-Kapitel 027-

Heute gibt es wieder ein kleines Familien Update ;)

Was das Shoppen in dem gewissen Kaufhaus angeht...muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich selbst immer da war, wenn ich in London war, aber ich habe nie darauf geachtet wie die Babyabteilung ist >-<"
Das war damals nie so relevant gewesen, weswegen ich jetzt einfach mal meine Autorenfreiheit genutzt habe :D

Auch weiß ich nicht, ob Personenschützer so Arbeiten, wie sie es bei mir tun (=

+#+#

Die Fahrt nach London verlief ruhig. Lando war schwer damit beschäftigt, die Tasche zu plündern, die Carlos für ihn gepackt hatte. Strahlend machte er sich über Gurken, Paprika, Karotten, aber auch über Obst, Kekse und Gummibärchen her. Erst als Carlos den Treffpunkt mit den Sicherheitsleuten anfuhr, verstaute Lando wieder alles, da er doch ein nervöses Kribbeln im Bauch verspürte. Sie wurden durch ihren Status in der Öffentlichkeit schon immer abgeschirmt, hatten immer Personen an der Seite, die für ihren Schutz sorgen sollten. Und trotzdem war diese Situation anders.

„Ich werde deine Hand nicht loslassen."

„Ich weiß."

„Du hast Angst?"

„Schon traurig. Ich stehe schon lange in der Öffentlichkeit, bin mir meines Standes auch bewusst. Viel Wert habe ich nie darauf gelegt. Manchmal finde ich es sogar sehr belastend und nervig, weil man keinen Schritt machen kann, ohne jemanden hinter sich zu haben. Ich würde auch einfach gerne mit dir Hand in Hand durch einen Park gehen oder an der Themse entlang spazieren. Aber ungestört wird das nie möglich sein. Wie wird das erst mit Kinderwagen?"

Carlos konnte in allen Punkten erkennen, wie sehr Lando die Angelegenheit belastete. Auch wenn sich sein Freund immer viel Zeit für die Fans nahm und auch gegenüber den Medien versuchte, freundlich und aufgeschlossen zu sein, so hatte er schon früh erkannt, dass es Lando damit nicht wirklich gut ging. Aber irgendwie hatte sich dieser über die Zeit das perfekte Image zugelegt, was allen anderen, die ihn nicht persönlich kannten, signalisierte, dass alles in Ordnung sei. Seit ihrem Outing und der Bekanntgabe der Schwangerschaft schien Lando mehr denn je ein normales Leben haben zu wollen. Eines ohne ständigen Fokus in der Öffentlichkeit.

„Ich würde dich so gerne vor all dem beschützen, was dir Angst macht."

„Ich weiß, dass du mich jederzeit schützen würdest. Unser Baby fühlt das auch. Aber du wirst das nicht können, weil es immer Hass und Anfeindungen geben wird. Wir können nur versuchen, stark genug zu sein, um damit umgehen zu können. Wir dürfen nicht zulassen, dass uns fremde Personen durch ihre Ansichten das Leben zerstören. Ich möchte unser Kind offen, ehrlich und mit Respekt aufziehen. Es soll mit offenen Augen durch das Leben gehen und niemanden verurteilen. Ich möchte, dass es sieht, dass es auch andere Menschen gibt, die es nicht so gut haben, dass diese Menschen Liebe, Anerkennung, Zuneigung und Respekt verdient haben wie jeder andere auch. Hass erzeugt nur noch mehr Hass und Angst. Ich möchte nicht, dass diese begrenzte Anzahl an hasserfüllten Personen unser Leben bestimmt."

Carlos war sich jetzt schon sicher, dass ihr Kind diese kostbaren und wundbaren Eigenschaften von Lando übernehmen würde. Es zeigte ihm auch, wie liebevoll und anständig Lando von seinen Eltern erzogen worden war. Trotz ihres Vermögens und der Tatsache, dass Adam auch nur das Beste für seinen Sohn wollte, blieben sie alle auf dem Boden. Noch nie hatte er Lando oder jemanden aus dessen Familie überheblich erlebt, arrogant oder herablassend. Leider waren solche Eigenschaften seltener denn je. Aber sie beide würden ihr Kind die besten und wichtigsten Werte mitgeben, davon war er überzeugt.

