-Kapitel 041-
Ein neues Update >.<
Entschuldigt, das es so lange gedauert hat.
So langsam wird es ernst.
Bald wird es zweit neue Erdenbewohner geben <3
Ich weiß nicht, ob es noch alle auf dem Schirm haben...aber die Geschichte spielt 2021 :D
Nur ohne Corona.
Bezüglich medizinscher Ausdrücke, habe ich alles aus dem Internet, von diversen Seiten die hoffentlich glaubwürdig waren.
+.+.+.+.+.+.
„Mamá. Ich weiß nicht, was ich machen soll."
„Geht es Lando so schlecht? Hast du das Gefühl, er sollte lieber ins Krankenhaus für den Rest der Schwangerschaft?"
„Lando liegt sehr viel und ist oft traurig, und manchmal glaube ich, dass er auch depressiv ist. Sein Bauch ist riesig geworden und alles fällt ihm schwerer. Schuhe anziehen geht gar nicht mehr. Auch beim Duschen helfe ich ihm, genauso wie beim Anziehen. In der letzten Woche hat er ständig geweint, weil er im Grunde kaum noch selbstständig etwas machen kann. Simulator funktioniert auch nicht mehr."
„Querida, ich wünschte, ich könnte euch mehr unterstützen. Ich weiß, du nimmst dir das alles sehr zu Herzen, auch wenn du deinem Mann nicht zeigen möchtest, wie sehr dich das mitnimmt."
„Man hat uns erklärt, dass die Zwillinge nicht sehr groß sind, nicht wie bei einem Einzelkind, aber sie sind schon so groß und schwer, wie es bei einer normalen Zwillingsschwangerschaft auch sein würde. Es tut so weh, wenn ich Lando weinen höre, wenn ich sehe, dass er sich auf die Lippen beißt, um nicht zu fluchen, weil er sich nicht mehr zu Piñón bücken kann. Er ist so gerne mit Piñón Gassi gegangen, hat mit ihm getobt. Was sich Lando wirklich nicht nehmen lässt – auch wenn es ihm schwerfällt –, ist das Kochen. Lange stehen kann er nicht mehr, aber er kocht trotzdem fast jeden Tag für uns. Er hat neuerdings viele Rezepte für Hundeleckerlis getestet. Das hat ihn abgelenkt, weil er ganz begeistert bei der Sache war und sich richtig gefreut hat, wenn Piñón die Leckerlis mochte."
„Soll ich vorbeikommen, Carlos? Du hast erzählt, dass du nach Spa zum Rennen fliegst. Das ist nächste Woche."
„Ich wollte nicht zum Rennen. Die Zwillinge sollen in der Woche nach dem Rennen auf die Welt kommen und ich wollte an Landos Seite bleiben. Aber Lando ist der Meinung, dass dies ja erst mal mein letztes Rennen sein würde, weswegen ich es ruhig fahren sollte. Die Geburt der Zwillinge ist festgelegt und wenn ich aus Spa zurück bin, machen wir uns auf den Weg ins Krankenhaus."
„Wird jemand bei Lando sein, während du in Spa bist? Und querida, was ist mit deinem Geburtstag?"
„Landos Eltern werden kommen und bei ihm sein. Lando darf und soll auch nicht mehr fliegen. Erst stand noch im Raum, dass er mit mir fliegt, aber das haben wir schnell ausdiskutiert. Was ist schon mein Geburtstag im Vergleich zur Geburt unserer Kinder? Auch wieder ein Thema, das ich mit Lando diskutieren musste. Er meinte, dass ich feiern sollte, dass ich Freunde einladen kann. Niemals. Ich werde Lando nicht von der Seite weichen, wenn es ins Krankenhaus geht."
Carlos telefonierte fast noch eine Stunde mit seiner Mutter, schüttete ihr sein Herz aus. Mit seinen Ängsten brauchte er sich vor Lando zwar nicht zurückhalten, aber er wollte seinen Mann einfach nicht noch zusätzlich belasten. Lando ging es körperlich wirklich nicht gut und wenn er diesem noch seine Sorgen erzählte, wäre das auch kein Pluspunkt für die Gesundheit des Jüngeren.
„Geht es besser?"
„Ein wenig. Hast du mit deiner Mamá telefoniert?"
„Oh. Ich wusste nicht, dass du es mitbekommen hast. Sonst wäre ich leiser gewesen oder woanders hingegangen."
„Alles gut, Carlos. Ich weiß, dass du nur wenige Meter von mir weg bist, seit es mir nicht so gut geht."
