-Kapitel 029-

Update Mittwoch ^^

Und heute muss ich einiges Vorweg schreiben.

1. Das Kapitel ist noch nicht von meiner Beta :-* Fehler, Zeichensetzung. Dürft ihr gerne behalten und Pflegen, wenn ihr welche findet =)
2. Ich habe keinerlei medizinische Kenntnisse, habe mich meiner Autorenfreiheit angenommen ^^
3. Ihr dürft niemanden hier Böse sein, auch wenn es der eine oder andere vielleicht gerne möchte. Das wird wohl bis dato das dramatischste Kapitel. Aber es hat alles seinen Sinn und folgt einer Bestimmung :-*

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So hatte Lando sich seine Flitterwochen nicht vorgestellt. Es war nicht so, dass Carlos und er eine große Reise unternommen hätten und gemütlich an einem Sandstrand, fernab von jeglicher Zivilisation ihre Flitterwochen verbringen würden. Was sicher seinen Reiz gehabt hätte. Und im Grunde verlief die erste Woche auf Mallorca auch richtig gut. Und ihnen war beiden bewusst, dass sie ein gewaltiges Echo lostreten würden, sobald sie in den sozialen Medien teilen würden, dass sie verheiratet waren.

„Na komm Junge. Gehen wir noch ein Stück."

Aufmerksam trottete Piñón neben ihm her, ließ ihn nicht aus den Augen, nachdem sie fast fluchtartig das Ferienhaus verlassen hatten.

Zumal sie mit der Geheimhaltung ihrer Heirat den einen oder anderen auf die Füße treten würden, hatten sie eingeplant und waren sich trotzdem sicher, dass sie es jederzeit wieder so machen würden. Carlos und er waren aber auch ziemlich sicher, dass sie selbstständige und alleindenkende erwachsene Männer waren, die für sich ihre Entscheidungen treffen würden. Entscheidungen die nur ihn und Carlos was angingen, sonst niemanden. Dann würden eben einige aus der Familie und dem Freundeskreis schmollen – was in ihren Augen eh etwas übertrieben, gewesen wäre und sie würden weiterhin ihre Entscheidung vertreten und dazu stehen. Ja, es war auch absehbar, dass ihre Familien vielleicht ein wenig mehr angesäuert sein könnten als Freunde oder Kollegen, aber was seine Mom sich geleistet hatte war für Lando auch jetzt noch unbegreiflich. Dabei war das Gespräch schon gut eine Stunde her.

„Piñón. Komm her. Lass uns etwas Ausruhen."

Niedergeschlagen ließ Lando sich auf der Bank nieder, welche den Weg säumte. Zum Glück war das Familienanwesen von Carlos Familie abgesichert so das ihn jetzt nicht auch noch jemand entgegenkommen konnte, der sofort sehen würde das er geweint hatte und dass es ihm nicht gut ging. Und es war gerade jetzt vom Vorteil das, das Anwesen so groß war. So konnte er dem Spanier lange aus dem Weg gehen und gleichzeitig versuchen beim Spazieren gehen wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

„Hmm. Siehst du mich eigentlich auch noch als Kind? Oder als Luft?"

Traurig streichelte er dem Hund über den Kopf, welchen Piñón in seinem Schoss gelegt hatte. Es war schon erstaunlich, wie sehr Piñón seit der Schwangerschaft an ihm hing. Und es war das erste Mal, das er erlebt hatte, wie Piñón sein eigentliches Herrchen angeknurrt hatte.

„Carlos ist dein Herrchen. Du hättest ihn nicht anknurren dürfen Junge."

Nachdem Lando sicher war seine Welt würde aus den Fugen geraten, hatte er Carlos von sich gewiesen war ins Haus gegangen, hatte sich die Leine von Piñón geschnappt und diesen angeleint. In dem Moment, als sie das Haus verlassen wollte, kam Carlos, wollte nach ihm fassen und dazu bringen, dass sie miteinander redeten. Aber Lando wollte nicht reden und das schien Piñón sehr gut verstanden zu haben, indem er sich schützend vor ihn stellte und Carlos anknurrte. Beide waren sie darüber so erschrocken, das Lando die Leine für einen kurzen Moment fallengelassen hatte, bevor er sich kurz schüttelte die Tür öffnete und das Haus verließ.

Es war erstaunlich wie schnell sich eine Situation von der einen auf die andere Minute verheerend ändern konnte. Zusammen hatten sie entschlossen erst mit ihren Familien zu reden, bevor sie sich den ganzen Nachrichten widmen wollten, welche ihre Handys zum Hüpften brachten. Natürlich hatten sie auch viele Einträge in ihrer WhatsApp Gruppe mit ihren Kollegen, auch wahrscheinlich von jedem Einzel hatten sie Nachrichten bekommen. Aber die Familie war wichtiger. Bis zu den anschuldigen seiner Mom. In diesem Moment bereute es Lando, dass er seine Familie als erstes Anrufen wollte.

Nicht, dass die Vorwürfe seine Mom schlimm genug wären, versetzte ihm sein Mann den nächsten Seitenhieb. Was hatte er eigentlich verbrochen, dass ihn scheinbar die wichtigen Menschen in seinem Leben nicht ernst nahmen?

„Das hätte dein Papá nicht machen dürfen Sonnenschein. Das war richtig mies."

Seufzend streichelte Lando über den Bauch. Ihr Baby schien seine niedergeschlagene Stimmung wahrzunehmen. Aber das wusste Lando schon länger, dass ihr Baby jeder seiner Emotionen und Stimmungen sehr genau mitbekam. Das hatte er auch alles ohne die ganzen Ratgeber schon rausgefunden. Und eigentlich wollte er nicht, dass ihr Baby merkte, wenn es ihm nicht gut ging, wenn ihn was bedrückte oder er traurig war. Aber was sollte er machen? Sein Mom machte ihn Vorwürfe wegen der Heirat und sein Mann hatte einfach hinter seinen Rücken Immobilien in Spanien angeschaut, die er für scheinbar perfekt hielt um dort als Familie zu leben.

