Kapitel 18
Carol
Das erste Mal seit Wochen konnte ich wieder richtig Schlafen.
Der Vergleich zwischen einem Steinboden und Steves wundervoll warmen und starken Armen war wie Tag und Nacht.
Ich musste Stunden geschlafen haben, bevor mich die Tritte von unserem kleinen Wurm weckten. Müde schlug ich die Augen auf und fand mich in einem neumodischen Hotelzimmer wieder.
Jedoch stand das Bett meterweit von mir weg.
Steve hatte sich auf einen großen breiten Schaukelstuhl niedergelassen - mit mir in seinen Armen. Seine Arme hatte er eng um mich geschlungen als wolle er mich nie wieder gehen lassen. Sein Gesicht trug nun einige kleine Kratzer und eine Schramme über der linken Augenbraue. Seine Lippe war aufgeplatzt, doch er sah immer noch so unheimlich gut aus wie er es immer tat.
Durch seine eigene Hand, die er auf meinen Bauch gelegt hatte, hatte er ebenfalls alle Aktivitäten mitbekommen und blickte verschlafen auf meinen Bauch herab. "Herrje, was macht er da drin?", brummte er und streichelte liebevoll mit seinen Daumen über die kleine Beule, an der unser kleiner Wurm trat.
Ich grinste ihn an. "Herumfliegen! Oder sie tanzt ... oder sie übt schon mal an ihren Kampfkünsten."
"Wieso bist du dir so sicher, dass es unbedingt ein Mädchen wird?"
"Es ist nicht so, dass Kamala Khan einen schlechten Job macht, aber ich würde mich freuen, wenn irgendwann Ms. Marvel und Captain America und Captain Marvel unterwegs wären. Das ... hätte sowas familiäres."
Er lachte bei der interessanten Verzwickung unserer Heldennamen freudig auf, sodass der ganze Stuhl unter uns vibrierte. "Das wäre eine wundervolle Idee. Auch wenn ich wahrscheinlich vor Sorge durchdrehen werde."
Ich nickte ab und kuschelte meinen Kopf wieder an seinen Arm.
Mein Blick fiel auf meine Finger. Steve hatte sie allesamt verarztet. Wie müde musste ich gewesen sein, dass ich das nicht gemerkt habe? Er kümmerte sich wirklich um alles ... wie sollte ich ihm nur gerecht werden? Neben ihm fühlte ich mich immer wieder wie ein 17-jähriger Teenie ...
"Du wirst ein wundervoller Vater werden."
Müde grinste er zurück. "Wenn ich nur annähernd an dich heran komme, soll mir das genügen."
"Du bist ein elender Schleimer, Rogers."
Er lachte leise, bevor seine Miene ernst wurde. "Carol, ich hab nachgedacht."
"Worüber?"
"Nun ja ... ein wenig Zeit hatte ich ja zum Nachdenken als du ... weg warst und Moonstone sich anfangs noch als meine Freundin ausgab."
Ich zog fragend eine Braue in die Höhe.
"Ich bin fast hundert Jahre alt ... meine - meine Eltern sind seit vielen Jahren tot, aber deine-"
Bei diesen Worten sprang ich ihm fast aus seiner Umarmung heraus. Das Thema 'Familie' war nicht nur ein wunder Punkt bei mir, er war der Punkt den ich seit Jahren versuchte zu meiden wo es auch nur ging. Noch wunder als das Thema Kochen!
"W-was willst du damit sagen?"
Sein Griff um mich wurde stärker, seine Augen legten nun höchste Konzentration auf das Einschätzen aller meiner Mimiken und Gestiken. Leicht schüttelte er seinen Kopf. "Ich will ja nur sagen, dass du noch deine Eltern hast und wenn wir jetzt ein Baby bekommen ... weißt du, es würde mich für unser Kind einfach freuen, wenn es Großeltern hätte."
"Nein, nein, nein, nein! Dieser Zug ist vom Bahngleis 9 3/4 abgefahren und kommt auch niemals nie und nimmernie wieder. Wir haben genügend Freunde, die alt genug sind, ihre Großeltern zu sein. Meine braucht sie da wirklich nicht."
