-Kapitel 037-
Update Mittwoch
Heute habe ich ein neues Kapitel für euch, nachdem es zwei Wochen nichts gab :-*
Insofern ich mit dem nächsten Kapitel anfange, gibt es in zwei Wochen das nächste ;)
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Wenn er sich noch öfter kneifen würde, könnte man vielleicht noch auf den Gedanken kommen, dass Carlos ihn misshandelte, weil sein Arm voller blauer Flecken war. Aber dem war nicht so, deshalb kniff sich Lando immer wieder in den Arm, um sicher zu gehen, dass er nicht träumte.
„Hey, Cookie. Immer noch nicht richtig realisiert?"
„Doch schon. Aber irgendwie auch nicht."
Vertraut schmiegte sich Lando an seinen langjährigen besten Freund, ließ es zu, dass George den Arm um ihn legte und er sich etwas an dessen Schulter lehnen konnte.
„Es hat euch ziemlich überrascht, oder?"
„Ja und wie. Ich hatte eine Babyparty nicht mal selbst auf dem Schirm. Irgendwie weiß ich schon, dass es werdende Eltern machen und ich habe auch einiges gelesen und gesehen, während ich mich durch Baby-Foren gelesen habe. Aber es war jetzt nicht so, dass es Priorität gehabt hätte."
„Dann ist es ja umso besser, dass wir das in Angriff genommen haben."
Ja, das war es wohl. Lando war noch immer überwältigt von dem, was ihre Kollegen und Freunde auf die Beine gestellt hatten. Es passte fast nicht in seinen Kopf, um zu begreifen, dass sich die Jungs untereinander ausgetauscht hatten, um ihnen so eine wunderbare Überraschung zu schenken. Und dass ihre Familien mit in den Plan involviert waren, machte es alles noch intensiver, noch wertvoller.
Sein Mann hatte sich zu seinen Eltern verkrümelt, wo aber auch Nando und Kimi standen. Im Allgemeinen hatten sich alle nach der leckeren Torte, dem Kuchen und den Keksen erst mal verstreut. Er selbst hatte es sich auf einer süßen kleinen Couch bequem gemacht, welche Lance und Yuki für ihn organisiert hatten, da er sich hier auch etwas hinlegen konnte. Es war so süß gewesen, wie die beiden losgeeilt waren, um jemanden vom Hotel sprechen zu können.
„Es geht euch aber gut? Das war nicht zu viel?"
„Uns geht es sehr gut. Die beiden merken richtig, wie aufgewühlt und emotional mich das macht."
„Na ihr beiden."
Mit einem breiten Grinsen ließ sich Alex an der anderen Seite von Lando nieder, schob unauffällig seine Hand hinter dem Rücken des Briten zu George und lächelte diesen strahlend an.
„Ich bin so dankbar, dass du hier bist, Alex. Georgie und du seid meine besten Freunde. Es bedeutet mir sehr viel, dass ihr für Carlos, die Zwillingen und mich da seid, dass ihr diese Party mitgeplant habt. Aber auch, dass ihr uns demnächst beim Aufbauen des Kinderzimmers helfen wollt."
„Nichts hätte mich daran gehindert, heute hier zu sein. Wir sehen uns sowieso schon so wenig, aber diesen Tag wollte ich nicht verpassen. George hat mir immer aufgeregt Bilder von Babysachen, Möbeln und Spieluhren geschickt. Wahrscheinlich hätten wir ein komplettes Kinderzimmer einrichten können."
Glucksend ließ Lando seinen Kopf an die Schulter von Alex fallen. So was Ähnliches hatte ihm Charles auch erzählt. Pierre hätte gefühlt halb Paris aufgekauft. Egal, wo die beiden waren, es wurde immer nach Sachen für die Zwillinge geschaut.
„Bereust du es eigentlich, dass du dich nicht versteckt hast?"
