen vor dem Haupteingang parkte, wo man schon auf sie wartete und Lando in Empfang nahm.
+
Der Schock stand Carlos ins Gesicht geschrieben, während er wie automatisch die OP-Kleidung entgegennahm.
Man hatte Lando auf die Entbindungsstation gebracht, wo schon Ärzte warteten. Und es dauerte keine fünf Minuten, bis man ihm mitteilte, dass man sofort einen Notkaiserschnitt in die Wege leiten müsste. Es bestand Lebensgefahr für Lando und die Zwillinge.
„Mr. Sainz, kommen Sie. Ihr Mann braucht Sie."
Geduldig führte die OP-Schwester Carlos in den OP, platzierte diesen auf einem Stuhl neben Lando.
Lando wirkte in dem grellen Neonlicht unfassbar blass. Tränen liefen dem Jüngeren über das Gesicht und pure Angst spiegelte sich in seinen Augen, als er Carlos anblickte.
„Estás en las mejores manos. Todo estará bien. En unos minutos daremos la bienvenida a nuestros mellizos."*
Lando nickte schwach.
Er hätte gerne mehr getan, als zu versuchen, Lando mit Worten zu beruhigen. Sanft strich er seinem Mann über das Gesicht, küsste dessen Stirn, während hektisches Treiben hinter dem Sichtschutz seine Aufmerksamkeit forderte.
Es war so laut. Geräte, die piepten, Stimmen, die Anweisungen gaben.
Und dann war er da. Dieser Moment, von dem Seb, Checo und Kimi erzählt hatten, von denen seine Eltern und Schwiegereltern berichtet hatten.
Ein lauter kräftiger Schrei erfüllte den OP und nur Sekunden später hielt man ihnen ein kleines schreiendes Bündel vor die Gesichter.
„Ein kräftiger kleiner Junge."
Überwältigt von seinen Gefühlen schluchzte Carlos hinter dem Mundschutz, während es Lando nicht anders erging. Für einen kurzen Moment küsste Lando den Kopf seines Sohnes, bevor man den Kleinen wieder wegnahm und ein weiterer lauter Schrei ihre Herzen überquellen ließ.
„Und hier ist ihre kleine Tochter."
Noch nie hatte Carlos etwas Schöneres und Beeindruckendes gesehen als seine beiden Babys. Und wo er noch gefangen von diesem Moment war, überschlugen sich nur Sekunden später die Ereignisse. Die Ärzte wurden hektisch und Lando mit einem Mal noch blasser. Die Maschinen spielten verrückt und er wurde geradezu grob von seinem Mann weggezerrt und aus dem OP entfernt.
„Was? Lassen Sie mich los. Was ist mit meinem Mann? Was passiert da?!"
„Kommen Sie, Mr. Sainz wir schauen nach ihren Zwillingen."
„Nein! Was ist mit meinem Mann?" Aufgebracht schlug Carlos die Hand der Krankenschwester weg, wollte zurück in den OP.
„Die Ärzte werden alles tun, was in ihrer Macht steht. Vertrauen Sie bitte darauf."
Sein Herzschlag drohte auszusetzen.
Sie würden alles in ihrer Macht Stehende tun? Was sollte das bedeuten? Ging es Lando so schlecht? War sein Mann noch immer in Lebensgefahr?
Tränen liefen über sein Gesicht, als sich Carlos wehrlos vom OP wegführen ließ. Man brachte ihn in einen anderen Raum. Hier kümmerte man sich um die Zwillinge. Sie wurden gesäubert, gemessen und gewogen. Alles wurde genaustens notiert und wie in Trance erklärte er auch, wie die beiden heißen sollten. Noch vor wenigen Minuten gab es nichts Schöneres, als seine beiden Babys zu sehen, und nun erfasste blanke Angst seinen Körper. Würde er Lando verlieren? War die Aufregung um den Unfall doch schlimmer gewesen, als sie gedacht hatten?
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„So haben ich mir mein Podium auch nicht erhofft." Frustriert verschränkte George die Arme vor der Brust. Das komplette Wochenende war ein Desaster, aber was sich die von der FIA heute erlaubt hatten, war einfach nur erbärmlich. Ganze drei Stunden war es ein Hickhack gewesen, bis man sich entschieden hatte, zwei Runden hinter dem SC zu fahren.
