-Kapitel 022-
Ich wollte euch nicht noch eine Woche warten lassen, deswegen gibt es ausnahmsweise am Donnerstag ein neues Kapitel :-*
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„Lando? Was machst du da?"
Verschlafen rieb sich Carlos den Schlaf aus den Augen, als er vom Schlafzimmer in den Wohnraum trat. Er war nur wach geworden, weil ihm ein Gefühl sagte, dass etwas nicht stimmte. Und als er neben sich tastete, musste er feststellen, dass Lando nicht neben ihm lag. Erst dachte er, sein Freund wäre im Bad, aber das konnte Carlos schnell ausschließen. Er fand Lando auf der Couch im Wohnbereich, auf dem Tisch vor sich wohl der komplette Inhalt der Minibar. Alles was nach Knabbereien, Schokolade und Gummibärchen aussah, hatte Lando vor sich verteilt.
„Hunger."
„Mi amor, es ist halb vier Uhr morgens."
„Und? Ich habe Hunger."
„Hast du das alles schon gegessen?"
„Jaa! Hast du ein Problem damit?!"
Argwöhnisch musterte Lando den Spanier, welcher zu ihm kam und sich neben ihn auf die Couch setzte. Murrend nahm er sich die kleine Schachtel Pralinen und mampfte diese missmutig.
„Sei froh, dass ich dich nicht geweckt habe, sondern mich mit dem zufrieden gebe, was ich gefunden habe. Ich wollte eigentlich Eis, Sahne, Bananen und Wassermelone. Und ein Sandwich wäre auch nicht schlecht gewesen."
Seufzend legte Carlos den Kopf in den Nacken. Das waren dann wohl die Stimmungsschwankungen. Lando war nie so unfreundlich und launisch. Schon gar nicht machte ihm der Brite Vorwürfe bezüglich Essen.
Schweigend leerte Lando die Pralinenschachtel, nahm als nächstes die Tüte mit den Erdnüssen und gleichzeitig die eine Tafel Schokolade.
Was sollte er machen? Versuchen mit Lando zu reden? Diesem sagen, dass er nichts Böses wollte? Aber eigentlich wollte er wieder schlafen. Heute hatte er freies Training und es war wichtig, dass er fit war. Schweren Herzens ging er kurz zu Lando und drückte diesem einen Kuss auf die Stirn.
„Ich habe es nicht böse gemeint. Ich liebe euch" murmelte Carlos leise, bevor er wieder ins Schlafzimmer ging. Sein Herz schrie danach, bei dem Briten zu bleiben und diesen durch die Stimmungsschwankungen zu begleiten, aber sein Verstand sagte ihm auch, dass er nur ausgeruht seinem Job machen konnte und das wusste Lando selbst auch am besten.
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Als er das nächste Mal wach wurde, war es weder der Wecker noch ein Gefühl. Das Klopfen an der Zimmertür ließ Carlos hochschrecken. Instinktiv drehte er sich zur Seite, nur um ein weiteres Mal feststellen zu müssen, dass Lando nicht neben ihm lag.
Und Lando schien auch nicht mehr neben ihm geschlafen zu haben, wie Carlos feststellen musste, als er durch den Wohnraum ging. Ersatzdecke und Kissen lagen fein säuberlich zusammengelegt auf der Couch, der Tisch war ordentlich aufgeräumt und die Fenster hatte Lando auch schon geöffnet, um zu lüften.
„Guten Morgen, Mr. Sainz. Zimmerservice."
„Ähm."
„Ihr Freund war heute Morgen schon sehr früh an der Rezeption und hat gefragt, ob er was für Sie bestellen könnte."
„Wann war Lando an der Rezeption?"
„Soviel ich weiß um halb sieben. Er hat mit der Küche und Rezeption besprochen, was man Ihnen bringen soll und wann."
