VI - Gebrochen
Hermine sitzt in der Badewanne. Sie hat nun endlich Zeit, sich die Sterne durch das Dachfenster anzusehen. Sie fühlt sich schmutzig und möchte das Geschehene nur noch verdrängen. Trotzdem muss sie immer wieder daran denken.
Heiße Tränen laufen ihr über die Wange. Wie soll ich das nur jemals vergessen, fragt sie sich.
Hermine taucht komplett unter. Sanft wischt das warme Wasser ihre Tränen weg. Ihr Körper wird schwerelos und die junge Hexe wünscht sich, nie wieder auftauchen zu müssen. Braucht Harry sie wirklich? Wird er es nicht auch ohne sie schaffen? Sie möchte nicht mehr so weitermachen. Sie wird zerbrechen, wenn sie dies tut.
Plötzlich greift eine Hand ins Wasser und packt Hermines Haare, um sie hochzuziehen. Vor Schreck verschuckt Hermine etwas Wasser und hustet stark, als sie auftaucht. Sie braucht etwas Zeit, um zu realisieren, wer neben der Badewanne steht.
"Hast du gerade versucht, dich umzubringen?", fragt Bellatrix wutentbrannt.
"Nein, ich... ich weiß nicht-"
"Du weißt es nicht? Dummes Schlammblut." Mit diesen Worten lässt Bellatrix Hermines Haare los, die daraufhin erleichtert ausatmet. Ihr Kopf schmerzt schrecklich.
"Du wirst deinem Schicksal nicht einfach auf diese Weise entfliehen. Machst du das nochmal, wird das Konsequenzen haben. Und jetzt zieh dich an. Ich erwarte, dass du gleich den Keller aufräumst. Fenrir hat seinen Müll dort hinterlassen."
Die dunkle Hexe verschwindet wieder aus dem Badezimmer.
Schnell macht Hermine sich fertig. Sie möchte ihre Herrin nicht verärgern und deshalb so schnell wie möglich fertig sein.
Sie kommt unten im Esszimmer an. Dort sitzt Bellatrix und liest gelangweilt den Tagespropheten. Als sie Hermine sieht, verdreht sie die Augen. "Da bist du ja endlich", sagt sie, steht auf und bedeutet Hermine, ihr zu folgen. Vermutlich hätte sie das so oder so gesagt, denkt Hermine. Denn sie hatte nicht einmal zehn Minuten gebraucht, was die große Standuhr im Esszimmer verrät.
Sie folgt ihrer Gebieterin zu einer heruntergekommenen Holztür. Diese öffnet sie mit einem alten, goldenen Schlüssel. Hinter der Tür verbirgt sich ein schmaler dunkler Gang. Hermine kann gerade mal die ersten sechs Stufen erkennen, bevor sie in einen düsteren Abgrund münden. Ein Unbehagen macht sich in ihr breit.
"Jetzt steh nicht dumm rum. Geh schon."
Panisch dreht sich Hermine zu Bella um. "Alleine?"
"Wie alt bist du, fünf?"
Das war Antwort genug.
Hermine geht langsam die ersten Stufen herunter. Dann kan sie nichts mehr erkennen.
"Stolpere nicht", sagt Bella gehässig, bevor sie die Tür schließt und verriegelt. Die junge Hexe ist nun auf sich allein gestellt.
Sie tastet sich vorsichtig an den Wänden entlang und es kommt ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich unten ankommt. Ein metallischer Geruch macht sich in ihrer Nase breit und sie hat Mühen, nicht auf der Stelle auf den Boden zu kotzen.
Was ist das nur für ein Geruch?
Langsam und vorsichtig geht sie durch den sehr langen, dunklen Gang. Sie sieht immer noch nichts und tastet sich weiterhin an der Wand entlang. Ihre linke Hand hat sie dabei immer ausgestreckt. Schließlich kommt sie an einer weiteren Holztür an. Sie ist nur angelehnt. Hermine betritt den Raum.
Hier drinnen befindet sich nicht viel, nur ein altes Bett und eine schwach leuchtende Stehlampe direkt daneben. Hermine betrachtet das Bett eine Weile und schreckt kurzerhand zurück. Die weiße Decke ist blutverschmiert und darunter scheint etwas zu liegen.
Angst und eine seltsame Neugier packen sie. Langsam, mit zitternden Beinen geht sie auf das Bett zu. Sie streckt ihre Hand aus, packt die Decke und zieht sie mit einem schnellen Ruck weg. Ihr Herz bleibt stehen. Ihr Atmen setzt aus.
Vor ihr liegt Lavender, nackt, übersäht mit Narben und scheinbar tot.
