-Kapitel 032-
Update - Mittwoch :-*
Viel Spaß meine Lieben ^-^
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„Darf ich mich zu dir setzen?"
„Ist deine Terrasse."
„Und sie war jahrelang auch deine. Und wird es auch weiterhin sein."
„Vielleicht wird sie das ja wieder. Aber vorerst sicher nicht. Ich bin hier, weil ich Familienzeit wollte und ein Gespräch mit dir. Dies bedeutet nicht, dass ich danach regelmäßig hier vorbeikommen werde."
„Es tut mir so leid, Lando."
Das wusste er selbst. Immerhin hatte seine Mom seit seinem Ankommen jede Gelegenheit gesucht, um sich zu entschuldigen. Seit zwei Tagen war er wieder in Bristol, war in seinem alten Zuhause, was sich zurzeit aber nicht wirklich so anfühlte. Er fühlte sich nicht direkt unwohl, das nicht, aber es war eben nicht mehr so wie vor dem Streit mit seiner Mom. Auch wenn er selbst nach Bristol wollte, musste Carlos doch etwas Überzeugung leisten und war bis zum Morgen auch mit ihm hiergeblieben. Aber ein kurzfristiger Termin für Ferrari, welchen Callum nicht wahrnehmen konnte, hatte Carlos leider abreisen lassen. Aber am nächsten Tag wollte sein Mann wieder bei ihm sein.
Schweigen legte sich über den Garten. Lando hatte sich nach einem langen Mittagsschlaf und regem Nachrichtenaustausch mit Carlos nach draußen begeben, wollte das schöne Wetter genießen. Sein Dad war unterwegs und Cis war noch bei einer Freundin, würde erst am Abend wieder zu ihnen stoßen. Dementsprechend war er nun allein mit seiner Mom. Im Grunde die perfekte Situation, um das Gespräch zu suchen. Aber er wollte nicht. Konnte nicht. Was auch immer. Mit Chips, frischem Obst und viel Tee war er regelrecht in den Garten geflohen, hatte nur zu deutlich die Zwillinge gemerkt, die seine aufgewühlten Gefühle ja direkt mitbekamen.
„Du hast mir wehgetan. Nicht nur mir. Auch Carlos. Unseren Babys. Warum, Mom?"
„Ich weiß es nicht. Als ich euren Post gesehen hatte, war ich so enttäuscht. Für einen kurzen Augenblick dachte ich noch, es wäre ein Scherz, aber nachdem ich die Liebeserklärung von Carlos gelesen hatte, wusste ich, dass es die Wahrheit war."
„Ein Scherz? Wieso um alles in der Welt glaubst du, dass wir einen Scherz mit unserer Heirat machen würden?"
Hart fixierte sein Blick den seiner Mom. Lando spürte richtig, wie es in ihm brodelte, sich gleichzeitig aber auch Wehmut breit machte. Er liebte seine Mom, aber er war noch nicht bereit, dieser zu verzeihen.
„Weil ich davon ausgegangen bin, dass ihr beide niemals ohne eure Familien heiraten würdet."
„Haben wir aber! Und es war wunderschön. Der Mann, der mir alles bedeutet, unser Baby und der Standesbeamte waren genau die Personen, die an diesem Tag anwesend sein sollten. Niemand mehr. Kein anderer. Carlos und ich wollten es so, weil es für uns war. Verstehst du? Wir haben geheiratet, nicht du. Nicht Mick, Esteban, Lewis oder Pierre. Nicht Ana, Blanca oder Reyes. Nicht Flo oder Cis. Carlos und ich."