„Ich gewinne auch lieber in einem richtigen Rennen. Das war doch eine Farce."
Nicht nur Max und George waren angefressen. Sie alle waren von der Entscheidung der FIA maßlos enttäuscht gewesen. Man hätte das Rennen viel früher absagen müssen.
„Dass die da nicht die Hellsten sind, wissen wir ja mittlerweile. Aber wieso um alles in der Welt mussten wir uns jetzt nach diesem Fiasko alle hier einfinden? Wir hätten schon alle in den Hotels sein können."
Tatsächlich war es nicht nur Sebastian, der sich diese Frage gestellt hatte. Aber bevor einer der anderen noch hätte antworten können, wurde die Tür geöffnet und Michael Masi - gefolgt von anderen Vertretern der FIA - betrat den Raum.
„Meine Herren, uns ist bewusst, dass Sie Fragen haben."
„Richtig. Warum haben Sie sich drei Stunden Zeit gelassen? Das war unnötig."
„Ich verstehe Ihren Unmut und wir reden beizeiten darüber. Aber Sie sollten nicht aus diesem Grund noch mal alle zusammenkommen."
„Ach nicht?"
„Nein, Mr. Hamilton. Heute Morgen wurde ich von Mr. Norris' Vater kontaktiert."
Und mit einem Mal herrschte Stille. Sie ahnten wohl alle, dass dies nicht gut gewesen war.
„Mr. Norris musste heute Nacht ins Krankenhaus. Im Krankenhaus hat man aufgrund akuter Lebensgefahr für Mr. Norris und die Babys den sofortigen Notkaiserschnitt eingeleitet. Wie Mr. Norris Senior berichtete, geht es den Babys gut. Sie wurden vorsorglich in Brutkästen untergebracht. Bei Lando gab es laut Aussage seines Vaters gewisse Komplikationen, die sehr bedrohlich waren, die man aber zum Glück beheben konnte. Sein Zustand war die Nacht über noch kritisch, aber stabil. Vor wenigen Minuten hat mich Mr. Sainz kontaktiert und erzählt, dass es Lando so weit gut geht, dass er in einem normalen Zimmer liegt und die Zwillinge auch schon bei sich haben durfte."
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„Die anderen sind auf dem Weg hierher."
„Ich weiß. Max hat mir geschrieben. Sie haben wohl Fahrgemeinschaften gebildet."
„Ist es gut, wenn eine Horde Männer euer Zimmer stürmt? Lando ging es in der Nacht noch sehr schlecht, erst gegen Morgen ist es besser geworden. Aber richtig fit ist er auch nicht. Und du, mein Lieber, könntest auch Schlaf gebrauchen."
Auch wenn es nicht einfach war, so hatte es Adam geschafft, seinen Schwiegersohn für ein paar Minuten aus dem Zimmer von Lando zu entführen. Seit der OP war Carlos im Grunde nicht mehr von der Seite Landos gewichen. Die Zwillinge waren vorsorglich in Brutkästen, wo man ihnen noch etwas Hilfe für den Start ins Lebens gab.
„Mein Instinkt als Ehemann sagt mir, dass Lando noch Ruhe braucht, dass sich die Jungs vielleicht noch ein, zwei Tage Zeit lassen sollten. Aber auf der anderen Seite waren all diese Männer die letzten Wochen und Monate für unsere kleine Familie da. Sie haben Lando und mich unterstützt, wo sie nur konnten. Ob sich Kimi, Seb oder auch Lewis mit der Presse angelegt haben, oder Lance und Esteban einfach Interviews abgebrochen haben, als die Fragen zu privat wurden. Die Jungs waren vom ersten Tag an für uns da, haben uns beim Renovieren geholfen und Lando und mir oft eine Schulter zum Anlehnen geboten, wenn es zu viel wurde. Aber sie waren ja nicht erst seit der Schwangerschaft an unserer Seite, schon als Lando und ich uns damals vor ihnen geoutet haben, war es nie ein Thema gewesen."
