-Kapitel 035-
Hallo meine Lieben...
...allen noch nachträglich ein frohes neues Jahr.
Ich habe heute wie man merkt das neue Kapitel dabei ^^
Sollten euch vorübergehend kleine Fehler, Satzzeichen oder sonstige Ungereimtheiten der deutschen Sprache entgegen kommen, seit bitte lieb <3
Sie wissen noch nicht, das man sich ihrer angenommen hat.
Meine Beta geht immer sehr schonend und liebevoll mit ihnen um und wenn sie mir das Kapitel zurück schickt, werden diverse unseriöse Fehler und co auch nicht mehr enthalten sein :-*
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„Lando hör auf damit."
„Kann nicht. Ich bin nervös."
„Das ist uns auch aufgefallen. Aber es ist nur noch eine Runde. Carlos packt das."
Natürlich würde sein Mann das schaffen. Daran zweifelte Lando nicht. Vielmehr waren es seine eigenen Nerven, die es kaum noch ertragen konnten hinzuschauen.
„Rennfahren ist wie Fahrrad fahren. Das verlernt man auch nicht."
Zuversichtlich legte Andreas seinem Schützling einen Arm um die Schulter. Nachdem Lando den Start noch aus der Box von Ferrari verfolgt hatte, war er irgendwann zu McLaren gegangen und hatte es sich bei ihm am Kommandostand bequem gemacht.
„Dann hoffe ich, dass du damit recht hast und dass ich später, wenn die Zwillinge da sind auch noch Fahren kann."
„Da mache ich mir keine Sorgen."
Nickend streichelte Lando seinen Bauch. Seit dem Vorfall in der Garage, war seine Wehmut wirklich enorm geworden. Die Wochen vorher war ihm gar nicht so bewusst aufgefallen, wie sehr er das Fahren vermisste, wie sehr er seinen Boliden vermisste. Paul machte seinen Job verdammt gut, fuhr sogar Punkte ein und trotzdem tat ihm das Herz schon etwas weh, obwohl keine Sorge bestand das er sein Cockpit verlieren würde. Sowohl Andreas als auch Zak hatten ihm versichert sein Cockpit jederzeit wieder haben zu können, sobald er sich von der Schwangerschaft erholt haben würde und Carlos und er ihre Elternzeit genossen hatten.
Die Idee von Carlos mit dem Simulator war tatsächlich sehr gut. Und irgendwie konnte Lando nicht glauben, dass er nicht selbst auf die Idee gekommen war. Immerhin hatten Carlos und er selbst einen und in MTC konnte er auch jederzeit den Simulator nutzen, sofern dieser gerade nicht von Daniel oder Paul genutzt wurde.
„Hattet ihr heute eure Ruhe?"
„Oh ja. Keiner ist uns zu nahegekommen. Die Ansage der FIA oder auch das Auftreten unserer Freunde war wohl sehr wirksam."
Auch wenn Lando niemand war, der Schadenfreude zeigte so freute er sich doch so richtig, dass man der Presse ein Maulkorb verpasst hatte. Noch am gestrigen Tag hatte die FIA ein Statement herausgebracht, genauso wie ihre Kollegen, die selbst nochmal klargestellt hatten, dass sie zu keinen weiteren Interviews mehr bereit wären, wenn dieses Bedrängen und Nötigen nicht aufhören würde.
„Carlos musste mir gut zureden."
Seufzend legte er die Hände auf den Bauch, damit seine Cookies nicht wieder zu viel Stress mitbekamen.
„Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben Lando."
„Das sagt Carlos auch. Und George. Und Esteban, Mick und alle anderen. Lewis und Kimi haben auch klargestellt, was sie von diesen schmierigen Fragen und widerlichen Auflauern halten."
Es war ein schönes Gefühl so großartigen Rückhalt zu bekommen. Jeder stand hinter Carlos und ihm. Alle schützen und unterstützen sie, gegen die manchmal noch sehr aufdringlichen Journalisten. Es waren zum Glück nicht mehr so viele, aber die noch da waren reichten vollkommen. Manchmal glaubte Lando, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn er erst wieder in die Öffentlichkeit getreten wäre, wenn die Zwillinge auf der Welt waren. Aber diesen Gedanken schüttelte er schnell wieder ab. Er würde seinen Mann nicht allein lassen. Niemals.
„Schau Lando. Die letzten zwei Kurven. Das sieht gut aus, sehr gut. Carlos holt direkt Punkte in seinem ersten Rennen, nach der Pause."
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Egal ob Zeitplan oder nicht.
Eigentlich sollte er in der Mixed Zone seine Interviews geben, aber das musste jetzt erst mal warten. Es gab wichtigeres zu erledigen.
„Mi amor."
Lächelnd umschloss er das Gesicht seines Mannes, zog Lando zu sich und verband zärtlich ihre Lippen. Schon seit er seinen Boliden geparkt und verlassen hatte, wollte er zu Lando, wusste aber darum das es strenge Regeln gab, an die er sich halten musste. Als er Lando nun aber außerhalb der Mixed Zone ausmachen konnte, hielt ihn nichts mehr zurück. Ein kleiner Kuss musste sein.
„Wir sind stolz auf dich Papá."
Sehnsüchtig blickte Lando seinem Spanier hinterher, winkte lächelnd, bevor Carlos sich zu den ersten Interviews begab.