Sollte der Hochzeitstag nicht ein besonderer Tag sein? Für Lando war dieser Tag etwas Besonderes gewesen. Noch immer konnte er sich an das Lächeln seines Mannes erinnern, an die leicht zittrigen Hände und die Nervosität, als sie sich beide ihre Liebe schworen. Und nur Stunden später zerstörte seine eigene Mom diesen wunderschönen Tag, weil diese beleidigt war, weil sie sich ausgeschlossen fühlte. Carlos und er hatten mit verschiedenen Reaktionen gerechnet, nahmen auch in Kauf, dass einige Freunde länger bockig sein würden. Aber dass ausgerechnet seine Mom so eine Szene machen würde, war so überhaupt nicht vorgesehen. Mit einer Enttäuschung hatte er gerechnet, vielleicht auch ein bisschen schmollen, aber nicht mit verletzenden Äußerungen und verbalen Anfeindungen.
„Ich kann mich nur immer wieder entschuldigen."
„Das macht es nicht besser, Mom. Irgendwann kann ich dir das vielleicht verzeihen. Und ich bräuchte dich gerade jetzt so sehr, aber am liebsten will ich abreisen oder mich irgendwo hier aufhalten, wo du nicht bist. Ich habe geheiratet, erwarte, dass meine Mom vielleicht etwas traurig sein wird, weil die Familie nicht dabei war. Aber du hast mir nur Vorwürfe gemacht. Hast du geglaubt, dass du meine Hochzeit planen würdest? Bist du davon ausgegangen? Mom, das kannst du vielleicht bei Cis und Flo machen, aber ganz sicher nicht bei mir. Carlos und ich sind in der Lage, unsere eigene Hochzeit selbst zu planen, selbst eine Location zu suchen oder das Essen auszusuchen. Dafür brauchen wir niemanden."
Rasch wischte er sich unter den Augen entlang, stand schwungvoll auf und nahm die Lebensmittel an sich.
„Ich gehe etwas mit Piñón spazieren, bevor ich noch Dinge sage, die ich wirklich bereuen würde. Ich brauche einen freien Kopf, sonst kann ich dir nicht richtig zuhören und auch nicht verzeihen. Aber ich möchte, dass die Zwillinge ihre Grandma kennenlernen, dass sie hier eine schöne Zeit haben können, so wie meine Geschwister und ich, so wie Carlos, als ihr ihn in der Familie aufgenommen habt. Und ich selbst will meine Mom zurück, möchte mir Ratschläge und Tipps holen. Gerade während der Schwangerschaft könnte ich deine Hilfe gebrauchen, so wie am Anfang, als du mit den Schwangerschaftstests kamst. Aber im jetzigen Moment würde ich alles ablehnen, dir nicht zuhören und gewisse trotzige Dinge sagen. Und ich kann das nicht alles auf die Hormone schieben, weil es nicht nur diese sind, die diese Enttäuschung auslösen."
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„Und wie war dein Spaziergang?"
„Am Ende echt anstrengend. Piñón wollte alles andere als wieder zurück. Der hat im Gegensatz zu mir Ausdauer. Mir tun die Beine und Füße weh. Und der Rücken."
„Oh je. Und kein Carlos, der dich massiert. Ich nehme nicht an, dass ich es übernehmen soll?"
„Lieb gemeint, Cis. Aber nein. Carlos hat magische Hände. Ich muss wohl bis morgen warten, bis sich meine Beine und Füße unter den magischen Händen entspannen dürfen."
„Und solange bleibst du im Bett?"
„Ich finde, das ist eine sehr gute Idee. Ich habe alles hier."
Lachend schaute sich Cis um. Das Zimmer wirkte tatsächlich wie ein kleiner Tante-Emma-Laden. Lando hatte sich mit allem eingedeckt, was er mehr oder weniger regelmäßig zu sich nahm. Obst, Gemüse, Kuchen und Kekse. Aber auch Joghurt und Popcorn konnte sie sehen. Chips, Jaffa Cake, Weingummi, Limo und Tee. Man hätte meinen können, dass Lando einige Wochen in diesem Zimmer verbleiben wollte.
„Das Abendessen ist fertig. Ich wollte dich eigentlich holen."
„Ich möchte nicht, danke."
„Wirst du dich nie mehr mit Mom vertragen?"