„Ich glaube, dass sind die Leute, von denen Andi gesprochen hat."

Sie hatten sich etwas außerhalb von London auf einem Parkplatz treffen sollen und Lando war nicht wirklich überrascht, dass ihnen erstaunlich viele Autos gefolgt waren. Aber darum würde er sich nicht kümmern.

„Mr. Norris, Mr. Sainz, schön, Sie zu sehen. Mein Name ist Jim. Aber bitte folgen Sie mir doch erst mal, damit wir Ihren Anhängseln etwas mehr Material für gute Storys liefern können."

Lando kicherte leise, als er die Hand von Carlos ergriff und dem Mann folgte. Zielstrebig gingen sie auf einen Laden zu, welcher scheinbar das Büro oder die Anlaufstelle der Sicherheitsfirma sein sollte.

„Setzen Sie sich bitte. Wir besprechen kurz den Ablauf und wie wir Sie dabei am besten schützen können."

Die Räumlichkeiten waren geschmackvoll eingerichtet und Lando nahm dankend die Kekse entgegen, die Jim ihnen reichte.

„Ich bin der Chef dieser Sicherheitsfirma. Wir haben einen sehr guten Ruf und schon sehr viele Prominente aus allen Bereichen geschützt. Uns ist wichtig, dass wir den Schutz unseren Klienten anpassen und dem, was diese machen wollen. Sie beide wollen nach London?"

„Ja, wir wollen zum Juwelier und in Babyläden."

„Wir werden Ihnen vier Personenschützer zur Seite stellen. Alice und Hugh werden sich als Paar tarnen und Ihnen beiden auf Schritt und Tritt folgen. Ben und Lukas werden aus sicherer Entfernung alles im Auge behalten, um schon vorab Gefahren lokalisieren zu können. Sollte es aus irgendwelchen Gründen zu einem Übergriff kommen, werden alle vier dafür sorgen, dass Sie sofort in Sicherheit gebracht werden. Wichtig ist, dass Sie wirklich darauf hören, was man Ihnen sagt, sollte eine Lage ernst werden. Wir lassen Ihnen ansonsten jegliche Freiheiten und halten uns bedeckt. Aber im Falle einer ernsten Lage sind Sie beide die wichtigsten Personen und meine vier Angestellten werden keine Rücksicht nehmen."

+

„Bist du bereit?"

„Ja. Lass es uns allen zeigen."

Auch wenn er keinen großen Wert auf seinen Status und das beachtliche Vermögen legte, so war Lando sehr dankbar, gerade jetzt diesen Luxus haben zu dürfen. Sie waren in einen sehr edlen und gehobenen Teil von London gefahren, hatten ihren Wagen direkt vor einem exklusiven Juwelier geparkt. Ihre Beschützer waren nur zwei Autos weit entfernt. Alice und Hugh waren wie Carlos und er auf dem Weg zum Juwelier, gaben sich als glückliches Pärchen aus.

„Mr. Norris, wie geht es Ihnen? Stimmt es, dass Sie nicht mehr fahren wollen? Und warum haben Sie ihren Freund allein gelassen?"

Schweigend gingen Carlos und er weiter, hielten sich an den Händen und versuchten so gut es ging, die Handvoll Journalisten zu ignorieren, was aufgrund deren Fragen nicht einfach war.

„Werden Sie am nächsten Wochenende wieder zu Hause bleiben und Ihren Partner allein lassen? Sind Sie ein Paar oder ist das alles nur ein PR-Gag? Sie zeigen nicht viel auf Ihren Social Media Accounts oder an den Rennstrecken."