Länger wollte er sich aber auch nicht mehr im Paddock aufhalten, sondern würde schnell zu Ferrari gehen, wo er auf seinen Mann in dessen persönlichen Räumlichkeiten warten würde. Auch wenn man versuchte ihn anzusprechen, gab Lando kein Wort von sich, wurde aber auch sehr gut von Personenschützer abgeschirmt. Zwar empfand er vier große, starke Männer als übertrieben, aber nach seinem Versäumnis ließ Andreas nichts mehr darauf kommen jemals wieder zu vergessen ihn und die Babys zu Schützen.
„Ciao Lando."
„Ciao Mauricio."
Bewusst hatte Lando sich entschlossen durch den Hintereingang der Hospitality von Ferrari zu gehen. Sein Weg führte ihn direkt zur Küche von Mauricio.
„Kann ich euch was Gutes tun?"
Verlegen nickte Lando. Mauricio hatte ihm nach ihrer kleinen Kochstunden gesagt, dass er jederzeit vorbeikommen konnte, wenn er Hunger hätte. Auch durfte Lando gerne ein weiteres Mal mithelfen, sofern sein Körper dies zulassen würde.
„Können wir vielleicht Kaiserschmarrn bekommen?"
„Das hat es euch wirklich angetan, was?"
Lachend nickte er dem Jüngeren zu, deutete Lando an das dieser sich hinsetzten konnte, während er selbst die Zutaten zusammensuchte.
„Ich habe mir alles notiert, was du mir gesagt hast. Ganz sicher werde ich das zu Hause auch für Carlos und mich mal machen. Und später für unsere Kinder. Es wird nicht so lecker wie dein Kaiserschmarrn, aber ich bin zuversichtlich das ich es hinbekomme."
„Du solltest dich niemals Unterschätzen Piú piccoli. Du hast mir doch selbst erklärt, dass Küche und du keine Freunde wart. Und nun? Carlos hat mir erzählt das du gut Kochen kannst und dass du dir das alles über YouTube beigebracht hast."
„Damals als ich allein gewohnt habe, war ich wirklich in der Küche nicht zu gebrauchen. Meine Mom war wirklich verzweifelt. Erst als Carlos mein Teamkollege wurde, kam ich öfter in die Küche. Er hat oft und viel mit mir gekocht. Ich wollte nicht das ständig Carlos für uns Kochen muss, oder das wir Bestellen. Wir werden Kinder haben und ich möchte in der Lage sein, ihnen was Leckeres zubereiten zu können, deswegen habe ich mit all den Kochkursen und Videos angefangen."
Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, während Mauricio ihm wieder leckere Gerichte zauberte. Mit einigen neuen Rezepten betrat Lando später den Raum von Carlos und legte sich auf die Liege. War zwar nicht sonderlich bequem, aber sein Körper war erschöpft, so das Liegen gerade am richtig großartig klang.
Ein vertrauter Geruch stieg in seine Nase. Zarte Finger tänzelten über seine Bauchdecke und liebkosten seine angespannte Haut.
Es war ein schönes Gefühl so geweckt zu werden, wobei Lando sicher war das Carlos ihn nicht absichtlich Wecken wollte. Wahrscheinlich war sein Mann mit allen Terminen fertig und hatte ihn gesucht. So gerne er die Augen auch aufschlagen wollte, so sehr verlor Lando sich in dem sanften Singsang seines Mannes.
Carlos sprach sehr viel und sehr innig mit ihren Babys. Oft war es tatsächlich in dessen Muttersprache, aber auch englisch sprach er mit ihren Minicookies. Aber das, was er jetzt vernahm, hörte er das erste Mal bewusst. Es gab Tage, wo er aus dem Schlaf erwachte und sich eingebildet hatte, Carlos Singen zu hören. Aber dieser hatte es immer lächelnd verneint und er dem Spanier geglaubt. Nun aber sprach Carlos nicht nur mit ihren Zwillingen. Er sang. Und das wirklich richtig schön.
„Papá dedo, papá dedo,
¿dónde estás?
¡Aquí estoy, aquí estoy!
¿Qué tal estás?
Mamá dedo, mamá dedo,
¿dónde estás?
¡Aquí estoy, aquí estoy!
¿Qué tal estás?
Es war verdammt schwer ruhig zu bleiben und so zu tun, als würde er noch schlafen. Aber um nichts auf der Welt wollte er diesen Moment kaputt machen, ihn zerstören. Carlos sang so liebevoll, so sanft. Wieso hatte dieser immer geleugnet nicht gesungen zu haben?
Zärtlich strich Carlos um seinen Bauchnabel, platzierte viele kleine Küsse um diesen herum, bevor er leise weiter sang.
„Hermano dedo, hermando dedo,
¿dónde estás?
¡Aquí estoy, aquí estoy!
¿Qué tal estás?
Hermana dedo, hermana dedo,
¿dónde estás?
¡Aquí estoy, aquí estoy!
¿Qué tal estás?
Bebé dedo, bebé dedo,
¿dónde estás?
¡Aquí estoy, aquí estoy!
¿Qué tal estás?"
„Wieso hast du immer geleugnet gesungen zu haben, wenn ich dich gefragt habe?"
Ertappt sprang Carlos fast schon aus der Hocke auf, blickte Lando dabei so verlegen und schüchtern an, dass dieser sich etwas mühsam aufsetzte, um dem Spanier neben sich auf der Liege Platz zu machen.
„Hm? Carlos, du hast gerade richtig schön gesungen."
„Findest du?"
Eigentlich schämte Carlos sich für nichts und er wurde auch nicht schnell verlegen, aber beim Singen war dies was anderes. Noch nie hatte er vor anderen Singen wollen, obwohl ihm seine Eltern schon in seiner Kindheit immer wieder gesagt hatten, dass er eine gute Singstimme hatte. Aber eine Karriere als Sänger war nie eine Option für Carlos gewesen. Sein Blut hatte Rennfahrergene und sein Herz schlug für die Formel 1.
