-Kapitel 040-

Das Kapitel hat mich irgendwie auch wieder Nerven gekostet. Je näher wir den Minicookies kommen, desto schwerer fällt es mir etwas zu Tippen Oo
+.+.+.+.+.+

„Carlos?"

Leise versuchte Lance, auf sich aufmerksam zu machen, ohne Lando neben sich zu wecken. Der Brite hatte es sich neben ihm auf der Lounge bequem gemacht und war irgendwann eingeschlafen. Lance hatte schnell gemerkt, wie erschöpft Lando war, hatte es dem Jüngeren so gut es ging bequem gemacht.

Nachdem sie sich alle auf den Möbeln verteilt hatten und ihre Pause genossen, wurde sich munter unterhalten. Auch Lando hatte sich rege an den Unterhaltungen beteiligt, wurde aber von Minute zu Minute ruhiger.

Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, nachdem er sich zu Lance gedreht hatte. Schon während ihrer Pause war Lando von einem zum anderen gegangen, hatte sich mit jedem unterhalten, obwohl sie alle dicht zusammensaßen und sich gut unterhalten konnten. Irgendwann war Lando neben Lance sitzen geblieben, wobei sein Mann mittlerweile lag und selig schlief.

„Wir sollten leise ins Haus zurückgehen."

„Du willst Lando den Schlaf nicht nehmen, oder?"

„Ich bin so froh, dass er schläft, Alex. Jede Minute, die Lando schläft, ist Gold wert. Es ist alles überdacht und es ist warm. Lance hat schon eine leichte Wolldecke über Lando ausgebreitet. Unsere Kleinen scheinen auch gerade Ruhe zu geben und das tut Lando gut."

„Meinst du, wir sollten ihn wirklich allein lassen oder soll jemand bei ihm bleiben?"

„Wenn du möchtest, kannst du gerne etwas bei ihm bleiben, Checo. Wäre mir auch etwas lieber, nicht, dass sich Lando unwohl fühlt, wenn er aufwacht und niemand mehr da ist. In letzter Zeit war Lando etwas verschreckt, wenn er endlich mal geschlafen hatte, wach wurde und ich nicht neben ihm war. Es würde dich auch nicht stören, Checo?"

„Nein, überhaupt nicht. Ich habe etwas mehr Erfahrungen bezüglich Schwangerschaften. Glaub mir, ich erkenne so einige Eigenarten bei Lando wieder. Carola hatte gerade in der ersten Schwangerschaft viele Ängste und Sorgen. Oft ist sie hochgeschreckt und wenn ich nicht da war, hat sich sie manchmal hineingesteigert. Ich denke, es wird sowohl Lando als auch den Zwillingen wirklich gut tun zu schlafen. Egal, wie lange dies sein sollte."

Nachdem das geklärt war, verzogen sich die anderen leise zurück ins Haus. Sie waren alle so motiviert, dass sie doch mehr zusammenbauten und erledigten, als eigentlich geplant gewesen war.

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Das mittlerweile bekannte Ziehen in seinem unteren Bauch ließ Lando zusammenzucken, gleichzeitig auch aufwachen. Instinktiv legte er beide Hände auf den Bauch und versuchte, durch leichtes Massieren dem Schmerz entgegenzuwirken.

Verschlafen öffnete er die Augen, blinzelte gegen die Helligkeit, nur um zu realisieren, dass es verdächtig ruhig um ihn herum war. Vögel und Insekten, die konnte er hören. Aber keine Stimmen, keine Unterhaltungen, kein Lachen.

„Nicht erschrecken, Lando."

„Checo?"

„Die anderen sind im Haus und bauen noch einiges zusammen. Ich glaube, Carlos sagte noch was von streichen im Gästezimmer. Alex und Lance schienen sehr erfreut und haben sich sofort gemeldet."

„Habe ich lange geschlafen?"

„Nein. Knapp zwei Stunden."

„Kam mir länger vor. Ich fühle mich richtig gerädert und kaputt."

Mühsam versuchte Lando, von der gemütlichen Couch in eine sitzende Position zu gelangen, merkte aber schnell, dass er es ohne die Hilfe von Checo wohl nicht schaffen würde. Mit einem liebevollen Lächeln half ihm der Mexikaner und er schnaufte leicht, als er endlich saß.