„Erst mal muss ich ihr verzeihen und das fällt mir gerade sehr schwer. Ich habe während des Spaziergangs mit Carlos geschrieben und mit Alex telefoniert. Sie meinten beide, dass ich Mom brauche. Und das tue ich auch. Sie war immer für mich da, hat mich bei allem unterstützt. Aber es tut noch so weh."
Lando konnte schon nicht mehr zählen, wie oft er die letzten Stunden geweint hatte. Aber die Tränen liefen schon, bevor sich seine Schwester neben ihn auf das Bett setzte und in die Arme zog.
Minutenlang hielt ihn seine jüngste Schwester, wiegte ihn.
Schniefend drückte er die Hände auf den Bauch, wollte doch nicht, dass seine Babys schon wieder mitbekamen, wie sehr ihn die Situation mitnahm. Die Minicookies hatten schon viel zu viel Negatives mitbekommen, dabei war es doch wichtig, dass sie sich wohl fühlten, dass sie durch ihn gestärkt wurden. Stattdessen heulte er in einer Tour.
Hilflos blickte Cis auf ihren Bruder, wollte so viel mehr machen, als Lando nur in den Armen zu halten. Aber jedes Wort wäre unnötig, wäre nicht richtig. Was hätte sie aber auch sagen sollen? Die Auseinandersetzung zwischen ihrer Mom und Lando war schlimm, dann die Schwangerschaft, die Lando sicher auch Kraft kostete und nun das Wissen über die Zwillinge, noch kein richtiges Zuhause zu haben. Das waren so viele Sachen, die ihren Bruder beschäftigten und sie war doch noch so jung, wusste nicht, was sie hätte zur Beruhigung sagen sollen.
Aber das musste sie auch nicht. Aus dem Augenwinkel heraus bekam Cis mit, wie die Tür geöffnet wurde und ihre Mom leise in das Zimmer trat. Lando selbst bekam nichts davon mit, auch nicht, dass ihre Mom und sie die Plätze tauschten und sie leise das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.
Ruhig strich sie ihrem Jungen durch die Haare, summte leise vor sich her. Ihr Mutterherz litt unter den Tränen, die Lando vergoss, unter dem Schmerz, dem sie ihrem Jungen zugefügt hatte. Wie hatte sie nur solch bösartige Sachen sagen können? Es oblag nicht ihrer Entscheidung, wann und wo Lando heiratet und wer dabei sein würde. Selbst wenn Carlos und Lando in der Wüste geheiratet hätten, wäre es die Entscheidung der beiden gewesen und nicht ihre.
„Schatz, es tut mir so leid, was ich gesagt habe. Ich habe mich gekränkt gefühlt, dass du nicht mit mir geredet hast. Wir konnten immer über alles reden und mit einem Mal ist mein kleiner Junge verheiratet, ohne es mit einem Wort erwähnt zu haben. Ich weiß, das entschuldigt nicht, was ich gesagt habe. Es steht mir nicht zu, den schönsten Tag in deinem Leben zu planen. Es ist euer Tag. Lando, ich würde so gerne zurücknehmen, was ich gesagt habe. Ich würde alles dafür tun, damit ich niemals diese Worte gesagt hätte. Das Letzte, was eine Mom machen sollte, ist, ihren Kindern absichtlich Schmerz zuzufügen."
Lando nickte leicht an der Schulter seiner Mom. Eltern sollten ihre Kinder schützen, sie halten und bestärken. Aber Eltern mussten auch loslassen, ihren Kindern die Freiheit geben und das Leben selbst entdecken lassen. Zwar konnte er sich selbst noch nicht ansatzweise vorstellen, wie es sein würde, wenn die Zwillinge irgendwann flügge werden würden, aber darüber musste er sich jetzt auch noch keine Gedanken machen. Er wusste aber jetzt schon, dass er ihren Zwillingen die gleiche bedingungslose Liebe geben würde, die er auch von seinen Eltern bekommen hatte.
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Lando: Hallo 🤗
George: Hey, Cookie 🙋🏻♂️
Mick: Hallo Lando 😊
Carlos: Hola
Checo: Hola
Lewis: Geht es euch gut? Wie sind die Flitterwochen?
