Kapitel 3


Hattest Du schon einmal das Gefühl, nicht mehr atmen zu können? Die ganze Welt würde stehen bleiben? Du weißt nicht, ob du schreien oder weinen sollst? So fühlte ich Jax gerade. Er fühlte sich als würde die Luft aus seinen Lungen gepresst werden.

Aus dem Rathausgebäude wurde ein kleines Mädchen gezerrt. Nicht älter als 13 Jahre. Jax kannte dieses Mädchen. Braune Haaren, grüne Augen in denen sich kleine goldene Punkte befanden. Es war das Mädchen aus seinem Traum. Vor Schreck blieb ihm fast das Herz stehen. Er zitterte am ganzen Körper. Jax konnte nicht mehr atmen. Ihm kam es vor, als hätte er es verlernt.

Vor dem Galgen machten die Wachen halt. Sie hielten die dünnen Arme des Mädchens fest umklammert. Ihr Gesichtsausdruck war vor Schmerz verzerrt. Sie blickte betreten zu Boden. Doch Jax konnte die vor Schreck geweiteten Augen sehen.

Jemand legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der Geruch von Alkohol stieg ihm in die Nase. Doch er verschwand und ein anderer Geruch nahm seinen Platz ein. Jax rümpfte die Nase. Er zwang sich, nicht durch die Nase ein zu atmen. Es roch stark nach Erbrochenem. Er trat einen Schritt zur Seite, da er den Blick nicht von dem Mädchen abwenden konnte.

In dem Moment, trat der Bürgermeister der Stadt vor das Rathaus und baute sich vor der Menge auf. Er stieg auf das Podium und klopfte dreimal auf das Mikrofon.
"Test, Test... Können Sie mich alle klar und deutlich hören?" Die Menge wendete traurig ihre Köpfe zum Podium. Er hatte ihre Aufmerksamkeit.
"Schön, dass sie alle hier so zahlreich erschienen sind. Und nun blicke ich in die erfreuten Gesichter unserer Mitbürger.", ertönte die Stimme über die Lautsprecher. Kein einziger Bürger der Stadt Topaz lächelte in diesem Augenblick.
Außer... Ethan. Der Mann seiner Schwester. Aber er hatte auch eine Bierflasche in der Hand und taumelte von einem Fuß auf den anderen.

"Na ja, auf jeden Fall sind wir hier zusammen gekommen um einen Menschen zu bestrafen. Sie hat ohne Erlaubnis UNSER Land betreten. Dafür wird sie büßen müssen! Einige fragen sich, warum sie verurteilt worden ist?" Nein, dass fragte sich keiner von ihnen, denn die Ansage hielt er vor der Vollstreckung jeder Todesstrafe. Und es waren schon so viele gewesen, dass man sie nicht mehr an zwei Händen abzählen konnte.

"Sie...", er zeigte auf das kleine Mädchen. "Hat gegen unser wichtigstes Gesetz verstoßen! Dies lautet: Betreten des Landes Topaz ist für alle andern Rassen verboten. Denn jedes Wesen, das kein Werwolf ist, ist ein böses Wesen!" Das waren alles Vorurteile. Jax dachte nicht, dass andere Rassen so viel anders waren als sie. Außer ihr Aussehen vielleicht.

Die Ansprache des Bürgermeisters ging weiter, aber Jax blendete alles aus. Er hatte nur einen Gedanken im Kopf. Er musste das Mädchen irgendwie retten. Oder zumindest befreien. Aber wie sollte er das anstellen? Er konnte schlecht Einspruch erheben. Nein, er musste sich etwas Besseres einfallen lassen. Ihm kam Ethan in den Sinn. Heute morgen hatte er eine ganze Flasche Whiskey ausgetrunken. Das war sehr schlecht für den Körper. Was wenn er "ganz zufällig" vor Erschöpfung ohnmächtig wird?

Das schien für Jax die einzige sinnvolle Lösung zu sein. Er trat wieder näher an Ethan heran. Diesmal hielt er den Atem an, sodass er den Geruch von Erbrochenem nicht wahrnehmen musste. Jax verbeugte sich kurz, und tat so, als müsste er ihm etwas sagen. Ethan beugte sich zu Jax hinunter, damit er ihn verstehen konnte. In dem Moment verpasste Jax ihm einen Schlag in den Nacken. Ethan stöhnte auf. Verdrehte die Augen. Sank auf die Knie und fiel ohnmächtig auf den Boden. Hoffentlich nur ohnmächtig.