„Nein, jetzt nicht mehr. Es gab Phasen, da hätte ich es mir gewünscht, in einem versteckten Haus zu sein. Aber ich hätte das nicht lange ausgehalten. Ich mag vielleicht nicht der kontaktfreudigste Mensch sein, aber ich brauche meine Familie und Freunde. Außerdem hätte ich eine Erklärung gebraucht, wieso ich aus meinem Urlaub mit Babys zurückkomme. Glaubt ihr echt, man hätte mir abgenommen, dass ich beschlossen habe zu adoptieren? Nun gut. Möglich wäre das. Ich wäre nicht der einzige Promi, der das machen würde. Aber es hat sich falsch angefühlt, auch nachdem Carlos von der Schwangerschaft wusste."
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Immer wieder suchte sein Blick Lando. Versicherte sich, dass es seinem Mann gut ging. Nachdem George und Alex eine Zeitlang bei Lando saßen, waren die drei aufgestanden und hatten sich zu Mick, Max und Daniel begeben, wo es scheinbar lustig weiterging.
Nippend nahm er einen Schluck Saft. Nachdem er mit seinen Eltern, später mit seinen Schwiegereltern geredet hatte, war Carlos selbst erst mal durch den Saal geschlendert, hatte hier und da geredet, hatte sich bedankt und Umarmungen verteilt. Jetzt hatte er sich etwas abseits des Trubels niedergelassen, musterte den Tisch mit all den Geschenken.
„Alles in Ordnung, Carlos?"
„Ja, alles bestens."
„Du siehst etwas mitgenommen aus."
„Ich bin überwältigt, Lewis. Das ist alles so surreal. Ich dachte Anfang des Jahres noch, als großkotziges Arschloch sei ich der Beste. Und heute stehe ich hier mit meinem Mann, mit unseren Familien und Freunden, die uns eine atemberaubende Babyparty organisiert haben. Ich wollte schon heimlich meinen Kopf gegen die Wand hauen, aber ich glaube, das hätte mir nur seltsame Blicke beschert."
Lachend schüttelte Lewis den Kopf, hob sein Glas und stieß mit Carlos an.
Seinen Landsmann und den Spanier so glücklich zu sehen, machte ihn selbst auch sehr glücklich. Es war damals keine Überraschung gewesen, als sich die beiden geoutet hatten. Vermutet hatten sie es alle schon. Und es erfüllte ihn schon mit Stolz, dass Carlos und Lando ihnen allen so sehr vertrauten. Selbstverständlich ging es niemanden etwas an, was sie privat taten, aber sie kannten sich alle schon mehr oder weniger einige Jahre. Freundschaften waren entstanden und man lebte über einige Wochen ja schon eng zusammen. Manchmal kam es ihm vor, als sähe er seine Kollegen öfter als seine Lieben zu Hause.
„Deine Bodys waren sehr süß. Lando hat sich richtig gefreut."
„Nachdem dein Mann uns ja so dezente Hinweise bezüglich Merch gegeben hatte, habe ich sofort in unserer Merch-Abteilung nachgeschaut. Außerdem hat Max euch in doppelter Ausführung ebenfalls einen Strampler geschenkt."
Der Niederländer hatte ihnen tatsächlich die Strampler geschenkt, welche Lando zufällig online gesehen hatte. Jetzt würden ihre Zwillinge also World Champion Max Verstappen als kleine Strampler anziehen können.
„Ich bin ja der Meinung, dass Lance heimlich bei Tommy Hilfiger Babyklamotten in Auftrag gegeben hat. Die beiden kennen sich so gut, dass Tommy das sicher machen wird."
Die Wahrscheinlichkeit, dass Lando und er selbst noch Kleidung für ihre Babys kaufen müssten, war sehr gering. Jetzt schon hatten sie so viel, dass es für Vierlinge reichen würde. Lando hatte damals nicht unrecht gehabt, als dieser meinte, sie müssten den begehbaren Kleiderschrank ihrer Minicookies vergrößern.
