Kapitel 38
"Das wäre das Erlebnis des Jahrhunderts! Ich wette, du könntest ihn mit einem einzigen Handgriff rösten wie eine alte Bratwurst!"
"Rocket!" stöhnte ich und versuchte den neben mir laufenden Waschbären mit seinen Wettkampfideen auszublenden.
"Na was denn? Nur weil er dein zukünftiger Mann wird, heißt das noch lange nicht, dass ihr nicht mal gegen einander kämpfen könnt." Er grunzte amüsiert und sprang fast vor Freude auf. "Das wäre ein Goliath gegen David."
"Vergiss aber nicht, dass David am Ende gewonnen hat."
Empört sah er zu mir auf. "Was interessiert es mich? Bin ich ein Jude?"
"Du bist ein Waschbär."
"ICH.BIN.KEIN.WASCHBÄR!"
"Höllenbrut passt tatsächlich besser zu dir." fauchte ich und hätte mir im nächsten Moment am liebsten selber dafür eine verpasst.
Rocket und ich befanden uns in einer unterirdischen Höhle, nahe dem 'versteckten' Forschungslager von Tony. All unsere Schreie und Geräusche schallten mit zehnfacher Wucht zu uns zurück und damit auch in die hörbare Nähe der Überwachungssysteme von Stark.
Um keinen Preis der Welt durften wir hier auffallen. Zuerst müsste ich herausfinden, was Tony meinte, als er sagte, er hatte etwas gegen Sharon in der Hand. Und da ich kein Fuß in den Stark Tower setzen durfte, erschien mir ein Gang durch sein geheimes Labor am praktischsten - das ich bei Rocket, dem Experten von Plasmawaffen und IT-Sachen, noch einen gut hatte, machte mir den Plan komplett.
"Wie geht es denn Groot? Ich hab von der Explosion gehört."
Rocket sah mich mit einer Mischung aus Trauer und Entsetzen an, ehe er mit seinen kleinen pelzigen Händen durch die Luft fuchtelte. "Na ja, er wächst. Ich dachte, ich frag mal so einen Menschen in euren seltsamen Pflanzenmärkten, was den Wachstum von Pflanzen begünstigt."
Neugierig zog ich eine Braue hoch. "Und?"
Der kleine Waschbär zuckte mit seinen Schultern. "Erst wollte sie den Seuchenexpress anrufen. Mit der hier aber." Er deutet auf die Plasmakanone auf seinem Rücken, die fast so groß war wie er selbst. "War es kein Problem gewesen, sie zum Schweigen zu bringen. Sie redete irgendwas von Pflanzendünger und Mozartmusik."
Nur schwer konnte ich mir ein Grinsen verkneifen. "Pflanzendünger für Groot? Wie sieht er jetzt aus?"
Der kleine Waschbär stöhnte genervt auf und verschränkte die Arme vor seiner Brust. "Alles was an ihm gewachsen ist, sind seine Blätter! Er sieht aus wie ein Busch!"
"Der Ärmste."
Den restlichen Weg verbrachten wir in gekonntem Schweigen, bevor wir genau vor dem Eingang zum Versteck waren.
"Und wie hast du dir vorgestellt in eine Sicherheitsfestung vom Obersicherheitschef Stark zu kommen?"
Ich wühlte in meiner Hosentasche herum, bis ich auf die kleine Plastikkarte stieß. "Zum einen war ich mal Agentin bei S.H.I.E.L.D. und alle Agentinnen haben bei Stark mit ihrem Ausweis Zugang zu allen Geheimverstecken."
Ein weiteres Grunzen entwich Rocket. "Na sicher."
"Zum anderen habe ich dich nicht ohne Grund mit hierher genommen. Ich hab von der Sache in Singapur mit dem Hochsicherheitstrakt gehört und bin wahrlich von dir beeindruckt, Rocket."
"Liebsten Dank, Carolin."