Am liebsten hätte er ausgeholt und dem widerlichen Arsch eine reingehauen, aber zum Glück übernahm dies Hugh in einer sehr eleganten Art und Weise, indem er zufällig den Reporter heftig anrempelte, so dass dieser tatsächlich auf dem Hintern landete.

Lachend hielt sich Lando an dem Spanier fest, während sie ihr Ziel erreicht hatten und das Juweliergeschäft betraten.

Wie Lando gesagt hatte, war es ein sehr exklusiver Juwelier mit Security und sehr freundlichem und souveränem Personal. Es war aufgefallen, dass Carlos und er sich hier in den Straßen bewegten und dass es einige aufdringliche Fans und Journalisten gab, weswegen man noch diskreter der Arbeit nachkam. Mit einem Lächeln wurden Carlos und er in einen schönen Raum gebracht, wo sie sich setzen konnten, man ihnen Getränke und Süßes reichte. Ein sehr netter, freundlicher älterer Herr übernahm ihre Wünsche und brachte ihnen nach ein paar Minuten eine Auswahl an schönen Eheringen.

„Das ist aber schwer."

Irgendwie hatte Lando nicht erwartet, dass es so anspruchsvoll sein würde, sich Ringe auszusuchen. Aber die Auswahl, die man ihnen zeigte, war richtig schön und auch wenn er selbst nicht viel oder oft Schmuck trug, wollte Lando, dass ihre Eheringe etwas ganz Besonderes wurden.

„Bei deinem Hauttyp wäre Gold sicher die beste Wahl."

„Ich mag Gold. Aber magst du es auch? So blass bist du auch nicht."

Nachdenklich betrachtete Lando den schmalen goldenen Ring an seinem Finger. Er wirkte so einfach, so unscheinbar und trotzdem war er wunderschön. Er brauchte keinen Schnickschnack. Nur eine Gravur wünschte er sich noch, mehr nicht.

„Silber können wir ausschließen. Ich tendiere zu dem goldenen Ring an meinem Finger oder eben die beiden aus Platin. Ich möchte nur nicht, dass es so ein großer Ring ist, das passt nicht zu meiner Hand."

Zärtlich hielt Carlos die Hand des Jüngeren in seiner, betrachtete den Ring genau und fühlte mit jeder Sekunde mehr denn je, dass es ein wunderbares Gefühl auslöste, dass dieses kleine Edelmetall Lando zu seinem Mann machen würde. Direkt würde zwar die Unterschrift auf dem Vertrag ihre Eheschließung besiegeln, aber dieser kleine Ring war ein sichtbares Statement an alle da draußen. Dieser großartige, einzigartige Mann war vergeben, verheiratet und seiner.

„Wir nehmen die beiden. Sie passen zu uns."

Strahlend nickte Lando, klaute sich einen flinken, kleinen Kuss von Carlos, bevor sie den Auftrag Aufgaben und ihre Wünsche äußerten. Man versprach ihnen, dass sie die Ringe in knapp zwei Stunde mit allen Anpassungen, Wünschen und Änderungen abholen konnten.

„Möchtest du eine kleine Pause machen? Wir könnten ein zweites Frühstück zu uns nehmen, bevor wir uns auf die Suche nach Babyläden machen."

Beschämend lächelte Lando. Sie saßen wieder in ihrem Wagen und es war ihm schon ein wenig unangenehm gewesen, als sich sein Magen knurrend gemeldet hatte. Diese Schwangerschaft brachte ihm richtig viele Extrakilos. Innerlich hoffte Lando ja, dass er alle überflüssigen Kilos auch wieder loswerden würde, sobald ihr Baby auf der Welt war.

„Ich schlage vor, wir fahren nach Knightsbridge."

„Dann könnten wir zu Harrods. Da haben wir einige Möglichkeiten. Frühstücken können wir im Urban Retreat. Und falls wir in Knightsbridge tatsächlich kein Geschäft für Babyartikel finden, könnten wir immer noch nach Chelsea oder Camden fahren. Solange es euch beiden gut geht. Ich möchte dich nicht unnötigem Stress aussetzen."