„Kann ich dich was fragen, Carlos?"
„Natürlich."
„Hast du noch den Spirit, Rennen zu fahren? Versteh mich nicht falsch. Du sollst dein Cockpit nicht räumen, man merkt aber schon, wie wichtig Lando dir ist. Ihr habt es nach deinem Wechsel auch geschafft, eure Beziehung zu führen. Jetzt seid ihr verheiratet und erwartet Nachwuchs. In all den Jahren hast du sehr viel für die Formel 1 getan, aber auch für dich. Du bist unglaublich ehrgeizig, talentiert und voller Motivation. Nur manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Prioritäten nicht mehr ganz so weit oben auf deiner Agenda stehen."
„Du willst wissen, ob ich aufhören würde, sollte es Lando in Erwägung ziehen? Oder etwas mit den dreien ist?"
Lewis zuckte leicht mit den Schultern. Er hatte lange mit Kimi und Sebastian über seine Vermutungen geredet, auch die beiden hatten schon ähnliche Beobachtungen gemacht und es sprach auch absolut nichts dagegen, die Familie an erste Stelle zu setzen.
„Vor einigen Jahren war mir nichts wichtiger als die Formel 1. Ich habe jahrelang alles in mein Training und mein Ziel gesteckt. Als Lando mein Teamkollege wurde, gab es diese Prioritäten auch noch, aber mit der Zeit gab es Verschiebungen. Ich hatte mich in Lando verliebt, war mit ihm auf Dates und wir sind zusammengekommen. Heute gibt es für mich nichts Wichtigeres als meinen Mann und unsere Kinder. Sollte irgendetwas Unplanmäßiges eintreffen und Lando würde mit dem Fahren aufhören – aus welchen Gründen auch immer –, würde ich ihm folgen. Er würde mir nie Steine in den Weg legen und verlangen, ebenfalls aufzuhören, nur weil er vielleicht diesen Schritt in Erwägung ziehen könnte. Ich würde es nicht hinbekommen, von meiner Familie getrennt zu sein. Sicherlich, die drei könnten mit zu jedem Rennen kommen, aber das ist nicht dasselbe. Ich möchte Zeit mit meiner Familie verbringen und sie nicht nur alle paar Wochen mal richtig sehen. Ich liebe Lando über alles und ich kann auch heute noch nicht in Worten beschreiben, wie unsagbar glücklich mich dieser Mann macht. Nicht nur, weil Lando meine Liebe erwidert hat. Er macht mich zum Papá. Wir bekommen leibliche Kinder. Keine Adoption, keine Leihmutterschaft. Es sind unsere Zwillinge, unsere kleinen Gen-Erben."
Lewis musste sich eingestehen, dass er beeindruckt war. Ohne mit der Wimper zu zucken, würde Carlos für seine Familie alles aufgeben. Sein junger Landsmann hatte vieles geändert, nicht nur beim Spanier. Ohne Lando wären sie vielleicht alle nicht so eng befreundet, hätten vielleicht nicht mal eine Babyparty geplant. Aber Lando hatte seit seinem Aufstieg in die Formel 1 so einiges bewirkt, wahrscheinlich ohne sich dessen bewusst zu sein.
„Ihr werdet alt und grau werden. Das spüre ich. Zusammen im Garten eures Hauses seht ihr euren Kindern und Enkelkindern beim Spielen zu."
„Das ist ein schöner Gedanke. Ich gedenke auch nicht, Lando jemals wieder gehen zu lassen. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und werde diese nicht wiederholen."
„Fehler gehören zum Leben dazu. Jeder macht sie. Nur nicht jeder lernt aus seinen Fehlern."
Lächelnd trat Lando in das Blickfeld Carlos und Lewis.
„Stimmt. Aber ich hoffe stark, dass ich zu der Kategorie gehöre, die aus Fehlern lernt."