Die aufkommenden Tränen machten Lando noch wütender. Es war nur die Schuld seines Mannes und Mom das er geflüchtet war, ohne irgendwas mitzunehmen außer Handy und Schlüssel. Und es war deren Schuld das er sich unwohl fühlte, alles sofort wieder hinterfragte, sich aber auch gleichzeitig so aufregte, weil man ihn wie ein Kind behandelte, beziehungsweise wie einen niemand.

Ein leichter Schmerz ließ Lando zusammen Zucken und er legte die Hände fester auf seinen Bauch. Aufregung war das Letzte war er jetzt in seiner Schwangerschaft für das Baby und sich wollte. Da wurde es auch nicht besser als das Handy wieder mal klingelte. Seit er fluchtartig mit Piñón Spanzieren gegangen war, hatte das Handy nicht mehr aufgehört zu klingeln. Anfangs hatte er noch auf das Display geschaut, welches aber nur Carlos, seine Mom oder Dad anzeigte. Bei keinem war er dran gegangen. Aber jetzt blinkte ein anderer Name auf dem Display. Einer, mit dem er schon lange nicht mehr geredet hatte.

„Hallo Cookie. Ihr Schlawiner, habt ihr einfach geheiratet. Wow! Glückwunsch."

„Vielen Dank. Ja, wir wollten es für uns machen. Nur Carlos und ich. Und unser Baby."

„Und wie ist es?"

„Was?"

„Verheiratet zu sein? Wie fühlt es sich an? Hast du deinen Nachnamen behalten oder den von Carlos angenommen? Oder hat Carlos deinen Namen angenommen?"

Lächelnd spürte Lando wie er sich entspannte. Alex war so locker, so herzlich. Dieser schien nicht böse oder enttäuscht zu sein, dass er nicht zur Heirat eingeladen gewesen war, obwohl sie schon seit Jahrzehnten eine tiefe Freundschaft verband. So eine lockere, entspannte und fröhliche Begeisterung hätte er sich auch von seiner Mom gewünscht.

„Cookie? Alles OK? Weinst du? Stimmt was nicht?"

Alex war in einem anderen Land – er wusste nicht mal, wo das nächste DTM-Rennen war – und trotzdem spürte sein langjähriger Freund nur durch das Handy, das es ihm nicht gut ging. Konnte es einen besseren Freund geben?

„Ich...ich bin abgehauen...mit Piñón."

„Wie abgehauen? Warum?"

„Meine Mom...aber auch Carlos...das...das..."

Heftig schluchzte Lando auf, bekam kaum Luft als es ein richtiger Weinkrampf wurde, der ihn durchschüttelte. Er hörte die Sorge in der Stimme des Thaibriten, versuchte sich auf Alex zu konzentrieren, versuchte dessen ruhigen Stimmlage zu folgen, aber es war so schwer, da der Schmerz noch so präsent war, welchen Carlos und seine Mom verursacht hatten. Es dauerte Minuten bevor er sich halbwegs beruhigen konnte und wieder in der Lage war, halbwegs klare Sätze von sich zu geben.

„Geht es wieder? Alles gut, beim Minicookie und dir?"

„Ja...geht wieder. Danke, Alex."

„Ich wollte nicht das du weinst. Eigentlich hatte ich nur Anrufen wollen, um zu Gratulieren und zu fragen wie man sich als Ehemann fühlt. Und ich wollte wissen, wie es ist, der erster unserer Truppe zu sein, der verheiratet ist. Als Jüngste von uns."

„Du kannst nichts dafür Alex. Meine Mom hat mir Vorwürfe gemacht, wie ich ihr die Hochzeit verderben konnte."

„Bitte was?"

„Sie hatte so viele Ideen und Vorschläge für meine Hochzeit und das hätte ich alles genommen, weil wir ja allein geheiratet haben. Wie wir auf die Idee kommen konnte, ohne Familie zu heiraten? Das würde man nicht machen."

Fast hatte Lando den Eindruck, als hätte Alex gegen irgendwas getreten, weil nach der Stille plötzlich ein Poltern zu hören war. Aber Alex musste sicher genauso entsetzt sein wie er selbst, schließlich kann dieser seine Mom auch nicht so. Aber Lando war sicher, dass er seine Mom auch noch nie so böse Sachen hatte, sagen hören.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll Cookie. Ich kenne Cisca so lange und ich liebe sie fast wie meine Mom. Das macht mich fassungslos."

„Hat es mich auch. Als ich versucht habe zu Erklären warum Carlos und ich diesen Schritt ohne jemanden anderen gemacht haben, wollte sie nicht zuhören. Es hat sie nicht interessiert. Es ging ihr nur darum, dass wir allein geheiratet haben und dass sie die Hochzeit nicht Planen konnte. Irgendwann ist mir die Geduld gerissen und die Hormone sind übergekocht, ich habe ihr klar gemacht, dass es MEINE und Carlos Heirat war, nicht ihre. Das wir beide selbstständig und ohne Erlaubnis von irgendjemanden unsere Entscheidungen treffen."

„Das hat dich sehr mitgenommen?"