„Ich werde es niemanden sagen."
Schmunzelnd lehnte er seinen Kopf an die Schulter des Älteren, als dieser endlich neben ihm Platz genommen hatte. Sofort griff er nach der Hand von Carlos, führte diese an seine Lippen und hauchte Küsse auf die Haut.
„Was hast du unseren Zwillingen gerade vorgesungen? Das hörte sich echt großartig an."
„Spanisches Kinderlied. Es geht um Fingerpuppen, mit denen du deine liebsten Menschen aufzählen kannst. Ich habe es schon als Kind geliebt, wenn Mamá es meinen Schwestern und mir vorgesungen hat."
Da hatte sein Mann doch noch verborgene Talente, von denen er noch nichts gewusst hatte. Carlos und er waren schon eine Zeitlang zusammen, sogar verheiratet und trotzdem schaffte es dieser ihn immer wieder zu Überraschen. Wenn ihre Kinder auch nur ein wenig von Carlos Gene haben würden, hatten diese eine sehr abwechslungsreiche Zukunft vor sich. Hatte er selbst eigentlich was Gutes? Irgendwas, was er ihren Kinder weitervererben konnte?
„Was bedrückt dich? Du siehst auf einmal so nachdenklich aus."
„Ich frage mich, ob ich unseren Zwillingen auch was Positives vererben werde. Du bist erfolgreicher Rennfahrer, Golfer und Sänger. Du kannst richtig gut Kochen und hast ein großes Herz. Was habe ich zu bieten? Ich bin immer noch chaotisch, manchmal noch unsicher und ängstlich. Mein Selbstwertgefühl ist zwar besser geworden und ich kann sicher auch mein Rennfahrerblut weitervererben. Aber was gibt es noch?"
Überrascht zog Carlos die Augenbrauen nach oben.
„Lando, du bist CEO deines eigenen Unternehmens, du bist erfolgreicher Rennfahrer, spielst im E-Sport, bist ein toller Gamer. Deine Kochkünste haben sich massiv verändert, du kannst mittler Weile richtig gut Kochen."
Wahrscheinlich waren es normale Gedanken, die man sich als werdende Eltern stellte. Was würde man seinen Kinder auf den Weg mitgeben? Würden irgendwelche Gene sich stärker durchsetzen als andere? Das Lando sich aber wirklich fragte, ob er was Positives vererben würde, ließ Carlos für einen kurzen Moment innehalten. Auch nach so langer Zeit war die Unsicherheit seines Mannes nicht ganz verschwunden. In vielen Dingen und Momenten war Lando wirklich viel selbstbewusster und mutiger geworden, aber seit der Schwangerschaft kamen die Unsicherheit, der Scham und manchmal eben auch die Selbstzweifel wieder stärker hervor.
„Du bist so ein wundervoller Mensch Lando. Unsere Kinder werden vieles von dir haben. Deine Güte, deine Liebe, deine Empathie. Ich bin sicher, dass wir eine sehr gute Mischung unserer Gene weitergeben werden."
Und ein weiteres Mal schaffte es Carlos ihn von seinen kurzweiligen trüben Gedanken abzulenken. Dabei hatte er heute doch nun keinen Anlass sich solche Gedanken zu machen. Carlos hatte ein erfolgreiches Rennen gefahren, er selbst hatte wieder neue Rezepte bekommen und ihren Zwillingen schien es auch richtig gut zu gehen. Im Großen und Ganzen ein guter Tag. Aber so ganz ließen sich diese trüben Gedanken eben auch nicht abstellen. Mit den zwei kleinen Wesen in seinem Bauch, würde neue Verantwortung auf Carlos und ihn zu kommen. Bisweilen waren sie nur für ihre eigenes Leben verantwortlich und wenn sie auf der Strecke waren, auch für das ihrer Freunde und Kollegen. Mit dem Wissen um die Minicookies hatte sich vieles im Leben seines Mannes und seines eigenen auf den Kopf gestellt. Es gab andere Prioritäten.
„Ich hätte vorhin nicht noch im Internet surfen sollen. Nachdem du zu den Interviews warst, habe ich noch Zeit bei Mauricio verbracht. Danach bin ich hierher und hatte noch kurz was über Babys gelesen, wie die Gene der Eltern sich ausprägen, was man machen kann um seinem Kind erfolgreich in das Leben zu Unterstützen. Und als du dann eben gesungen hast, kamen mir wieder Gedanken, was ich selbst den für unsere Zwillingen beitragen werde können."
„Kimi hat mir erzählt, dass dies normale Gedanken sind. Als Minttu und er damals Robin erwartet haben, kamen auch viele Gedanken. Checo meinte auch das die erste Zeit nach der Geburt noch viele Fragen hervorbringen wird. Wem sieht das Kind ähnlich? Was macht es in den ersten Wochen? Entwickelt es sich planmäßig? Ist alles in Ordnung? Es ist vollkommen normal und in Ordnung, dass du dir diese Fragen stellst. Du darfst niemals vergessen, dass unsere Kinder die Hälfte deiner Gene tragen werden. Du bist lebhaft, lustig, voller Schalk. Du hast so ein sensibles Auffassungsvermögen, bietest immer deine Hilfe an. Dir ist wichtig, dass es den Menschen, die du liebst, gut geht. Du bist ehrgeizig und voller Tatendrang. Deine Kreativität ist unfassbar. Genauso wie deine Charakterzug dich für vieles begeistern zu können. Lando du bist ein wirklich liebenswerter Mensch."