Schmunzelnd streckte er seine Hand aus, umfasste Landos und zog diesen zwischen seine Beine. Der perfekte Blick auf den Babybauch, der kaum mehr zu verstecken war. Es zeichnete sich sehr stark eine wachsende Kugel unter dem Oberteil seines Mannes ab. Wenn man vorher auch nur ansatzweise auf die Idee gekommen war, dass Lando und er einen Witz mit der Schwangerschaft gemacht hatten, konnte man diese nun schon seit Wochen nicht mehr verbergen. Nicht mal mit weiten Klamotten.
„Du gehörst auf jeden Fall zu jenen Menschen, die aus Fehlern gelernt haben."
Federleicht presste Lando seine Lippen auf die Stirn von Carlos, nachdem er sich etwas vorgebeugt hatte. Wenn man ihm vor Monaten gesagt hätte, dass er heute auf ihrer Babyparty stehen würde, hätte er nicht mehr als ein Schmunzeln übriggehabt. Er war sich so sicher, dass Carlos und er die Beziehung nicht wieder hinbekommen würden, obwohl er damals so hart darum gekämpft hatte und auch nicht einfach aufgeben wollte.
„Darf ich mir meinen Mann eben mal ausleihen oder habe ich bei einem wichtigen Gespräch gestört?"
„Nein. Alles gut, Lando. Ich übergebe dir deinen Mann sehr gerne. Ich wollte sowieso noch etwas mit Seb besprechen."
Nachdem Lewis seinen Platz geräumt hatte, nahm Lando diesen ein, hielt Carlos' Hand fest in der seinen und führte diese zu seinen Lippen. Warme Haut streifte seine Lippen, als er den Handrücken küsste.
„Ich wollte dich was fragen."
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„Jungs, dürfen wir um eure Aufmerksamkeit bitten?"
Eine gute halbe Stunde hatte Lando mit seinem Mann geredet, hatte diesem einen Vorschlag gemacht. Danach mussten sie noch mit dem Personal der Rezeption einiges besprechen, von dem die anderen in ihren ganzen Unterhaltungen nichts mitbekommen hatten.
„Noch immer können Lando und ich nicht in Worte fassen, wie überwältigt wir von eurer Überraschung sind. Wir haben die Geschenke geöffnet, die leckere Torte gegessen und all die anderen Spezialitäten. Wir haben das alles in den letzten Stunden mitbekommen, aber es ist noch immer nicht ganz im Kopf angekommen. Wir sind so gesegnet mit unseren Familien, aber auch mit euch. Und wir wissen, dass viele von euch traurig waren, dass sie bei Lando und meiner Hochzeit nicht dabei sein konnten. Wir haben versprochen, dass wir sie nächstes Jahr groß feiern werden."
„Aber wir wollen trotzdem einen kleinen Teil davon jetzt umsetzen. Es ist nicht viel, weil ich mich auch nicht mehr so gut und lange bewegen kann. Aber wir würden gerne den Hochzeitstanz mit euch machen, den hatten wir nämlich nicht. Und ich würde gerne mit meinen Schwiegereltern und Schwägerinnen tanzen. Und sollten es meine Füße zulassen, gerne auch mit dem ein oder anderen von euch. Wenn er denn möchte."
„Ich! Ich möchte unbedingt mit dir tanzen."
Alex stand so schnell vor Carlos und Lando, dass dieser fast in diese reingestolpert war. Strahlend blickte er seinen langjährigen besten Freund an, schien freudig aufgeregt zu sein.
„Vielleicht sollten wir Nummern ziehen", schlug Valtteri schmunzelnd vor.
„Oder wir gehen nach dem Alter. Dann dürfen die Senioren zuerst."
Frech zwinkerte Mick zu Fernando, Kimi und Lewis.
Empört stemmten Genannte die Hände in die Hüften und bliesen die Backen auf, bevor sich alle das herzhafte Lachen nicht verkneifen konnten.