Nickend strich er durch die braunen Locken. Tatsächlich ließ er Lando nur wenige Meter von sich allein, war immer in dessen Nähe. Als er mit seiner Mamá telefoniert hatte, lag Lando auf der gemütlichen großen Couch, während Carlos selbst in der Küche war und immer einen Blick auf Lando hatte.
„Und was hat Reyes gesagt?"
„Wenn es dir schlechter gehen sollte, sollen wir uns überlegen, ob du nicht lieber ins Krankenhaus gehst. Von hier sind es knappe 20 Minuten bis zur Klinik. Und ich überlege, ob ich wirklich nach Spa fliege. Belgien und Frankreich sind Nachbarländer und der Flug von hier nach Spa ist nicht lang. Aber zu lang, wenn etwas mit den Zwillingen oder dir sein sollte."
Hilfesuchend blickte Lando seinen Spanier an, streckte diesem die Hände entgegen und schnaufte, als Carlos ihm in eine sitzende Position half. Sofort war Carlos an seiner Seite, legte einen Arm um ihn, während dieser seinen großen Babybauch streichelte.
Schon seit der Nacht ging es ihm nicht gut und er war nur zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer hin und her gelaufen, wenn nicht zwischendurch die Blase drückte und er sich zur Toilette quälte.
„Mir gefällt der Gedanke nicht, die restliche Schwangerschaft bis zum Kaiserschnitt im Krankenhaus bleiben zu müssen. Ich möchte so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen. Und es geht mir ja nicht jeden Tag so schlecht. Okay, heute ist wieder ein Tag, wo ich echt nicht mehr kann. Ich will und kann einfach nicht mehr. Mir tut alles weh. Solche Tage sind aber nicht häufig, worüber ich dankbar bin, da ich unseren Kindern jeden Tag ermöglichen möchte. Und noch sind es ja gute 12 Tage bis zum Kaiserschnitt. Die schaffe ich."
Liebevoll küsste er die Stirn seines Mannes, bevor Lando den Kopf drehte und sich ihre Lippen zu einem sanften Kuss verbanden. Wie Lando die letzten Monate gemeistert hatte, trieben Carlos so manches Mal Tränen in die Augen. Sein Brite war so stark, so mutig, so voller Liebe und Zuversicht, selbst wenn es solche Tage wie heute gab. Lando holte sich immer wieder selbst aus solchen schlimmen Phasen, ob er dafür nun ins Kinderzimmer ging oder sich ihre vielen Ultraschallbilder anschaute. Auch sprach sein Mann mittlerweile fließend Spanisch mit ihren Babys, aber auch Englisch. Immer, wenn die Zwillinge besonders aktiv waren, sang Lando ihnen leise etwas vor oder spielte beruhigende Musik.
„Ich bin erleichtert, dass deine Eltern hier sein werden, wenn ich in Spa bin. Mir wäre es immer noch lieber, nicht zu fahren, aber ich würde auch auf der Stelle alles abbrechen, wenn mich Adam oder Cisca anrufen sollten. Das ist so mit Mattia und der FIA abgesprochen."
Was hatte er am Anfang für Vorurteile gegenüber Mattia gehabt. Keinen Meter hatte er dem Chef von Carlos zugetraut, sie beide zu unterstützen. Aber über die Wochen und Monate hatte er ein ganz anderes Bild vom Schweizer bekommen. Mattia unterstütze nicht nur Carlos, sondern auch ihn sehr. Wie oft hatte er bei Ferrari sein dürfen, in Carlos' Driver Room? Und bei jedem Besuch hatte Mattia vorgesorgt, hatte Leckereien und Getränke zurechtgestellt und sogar Angestellte losgeschickt, wenn er etwas haben wollte, was nicht vorhanden war.
„Lando? Alles in Ordnung? Du weinst."
Besorgt musterte Carlos den Jüngeren, strich mit dem Daumen die einzelnen Tränen weg, welche über das Gesicht Landos perlten.
„Ich habe nur daran gedacht, was für ein Glück wir beide haben."
„Hm?"
