-Kapitel 038-

Update - Mittwoch ^-^

Heute werdet ihr einige nicht uninteressante Informationen erhalten ;)
Und denkt dran, ich Unterstelle niemanden etwas. Alles ist reine Fiktion <3

+#+#+#+#+#+#+

„Brr. Kalt."

„Entschuldigen Sie, das wird sich wohl nicht mehr ändern."

Lächelnd nickte Lando, während seine Frauenärztin das Gel auf seinem Unterbauch verteilte. Mittlerweile war sein Bauch richtig gewachsen. Jeden Tag hatte Lando das Gefühl, dass die Zwillinge mehr Platz in Anspruch nahmen. Aber auch Carlos war jeden Tag aufs Neue begeistert, wie groß sein Bauch wurde und dabei hatten sie noch ein paar Wochen vor sich.

„Und hier haben wir ihre beiden Kleinen auch schon."

Vorsichtig fuhr die Ärztin mit dem Ultraschall über den Unterbauch, markierte einige Punkte und stoppte direkt über einem perfekten Bild ihrer Zwillinge.

„Wow. So groß sind die beiden schon."

„Ja. Größe und Gewicht entsprechen der Schwangerschaftswoche. Alles ist an der richtigen Stelle. Sie machen das toll, Mr. Norris."

„Ich mache doch gar nichts."

„Oh, Sie machen sehr viel, Mr. Norris. Sie geben ihren Babys nicht nur ihre Fruchtblase und Gebärmutter. Sie versorgen die Babys mit allen wichtigen Nährstoffen, Vitaminen. Sie geben ihren Babys Leben. Ich habe schon sehr viele Schwangerschaften begleitet und keine ist wie die andere. Sie haben bezüglich ihres männlichen Körpers gewisse Einschränkungen und meistern es alles sehr gut. Ich nehme an, dass Sie das zusätzliche Gewicht jeden Tag mehr spüren?"

„Carlos nimmt mir immer mehr Dinge ab. Ich bin nicht jeden Tag erschöpft oder müde, aber es gibt Tage, da will ich nur liegen."

Liebevoll strich Carlos seinem Mann durch die Haare. Das zusätzliche Gewicht machte Lando an manchen Tagen das Leben wirklich schwer. Wenn die Schwangerschaft nicht wäre, würde er an solchen Tagen die Nahrung verweigern, um nicht noch mehr Kilos zuzulegen. Aber sein väterlicher Instinkt, aber auch die Babys machten Lando da oft einen Strich durch die Rechnung und er vertilgte so einiges an Lebensmittel.

„Leider kann ich Ihnen nicht sagen, dass die nächsten Wochen und Monate besser werden. Die beiden werden noch einiges an Gewicht zunehmen. Und Zwillinge sind in den meisten Fällen kleiner, was nicht bedeutet, dass sie keinen Platz bräuchten. Ihr Becken ist schmaler als bei einer Frau. Anatomisch ist das Becken bei uns Frauen für eine Geburt gemacht. Aber sie machen das wirklich so großartig, Mr. Norris. Sie können sehr stolz auf sich sein. Ihren Babys geht es gut. Der Herzschläge sind kräftig, alles bildet sich genau passend und zum richtigen Zeitpunkt aus."

Rasch wischte sich Lando eine Träne weg, die aus dem Augenwinkel flüchten wollte. Schon der Blick von Carlos sagte ihm, dass er wirklich stolz auf sich sein konnte, was er auch war. Er war verdammt stolz auf sich und seinen Körper. Er vollbrachte ein Wunder, was sonst nur Frauen erfahren durften.

„Haben Sie schon Namen für die beiden?"

„Ja, haben wir."

Immer wenn Carlos mit ihren Zwillingen sprach, tat er dies mit den Namen, welche sie sich ausgesucht hatten. Natürlich nannten sie ihre beiden weiterhin Minicookies, das war einfach drin. Außerdem hatten sie so viele Sachen von ihren Freunden bekommen, auf denen Minicookie stand oder abgebildet war, sodass sie nicht anders konnten. Aber auch er selbst redete ihre Babys mit den Namen an, hatte das Gefühl, dass ihre kleinen Engel dadurch eine Bindung bekommen würden.

„Sie haben ein wunderbares Umfeld, Mr. Norris. Ihr Mann und Sie haben mir von Ihren Familien und Freunden erzählt. Ich bin sicher, dass alle nur das Beste für Sie und die Babys wollen. Jeder wird Sie unterstützen."

Lachend nickte Carlos.

„Unsere Babys haben auf jeden Fall genügend Klamotten. Von jedem Team haben wir Babykleidung bekommen. Aber ja, Sie haben Recht. Wir haben großartige Familien und Freunde. Sie unterstützen uns in jeglichen Situationen."

Während die Ärztin den Bauch wieder säuberte, druckte sie Ultraschallbilder aus und gab Lando noch einige Ratschläge für die nächsten Wochen mit. Aber auch Carlos gab sie Tipps. Auch wenn Lando schwanger war, kamen auch auf Carlos noch weitere Veränderungen zu. Die Stimmungsschwankungen schienen bei Lando abgenommen zu haben, aber die Emotionen wurden nichtsdestotrotz weiter sehr verstärkt.

+

„Carlos?"

„Im Büro."

Tapsig machte sich Lando auf den Weg zum Büro des Spaniers, knabberte nebenbei an seinen Lieblingskeksen und einem Apfel.

„Geht es dir besser?"

„Hm. Ja. Schlafen hat gutgetan. Und diesmal haben sie keine Turnübungen gemacht, so wie heute Nacht."