„Früher hätte ich mich wohl geschämt, wenn ich mitten in den Unterhaltungen einfach eingeschlafen wäre. Und ein zusätzlicher Punkt der Scham wäre noch gewesen, dass ihr nur hier seid, weil Carlos und ich euch gebeten haben. Als Gastgeber macht das alles andere als einen guten Eindruck. Zu schlafen, während andere für einen arbeiten."

„Carlos sagte uns, dass du in den letzten Wochen nicht so gut schläfst. Glaub mir, Lando, dein Körper holt sich, was er braucht. Und wenn er eben Schlaf möchte, dann nimmt er sich diesen. Du weißt, dass hier niemand deswegen entrüstet ist. Dein Körper und du leistet gerade Unvorstellbares. Es wäre eine Frechheit, wenn wir uns aufregen würden, weil du eingeschlafen bist. Wer sind wir, dir deswegen einen Vorwurf zu machen?"

Tatsächlich fühlte sich Lando nicht ansatzweise so schlecht, wie er es ganz sicher noch vor Monaten getan hätte, wenn er einfach eingeschlafen wäre. Sein Kopf war lange nicht bereit dazu zu akzeptieren, welche Veränderungen sein Körper durch die Schwangerschaft durchmachte, und dass, je fortgeschrittener die Schwangerschaft sein würde, auch weitere Einschränkungen auf ihn zukommen würden. Zum heutigen Standpunkt war es Lando nur wichtig, dass es den Zwillingen gut ging, dass er diese nicht unnötig gefährdete und den beiden jeden Tag extra geben konnte, die sie brauchten.

„Du hast heute ziemlich viel getan. Nicholas, Mick und George haben erzählt, was du in der Küche alles auf die Beine gestellt hast, was du dir für Gedanken gemacht hast."

„So ganz konnte ich mein Gewissen nicht abstellen. Ihr opfert freie Tage. Du hast auch Familie, Checo. Wenn ich euch mit kleinen Leckereien einen Teil zurückgeben kann, würde mir das viel bedeuten. Mick, Nicholas und später auch George waren mir eine sehr große Hilfe. Ich habe viel gesessen, geschnitten und abgeschmeckt. Alles, was schwerer war, haben mir die anderen abgenommen. Wenn ich eben nicht mitarbeiten darf, dann wenigstens ein bisschen was für euer Wohl tun."

Gewisse Eigenschaften konnte man nicht abstellen. Lando würde immer einen Weg finden, um sein Gewissen halbwegs beruhigen zu können, wenn andere wegen ihm Arbeit oder Umstände hatten. Selbst seinen Mechanikern tat er immer wieder etwas Gutes, wenn sie wegen ihm hatten Extrastunden einlegen müssen. Es war eine Charaktereigenschaft, die Lando ausmachte, die den jungen Lando prägte. Aber Checo konnte auch sehen, dass Lando einige Gänge zurückgeschaltet hatte. Die Zwillinge hatten höhere Prioritäten als das Gewissen.

„Du, Checo? Kann ich dich was fragen? Was Privates?"

„Natürlich darfst du."

Verlegen senkte Lando den Kopf. Es war peinlich, aber auch irgendwie nicht. Wenn sich jemand mit dieser Frage auskennen würde, dann sicher Checo. Aber wenn Carola dies während der Schwangerschaften nicht hatte? Würde er sich dann nicht blamieren? Dann wäre es superpeinlich, den Älteren danach zu fragen. Und eigentlich hatte er doch seine Antwort im Internet auf alle den Schwangerschaftsseiten gefunden.

„Hey, Kleiner."

Beruhigend griff Checo nach den Händen im Schoß von Lando, nachdem er sich vor diesen gekniet hatte. Es war Lando sehr deutlich anzusehen, dass ihm das Fragen schwerfiel.

„Es hat etwas mit den Schwangerschaften von Carola zu tun, nicht wahr?"

„Ja."

„Es muss dir nichts peinlich sein, Lando. Carola und ich haben einiges erlebt und durchlebt. Beide Schwangerschaften waren komplett verschieden."

„Carlos weiß davon nichts. Ich habe mich so geschämt."

