Kapitel 6


Venus verschluckte sich fast an dem letzten Schluck ihres Tees. Sie lachte keuchend auf. „Wir, die Erwählten! Sie machen Scherze, Mr...?" „Hawn. Jonas Hawn, mein Name.", erwidert der Mann kühl. „Ok, Mr. Hawn, wie sind sie zu dem Entschluss gekommen, dass wir die Erwählten sein könnten? Ich meine, sie sind immer zu viert unterwegs und wir nur zu zweit.", fragte Jax den älteren Mann. Mr. Hawn hob die Augenbrauen. „Ihr seid zu zweit unterwegs, weil ihr die anderen Erwählten noch nicht gefunden habt."

Er wendete sich an Venus. „Du, kleines Mädchen." „Ich bin nicht klein!", unterbrach Venus ihn eingeschnappt. Mr. Hawn fuhr fort. „Du, junge Frau, musst mir einige Fragen beantworten.", forderte er sie auf. Venus nickte. „Um was  geht es denn?", fragte sie. „Um Fragen, die nur du mir beantworten kannst. Sie haben mit eurer speziellen Verbindung zu tun.", sagte Mr. Hawn verschwörerisch und zwinkerte Venus zu.

Sie lachte Geschmeichelt. „Ich bin bereit, fangen sie an!", rief Venus eifrig. „Erste Frage: Wie habt ihr euch kennengelernt?", fragte Mr. Hawn und kräuselte dabei seinen weißen Oberlippenbart zwischen den Fingern. Venus fing an zu erzählen.

„Es geschah heute Nachmittag, als die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hatte. Ich hatte das Land Topas verbotenerweise betreten und wurde zum Tode verurteilt. Zwei Wachen, zogen mich auf den Marktplatz. Sie taten mir ganz Dolle weh."

Venus rieb sich abwesend die Handgelenke, wo die Wachen sie schmerzvoll gepackt hatten.

„Ich weinte bitterlich, plötzlich viel in der hinteren Reihe ein Mann Ohnmächtig um. Dann erblickte ich Jax. Er rief um Hilfe. Irgendwie mochte ich Jax schon von dem Augenblick an. Er hatte so eine beruhigende Ausstrahlung auf mich. Kurz darauf wurde ich hinter den Wachen in eine kleine Gasse gezogen. Ein Passant fragte uns nach dem Weg zum Marktplatz und kurz darauf wurde einer der Wachen von hinten zu Boden geschmissen. Er ließ mein Handgelenk los. Jax schrie mir zu, das ich rennen sollte. Mein Kopf realisierte erst jetzt, dass ich frei laufen konnte. Also nahm ich meine Beine in die Hand und stolperte in irgendeine Richtung. Ich glaube, es war der Weg, der weg von der Stadt führte. Es fühlte sich so an, als würde ich unter Wasser laufen. Nur vereinzelte Geräusche drangen stumpf zu mir durch. Und so merkte ich erst spät, dass jemand neben mir lief. Oder es war eher ein Etwas."

Sie blickte zu Jax.

„Es war ein Wolf. Er war pechschwarz. Seine Meerblauen Augen bohrten sich auf eine vertraute Weise in meine hinein. Ich war sehr verblüfft, als er zu mir sprach. <Spring auf!>, rief er. Nachdem ich meine Angst überwunden hatte, schwang ich mich auf seinen Rücken und krallte mich in sein Fell. Ich war der festen Überzeugung, dass er mich nicht verletzten würde. Und so, lernten wir uns kennen.", beendete sie stolz und mit geschwellter Brust, ihren Vortrag, schaute Jax aber immer noch aus dem Augenwinkel heraus an.

Mr. Hawn hatte sich von Emilia Stift und Zettel bringen lassen und notierte eifrig. Irgendwann blickte er auf.  „Ok...", sagte er. „Kommen wir nun zu Frage Nummer zwei. Verspürt ihr irgendeine bestimmte Bindung zueinander?" Venus ließ Jax nicht aus den Augen. Auch er schaute zu ihr hinüber. „Ja, das könnte man so sagen. Einmal konnte ich seine Stimme in Gedanken hören. Ein anderes Mal, habe ich gespürt, dass er in Gefahr war und jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, macht sich ein warmes Gefühl in meinen Adern breit. Als würden sie von Lava durchflutet werden und ein inneres Feuer entfacht in mir."