Lächelnd schloss er Lando in die Arme, küsste zärtlich die süßlich schmeckenden Lippen, bevor er mit Lando das Büro verließ und in das große Wohnzimmer ging. Zusammen kuschelten sie sich auf die Couch, wo Carlos die beste Möglichkeit hatte, den Bauch zu liebkosen, während Lando gegen seine Brust lehnte.

„Ich wollte was mit dir besprechen."

„Hm?"

„Ich habe lange überlegt, aber das Thema wird sich nicht vermeiden lassen."

„Oh. So ernst?"

„Ja. Schon. Es geht um die Paten."

Instinktiv zog er Lando fester an sich, streichelte über den Bauch. Angesprochen hatten sie das Thema vor einigen Wochen mal, aber direkt besprochen hatten sie es dann doch nicht.

„Wir sind Rennfahrer. Die Wahrscheinlichkeit, dass uns beiden gleichzeitig ein tödlicher Unfall passiert, ist sehr gering. Aber es geht ja auch nicht nur um unseren Beruf. Auch außerhalb der Rennstrecken könnte uns etwas passieren."

„Und an wen hast du gedacht?"

„Im ersten Moment natürlich an George und Alex. Aber sie sind auch Rennfahrer. Ich denke, wir sollten keinen Paten nehmen, der direkt etwas mit Rennsport zu tun hat. Also direkt als Fahrer unterwegs ist."

„Das denke ich auch. Die Gefahr bei uns allen fährt immer mit."

„Unsere Eltern würden sicher sofort zusagen. Und ich möchte sie nicht vor den Kopf stoßen ..."

„... aber sie sind schon etwas älter."

„Genau. Wir müssen einfach daran denken, dass sie ja nicht jünger werden. Irgendwann sind unsere Kinder auch Teenager. Wir wissen doch gar nicht, was bis dahin mit unseren Eltern sein wird."

„Ich bin sicher, dass unsere Eltern das verstehen. Wir brauchen jemanden, der ungefähr in unserem Alter ist und nicht den Beruf des Rennfahrers ausübt."

„Ich habe an unsere Geschwister gedacht. Okay. Fünf Paten sind vielleicht etwas viel. Aber niemand von ihnen fährt Rennen. Meinst du, deine Schwestern würden zusagen? Würden die Verantwortung übernehmen wollen?"

So ohne Weiteres konnten sie ihre Geschwister nicht als Paten bestimmen, das wollte Lando auch nicht. Aber diesen Menschen würde er seinen Zwillingen anvertrauen, sollte Carlos und ihm vielleicht doch mal was passieren. Zwar hätte er das Thema noch gerne länger vermieden, aber es gab wichtige Dinge zu regeln, sollte der schlimmste Fall eintreten. Und solange ihre Minicookies es sich noch in seinem Bauch bequem machten, wollte er mit Carlos alles besprochen und geregelt haben.

„Ich werde Ana und Blanca nachher schreiben und fragen."

„Und ich werde meine Geschwister anschreiben. Findest du es seltsam, dass wir da schon einen Plan machen?"

„Nein. Auch Paare, die keinen gefährlichen Beruf ausüben, sichern schon während der Schwangerschaft alles ab. Unvorhergesehene Dinge können immer passieren. Unsere beiden Kleinen werden so viele Menschen um sich herum haben, die auf sie aufpassen, großziehen und mit erziehen. Und trotzdem ist es wichtig, dass es im Falle des Falls feste Personen gibt, die sich um die Erziehung und alles andere kümmern sollen. Menschen, die unsere Kinder mit guten Gewissem nach unseren Vorstellungen erziehen."

Fragend hob Carlos die Augenbrauen, als er merkte, dass Lando unruhig in seinen Armen hin und her rutschte. Ärgerten ihn die beiden Minicookies wieder? Scheinbar musste es etwas sehr Wichtiges sein, was Lando beschäftige, da er Sekunde um Sekunde zappeliger wurde.

„Mi amor? Treten die Kleinen?"

„Nein."

„Dich beschäftigt noch was, oder? Mehr als die Auswahl unserer Paten?"

„Ja."

„Mi corazón, du weißt, du kannst mit mir über alles reden."

„Nachdem wir geheiratet hatten, habe ich mein Testament ändern lassen."

So genau wusste Carlos nicht, was er glaubte, gehört zu haben, aber auf keinen Fall war die Aussage über das Testament des Briten in seinen Überlegungen dabei gewesen, weswegen er auch die Hand an das Kinn seines Mannes legte und dessen Kopf etwas zu sich nach hinten drehte.

„Was meinst du?"

„Ich habe unsere Kinder und dich als Erben einsetzen lassen. Sollte mir etwas vor der Volljährigkeit unserer Kinder passieren, habe ich verfügt, dass du ihr Vermögen verwaltest. Mir ist bewusst, dass du mein Erbe nicht brauchst. Ich weiß, dass du Gutes mit dem Geld machen würdest, was dir zusteht. Ich habe auch an meine Familie gedacht, an meine Firma und verschiedene Organisationen."

„Lando ... ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll ..."

„Das war noch nicht alles."

Carlos merkte, wie er den Mund öffnete, er hörte sich aber nicht sprechen. Sein Kopf war mit all den schon genannten Informationen tatsächlich überfordert. Lando war in den letzten Jahren sehr erwachsen geworden und seit der Schwangerschaft wusste er, dass sein Mann andere Prioritäten setzte. Aber dass Lando scheinbar so wichtige Themen bedacht hatte, war ihm nicht bewusst.

„Ich beziehe das jetzt nicht nur auf meinen Beruf. Unsere Boliden sind heute wirklich schon sehr sicher und es wird immer weiterentwickelt, nichtsdestotrotz könnte es durchaus zu einem schwerwiegenden Unfall kommen, durch den ich mein Bewusstsein verliere, vielleicht durch Maschinen am Leben erhalten werde. Damals standen meine Eltern in meiner Patientenverfügung."