„Natürlich. Ich liebe meine Mom. Wir stehen uns so nah und sie hat mich immer unterstützt und ja, wir wussten das einige enttäuscht sein würden, vielleicht auch sauer. Aber das war unsere Entscheidung und ich hatte schon gehofft, dass sie trotz der Enttäuschung, vielleicht dazu in der Lage sein würde sich für mich, für Carlos zu freuen. Wir wollen doch eine freie Trauung nachholen, wenn das Baby auf der Welt ist, wenn ich wieder meine Figur habe. Da hätte sie doch auch mit in die Planung einbezogen werden können. Aber sie war so enttäuscht, so sauer, dass sie pampig zu mir meinte, ob wir den auch schon nach Spanien gezogen wären, ohne Bescheid zu sagen. Und ob sie ihr Enkelkind überhaupt jemals sehen könnte. Weil...wir haben ja schon ohne Wort zu jemanden heimlich geheiratet, dann sind wir sicher auch schon heimlich umgezogen und haben England verlassen."

Traurig streichelte Lando über das weiche Fell, als Piñón sich näher an seine Beine schmiegte. Die Stille, die am anderen Ende der Leitung herrschte, machte Lando nochmals deutlich, wie krass auch Alex diese Aussagen getroffen hatten. Es dauerte sicher fast eine Minute, bevor er ein leises Räuspern vernahm und kurz darauf wieder die weiche Stimme des Thaibriten vernahm.

„Es tut mir so leid Cookie. Selbst, wenn deine Mom enttäuscht ist, hat sie noch lange nicht das Recht so mit dir zu sprechen. Ich verstehe es nicht Lando. Carlos und du braucht doch keine Erlaubnis eurer Eltern, Geschwistern oder Freunden. Und ehrlich? Selbst, wenn ihr nach Spanien ziehen solltet, würde sie das auch nichts angehen. Es wäre allein eure Entscheidung. Hinzu kommt ja, dass man tatsächlich in sowas wie ein Flugzeug steigen könnte, wenn sie ihr Enkelkind sehen möchte. Ihr könntet auch nach Hawaii oder die Antarktis ziehen und es wäre weiterhin eure Entscheidung. Hast du denn mit deinem Dad reden können? Ist er auch ihrer Meinung?"

„Ich habe das Gespräch mit Mom einfach abgebrochen, als es mir zu viel war. Mein Dad hat versucht anzurufen, aber ich bin nicht ran gegangen. Hatte aber auch keine Zeit, weil Carlos mit der nächsten Sache um die Ecke kam, die mir mal wieder vor Augen führt, dass mich niemand ernst nimmt oder jeder glaubt für mich Entscheidungen treffen zu müssen. Scheinbar bin ich mit meinen 22 Jahre nicht in der Lage, eigene Entscheidungen bezüglich meines Lebens zu treffen. Immerhin wollte Mom die Heirat Organisieren, da ich es ja wohl nicht hinbekomme und mein Mann hat über meinen Kopf hinweg entschieden das wir als Familie in Spanien leben."

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Vergeblich versuchte er die Ruhe zu bewahren, die Kontrolle. Aber mit jeder Minute, die verstrich, mit jedem Moment in dem Lando seine Anrufe wegdrückte, auf keine Nachrichten reagierte wurde Carlos unruhiger. Angst durchzog seinen Körper, aber auch Wut und tiefe Enttäuschung über sich selbst. Wie konnte er nur so dumm sein? Eigentlich war es an Dummheit nicht mehr zu überbieten gewesen, was er sich erlaubt hatte und mit jedem längeren Nachdenken, mit jeder Sekunde in denen seine Gedanken ihn fertig machten, wurde die Besorgnis größer das Lando nach nicht einmal eine Woche Ehe die Scheidung einreichen könnte. Und dabei konnte er es dem Briten nicht mal verdenken, wenn dieses es wirklich tun würde.

Lando war über seine öffentliche Liebeserklärung so gerührt, hatte sich mit vielen zärtlichen, süßen Küssen bedankt, bevor sie sich daran machen wollten, das Gespräch mit ihren Eltern zu suchen, die sicher einige Fragen bezüglich der Heirat haben würden. Gemeinsam hatten sie sich einige Szenarien ausgemalt, aber was dann wirklich passierte, hatte Carlos selbst sehr geschockt. In all den Jahren, die er nun schon die Familie seines Mannes kannte, war Cisca nie ausfallend geworden, nie böse oder enttäuscht gegenüber ihren Kindern. Aber das, was er später über Lautsprecher mitanhören musste, ließ auch ihn schlucken. Fest hatte er Lando in die Arme genommen, an sich gedrückt und versucht irgendwie Stärke und Trost zu spenden, nur um dann das zu hören, was ihn in seine jetzige Furcht um ihre Ehe und Beziehung gebracht hatte.

Die sich öffenen Haustür und das Bellen von Piñón ließen Carlos keine weitere Zeit, um nachzudenken um zu Überlegen wie er die negativen Gedanken loswurde. Lando war zurück. Zwei Stunden hatte er nichts von dem Briten gehört, hatte sich die größten Sorgen gemacht und eilte dementsprechend in den Flur, wo er auf Lando traf, der ihn ausdruckslos anblickte. Schweigend befreite er Piñón vom Halsband, legte den Schlüssel auf die Kommode und schlüpfte aus den Schuhen, bevor er sich an Carlos vorbei schob und in die Küche ging.

„Lando..."

„Spar es dir."

Wütend funkelte er den Älteren an, kramte nebenbei alles Mögliche aus dem Kühlschrank, ohne richtig dabei hinzuschauen. Frustriert griff er nach dem Fruchtsaft, gab der Tür einen Schubs und stapfte schnaubend ins Wohnzimmer, wo er sich auf der Couch niederließ.

Diesmal würde er nicht alles auf die Hormone schieben könnten. Oder die Stimmungsschwankungen. Lando war wirklich richtig sauer.

„Und hast du schon alles geregelt?"

„Was geregelt?"