„Unser Sonnenschein und ich werden uns mit dem zweiten Frühstück ausgiebig stärken."

+

So entspannend war ihr zweites Frühstück nicht. Kaum dass sie ihr Auto verlassen hatten, wurden sie von Fans angesprochen. Autogramme wurde geschrieben, Fotos wurden gemacht. Auch wenn es weitestgehend positiv verlief, war Lando angespannt, weil jeder auf seinen Bauch starrte. Die Tatsache, dass Carlos und er Händchen hielten und gemeinsam Harrods betraten, rief unterschiedliche Reaktionen hervor. Lando sah Ekel und Abscheu, aber auch lächelnde und strahlende Gesichter.

Dank ihres Status hatten sie es geschafft, einen ruhigen Bereich zu bekommen, wo sie halbwegs in Ruhe ihr zweites Frühstück zu sich nehmen konnten.

„Mi amor? Alles in Ordnung? Du isst kaum was."

Es stand eine sehr üppige und leckere Auswahl vor ihnen, alles, was das Herz begehrte und von dem Carlos sicher wusste, dass es aktuell zu den Lieblingsnahrungsmitteln seines Mannes gehörte. Aber Lando knabberte eher lustlos an seinem Pancake. Auch den Obstsalat hatte der Brite nur mühsam herunterbekommen.

„Die haben alle auf den Bauch gestarrt und fiese Kommentare von sich gegeben."

„Ich weiß, mi corazón. Leider kann ich dich nicht vor den Kommentaren schützen, wenn wir in der Öffentlichkeit sind."

„Egal. Es waren auch liebe Kommentare, sogar viele Glückwünsche bezüglich unserer Beziehung und des Babys. Ich sollte mich darauf konzentrieren und darauf, dass wir gleich zum ersten Mal einen Babyladen betreten werden."

Und mit diesem Gedanken kehrte wirklich das Lächeln auf sein Gesicht zurück. Je öfter der Gedanke in seinem Kopf kreiste, desto freudiger wurde Lando. Online hatte er sich zwar noch nicht sehr viel angeschaut, aber auf einige Seiten hatte er sich schon verirrt und war begeistert, gerührt, aber auch überfordert von dem, was man alles für so einen kleinen Sonnenschein kaufen konnte.

Ob er vielleicht etwas gegen diese massiven Stimmungsschwankungen machen konnte? Carlos war bewusst, dass diese einen großen Anteil an der Laune von Lando trugen. Wie sonst konnte es sein, dass sein Freund vor wenigen Minuten noch lustlos sein Frühstück zu sich genommen hatte und nun mit einem Mal herzhaft zulangte und sich zwischen Müsli und Pancake auch noch Brötchen schmierte und belegte?

Was immer es gerade war, was Lando wieder dieses bezaubernde Lächeln auf das Gesicht gezaubert hatte, er war dankbar dafür und würde es solange akzeptieren. Außerdem schien es Lando wirklich wieder richtig gut zu gehen, da dieser schon sein drittes Glas Saft trank und glücklich seinen Muffin vertilgte.

Nachdem sie beide in entspannter Ruhe ihr Frühstück zu sich genommen hatten, ging es weiter zur Babyabteilung. Manchmal war es vielleicht doch von Vorteil, dass Harrods eines der luxuriösen Kaufhäuser war. Es gab zwar viele Touristen, aber man achtete schon auf Anstand und auch eine gewisse Klasse. Ihnen folgten viele Menschen in die Babyabteilung. Aber nicht nur die hauseigene Security achtete darauf, dass es keine Ausmaße annahm, auch ihre Personenschützer sorgten dafür, dass Carlos und er allein durch die Abteilung gehen konnten. Natürlich waren auch andere Eltern zu sehen. Paare, Frauen, Schwangere, Frauen mit Kinderwagen.