Nachdem er den jungen Mann seinen Wagen mit all den Leckereien hat hereinbringen lassen, fand Carlos einen kleinen Briefumschlag, angelehnt an der Schüssel mit frischem Obst. Lando hatte tatsächlich alles, was er morgens gerne mal zu sich nahm, bestellt. Selbst einen Espresso, frischen O-Saft und ein Glas Wasser standen auf dem Wagen.
Es tut mir leid.
Ich wollte dich nicht dumm anmachen. Und eigentlich wollte ich auch nicht bockig sein, aber als du einfach ohne mich wieder ins Bett gegangen bist, wurde ich noch bockiger und hab' beschlossen, auf der Couch zu schlafen.
Ich weiß, wie wichtig der Schlaf ist und ich schäme mich für mein Verhalten.
Mach dir bitte keinen Kopf. Das Kleine und ich sind joggen gegangen und vielleicht gehe ich auch noch etwas schwimmen. Ich hoffe, du kannst dein Frühstück genießen und gestärkt ins freie Training starten.
Wir lieben dich. XXX
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„Oh guten Morgen, Lando."
Nachdem er versucht hatte, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, indem er für Carlos ein leckeres Frühstück zusammenstellte, war er wirklich im angrenzenden Park joggen gegangen. Zum Glück hatte er sich für eine frühe Zeit entschieden. Trotzdem kam Lando nicht umher, einigen Journalisten zu begegnen. Scheinbar war die Presse in Portugal auch sehr neugierig bezüglich seiner Beziehung zu Carlos und seiner Schwangerschaft, aber sie verhielten sich wirklich alles sehr nett und drängten Lando nicht. Keiner wurde unfreundlich oder aufdringlich, weswegen Lando bereitwillig einige Fragen beantwortete, bevor er wieder zurück zum Hotel joggte.
„Guten Morgen, Minttu."
Lächelnd blickte er der Frau von Kimi entgegen, welche sich auf einer der Liegen am Beckenrand niederließ.
„Gehst du morgens immer so früh schwimmen oder ist Kimi ein Morgenmuffel?"
Frech zwinkerte Lando der Frau seines Kollegen zu, bevor er zum Ausstieg schwamm und sich zu Minttu gesellte. Rasch trocknete er sich grob ab, wickelte sich rasch in den Bademantel, bevor er sich hinsetzte. Es war nicht das erste Mal, dass er Minttu antraf. Diese begleitete Kimi öfter zu Rennen. Aber großartig viel hatte er mit ihr noch nie geredet.
„Robin und Rianna haben den Platz neben ihren Vater in Anspruch genommen und waren noch nicht bereit aufzustehen, also habe ich beschlossen, dass ich noch ein bisschen schwimmen könnte, bevor es zum Frühstück geht. Und warum bist du hier?"
„Vor dem schlechten Gewissen geflohen. Ich war schon joggen."
„Schlechtes Gewissen?"
„Ich habe mich heute Nacht Carlos gegenüber wie ein Arsch benommen. Er hatte mich im Wohnbereich angetroffen - mit geplünderter Minibar."
„Und das hat ihm nicht gefallen? Ich weiß gar nicht, wie oft Kimi mich mitten in der Nacht in der Küche oder in der Vorratskammer angetroffen hat."
„Carlos hat nur gefragt, ob ich das alles gegessen hätte, was vor mir lag. Ich war richtig maulig und habe nur gemeint, dass er froh sein könnte, dass ich mich mit dem zufrieden gegeben habe, was da war. Er hat mir einen Kuss auf die Stirn gedrückt, gesagt, dass er uns liebt und hat sich dann wieder hingelegt. Ich war so sauer, weil er nicht auf mich eingegangen ist. Er hat nicht gekuschelt, nicht meinen Bauch gestreichelt und nicht gefragt, ob er mir was holen sollte. Als ich deswegen wütend ins Schlafzimmer zurück stampfen wollte, ist mir eingefallen, wie blöd ich mich verhalten habe. Ich bin Rennfahrer und weiß selbst, wie wichtig unser Schlaf ist. Und Carlos war mit keinem Wort böse oder enttäuscht. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass er sich etwas sorgte. Heute Morgen habe ich ein Frühstück auf unser Zimmer bringen lassen und einen Brief dazugelegt."