Carlos hatte kaum gewagt zu atmen, als er das Wohnzimmer nach Lando betreten hatte und sich diesem gegenüber in den freien Sessel gesetzt hatte. Drückende Stille herrschte in dem Raum, welcher vor Stunden noch von liebevollen Berührungen eingenommen wurde. Jetzt aber verschlang Lando quasi alles, was er in die Finger kam, schaute weder Carlos noch das Essen dabei an. Es besorgte Carlos, das Lando, ohne richtig zu kauen alles runterschluckte, aber er wollte auch nichts sagen, aus Angst das sein Mann nur noch wütender werden würde.

„Hast du deinem Makler schon gemeldet, welche Immobilie du nehmen wirst?"

Der Blick Lando's bohrte sich in seine Augen und Carlos zuckte minimal zusammen.

„Nein."

„Wieso nicht? Du hast doch schon einige Immobilien angeschaut, da war doch sicher was dabei was du dir als dein Neues zu Hause vorstellen konntest."

„Mi amor."

„Du bist gerade alles andere als in der Position DAS zu mir zu sagen! Ich dachte die Vorwürfe meiner Mom wären heute das schlimmste gewesen, aber nein, mein liebender Ehemann toppt das ganze gleich darauf. Wow. Ihr müsst euch beide unbedingt zusammen setzten und euch darüber austauschen, wie ihr mir das nächste Mal wehtun wollt. Oder du fragst deine Schwiegermutter ob sie beim Einrichten unsers zu Hause helfen möchte, wo sie ja schon meine Hochzeit nicht Planen konnte und du Entscheidungen über meinen Kopf hinweg triffst. Ihr harmoniert da sicher perfekt."

Jedes Wort hinterließ Schmerzen in seiner Seele und dem Herzen. Carlos sah und spürte, wie sehr er seinen Mann mit dem verletzt hatte, von dem er dummerweise selbst dachte es sei eine gute Idee gewesen. Aber er hätte auf seinen Papá hören sollen, darauf dass man solche Entscheidungen als Ehepaar zusammen tätigt und nicht einfach den anderen vor Tatsachen stellt.

„Ich habe da mal eine Frage. Habe ich irgendwann auch nur ansatzweise verlauten lassen, dass ich nach Spanien Ziehen möchte? Irgendwann? Habe ich vielleicht während der Schwangerschaft einen Wunsch geäußert, dass wir unser erstes gemeinsames zu Hause in Spanien suchen sollten?"

„Nein, hast du nicht."

„Aha. Komisch. Hätte mich auch gewundert, wenn ich so eine Entscheidung vergessen hätte. Dann frage ich mich doch tatsächlich, wie du darauf kamst, dass wir als Familie in Spanien leben würden. England war keine Option? Ist dir mein Geburtsland so zu wieder das du nicht mal auf die Idee gekommen bist, dass ICH gerne in England bleiben würde?"

„Ich...wollte dich überraschen..."

Er wusste was kommen würde, ahnte wie Lando darauf reagieren würde. Ergeben senkte Carlos den Kopf, schloss die Augen und ließ es über sich ergehen, was sein Mann von sich gab.

„Überraschen? Mit einem Anwesen? Für unsere kleine Familie?! Aber sonst geht es dir gut? WIR sind verheiratet Carlos! WIR. Du verstehst das Wort? Selbst wenn ich nicht Schwanger wäre, wenn wir nicht verheiratet wären, hast DU kein Recht über meinen Kopf hinweg so eine einschneidende Entscheidung zu treffen! Es geht hier um unser erstes gemeinsames Haus. Ich möchte auch Entscheiden, wo wir leben, wo unser Kind groß wird. Ich möchte das Haus sehen, es begehen und gemeinsam mit dir entscheiden, ob es uns zusagt. Eine Party ist eine Überraschung. Ein Ausflug ist eine Überraschung. Das, was du abgezogen hast, ist Bevormundung! Es ist mir egal wo du wohnst, aber das Baby und ich werden ganz sicher nicht in Spanien leben! Urlaub ja. Schwiegereltern und Tanten besuchen, Ja. Aber nicht Leben."

Fest ballte Lando seine Hände zu Fäusten, spürte den Schmerz, den er schon beim Gassi gehen verspürt hatte. Aber er ließ sich nichts anmerken, stattdessen fegte er Tupperware, Obst und Gemüse auf den Boden, als er sich erhob und fluchtartig das Wohnzimmer verließ. Mit einem lauten Knall schloss er die Schlafzimmertür hinter sich und schmiss sich weinend auf das Bett.

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Stumm tropften die Tränen über sein Gesicht, als er aufräumte, was Lando in seiner Wut alles auf den Boden gepfeffert hatte. Obst und Gemüse entsorgte er. Tupperware stellte er wieder in den Kühlschrank, bevor er den Staubsauger nahm und den Boden saugte.

Vorsichtig legte er sein Ohr an die Tür des Schlafzimmers. Es zerriss ihm das Herz, als er das klägliche Weinen hörte, hörte wie Lando verzweifelt mit ihrem Baby sprach. Er hatte nicht nur Lando Schmerzen zugefügt, auch ihr ungeborenes Baby was ungefiltert alle Emotionen seines Dads wahrnahm. Er hatte beiden ein Risiko ausgesetzt, was ganz sicher nicht förderlich für die Schwangerschaft war.

Das Schluchzen wurde lauter, seine Sorge größer. Egal wie sehr Lando ihn gerade hassen mochte, sein Mann und ihr Baby brauchten ihn. Vorsichtig öffnete er die Tür zum Schlafzimmer, trat hinein und ging zum Bett.

„Ver-schwinde."

