Kapitel 36

"Beginnen wir also mit der Creme de la Creme." begann Commander Lee und grinste breit in die Masse der Zuschauer.

"Zum Anfang möchten wir mit einem Mann anfangen, der bereits seit Jahrzehnten in unserem Dienst tätig ist. Zuletzt hat er dabei geholfen sich für die Rechte der Frauen in den Westlichen Ländern stark zu machen. Er half dabei Kindern aus den Krisengebieten zu befreien, Männer, die gefangen wurden, wieder zu ihren Familien zu bringen und hat dafür gesorgt, jungen Mädchen eine Schulbildung zu ermöglichen. Wir begrüßen herzlich; Doktor Henry Philip McCoy."

Ich warf von den Taten Beast's ehrlich überwältigt. Ich wusste von seiner Zuneigung für die Wissenschaft, aber das er für die Rechte der Frauen kämpfte, war mir neu.

Lautes Klatschen erfüllte den Raum und der blaue Riese erstürmte winkend die Bühne.

"Hallo, Captain!"

Erschrocken wirbelten Steve und ich herum. Vor uns stand die junge Kamala Khan alias Ms. Marvel. Sie trug ein weites lilanes Kleid und ihr Schulterlanges Haar hatte sie elegant in einem Dutt verknotet. Sie grinste uns schief an.

Steve nickte ihr kurz zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Beats widmete.

"Kiddo, hi!" sagte ich in einer seltsam hohen Stimmlage und umarmte sie kurzerhand.

"Ihr seid auch hier? Also, ich meine, ihr seid ja da, also war die Frage unnötig." stotterte sie und kratzte sich nervös am Kopf. Manchmal verstand ich dieses Mädchen nicht. Wir arbeiteten jetzt bereits seit über zwei Jahren zusammen und sie verehrte mich immer noch wie einen Buddha in Indien.

Ich versuchte sie mit einem Lächeln und Smalltalk zu beruhigen - mit mittelmäßigen Erfolg. Es folgten drei Selfies, die sie voller stolz auf ihren sozialen Plattformen postete.

"Oh, man, oh, man. Der Kerl kann reden." stöhnte Kam und sah zu dem Beast hinauf, der inzwischen über seine Idee ein Restaurant zu gründen sprach. Er wollte es 'Zum Endoplasmatischen Retikulum' kurz 'ER' nennen. Zum Gedenken an sein erstes Bioreferat in der erste Klasse.

Ich grinste ihr zu. "So ist Henry. Wieso bist du eigentlich hier?"

"Commander Lee ist ein Freund meines Vaters und verdonnert mich immer, hier anwesend zu sein. Voll ätzend! Früher habe ich Mrs. Adams immer geholfen, das Essen zu machen und hab beim servieren geholfen. Jetzt will das Mrs. Adams aber lieber alleine machen. Hat irgendwas von wegen, selbst ist der Mann, erzählt."

Das konnte ich mir bei ihrer Nervosität bestens vorstellen.

"Carol." Steves Stimme ließ mich zu ihm aufschauen. Er deutete in Richtung Bühne. Henry lief gerade mit seinem Preis die Bühne herab und Commander Lee stellte sich zurück ans Rednerpult. Der Applaus verstummte. Mein Herz begann zu galoppieren.

"Vielen Dank! Nun zu unseren nächsten Preisträgern. Ihr Leben gleicht einem Actionroman. Mit einem Bein beim Militär aufgewachsen, das andere im Verlag. Sie arbeitet seit Jahren für unsere Sicherheit und das nicht nur als Sicherheitschefin der NASA, sondern auch als Commander der Air Force-Pilotin."

Meine Finger schlängelten sich um Steves.

"In den letzten Monaten, hat sie sich trotz ihrer Elternpause weiterhin für die Rechte der Menschen stark gemacht. Sie reiste vor einigen Wochen alleine als Aufklärern in den Iran und hat sich für die Bürger dort stark gemacht. Half den verletzten Soldaten, Kindern und Müttern, die in den Kriegsgebieten lebten. Wir begrüßen Ms. Carol Susan Jane Danvers."