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Ein wenig unruhig strich Lando sich den Hoodie immer wieder glatt. Dabei gab es keinen Grund aufgeregt zu sein. Carlos und er würden nur zu Freunden fahren. Einen Besuch abstatten.
Nach Österreich hatten Daniel und Max mit ihnen abgemacht, dass sie sich unter der Woche in Monaco treffen würden, um in Ruhe reden zu können. Nur kurz waren Carlos und er noch rasch in England gewesen, hatte ein paar Tage im alten Haus von Lando verbracht um weitere Kartons zu Packen. Im Grunde zwar unnötig, da das nächste Rennen nach Österreich in Silverstone sein würde, aber Lando wollte einfach vorankommen und weitere Kartons Packen, damit sie später nicht zu sehr in Stress geraten würden. Immerhin musste Carlos in Madrid auch noch einiges Packen.
„Geht es euch gut?"
„Schon. Nur etwas nervös."
„Du kennst Max und Daniel. Und wir wissen von ihnen."
„Ja. Ich weiß auch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass wir vier untereinander sind. Keine Rennstrecke, kein Paddock. Kein Hetzen von einem Termin zum nächsten. Ich möchte wirklich wissen wie es bei den beiden Angefangen ist und wie es schaffen konnten, die Beziehung so lange zu verheimlichen."
Auch wenn er nach seiner Pause erst zwei Rennen hinter sich hatte, war Carlos um die kleine Pause bis zum Silverstone GP nicht traurig. Natürlich hatte er das Fahren vermisst. Im Grunde hatte er alles vermisst, was mit so einem GP im Zusammenhing und das wo er früher Momente hatte und all die Termine und Veranstaltungen verfluchte. Und auch heute würde er sich immer für Lando und die Babys entscheiden, müsste er zwischen Liebe und Arbeit wählen. Lando und den Kleinen ging es gut. Die Wochenenden waren zwar sehr stressig und anstrengend, aber Carlos hatte das Gefühl, das die Presse nach der klaren Ansage in der Steiermark wohl langsam begriff, dass sie sich nicht alles erlauben konnten.
„Ob die beiden von Nicholas wissen? Von Charles habe ich nie eine Andeutung vernommen, dass Daniel oder Max sich ihm gegenüber geoutet hätten."
„Nicholas meinte zu mir, dass wir die beiden einzigen wären, die er eingeweiht hat. Seine Eltern und die seines Freundes wissen Bescheid und wohl auch ein paar sehr enge Freunde, aber innerhalb unseres Kreises sind wir beide die einzigen die wissen, dass er schwul ist."
Vielleicht hatten Lando und er eine kleine Revolution losgetreten. Charles hatte einen Freund. George und Alex waren schon seit Jahren ein Paar. Nicholas hatte sich ihnen gegenüber geoutet und dann noch Max und Daniel. Das waren schon erstaunlich viele Männer, die eine gleichgeschlechtliche Beziehung führten, wenn man in Betracht zog, dass gefühlt jeder die Formel 1 Welt für ein Heterosexuelles Machogehabe hielten. Sie waren 20 Fahrer und 7 von ihnen führten eine Beziehung mit einem Mann, wenn das nicht mal, wie eine Bombe einschlagen würde.
„Ich glaube, wir werden einen schönen Tag haben. Max kam nach dem Rennen noch extra zu mir und hat sich versichert, ob wir wirklich vorbeikommen."
„Hm. Daniel war auch noch mal bei mir, bevor wir nach England geflogen sind. Ich glaube ihnen ist das Gespräch wichtig. Wobei ich das Gefühl nicht loswerde, das sie sich entschuldigen wollen. Ich habe Daniel, aber auch Max gesagt das dafür kein Grund bestehen würde."
Gemeinsam schlenderte Carlos und er durch die Straßen Monacos. Die Presse war heute tatsächlich sehr still. Nur 1–2-mal hatte er jemanden mit Kamera gesehen, aber niemand war Lando und ihn auf die Pelle gerückt. Selbst aufdringliche Fans hielten sich zurück. Jene Menschen, welchen sein Mann und er Autogramme geschrieben hatten, waren wirklich sehr nett und freundlich gewesen, hatten höflich gefragt und waren danach auch gleich wieder verschwunden, so dass sie einen gemütlichen Spaziergang bis zum Wohnkomplex von Max hatten.
Geduldig fuhren sie mit dem Fahrstuhl in besagten Stock und klingelten wenig später an der Wohnungstür zu Max Apartment.
„Hey. Da seid ihr ja. Kommt rein."
Lächelnd hielt Max ihnen die Tür auf und führte sich direkt in den Wohnbereich, wo Daniel schon wartete.
„Lando. Carlos. Endlich."
Mit einem breiten Strahlen umarmte Daniel erst Carlos und dann seinen Teamkollegen.
Etwas überwältig von diesem Schwung, klammerte sich Lando an das Shirt des Australiers, lächelte aber liebevoll. Obwohl Daniel so voller Energie steckte, hielt er ihn fast schon zärtlich.
„Daniel. Sollte ich mir Sorgen machen?"
„Wieso?"
„Weil du meinen Mann sehr überschwänglich an dich drückst. Unsere Minicookies stört das sicher nicht. Ich glaube ja, dass die beiden es lieben, wenn ihr Daddy gekuschelt wird."
„Ja?"
Sofort brachte Daniel eine Armlänge Abstand zwischen Lando und sich selbst, scannte rasch ab, ob er dem Briten nicht zu nah gekommen war, in seiner doch etwas aufgekratzten Art. Aber Lando schien es nicht gestört zu haben. Vielmehr kicherte der junge Brite, während er sich über seine Babybauchkugel strich.