„Oooh. Schau mal."

Einen winzig kleinen Strampler hielt Lando in die Luft, schnappte im nächsten Moment nach Luft, als er warme Tränen auf seinem Gesicht spürte. Die Gefühle übermannten ihn bei all den wunderschönen Sachen. Ob nun Babykleidung, Schühchen, Babydecken, Bettchen oder Wagen. Lando lehnte sich leise schniefend an Carlos, spürte den Kuss auf seinen Kopf.

„Süß. Alles ist so winzig. Kannst du glauben, dass in ein paar Monaten unser Sonnenschein in solch einem Strampler steckt? Oder in diesen kleinen Schühchen?"

Schützend legte er seine freie Hand auf den Bauch, schniefte noch mal leise, bevor er den Strampler zurückhängte. Zusammen schlenderten sie weiter durch den Laden, fanden immer mehr wunderschöne Sachen.

„Ist es dir eigentlich wichtig, das Schubladendenken zu übernehmen und Klischees zu erfüllen?"

„Du meinst, ob ich rosa bei einem Mädchen und blau bei einem Jungen haben möchte?"

„Genau."

„Halte ich nichts von. Wenn wir eine Tochter bekommen, darf sie tragen, was sie möchte. Egal welche Farbe und ob da Feen oder Bauklötze auf der Kleidung sind. Genauso sehe ich es auch, wenn wir einen Sohn haben. Wenn er eben einen pinken Pullover haben möchte oder eine Babypuppe zum Spielen, soll es so sein."

„Ich bin froh, dass du es auch so siehst. Ich würde das Kinderzimmer gerne neutral einrichten. Jetzt nicht alles in weiß und beige, das wäre mir zu steril, aber warme Farben wären schön. Ich finde es einfach blöd, dass die Menschheit noch immer der Meinung ist, dass ein Mädchenzimmer aussehen müsste, als würde da eine Prinzessin wohnen, die Zuckerwatte ausgekotzt hat. Oder bei einem Jungen Bagger, Traktoren, Bauklötze oder Werkzeug herumliegen müssen."

Das Reden über das Einrichten des Kinderzimmers machte alles noch ein Stück weit realer. Sie waren bald eine kleine Familie. Ein zerbrechliches kleines Wesen würde bald in ihrem Leben sein, würde sie um den Schlaf bringen, wahrscheinlich zur Verzweiflung bringen, sie auf Trab halten und wohl jede Entscheidung, die sie treffen, hinterfragen lassen. Würden sie gute Eltern sein? Würden sie alles richtig machen? Würden sie auch am Weinen des Babys erkennen, ob es gerade Hunger hat, gewickelt werden oder einfach nur kuscheln möchte?

„Carlos?"

„Entschuldige. Hast du was gesagt?"

„Ja, dass ich etwas überrascht bin."

„Warum?"

„Ich hätte damit gerechnet, dass du darauf bestehst, dass wir das Kinderzimmer dem Geschlecht unseres Babys anpassen."

„Wieso sollte ich?"

So genau wusste Lando das auch nicht, weswegen er verlegen mit den Schultern zuckte. Lag es an der Mentalität des Spaniers? Daran, dass dieser älter war und eine Erziehung in einem anderen Land genossen hat? Lando hatte im Grunde keine plausible Erklärung, war aber auch froh, dass er bei diesem Thema nicht mit Carlos diskutieren musste.

„Sorry. Der Gedanke war da."

„Schon gut, ist ja nicht Schlimmes. Mir ist es so aber lieber. Wir können beide sehr stur sein."

+

„Mi amor?"

„Wohnzimmer."

„Alles in Ordnung?"

Die Frage war überflüssig, wie Carlos feststellte, als er das Wohnzimmer betrat. Lando lag auf der Couch, eine Decke über sich gezogen und sah aus, als würde er jeden Moment weinen.

„Mir tun die Füße und Beine weh."