Es war eine schwierige Lage. Adam konnte schon nachvollziehen, warum Carlos dem Ankommen der anderen zustimmte. Aber auf der anderen Seite war er eben auch Vater. Und sein eigener Sohn war in der Nacht noch per Notkaiserschnitt operiert worden und musste danach für eine kurze Zeit um sein eigenes Leben kämpfen. Das steckte man nicht einfach so weg.
„Habt ihr überlegt, wie ihr das Auftreten der Jungs verheimlichen wollt? Wenn die Öffentlichkeit mitbekommt, dass hier eine ganze Fahrerparade anfährt, werden die wissen, was los ist. Natürlich haben die Fans und die Presse keine Befugnis, einfach das Krankenhaus zu stürmen, aber es gibt immer schwarze Schafe, die ihre Wege finden."
Obwohl sein Kopf mit anderen Dingen beschäftigt war, hatte Carlos diesen Gedanken auch und diesen auch schnell mit Lewis und Seb ausgetauscht. Beide versprachen, dass sie einen Weg finden würden, damit es nicht so auffiel, dass 17 Fahrer gerade das Krankenhaus stürmen wollten. Auch mit der Krankenhausleitung war Carlos in Kontakt getreten und es kam ihm wirklich gelegen, dass Lando und er einen gewissen Status hatten.
„Ich habe mich mit allen wichtigen Leuten besprochen, damit niemand auf die Station kommt, der dort nichts zu suchen hat. Oft ist es mir unangenehm, dass wir durch unseren Status gewisse Privilegien haben. Aber hier und jetzt werde ich jedes Privileg nutzen, um meine Familie zu schützen. Lewis hat geschrieben, dass sie durch den Hintereingang kommen werden. Dort hat sowieso niemand etwas zu suchen. Lando und ich bestimmen, wann wir der Welt von unseren Zwillingen erzählen werden."
Adam nahm die Anspannung deutlich wahr. Auch wenn die Ärzte Carlos versichert hatten, dass es Lando den Umständen entsprechend gut ging, konnte der Spanier seine Angst nicht abschütteln, welche sich in der Nacht in seinem Körper freigesetzt hatte. Noch genau hatte Adam das Bild vor sich, als Carlos blass zu Cisca und ihm kam. Brüchig hatte ihr Schwiegersohn von der Geburt erzählt, von der ersten Untersuchung und dass ihre Babys wohlauf seien. Und dann kamen die Tränen, die pure Angst, Lando zu verlieren. Mit leiser Stimme hatte Carlos von dem Szenario berichtet, welches sich nach dem Kaiserschnitt abgespielt hatte - und dass man ihn mit Nachdruck aus dem OP entfernt hatte.
Es waren die längsten 30 Minuten ihres Lebens, welche Carlos, Cisca und er zusammengesunken auf den Stühlen vor dem OP verbracht hatten.
Pure Erleichterung strömte durch ihre Körper, als der Arzt ihnen berichtete, dass sie Lando wieder hatten stabilisieren können. Aber im nächsten Atemzug fielen sie wieder auf den Boden der Realität, als ihnen mitgeteilt wurde, dass die nächsten Stunden entscheidend sein würden. Der Zustand von Lando sei zwar stabil, aber noch kritisch.
„Komm her, Junge."
Väterlich zog Adam Carlos in seine Arme, drückte diesen fest an sich. Solange Carlos Senior nicht da war, würde er die Aufgabe übernehmen, für seinen Schwiegersohn da zu sein. Carlos hatte in den letzten Monaten vieles mit sich selbst ausgemacht, trug immer die Sorge um Lando und ihre Zwillinge mit sich, ohne sich wirklich jemandem anzuvertrauen. Zwar wusste Adam, dass Carlos mit seinen Freunden geredet hatte, aber er kannte den anderen nun auch schon ein paar Jährchen.
Dankbar, aber auch verzweifelt krallte sich Carlos an seinen Schwiegervater. Noch konnte er die Last nicht von seinen Schultern fallen lassen, aber ein wenig entlud sich einfach in diesem Moment, als Adam ihn in die Arme gezogen hatte.