Hart schluckte er den Kloß herunter, der sich gebildet hatte. Womit hatte sich Lando alles beschäftigt? Im Leben nicht war Carlos auf solch ein Gespräch vorbereitet gewesen.

„Ich habe auch eine Vorsorgevollmacht ausgefüllt. Carlos, ich vertraue dir. Ich weiß, dass du immer und jederzeit das Beste für mich möchtest und dass du alles machen würdest, damit mir kein Schaden widerfährt. Aus diesem Grund habe ich dich sowohl bei der Patientenverfügung als auch bei der Vorsorgevollmacht eintragen lassen. Wenn du das aber nicht möchtest, dann werde ich das ändern lassen."

Einige Minuten herrschte gespenstische Ruhe im Wohnzimmer. Carlos wusste nicht, was er sagen sollte, und Lando wollte dem Älteren die Zeit geben, um sich alles noch mal durch den Kopf gehen lassen zu können. Es war vielleicht unfair dem Spanier gegenüber, aber Lando trug dieses Wissen schon länger mit sich herum und hatte nur nach einem passenden Augenblick gesucht, um mit seinem Mann über die doch sehr wichtigen Entscheidungen reden zu können.

„Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich wäre gerade nicht geschockt. Mir war nicht bewusst, worüber du dir alles den Kopf zerbrochen hast. Ich dachte, wir würden nur über die Paten reden. Dass wir jetzt über dein Testament und über Patientenverfügungen sprechen, hat mich aus der Bahn geworfen. Mir ist durchaus bewusst, dass dies wichtige Dinge sind, aber irgendwie hatte ich sie nicht so auf dem Schirm."

Etwas umständlich drehte sich Lando in den Armen seines Mannes, bis er zwischen dessen Beinen kniete und nun den direkten Blickkontakt herstellen konnte. Sanft strich er Carlos über die Wange, lächelte liebevoll.

„Es tut mir leid, wenn ich dich jetzt damit überrumpelt habe. Aber ich trage das schon länger mit mir herum. Aber irgendwie hat sich nie der passende Moment ergeben, dich darauf anzusprechen."

„Alles in Ordnung. Es ist richtig, dass du es angesprochen hast. Selbst, wenn wir keinen so gefährlichen Beruf ausüben würden, sollten wir für unsere Kinder vorsorgen und alles in die Wege leiten, wenn uns was passieren sollte. Du bist so erwachsen geworden, machst dir über Sachen Gedanken, die ich vielleicht mal im Hinterkopf hatte, aber die bis dato nicht so relevant waren. Nun muss ich aber zugeben, dass so eine Patientenverfügung sicher von großer Hilfe sein kann. Es berührt mich, dass du mich hast eintragen lassen."

„Weil ich dir blind vertraue. Du würdest die richtige Entscheidung für mich treffen."

Lächelnd legte Carlos die Hände an das Gesicht seines Mannes, strich über die warme Haut, bevor er Lando näher zu sich zog und ihre Lippen zärtlich verband.

„Ich werde mich auch noch mal mit meinem Anwalt zusammensetzen und alles in die Wege leiten. Es sollte alles abgeschlossen sein, bevor unsere Sonnenscheine auf die Welt kommen."

Nickend schmiegte sich Lando an die vertraute Brust, seufzte wohlig. Lange würde er so nicht liegen können. Auf dem Bauch liegen war schon lange unangenehm geworden, aber für einen Moment, um mit Carlos Kuscheln zu können, würde es gehen. Außerdem merkten ihre Zwillinge, dass er es mochte.

+

„Wahnsinn. Glückwunsch, Carlos."

„Danke. Was für ein Chaos-Rennen."

„Stimmt. Ich glaube kaum, dass es viele Personen gegeben hat, die auf einen Sieg von Esteban getippt haben."

Schmunzelnd schüttelte Carlos den Kopf, nippte etwas an seinem Bier und konnte gerade nicht glücklicher sein. Österreich und Silverstone waren nach seiner Pause gute Einstiege gewesen und er kam mit seinem Boliden auf Anhieb zurecht. Aber Ungarn machte seinen Einstieg gerade noch besser.

„P3 ist schon ein gutes Ergebnis. Du warst zwar nicht monatelang weg, aber ja schon eine gewisse Zeit."

„Ich freue mich sehr über das Podium. So daran geglaubt hatte ich nicht. Aber heute war alles möglich."

Nickend pflichtete Sebastian ihm bei, hob sein Glas Wein und prostete Checo, Kimi und Carlos zu. Nach all den Feierlichkeiten, Interviews und Briefings hatten sie vier sich im Zimmer von Checo getroffen, saßen in gemütlicher Runde um den Tisch verteilt und genossen ihren kleinen Absacker.

„Versteh mich nicht falsch, Carlos. Wir haben dir ja angeboten, jederzeit zu uns zu kommen, wenn du Fragen hast. Aber wolltet Lando und du dein Podium nicht lieber feiern?"

„Ein bisschen haben wir in der Ferrari-Box gefeiert."

„Carloooooooooooos."

„Landoooooooo."

Lachend fing er seinen Mann auf, der stürmisch auf ihn zu gerannt kam. Nicht unbedingt ein Verhalten, was seiner inneren Glucke guttat, war Carlos doch besorgt, da Lando wirklich richtig schnell gelaufen war - und das mit dem Babybauch. Auch mit Babybauch konnte man noch joggen gehen und Lando absolvierte auch noch seine Sporteinheiten, auch wenn diese nicht mehr so regelmäßig waren.

„P3! Carlos, P3! Unfassbar. Ich bin so stolz auf dich. WIR sind so stolz auf dich."