Angsterfüllt, zitternd und weinend rennt Hermine aus dem Raum. Sie will das nicht. Sie kann das nicht. Immer wieder rennt sie vor die Wände des dunklen Ganges und stolpert einige Male auf der Treppe, ehe sie oben ankommt und wie verrückt gegen die Tür klopft.
"Bitte lasst mich raus! Ich werde alles tun, was Ihr verlangt, aber bitte tut mir das nicht an!"
Hermine hört Schritte von der anderen Seite.
"Du tust alles, was ich will?"
"Ja, versprochen!"
"Dann stelle dich nicht so an und räume endlich den Keller auf!" Die Schritte entfernen sich wieder.
Hermine sackt auf den Stufen zusammen. Die Tränen fließen ununterbrochen. Sie kann da nicht wieder runtergehen. Es geht einfach nicht. Aber was wird Bellatrix wohl mit ihr machen, wenn sie den Befehl verweigert? Hermine hat keine andere Wahl.
Noch langsamer als zuvor geht sie die Stufen wieder herunter. Ihre Atmung beschleunigt sich, je näher sie dem Raum kommt. Dann betritt sie ihn.
Sie fängt unter Tränen damit an, Lavender in die Decke einzuwickeln. Danach zieht sie sie vom Bett. Wie soll sie das junge Mädchen nur die Treppe hochkriegen?
Bevor sie Lavender jedoch hier herausschafft, sammelt sie ihre Kleider in einem Wäschekorb, der unter dem Bett steht. Auch das schmutzige Bettlaken und den Kopfkissenbezug nimmt sie vom Bett und schmeißt ihn in den Korb. Der Gestank nach Blut macht sie wahnsinnig.
Als Hermine gerade den Korb nach oben bringen will, bewegt sich Lavender plötzlich in der Decke. Nur ganz schwach, aber Hermine bemerkt es und lässt den Korb fallen, um sich neben sie auf den Boden zu setzen.
"Lavender?"
Das Mädchen neben ihr blinzelt und eine Träne fließt aus ihren Augen. Sie lebt. Lavender lebt.
"Na los, wir bringen dich hoch", sagt Hermine und möchte Lavender hoch helfen, doch diese ist zu schwach. Also muss Hermine sie hinter sich her ziehen. Dabei ist sie so vorsichtig, wie es nur geht.
Auf der Treppe ruft sie nach ihrer Herrin. "Bitte macht die Tür auf! Ich habe Lavender hier! Sie lebt!"
Von oben erhellt Licht den Treppenaufgang. Bella hat die Tür geöffnet und wartet irritiert auf Hermine, die endlich oben ankommt. Sie zieht Lavender die letzten Stufen hoch und richtet sich dann auf.
"Bitte lasst mich ihr helfen. Sie lebt noch! Bitte..." Sie klingt verzweifelt, aber entschlossen.
Bella hingegen sieht nur das Mädchen auf dem Boden, das in einer Decke eingerollt ist, an. Hermine kann ihren Blick nicht ganz deuten, aber ihre Herrin scheint ein wenig geschockt über diesen Anblick zu sein. Dann schüttelt sie den Kopf. "Gehe aus dem Weg. Ich werde ihr helfen und die Schmerzen lindern." Sie zückt den Zauberstab. Hermine sieht zu Lavender und versucht zu Lächeln. "Es wird alles gut", sagt sie hoffnungsvoll.
"Stelle dich hinter mich." Hermine tut, wie ihr befohlen. Sie hofft inständig, dass es Lavender bald wieder besser geht. Bella erhebt den Zauberstab. Sie zögert erst, doch dann spricht sie einen Zauber.
"Avada Kedavra." Ein grüner Blitz schießt aus ihrem Stab und trifft das Mädchen auf dem Boden, das daraufhin direkt tot ist.
Hermine schreit. "NEIN!" Sie versucht sich an Bellatrix vorbeizudrängen doch diese hält sie fest. "Hör auf."
"NEIN! Lasst mich los!"
Endlich schafft sie es. Sie rennt zu Lavender und setzt sich neben sie. "Nein... nein", schluchzt sie. Sie wendet sich ihrer Herrin zu. "Warum? Warum seid Ihr so grausam?"
"Alles andere wäre grausam gewesen. Sieh sie dir doch an." Aber Hermine will es nicht wahr haben. "Ihr habt mich angelogen."
Bellatrix schüttelt den Kopf. "Ich sagte doch, ich kann ihre Schmerzen lindern. Jetzt beseitige sie endlich."
Bellatrix geht und lässt Hermine allein auf dem Boden zurück...
Das wars nun endgültig. Hermine ist gebrochen. Bellatrix hat es geschafft.
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