Da hatten sie zwei wunderschöne kleine Babys auf der Welt begrüßen dürfen und im nächsten Moment musste er noch mehr Angst um seinen Mann haben.
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„Fast wie eine Festung."
„Carlos hat geschrieben, dass er mit der Krankenhausleitung gesprochen hat. Aber es war wohl auch vorher schon abgemacht, wenn Lando ins Krankenhaus kommt, dass die Station komplett für ihn sein würde. Nur ausgewähltes Personal darf auf die Station, einfach um das Risiko zu vermeiden, dass sich falsche Menschen einfach Zutritt verschaffen."
„Und es gibt wohl auch Polizei im Krankenhaus verteilt, aber in Zivil. Weder Carlos, Lando noch das Krankenhaus wollen Aufsehen erregen. Und was erregt mehr Aufmerksamkeit als ein Aufgebot an Polizei?"
Während ihrer Fahrt von Belgien nach Frankreich hatten sie immer wieder Fahrerwechsel gehabt und sich über WhatsApp hin und her geschrieben. Die Angst um Lando war groß. Keiner wollte aussprechen, was hätte passieren können. Nur weil Michael Masi ihnen erzählt hatte, dass Lando lebte und sie sich die Gewissheit auch bei Carlos geholt hatten, konnten einige von ihnen die Angst etwas zurückschrauben.
Aber mit dem Betreten des Krankenhauses und des Fahrstuhls kam bei vielen die Angst wieder hoch. Immerhin hatte Carlos keine Nachricht mehr geschickt. Sie hatten diesem mitgeteilt, sich auf den Weg zu machen, und danach kam nichts mehr vom Spanier.
„Wir hätten vielleicht doch bis morgen warten sollen. Es ist schon spät. Lando braucht Ruhe und Erholung und keine Meute Männer, die das Zimmer stürmen."
So richtig wohl fühlte sich Mick nicht. Es waren erst einige Stunden vergangen, wo Lando noch um sein Leben gekämpft hatte und Carlos die schlimmsten Ängste ausstehen musste. Sie hätten sich lieber in Hotels einquartieren und am morgigen Tag vorbeischauen sollen.
„Da hast du sicher recht, Mick. Carlos und Lando wollen euch aber sehen."
„Adam." Rasch drängelte George sich an seinen Kollegen vorbei, eilte auf den Dad seines langjährigen besten Freundes zu. Die Gefühle konnte er nicht komplett abstellen, weswegen es ihm auch schwerfiel, den Tränen nicht nachzugeben.
„Wir werden nicht lange bleiben. Nur gucken, ob alles in Ordnung ist. Dann suchen wir uns Hotels und kommen morgen wieder."
„Nicht nötig, Esteban. Ihr könnt im Anwesen von Carlos und Lando übernachten. Cisca und ich haben oben eins der Gästezimmer in Beschlag genommen. Aber es gibt ja noch fünf weitere Gästezimmer. Ihr müsst euch nur einigen, wie ihr euch verteilt. Und es müssten wohl auch welche im Wohnzimmer schlafen."
„Wirklich? Wir sind 17 Kerle."
„Alles gut, Seb. Die beiden werden es euch sicher aber noch selbst sagen. Wollt ihr mitkommen? Und eure kleine Nichte und Neffen kennen lernen?"
Adam lächelte versonnen, als diese gestandenen Männer mit einem Mal sehr unsicher wirkten. Brav folgten sie ihm und er öffnete nach einem Klopfen an der Tür diese und trat gefolgt mit den Rennfahrern das geräumige Zimmer.
Es schienen Minuten zu vergehen.
Keiner sagte ein Wort, während sie vorsichtig weiter in den Raum gingen, bis sie alle vor den Betten standen.
Lando wirkte noch sehr angeschlagen, lächelte sie aber liebevoll an, während ein kleines Bündel Mensch in seinen Armen kräftig an seiner Flasche saugte.
Carlos saß auf einem gemütlichen Schaukelstuhl. Unter einer warmen Decke lag ein weiteres kleines Menschlein auf der nackten Brust des Spaniers.