Schniefend rollte Lando sich zusammen, presste beide Hände auf seinen Babybauch und kniff die Augen zusammen, hinter welche immer mehr Tränen hervorquollen und sein Gesicht benetzten. War er Carlos gegenüber nicht deutlich genug gewesen? Wollte dieser vielleicht noch eine handgreifliche Bestätigung das er sich fernhalten sollte? Das er richtig Mist verzapft hatte?

Scheinbar lebte sein Mann heute sehr nahe am Abgrund, als dieser sich zu ihm ins Bett legte. Noch kleiner konnte Lando sich durch den Babybauch nicht zusammenrollen, auch wenn er es sehr gerne getan hätte als der Spanier die Arme um ihn legte. Weiter nichts. Carlos legte die Arme um seinen Rücken, malte belanglose Muster auf seinem Rücken, was schon beruhigend war, aber nicht das, was er wollte. Er war noch immer sauer, verletzt und wütend.

„Es tut mir wirklich leid Lando. Ich habe nicht nachgedacht, als ich durch die Immobilienseiten geklickt habe."

„Wieso hast du das eigentlich gemacht? Wir haben noch nicht mal darüber geredet, wo wir leben wollen, wo wir unser Kind großziehen wollen. Es wäre schon ratsam, wenn wir das vor der Geburt machen könnten, aber ich dachte auch bis heute Mittag das wir uns gemeinsam was anschauen würden. Mir war nicht bewusst, dass mein Mann mich bevormundet und entscheidet, wo wir leben werden. Hast du noch andere Entscheidungen getroffen, ohne mich mit einzubeziehen?"

Die Anschuldigungen waren sicher nicht unberechtigt und trotzdem empfand sie Carlos als zu harsch. Er hatte einen Fehler gemacht, einen blöden Fehler indem er sich von den schönen Immobilien hatte verleiten lassen. Es waren traumhafte Anwesen dabei gewesen und einige hatten alles, was man für eine Familie brauchte. In seinen Augen war es einfach perfekt gewesen und schneller als ihm bewusst war, hatte er sich sogar 2-3 Anwesen angeschaut, hatte Lando, ihr Baby und sich schon in den Häusern gesehen. In seiner kleinen Familienwelt lebten sie in Spanien, lebten sie in der Welt, die er für richtig hielt. Auf die Idee das Lando vielleicht gar nicht in Spanien leben wollte kam Carlos nicht. Spanien war seine Heimat. Aber nicht die seines Mannes. Lando wurde in England geboren, lebte dort und hatte seine Familie und Freunde auf der Insel.

„Weißt du Carlos, das mit Mom war schon wirklich heftig. Das tut mir immer noch weh. Und dann verteidige ich dich, dass du nie über meinen Kopf entscheiden würdest, dass wir nach Spanien ziehen, und was hast du getan? So geht das nicht Carlos. Wir sind verheiratet, wir sind in Begriff eine Familie zu gründen und du ziehst so eine scheiße ab. Ich hatte echt gedacht, dass ich das schlimmste hinter mir hatte, als unsere Beziehung den Bach runter ging, aber du schaffst es wirklich, dass ich mich erneut, wie ein dummer, unreifer Teenager fühle."

Schweren Herzens kletterte Carlos wieder aus dem Bett, platzierte aber noch einen Kuss auf die Stirn seines Mannes und legte behutsam eine Hand auf den Babybauch.

„Ich liebe euch. Es tut mir leid Sonnenschein, ich wollte deinem Dad nicht so verletzen. Ich möchte deinem Dad und dir die Sterne vom Himmel holen, möchte euch alle Wünsche erfüllen und euch das geben, was ihr verdient. Ein zu Hause. Ein Wohlfühlort. Aber ich habe mächtig versagt. Ich weiß nicht, ob du mir ein weiteres mal meine Dummheit verzeihen kannst, aber ich hoffe es sehr, da ich keinen von euch beiden verlieren möchte. Ich weiß aber, dass es besser ist, wenn ich euch jetzt allein lasse, damit ihr beide eure Ruhe habt."

Zärtlich strich er durch die Locken, bevor er das Schlafzimmer wieder verließ und sich in eins der Gästezimmer zurückzog.

Hoffentlich war die Liebe von Lando stärker als die Wut und Enttäuschung. Vielleicht hatten die Hormone auch alles nur zusätzlich aufputscht und Lando brauchte nur Zeit für Ruhe und Nachdenken.

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Blanke Panik.

Dieses Gefühl hatte Lando erfasst. Pure Angst und Panik lähmten ihn. Stocksteif saß er auf Toilette, wollte und konnte sich nicht bewegen. Schmerzen durchzogen seinen Bauch, seinen Unterleib, waren aber nicht der eigentliche Auslöser seiner Angst.

Tapsig war er ins Bad gegangen, nachdem Piñón ihn geweckt hatte. Scheinbar hatte sein treuer Begleiter noch vor ihm selbst gespürt das, was nicht stimmte, dass er mal ins Badezimmer sollte. Aber Lando war nicht auf das vorbereitet, was er sah. Und es dauerte auch unendliche Minuten? Oder waren es nur Sekunden?

Blut. In seiner Unterwäsche war ein bräunlicher Fleck. Seine Angst war in dem Moment sogar größer als der Scham, als er merkte das seine Unterwäsche schmutzig war.

„Piñón, hol Herrchen. Hol Carlos."

Wenn jemand von ihnen einen kühlen Kopf bewahren würde, dann war es sein Mann. Lando fühlte sich kaum in der Lage klar zu denken. Angst beherrschte seinen ganzen Körper, nicht mal die Vorkommnisse des Tages hatten noch Platz in seinem Kopf. Lando wusste noch sehr genau, dass Carlos ihm Essen gebracht hatte, sein Mann hatte alles, was er mochte auf ein Tablett angerichtet und ihn gebracht, hatte jedes Mal seinen Kopf gestreichelt und sich für seine Dummheit entschuldigt. Nicht einmal hatte er was erwidert, hatte Carlos nicht angesehen und auch erst was gegessen und getrunken als dieser das Schlafzimmer wieder verlassen hatte.