„Erst mal haben wir beide uns. Wir haben eine Krise bewältigt und sind mittlerweile einige Monate verheiratet. Ich hatte damals so eine Angst, als wir alles an die Öffentlichkeit gebracht haben. Aber alle standen hinter uns. Jeder der Jungs hält zu uns, stärkt uns den Rücken, genauso wie die Teams. Ich habe immer gedacht, dass es ja schon eine gewisse Feindschaft untereinander gibt. Aber jeder hat mir im Paddock geholfen, wenn ich mich ausruhen musste, wenn ich rasch auf Toilette musste oder Hunger hatte. Ich konnte in jede Hospitality gehen. Ja, es gab dumme Kommentare, widerliche Sprüche und angeekelte Blicke. Die wurden aber entweder vom jeweiligen Teamchef, den Jungs oder anderen Mitarbeitern im Keim erstickt. Und die FIA tut auch erstaunlich viel für uns. Das hätte ich so nicht erwartet. Was mir tatsächlich noch Angst macht, ist oft die Belagerung von Fans und Presse. Ich bin dankbar, dass wir hier ein geschütztes Grundstück haben, wo nicht jeder vor den Toren lauern kann. Das möchte ich nicht für unsere Kinder. Aber auch nicht für uns."
Lächelnd zog er Lando an sich, küsste dessen Stirn.
„Wir haben wirklich viel durchgemacht und erlebt. Wenn ich heute zurückdenke, dass ich dich fast verloren hätte, möchte ich mir noch immer in den Hintern treten. Ich weiß aber auch, dass du nicht in der Vergangenheit leben willst und du sie als einen Teil dazuzählst. Natürlich macht es mein Gewissen nicht besser, weil ich dir wehgetan habe, aber ich kann mittlerweile gut damit leben, da ich auch viel wichtigere Dinge habe, die mich beschäftigen und einnehmen."
Es hatte lange gedauert, bis er Carlos versichern konnte, dass dieser nicht ständig an das zurückdachte, was Anfang des Jahres zwischen ihnen geschehen war. Manchmal redete sich Lando ein, dass es einfach hatte passieren sollen, dass es Schicksal und Bestimmung gewesen war, damit sie beide diesen jetzigen Weg hatten einschlagen können.
„Ich habe noch eine andere Frage."
„Welche, mi amor?"
„Du hast gesagt, dass sich Flo und Ollie gestern gemeldet haben?"
„Stimmt, haben sie. Sie wollten Bescheid geben, dass alles geregelt ist. Sobald Cis volljährig ist, wird sie auch die Patenschaft der Zwillinge übernehmen. Es ist alles mit ihrem Anwalt und unserem aufgesetzt und unterschrieben worden."
Erleichterung erfasste seinen Körper. Es war nicht so, dass Lando mit einer Absage seiner Geschwister gerechnet hatte, aber genauso wie Ana und Blanca hatten diese um etwas Bedenkzeit gebeten, da es schon eine große Verantwortung war, welche sie übernehmen würden. Ana und Blanca hatten vor wenigen Tagen Bescheid gegeben, so dass sie alles Rechtliche in die Wege leiten konnten und im Falle des Falles ihre Zwillinge in guten Händen sein würden.
„Hast du eigentlich die ganzen Pakete gesehen? Alex hat wieder welche geschickt."
Schmunzelnd nickte Lando. Egal an welcher Strecke Alex gerade mit der DTM unterwegs war, er schickte immer ein kleines Paket mit Sachen für die Zwillinge. Ob Schnuller, Spucktücher, kleine Schühchen oder Kuscheltiere.
„George hat mir erzählt, dass die beiden immer noch darüber nachdenken, sich zu outen."
„Das Gleiche haben mir Max und Daniel auch mehrmals beim letzten Rennen erzählt. Charles spricht mich darauf nicht mehr an, der weiß meine Antwort. Ich würde es wirklich begrüßen, wenn wir durch unser Outing andere bestärkt haben, aber irgendwie fühlt es sich auch wie eine Art Nötigung an."
Nickend pflichtete Lando seinem Mann bei. Genau dieser Gedanke schlich sich auch oft in seinen Kopf, wenn er mit den anderen über das Outing sprach. Ein Teil würde sich riesig freuen, auch weil Carlos und er dann in ihrer Bubble mehr Unterstützung hätten. Aber gleichzeitig war da der Teil, der dachte, dass die anderen das nur taten, weil sie sich gedrängt fühlten, obwohl das weder bei George und Alex noch bei Daniel und Max der Fall sein würde. Selbst Nicholas hatte ihnen zu versichert, sich an ihre Seite zu stellen.
„In den Rennserien würde das sicher einiges ändern, wenn sich noch andere Paare outen. Wir haben so viel positives Feedback bekommen, auch von Promis, die dank uns wirklich an die Öffentlichkeit gegangen sind. Aber auch die vielen anderen Menschen, die uns geschrieben haben, die uns danken. Das sind Momente, die mir zeigen, dass wir das Richtige gemacht haben. Wobei wir auch nie etwas falsch gemacht haben. Wir lieben uns. Das tun Milliarden Menschen auf der Welt jeden Tag, jede Minute und Sekunde."