Stürmisch presste Lando seinen Mund auf den seines Mannes, scherte sich einen Dreck darum, dass sie hier in der Boxengasse waren. Wussten doch sowieso alle, dass Carlos und er verheiratet waren. Wieso also nicht seinen Mann öffentlich Küssen? Auch wenn er kein Podium brauchte, um Carlos küssen zu wollen, war dieser Moment doch Anlass genug.

Nur zu gerne erwiderte Carlos den Kuss, stöhnte leise, als Lando seine Lippen mit der Zunge öffnete und sich ihre Zungen zu einem Tanz verabredeten. Fest schlang er die Arme um den Rücken des Jüngeren, dabei versuchend, irgendwie im Hinterkopf zu behalten, dass er noch den Pokal und die Champagnerflasche in den Händen hielt und Lando damit nicht wehtun wollte.

„So sehr ich es begrüße, aber könnten wir die Feierlichkeiten in die Box verlegen?"

Etwas rot um die Nase war Mattia an Carlos und Lando getreten, fuhr sich verlegen durch die dunklen Locken. Bei weitem war dies nicht das erste Mal, dass er beide knutschend vorfand, aber er wollte ihnen auch Ruhe geben, da um die Boxengasse herum noch immer viel Presse herumschlawinerte. Auch wenn diese die Boxengasse nicht mehr betreten durften, waren einige weiterhin aufdringlich und leider gab es in Ungarn die einen oder anderen sehr widerlichen Kommentare, auch seitens der Presse, weswegen er seinen Schützling und Lando gerne aus der Schusslinie nehmen wollte.

Lando nickte rasch, hakte sich bei Carlos unter und ging mit diesem zu seiner Box. Die Ankunft in Ungarn war alles andere als schön gewesen. Man merkte diesem Land schon an, dass sie nicht unbedingt LGBTQ+-freundlich waren. Carlos und er hatten hohen Sicherheitsschutz bekommen und man hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Es war befremdlich, von so vielen Menschen bewacht zu werden, aber es war ein Übel derer Menschen, die einfach kleinkariert und homophob dachten. Sie hatten sich davon aber nicht abschrecken lassen, waren gemeinsam aufgetreten, hatten Zärtlichkeiten ausgetauscht und sich wie ein normales Ehepaar verhalten.

Die Feier war in einem kleinen Kreis. Zumindest am Anfang, als Lando noch dabei war. Aber nach gut zwei Stunden war es für Lando genug und er verabschiedete sich von seinem Mann und dessen Team, ließ sich von seinem Dad und einigen Sicherheitsleuten ins Hotel bringen.

„Aber es geht Lando und den Zwillingen gut?"

„Ja, alles in Ordnung. Lando war so müde. Es war doch ein aufregendes und stressiges Wochenende. Auch wenn man uns sehr gut abgeschirmt hat, haben wir einiges mitbekommen und das nimmt Lando nach wie vor sehr mit."

„Wäre es dann nicht besser, wenn du bei ihm wärst?"

„Mick ist bei ihm. Und Nicholas. Und ich glaube, Charles und Pierre wollten auch noch vorbeikommen. Hat Lando vorhin geschrieben. Und sollte es passen, wollte auch Lance noch vorbeischauen."

„Wow. Dann hat dein Mann aber eine volle Bude."

Lachend nickte Carlos, bevor er einen kräftigen Schluck seines Bieres nahm. Es tat seinem Gewissen gut zu wissen, dass Lando nach seiner kleinen Auszeit nicht allein war. Was genau die anderen geplant hatten, wussten weder Lando noch er selbst, aber er vertraute auf Mick, Charles und Co. Sie würden nichts machen, was den Zwillingen oder Lando schaden würde.

„Was hast du auf dem Herzen, Carlos?"

Es überraschte Carlos etwas, dass ausgerechnet Kimi diese Frage stellte. Aber er sollte vielleicht wirklich endlich mal zur Sache kommen und erzählen, warum er diese kleine Runde einberufen hatte.

„Die Woche zwischen den Rennen gab es einige Ereignisse. Wir waren beim Ultraschall."

„Oooh. Und?"

„Es ist alles in Ordnung. Unsere Beiden sind genau ihres Alters entsprechend groß und schwer. Es ist alles da, wo es hinsoll. Die Frauenärztin hat noch einige Sachen mit uns besprochen, die in den nächsten Wochen wahrscheinlich passieren können. Dann natürlich, was Lando noch alles erwartet, und über den Kaiserschnitt haben wir auch schon geredet."

„Also gibt es einen Termin für die Geburt?"

„Gibt es. Lando wird die vollen 40 Wochen nicht schaffen. Die Ärztin erklärte uns, dass dies bei Zwillingsgeburten oft sehr selten der Fall ist."

„Stimmt, das hat man Hanna und mir damals auch erklärt. Bei einem Kind gibt es da oft einen größeren Spielraum. Obwohl sich auch dort die Geister scheiden. Hanna musste sich bei unserer ersten Tochter einige gutgemeinte Ratschläge anhören. Das erste Kind kommt immer früher. Wenn der Bauch rund ist, wird es ein Mädchen, wenn er spitz ist, wird es ein Junge. Manchmal geht man über die 40. Wir haben die abenteuerlichsten Sachen gehört. Unsere kleine Maus kam genau zwei Tage nach dem errechneten Termin auf die Welt."

„Das haben Minttu und ich auch zu hören bekommen. Und dann die Tipps, dass man dies und das essen möchte, wenn man ein Mädchen oder einen Jungen möchte. Uns war das egal. Unser Kind wurde geliebt, ob nun Mädchen oder Junge. Aber es gab auch neunmalkluge Ratschläge, die nervtötend waren. Bei Robin waren wir noch unsicher. Er ist unser Erstgeborener. Da willst du nichts falsch machen, dementsprechend haben wir uns anfangs etwas zu viel beeinflussen lassen, bis wir unseren eigenen Weg gefunden haben."