Lando: Die waren sehr schön. ☺️ Wir sind in England.
Seb: Sehr schön. Und wie geht es dir, Lando?
Lando: Ich habe das Gefühl, dass ich meine Füße bald nicht mehr sehen kann. Ständig bin ich müde und was den Konsum an Lebensmitteln und Getränken betrifft, will ich gar nicht erwähnen 🙄😤
Alex: Ist dein Bauch schon sehr umfangreich?
Carlos: Ich sehe mi esposo jeden Tag und habe das Gefühl, dass der Bauch auch jeden Tag größer wird ...💞
Checo: 😃 Kenne ich.
Seb: Ich auch 😄
Nicky: Werden wir euch noch wiedersehen?
Carlos: Natürlich. Ich werde noch Rennen fahren, bevor wir in Elternzeit gehen. Aber natürlich nur solange es Lando gut geht. Ansonsten werde ich nicht von seiner Seite weichen.
Max: Habt ihr beide eigentlich schon überlegt, wo ihr wohnen werdet? Babysachen habt ihr schon zur Genüge gekauft 😂🤣
Daniel: Oh ja 💸💸 Gibt es in Madrid noch Babysachen?
Lando: Gibt es. Auch wenn Carlos und ich vielleicht etwas übertrieben haben 😅😍
Carlos: Wir wollten uns auch heute hier melden, um uns für die Steiermark anzumelden. Baku und Le Castellet haben wir ausfallen lassen. Lando und ich sind der Meinung, dass ein Monat abseits von Rennstrecken erst mal reicht.
Mick: Das ist großartig. Ich freue mich, euch wiederzusehen.
Este: Wisst ihr, was ihr bekommen werdet?
Lando: Ja, wissen wir 🥰💗
Lance: Und?
Carlos: Da müsst ihr euch gedulden 😜 Aber wir hätten da Fragen an alle hier 😃
Valtteri: Die da wären?
Lando: Wir würden euch gerne etwas erzählen, aber nicht hier über den Chat, sondern persönlich. Es wäre großartig, wenn wir uns alle in der Steiermark treffen könnten. Alex würde ich vorab Informieren und dazuschalten, sofern es mit seinen Terminen vereinbar ist.
„Hm. Mach weiter."
Lächelnd blickte Carlos auf, massierte die Waden seines Mannes dabei weiter. Mittlerweile hatte Lando wirklich Probleme damit, lange zu laufen oder zu stehen. Ihre Zwillinge hatten sich in den letzten Wochen enorm breit gemacht und ihm tat es schon weh, wenn Lando versuchte, sich eine Schüssel aus dem oberen Schrank zu holen, es wegen des Babybauches aber nicht schaffte.
„Glaubst du, dass die Jungs überrascht sein werden?"
„Weswegen? Den Bildern? Der Botschaft, dass wir Zwillinge erwarten oder ein Haus gefunden haben und nach Umzugshelfern fragen wollen?"
„Ein Haus."
Seine Augen strahlten, als er das Handy beiseitelegte und die Arme nach Carlos ausstreckte. Nachdem sie einige Minuten mit den anderen geschrieben hatten, fühlte er sich schon wieder unglaublich müde, lag deswegen auch auf der Couch und hatte sich von Carlos die schmerzenden Beine und Füße massieren lassen. Nun aber wollte er den Spanier bei sich haben, schmiegte sich wohlig an diesen, als sich Carlos neben ihn legte.
„Wir haben wirklich ein Zuhause gefunden. Ich freue mich schon, wenn wir in zwei Tagen fliegen und es uns das erste Mal vor Ort ansehen werden."
„Es ist perfekt. Als ob es für uns gemacht wurden wäre. Ich glaube, wir hätten uns nicht besser entscheiden können."