Es brannte verdächtig hinter seinen Augenlidern und Lando wusste eigentlich in dieser Sekunde schon, dass er den Kampf gegen die Tränen verlieren würde.

Erschrocken über die Angst in der Stimme, aber auch über die Tränen, erhob sich Checo aus der Hocke, setzte sich neben Lando und zog diesen behutsam an sich. Achtsam wiegte er den jungen Briten in seinen Armen, flüsterte leise mexikanische Worte, die dieselbe Wirkung wie die spanischen Floskeln von Carlos hatten.

„Einmal ist es mir im Hotel passiert und vor ein paar Tagen hier zu Hause. Die Zwillinge haben so heftig gegen meine Blase getreten, dass ... dass ... ich ..."

Sein Herz zerriss unter den leisen Schluchzern, die Lando von sich gab. Er spürte sogar die Hitze von Landos Kopf, welcher an seiner Schulter lehnte. Instinktiv drückte er den Jüngeren fester an sich, sprach weiterhin ruhig auf diesen ein.

Es dauerte Minuten, bis sich Lando halbwegs beruhigt hatte und sich rasch über die Augen wischte.

„Lando, das ist nichts Schlimmes. Nichts Peinliches. Viele Frauen haben während der Schwangerschaften damit ihre Erfahrungen gemacht. In unserem Freundeskreis gab es auch schon einige Schwangerschaften und ich weiß von Carola, dass ihre Freundinnen auch mal das eine oder andere Malheur hatten."

„Aber ... aber im Hotel ... das war so peinlich. Carlos ... war schon an der Strecke ... Er hat mich schlafen lassen. Ich habe das Laken schnell abgezogen ... und im Badezimmer versucht, den Fleck zu entfernen ... Dann habe ich mit einem Fön das Laken getrocknet und das Bett wieder bezogen ..."

Wie verzweifelt musste Lando gewesen sein, um diesen Aufwand zu betreiben? Wie sehr litt der Jüngere nur unter seinem eigenen Schamgefühl? In Hotels geschah viel, vieles auch noch schlimmer als ein Urinfleck auf dem Laken. Gerade die Hotels, in denen sie abstiegen, waren erstklassig, hatten mehrere Sterne. Man hätte sich still um das Problem gekümmert, niemand hätte etwas davon erfahren. Carola und er hatten selbst Erfahrungen mit Malheuren dieser Art. Als ihr kleiner Sergio gerade von den Pampers entwöhnt wurde, kam es des Öfteren trotzdem noch zu kleinen Unfällen.

„Carlos würde dich niemals verurteilen, weil es dir passiert ist. Deine Kleinen nutzen die Blase als Boxsack. Dass da mal was geschieht, was nicht geschehen soll, ist nicht ungewöhnlich. Du hattest deswegen sicherlich wegen Carola gefragt. Ihr ist es bei der Schwangerschaft mit Carlotta passiert. Aber auch nicht oft."

Lando war sich bewusst, dass er nichts für die kleinen Malheure konnte und trotzdem war es ihm so unangenehm gewesen, als er wach wurde und bemerkt hatte, was geschehen war. Trotz vielen Lesens und auch Videoschauens über alles, was während einer Schwangerschaft geschehen konnte, war sein Kopf nicht immer in der Lage, es zu akzeptieren, einfach weil er nicht konnte.

„Hast du deswegen auch Schlafprobleme?"

„Ich habe Angst, dass es wieder passiert und Carlos es mitbekommt."

„Lando, du brauchst den Schlaf. Ich weiß, dir ist das unangenehm, aber du darfst dich deswegen nicht davon abhalten, dir Schlaf zu holen, auch nicht, wenn dein Mann neben dir liegt. Ich bin mir sicher, vor Carlos muss dir nichts peinlich sein."

„Carlos würde nichts sagen. Er würde das Laken abziehen, ein neues aufziehen und mich dann wieder in den Arm nehmen. Er würde kein Wort darüber verlieren."

„Das denke ich auch. Und ich denke, du solltest mit ihm reden. Carlos macht sich Sorgen, weil du so schlecht schläfst und er dir nicht helfen kann. Du hast nur noch wenige Wochen und das macht Carlos zunehmend nervöser, weil er dir alle Last und Sorgen abnehmen möchte."