So ging es auch Jax. Er verspürte ein wohliges Prickeln auf der Haut. Wieder griff Mr. Hawn zum Stift und schrieb sich alles, was Venus gesagt hatte, auf. Emilia trat mit hinter den Rücken verschränkten Händen neben Venus.

Sie fragte anstelle von Mr. Hawn etwas. „Frage Numero drei, und somit die letzte. Sie ist vielleicht unangenehm, aber sie muss sein. Also beantwortet sie mir einfach, denn sie ist wichtig. Würdet ihr an der Stelle des anderen Sterben?" Venus überlegte nicht lange. „Auf jeden Fall. Ich würde lieber sterben, als wenn es Jax müsste."

Aber Jax blickte sie noch unschlüssig an. Wenn er nicht mehr da war, würde seine Schwester niemanden haben, den sie noch liebte. „Du hast es nicht anders gewollt.", sagte Emilia mit einem vernichtenden Blick. Sie zerrte Venus von der Couch und drückte sie an ihre Brust, sodass Jax in ihr Gesicht blicken konnte.

Emilia hielt Venus ein Messer an die Kehle. Das Metall bohrte sich in den kleinen Hals und etwas Blut tropfte aus einem Schnitt. Die vor Angst geweiteten Augen, ließen Jax zusammenzucken und das Blut in seinen Adern gefror, als ihm der Geruch von Eisen in die Nase stieg.

Die schlimmsten Befürchtungen machten sich bei ihm breit. „Stopp!", schrie Jax mit trockenem Hals. „Lass sie los. Ja, ich würde für sie sterben, aber lass sie verdammt noch einmal los!", rief er mit zitternder Stimme. Emilia lächelte zufrieden und stieß Venus von sich weg. Jax schloss sie in die Arme. Das kleine Mädchen, blickte Jax mit schmerzerfüllten Augen an.

Ein kleines Schluchzten entfuhr ihr. Ihr Mund war staubtrocken und ihr Hals tat weh. Emilia zog ein weißes Tuch hervor und wischte das Blut von dem Messer. Das Tuch verfärbte sich an einigen Stellen dunkelrot. Venus drehte sich um, um Emilia ins Gesicht zu sehen. Sie erkannte weder Frust noch Mitleid in ihren Zügen. Da war nur Eckel. Jax drückte Venus noch fester an seine Brust, als wollte er sagen <Ich lasse dich nie wieder los>. Auch Jax blickte Emilia an.

Aber in seinem Blick lag nicht Furcht, wie in dem Gesicht von Venus. In seinen Zügen lag Wut. Emilia schien es bemerkt zu haben.

„Das nächste Mal, beeilst du dich mit antworten.", sagte sie belustigt, aber doch mit einem koketten Lächeln auf den roten Lippen. In Jax brodelte Wut hoch. Nein, Abscheu und Hass. „Wie kannst du es wagen, Venus so etwas anzutun!?", schrie er sie an. Emilia beachtete ihn nicht.

Sie warf Venus den Lappen zu. „Wisch die Mal deinen Hals ab, du hast da was, kleine Prinzessin.", sagte sie herablassend. Jax trat vor und schob Venus hinter sich. Er drehte sich zu ihr um. „Egal was passiert, schau da jetzt nicht hin. Versprochen?!", fragte er sie. Venus nickte beängstigt. Jax trat vor, und war jetzt genau vor Emilia.

Er überragte Sie mit einem Kopf. „Was willst du jetzt machen?!", fragte Emilia belustigt. „Mir auf den Kopf spucken? Und übrigens, Wisch dir Mal dein Shirt ab, du hast da was. Ich glaube, es ist Blut von deiner Freundin.", riet sie ihm hochnäsig.

Jax konnte es nicht mehr aushalten.

Er holte aus, und schlug Emilia auf die Nase. Jax glaubte, sie brechen zu hören, aber das war ihm egal. Ein Rinnsal von Blut lief aus Emilias Nase, bis über die wohlgeformten roten Lippen. „Wisch dir mal übers Schnütchen, du hast da was.", äffte er ihren hochnäsigen Ton nach.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top