„Oh mein Gott. Das ist ..."
„... überwältigend."
Lance nickte heftig. Ja, es war überwältigend.
„Wie geht es dir, Lando? Du bist so blass."
George widerstand dem Drang, sich neben Lando zu setzen und diesen an sich zu ziehen. Erstens fütterte Lando einen der Zwillinge und zweitens wollte er diesem nicht unnötig Schmerzen zufügen.
„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es geht mit super. Mein Zustand hat sich aber den ganzen Tag über verbessert. Außerdem kann es mir nicht schlecht gehen bei diesen zwei wunderschönen Engeln."
Immer darauf bedacht, nicht zu sehr in die Privatsphäre von Carlos und Lando zu treten, gingen die Jungs nur langsam einige Schritte näher, um die beiden neuen Erdenbewohner betrachten zu können.
„Und dir Carlos?" Bewusst ließ Daniel die Frage nach dem Unfall aus, da er beide nicht unnötig stressen wollte. Soweit sie wussten, war der Unfall ein Auslöser dafür gewesen, dass es Lando so schlecht ging und ins Krankenhaus musste.
„Ich bin der glücklichste Mann der Welt. Lando hat uns zwei wunderschöne kleine Engel geschenkt. Ja, ich hatte schreckliche Angst um meinen Mann, als wir in der Nacht losgefahren sind. Und die Angst wurde nur schlimmer, als man mich aus dem OP entfernte, nachdem Lando unsere Babys auf die Welt gebracht hatte. Dieser Moment zwischen Himmel und Hölle hat sich mir eingebrannt."
Auch wenn sie es wohl alle gerne wissen wollten, stellte niemand die Frage, was den schlimmen Kampf um das Leben von Lando verursacht hatte. Wenn die beiden darüber reden wollten, würden sie es machen. Aber jetzt waren sie hier und konnten sich davon überzeugen, dass Lando zwar blass und erschöpft wirkte, aber ein strahlendes Lächeln auf den Lippen hatte.
Leises Quengeln lenkte die Aufmerksamkeit aller Männer auf das kleine Wesen, welches auf der Brust von Carlos ruhte.
„Bueno princesita."** Behutsam strich Carlos über den kleinen Kopf, welcher unter einer kleinen rosa Mütze versteckt war. Kleine Finger versuchten, Halt an der Brust zu finden, was für ein entzücktes Aufsehen sorgte.
„Ich glaube, sie möchte zu ihrem Bruder."
„Gleich. Der kleine Mann isst noch."
Geduldig fütterte Lando ihren kleinen Sohn, bis das Fläschchen leer war. Es war ein seltsames Gefühl, dass so viele Augenpaare auf ihn gerichtet waren, weswegen Lando doch sehr erleichtert war, dass er sich während der Schwangerschaft Videos angeschaut hatte. Unter anderem auch, wie man Babys die Flasche gab und diesen beim Bäuerchen half.
„Ihr habt wirklich süße Minicookies."
„Ja. Die haben wir wirklich. Sie haben mich oft auf Trab gehalten und meine Organe für ihr Karate- und Fußballtraining benutzt und mir am Ende der Schwangerschaft öfter die Tränen in die Augen getrieben, aber ich möchte keinen Tag missen. Ich bin so glücklich, diese zwei kleinen Wesen in mir ausgetragen haben zu dürfen. Diese beiden sind schöner als jeder Pokal, den ich je in den Händen hatte. Als ich die ersten Schreie gehört habe, hat mich tiefe und unbändige Liebe durchströmt. Ich habe für meine Babys und Carlos nicht aufgegeben. Der Gedanke, die drei wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht mehr sehen zu können, hat Kräfte freigesetzt, von denen ich nicht dachte, sie noch zu haben. Ich bin den Ärzten dankbar, dass sie mich gerettet haben, dass sie alles getan haben. Aber ich weiß auch, dass ich selbst einiges dafür unternommen habe, um weiterhin an der Seite von Carlos und unseren Zwillingen sein zu können."
Rasch wischten sich einige die Tränen weg, schnieften leise.
„Bevor es noch emotionaler wird, stellen Lando und ich euch die beiden Engel vor."