Und trotzdem fuhren sie in Ländern, wo Homosexualität unter Strafe stand, wo Menschen nicht frei leben konnten und durften.
„Ich glaube, wir sollten jetzt nicht zu sehr daran denken, mi amor. Dich nimmt das sonst zu sehr mit und ich möchte nicht, dass du traurig bist. Lass uns lieber die Pakete von Alex auspacken und schauen, von welcher Strecke unsere Babys diesmal Babymerch bekommen haben."
+
„Hat einer von euch Carlos gesehen?"
„Er ist noch in seinem Zimmer und telefoniert mit Lando."
„Ihr hattet aber auch den Eindruck, dass Carlos alles andere als hier sein möchte, oder?"
Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass Lando das Wochenende mit nach Belgien kommen würde. Auch nicht bezüglich der kurzen Entfernung zwischen Belgien und Frankreich. Jetzt, wo ihr junger Kollege so fortgeschritten in der Schwangerschaft war, war an fliegen nicht mehr zu denken. Selbst eine Autofahrt wäre zu viel des Guten gewesen.
„Ich wollte Carlos zum Frühstück abholen. Er sah echt bescheiden aus. Als ob er die Nacht nicht geschlafen hätte."
Am liebsten hätte Charles seinen Teamkollegen wieder in ein Flugzeug gesteckt und zurück zu Lando geschickt. Es war offensichtlich, wie besorgt der Spanier um seinen Mann war. Und so gerne er Carlos auch hatte, mit Callum hatte dieser einen würdigen Vertreter.
„Lando hat mir erzählt, dass er Carlos versichert hat, fahren zu können. Die Zwillinge werden nächste Woche auf die Welt kommen, danach wird Carlos lange aus dem Rennfahrergeschäft raus sein. Also von einem Jahr können wir sicher ausgehen. Lando meinte, dass Carlos auf jeden Fall Elternzeit nehmen will und die kann sogar bis zu drei Jahre gehen, wobei weder Lando noch ich glauben, dass beide drei Jahre raus sein werden. Lando hat es nicht direkt zugegeben, aber er vermisst das Fahren schon sehr. Aber genauso gut ist unser Cookie durch und durch ein Familienmensch. Es wird sich ab nächster Woche so viel ändern. Die beiden werden Eltern."
An so machen Tagen konnte George immer noch nicht glauben, dass Alex' und sein Cookie wirklich schwanger war und in wenigen Tagen zwei kleine Menschlein auf der Welt begrüßen würde. Für Alex und ihn selbst war das Syndrom Landos nie ein Thema gewesen. Lando war Lando. Zwar hatten sie am Anfang noch etwas Probleme gehabt zu verstehen, dass Lando als Junge in der Lage sein konnte, Babys zu bekommen, aber je älter sie wurden, desto besser hatten sie es verstanden. Und als ihr Cookie mit Carlos zusammengekommen war, wussten Alex und er sofort, dass die beiden irgendwann eine Familie gründen würden. So früh hatten auch sie nicht damit gerechnet, freuten sich aber aus tiefstem Herzen für Lando und Carlos.
„Die erste Zeit mit deinem Baby kann dir keiner zurückgeben. Vom ersten Tag an ändert sich dein Leben schlagartig. Da gibt es dieses kleine Wesen, was 24 Stunden deine Aufmerksamkeit braucht. Du trägst dieses kleine Glück durch die Gegend und möchtest nichts verpassen. Ich kann verstehen, dass die beiden Elternzeit nehmen. Als Sergio Junior geboren wurde, war das ein magischer Moment. Du saugst als Eltern alles auf und trotzdem bist du überwältigt, wenn dich der Kleine anguckt und mit einem Mal Dada sagt, oder sich wackelig auf die Beine rappelt und die ersten Schritte geht. Das wird dir nie wieder zurückgegeben, wenn du diese Momente im Leben deines Kinders verpasst."
„Als Robin damals geboren wurde, wollte ich ihn am liebsten ständig bei mir haben. Es war tatsächlich meine Frau, die auch mal durchgegriffen hat. Sie hat Robin in sein Bettchen gelegt und sprang auch nicht immer auf, wenn er quengelte oder weinte. Jeder Tag mit deinem Kind ist wunderbar, auch wenn sie dir manchmal den Nerv rauben. Gerade wenn sie in Trotzphasen sind oder älter werden. Ich möchte keinen Tag mit meinem Sohn und meiner Tochter missen."