Nickend gähnte Lando. Dass Carlos und er sich wirklich so schnell auf ein Haus hatten einigen können, war für ihn selbst überraschend gewesen. Sie hatten tatsächlich einen der Links angeklickt, welche ihm sein Dad geschickt hatte, hatten ihre Wünsche in die Filter gesetzt und eine Auswahl an möglichen Immobilien angezeigt bekommen und schon nach wenigen Minuten war ihnen ein Haus aufgefallen. Es erfüllte alle Kriterien und auch nach dem Durchlesen und Durchklicken verlor es nicht ihr Interesse, so dass sie den Makler angeschrieben und nach einem Termin für eine Besichtigung gefragt hatten.
Schnell realisierte Carlos, dass Lando eingeschlafen war. Sanft streichelte er über den Babybauch, der sich nun auch nicht mehr mit weiten Klamotten verstecken ließ. Auch hatte sich Lando schon Kleidung größer kaufen müssen, weil selbst seine Hoodies langsam anfingen, um den Bauch herum zu spannen.
Bewusst hatten sie noch keine Möbel für das Kinderzimmer gekauft, auch noch keinen Kinderwagen. Erst wenn sie sich das Haus angesehen und ihre Unterschrift unter den Kaufvertrag gesetzt hatten, wollten sie sich mit der Einrichtung des Kinderzimmers befassen. Lando und er waren sich einig, dass alle anderen Räume warten konnten, aber das Kinderzimmer fertig sein sollte, wenn die Minicookies auf die Welt kamen. Natürlich würden sie eine Umzugsfirma beauftragen, ihre Habseligkeiten in ihr Haus zu bringen. Aber packen würden Lando und er selbst und auch das Einrichten ihrer ersten gemeinsamen vier Wände würden sie allein übernehmen, keinen überteuerten Designer engagieren.
„Na meine Kleinen. Seid ihr wieder aktiv?"
Es erfüllte Carlos noch immer mit unglaublicher Liebe und Ergriffenheit, als er ihre beiden Zwillinge das erste Mal selbst hatte spüren können. Die Bauchdecke hatte sich bewegte, hatte ihm gezeigt, dass ihre Kleinen aktiv im Bauch ihres Dads turnten. Lando selbst spürte die beiden wohl schon länger, hatte aber immer den Moment verpasst, um es Carlos zeigen zu können. Vor ein paar Tagen, als sie sich gerade ein entspanntes Bad gönnten, griff sein Mann plötzlich nach seinen Händen und legte sie auf den runden Babybauch. Und dort hatte er die Bewegungen das erste Mal gesehen und gespürt. Tränen waren ihm in die Augen getreten und er setzte viele kleine Küsse auf die Schulter seines Mannes, während er ergriffen den Bauch streichelte.
„Ihr werdet sicher Sportler. Obwohl ... Es ist egal, was ihr später machen werdet. Euer Dad und ich werden euch immer unterstützen."
+
Die Anreise nach Österreich verlief ohne besondere Vorkommnisse. Vielleicht aber auch, weil Carlos und Lando einen Privatjet genommen hatten, um den vielen Menschen aus dem Weg zu gehen, die in einem normalen Flieger anzutreffen sein würden. Der Monat, den sie ohne Rennen, ohne großartigen sozialen Kontakt zur Öffentlichkeit verbracht hatten, war wirklich erholsam gewesen. Zwar gab es hin und wieder die wildesten Spekulationen in den Zeitschriften und Portalen, da Carlos und er sich medienmäßig so rar gemacht hatten, aber darauf gaben sie nichts.
Es war die richtige Entscheidung gewesen. Eine Auszeit hatte in vielerlei Hinsicht gutgetan, nicht nur weil sie ziemlich spontan geheiratet hatten. Sowohl Lando als auch Carlos brauchten einfach die Ruhe. Natürlich gab es jene, die es einfach nicht verstanden, dass sie ihre Ruhe wollten. Sobald sie auch nur einen Fuß vor die Haustür setzten oder nach London fuhren, um shoppen zu gehen, klebten die Presse und unzählige Fans an ihnen. Aber sie waren seit ihrer ersten Zusammenarbeit mit den Personenschützern ein wirklich gut eingespieltes Team und so verlief jeder Ausflug eigentlich reibungslos, sofern man das so bezeichnen konnte, wenn man unzähligen Handys, Kameras und Fragen ausgesetzt war.