Nachdem sie von der Schwangerschaft des jungen Briten erfahren hatte, löcherte Minttu ihren Mann ständig, dabei war das Outing und die Bekanntgabe noch gar nicht lange her. Dass Lando schwanger war, war für Minttu weder abstoßend noch unnormal. Ausgiebig hatte sie sich den Bericht über das Syndrom durchgelesen, welches Lando die Chance einer Schwangerschaft beschert hatte. Es faszinierte sie sehr und sie hatte Kimi sofort klargemacht, dass sie Lando und Carlos unterstützen würden.
„Lando, du bist schwanger. Dass du so fühlst und handelst, ist normal. Deswegen brauchst du kein schlechtes Gewissen haben."
„Das weiß ich ja. Aber ich mag nicht so arschig sein, auch wenn die Hormone dafür verantwortlich sind. Carlos kann schließlich nichts dafür, dass ich mitten in der Nacht Heißhunger bekommen habe."
Mit einem liebevollen Lächeln erhob sich Minttu und setzte sich neben Lando auf dessen Liege. Achtsam legte sie eine Hand auf die Schulter des jungen Mannes.
„Du wirst nicht viel gegen die Hormone machen können. Diese Situation wird es in den nächsten Wochen sicher noch öfter geben. Glaub mir. Kimi war sicher auch oft verzweifelt, wenn ich mitten in der Nacht einen Obststand verschlingen wollte."
„Ich möchte Carlos nicht vergraulen."
„Ach Lando. Du wirst Carlos nicht vergraulen. Ihr beide werdet in den nächsten Tagen und Wochen noch stärker in deine Schwangerschaft hineinwachsen. Als ich damals mit Robin schwanger war, waren meine Gefühle auch ziemlich durcheinander. Von großer Freude bis tiefer Traurigkeit war alles dabei. Kimi hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt, obwohl ich es ihm nicht leicht gemacht habe."
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„Guten Morgen, Carlos. Ich habe dich gar nicht beim Frühstück gesehen."
Carlos hatte gehofft, Lando noch anzutreffen, bevor er sich auf den Weg zur Rennstrecke machte. Aber sein Freund kam nicht mehr, sodass er schweren Herzens allein losgefahren war. Er wollte nicht, dass diese Sache zwischen ihnen stand. Wie sollte er konzentriert fahren, wenn es zwischen Lando und ihm eine komische Situation gab?
„Ich habe auf unserem Zimmer gefrühstückt."
„Ging es Lando nicht gut?"
Besorgt musterte Daniel den Freund seines Teamkollegen. Irgendwie hatte er schon gleich ein ungutes Gefühl, als er weder Lando noch Carlos beim Frühstück angetroffen hatte.
„Lando hat mir das Frühstück als Entschuldigung auf das Zimmer schicken lassen. Ich weiß nicht, ob er schon was gefrühstückt hat. Heute Morgen war er sehr früh joggen und wohl auch schwimmen. Stand zumindest auf dem Zettel."
Es war Carlos anzusehen, wie sehr er sich sorgte. Seine Körperhaltung war angespannt und die Schritte durch den Paddock waren schwer. In wenigen Minuten musste er einen klaren Kopf haben, wenn er das Ferrari Motorhome betreten würde. Auch wenn heute nur Training war, musste er mit 100% bei der Sache sein.
„Lando hat dir was geschickt?"
Erschrocken zuckte Carlos zusammen, als Checo mit einem Mal neben ihm erschien. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass der Mexikaner in Daniels und seiner Nähe gewesen war.
In kurzen, knappen Worten erklärte Carlos auch dem Red-Bull-Piloten, was vorgefallen war. Vielleicht konnte Checo ihm ja erklären, ob er was falsch gemacht hatte.