Die meisten von ihnen hatten noch keine Kinder, konnten also nicht alles nachvollziehen. Aber was Kimi und Checo von sich gegeben hatten, hörte sich sehr nachvollziehbar an. Und vor allem hörte es sich sehr nach Carlos und Lando an. Beide liebten ihre Familie und seit Bekanntgabe der Schwangerschaft und somit Gründung einer eigenen Familie, sah man den beiden an, dass sie richtig in dieser Rolle aufgingen. Beide würden wundervolle Väter werden, da waren sie sich alle einig.
„Hola. Entschuldige, Charles, dass ich dich rausgeschmissen habe." Mit einem Lächeln betrat Carlos den Frühstücksraum, setzte sich zu Charles, Lance, Mick und Max.
„Alles gut. Ich wollte dich nicht beim Telefonieren stören. Wie geht es Lando?"
Sofort schob sich ein leichter Schatten über Carlos' Gesicht.
„Geht so. Die Nacht war nicht so gut. Diesmal lag es nicht an den Zwillingen."
„Lando schläft schlecht, wenn du nicht bei ihm bist?"
„Genau."
„Aber sonst ist alles in Ordnung?"
„Er hat sich aufgeregt, dass wir wohl fahren, obwohl das Wetter so schlecht ist. Ich habe versucht, mehr oder weniger zu erklären, dass es nur halb so schlimm ist. Aber glauben wollte er mir nicht wirklich."
„Weil er Spa und die Strecke kennt. Und wenn schlechtes Wetter ist."
„Da könntest du recht mit haben, Esteban. Aber ich glaube, dass ich ihn trotzdem etwas beruhigen konnte. Ich habe nach den Zwillingen gefragt und was seine Eltern und er so vorhaben. Das hat abgelenkt."
So ganz war Carlos auch nicht überzeugt, dass sie fahren sollten. Solange die FIA aber nichts Gegenwärtiges äußerte, mussten sie wohl oder übel ihren Job erledigen. Dass sein Mann dabei zu Hause mit Ängsten und Sorgen saß, behagte ihm überhaupt nicht, ließ sich gegenüber Lando aber nichts anmerken, da er auch wusste, dass dieser bei seinen Eltern in guten Händen war.
+
„Das können die doch nicht machen. Das ist unverantwortlich."
„Liebling, beruhige dich."
„Beruhigen? Mom, die haben da scheiß Wetter und lassen die Jungs trotzdem fahren." Aufgebracht fuchtelte Lando mit den Armen, während er vor dem Fernseher auf und ab ging und immer wieder den Kopf schüttelte.
Am liebsten wäre er persönlich nach Spa gereist und hätte der FIA einen Dämpfer verpasst. Wie konnte man nur so unverantwortlich sein? Den ganzen Tag war es schon am Regnen – wobei schütten eher passte – und trotzdem ließ man Carlos und die anderen fahren. Es gab Rutscher, Verbremser und auch schon Gelbunterbrechungen. Dass Carlos es bei diesem Wetter trotzdem halbwegs gut gemeistert hatte, ließ Lando vor Stolz schon fast platzen, aber der Ärger über die FIA war in diesem Moment größer.
„Seb sagt doch auch, dass sie nicht fahren sollten. Und George auch."
„Liebling." Mütterlich griff Cisca nach den Armen ihres Sohnes und brachte Lando dazu, sich wieder zu setzen. Auch wenn Adam und sie es versucht hätten, sie hätten Lando niemals davon abbringen können, sich das freie Training und die Qualifikation anzuschauen. Lando war zu sehr selbst Rennfahrer und außerdem fuhr der Vater seiner Babys, was er niemals verpasst hätte.
„Ich hätte hinterherreisen sollen. Auto fahren darf ich ja. Na ja, als Beifahrer. Aber ich hätte bei Carlos sein sollen."
„Nein, Lando. Ihr habt abgemacht, dass Carlos allein nach Spa reisen wird. Dass es sein letztes Rennen sein wird, bevor die Babys auf die Welt kommen. Liebling, du kannst in deinem Zustand kaum lange stehen, geschweige denn laufen. Der Stress wäre für dich und die Babys nicht gut."
Schnaubend verschränkte Lando die Arme vor der Brust, wusste genau, dass seine Mom recht hatte. Machte es trotzdem nicht besser, dass er sich über die FIA aufregte. Zwar hatte Carlos noch versucht, die Situation herunterzuspielen, indem er versicherte, dass es gar nicht so schlimm war, wie es aussah, aber da war er bei Lando an der falschen Stelle. Er kannte Spa. Er kannte die Rennstrecke und er kannte es, wenn es in Spa regnete.