Schnell blickte Jax sich um, um sicher zu gehen, dass ihn auch niemand bemerkt hatte. Aber alle starrten wie gebannt auf das kleine Mädchen, das zu weinen begonnen hatte. Noch nie war so ein junges Kind zum Tode verurteilt worden. Jax musste irgendwie Aufmerksamkeit erregen. Also schrie er um Hilfe. Alle Augen richteten sich auf ihn. Jax hasste es, wenn ihn so viele Augenpaare beobachteten.

"Ethan ist zusammengebrochen!", log er. Auf einmal fing wildes Getuschel an. Der Bürgermeister melde sich zu Wort. "Ruhe!", schrie er in die Menge. Die Bürger verstummten augenblicklich. Der Bürgermeister stieg von dem Podest hinunter und lief zu dem Wachposten, der das weinende Mädchen am Arm umklammerte. Er flüsterte ihm etwas zu und er nickte. Dann wendeten sich die Wachen zum gehen und verließen den Marktplatz, ohne noch ein Wort zu sagen. Jax hatte sein Ziel erreicht. Der Bürgermeister lief ins Rathaus, um einen Arzt zu holen.

Jax drängte sich durch die Menge und folgte den Wachen, so unauffällig wie möglich. Es ging durch enge Gassen. Er versteckte sich hinter Fässern, als ein Passant nach dem Weg zum Rathaus fragte. Nachdem der Wachmann ihm den Weg gewiesen hatte, verschwand der Passant.

Das war seine Chance. So schnell wie möglich, rannte Jax auf den ersten Wachmann zu und schlug ihn zu Boden. Der zweite ließ das Mädchen los und holte zum Schlag aus. Jax wehrte ihn mit Leichtigkeit ab. Dann schrie er dem Mädchen zu, dass sie weglaufen sollte. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und verschwand links in der Gasse.

Der erste Wachmann hatte sich wieder aufgerappelt. Jetzt rannten sie auf Jax zu. Einer von links und einer von rechts. Kurz bevor sie ihn erreichten, sprang Jax in die Luft. Etwa drei Meter. Und die Wachen prallten an einander. Im Sprung verwandelte er sich in einen Werwolf und hechtete dem Mädchen hinterher.

Es war zwar verboten, sich in der Stadt zu verwandeln, aber er hatte eh schon so viele Regeln gebrochen, da änderte das jetzt auch nichts.

Hinter sich hörte Jax Werwölfe heulen. Sie kamen näher. Als Jax sich umdrehte, erblickte er fünf Wölfe, die in V-Formation auf ihn zu gerannt kamen. An der Front ein schneeweißer Wolf. Das war der oberste Wachmann. Sein Name war Alan White. Er war Jaxs größter Feind. Seine roten Augen bohrten sich in die seinen. Jax blickte wieder nach vorne. Dann legte er noch einen Zahn zu.

Dort vorne sah er das Mädchen rennen. Jax holte auf. Seine Verfolger holten auf. Jetzt war er neben ihr. Im sprinten, schaute sie zur Seite und sah ihn mit geweiteten grünen Augen an. Sie erkannte ihn nicht. Sein Fell war genauso schwarz wie seine Haare und seine Augen hatten das selbe meerblau, aber sie erkannte ihn trotzdem nicht.

"Spring auf!", schrie er ihr zu. "Sonst schaffen wir es nicht!" Sie schaute ihn verwirrt an. "Du sprichst?!", fragte sie keuchend und außer Atem. "Spring auf!" Jeder Zweifel wich aus ihrem Gesicht. Entweder er. Oder die da hinten. Denn Alan war weiter zu Ihnen aufgeschlossen. Sie hielt sich mit einer Hand an Jaxs Fell fest und schwang sich nach oben. "Gut festhalten!", schrie Jax ihr zu, verengte die Augen und holte die letzte Kraft aus seinem Körper.

Dann spurtete er in den Wald hinein. Weg von der Stadt. Weg von ihren Angreifern.
Jax versuchte sie anzuhängen.

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So, dass war es erst einmal mit dem 3. Kapitel.
Ich hoffe, dass es euch gefallen hat.

Lasst mir doch bitte ein Feedback da... ich würde mich freuen 😘

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