Es war ungewohnt nicht neben Carlos zu liegen. Nicht die schützenden Arme, um sich zu spüren, nicht den spanischen Singsang zu lauschen, wenn Carlos ihrem Baby eine Gute Nacht Geschichte erzählte, bevor er den Bauch küsste. Es tat so weh. Aber nicht die Vorkommnisse, nicht der Auslöser seiner Enttäuschung. Er vermisste seinen Mann, dessen zärtlichen Küsse und Streicheleinheiten.

„Himmel! Mi amor!"

„Ca...Carlos..."

Weinend hob er den Kopf, blickte in besorgte braune Augen. Carlos hockte sich vor ihn, griff nach seinen zittrigen Händen.

„Lando, was ist los? Hast du Schmerzen? Stimmt was nicht mit dem Baby?"

„I-ich...Blut...da ist Blut in meiner Unterwäsche...mein Unterbauch ziept so..."

Im ersten Moment war Carlos vollkommen orientierungslos, als er ein Bellen an seiner Tür hörte. War es ein Traum? Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er nicht im Bett mit Lando lag, dass das Bellen vor der Zimmertür war. Alarmiert sprang er aus dem Bett. Piñón bellte nicht ohne Grund, nicht so aufgeregt. Und er sollte recht behalten. Sein Hund sprang an ihm hoch, kaum dass er die Tür geöffnet hatte, schnappte nach seinem Schlafshirt und zerrte an diesem, signalisierte Carlos das ihn sofort folgen sollte.

Sein Puls schoss in die Höhe, der Herzschlag beschleunigte sich rasend als er die Worte realisierte und sein Blick reflexartig zur Unterwäsche seines Mannes ging. Sein Impuls in Panik zu verfallen, unterdrückte er. Lando brauchte ihn. Ihr Baby brauchte ihn. Er musste Ruhe bewahren. Für seinen Mann musste er Ruhe ausstrahlen, zeigen dass er alles unter Kontrolle hatte und das Zepter in die Hand nahm.

„Shhh. Alles gut mi amor. Wir fahren ins Krankenhaus. Oder soll ich einen Krankenwagen rufen, geht es dir sehr schlecht?"

„Kein Krankenwagen. Aber Krankenhaus."

„Okay. Ich helfe dir jetzt erstmal auf. Halt dich an mir fest. Ich habe dich. Dann gehen wir ins Schlafzimmer, ziehen dir frische Unterwäsche und Klamotten an. Solltest du dich unwohl fühlen, Schmerzen haben oder glauben das es mit einem Krankenwagen besser ist, sag sofort Bescheid."

Es war nicht einfach. Lando klammerte sich schmerzlich an seine Oberarme, weinte und zitterte während er den Briten langsam ins Schlafzimmer führte. Schnell hatte Carlos frische Unterwäsche, eine Jogginghose und ein Hoodie zusammengesucht, zog Lando geduldig an.

„Ganz kurz Lando. Ich hole eben deine Papiere und den Autoschlüssel."

Carlos versuchte alles, damit Lando während der Fahrt ins Krankenhaus, nicht in eine Panik verfiel. Sein Mann presste die Hände gegen den Bauch und wirkte sehr apathisch, auch die Atmung gefiel ihm überhaupt nicht, da diese wirkte als würde Lando stoßweise nach Luft nach schnappen. Aber er durfte jetzt einfach nicht selbst panisch werden, das würde sie drei nur in große Gefahr bringen. Schnell, aber nicht zu schnell fuhr Carlos sie in das nächste Krankenhaus.

„Lando?"

„Ja?"

Liebevoll griff er nach den Händen seines Mannes, nachdem er den Wagen geparkt hatte, holte sich Aufmerksamkeit des Jüngeren und blickte diesen mit einem sanften, zuversichtlichen Lächeln an.

„Es wird alles gut mi Amor."

„Wir-wirklich? I-ich habe Angst..."

„Die habe ich auch. Aber es wird alles gut werden. Eine Blutung ist sicherlich im ersten Moment sehr erschreckend und angsteinflößend, aber sie muss überhaupt nichts bedeuten. Hörst du Lando? Wir gehen jetzt ins Krankenhaus, lassen dich durchchecken und dann wird dir der Arzt auch bestätigen, das mit euch beiden alles in Ordnung ist."

Es war für Carlos selbst schon erschreckend, wie ruhig, wie warm und liebevoll seine Stimme klang, obwohl es innerlich überhaupt nicht so aussah. Instinktiv hatte er versucht sich all die Erinnerungen in den Kopf zurufen. Während der Schwangerschaft hatte er Bücher gelesen, Einträge, Kommentare und Ratgeber. Irgendwas musste hängen geblieben sein, mit dem er Lando etwas Angst nehmen konnte. Schemenhaft glaubte Carlos sich daran zu erinnern, dass Blutungen viele Ursachen haben konnten, diese aber nicht sofort des schlimmsten Bedeuteten und genau daran klammerte er sich selbst. Das Wissen, das diese Blutung auch ein Zeichen sein konnte, das Lando ihr Baby verloren hatte, wollte er nicht annährend an sich heranlassen. Es würde alles in Ordnung sein. Daran klammerte Carlos sich verzweifelt.

„Hola. ¿Puedo ayudarte?" * 

Für einen kurzen Moment zuckte Carlos zusammen, als die Frauenstimme ihn ansprach. Er war so darauf konzentriert Lando zu stützen, nachdem er diesem abgeschnallt und aus dem Wagen geholfen hatte. Vorsichtig hatte er den Arm um seinen Mann gelegt und in die Notaufnahme geführt.