Sie waren seit knapp 20 Minuten zu Hause. Lando hatte sich sofort ins Wohnzimmer zurückgezogen, weil er nicht länger auf den Beinen stehen konnte. Erstaunlicherweise waren sie bis zum frühen Abend in London und Umgebung unterwegs gewesen, hatten verschiedene Babygeschäfte besucht und tatsächlich auch schon eine Spieluhr und Schnuller gekauft, auch Flaschen, Spucktücher, weiche Decken, Badethermometer. Und Lando kam bei La Coqueta nicht drumherum, Wickelbodys zu kaufen. Hinzu kam, dass sich Carlos in diesem Laden sehr wohl fühlte, da es von einer Spanierin geführt wurde.

Bei Trotters, Luna und Curious waren sie auch erfolgreich gewesen und mit jedem weiterem Geschäft fiel es Lando schwerer sich zurückzuhalten. Am liebsten hätte er schon die komplette Ausstattung gekauft, aber sie hatten noch nicht mal ein Kinderzimmer. Hinzu kam, dass er irgendwann merkte, wie schwer seine Beine wurden, wie sehr die Füße schmerzten und er immer müder wurde. Aber er wollte einfach nicht aufgeben, wollte nicht zurück, bevor sie den Tag sinnvoll genutzt hatten. Bevor sie wieder nach Hause fuhren, hatten sie beim Juwelier noch ihre Ringe abgeholt, was ihn noch im Laden zum nächsten Heulkrampf gebracht hatte.

„War zu viel, nicht wahr?"

„Ja. Es war großartig, wirklich. Ich habe gerne mit dir nach Babysachen geschaut und wir haben ja auch eine nette Ausbeute gemacht, aber diese nervigen Reporter, die uns ständig im Nacken klebten, waren noch schlimmer als so mancher Fan, der sich aufgedrängt hat. Ich habe nichts dagegen, wenn man uns nach Autogrammen und Bildern fragt, aber ich mag es nicht, wenn man sich selbstverständlich zu uns stellt, wenn es doch offensichtlich ist, dass wir privat unterwegs sind und unsere Ruhe haben wollen. Heute muss ich eingestehen, dass ich sehr froh über unseren Personenschutz war, der uns alle aufdringlichen Menschen vom Hals gehalten hat. Unser Sonnenschein war aktiv, als es merkte, wie unruhig ich wurde."

Carlos war früh aufgefallen, dass sich Lando immer unwohler fühlte. Gerne hätte er seinen Freund einfach nach Hause gefahren, aber Lando hatte jedes Mal gesagt, dass alles gut sei und sie sich den Tag nicht verderben lassen sollten. Bewusst waren sie Arm in Arm gelaufen, hatten sogar glücklich einige Küsse ausgetauscht, als sie sich für Babysachen entschieden hatten. Und trotzdem gab es noch diese Hemmschwelle, ihre Beziehung verteidigen zu müssen. Aber auch das Bedürfnis, Lando in Sicherheit zu bringen, war sehr präsent und Carlos konnte sich erst entspannen, wenn sie in einem Laden ihre Ruhe hatten oder eben ihre Personenschützer für die nötige Ruhe sorgten.

„Soll ich dich massieren oder möchtest du ein entspannendes Bad nehmen?"

„Massieren?"

Lachend nickte Carlos, setzte sich ans Fußende der Couch und hob sich Landos Beine auf den Schoß. Lando hatte seine Jeans gegen eine locker sitzende Jogginghose getauscht, was es ihm leichter machte, sanft über die Waden zu streichen.

Lando war gerade dabei einzuschlummern, da Carlos es wirklich verstand, seine Hände einzusetzen. Beide Waden und Füße bekamen besonders viel Aufmerksamkeit und er konnte richtig spüren, wie sich die Schmerzen verzogen. Aber sein Handy hatte etwas dagegen, dass er schlummerte, als es sich lautstark vom Tisch meldete.

„Georgie."

„Erzähl."

„Was?"