Noch nie hatte ihm etwas peinlich sein müssen. Sein Spanier hatte immer Verständnis, hatte immer offene Arme für ihn gehabt, schon damals als er noch ein Teenager war und sie gerade frisch zusammengekommen waren und er eben nicht viel an Erfahrung vorbringen konnte. Auch gab es anfangs noch Probleme, seinen Körper zu kontrollieren, nachdem Carlos und er intim miteinander geworden waren. Aber nicht eine Sekunde hatte Carlos gelacht oder peinlich den Kopf geschüttelt.

„Würdest du Carlos kurz holen? Ich möchte nicht, dass die anderen das mitbekommen. Dass du es weißt, ist für mich schon fast schlimm genug, obwohl ich ja mit der Frage zu dir gekommen bin."

Während Checo ins Haus ging, um seinen Mann zu holen, rappelte sich Lando auf die Beine. Schnaubend stützte er die Hände in die Hüften und holte tief Luft. Das zusätzliche Gewicht machte sich mehr als nur bemerkbar. So langsam kam er an seine Grenzen. Das lange Stehen und Laufen in der Küche hatte doch etwas mehr gefordert, als er sich selbst und den anderen gegenüber zugeben wollte.

„Mi amor."

Augenblicklich fühlte er sich besser. Nur Carlos gelang es mit seiner Stimme, mit wenigen Worten zu schaffen, dass er sich besser fühlte.

„Checo sagte, du wolltest mir etwas sagen."

„Hm."

So gut es ging streckte sich Lando etwas, streckte seine Hand aus und hielt sie Carlos entgegen, welcher diese sofort ergriff.

„Lass uns ein paar Schritte gehen."

Nickend folgte er seinem Mann, der zielstrebig ihren weitläufigen Rasen ansteuerte. Was auch immer Lando ihm sagen wollte, Carlos wusste, dass Körperkontakt half. Sanft ließ er seinen Daumen über die Hand seines Mannes streichen.

Leise, immer wieder stockend berichtete Lando ihm von den kleinen Unfällen, die geschehen waren. Er kannte Lando und dessen Eigenschaften gut genug, um zu wissen, wie schwer es diesem fiel, gerade ihm diese Unfälle zu gestehen.

Nachdem Lando geendet hatte, blieben sie mitten auf der Rasenfläche stehen. Lächelnd legte er dem Jüngeren die Hände ans Gesicht, zog den Kopf näher zu sich und verschloss ihre Lippen zärtlich miteinander.

„Ich habe mich dumm verhalten, oder?"

„Nein. Das bist du, Lando. Ich habe dich so kennen und lieben gelernt. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn du vorher schon mit mir geredet hättest, aber ich weiß um dein Schamgefühl. Diese Eigenschaft gehört zu dir, genauso wie dein großes Herz, dein Lachen, deine ansteckende hibbelige Art, deine gute Laune. Als dein Mann tut es mir weh, wenn du still und heimlich leidest. Aber ich würde nie von dir verlangen, dass du dich für mich änderst. Dass du mit Checo geredet hast, wird dir auch viel abverlangt haben - und trotzdem hast du es getan."

„Bist du deswegen nicht böse?"

„Wieso sollte ich? Ich bin froh, dass du dir jemanden zum Reden gesucht hast. Schon viel zu lange hast du dich mit dem Geschehenen geplagt."

Behutsam legte Carlos die rechte Hand auf den Babybauch, streichelte diesen liebevoll. Nach außen versuchte sein Mann, stark zu sein und das war dieser in vielerlei Hinsicht auch. Carlos konnte sich nicht ansatzweise vorstellen, was für eine Belastung Landos Körper über die ganzen Wochen und Monate hatte durchmachen müssen. Und trotzdem überwog einfach die unglaubliche Dankbarkeit. Mit jedem Ultraschallbild, mit jedem Herzton wurde sich Carlos sich bewusster, dass Lando zwei kleine Menschen auf die Welt vorbereitete. Ihre kleinen Miniausgaben.

„Willst du mit rein? Wir haben noch einiges geschafft. Irgendwie mehr, als wir uns vorgenommen haben. Lewis und Mick haben es sich nicht nehmen lassen und mit dem Streichen des letzten Gästezimmers angefangen. Nicholas hat mit Alex einige Möbel zusammengebaut und gemeinsam mit Lance und George auf die Zimmer verteilt. Charles, Max und Daniel haben sich die Gäste-WCs und Badezimmer vorgenommen."