„Ich muss Lando beipflichten. Es ist schon riskant zu fahren. Dass zehn Wagen in Q3 gekommen sind, ist erstaunlich."
Seine Mom rechts, seinen Dad links neben sich war Lando kaum in der Lage, noch mal von der Couch aufzuspringen, als er sah, dass Carlos der erste war, welche auf die Strecke fuhr.
„Lando, alles in Ordnung? Du zitterst."
Nein, es war nichts in Ordnung. Seine Babys spürten seine Anspannung und sein Gefühl sagte ihm, dass diese Q3 kein gutes Ende nehmen würde. Fest ballte er die Fäuste, als Carlos die Eau Rouge hinauffuhr.
Und dann geschah genau das, wovor er die ganze Zeit Angst gehabt hatte. Wovor er seine Eltern gewarnt hatte.
Carlos schlug ein. Hart. Der Ferrari wurde zurückgeschleudert, drehte sich mehrmals um sich selbst.
Stille.
Lando hörte nur sein Blut in den Ohren rauschen, spürte, wie er die Hände fest auf den Babybauch drückte, während er auf das Fernsehbild starrte.
Nichts geschah. Kein Funkspruch von Ferrari. Kein Alles in Ordnung von Carlos. Einfach nichts.
Tränen sammelten sich in seinen Augen und Lando schluchzte laut auf. Die Szene zog sich wie ein Kaugummi. Niemand kam, um nach Carlos zu schauen, niemand sagte ihm, dass es seinem Mann gut ging. Verschwommen nahm er wahr, dass Sebastian an den Ferrari heranfuhr und den Daumen streckte.
„Lando, sssh."
Heftig schüttelte er den Kopf, schlug die Hände weg, welche ihn in den Arm nehmen wollten.
„Er sagt nichts. Carlos sagt nichts."
Sein Blick wurde immer wässriger und das Schluchzen lauter. Vergeblich versuchte er, sich zu beruhigen, wollte die Zwillinge nicht gefährden, aber die Angst um seinen Mann war zu groß. Voller Panik zogen sich die Sekunden, bis eingeblendet wurde, dass Carlos aus dem Wagen stieg, sich aber den Arm hielt.
„Car-los." Herzreißend wimmerte er den Namen des Spaniers, ließ sich gegen seine Mom fallen, als diese ihn in die Arme zog.
„Adam, mach den Fernseher aus."
„Nein ... nein ... Ich ... muss ... Carlos ..."
„Sssh. Beruhig dich, Lando. Dad kümmert sich darum. Du musst dich beruhigen. Bitte, Lando. Carlos ist selbstständig ausgestiegen."
Wimmernd schüttelte er den Kopf.
Ja. Carlos war selbstständig ausgestiegen, aber er hatte trotzdem keinen Funk gehört und wusste auch nicht, wie schlimm es um den Arm stand, welchen sich Carlos gehalten hatte.
Cisca und Adam hatten die nächsten Minuten schwer damit zu tun, ihren Sohn zu beruhigen. Lando war irgendwann aufgesprungen, wollte zum Flur und sich anziehen. Wollte so schnell wie möglich nach Belgien, wurde aber von seinem Dad beruhigend in die Arme gezogen und zurück ins Wohnzimmer gebracht, wo sie es mit Mühe und Not schafften, dass sich Lando hinlegte. Mit Engelszungen redete Cisca auf ihren Zweitjüngsten ein, versuchte alles, um Lando zu versichern, dass mit Carlos alles in Ordnung sei. Aber dieser schien ihre Worte nicht zu glauben.
Während sie beide damit beschäftigt waren, Lando zu beruhigen, wimmerte dieser immer wieder leise. Schmerzen hatten sich in seinem Bauch breitgemacht und schienen nur stärker zu werden. So war es kein Wunder, dass sie das Klingeln von Landos Handy nicht sofort wahrnahmen. Es war Adam, der es irgendwann merkte und es an sich nahm.
„Hallo?"
„Adam? Ich bin es, Rupert."
„Oh. Du rufst mit Carlos' Handy an? Bitte, sag nicht, dass es etwas Schlimmes ist."
„Nein. Ich bin schon beim Medical Center. Carlos wird hierhergebracht, um durchgecheckt zu werden. Ich habe gedacht, dass er vorher mit Lando reden sollte. Ihr habt es gesehen, oder?"
„Mein Junge weint die ganze Zeit. Cisca und ich können ihn kaum beruhigen. Die Zwillinge merken das. Lando hat Schmerzen."
„So etwas Ähnliches habe ich mir gedacht und mich deswegen schon auf den Weg gemacht, um Carlos abzufangen. Lando wird nur glauben, dass alles in Ordnung ist, wenn Carlos selbst mit ihm redet."