„Hier in Österreich scheint man echt entspannt zu sein. Wir sind kaum bedrängt worden, als wir das Hotel verlassen haben."
„Ich war auch erstaunt. Die Menschen waren auch nett und freundlich, haben lieb nach Autogrammen und Bildern gefragt. Hast du gesehen, was für großartige Plakate einige hatten? Wie sehr wir beide supportet werden."
Lando hatte nach dem Aufstehen und dem gemeinsamen Frühstück mit Rupert, Oñoro und Carlos schon etwas Angst gehabt, mit seinem Mann zum Paddock zu fahren. Kurzweilig hatte er überlegt, sich vielleicht heimlich auf das Gelände zu begeben. Aber wieso sollte er das machen? Carlos und er hatten sich vor Wochen geoutet, sie waren verheiratet und die ganze Welt wusste es. Dann gab es eben jene Personen, die nicht mit ihnen zurechtkamen, das sollte aber nicht ihr Problem sein. Es gab viel Wichtigeres, als sich mit diesen Personen zu beschäftigen oder sich von diesen herunterziehen zu lassen, nur weil diese Probleme mit Homosexualität hatten.
„Dir geht es wirklich gut, mi corazón? Versuch gar nicht erst, vor mir zu verstecken, dass dich die teilweise homophoben und widerlichen Bemerkungen nicht getroffen haben. Du weißt, dass wir über solchen Kommentaren stehen. Wir haben die besten Familien und Freunde, wir haben großartige Teams und sehr tatkräftige Unterstützung von unseren Kollegen und sehr vielen Fans da draußen. Wir haben so viel mehr Unterstützung und Zuspruch, als ich jemals erwartet hätte, als wir über das Thema Outing gesprochen haben. Außerdem werde ich es nicht zulassen, dass es dir und den Zwillingen schlecht geht, dass du dir das zu sehr zu Herzen nimmst."
Lächelnd drehte Lando seinen Kopf zu Carlos, legte die rechte Hand an dessen Wange und streichelte über leicht stoppelige Haut. Nachdem sie ins Paddock gekommen waren, war Carlos kurz bei Ferrari und er selbst bei McLaren gewesen, hatten das Team begrüßt, bevor sie sich in einem Teil der FIA-Abteilung trafen. Sie hatten extra angefragt, ob es in Ordnung sei, für einen gewissen Zeitraum einen Raum zu bekommen, um ihren Kollegen etwas Wichtiges mitteilen zu können.
„Natürlich tut es weh, die Beleidigungen und den Hass zu lesen. Es wäre gelogen, wenn es mich nicht getroffen hätte, dass man mir eine Fehlgeburt wünscht, weil Gott es nicht vorgesehen hat, das Männer Babys austragen. Und es hat mich wirklich zweifeln lassen, ob es richtig war, mit dir an die Strecke zu kommen und mich nicht irgendwie hereinschmuggeln zu lassen. Aber ich bin es leid, dass andere verkorkste Gesellen, denen der Neid auf die Stirn geschrieben steht, die mit ihren eigenen kleinen Leben nicht klarkommen und es einfach nicht besser wissen, neuen Nährstoff für ihren Hass zu liefern. Wäre ich in Tränen ausgebrochen, hätten die sich doch nur gefreut und mit Recht behauptet, dass Schwuchteln im Rennsport nichts zu suchen haben."
Es war nicht so, dass Lando nicht gerne geweint hätte, vor allem als er gelesen hatte, dass er das Baby nicht verdient hätte, dass er ein Freak sei, eine Laune der Natur und dass dies auch nur widerlichen Schwuchteln passieren würde. Vielleicht war es sein Stolz, sein Dickkopf oder auch die Gewissheit, Carlos neben sich zu spüren, dass sich Lando nicht hatte herunterziehen lassen. Trotzig hatte er denen zugewinkt, die diese widerlichen Plakate hochhielten, hatte Carlos lächelnd geküsst und nach dessen Hand gegriffen, um denen noch mehr eins reinzuwürgen.