„Mi marido no está bien. Creemos que está sangrando. Tiene 19 semanas de embarazo." **

Wenn er Zeit gehabt hätte, wäre ihm sicher ein amüsiertes Lächeln über die Lippen gekommen, als er die Reaktion der Dame hinter dem Empfang sah. Erst jetzt schien diese Lando und ihn richtig wahrzunehmen und zu realisieren wer vor ihnen stand.

Und dann ging alles irgendwie schnell. Wie aus dem nichts stand ein Pfleger mit Rollstuhl neben ihnen. Lando wurde in diesen gesetzt und weggefahren während Carlos die Aufnahme seines Mannes noch regeln musste. Am liebsten hätte er geflucht, weil er Lando nicht allein lassen wollte und das schien die Dame auch zu merken, da sie alle Formalitäten schnell abarbeitete, damit Carlos zu seinem Mann konnte.

Als man ihn zu Lando brachte, lag dieser schon auf einer Liege. Sofort setzte er sich zu diesem an die Seite und nahm die Hand seines Mannes, strich beruhigend über diese. Lando war blass, zitterte und weinte. Es zerriss ihm das Herz und am liebsten hätte er Lando sofort alle Ängste abgenommen, aber er wusste auch nicht, wie es ihrem Baby ging. War die Blutung das Ergebnis des Stresses? Bevor Carlos sich selbst in noch mehr Selbstvorwürfe verrannte, wurde die Tür geöffnet und ein Mann mittleren Alters trat in den Behandlungsraum.

„Sr. Norris. Sr. Sainz. Mi nombre es Doctor Sanchez, soy el ginecólogo del turno de noche. ¿Me dijeron que su esposo está sangrando? ¿Puedes hablarme de la sangre? ¿Era rojo brilliante? ¿O oscuro? ¿Era más marrón?"*** 

Während Carlos dem Arzt die Farbe des Blutes versuchte zu beschreiben, spürte Lando wie sein Herzschlag sich kaum beruhigen wollte. Fest klammerte er sich noch immer an der Hand des Spaniers fest, versuchte dem zu Folgen was Carlos und der Arzt besprachen, aber er verstand eigentlich so gut wie gar nichts. Zwar hatte er über die Wochen viel spanisch gelernt und er konnte sich auch schon etwas an Unterhaltungen beteiligten, aber jetzt gerade war er nicht in der Lage dem zu folgen, was die beiden Männer redeten, das machte ihn zusätzliche Angst. Vielleicht hatte der Arzt schon erklärt, dass er ihr Baby verloren hatte, das man ihn das tote Baby aus dem Bauch schneiden musste. Oder schrecklicher noch, dass er ihr Baby die nächsten Wochen tot weiter in sich tragen musste. Lando spürte, wie er hektischer atmete, wie er sich die schlimmsten Szenen vorstellte, weil er einfach nicht verstanden hatte, was besprochen wurde.

„Lando. Hey Lando. Ganz ruhig."

Sowohl Carlos als auch der Arzt bemerkten sofort den alarmierenden Zustand des Briten. Während Carlos versuchte seinen Mann mit Worten und Liebkosungen zu beruhigen, spritze ihm der Arzt ein leichtes Beruhigungsmittel.

„W-was...habt ihr geredet?"

„Oh Lando. Entschuldige."

Bestürzt küsste Carlos die tränennassen Lippen seines Mannes. Es war für ihn gewohnt, normal das er spanisch sprach. Außerdem war es in diesem Moment einfacher gewesen, seine Muttersprache zu benutzen. Das Lando dies vielleicht nicht alles Verstehen würde, hatte er nicht bedacht. Schnell erklärte er dem Jüngeren was der Arzt und er besprochen hatten.

„Entschuldigen Sie Mr. Norris. Es ist reine Gewohnheit in meiner Muttersprache zu reden. Ich wiederhole gerne nochmal, was ich Ihren Mann gerade gesagt habe. Und dann hätte ich noch ein paar Fragen an Sie."

Lando nickte leicht, versuchte sich zu entspannen, wobei ihm das Mittel wohl auch etwas half. Bisweilen hörte es sich nicht sehr schlimm an, was der Arzt berichtete, und trotzdem wurde er die Angst dadurch nicht los.

„Hatten Sie in letzter Zeit Schmerzen im Bauch, sind Sie vielleicht gestürzt? Hatten Sie die letzten Tage starke emotionale Situationen? Streit? Stress?"

„Meine Mom kommt nicht so gut darauf klar, dass Carlos und ich geheiratet haben, ohne jemanden was zu sagen. Das hat mich sehr mitgenommen. Naja, mein Mann und ich hatten danach auch eine kleine Meinungsverschiedenheit. Beim Gassigehen mit Piñón hatte ich Bauchschmerzen, ein leichtes Ziehen."

Ein Nicken. Ein leises, kaum hörbares Hmm.

„Okay, ich verstehe. Ich würde Sie bitten, ihren Bauch freizumachen, damit wir nach ihrem Baby schauen können."

Carlos übernahm diese Aufgabe, schob den Hoodie nach oben und entblößte den Babybauch, der irgendwie doch schon größer wirkte. Jeden Tag schien es, als würde ihr Baby sich weiter in dem Bauch ausbreiten.

„Ich liebe euch."

Liebevoll küsste er den Handrücken, strich Lando durch die Haare als der Arzt das kühle Gel auf dem Bauch verteilte und das Ultraschallgerät an sich zog. Behutsam setzte er den Sensor auf den Bauch, fuhr damit etwas hin und her bis er nickend lächelte.

„Schauen Sie. Hier sind die Herzschläge. Es sieht alles sehr gut aus. Den Babys geht es gut."