Adam hörte im Hintergrund mit einem Mal viele Stimmen. Englisch, aber auch Spanisch.
„Mi amor?"
„Nein. Ich bin es, Adam. Aber ich gebe dir Lando. Carlos? Bist du in Ordnung?"
„Si. Alles in Ordnung."
„Lando, hier möchte jemand mit dir sprechen."
Beruhigend lächelte er seinen Sohn an, hockte sich vor die Couch und reichte Lando das Handy. Das Gesicht vom Weinen rot, die Augen verquollen schüttelte Lando den Kopf. Er wollte mit niemandem reden. Er wollte Carlos.
„Lando, es ist Carlos."
Schniefend zog er die Nase hoch, als er zittrig sein Handy nahm und ans Ohr presste.
„Car ... Carlos ..."
„Mi amor. Lo estoy haciendo bien. Está bien, Lando."*
„No ... du ... hast den Arm gehalten ..."
„Lando, de verdad. Ahora se está examinando el brazo. Solo para estar seguros."**
Wirklich glauben wollte er Carlos nicht. Der Crash sah viel zu heftig aus, als dass alles in Ordnung sein konnte. Bestimmt war der Arm gebrochen, aber Carlos wollte ihn nicht zusätzlich beunruhigen. Machte es für seine Gefühle nicht leichter, die vollkommen durchdrehten. Die nächsten Schluchzer verließen seine Lippen und kein lieblicher Kosename, keine spanische Floskel seitens Carlos schafften es, ihn zu beruhigen.
„Carlos?"
„Der Arm tut nur etwas weh. Mir geht es gut."
„Lando glaubt das nicht. Er ist vollkommen aufgelöst. Und ..."
„Was, Adam? Ist was mit den Babys?"
„Lando hat Schmerzen. Carlos, kannst du nach Hause kommen? Lando braucht dich. Er wird keine Ruhe finden, solange du nicht bei ihm bist."
„Ich habe schon Oñoro Bescheid gegeben, dass ich nach dem Medizincheck abreise. Bitte sag Lando, dass ich so schnell es geht nach Hause komme."
„Ich weiß, dass ich sagen sollte, lass dir Zeit. Lass dich genauestens durchchecken. Und vor allem fahre nicht selbst."
„Mattia regelt das mit einem Privatjet. Am Flughafen werde ich abgeholt und nach Hause gefahren."
„Ich hätte dich auch abgeholt."
„Nein, Adam, bleib bitte bei Lando. Bitte kümmert euch um meinen Mann und die Babys. Ich bin so schnell es geht bei ihnen."
+
Er hatte sich nicht mal von den anderen verabschiedet. Während er die Untersuchung über sich hatte ergehen lassen, war Oñoro in seinen Driver Room gekommen, hatte sich den Rucksack mit Pass und anderen wichtigen Dokumenten geschnappt.
Alles, was noch im Hotelzimmer war, würde sein Cousin zusammenpacken und vorbeibringen. Hatte dies für Carlos doch keine Priorität. Für ihn war es nur wichtig, so schnell wie möglich in den Jet zu kommen und nach Hause zu fliegen. Jede Minute, die er in der Luft war, zog sich quälend in die Länge und er schrieb während des ganzen Fluges mit Adam, der ihn bezüglich Lando auf dem Laufenden hielt.
Carlos: Bitte wundert euch nicht. Ich bin direkt nach der Untersuchung zum Flughafen. Lando hat den Unfall im Fernsehen gesehen. Ihm geht es nicht gut. Es ist alles mit der FIA geregelt. Ich melde mich, wenn ich weiß, dass es meinem Mann und den Minicookies gut geht.
So ganz ohne Nachricht konnte er die Jungs auch nicht lassen. Immerhin machten sich diese nach seinem Crash auch Sorgen. Und wahrscheinlich wussten sie auch alle, dass Lando alles gesehen hatte.
Gerade als er kurz die Augen schließen wollte, um auch seinen schmerzenden Arm etwas zu entlassen, brummte sein Handy.
Checo: Mit dir ist alles in Ordnung, Carlos?
Seb: Wir denken an euch.
Carlos: Der Arm ist nur etwas geprellt. Sonst ist alles okay. Aber ich mache mir solche Sorgen um Lando. Adam hat mir zählt, dass Cisca und er ihn kaum beruhigen konnten. Selbst mir wollte er nicht wirklich glauben, als ich mit ihm geredet habe.
Mick: ☹ Carlos ... ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Erst mal bin ich erleichtert, dass es dir gut geht.