Carlos war nicht sicher, was ihn mehr beeindruckte.

Dass Kimi in der Lage war, mehr als zwei Sätze hintereinander zu sagen, oder die Erfahrungen, welche dieser hier mit ihnen teilte. So eine Schwangerschaft war eben auch sehr intim und nicht jeder teilte seine Erfahrungen mit anderen. Dankbar nickte er dem Finnen zu. Manchmal überraschte Kimi einen eben doch sehr.

„Für wann ist der Kaiserschnitt denn geplant? Falls wir das wissen dürfen."

„Für den 4.9."

„Wow. Nur drei Tage nach deinem Geburtstag? Wollte Lando nicht, dass sie auf deinem Geburtstag geholt werden?"

Verlegen grinsend kratze sich Carlos an der Nase. Da hatte Checo direkt ins Schwarze getroffen.

„Unter anderem auch deswegen. Aber auch, weil er den Zwillingen ermöglichen möchte, länger in seinem Bauch zu bleiben. Rechnerisch müsste Lando so um den 25. bis 28.9. in der 40. Woche sein. Das meint auf jeden Fall seine Frauenärztin. Aber 40 Wochen wird er nicht schaffen. Die Ärztin erklärte uns, dass zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin vollkommen in Ordnung sind. Und für Lando wird es auch besser sein. Er hat sehr zu kämpfen. Der Bauch ist echt groß und das zusätzliche Gewicht tut seinen Organen auch nicht gut."

„Er hat Schlafprobleme, nicht wahr? Deswegen hat er sich auch nach deiner Feierlichkeit zurückgezogen?"

„Ja. Die Nächte sind seit einiger Zeit sehr schlimm. Entweder, weil er nicht weiß, wie er liegen soll, oder weil die Kleinen nachtaktiv sind. Ich bin jedes Mal überwältigt, wenn ich die Bewegungen seiner Bauchdecke sehe und weiß, dass es unsere Kinder sind, die das verursachen. Aber es tut mir auch im Herzen weh, wie Lando darunter leidet. Es gab Nächte, da wollte er im Badezimmer schlafen, weil er ständig zur Toilette musste, weil einer der beiden die Blase regelrecht niedergetreten hatte."

Von dem verzweifelten Weinen und teilweise sogar richtigen Heulkrämpfen erzählte Carlos lieber nichts. Nicht, weil er glaubte, dass die anderen drei davon keine Ahnung hatten. Aber es war einfach nichts, was er erzählen wollte. Außerdem ging es Lando unter den Blicken anderer Menschen schon schlecht genug. An den Fingern konnte er schon nicht mehr abzählen, wie oft er die letzten Wochen versucht hatte, seinen Mann zu beruhigen. Zwar gab sich Lando gegenüber ihren Familien und Freunden sehr selbstsicher und selbstbewusst, war dies aber bei weitem nicht. Seit der Babybauch richtig groß war, fühlte er sich unter vielen Menschen unwohl, fühlte sich beobachtet. Auch schwangere Frauen wurden angeschaut, aber bei Lando gab es eben den Faktor Frau nicht. Bei seinem Briten wurden die Blicke Fremder nicht weniger, trotz ausführlicher Erklärung seines Syndroms.

„Carlos?"

„Hm?"

„Alles in Ordnung? Du schienst gerade weit weg zu sein."

„Habe nachgedacht."

Rasch leerte er sein Bier, wollte ein paar Sekunden Zeit schinden, bevor einer der drei weiter Fragen stellte. Er konnte es Kimi, Seb und Checo ansehen, dass ihnen Fragen auf der Zunge brannten.

„Wenn wir euch beim Kinderzimmer helfen, wird Lando aktiv dabei sein? Großartig lange stehen und sich bücken kann er sicher nicht mehr, oder?"

Unbewusst ließ Carlos die Luft aus den Lungen, hatte gar nicht bemerkt, dass er diese angehalten hatte. Fast schon dankbar sah er Checo an. Es schien, als hätte der Mexikaner bewusst ein anderes Thema angesprochen.

„Wir werden etwas finden müssen, was Lando machen kann. Mit der Wandgestaltung ist er fertig. Die Wand ist wunderschön geworden. Zwei kleine Cookies zieren genau den Bereich, in dem wir die Kinderbetten hinstellen wollen. Ein Regenbogen mit einer strahlenden Sonne und Luftballons ziert die Wand. Lando hat ein unfassbares Talent in Graphik und Design."

„Ich kann Lando schon verstehen, dass er auch mitmachen möchte. Er trägt die Kleinen jetzt schon einige Monate unter seinem Herzen. Als Hanna und ich unsere Tochter bekommen haben, wollte Hanna auch viel machen. Sofern es möglich war, hat sie das auch. Wobei Hanna auch selbst gemerkt hat, wann es genug war und sie lieber eine Pause machen sollte. Lando ist von Natur aus ein so liebeswerter junger Mann. Er hilft und macht, was er kann, um anderen Gutes zu tun. Und ich denke, es fällt ihm schwer, dabei zuzusehen, wie wir Schränke, Kommoden und Wickelkommoden aufbauen, während er vielleicht im Schaukelstuhl sitzt und nur zuschauen kann."

„Carola musste ich tatsächlich einbremsen. Sie war hochschwanger, als wir noch einige Möbel für das Kinderzimmer von Sergio Junior zusammengebaut haben. Und als wir Carlota erwarteten, hat Carola noch die Wände gestrichen und Bordüren geklebt. Sie war da schon sehr stur."