„Du solltest dir auf jeden Fall keine Vorwürfe machen, auch wenn es dir schwerfallen wird. Ich hatte solche Momente mit Carola auch. Es sind einfach die Hormone. Der Körper stellt sich immer mehr auf das Baby ein und macht vieles durch. Lando weiß, dass du ihm nicht böse bist, genauso wie er weiß, was wichtig für uns Fahrer ist. Lando hat ja schon eine gewisse Vorgeschichte mit seiner Empathie. Und die Hormone verstärken dies jetzt noch zusätzlich."
Sie waren erst wenige Wochen schwanger und Carlos bekam jeden Tag das Gefühl, dass er überhaupt nichts wusste, obwohl er schon alles Mögliche gelesen hatte. Auch hatte er sich schon Ratschläge bei den anderen Vätern geholt und trotzdem gab es noch so viele Dinge zum Lernen. Er wollte doch nur, dass es Lando und ihrem Baby gut ging.
„Carlos!"
Und ein weiteres Mal schreckte Genannter zusammen. Rasch wirbelte er um die eigene Achse. Lando kam joggend auf ihn zu und schien zu lächeln, aber irgendwie erschien das Gesicht auch etwas verweint.
„Lando ..."
Er konnte die Arme gerade noch öffnen, da lag Lando auch schon in diesen. Aber nicht nur das. Sanft drückten sich die Lippen seines Freundes auf die seinen. Carlos schmeckte die salzigen Tränen, aber er spürte auch das Lächeln, als Lando den Kuss vertiefte.
Um sie herum schien es mit einem Mal still zu werden. Natürlich war schon reges Treiben im Paddock. Unzählige Menschen gingen ihrer Arbeit nach und waren auf dem Weg dorthin. Carlos nahm dies aber nicht wirklich wahr. Nur Lando hatte seine Aufmerksamkeit. Glücklich drückte er den Jüngeren fester an sich, seufzte wohlig in den Kuss, bevor er behutsam eine Hand vom Rücken löste und diese auf den Babybauch legte. Kaum dass er das Bäuchlein berührte, fühlte er sich wohler. Entspannter.
Daniel und Checo standen etwas unbeholfen neben ihren beiden Kollegen. Es war nicht so, dass sie davon ausgegangen wären, dass sich Lando und Carlos nicht öffentlich küssen würden. Irgendwann hatten sie schon damit gerechnet. Und irgendwie war es wie bei einem Unfall. Man konnte gar nicht wegsehen, obwohl es eine private, aber gleichzeitig auch normale Sache war, welche sie taten.
„Cookie, hast du so einen Hunger nach deinem Mann?"
Glucksend gesellte sich nun auch noch George zu der kleinen Gruppe. Alle anderen um sie herum waren für einen kurzen Moment wirklich stehen geblieben. Einige verzogen missbilligend das Gesicht, andere kicherte oder lächelten. Aber es schien auch nicht so groß zu sein, zwei Männer küssen zu sehen, dass sie jetzt auf ewig stehen bleiben mussten. Einige wenige Journalisten machten fleißig Bilder, was nervig erschien, aber wohl nicht zu verhindern war.
„Hm. Hunger? Oh ja. Habe ich."
„Dann komm. Ich habe noch bisschen Zeit, bis ich mit Charles zur Besprechung muss."
Dass sie sich gerade das erste Mal in der Öffentlichkeit geküsst hatten, ließ Carlos und Lando entweder sehr kalt, oder sie überspielten ihre Nervosität einfach sehr gut. George konnte dies nicht richtig einschätzen, war aber froh, dass Lando strahlend lächelte und sich bei Carlos einhakte.
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„Na mein Kleines. Hast du deinen Dad heute Nacht wachgehalten?"
Rasch hatte Carlos seinem Freund ein Frühstück besorgt, nachdem sie im Ferrari Motorhome angekommen waren. Danach hatten sie sich in Carlos' Raum zurückgezogen, wo es sich dieser nicht nehmen lassen konnte und den Bauch erst mal ausgiebig liebkoste und liebevoll mit ihrem Baby sprach.