Carlos: Alles gut, Mick. Ich hoffe so sehr, dass die beiden es doch geschafft haben, dass er sich beruhigt. Vielleicht schläft er ja. Aber ich glaube es kaum. Als Lando und ich heute Morgen telefoniert haben, war er so verzweifelt. Er wollte nicht, dass ich - dass wir - fahren, er hätte so ein Bauchgefühl. Und sein Bauchgefühl hat ihn nicht getäuscht.
Lewis: Wir würden gerne alle mehr für dich tun. Außer Seb, Kimi, Nicholas und Checo kann niemand hier deine Gefühle nachvollziehen. Aber wir sind für dich da. Für euch. Und ich glaube fest daran, dass alles gut werden wird.
George: Als bester Freund wäre ich jetzt lieber an der Seite von Lando. Ich habe eben noch mit Alex geredet. Er kann auch nicht einfach verschwinden. Sonst würde er sich sofort auf den Weg nach Frankreich machen.
Carlos: Ich weiß es zu schätzen – wir wissen es zu schätzen –, dass ihr für uns da seid. Mir hilft es schon, dass wir schreiben. So bin ich abgelenkt und die Angst und Sorge um Lando und die Zwillinge macht mich nicht ganz fertig. Unsere Zwillinge sollen heute in einer Woche auf die Welt kommen. Ich habe Angst, dass der Unfall bei Lando zu Komplikationen führen könnte.
Daniel: Carlos, bitte denke nicht an das Schlimmste.
Carlos: Ich kann nicht anders, Danny. Mein Mann ist hochschwanger. Ihm ging es die letzten Tage der Schwangerschaft nicht gut. Und ihr habt nicht gehört, wie verzweifelt er heute Morgen am Handy war. Oder wie sehr er geweint hat, als ich vorhin kurz mit ihm geredet habe.
Max: Wieso habt ihr nicht gesagt, dass es Lando so schlecht geht?
Carlos: Ihr hättet doch auch nichts tun können, Max. Es war nicht durchgehend, dass es Lando schlecht ging. Es waren einzelne Tage. Die waren dann aber auch schlimm. Wäre es schlimmer geworden, hätte Lando die restlichen Wochen der Schwangerschaft im Krankenhaus verbringen müssen. Seine Ärzte kamen alle zwei Tage und haben ihn untersucht.
Kimi: Die Ärzte haben aber Erkrankungen ausschließen können? Bluthochdruck? Schwangerschaftsdiabetes? Präeklampsie, Eklampsie und HELLP?
Carlos: Kurzzeitig hatten wir Angst, dass Lando das HELLP-Syndrom hätte, da er über Schmerzen im rechten Oberbauch und Kopfschmerzen geklagt hatte. Zum Glück konnte alles ausgeschlossen werden. Seine Ärzte haben uns aber auch sehr deutlich erklärt, dass die Krankheiten ohne Vorwarnung auftreten könnten.
Lance: O.O Das hört sich nicht gut an.
Checo: Damit ist auch nicht zu spaßen. Das HELLP-Syndrom kann schwere Organschäden verursachen und oft muss man so schnell wie möglich eine Geburt einleiten. Es kann auch noch nach einer Geburt auftreten, weswegen es wichtig ist, intensiv überwacht zu werden.
Yuki: Das macht mir Angst. Und ich bin nicht schwanger und nicht im Begriff, Papa zu werden. Carlos weiß sicher selbst, was es alles für Komplikationen geben kann. Wir sind hier, um ihn etwas abzulenken, nicht um es schlimmer zu machen.
Carlos: Danke, Yuki. Lando und ich sind uns all der Erkrankungen bewusst und ihr könnt euch sicher sein, dass mein Mann alles getan hat, was man ihm geraten hat, was man ihm empfohlen hat, um Erkrankungen entgegenzuwirken und den Zwillingen eine gutmögliche Schwangerschaft und einen guten Start ins Leben zu gewährleisten.
Bis zur Landung schrieb Carlos mit den Jungs, telefonierte aber auch noch kurz mit Adam, der ihm zur Erleichterung aller mitteilte, dass Lando eingeschlafen sei. Cisca und er hatten es geschafft, Lando ins Bett zu bringen, wo sich dieser sofort Kleidung von Carlos geschnappt hatte, die zwar nicht mehr - bedingt durch den Babybauch - passte, die er aber fest an sich drücken konnte.
TBC ...
*Mir geht es gut. Es ist alles in Ordnung, Lando.
**Wirklich Lando. Der Arm wird jetzt untersucht. Nurzur Sicherheit.
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