+

Carlos hatte nicht übertrieben.

Ihre Freunde hatten die restlichen Zimmer und Kleinigkeiten in Angriff genommen. Da Carlos und er alles in Eigenarbeit einrichten wollten, war noch einiges liegen geblieben, da er selbst körperlich nicht immer in der besten Verfassung gewesen war, um was zu verrichten.

„Das Gästezimmer oben sollten wir die nächsten Tage einrichten. Mick und ich haben jetzt alles gestrichen. Und wir lüften, damit die Farbe zügiger trocknet, dann steht dem Bett, Schrank, den Sesseln und Stühlen nichts mehr im Weg. Charles und Max haben das angrenzende Bad so weit eingerichtet, das man es nutzen kann. Den letzten Schliff macht ihr beide dann."

„Danke, Lewis. Vielen Dank an alle. Ihr habt uns sehr geholfen mit eurer Unterstützung. Und ich würde jetzt sagen, jeder, der duschen gehen will, verschwindet in eins der Badezimmer. Ich würde ansonsten gerne alles für das BBQ fertig machen."

„Sehr gute Idee. Nicholas? Decken wir den Tisch? Oder willst du erst rasch duschen?"

„Ich würde erst mit dir draußen alles fertig machen. Lando oder Carlos müssten uns nur sagen, was wir wo finden und benutzen dürfen. Danach springe ich eben unter die Dusche."

Gesagt getan.

Carlos schnappte sich Daniel und Nicholas, zeigte diesen auf der Terrasse den großen Schrank, in dem das Geschirr, die Gläser und das Besteck verstaut waren.

Mick, Lance, George und Max schlossen sich Lando an, der in der Küche die Salate, Dips, Tacos und diverse andere Leckereien in Schüsseln und auf Platten verteilte.

Fleisch und Fisch wurde aus dem Kühlschrank geholt. Brot wurde geschnitten, Brötchen halbiert und in hübschen Körbchen verteilt.

Während die einen draußen deckten, die anderen in der Küche alles fertig machten, verteilte sich der Rest auf die Badezimmer auf, um sich den gröbsten Schweiß vom Körper zu waschen.

„Hast du das alles wirklich für mich geholt und zubereitet?"

Lewis staunte nicht schlecht, als er auf der Anrichte neben dem Grill eine ganze Ecke mit veganen Produkten, Obst und Gemüse entdeckte.

„Ich wusste nicht, was du magst. Und ich wollte nicht, dass du dich ausgeschlossen fühlst, wenn wir Fleisch und Würstchen essen, deswegen habe ich mich beraten lassen. Man hat mir diverse Soja- und Tofu-Würstchen empfohlen."

Liebevoll lächelnd schüttelte Lewis den Kopf, bevor er Lando behutsam in die Arme schloss. Ihm hätte auch etwas Gemüse gereicht. Dass sich Lando solche Mühe gab, war schon eine sehr feine Geste.

„Ich habe für euch alle eine Kleinigkeit. Für jedes Land habe ich nach einer Sache gesucht, die ich auch zubereiten kann. Mick und Nicholas mussten teilweise mit abschmecken, da ich nicht so stark und scharf essen darf. Ich hoffe, es schmeckt euch allen."

Auch wenn sie alle dasselbe dachten, wollte niemand Lando sagen, dass er es nicht so hätte übertreiben müssen. Sie bedankten sich alle bei Lando, aber auch bei Carlos, der das große Einkaufen größtenteils allein übernommen hatte.

Checo, Charles und Carlos stellten sich an die große Outdoorküche mit Grill, verteilten Grillgut, Obst und Gemüse auf dem Rost und im Smoker.

„Alles okay bei den Minicookies und dir?"

Alex hatte sich neben Lando niedergelassen, schaute diesen etwas besorgt an. Während sich die anderen rege unterhielten und sich die verschiedensten Leckereien auf die Teller und in die Schüsseln verteilten, war es Alex gewesen, dem aufgefallen war, dass Lando etwas sehr ruhig schien.

„Es geht uns gut."

„Wirklich? Du bist so ruhig und ein bisschen blass."