„War das in Ordnung? Ich bin dir nicht zu nahegekommen? Ich habe gelesen, dass man das nicht einfach so machen darf. Dein Körper, dein Babybauch. Viele Schwangere mögen das nicht."
„Alles gut Danny. Ich kenne deine überschwängliche Art und deine Liebe zu kuscheligen Umarmungen. Aber ja, du hast Recht. Ich möchte nicht von jedem und schon gar nicht von Fremden einfach an meinem Babybauch angefasst werden. Du bist ein Freund und ich weiß das du Fragen würdest, wenn du den Bauch anfassen möchtest. Ansonsten darf das nur Carlos und meine Ärzte."
Nachdem auch das geklärt war, nahmen Carlos und er dankend die Einladung des Hinsetzen an. Schon seit langen waren seine Füße geschwollen und langes Laufen oder gar stehen, fiel ihm auch immer schwerer.
„Möchtet ihr was Trinken?"
„Habt ihr Eistee? Ich liebe Eistee. Oder vielmehr, wir lieben gerade alles an Tee."
„Sollten wir eigentlich haben. Max hat immer was für Luca zu Hause."
Während Daniel nach dem Tee schauen ging, verteilte Max die Gläser. Und tatsächlich kam der Australier mit Eistee zurück, was die Augen von Lando richtig Strahlen ließ.
„Isst du noch immer komische Kombination?"
„Ist weniger geworden. Ich liebe salziges Karamell mit Naturjoghurt. Obst essen wir sehr viel, wobei ich da wegen dem vielen Fruchtzucker aufpassen muss. Ansonsten liebe ich die Burger die Carlos macht und Waffeln in jeglicher Variante. Ich habe viel zugenommen und Angst das ich die Kilos nicht wieder loswerde. Heute war es so schlimm, dass Carlos mir die Schuhe zubinden musste, weil ich mich nicht Bücken konnte."
Sofort griff genannter Spanier nach seiner Hand, ließ es nicht zu das Lando wieder in Selbstzweifel verfiel. Es war nämlich gar nicht so einfach gewesen seien Mann noch dazu zu bringen zu Daniel und Max zu gehen, nachdem das bloße zubinden von Schuhen nicht funktioniert hatte. Lando war wirklich in Tränen ausgebrochen und hatte sich nur schwer beruhigen lassen.
„Du bist ein Topsportler Lando. Dein Körper macht gerade ein Extrem durch. Du hast zwei kleine Wesen in deinem Bauch und dein Körper versorgt diese kleinen Cookies. Ich bin sicher, dass du nach der Geburt wieder zur Topform zurückfinden wirst."
Das hoffte Lando sehr. Nebenbei machte er noch immer seine Sportübungen, stimmte diese jedes Mal mit Jon ab, um die Babys nicht zu gefährden. Anfangs konnte er noch regelmäßig Joggen und viele Übungen machen, aber über die Wochen und Monate konnte er vieles nicht mehr Umsetzen, weil es auch zu anstrengend geworden war. Laufen ging er noch immer, aber nicht mehr viele Kilometer, nur so lange wie sein Körper es zuließ. Auch Kraftübungen und Cardio Übungen absolvierte er weiterhin, aber alles in Maßen und unter Beobachtung von Jon und Carlos.
„Wir sind ja nicht wegen meiner Schwangerschaft hier. Sondern wegen euch. Seid ihr euch gegenüber uns geoutet habt, platze ich fast vor Neugier. Wie seid ihr zusammengekommen?"
Lachend zog Daniel seinen Freund an sich und gab Max einen Kuss auf die Schläfe. Das sein junger Teamkollege neugierig sein würde, damit hatten sie gerechnet. Es war eher erstaunlich das Lando, solange die Füße stillgehalten hatte und sie nicht mit Fragen gelöchert hatte. Aber eine ruhige, private Atmosphäre war einfach besser. Hier in ihren eigenen vier Wänden hatten sie Schutz vor ungebetenen Gästen.
„Ungefähr ein halbes Jahr bevor ich von Red Bull nach Renault gewechselt bin, habe ich Veränderungen wahrgenommen. Meine Gefühle zu Max hatten sich geändert und mir wurde auch sehr schnell bewusst, inwiefern sie sich geändert hatten. Wir haben uns so eine großartige Freundschaft aufgebaut und trotz des Altersunterschied, sind wir beste Freunde geworden und ich wusste damals schon das Max bisexuell war, genauso wie ich selbst. Aber wer rechnet damit sich in den besten Freund zu verlieben?"
Ein wenig hörte es sich, wie bei Carlos und ihn selbst an. Sie waren auch sehr schnell, richtig gute Freunde geworden. Nur das er damals richtig viel Angst gehabt hatte, als ihm bewusst wurde sich in Carlos verliebt zu haben.
„Tatsächlich dachte ich, dass der Wechsel zu Renault eine richtig geniale Idee gewesen sei. Dumm. Gefühle ändern sich nicht plötzlich, nur weil man nicht mehr so regen Kontakt hat. Zwar waren es auch sportliche Dinge, die mich haben Wechseln lassen, aber es kam mir eben auch gelegen, weil ich der Überzeugung war mich entlieben zu können, wenn ich nicht mehr so viel mit Max kuscheln würde."
Für einen kurzen Moment konnte man Schmerz in den braunen Augen des Australiers sehen, welcher aber schnell wieder verflog, als er sich Max Hand schnappte und sich an die Lippen führte.