Aber wie es sich gehörte, eröffnete das Ehepaar den Tanz. Ruhige Musik erfüllte den Saal. Sie standen alle im Kreis um Lando und Carlos, welche sich ganz gemächlich bewegten. Auch wenn sich Lando wie ein Elefant beim Versuch zu tanzen fühlte, sahen die beiden wirklich anmutig aus. Aber es wusste ja auch niemand, dass er mit Carlos tanzen gelernt hatte. Sie waren sicher keine Profis, aber sein Mann konnte halbwegs einige Standardtänze und hatte ihm den einen oder anderen Schritt beigebracht.
„Pierre? Weinst du?"
Rasch kramte Charles in seiner Hosentasche, fischte die Taschentücher hervor, die sie alle zur Sicherheit eingesteckt hatten, und reichte diese dem Franzosen.
„Ich ... Die beiden haben sich das so verdient ..."
Schniefend putze sich Pierre die Nase, wischte die Tränen mit dem Handrücken weg und kuschelte sich an den Monegassen, nachdem dieser den Arm um ihn gelegt hatte.
Fast eine halbe Stunde hielt es Lando durch. Nach dem Tanz mit seinem Mann folgten seine Eltern, Geschwister, die Schwiegereltern und Schwägerinnen. Aber danach musste er sich an Blanca lehnen, blickte entschuldigend zu der Schwester seines Mannes.
„Pause?"
„Bitte, ja."
Lächelnd brachte Blanca ihren Schwager zur Couch, auf der sich Lando dankend niederließ. Seine Füße taten weh, aber er wollte es wenigstens schaffen, mit der Familie zu tanzen, bevor es mit den Jungs weitergehen sollte.
„Carlos, was machst du da?"
Erschrocken war Lando auf der Couch zurückgezuckt, als Carlos mit einem Mal vor ihm hockte, seine Beine nahm und anfing, die Schuhe auszuziehen. Verlegen versuchte Lando, dies zu unterbinden, spürte schon einige Blicke auf sich.
„Alles gut, mi amor."
Lando mochte es vielleicht ein wenig unangenehm sein, aber nicht Carlos. Dass sein Mann das Tanzen so lange durchgehalten hat, war überraschend für ihn gewesen. Seit Wochen hatte Lando geschwollene Füße, lief zu Hause meistens nur auf Socken oder barfuß herum. Schuhe wurden nur angezogen, wenn es sich nicht vermeiden ließ, und dann waren sie entsprechend bequem. Schon beim Tanz mit Flo hatte Carlos gesehen, dass Lando die Zähne zusammenbiss, hatte trotzdem mit beiden Schwestern, seinem Bruder und danach mit seiner Familie getanzt.
„Carlos."
„Lando, niemand guckt dich komisch an. Du trägst richtig viel zusätzliches Gewicht mit dir herum. In den letzten Wochen habe ich deine Füße auch massiert. Glaubst du ernsthaft, dass es mir etwas ausmacht, es vor allen zu machen? Als ob unsere Eltern, Seb, Kimi und Checo das nicht kennen würden."
Ein wohliges Seufzen verließ seine Lippen, als Carlos seine Füße massierte. Dieser Mann hatte gefühlt überall Talente. Am liebsten hätte er noch seine Socken ausgezogen, aber so weit wollte er nicht gehen. Wenn sie später allein in ihrem Hotelzimmer sein würden, dann würde er Carlos nach einer ganz speziellen Massage fragen. Die nicht nur seine Füße beinhalten würde.
Fast hätte Carlos es geschafft, dass er einschlief. Es tat so verdammt gut, dass sich Lando einfach bequem hinlegte, ohne groß nachzudenken. Erst als man vorsichtig gegen seine Schulter tippte, öffnete er die Augen wieder.
„Wir können den Tanz auch verschieben." Gutmütig blickten ihn braune Augen an.