„Nein, Alex. Es ist alles gut. Ich habe es vielleicht ein wenig in der Küche übertrieben, merke gerade etwas die Erschöpfung und meine geschwollenen Füße, obwohl ich vorhin gute zwei Stunden geschlafen habe."

Schmunzelnd legte er einen Arm um die Schultern des Jüngeren.

„Ich bin verdammt stolz auf dich, Lando. Du meisterst die Schwangerschaft, du richtest mit deinem Mann ein riesengroßes Haus ein und zauberst uns allen hier ein leckeres Mahl. Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Dein Babybauch ist mittlerweile so groß, dass ich jedes Mal noch mehr beeindruckt bin. Die Minicookies sind jetzt kleine komplette Menschen, die von deinem Körper geschützt und versorgt werden. Ich sehe dir an, wie sehr dich dieser Umstand erschöpft, aber das willst du niemandem zeigen, auch wenn du mittlerweile den Mund aufmachst und einsiehst, wenn es nicht mehr geht oder du Hilfe brauchst."

Es hatte lange gedauert und es gab auch jetzt immer wieder Situationen, wo er einfach niemandem zur Last fallen wollte. Und ständig seinen körperlichen Zustand als Ausrede nutzen, fühlte sich einfach nicht gut an. Intensive Gespräche mit Carlos, seinen Eltern und Schwiegereltern, aber auch mit seinen Ärzten und den Grid Dads hatten ihm ein Stückchenweit geholfen und immer mehr zugelassen das er akzeptiert das es nichts Verwerfliches ist, wenn er Ruhe brauchte oder mal um Hilfe bat.

„Als ich Carlos damals erzählt hatte, was ich habe, war die Angst wirklich riesig, dass er mich verlassen würde, dass er damit nicht klarkommt. Klar, wir hätten immer mit Kondom Sex haben können und ich habe ja auch die Pille genommen. Damals wusste ich aber nicht, ob Carlos lieber mit oder ohne Kondom Sex hat, wie er dazu stehen würde, einen schwangeren Mann an seiner Seite zu haben, sollte ich schwanger werden. Schon nach der ersten Beichte stand für Carlos fest, dass er an meiner Seite bleiben würde. Ihm war egal, dass meine Gene etwas verrückt gespielt hatten. Vom Erzählen der Schwangerschaft bis zum heutigen Tag war Carlos an meiner Seite. Er hat alles mit mir durchgestanden, hat meine Launen ertragen, meine Stimmungsschwankungen, Ängste und Sorgen. Ich bin so dankbar, dass Carlos der Vater meiner Zwillinge ist. Es gibt niemanden, den ich mir mehr wünschen würde als Carlos. Er ist die Liebe meines Lebens."

Tränen benetzen seine Wimpern, als er auf seinen Ehering blickte. Noch vor drei Tagen war dieser schuld an einem Fast-Nervenzusammenbruch. Weil seine Finger so geschwollen waren, hatte Lando diesen nur kurz abnehmen wollen, um die Finger etwas zu entlasten und ihnen ein angenehmes Handbad zu gönnen. Dass der Ehering danach nicht mehr auf seinen Finger wollte, hatte ihn traurig, wütend und enttäuscht werden lassen und nur sehr gutes Zureden von Carlos hatte es gutmachen können.

„Unser Cookie ist der erste von uns, der geheiratet hat. Irgendwie war ich mir immer sicher, dass George und ich das sein würden. Als du uns damals erzählt hast, in Carlos verliebt zu sein, da sagte mir mein Gefühl, dass ihr beide etwas Großes vollbringen werdet. Ihr würdet etwas machen, was alle verblüffen würde. Recht hatte ich. Du wirst schwanger. Du machst Carlos einen Heiratsantrag. Ihr macht eure Beziehung und die Schwangerschaft öffentlich und heiratet heimlich. Mein Gefühl hat mich nicht im Stich gelassen. Auch eine Krise hat eure Beziehung nicht beenden können. Ihr beide seid heute stärker denn je. Ich bin sehr glücklich, dass du neben George zu meinen besten Freunden gehörst. Carlos und du könnt euch immer auf uns verlassen."