Mein Herz fror ein.

Erst die ruckartige Bewegung von Steves Hand an meiner ließ mich wieder ankommen.

"Du schaffst das, Liebste."

"Los, Captain!" feuerte mich Kam an.

Ich löste meine Hand von Steves und lief zur Bühne empor. Ganz ruhig, Danvers. Das bekommst das hin. Pass auf die Stufen auf und schau nach oben.

"Ms. Danvers!" begrüßte mich Lee persönlich und nahm mich in seine Arme. "Wir bedanken uns ganz recht herzlich bei Ihnen."

Ich nickte höflich. Er überreichte mir eine vergoldete Statur eines kleinen Kindes. Nun war es soweit; mein Rede. Ich trat mit zittrigen Beinen an das Pult und zog das Mikrofon auf meine Größe hinauf.

Der Applaus verstummte und alle Köpfe richteten sich auf mich. Nervös rieb ich meine Hände. "Vielen Dank an Commander Lee für diese tolle Ansprache und vielen Dank für diesen Preis." begann ich und stellte die Trophäe auf das Pult ab.

Ich zog nach Luft für meinen nächsten Satz, doch verschluckte mich beinahe daran. Die Tür zum Balkon wurde geöffnet. Antony Stark, Rhodey und Sharon traten heraus. Die beiden Männer steckten in schwarzem Anzug. Carter trug ein bodenlanges Champangerfarbenes Ballkleid und hatte sich Engelslöckchen drehen lassen. Der Wolf im Schlafspelz, wollte es aus mir platzen.

Mein Blick fiel zu Steve, der sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte und grimmig auf die neuen Gäste sah.

Tony hielt die Hand in die Höhe. In der anderen hatte er ein Whiskyglas mit duzenden Eiswürfeln. "Entschuldigt, bitte! Unser Taxi hatte eine leichte Verspätung. Macht - macht einfach weiter."

Energiebälle entflammten an meinen Fäusten, doch schon bevor ich es richtig bemerkt hatte, hatte sie mein Instinkt bereits erloschen.

Alle Gesichter drehten sich wieder zu mir hinüber. Mein Hals war wie ausgetrocknet. Doch das war meine Chance. Ich stand im Rampenlicht aufgrund meiner eigenen Taten und das würde ich hier auch allen klar machen!

Alle drei suchten sich Plätze in den Stuhlreihen vor der Bühne und sahen ebenfalls zu mir auf.

Ich zog erneut die Luft ein und begann. "Das ich hier oben stehe ist nicht selbstverständlich. Als ich noch jung war, hatte ich es nicht sehr leicht gehabt. Ich musste mich mein Leben lang beweisen. Vor meiner Familie, vor der Regierung und sogar vor meinen Freunden." Mein Blick ging zu Tony und starrte ihn für einen Moment unwillkürlich böse an, bevor ich wieder zu Steve sah.

"Aber ich habe nie aufgehört an mich und meine Kräfte zu glauben. Ich habe nie in meinem Leben aufgeben und weiter gemacht und für das gekämpft, für das ich stehen wollte und das ist Gerechtigkeit, Fairness und Mut. Jedoch hatte ich in meinem Leben immer Menschen um mich, die mir halfen, mich unterstützten und an mich glauben. Ich möchte mich bei meinem Team bedanken - den New Avengers. Wir sind in der kurzen Zeit zu einer Familie herangewachsen, in der jeder jeden unterstützt und wir gemeinsam für unsere Ziele kämpfen. Aber gleichzeitig ermöglichen wir es jedem seine individuellen Pläne umzusetzen. Mein größter Dank gilt jedoch dem Mann, der seit Jahren an meiner Seite steht und kämpft."

Steves grimmige Miene wurde weicher und ein Lächeln eroberte sein Gesicht.