Lando genehmigte sich gerade sein zweites Sandwich und schielte nebenbei schon auf die Pfannkuchen, die Giovanni extra für ihn gemacht hatte. Am liebsten hätte er vor Freude geweint, als der Koch wirklich persönlich für ihn die leckeren Pfannkuchen gezaubert hatte. Der Obstsalat sah aber auch sehr lecker aus, genauso wie das Müsli und die sauren Gurken.
„Es tut mir wirklich leid, Carlos."
Für einen kurzen Moment ließ Lando sein Frühstück außen vor und legte seine rechte Hand auf den Kopf von Carlos. Zärtlich glitten seine Finger durch die dichten Haare, bis Carlos seine Liebkosungen am Bauch einstellte und sich auf Augenhöhe zu ihm schob.
„Alles gut, mi amor. Dein Körper und du macht gerade so viel durch. Ich weiß, dass du es nicht böse gemeint hast. Und ich bin auch nicht böse. Ich war besorgt, weil ich nicht wusste, ob es dir vielleicht schlecht gehen könnte, wenn du vieles durcheinander isst."
„Unser Krümel hatte richtig heftig Hunger. Eigentlich wollte ich das gar nicht, aber ich war plötzlich an der Minibar und habe alles geplündert. Als du dastandest, hatte ich gedacht, du würdest mir Vorwürfe machen, weil ich so viel gegessen habe. Dann dachte ich, du würdest mich jetzt schon für fett halten. Als du wieder ins Bett gegangen bist, war ich richtig bockig und sauer und habe auf der Couch geschlafen."
Zärtlich wischte Carlos die Tränen weg, welche über das Gesicht des Jüngeren liefen. Es tat Carlos im Herzen weh, wie sehr Lando das alles mitnahm.
„Nicht doch, mi corazón. Es ist alles in Ordnung."
Behutsam nahm er den jungen Briten in die Arme und murmelte beruhigend auf diesen ein. Lando schlang die Arme um den Hals seines Freundes und drückte sein Gesicht an dessen Schulter. Schniefend ließ er sich von dem Älteren schaukeln und beruhigen.
„Ich habe Angst, dass ich das alles nicht schaffe. Auch wenn alle sagen, dass diese Ausbrüche normal sind, fühle ich mich dabei nicht wohl, wenn ich dich blöd anmache. Weißt du, ich spüre jeden Tag, wie sehr du uns liebst, was du alles machst. Schon vor der Schwangerschaft hast du immer alles für mich getan. Ich weiß nicht, ob ich das alles ohne dich schaffe. Was, wenn du genug hast? Wenn du doch keine Familie willst? Wenn ich dir zu viel werde?"
„Schatz, du wirst mir nie im Leben zu viel. Ich kann nicht behaupten, dass ich weiß, wie du dich fühlst. Aber ich sehe ebenfalls jeden Tag, was du Großartiges leistest. Noch mag unser Krümel klein wie eine Birne sein, das wird sich aber von Woche zu Woche ändern. Ein kompletter kleiner Mensch wächst in dir. Unser Krümel wird größer und schwerer. Schwangerschaften sind so unglaublich. Ein Wunder der Natur und ich habe immer jede Frau dafür bewundert und ihr meinen höchsten Respekt gezollt. Und das zählt auch für dich, mi amor."
Schniefend zog Lando die Nase hoch, löste sich etwas aus der Umarmung und lächelte Carlos mit Tränen in den Augen an. Vielleicht brauchte er noch etwas, um sich komplett auf all die Veränderungen einzulassen. Lando wollte einfach nicht zu überängstlich sein und immer alles in Frage stellen, was er tat. Er wollte die Schwangerschaft genießen so gut es ging. Minttu hatte ihm erzählt, wie happy sie während ihrer Schwangerschaften war. Selbstverständlich gab es auch bei ihr schlechte Tage, aber ansonsten liefen beide Schwangerschaften sehr harmonisch und schön ab. Vielleicht sollte er noch mal mit Sergio reden, wie dieser die Schwangerschaften von Carola wahrgenommen und wie diese das alles verarbeitet hatte. Auch Sebastian würde er nochmal ansprechen wollen.