„Nein. Du hast dich sofort gemeldet. Und ich würde gerne mit dir tanzen. Würde es dich stören, wenn ich meine Schuhe auslasse?"
„Gott bewahre. Mach es so, wie es für dich am bequemsten ist."
Und so tat es Lando auch. Strahlend nahm er wahr, dass Alex es ihm nachmachte und ebenfalls die Schuhe auszog, bevor er diesen zur Tanzfläche führte und sie zu einem thailändischen Lied tanzten. Wie alle anderen Lieder zuvor war auch dieses ruhig und Lando genoss es, wie Alex ihn führte, wie sie herzhaft lachten, als er dem Thaibriten auf die Füße trat.
Und als ob sich ihre Freunde abgesprochen hätten, hatte er wenig später George an seiner Seite, gefolgt von Charles, Yuki und Mick. Wenn er mit seinem Tanz fertig war, gingen die Jungs zu Carlos weiter, der offensichtlich seine Freude mit Nando und Checo hatte. Irgendwie sah es bei ihnen so aus, als würden sie sich nicht einigen können, wer führte.
Zwischendurch übermannten Lando die Emotionen immer mal wieder. Nach den vielen Stunden hatte sein Kopf verstanden, was man für Carlos und ihn auf die Beine gestellt hatte. Aber auch, dass sie hier eine kleine Minihochzeitsparty geben würden, überwältigte ihn, obwohl es nur die Tänze waren. Nächstes Jahr bei der richtigen Feier würde er sicher auch noch mal mit allen tanzen. Und Lando würde lügen, wenn er sagen würde, dass er sich nicht darauf freuen würde.
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„Carlos."
„Esteban?"
„Ich glaube, du solltest deinen Herzensmann ins Bett bringen."
Rasch drehte Carlos seinen Kopf, suchte seinen Mann und fand Lando auf seiner liebgewonnenen Couch. Sein Kopf lehnte an der Schulter von Checo, die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet.
„Oh."
Da er noch seine Tänze mit Kimi, Seb und Yuki hatte, hatte er Lando aus den Augen verloren, da dieser selbst auch die letzten Tänze tanzte. Aber sie waren jetzt auch schon Stunden hier, hatten gefeiert, gelacht und gegessen. Hatten mit allen getanzt. Selbst der sture Finne ließ es sich nicht nehmen, die Hand von Lando zu packen und diesen nach dem Tanz mit Lance selbst zum Tanzen aufzufordern. Das hilflose, aber auch etwas ängstliche Gesicht seines Briten hatte ihn schon alarmiert. Kimi war zwar nett, aber manchmal auch echt ruppig. Aber schon bei den ersten Tönen des Liedes nahm seine Sorge wieder ab. Kimi war unfassbar liebevoll und fürsorglich, führte Lando ganz vorsichtig und schien genau darauf zu achten, wie Lando reagierte.
„Er wäre beim Tanzen mit Checo schon fast eingeschlafen. So gerade eben haben es Charles und Checo geschafft, Lando zur Couch zu bringen."
„Oh je. Was mache ich jetzt? Ich möchte Lando nicht wecken. Er hat echt lange durchgehalten. Aber tragen kann ich ihn auch nicht mehr."
Misslich beäugte Carlos die Lage. Aber bevor er sich noch weiter Gedanken machen konnte, schritten Adam und sein Papá ein und legten beide einen Arm um Lando, die anderen schoben sie unter dessen Oberschenkel und hoben Lando vorsichtig von der Couch.
„Geh du vor. Adam und ich bringen Lando vorsichtig hinterher. Aber schau am besten, dass uns nicht unnötig viele Menschen sehen. Ich glaube nicht, dass Lando das mögen würde."