„Wir werden damit leben müssen, dass es immer welche geben wird, die nicht damit einverstanden sind, dass es nicht nur Mann und Frau in einer Beziehung gibt. Das sollte uns egal sein. Wir leben nicht deren Leben, sondern unseres. Es geht um uns, um unsere Kinder, unsere Familien und Freunde. Menschen, die wirklich wichtig sind, die hinter uns stehen und für uns und mit uns kämpfen. Wir werden unsere Cookies zu toleranten, liebeswerten Menschen erziehen. Wir werden ihnen Respekt, Hilfsbereitschaft und Güte vermitteln. Sie sollen mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich ihre eigenen Meinungen bilden, sich nicht blenden oder beeinflussen lassen. Jeder Mensch ist es wert, geliebt zu werden. Egal welche Hautfarbe, welches Geschlecht, welche Sexualität oder Religion. Egal ob reich oder arm, ob Anwalt oder Obdachloser. Jeder Mensch hat das Recht auf Liebe, Geborgenheit, Schutz und Wärme. Das sollen unsere Kinder lernen. Sie sollen sich nicht darauf ausruhen oder berufen, dass sie alles haben können, dass ihre Väter erfolgreiche Rennfahrer sind. Was bringt es dir, wenn man materielle Dinge kaufen kann, du aber kein Herz, keinen Anstand, keine Empathie, keine Würde und keinen Respekt anderen gegenüber hast?"
Es wäre gelogen, wenn Carlos sagen würde, er wäre nicht beeindruckt. Jeden Tag, seit sie ihre Beziehung wieder in die richtige Bahn bekommen hatten, konnte er sehen und hören, wie sich sein Mann verändert hatte, wie erwachsen dieser geworden war. Lando hatte sein Herz wirklich am rechten Fleck und würde diese Güte, Wärme und Empathie sicher auch an ihre Kinder weitergeben. Oftmals wünschte er sich, dass er sich ein wenig der Leichtigkeit, der manchmal noch kindlichen Freude und Begeisterung seines Mannes abschneiden könnte. Lando war mit den einfachsten Dingen zu begeistern, konnte sich neben dem Rennfahren für so viele Sachen begeistern und wurde nie müde sich zu bilden, zu informieren oder es eben selbst auszuprobieren. Der Drang, sich auszutesten, sich auszutoben und neue Grenzen zu erforschen, war ungestillt.
„Te amo. No tienes idea de cuánto has cambiado desde que has estado en mi vida."*
Sein Blick war etwas wässrig, als er den Jüngeren in die Arme schloss, zarte Küsse auf den braunen Haarschopf drückte und Lando einfach nur hielt.
„Estoy muy feliz de ser parte de tu vida. Nunca te devolveré."**
„Oh. Das ist süß. Wirklich sehr süß."
Erschrocken zuckten Carlos und Lando zusammen, lösten die Umarmung und drehten sich zu der Stimme, die sich als die von Checo herausstellte, der zusammen mit Nando, Mick, Pierre und Lewis gerade den Raum betrat.
„¿Finalmente dio sus frutos que Carlos practicara español contigo?"***
„Sí."
Mit einem breiten Lächeln ließ er sich von Fernando in die Arme ziehen, begrüßte auch die anderen, bevor sie in eine angeregte Unterhaltung verfielen und auf den Rest der Jungs warteten.
TBC ...
*Ich liebe dich. Du hast keine Ahnung, was du alles verändert hast, seit du zu meinem Leben gehörst.
**Ich bin sehr froh, ein Teil deines Lebens sein zu dürfen. Niemals gebe ich dich wieder her.
***Hat es endlich Früchte getragen, dass Carlos mit dir Spanisch geübt hat?
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