„Carlos, wärst du eigentlich enttäuscht, wenn ich dich nicht zu jedem Rennen begleiten würde?"
„Nein. Das Reisen ist anstrengend. Die ganzen Menschen. Wir stehen immer noch im Mittelpunkt vieler Zeitschriften und den sozialen Medien. Mir ist es immer lieber, du sagst mir ehrlich, wenn du mich nicht begleiten möchtest, bevor du dich quälst. Mir sind die Idioten aufgefallen, die uns vor den Hotels oder Paddock widerliche Dinge zurufen. Leider kann ich dich davor nicht schützen, aber ich kann deutlich machen, dass du der Mann an meiner Seite bist."
„Das Reisen geht eigentlich. Aber tatsächlich würde ich gerne das nächste Mal zu Hause bleiben oder zu meinen Eltern fahren. Oder ich besuche einige der Leute im MTC. Nur an den Strecken ist es mir gerade echt zu stressig. Aber ich will dich auch nicht allein lassen mit den Menschen, die uns anfeinden. Und ich will auch nicht, dass man schlecht über mich schreibt oder mir unterstellt, dass ich feige bin, weil ich dich nicht begleite."
Carlos musste etwas abschätzen, ob Lando vorerst mit seinem Frühstück fertig war. Scheinbar war dieser es, sodass er sich selbst auf die Couch setzen konnte und sich gemeinsam mit Lando etwas hinlegte. Viel Zeit hatte er nicht mehr, aber kuscheln ging immer.
„Ich weiß, dass es dir schwerfällt, nicht darüber nachzudenken, was andere von dir halten oder über dich denken. Aber es geht sie nichts an! Es geht niemanden etwas an, wenn du zu Hause bleiben möchtest. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig. Wir beide sind zusammen und bekommen ein Baby. Wir besprechen die nächsten Schritte. Nicht die anderen. Schon gar nicht die anderen, welche uns überhaupt nicht kennen. Außer aus Berichten, dem Internet und Fernsehen."
Schwer ließ Lando seinen Kopf auf der Brust des Spaniers ruhen. Carlos hatte recht mit dem, was er sagte. Es fiel Lando wirklich immer noch schwer, nicht darüber nachzudenken, wie er auf andere wirkte. Er musste unbedingt lernen, sich davon zu distanzieren. All die negativen Gefühle und Emotionen würde ihr Baby schließlich mitbekommen und das wollte Lando garantiert nicht.
„Wir können uns sicher noch einige Ratschläge von Kimi, Sergio und Sebastian holen. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass auch die anderen sich der Thematik Schwangerschaft angenommen haben. Die Jungs werden für uns da sein. Für uns drei. Ich habe mehr mitbekommen, als sie wahrscheinlich denken."
„Ich weiß, was du meinst. Sie schützen uns vor den Aasgeiern, vor denen, die übel über uns reden. Wir haben großartige Familien, Freunde und Kollegen. Selbst Mattia unterstützt uns tatkräftig, was ich anfangs ja nicht wirklich glauben wollte. Ich mache mir einfach zu viele Gedanken. Vielleicht tut es mir gut, wenn ich etwas Zeit bei meinen Eltern verbringe. Und vielleicht haben deine Eltern auch nichts dagegen, wenn ich sie besuchen komme? Reyes und ich könnten dich vor dem Fernseher anfeuern."
Liebevoll platzierte Carlos sanfte Küsse auf die Schläfe seines Freundes. Eine kleine Auszeit wäre nicht verkehrt. Die letzten Wochen waren schon sehr ereignisreich. Wenn sich Lando bei ihren Familien ausruhen würde, konnte er sich selbst ganz auf den Job konzentrieren.
TBC ...
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