Carlos brauchte gar nicht auf Schaulustige oder die Presse achten. Man brachte sie durch einen Personalgang zu den Personalaufzügen, wo niemand außer eben dem Personal Zutritt hatte. Rasch fuhr der Fahrstuhl in ihr Stockwerk, wo Carlos die Tür sofort öffnete und ihre Väter Lando im Schlafzimmer auf das Bett niederlegten. Nicht einmal hatte Lando einen Ton von sich gegeben, schlief tief und fest.
„Bleib bei Lando. Wir machen den Rest mit den anderen."
„Adam, das ist nicht nötig. Ihr habt schon so viel getan. Ich kann doch nicht hierbleiben."
„Natürlich kannst du. Du bist doch selbst müde. Wir regeln das mit euren Geschenken, damit diese erst mal in Sicherheit sind und wir sagen euren Freunden auch Bescheid. Kümmere dich um deinen Mann und dann sehen wir uns morgen früh zum Frühstück."
„Danke. Danke für alles."
Ausgiebig umarmte er seinen Papá und Schwiegervater, lächelte dankbar. Ein wenig kam schon das schlechte Gewissen durch, dass er ihre Party einfach so verlassen hatte. Zwar hatten sie alle mitbekommen, dass Lando eingeschlafen war und man diesen auf ihr Zimmer bringen würde, aber er hätte sich wenigstens noch mal persönlich bedanken und verabschieden können, aber das übernahmen nun Adam und sein Papá.
Nachdem beide gegangen waren, kümmerte sich Carlos um den Jüngeren. Rasch, aber so behutsam wie möglich entledigte er Lando seiner Hose und dem Oberteil. Socken fanden ihren Weg auf den Boden und er selbst war ebenfalls schnell ausgezogen, konnte sich schnell neben seinen Mann legen und diesen liebevoll in die Arme ziehen.
Vertraut schmiegte sich Lando sofort näher, seufzte wohlig, als er diesem über den Rücken streichelte. Lange würde diese Kuschelposition nicht anhalten, da Lando seit längerem seine Probleme hatte, auf der Seite zu schlafen. Aber solange der Körper seines Mannes mitmachte, genoss es Carlos, Lando in den Armen zu halten, diesem leise zu erzählen, wie schön er ihre Party gefunden hatte. Stolz küsste er die Stirn, versprach Lando, sich noch mal ausgiebig um die schmerzenden Füße zu kümmern, wo er nun wirklich richtig lange auf den Beinen gewesen war.
Er musste sich selbst eingestehen, auch verdammt erschöpft zu sein. Noch nie hatte er mit so vielen Menschen getanzt. Und jeder von ihnen war anders. Während er Yuki, Sebastian und Lance gezielt über die Tanzfläche wirbelte, gestaltete sich das Unterfangen bei Checo, Nando und Kimi als etwas komplizierter heraus, weil keiner der drei Herrschaften geführt werden wollte. Aber irgendwann hatten sie es geschafft und halbwegs gute Tänze vollbracht. Bei Daniel war es so schwer, nicht vor Lachen zu weinen. Ständig hatte ihm der Australier etwas erzählt oder Grimassen gezogen, hatte ihm zugeflüstert, dass er und Max in ihren Wohnungen auch gerne tanzten. Und da war selbstverständlich immer er derjenige, der führte. Was aus der Sicht von Max irgendwie anders klang, als er mit dem Niederländer seinen Tanz hatte.
Die Müdigkeit und Erschöpfung forderten auch bald bei ihm ihren Tribut und selig schlief Carlos mit Lando in den Armen ein.
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„Hmm." Müde blinzelte er, als sanfte Küsse sein Gesicht trafen. Federleicht streiften warme Lippen seine Stirn, die Wangen, die Nase und seine Lippen. Lächelnd kam er den warmen Lippen entgegen, brummte zufrieden, als er seinen Mund etwas öffnete und die Zunge willkommen hieß.
„Buenos días."
„Buenos días." Schmunzelnd öffnete er die Augen, schob die Hand in den Nacken von Lando und zog dessen Kopf weiter zu sich herunter, bis sich ihre Stirnen berührten.