Sie gingen schon seit Jahren durch dick und dünn. Wenn er jemandem bedingungslos vertraute, dann George und Alex. Dankend lehnte er seinen Kopf an die Schulter des Älteren, war Alex für so viel mehr dankbar, als nur heute bei ihnen zu sein.

„Das Einzige, was ich bereue, ist, als ich dich vernachlässigt habe. Als du erwachsen geworden bist und Entscheidungen getroffen hast, die wir unter normalen Umständen als Paar hätten zusammen treffen sollen. Und als ich dich in Gefahr gebracht habe und nicht schützen konnte, als die Presse und nicht nennenswerte Subjekte uns bedroht und angespuckt haben."

Von beiden ungehört war Carlos hinter Alex und Lando getreten, hatte schon eine Platte mit gegrillten Köstlichkeiten in den Händen, welche er rasch auf den Tisch stellte, genauso wie Charles und Checo die ihren.

„Vergangenheit ist Vergangenheit. Sie hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Ja, es gibt Punkte in unserer Beziehung, die ich früher vielleicht gerne geändert hätte, aber heute möchte ich nichts missen. Ich bin sehr glücklich mit dir, Carlos. Die Dinge nach unserem Outing hätte ich gerne vermieden, aber wir wussten, worauf wir uns einlassen und dass es zu verbalen und körperlichen Angriffen kommen könnte. Es waren sehr verletzende Kommentare, und dass man dich angegriffen hat, setzt mir heute noch zu. Aber ich bin älter geworden. Ich bin verheiratet und ich bin schwanger. Ich werde alles für unsere Minicookies tun, niemand wird es auch nur wagen, sie zu verletzten. Wenn sich jemand meinen Babys auch nur nähert und Böses will, lernt er mich kennen. Es mir egal, was man über mich sagt und denkt. Und wenn man mich später auspfeift, wenn ich wieder fahre, stehe ich drüber. Aber niemand tut meinen Babys was."

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Es war Nicholas, der sein Glas hob, um anzustoßen. Jeder pflichtete Lando bei. Auch sie würden es nicht zulassen, dass man ihren Kollegen oder den Babys zu nahe kam.

Nach diesem doch sehr ergreifenden Moment schob Daniel dem ganzen einen Riegel vor und sorgte dafür, dass die Stimmung wieder fröhlicher wurde. Man machte sich über das leckere Essen her, verfiel in kurzes Schweigen, bis man Lando und die Grillmeister hoch lobte.

„Nicholas, hast du deinem Freund noch geschrieben?"

„Ja, habe ich. Ich habe auch kurz mit ihm telefoniert."

„Ist er sehr sauer?"

Sauer würde Nicholas nicht sagen. Sein Freund war kleinlaut, als er diesen in einem Moment der Ruhe schnell angerufen hatte. Nachdem er Lando das Smartphone abgenommen hatte, um das Gespräch zu beenden, bekam er schon ein schlechtes Gewissen und wollte schnell geklärt haben, dass Lando es zwar so gemeint hatte, sich aber vielleicht etwas zu sehr hineingesteigert hatte.

„Er hat gefragt, wann du solch einen Mumm bekommen hast. Ich glaube, er war baff und beeindruckt, dass du Klartext geredet hast. Und er hat mich gefragt, ob es wahr ist, dass es mir schlecht geht. Du hast ihn echt wachgerüttelt. Er war beeindruckt, wie du dich für mich stark gemacht hast, aber auch entsetzt darüber, was für ein Arsch er wohl ist."

„Er kennt mich?"

Lachend nickte Nicholas. „Tut er. Ihr kennt ihn alle. Aber ich möchte nichts über seinen Kopf hinweg entscheiden. Er hat mir versprochen, wenn ich wieder zu Hause bin, werden wir in Ruhe über alles reden, über meine Ängste, über ein Outing euch gegenüber."

„Das ist gut, oder? Also dass ihr reden wollt? Es erweckte nicht den Eindruck, als wäre er jemand, der sich auf Gespräche einlässt oder einsieht, dass er vielleicht etwas falsch macht."