„Wie war es bei dir Max? Wusste du vom ersten Moment, das mehr zwischen Daniel und dir war?"
„Ich glaube es war wirklich immer mehr zwischen uns beiden. Bewusst wurde mir das aber erst, als ich den Boden unter den Füßen verloren hatte. Der Wechsel kam für mich vollkommen aus dem nichts und ich habe mich sowohl von Daniel als auch von Christian verraten gefühlt. Klar, es gab Gerüchte. Die gibt es immer. Aber keiner der beiden hatte mich irgendwie aufgeklärt. Es wurde immer alles nur abgewiegelt, bis ich dann erfahren habe das Danny gehen wird. Das war scheiße. Und sehr schlimm für mich."
Lando versuchte wirklich nicht zu Weinen. Aber die Emotionen übermannten ihn und die Tränen liefen schon, bevor er es hätte aufhalten können. Sein Kopf hatte sich sofort bildlich vorgestellt, wie traurig und enttäuscht Max damals hatte sein müssen. Wie verletzt dieser gewesen war, seinen besten Freund zu verlieren, ohne dass dieser was gesagt hatte. Und während er sich Max tieftraurig vorstellte, kamen die Gedanken automatisch zu George und Alex. Auch die beiden waren besten Freunde. Was wäre, wenn bei ihnen auch sowas geschehen wäre? Aber die beiden hatten immer ehrlich miteinander geredet, hatte dem anderen von den Plänen berichtet.
Und was war mit Carlos und ihm? Der Wechsel zu Ferrari, tat ihm heute noch weh, auch wenn er das niemals gegenüber Carlos oder jemanden anderen zugeben würde. Es war auch nicht so, dass er Carlos nie unterstützt hätte oder es ihm nicht gönnte, aber sein Herz litt bis zum heutigen Tage sehr darunter den Spanier nicht mehr direkt an seiner Seite haben zu können. Danny war großartig, lustig und humorvoll. Er war ein großartiger Teamkollege, aber eben nicht Carlos. Niemand würde Carlos als seinen Teamkollegen ersetzten können, egal wer noch kommen würde.
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„Entschuldige Lando. Ich habe vergessen, dass die Schwangerschaft dich noch emotionaler macht. Wir hätten auch einfach sagen können, wann wir zusammengekommen sind."
Carlos hatte alle Hände voll damit zu tun, seinem Mann die Taschentücher zu reichen die ihm Max gereicht hatte. Zwischen all den Tränen hatte Lando Schluckauf bekommen und versuchte sich vergeblich für beides zu entschuldigen.
„Wir haben uns auf dem Eifelturm geküsst. Ganz kitschig."
Geräuschvoll zog Lando die Nase hoch, tupfte sich die Tränen vom Gesicht und blinzelte einzelne Tränen von seinen Wimpern, bevor er Daniel überhaupt wieder sehen konnte.
„Habt ihr?"
„Ja. Es war unser erster Jahrestag. Ich habe Max heimlich nach Paris entführt. Weißt du, mein kleiner Löwe ist nicht so der Romantiker, aber in der Stadt der Liebe ist er ganz weich geworden."
Empört blies Max die Backen auf, wollte schon zur einer Triade ansetzen, als er den Blick von Daniel wahrnahm. Deutlich signalisierte ihm sein Freund das er die Klappen halten sollte.
„Ist es wirklich so schön auf dem Eifelturm?"
„Es war sehr zügig und kalt. Aber wir waren auch erst oben auf der Spitze, als der Turm schon geschlossen hatte. Manchmal ist es doch ein großer Vorteil, wenn man einen bekannten Namen hat oder Beziehungen."
Mit leuchtenden Augen hing Lando an den Lippen seines Teamkollegen, strahlte als Daniel mehr von dem Date erzählte, von dem Kuscheln, dem Kuss und den Spaziergang danach an der Seine.
„Das hat er absichtlich gemacht, oder?"
„Ja. Ich denke er wollte Lando ablenken. Wenn er was Romantisches hört und sich das vorstellt, weint er nicht mehr. Das war ein sehr geschickter Schachzug von deinem Freund."
Da Daniel und Lando regelrecht vertieft in ihrem Gespräch schienen, hatten Max und Carlos sich in die Küche verzogen, wo der Spanier seinem Gastgeber etwas zur Hand ging, da Daniel und er noch Häppchen gemacht hatten.
„Wie hat Daniel es geschafft, dass du ihm das mit dem Wechsel verzeihst? Und dass ihr dann später sogar ein Paar wurdet?"
„Danny ist verdammt hartnäckig. Er hat nicht nachgelassen, hat Nachrichten geschickt. Nachrichten auf den AB gesprochen, hat kleine Aufmerksamkeiten geschickt. Selbst meine Familie hat er mit einbezogen. Im Grunde war ich Danny nicht lange sauer. Ich war nur so verletzt und enttäuscht, weil wir immer über alles reden konnten. Wir waren beste Freunde und hatten uns schon alles aus unserem Leben erzählt und dann verschweiget er mir ausgerechnet den Wechsel? Das tat richtig weh."
Zwar hatte er Lando seinen Wechsel zu Ferrari nicht verschwiegen, aber trotzdem war es auch damals für sie beide eine harte Zeit. Und irgendwie wurde Carlos das Gefühl nicht los, das Lando nie darüber hinweggekommen war, dass sie keine Teamkollegen mehr waren. Aber jedes Mal, wenn er seinen Mann darauf ansprach, verneinte dieser nur und meinte das alles in Ordnung sei. Und jetzt, wo sie verheiratet waren, Kinder erwarteten und ein Haus gekauft hatten, kam ihm gar nicht mehr in den Sinn Lando bezüglich des Wechsel nochmal anzusprechen.