Mit einem gekonnten Griff hielt ich die Karte an das Lesegerät, das meiner Meinung nach aus dem Baujahr 1980 stammte.
Eine freundliche weibliche Stimme drang uns entgegen und öffnete die Pforten.
"Dann weiß doch Stark aber, dass wir hier waren."
Ich zuckte lässig mit den Schultern, ehe ich einen der zwei Revolver aus dem Hosengurt herausnahm und auf eine Überwachungskamera zielte. "Erinnerst du dich an den zivilen Krieg von Stark und Rogers?"
"Selbstverständlich."
PUFF
Das war's mit der ersten Überwachungskamera. "Ich stand Tony eine Weile lang als Offizier an seiner Seite. Hier unten waren wir oft und haben über alle möglichen Pläne diskutiert. Ich weiß, wo alle Kameras sind. Die zerstören wir, setzen die Anmeldung von gerade eben auf einen Tag vom zivilen Krieg zurück und Stark wird es erst in einigen Stunden merken, dass hier jemand war. Vielleicht schickt er aber auch einfach nur ein paar Elektriker her, die sich um die kaputten Kameras kümmern."
PUFF
Rasch lief ich schießend durch die Gegend, bis alle Kameraleuchten zersprungen auf dem Boden lagen.
"Du bist hinterhältiger, als ich dachte, Captain." jauchzte Rocket und lief mir nach.
"Wo genau willst du denn nach dem Zeug gegen Sharon suchen? Meinst du er hat alles auf digitaler Form?"
Ich sah ihn mit großen Augen an, ehe ich meine Pistole wieder einsteckte. Es schien ihm Antwort genug gewesen zu sein. "Was frage ich auch? Es ist Stark. Wo sollen wir anfangen?"
Ich deutete mit einer Kopfbewegung zu einem großen Bildschirm in der Ecke hin, der von oben bis unten mit Spinnennetzen überzogen war. "Bekommst du den an?"
Er nickte freudig und sprang hinüber. "Es wird mir eine Freude sein, in den kleinen schmutzigen Details eines Millionärs zu stöbern."
"Versuch erstmal Verbindung zum Intranet zu bekommen und such mir die Akte mit dieser Sharon raus, bevor du dich auf die Suche nach Starks Geschäftsbilanzen machst."
"Ey, ey, Captain!" rief er aus und tippte wie wild auf der Tastatur des riesigen Computers herum.
Ich kam mir vor wie die Müllerstochter in 'Rumpelstilzchen'. Während ein Waschbär sich in das Hochsicherheitssystem eines Genies hackte, saß ich wie bestellt und nicht abgeholt herum und wartete, das er sein Werk vollenden würde - doch das dauerte für meine Nerven definitiv zu lange.
Gelangweilt hüpfte ich auf und untersuchte die Gegend.
"Was hälst du vom Aktenzeichen 'Sharon R.'?" rief Rocket und gewann schlagartig meine volle Aufmerksamkeit.
Blitzschnell flog ich zu ihm hinüber und sah auf den Monitor. "Wozu das 'R'?"
Nachdenklich kratze er sich am zotteligen Kopffell.
"Rebellisch, reizbar, rudimentär ... rücksichtslos? Was weiß ich! Es steht 'Sharon' drauf! Kennst du noch jemanden, der so heißt?"
Kurzzeitig überlegte ich, bevor ich den Kopf schüttelte und ihm das Zeichen gab, den Ordner zu öffnen.
Es folgten einige weitere Klicks, bevor eine türkise Linie vom Computer aus losging, über die Wand erbrannte bis hin zu einem stillgelegten großen Etwas.
Es sah aus wie eine Art Portal. Rauchend startete dies und ließ Rocket und mich zusammenzucken. "Ist ... ist das normal?" fragte ich ihn und lief zu dem Portal hinüber. "Ist das so eine Art Drucker?"
"Das wäre ein ziemlich großer Drucker oder?" sagte Rocket Raccoon kleinlaut und trat mit seiner Plasmakanone hinter mich.