Auch wenn er erst vor kurzem von Nicholas erfahren hatte, so hatte Max schon herausgehört, dass dessen Freund nicht unbedingt Mr. Sonnenschein zu sein schien und freudig durch die Weltgeschichte schlenderte. Zwar war er auch kein einfacher Mensch – davon konnte Daniel ein Lied singen –, auch er hatte seinen Eltern lange verschwiegen, mit Daniel zusammen zu sein. Und es war nicht immer einfach, mit ihm zurechtzukommen. Daniel hatte als einer der wenigsten Menschen den Weg zu seinem Herzen gefunden und wusste, wie er mit ihm umgehen musste.

„Das ist sehr gut. Ich weiß, ihr müsst echt denken, dass mein Freund ein Unmensch ist. Aber das ist er nicht. Ich liebe ihn und unsere Tochter von ganzem Herzen. Keinen Tag möchte ich missen, auch wenn es nicht immer einfach ist. Nur glaube ich auch, dass es für ihn entspannter sein könnte, wenn er sich anderen anvertraut, wenn er Gespräche zu anderen suchen kann. Seine Angst besteht darin, dass man unserer Tochter oder mir etwas antun könnte. Ihn selbst interessiert es nicht, was andere über ihn denken oder schreiben. Er hat auch mitbekommen, was man Carlos angetan hat oder welche widerlichen Kommentare sich Lando hat gefallen lassen müssen. Das will er nicht. Außerdem sagt er, sein Privatleben gehe niemanden etwas an."

„Verkehr liegt er mit seiner Aussage nicht. Euer Privatleben geht auch niemanden etwas an. Ob du nun mit einer Frau oder einem Mann zusammen bist oder einem Transmenschen ist allein deine Entscheidung, nicht die anderer. Aber leider bilden sich viele ein, dass sie sich ein Urteil bilden dürfen. Man kann schnell über andere urteilen, dabei sollte man lieber bei sich selbst anfangen. Hass kommt nicht von irgendwo her. Er wird einem beigebracht, vorgelebt oder man kann sich selbst nicht akzeptieren, ist sauer, dass andere dies offensichtlich können."

„So Jungs, nun aber genug der trüben Gedanken. Wir sind hier, um Spaß zu haben. Carlos, kannst du etwas Musik machen? Und dann lasst uns weiter dieses verdammt leckere Essen genießen. Für Lando und die Zwillinge gab es genug schlimme Momente, jetzt gegen Ende der Schwangerschaft wäre es sicher gut, wenn es nur noch schöne, glückliche Momente geben würde. Immerhin spürt Lando es deutlich, wenn die Minicookies seine Emotionen mitbekommen."

Mick war sicher der Letzte, der sich vor ernsthaften Themen drückte und er wollte Charles keineswegs einfach so unterbrechen, aber sie hatten wirklich Besseres zu tun, als sich von feindlichen Kommentaren, Übergriffen oder Homophobie den Tag versauen zu lassen. In den letzten Stunden hatten sie zwar einiges an Arbeit, aber auch eine Menge Spaß gehabt. Wer würde ihnen schon glauben, dass sie sich alle so gut verstanden, richtig innige Freundschaften pflegten? Oft wurden ihnen Feindschaften unterstellt, die gar nicht da waren, aber die mehr Aufsehen erwirkten.

Nach der kleinen deutlichen Ansage von Mick wurde tatsächlich nicht mehr über irgendwelche Hassnachrichten geredet. Sie unterhielten sich über das Haus, über das Kinderzimmer, die vielen Klamotten und wirklich süßen Geschenke, die die Minicookies jetzt schon hatten. Bis in den späten Abend waren sie draußen. Carlos, Checo und Charles wurden irgendwann von Lance, Mick und Alex abgelöst.

Aber das Lustigste war wohl das Schwimmen im großen Pool. Es war so verdammt warm, dass Lando es irgendwann war, der es nicht mehr aushielt. Zwar war er beschämt, ging trotzdem ins Haus und zog sich eine weite Badeshorts an. Die Jungs kannten seinen Babybauch, hatten diesen aber noch nie ohne Oberbekleidung gesehen. Verlegen hatte sich Lando die Hände auf den Bauch gelegt, bevor Daniel an seine Seite kam, die Hand schnappte und Lando lachend mit zum Pool zog. Max, Charles, Lewis und Checo tummelten sich schon im Wasser, gefolgt von Mick, Lance und Nicholas. Am Ende waren sie alle im Pool und genossen das herrliche Wasser, die ausgelassene Stimmung.

TBC ...

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