Alles schien still zu stehen, fast wie in Zeitlupe. Carlos blickte zu Lando, zum Arzt, auf den Bildschirm. Wiederholte diese Reihenfolge einige Male. Aber ankommen wollte es nicht, was der Arzt soeben gesagt hatte.

„Babys?"

Es war Lando's leise, fast schon ängstliche Stimme, die sich meldete.

„Ja. Eindeutig. Man sieht hier sehr deutlich zwei Herzschläge."

Um diese auch grafisch für das Auge erfassbar zu machen, zeichnete der Arzt um das helle Flackern zwei Kreise.

„Ich hatte Ihr Mutterpass ja gelesen und es war auch alles in Ordnung, deswegen war ich gerade auch etwas überrascht, zwei Herzschläge zu sehen. Wir können auch den Ton anschalten. Wollen Sie ihre Babys hören?"

Nicken. Mehr brachten sie beide nicht zu Stande, außer Tränen als sie zwei verschiedene Herztöne hörten.

„Aber...aber wie ist das möglich? Wir...wir waren doch schon bei einigen Untersuchungen. Warum hat man nicht gesehen, dass...das es Zwillinge sind?"

Die Information war nicht greifbar, nicht zu Verarbeiten. Aber sein Verstand arbeitete abhängig von dem, was Carlos selbst glaubte zu realisieren.

„Es ist gar nicht so selten, das eineiige Zwillinge übersehen werden. Die beiden hatten einen synchronen Herzschlag. Mit einem feinen, sehr sensiblen Ultraschall hätte man vielleicht Unterschiede wahrnehmen können."

„Aber...man sah nur ein Baby auf dem Monitor."

„Das ist auch erklärbar. Oft ist ein Zwilling etwas kleiner als der andere. Die beiden teilen sich den Mutterkuchen, haben aber ihre eigene Fruchtblase. Man könnte davon ausgehen, dass sich eins der Babys versteckt hat, wenn die Ultraschalluntersuchungen waren. Deswegen ist man von einem Baby ausgegangen."

„Und warum sehen und hören wir jetzt zwei Babys?"

„Ich nehme an, dass der Stress der Auslöser war. Die Babys sind mit Ihrem Mann durch die Nabelschnur verbunden, spüren all die Ängste, Unsicherheiten, den Stress und Ärger, den ihr Mann auch fühlt, dies könnte dafür gesorgt haben das sich eins der Babys aufgeregt hat und der Rhythmus des Herzschlages aus dem Takt gekommen ist. Und deswegen sehen wir jetzt zwei Herztöne."

Lando hatte nur zugehört, aber nicht verstanden. Nicht richtig verstanden. Wie auch? Seine Welt wurde ein weiteres mal auf den Kopf gestellt. Als er vor Wochen erfahren hatte schwanger zu sein, war schon alles durcheinander, aber jetzt? Man wollte ihm erzählen, dass zwei kleine Menschen in seinem Bauch Platz gefunden hatten und sich ausbreiteten? Musste er, sollte er jetzt an seinen Ärzten zweifeln? Hätten diese das nicht auch sehen müssen? Sein Kopf schwirrte, er brummte. Es waren so viele Infos, so viele Dinge, die er nicht verstand.

„Was...ist mit der Blutung? Sind die Babys in Gefahr?"

„Sehen Sie diese kleine, eingefärbte Stelle hier? Dabei handelt es sich um eine kleine Vene, die heute Mittag wohl geplatzt ist. Aber es besteht weder für ihren Mann noch für die Babys Gefahr. Es ist alles in Ordnung. Es geht ihnen gut."

Erleichterung durchströmte seinen Körper und Carlos konnte, die eine oder andere Tränen nicht zurückhalten, als er sich über Lando beugte und diesen zärtlich küsste. Sanft wischte er mit dem Daumen die Tränen vom Gesicht seines Mannes, lächelte als er Lando in die schimmernden Augen blickte.

Es war alles gut.

TBC...

*„Hallo. Kann ich Ihnen helfen?
**Meinem Mann geht es nicht gut. Wir glauben er hat Blutungen. Er ist in der 19. Woche Schwanger.
***Herr Norris. Herr Sainz. Mein Name ist Doctor Sanchez, ich bin der Gynäkologe der Nachtschicht. Man sagte mir, dass Ihr Mann Blutungen hat? Können Sie mir was über das Blut sagen? War es hellrot? Oder dunkel? War es mehr bräunlich?

####

Hallöchen ^-^

Das war wohl ein sehr emotionales und dramatisches Kapitel, mit einigen Überraschungen. Hier habe ich bewusst sehr viel Autorenfreiheit genutzt. ;)
Ich hoffe ihr seid Cisca und Carlos nicht zu böse. Ich mag die Mom von Lando und im Grunde war dieses Kapitel so auch nicht in diesen Ausmaßen geplant. Beim Schreiben haben sich so viele Dinge geändert, kamen dazu und am Ende war es total anderes als ich es ursprünglich haben wollte Oo

Aber alles hat seinen Sinn und Zweck. Und ich habe auch nicht vor -vorerst nicht - das es nochmal so dramatisch wird. Falls jemand über die Blutungen nachdenken sollte, vielleicht meint das sie einem bekannt vorkommen...ja, das kann sein, wenn du die schöne MPreg von mylittlelibrary liest :-* 
Sie ist ja eine der beiden Autorinnen, weswegen ich mit meiner MPreg angefangen habe und ich habe mich schriftlich mit ihr in Verbindung gesetzt und gefragt ob es in Ordnung sei, wenn ich den Teil der Blutungen für mein Kapitel nutzen dürfte. 
Vielen Dank nochmal mylittlelibrary <3

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