„Bist du schon lange wach?"
„Nein. Und eigentlich auch nur, weil ich ganz dringend mal auf Toilette verschwinden musste."
Ursprünglich wollte sich Lando nach dem schnellen Abstecher ins Badezimmer wieder unter die Decke begeben und an Carlos kuscheln. Aber irgendwie war er nach der Toilette hellwach, so dass er seinen Mann einige Minuten beim Schlafen beobachte, bevor er sich entschied, diesen auf seine Art und Weise zu wecken. Der Wecker würde eh in 20 Minuten klingeln, so hatte er also noch etwas Zeit, um ausgiebig Liebkosungen mit dem Spanier auszutauschen.
„¿Todo bien contigo?"*
„Los dos eran ángels. Dormi muy bien."**
„Unfassbar."
Fragend hob Lando seine Augenbrauen. Unfassbar, dass er gut geschlafen hatte? Okay, könnte tatsächlich unfassbar sein, da die letzten Nächte nicht immer sehr erholsam gewesen waren.
„Du sprichst meine Muttersprache so gut. Ich bin damals so verzweifelt, als ich versucht habe, dir etwas Spanisch beizubringen, und jetzt kannst du schon ganze Unterhaltungen führen. Weißt du, wie glücklich du mich machst? Wie stolz?"
„Uhm."
Verlegen versteckte Lando rasch den Kopf an der nackten Brust seines Mannes, spielte mit den feinen Härchen und setzte kleine Küsse auf die Haut.
„Unsere Minicookies werden nun mal zweisprachig aufwachsen. Dein Geburtsland ist Spanien, meines ist England. Ich finde es wichtig und richtig, ihnen beide Sprachen beizubringen, weil sie mit beiden Kulturen aufwachsen werden."
„Na bei all den Onkels, die unsere Cookies haben werden, sind es am Ende vielleicht noch mehr Sprachen."
„Oh nein. Glaubst du, die beiden werden dann Finnisch lernen wollen? Oder Japanisch?"
Entsetzt hob Lando den Kopf und blickte Carlos an. Er verzweifelte ja schon vollkommen, wenn sich Kimi und Valtteri in deren Muttersprache unterhielten oder wenn Yuki ihnen einige japanische Sätze vortrug.
Lachend wuschelte Carlos seinem Mann durch die Haare. Schüttelte herzlich den Kopf.
„Da mache ich mir keine Sorgen, mi amor. Die beiden werden sicher einiges aufschnappen, was nicht zu vermeiden ist, wenn wir sie später mit an den Strecken haben. Und wir können ganz sicher davon ausgehen, dass wir unsere Cookies an den Rennstrecken in den unterschiedlichsten Motorhomes suchen können."
„Wir haben unsere Familie. Deine Eltern und Schwestern freuen sich so sehr darauf, abuela y abuelo und tías zu werden. Meine Eltern und Geschwister stehen diesem in nichts nach. Und dann haben wir unsere Formel-1-Familie. Mit einigen sind wir sehr gut befreundet. In den letzten Monaten ist diese Familie noch enger zusammengewachsen. Diese Familie hat sich mit unseren Familien zusammengetan und eine Babyparty organisiert. Was gibt es mehr als Beweis, dass unsere Babys und wir ihnen wichtig sind? Dass sie uns lieben und unterstützen?"
Schweigend stimmte Carlos dem zu. Sanft spielten seine Finger mit den Haaren im Nacken des Jüngeren, nachdem Lando den Kopf wieder auf seine Brust gelegt hatte. Sie hatten eine große, sehr große Familie, in die ihre Cookies geboren werden würden. Und jeder von diesen Menschen – eingeschlossen Lando und er – würden alles für diese kleinen Engel machen.
TBC ...
*„Alles in Ordnung bei euch?"
**„Die beiden waren Engel. Ich habe sehr gut geschlafen."
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