"Mein baldiger Mann und Vater meiner Kinder, Steve Rogers. Ohne dich würde ich nicht hier stehen und dafür danke ich dir. Ich kann mir niemanden besseres an meiner Seite und in meinem Leben vorstellen als dich. Du warst immer für mich da. Egal ob ich blutend am Boden lag oder weit oben in der Luft war ... oder in den Wehen."

Ein Kichern durchdrang die Massen.

"Ich liebe dich, Captain." flüsterte ich, griff meinen Preis und verließ mit erhobenem Kopf die Bühne in tosendem Applaus der Zuschauer.

"Excelsior." hörte ich Commander Lee noch sagen und stützte mich in die Arme meines Mannes. Er fing mich in einer geschmeidigen Bewegung auf, wobei seine Sonnenbrille von der Nase fiel.

"Ich liebe dich, Captain." sagte er an meinen Lippen.

So verging noch eine Weile mit der Preisübergabe. Steve, Kam und ich hatten uns in eine ruhige Ecke des Balkons abgesetzt und sahen den anderen Preisträgern bei ihren Reden zu. Ein Barkeeper fand seinen Weg zu uns und nahm unsere Wünsche auf. Zwei Stunden später, saß Kam angeschwipst neben dem jungen Barkeeper und flirtete auf Wild komm raus, während es Steve und mich ein Stockwerk höher verschlagen hatte.

Das Institut hatte von jedem ehemaligen Preisträger ein Bild an den Fluren befestigt, auf denen ihr Name, ein Foto und ihre Heldentat geschrieben standen. Schnell hatten wir Steves Foto gefunden und auch das von Doctor Strange und Professor Xavier. Es ähnelte ein wenig dem Walk of Fame, nur das hier alle Superhelden der Welt hingen. Zu meinem Erstaunen auch das von Tony.

"Wer ist die Frau?" fragte ich und zeigte auf das Bild einer blonden Frau. Es musste im Krieg aufgenommen sein. 1944 allerhöchstens 1945. Das erkannte ich an der Douglas A-26 im Hintergrund des Bildes. Unter ihrem Bild stand -'Agent 13 - Peggy Carter - Mitgründerin von S.H.I.E.L.D.'-

Ich verstand die Welt nicht mehr. Agent 13? Ich dachte, die saß Meter weit weg von mir und wäre allerhöchstens Anfang zwanzig.

Steve blieb einige Meter vor mir stehen und senkte den Kopf. Hatte ich etwas falsches gesagt?

"Margaret Carter. Sie ist die Tante von Sharon. Die erste Agent 13, die später ihren Titel an ihre Nichte weitergegeben hat." murmelte er. Irgendwas in seiner Stimme verriet mir eine gewisse emotionale Bindung zu dieser Frau.

Ich sah erneut zu diesem Bild. Neben ihr hing Tonys Vater. "Kanntest du sie?"

"Wir haben eine Weile zusammen gekämpft in den 40er Jahren."

Ich trat an seine Seite. Eine Falte hatte sich zwischen seinen Brauen gebildet. "Ich habe sie gut gekannt, ja."

Ich zog einen Mundwinkel hoch. "Ich schätze mal, 'gut gekannt' im Sinne von euch nicht nur 'guten Morgen' und 'Sie tragen heute aber ein schönes Kleid' gesagt."

Ein leichtes Schmunzeln umzimmerte seine Lippen. Ich hatte ins Schwarze getroffen. "So ungefähr."

Ich war kein eifersüchtiger Mensch. Ganz im Gegenteil. Mir war schon immer klar, dass ich nicht Steves erste Freundin gewesen sein konnte. Dafür bewegte und küsste er einfach zu gut. Auch wenn er sich gelegentlich wie ein Maulwurf im Solarium bei Frauen benahm. Viel mehr war ich dieser Frau dankbar dafür, ihn mir in dieser Verfassung weitergegeben zu haben. Sie hatte aus einem normalen Stein einen wirklichen Diamanten gemacht.

Ich nahm seine Hand und ging mit ihm zu dem Bild zurück. "Erzähl mir von ihr. Wer war sie? Wie habt ihr euch kennengelernt?"