„Stimmt, Seb. Lando tut sich schwer damit, einfach nur zu sitzen. Bevor wir euch bezüglich des Kinderzimmers gefragt haben, hat er sehr viel gegrübelt. In erster Linie, weil wir drei Wochen zwischen den Rennen haben und ihr eure freie Zeit haben sollt. Jeder von uns weiß, wie stressig dieser Job ist und dass man wenig Freizeit hat. Lando tat sich schwer damit, euch die wenige Zeit auch noch streitig zu machen. Für uns war aber auch klar, dass wir keine fremden Menschen haben wollten, die unser Haus – besonders das Kinderzimmer – einrichteten. Allein hätte ich nicht viel geschafft. Betten und Schränke muss man mit mindestens zwei Personen zusammenbauen, am besten sogar ein, zwei mehr."

+

„Sollen wir gehen, Lando? Du siehst erschöpft aus."

„Nein, alles gut. Ich glaube, meine Kleine ist gerade wach geworden. Oder eben ihr Bruder. Ich kann das nicht direkt unterscheiden, wer mich da gerade etwas ärgert."

Eilig huschten Blicke durch den Raum. Nicholas suchte den von Mick, dieser den von Lance, während sich Pierre und Charles aufgeregt anschauten. Lando selbst blinzelte nur etwas verwirrt, während er versuchte, eine angenehmere Sitzposition einzunehmen. Nachdem er einen Blick auf sein Smartphone gerichtet hatte, wusste er, dass Carlos mit den anderen noch etwas länger zusammensitzen wollte. Und selbst wollte er auch nicht allein sein, weswegen ihm der Besuch von Mick, Nicholas, Lance, Pierre und Charles wirklich sehr gelegen kam. Sie hatten viel gelacht und lecker Essen beim Zimmerservice bestellt, während die Jungs irgendwann damit begonnen hatten, ihn mit neugierigen Fragen zu löchern.

„Lando?"

„Ja?"

„Ihr bekommt ein Zwillingspärchen?"

„Ja. Laut den Ultraschallbildern."

„Ist dir das jetzt zufällig rausgerutscht?"

„Nein. Ihr könnt wissen, dass wir ein kleines Mädchen und einen kleinen Jungen bekommen. Unsere Familien wissen es auch. Nichtsdestotrotz wollen wir keine Klischees und kein Gendern. Ich möchte nicht, dass meine Tochter nur rosa und pinke Kleidchen trägt oder mit Puppen und Einhörnern spielt. Unser Sohn soll auch nicht ständig in die Jungs-Schublade gedrängt werden. Wenn er was Lilafarbenes anhat, dann ist das so. Wenn ich unserer Tochter einen Strampler mit Bauklötzen anziehen möchte, dann mache ich das. Carlos und ich wollen einfach, dass unsere Kinder ohne diese dämlichen Schubladen groß werden."

„Darf ich eurer Tochter trotzdem ein Kleidchen schenken?"

„Natürlich, Pierre. Unser Sonnenschein wird auch Kleider und Röcke tragen. Solange wir das entscheiden. Was sie später möchte, werden wir sehen. Carlos und ich sind ja nicht konsequent dagegen, wir wollen eben nur nicht, dass unsere Kleine alles in diesen typischen Mädchenfarben bekommt. Wenn mein Sohn später zu mir kommt und die Fingernägel bemalt haben möchte, dann werde ich das machen. Wenn er einen Pullover mit Meerjungfrauen anziehen möchte, dann wird er das dürfen."

„Meine kleine Tochter ist aktuell noch zu jung, um das selbst bestimmen zu können. Mein Freund und ich haben da noch die Entscheidungskraft. Und ja, wir haben schon ziemlich viele Mädchensachen zu Hause."

Verlegen kratzte sich Nicholas im Nacken, hatte kaum bemerkt, was er soeben gesagt hatte.

„Nicky? Hast du dich gerade geoutet? Und im gleichen Atemzug gesagt, dass du einen Freund und eine Tochter hast?"

„Ähm."

Hochrot ballte Nicholas seine Hände zu Fäusten. In ihrer kleinen gemütlichen Runde fühlte er sich so wohl, dass er nicht aufpasste, was er erzählte. Carlos und Lando wussten um sein Coming Out und seinen Partner, aber nicht, dass er seit einigen Monaten ebenfalls Vater war. Und nun hatte er sich vor vier weiteren Kollegen geoutet.

Der natürliche Instinkt der Flucht wollte einsetzen, als Nicholas schon aufgestanden war, aber keinen Schritt machen konnte, da sich Lando ihm in den Weg stellte und lächelnd anblickte.

„Alles gut, Nicky. Wir sind unter uns. Ich glaube nicht, dass dich jemand outen wird. Oder?"

„Natürlich nicht! Es kam eben gerade nur sehr überraschend."

Mit einem beruhigenden Lächeln trat Mick auf den Kandier zu, zog diesen ohne weiteres in die Arme und drückte den leicht zittrigen Körper an sich.

Auch die anderen drei ließen es sich nicht nehmen, Nicholas zu herzen und zu versichern, dass sein Geheimnis bei ihnen gut aufgehoben war.

„Dürfen wir dir Fragen stellen?"

„Klar."

„Du bist schwul?"

„Japp, schon immer."

„Und du hast eine kleine Familie?"

„Anfang des Jahres kam unsere kleine Kämpferin auf die Welt."

Sofort konnte man Nicholas einen gewissen Schmerz ansehen. Es wirkte so, als war die Erinnerung daran nicht so schön.

„Kämpferin?"

„Sie kam sieben Wochen zu früh. Ein kleines Frühchen. Die erste Zeit musste sie im Krankenhaus bleiben. Heutzutage ist die Medizin für Frühchen schon weit fortgeschritten und mit jedem Tag wurde unsere Kämpferin stärker, bis sie das richtige Gewicht hatte und auch selbstständig atmen konnte. Ab diesem Moment durften wir sie mit nach Hause nehmen."