„Was haben Carlos und du beim Juwelier gewollt? Und zeigt ihr eure Ausbeute für das Baby? Waren das eure Personenschützer von McLaren und Ferrari?"

Blinzend richtete sich Lando etwas auf, signalisierte Carlos, dass er seine Massage kurz unterbrechen sollte. Rasch stellte er das Gespräch auf Lautsprecher, damit der Spanier mithören konnte.

„Soziale Medien?"

„Jup. Die sind voll davon. Alle fragen sich, was ihr beim Juwelier gemacht habt und ob ihr der Welt zeigt, was ihr für das Baby gekauft habt. Habt ihr während eurer Tour nicht auf das Handy geschaut?"

„Brauchten wir nicht. Wir hatten die Presse im Nacken, wie dir aufgefallen sein sollte. Außerdem nehmen wir uns eine kleine Auszeit von den sozialen Medien."

„Ihr hattet einen schönen Tag, wenn man die Belagerung außen vor lässt?"

„Hatten wir. Um deine Neugier zu befriedigen - wir waren beim Juwelier, weil Carlos und ich Jahrestag hatten und Carlos mir etwas schenken wollte. Und was die Sachen für das Baby betrifft, ich denke nicht, dass wir da etwas posten werden. Auf jeden Fall jetzt noch nicht. Ich möchte damit lieber noch etwas warten."

„Stimmt. Ihr hattet Jahrestag. Alles Gute nachträglich. Hattet ihr einen schönen Tag?"

„Lando hat wunderbar lecker für mich gekocht."

„Gekocht?"

„Damit werde ich leben müssen, dass mir das wohl nie jemand zutrauen wird. Aber ja, ich habe alles für Carlos selbst gemacht. Cis hat mir die Zutaten besorgt und das Hackfleisch abgeschmeckt. Ansonsten habe ich alles selbst gemacht. Ich habe ganz viele Videos angeschaut und gelernt, auch weil ich ein Baby bekomme und in der Lage sein möchte, dieses versorgen zu können."

„Mi amor, wenn du unserem Baby solch leckere Gerichte später selbst zubereiten wirst, weiß ich genau, dass unser Nachwuchs deine Kochkünste lieben wird. Es war ein schöner Tag, George. Lando hat sich so viel Mühe gegeben und ich habe unseren Jahrestag dabei ganz vergessen."

„Und trotzdem ist alles fein. Wir haben das besprochen, Carlos. Bitte."

„Du hast viel um die Ohren gehabt, Carlos. Ich finde es normal, dass man da auch Sachen vergessen kann. Und wenn Lando damit klarkommt, dann solltest du das auch. Nächstes Jahr werdet ihr ein süßes Baby bei euch haben, wenn euer Jahrestag ist. Da werdet ihr beide vielleicht auch andere Gedanken haben."

Lando schaute ihn lächelnd an. Sagte ihm mit seinem Blick ‚Habe ich dir doch gesagt'. Es würde wohl noch etwas dauern, bis er es wirklich selbst verinnerlicht hatte. Aber er nickte lächelnd und massierte die Waden und Füße weiter, während George und Lando noch etwas miteinander telefonierten.

„Dir fallen gleich die Augen zu, mi amor. Schlaf ruhig."

Kaum dass Lando das Gespräch mit George beendet hatte, sah man dem Jüngeren an, wie kaputt dieser war. Der Tag hatte es aber auch in sich gehabt und Carlos störte sich nicht im Geringsten daran, dass sein Freund den halben Tag schlief. Immerhin trug dieser ihr Baby unter dem Herzen und der Körper hatte einige zusätzliche Aufgaben zu bewältigen.

Und Carlos sollte recht behalten. Es dauerte keine fünf Minuten, da schlief sein Freund seelenruhig, während er diesem noch etwas weiter die Beine massierte. Sie waren aber auch sehr viel gelaufen, da hatte Lando es verdient, etwas verwöhnt zu werden.

TBC ...

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