Immer mehr Nebel ging von der Maschine aus, während sie begann sich hin und her zu bewegen. "Vielleicht ist er ja für sehr große Menschen gedacht?"
Meine Frage hätte ich mir sparen können. Nur Sekunden nachdem das Portal zum Stehen kam und sich der Rauch langsam lichtete, erkannten wir die Umrisse einer großen Personen.
"WAS ZUM TEUFEL IST DAS?" rief Rocket aus und wollte mit der Kanone auf die Person zielen, doch ich hielt ihn im letzten Moment am Ohr zurück.
"Wer bist du?" fragte ich mit einer großen Spur Unsicherheit
Es dauerte eine Weile, bis die Person sprach - doch als sie es tat, erzitterten die Wände von ihrer starken und mächtigen Stimme - die mich stark an Thor erinnerte. Ein Schwert tauchte vor meiner Nase auf und ihr machtvolles Schild funkelte im Schein des Monitorlichtes. "Mein Name ist Sharon Rogers. Ich bin die Tochter des Soldaten Steve Rogers und der Agentin Margaret Rogers, geborene Carter. Wo bin ich und was habt ihr mit mir gemacht?"
*
"Wie soll ich das Steve erklären?" fragte ich panisch und setzte den Blinker auf links. "Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich seine Tochter aus einer Parallelwelt, in der er und Peggy ein Kind miteinander hatten und er nicht im Eis lag, geholt hab!"
Selbst Rocket war für seine Verhältnisse mehr als nervös auf dem Beifahrersitz. Ohne zu murren hatte er sich in den Kindersitz gesetzt und sich anschnallen lassen. "Du hättest ihr die Kehle aufschneiden sollen, solange wir Zeit dafür gehabt hätten. Ich mein ... er weiß doch nicht, dass er eine weitere Tochter hat. Die Leiche könnten wir gut verstecken."
"Rocket, ich kann sie nicht umbringen! Hast du dir das Schwert angesehen? Das könnte uns leichter durchspießen, als eine Kebabstange das Schawarmafleisch."
"Sie mit dem Schwert in den Kofferraum zu befördern, war nun auch nicht wirklich schwierig! Du könntest sie leicht kalt machen."
Mein Fuß schnellte blitzartig auf die Bremse und wir legten eine glatte Vollbremsung auf der einsamen Landstraße hin. Gerade wollte ich noch einmal nachfragen, als ich es im hinteren Teil des Auto schreien hörte.
"Du solltest sie irgendwo aussetzen und sie nicht mitnehmen!" fluchte ich und legte den Gang wieder ein.
"Rogers wird sehr begeistert sein, wenn er von seiner Tochter in den Nachrichten erfahren würde."
Meine Finger drückten sich um das Lenkrad und stachen weiß aus dem Fleisch heraus. "Sag um Himmelswillen nicht Tochter! Er hat eine Tochter und die sitzt bei ihm Zuhause und bekommt gerade Zähne!"
"Und die andere hat wahrscheinlich gerade welche verloren bei deinem Fahrstil."
Der zweite Gang folgte, gleich drauf der dritte. Vor meinen Augen baute sich ein Tunnelblick auf. Wie sollte ich nur aus diesem Schlamassel herauskommen? Schlimm genug, dass ich zwei zähnende Kinder Zuhause sitzen hatte und Ärger mit Sharon Carter am laufen hatte, aber Steves Tochter aus der Vergangenheit geholt zu haben, war nun der absolute Megagau.
LIEBEN DANK WIE IMMER :)
Ja, richtig gehört! Es gibt tatsächlich eine echte Tochter zwischen Steve und Peggy :D Ich bin absolut hin und weg von ihr, als ich sie zum ersten mal bei 'Futur Fight' gesehen hatte. Definitiv spielenswert und eine neue Wegbegleiterin für unserer Helden :)
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