Augenblicklich legten sich Landos Hände auf den Bauch. Die Angst, dass ihre Zwillinge zu früh auf die Welt geholt werden mussten, war groß. So sehr er es versuchte, nicht an dieses Szenario zu denken, konnte er es nicht immer komplett ausblenden. Es bestand eben die Gefahr, dass die Zwillinge früher als geplant geholt werden mussten. Aber solange es ihm möglich war, würde er ihren Babys jeden Tag in seinem sicheren Bauch ermöglichen. Und immerhin gab es den Hintergedanken, dass die Medizin und Möglichkeiten heute weitaus fortgeschrittener waren als noch vor einigen Jahren.

„Dein Freund und du, habt ihr euch abgewechselt? Wart ihr beide im Krankenhaus?"

„Die erste Zeit, ja. Dann gingen bei mir ja die Vorbereitungen auf die Saison los und mein Freund und unsere Eltern haben sich abgewechselt. Aber ich bin so oft es mir möglich war bei den beiden gewesen. Und jetzt genießen wir unsere Zeit, seit die Kleine zu Hause ist."

„Hat dein Freund auch was mit unserem Sport zu tun? Oder kann er sich die ganze Zeit um eure Tochter kümmern? Und was ist mit dir? Ist es nicht schwer, die beiden nicht so regelmäßig zu sehen?"

Durch Checo wusste Lance ein wenig vom Familienleben und wie sehr der Mexikaner seine Lieben vermisste, wenn sie nicht an den Rennstrecken waren. Und er konnte es auch wirklich nachvollziehen. Mit zwei kleinen Kindern durch die Weltgeschichte zu fliegen war sicher auch nicht einfach und vielleicht auch nicht das, was sich Carola für ihre Kinder wünschte. Ein festes Zuhause, eine vertraute Umgebung. Das war wohl das, was Eltern für ihren Nachwuchs wollten.

„Mein Freund möchte nicht, dass jemand von ihm weiß. Ich respektiere seinen Wunsch, fühle mich aber auch nicht wirklich gut damit. Gerade, wenn ich an Rennstrecken bin, hätte ich gerne ein paar Momente mit den beiden, wenn es wieder mal nicht lief, oder einfach nur, um mir ihr Lächeln und ihre Liebe zu holen."

„Habt ihr über ein Outing geredet?"

„Schon bevor sich Carlos und Lando geoutet haben. Aber er ist so verdammt stur. Er will nicht. Ich hatte ein wenig Hoffnung, dass sich seine Einstellung ändern würde, nachdem er das von Carlos und Lando mitbekommen hatte. Aber so wirklich scheint das nicht der Fall zu sein. Bevor ich nach Ungarn geflogen bin, hatten wir einen Streit. Ich fühle mich echt scheiße, weil ich es hasse zu streiten. Aber ich habe das Gefühl, dass ihm meine Gefühle egal sind. Ehrlich. Er ist nicht vor Begeisterung in die Luft gesprungen, als ich ihm erzählt hatte, mich vor Lando und Carlos geoutet zu haben."

Behutsam legte Charles einen Arm um den Rücken des Älteren, zog Nicholas etwas an sich, nachdem er sich neben diesen gesetzt hatte. Zum Glück war sein Freund offener. Aber man konnte ja auch niemanden zwingen.

„Tut mir leid, dass du wegen uns Ärger hast."

„Ach Lando. Ich habe doch keinen Stress wegen Carlos und dir. Wir sind fast zwei Jahre zusammen. Outen war schon immer ein heikles Thema. Als unsere Tochter geboren wurde, dachte ich, dass er entspannter wird. Aber vielmehr ist er noch abweisendender gegenüber diesem Thema geworden. Er will nicht als Frauchen mit an die Strecken. Ich habe mehrmals versucht zu erklären, dass er es auch nicht wäre. Er wäre als mein Freund, als mein Lebenspartner mit an den Strecken, als Vater unserer Tochter."

+

„Uhm."

Leise wimmernd drehte sich Lando hin und her. Feiner Schweiß perlte von seiner Stirn.

„Mi amor. Sssh."

Vorsichtig strich er über die feuchte Stirn, strich die Haare zur Seite und versuchte, Lando langsam aus seinem Traum aufzuwecken. Im ersten Moment hatte er Panik bekommen, als er mitten im Schlaf getreten wurde. Er brauchte wenige Momente, um zu realisieren, dass sich Lando neben ihm hin und her wälzte. Der erste Gedanke, dass etwas mit den Babys nicht in Ordnung war, versetzte ihm einen Schrecken, welcher aber schnell wieder verflog, als er das kleine Nachtlicht angeknipst hatte und sich Lando genauer besah. Lando wimmerte leise, krallte die Hände in sein Shirt und drehte den Kopf immer wieder von links nach rechts. Carlos war schnell klar, dass sein Mann einen Alptraum hatte.

So einfühlsam und beruhigend es ging, strich er Lando über den Kopf, streichelte den Babybauch und sprach leise. Unter keinen Umständen wollte er Lando rapide aus dem Traum reißen.

Es dauerte einige Minuten, bis Lando blinzelnd die Augen öffnete und Tränen in seinen Wimpern hingen blieben.

„Ich bin hier, Lando. Alles gut."

Schniefend nickte dieser, robbte in die Arme seines Mannes und schmiegte den Kopf an dessen nackte Brust. Schwer seufzend schloss Lando die Augen, versuchte, sich zu sammeln und den Alptraum zu verarbeiten.