„Im Grunde war es mein Dad, der mir den Kopf geradegerückt hat. Du kennst mich auch etwas."
Lachend nickte Carlos. Auch wenn Max und er nicht lange Teamkollegen waren, hatte er den jungen Niederländer schon etwas kennenlernen dürfen und über die Jahre hatte sich eine enge Freundschaft entwickelt.
„Aber ausgerechnet dein Dad?"
„Er meinte, dass ich nicht so bockig sein soll. Immerhin sei ich doch auch Rennfahrer und weiß, wie das Geschäft läuft. Und nur weil Daniel und ich beste Freunde waren und ein gutes Team bildeten, hieß das noch lange nicht das es keine Veränderungen geben dürfte. Daniel hatte genauso das Recht sich nach anderen Cockpits umzusehen, wenn es eben nicht mehr lief. Naja, irgendwie hatte er ja Recht. Ich habe mich kindisch und bockig benommen, weil ich einfach keinen anderen Teamkollegen haben wollte."
Seufzend fuhr Max sich durch die Haare. Die Ansage seines Dads hatte damals gesessen und er war danach direkt zu Daniel gegangen und hatte sich mehrmals entschuldigt.
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„Du hast Max gleich verziehen?"
„Natürlich. Ich habe ihn geliebt und wusste ja, dass er einfach enttäuscht war. Und bockig."
Nachdem Daniel von dem romantischen Jahrestag berichtet hatte, konnte Lando auch den restlichen Teil der Geschichte anhören, wie die beiden zusammengekommen waren.
„War es seltsam? Also das Max dein bester Freund ist und du plötzlich Liebe für ihn empfunden hast."
„Nein. Ich habe Max immer geliebt. Intensiv wurde die Liebe erst, als die Gefühle romantisch wurden. Ich bin sehr glücklich mit diesem manchmal echt sturen Löwen. Aber anders möchte ich ihn auch nicht haben. Ich liebe sein Wesen, sein Charakter, alles, was Max eben ausmacht, auch wenn er manchmal schwierig ist."
„Ich habe mich immer gefragt, wie Carlos sich ausgerechnet in mich hatte verlieben können. Als ich selbst gemerkt habe, dass ich mehr für Carlos empfinde, wäre ich fast durchgedreht. Ich war am Ende, fertig mit den Nerven. Da steige ich in die Formel 1 auf, bekomme ein großartiges Team und einen klasse Teamkollegen und was mache ich? Verliebe mich. Das war echt schwer. Alex und George wussten so manche Tage nicht, was sie mit mir machen sollten, wie sie mich ablenken konnten oder aufheitern. Ich habe mich so unwohl gefühlt. Ich wollte weiterhin die Nähe, den Körperkontakt zu Carlos, aber gleichzeitig wollte ich auf Abstand gehen, weil ich jedes Mal Herzrasen bekommen habe und Angst hatte Carlos würde es merken."
Eigentlich war Daniel nicht so zurückhaltend oder gar unsicher. Aber seit der Schwangerschaft von Lando, wusste er nie, wie weit er gehen durfte ohne das Lando sich bedrängt fühlte.
„Es ist in Ordnung Danny."
Ertappte senkte dieser den Blick, rückte aber wirklich näher an Lando und zog diesen in eine liebevolle Umarmung. Achtsam schaute er dabei den Bauch nicht zu berühren, wollte dem jungen Briten gerade einfach nur Nähe geben.
„Ich wünschte das ich mutiger gewesen wäre. Hätte ich mich in jungen Jahren schon als bi geoutet, wäre deiner Generation eine Menge Stress erspart geblieben."
„Es ist ja besser geworden. Die negativen Kommentare lesen wir eh nicht. Aber ich muss auch gestehen, dass Carlos alles löscht, was negativ ist. Für die Zwillinge und mich ist es alles andere als schön, wenn dir jemand eine Fehlgeburt wünscht oder dich eine Missgeburt nennt. Man kann eben nicht erwarten, dass alle Menschen gleichermaßen dazu in der Lage sind zu denken. Selbst mit der ausführlichen Erklärung meines Syndroms, verstehen es viele nicht. Oder wollen es einfach nicht. Mittlerweile ist mir das egal. Ich bin glücklich. Verdammt glücklich. Ich habe meine erste große Liebe geheiratet, wir bekommen Kinder und haben uns ein traumhaftes Haus gekauft. Und irgendwann werde ich wieder Fahren."
„Amen."
Lächelnd traten Max und Carlos wieder in den Wohnbereich, verteilten die Platten mit den Häppchen und hatten Lando noch mal frischen Tee und Wasser mitgebracht.
„Ich finde es schön, dass Carlos und ich von euch wissen. Das gibt noch bisschen mehr halt."
„Vielleicht sind Danny und ich irgendwann mutig genug um uns auch zu Outen. Wobei es eher an mir liegt, dass wir uns noch nicht geoutet haben."
Carlos und Lando hatten den ersten Schritt getan und viel Mist abbekommen, wäre es nicht eigentlich fair sich genau deswegen erst recht zu Outen. Die Öffentlichkeit war doch wohl nicht so verblödet und ging davon aus, dass es nur Lando und Carlos in ihrem Sport gab, die sich für Männer interessierten. Max wusste ja, dass es echt dumme Menschen gab, aber für so dumm wollte er den größten Teil der Menschheit nicht halten. Es gab immerhin mehr als nur die Formel 1. Es gab noch viele kleine Serien, in denen es Fahrer gab, die ganz sicher auch gleichgeschlechtlich liebten.