Es brauchte einen Moment, bevor er begann zu erzählen. Er erzählte mir, es sei ein regnerischer Tag gewesen. Er hatte frei gehabt und wollte seinen Nachmittag in einem Café vertreiben. Er hatte einen Kaffee bestellt und eine hübsche junge Blondine brachte ihn. Er hatte kaum Gelegenheit gehabt, sie zu studieren, da rannte sie aus dem Laden und in den Regen hinein. Ohne überhaupt nachzudenken, verfolgte er die junge Dame, die sich so in seine Gedanken gefressen hatte, in einen verlassenen Teil Londons. Er beobachtete sie dabei, wie sie aus dem schicken schmalen Bedienungskostüm herausschlüpfte und in eine Militäruniform sprang. Ohne mit der Wimper zu zucken, schoss sie auf eine Horde junger Männer, die sich in dem Raum versammelt hatte und brachte sie innerhalb weniger Sekunden um. Unsicher, was sie mit ihm tun würde, wenn sie herausbekommen würde, dass er sich hier versteckt hielt, trat er aus seinem Versteck heraus - in seiner Captain America Uniform. 'Sie sind Captain America?' fragte die Dame und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. 'Das bin ich und wenn ich fragen darf, mit wem habe ich hier das Vergnügen?' Sie erkannte ihn sofort, grinste breit und hielt ihm die Hand hin. 'Agent 13 - Peggy Carter.' Sie gehörte zu einem Sondereinsatzteam des US Militärs und sozusagen Auftragskillern im Dienste der Sicherheit.

Sie erkannten bald, dass sie sich früher oder später kennenlernen mussten, denn Steve sollte nach einiger Zeit in Peggys Team wechseln. Und so geschah, was geschehen musste. Je mehr Zeit die Beiden miteinander verbrachten, desto intensiver wurde ihre Liebe - auf dem Schlachtfeld und im Zivilen Leben. Sie planten ihre Zukunft. Wollten zusammen irgendwann aussteigen. Sich niederlassen und eine Familie gründen - doch das Schicksal hatte einen anderen Weg für Steve geplant. Er landete im Eis und war Jahre über verschüttet. Jeder hatte ihn für tot gehalten. Bis ihn eines Tages ein Forschungsteam fand.

"Sie ist vor einigen Jahren gestorben. Ich habe sie noch ein paar Male nach meiner Wiedergeburt gesehen und wir haben über vieles gesprochen. Sie hatte in der Zeit geheiratet und Kinder bekommen. Sharon ist ihre Nichte."

Am liebsten hätte ich mich im hohen Bogen übergeben. Nach Steves Beschreibung musste Peggy der wahrgewordene Traum eines jeden Soldaten gewesen sein und dann hatte sie so eine Schreckschraube als Nichte bekommen? Ruhe in Frieden, Agent 13!

Ich griff mir Steves Hand. "Sie wird immer in deinem Herzen bleiben, Baby."

Er grinste traurig und gab mir einen Kuss ins Haar. "Mir geht es damit gut, Liebste. Ich weiß, dass sie einen guten Mann gefunden hat, der ihr all das gegeben hat, was ich ihr nicht geben konnte. Und auch ich habe keinen Grund, traurig zu sein. Ich habe die tollste Frau in dieser Welt gefunden und mit ihr zwei wundervolle Kinder bekommen. Du und die Zwillinge seid alles für mich."

"Und du bist alles für uns." sagte ich an seinen Lippen und nahm ihn in meine Arme, bevor wir erneut auf den Balkon gingen.


Vielen Dank wie immer fürs Lesen :)

Wer übrigens mehr über die Liebesgeschichte von Steve und Peggy lesen will, kann das in diesem Marvel Comic tun.  :D Wie findet ihr die "echte" Peggy? :D Ich finde sie mega :)

http://www.readcomics.net/captain-america-peggy-carter-agent-of-s.h.i.e.l.d/chapter-1

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