Carlos summte leise, streichelte über Rücken und Kopf, ließ Lando Zeit. Und diese brauchte der Jüngere auch. Es war nicht das erste Mal, dass er Lando aus einem Alptraum geholt hatte. Aber es war einer, der nicht so schlimme Ausmaße annahm wie einige andere, aus denen er den Briten befreit hatte.

„Magst du erzählen?"

„Hm. Eine blöde Mischung. Nicholas, der unglücklich daher läuft, weil sich sein Freund nicht outen möchte. Nicholas ist so unglücklich gewesen, auch wegen ihrer Tochter. Dann waren da die Jungs. Einige waren sauer, weil sie nicht erfahren haben, dass wir ein Mädchen und einen Jungen bekommen. Die haben uns ignoriert und waren echt böse. Unsere Minicookies wollten früher als geplant auf die Welt und ich habe Angst bekommen. Egal, was wir versucht haben, wir sind nicht zum Krankenhaus gekommen. Da war Nicky, da waren die anderen Jungs und dann die Panik, dass den Babys was passiert. Und der Empfang, den wir hier in Ungarn hatten, spielte sich auch präsent in meinem Traum ab. Überall waren Menschen, die uns anspuckten, beschimpften und verfluchten. Man ging mit Messer und Stöcken auf uns los, wollte uns verprügeln."

„Mi pobre querida. Lemento que ustedes tres hayan pasado por tanto estrés."*

„Deja de Carlos. Usted no tiene la culpa. Solo los idiotas y mi subconsciente. Desafortunadamente, todavía me lo tomo demasiado a pecho. Nicholás estaba muy triste. Eso me dolió. Y de alguna demás porque no saben el sexo de los gemelos. Pero no sé por qué me hace sentir tan mal."**

Nachdenklich kraulte er den Nacken, küsste zärtlich den Kopf. Lando nahm sich gewisse Dinge wirklich einfach noch immer zu sehr zu Herzen. Aber das würde sich auch nicht ändern. Das war eine Eigenschaft seines Mannes, die diesen ausmachte, auch wenn Carlos das selbst nicht so gut gefiel, immerhin wühlte das Lando sehr auf. Und jetzt, wo die Schwangerschaft so weit vorangeschritten war, war noch mehr Stress das Letzte, was Lando gebrauchen konnte.

„Würdest du dich bezüglich der Jungs besser fühlen, wenn wir ein Bild in die Gruppe posten und dann von unseren Kleinen schreiben? Bezüglich Nicholas wüsste ich jetzt auch keine Lösung, außer für ihn da zu sein. Wir können seinen Freund nicht zwingen sich uns oder anderen gegenüber zu outen."

Schmiegsam schob Lando seine Arme unter den Rücken seines Spaniers, presste sich näher an diesen und nickte minimal. Mit dem Bild wäre wenigstens sein schlechtes Gewissen beruhigt. Bezüglich Nicholas würde sein Kopf zwar sicher keine Ruhe geben, aber Lando wusste, dass er nichts machen konnte. Er musste einfach egoistisch genug sein und an Carlos, die Zwillinge und sich denken. Aber vielleicht würden sich Charles und Pierre dem Kanadier annehmen, immerhin verband die beiden auch mehr als nur ihre Freundschaft. Und wenn Nicholas neben Carlos und ihm noch zwei andere Männer hätte, die im gleichen Boot wie er saßen, gab das diesem vielleicht Kraft.

„Ich möchte nicht von unseren Kindern getrennt sein. Ich weiß gar nicht, wie Nicholas das aushält. Seine Tochter kam zu früh, musste kämpfen und nun kann er sie nicht mal regelmäßig sehen. Das will ich nicht, Carlos."

Carlos war bewusst, dass Lando diese Sache nicht in Ruhe lassen würde. Und ihm war auch bewusst, dass sie genau darüber reden mussten. Aber nicht mitten in der Nacht und nicht, wo Lando durch den Alptraum noch etwas aufgewühlt war.

„Ich schicke das Bild vom Ultraschall in die Gruppe. Versuch du noch etwas zu schlafen. Unser Flug nach Hause geht erst gegen Mittag."

Seine Worte wurden nicht bestätigt. Mit einem Lächeln sah Carlos auch den Grund. Lando war an seiner Brust wieder eingeschlafen. Vielleicht würde das seinem Mann helfen und guttun. Seitlich mochte Lando zwar nicht mehr so gerne liegen, aber gerade nach Alpträumen genoss es sein kleiner Brite, sich an seine Brust zu kuscheln und gehalten zu werden.

Carlos sendet Bild

Bild gesendet

Hola ... Einige wissen es schon. Die anderen erfahren es jetzt. Ich weiß ... seltsame Uhrzeit =) Mein Mann lässt das aber nicht zur Ruhe kommen. Für diejenigen unter euch, die einst wie ich nicht erkennen können, was das Ultraschallbild zeigt - wir bekommen einen kleinen Prinzen und eine kleine Prinzessin. <3

Schmunzelnd legte er das Smartphone wieder auf den Nachtisch, knipste die Lampe aus und zog die Bettdecke ordentlich über Lando und sich. Einige Minuten beobachtete Carlos seinen Mann noch, bevor ihn die Müdigkeit wieder einfing und er in einen ruhigen Schlaf glitt.

TBC ...

*Mein armer Liebling. Es tut mir leid, dass ihr drei so viel Stress hattet.

**Hör auf, Carlos. Dich trifft keine Schuld. Nur die Idioten und mein Unterbewusstsein. Ich nehme mir das leider noch zu sehr zu Herzen. Nicholas war so traurig. Das hat mir wehgetan. Und irgendwie fühle ich mich den anderen gegenüber schlecht, weil die das Geschlecht der Zwillinge nicht wissen. Aber ich weiß nicht, wieso mich das so schlecht fühlen lässt.

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