„Wir haben schon mal gesagt, dass wir uns nicht geoutet haben, um andere dazu zu Zwingen es uns gleich zu tun. Jeder der sich Outen möchte, soll es wirklich wollen, soll sich dabei gut Fühlen. Lando und ich haben viele Nachrichten bekommen. Wirklich sehr viele. Unfassbar viele Fremde haben sich uns anvertraut. So manche Nachrichten gingen sehr ans Herz, taten schon weh, weil diese Person solch eine Angst hatte. Lando nimmt das ganze zurzeit noch mehr mit, weswegen wir das auch einschränken mussten. Nicht, weil wir den Menschen wehtun wollen oder sie uns unwichtig sind. Aber wir haben genug mit unseren eigenen Leben zu tun."
Besagter Brite nickte kauend. Aber um die Menschen, die sich ihnen anvertraut hatten, nicht völlig im Stich zu lassen, hatten Carlos und er sich mit verschiedenen LGBQ-Profilen zusammengeschlossen und eine große Website ins Leben gerufen, wo sich jeder Melden durfte und konnte.
„Darf ich was Fragen?"
„Natürlich Max."
„Kennt ihr neben Daniel und mir noch andere Fahrer die Schwul oder Bi sind?"
„Ja, tuen wir."
„Es sollte uns nicht überraschen, weil es unreal gewesen wäre zu denken, wir wären die Einzigen. Und trotzdem bin ich etwas überrascht. Ihr sollt auch keine Namen nennen, das würden wir nie verlangen. Würden diese Fahrer euch auch mit einem Outing unterstützen?"
„Ja. Von denen wir wissen, würden uns alle unterstützen."
„Irgendwie traurig."
„Hm?"
Fragend richtete sich Carlos Blick auf Max, der seine Häppchen schon eine geraume Zeit auf dem Teller hin und her schob. Der junge Niederländer sah sehr nachdenklich aus.
„Wir sind scheinbar ja nicht allein. Und trotzdem hat keiner direkt nach eurem Outing sich ebenfalls vorne hingestellt und sich Offenbart. Keiner ist an die Öffentlichkeit gegangen, um euch zu entlasten."
„Es ist wie es ist Max. Vielleicht brauchen einige noch etwas Zeit. Lando und ich wissen ja um die Unterstützung und das hilft."
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„Glaubst du die beiden freuen sich?"
„Oh ja, davon gehe ich aus. Hast du den anderen schon geschrieben?"
„Ja, als du Lando und Carlos zum Flughafen gebracht hast, habe ich schnell ein Update geschrieben."
Wohlig schmiegte Max sich an den warmen Körper seines Freundes. Der Tag war ereignisreich gewesen. Es tat gut sich Lando und Carlos offen anzuvertrauen, auch wenn es ein paar Tränen gab. Aber im Großen und Ganzen war es wirklich ein geglückter Tag.
Und während Daniel die beiden zum Flughafen brachte, hatte er schnell etwas aufgeräumt und ihrer WhatsApp Gruppe ein Update an die anderen geschickt. Die Überraschung konnte Starten. Lando hatte zugesagt, dass dieser auf jeden Fall bei seinem Heimrennen dabei sein würde. Nur unter Ausnahmefällen würde er zu Hause bleiben.
„Wir sollten das Hotel lieber Anfragen, ob sie genug Taschentücher haben. Oder wir nehmen gleich Handtücher."
„Du Arsch."
Lachend boxte Max dem anderen gegen die Seite. Wobei viele Taschentücher sicher nicht unbedingt verkehrt sein würden. Max ging doch sehr stark davon aus, dass nicht nur Lando den Tränen nah sein würde.
„Die beiden scheinen aber auch nichts zu ahnen."
„Wie den auch? Ich glaube die beiden haben mit dem Haus und Landos Schwangerschaft echt genug um die Ohren."
„Und genau deswegen machen wir das ja auch. Damit die beiden keinen weiteren Stress haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch mehr Stress förderlich für Lando ist."
„Nein, ist es sicher nicht. Er war eh schon so niedergeschlagen."
Alles, was für sie normal war, wurde für Lando immer schwieriger. Schuhe Anziehen und Schnürsenkel binden war genauso schwer geworden, wie das Liegen auf dem Rücken. Seitlich liegen ging auch nur so lange gut, wie Carlos den Bauch streichelte und ruhig mit Lando und den Zwillingen sprach. So viele Alltagssachen fielen Lando von Tag zu Tag schwerer und machten es seiner Stimmung und Laune dadurch auch nicht einfacher.
„Wenigstens funktioniert das mit dem Simulator noch. Wenn das jetzt auch noch wegfallen würde, wäre Lando wohl richtig am Boden zerstört. Ich bewundere Carlos wie ruhig und stark er das alles regelt, wie er versucht Lando alles zu erleichtern, aber gleichzeitig auch versucht diesen zu unterstützen, damit Lando sich nicht ganz untätig oder unnütz fühlt."
Die Stunden, welche sie mit Carlos und Lando verbracht hatten, zeigten deutlich und spürbar, wie sehr der Spanier seinen Briten liebte. Stumm waren Daniel und Max sich übereingekommen, dass Carlos wahrlich alles für seinen Lando und die Babys machen würde.
Es blieb zu hoffen, dass die beiden sich über die Überraschung freuen würden, welche sie mit den anderen Jungs schon eine Weile planten.
TBC...
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https://youtu.be/qXBAiJcMCbk
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