„Wir wissen nicht, wer sich von beiden damals versteckt hat. Aber wir haben es als ein Geschenk gesehen, als man uns sagte, ich wäre mit Zwillingen schwanger, auch wenn es anfangs schon ein Schock gewesen war. Und aus diesen Gründen und auch weil ich den Namen für unseren Sohn ausgesucht habe, darf ich euch heute Matthew Adam Carlos Norris-Sainz vorstellen. Matthew steht für eine Gabe Gottes oder ein Geschenk Gottes. Und das ist dieser kleine Mann."
„Du wolltest nicht noch einen Carlos, oder?"
„Fakt!"
Lachend nickten sie. Alle kannten sie die Geschichte von Lando und dessen Problem, dass in der Familie seines Mannes mehrmals der Name Carlos als Vorname genutzt wurde.
„Ich weiß, dass Carlos Tradition wichtig ist. Und ich wollte weder ihn noch meinen Schwiegervater enttäuschen. Und da mir die Tradition gefällt, habe ich entschieden, den Namen meines Dads auch zu nehmen. Aber nur in der Geburtsurkunde steht der komplette Name. Sein Rufname wird Matthew sein. Matthew Norris-Sainz."
„Ein schöner Name. Er passt zu eurem kleinen Geschenk."
„Danke, Valtteri."
„Und du hast den Namen für eure Tochter ausgesucht?"
„Si. Da waren Lando und ich uns schnell einig. Meine kleine Prinzessin ist wie ihr Dad ein Sonnenschein. Lando hat mein Leben vom ersten Tag unseres Kennenlernens erhellt. Er hat die Sonne zurückgebracht, die Freude und den Spaß an meinem Beruf. Und weil die kleine Prinzessin wie ihr Dad ist, hat sie den Namen Marisol Reyes Cisca Norris-Sainz bekommen. Kurz Marisol Norris-Sainz. Marisol steht im Spanischen für Tochter der Sonne, geliebtes Sonnenkind. Und wir finden beide, dass dieser Name perfekt zu unserem Sonnenschein passt."
„Beide Namen sind wunderschön und passen zu euren Zwillingen. Wirklich, ich kann nicht in Worten beschreiben, wie viel Respekt und Anerkennung du von mir hast, Lando. Du hast neues Leben in die Welt gesetzt. Ihr beide habt für die queere Sportwelt so viel getan, habt wachgerüttelt und so viel einstecken müssen. Ich bin dankbar, euch als Kollegen und Freunde zu haben."
Vorsichtig erhob sich Carlos aus seinem Schaukelstuhl, drückte Marisol schützend an die Brust, bevor er zu Charles ging. Lächelnd nickte er dem jungen Monegassen zu und übergab diesem sehr vorsichtig seine kleine Prinzessin.
„Du bist ein toller Teamkollege und ein noch besserer Mensch. Ich weiß, dass ich es dir oft nicht leicht gemacht habe wegen meines Verhaltens. Umso höher ist es dir anzurechnen, dass du mich nicht aufgegeben hast und mir bei der Versöhnung mit Lando geholfen hast. Matthew und Marisol können sich glücklich schätzen, solch einen großartigen Onkel zu haben."
Ganz vorsichtig, als wäre Marisol aus Porzellan, hielt Charles das kleine Mädchen an sich gedrückt. Neugierig musterte ihn die Kleine, was Charles' Herz noch mehr erwärmte, bevor er Carlos die Kleine zurückgab.
Sie blieben nicht lange.
Lando konnte es George ansehen, weswegen er Matthew in die Arme seines besten Freundes gab, während Pierre davon ein Bild knipste und dieses an Alex schickte.
Nachdem sie noch ein paar Minuten geredet hatten und die Zwillinge wieder in ihre Bettchen kamen, verabschiedeten sie sich und bedankten sich noch mal ausführlich bei Carlos und Lando für deren Gastfreundlichkeit.
TBC ...
*„Du bist in den besten Händen. Alles wird gut. In wenigen Minuten begrüßen wir unsere Zwillinge."
**„Na, kleiner Prinzessin."
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