Steve sah ungläubig in die Ferne. "Tu nicht so als wenn sie dir egal wären. Es sind deine Eltern, Carol."
"Du hast doch keine Ahnung über meine Eltern!"
"Wie soll ich den auch haben, wenn du mir nie von ihnen erzählt hast?"
Mürrisch wollte ich aufstehen, doch er ließ es nicht zu. Ich fühlte mich wieder zurück in die Kerkerzelle versetzt. Es gab absolut keinen Ausweg ... super!
"Es gibt seine Gründe, warum ich dir nichts von ihnen erzählt hab."
"Carol..."
Meine Hände plumpsten wild auf seine Arme. "Fein, dann erzähl ich dir mal ein bisschen von meiner Familie! Ich bin das älteste Kind meiner Eltern. Ich hab zwei jüngere Brüder. Steven und Joseph. Mein Dad ist eine Person, die an den Verdienst von harter Arbeit glaubt und mir das von klein auf eingetrichtert hat. Aber egal was ich gemacht habe, ob ich ihm beim Bau unseres Sommerhauses geholfen hab oder ob ich zur Army gegangen bin, um ihn stolz zu machen; in Dads Augen war ich nie gut genug, weil ich ein Mädchen bin und niemals den Erfolg eines Mannes haben könnte. Daher waren meine Taten nie soviel wert wie die meiner Brüder. Mein Bruder Steven folgte mir einige Monate später zur Armee. Als er bei einer Aktion beim Militär gestorben war und ich zurück zu meinen Eltern gefahren bin ... war ich in seinen Augen tot. Nichts von meinen Werken und Taten hatten überhaupt mehr einen Wert. Na ja und meine Mom war mehr der Geist der zwischen uns Kindern hing. Sie wollte sich meinen Dad nie widersetzten und hielt daher immer die Klappe. Vor ein paar Monaten hatte ich dann von Joseph erfahren, dass Dad Lungenkrebs hat und es Berg ab mit ihm geht. Also wollte ich ihn besuchen und weißt du was passiert war? Mom ließ mich nicht herein. Sie empfand mich als Störung, ja gar als Belästigung für Dads Heilungsprozess. Ich hatte mich in all der Zeiten als Ms. Marvel nie bei ihnen gemeldet und hatte ihnen das Gefühl gegeben, dass ich sie nicht mehr brauche."
Seine besorgten und gekränkten Augen sahen zu mir herab. "Aber dir wurde von Rogue jegliche Erinnerungen und Gefühle entzogen."
Ich zischte genervt auf. "Denkst du wirklich, dass das meine Mutter glauben wollte? Sie ist fast 70 Jahre alt. Sie will nichts davon wissen. Für sie zählen auch nur Taten und keine Worte."
"I-ich wusste nicht, dass es so schlimm um deine Familie steht..."
Ich sah mit grimmiger Miene zu ihm auf. "Jetzt weißt du es! Würdest du mich jetzt freundlicherweise loslassen? Nach so viel Gerede über meine Eltern möchte ich kotzen gehen."
Doch statt mich loszulassen drückte er mich an seine Brust und legte mir behutsam eine Hand an die Wange. "Was ist mit deinem Bruder? Hast du noch Kontakt zu ihm?"
"Ab und an fliege ich in der Nähe seines Hauses herum. Er hat mittlerweile Frau und Kinder. Ich glaube nicht, dass er mich unbedingt sprechen möchte."
"Tut mir leid. Wirklich."
"Du kannst ja nichts dafür."
Federleichte Küsse drückten sich auf meine Mundwinkel. Der Duft nach Kaffee drang in meine Nase hinein. Augenblicklich merkte ich wieder, wie müde ich doch gewesen war. Meine Lider wurden von Sekunde zu Sekunde schwerer. "Wo ist Dracula?" murmelte ich und schloss die Augen.
"Es ist alles in Ordnung gekommen. Nachdem du eingeschlafen warst, habe ich dich in Sicherheit gebracht und mich um diesen ... Raffzahn gekümmert. Ich hab den Kerl mit ein bisschen Silber und Knoblauch in deiner Zelle zurückgelassen. Tony hat von Moonstone erfahren und ist mit dem Team zu uns unterwegs."
"Das ist schön"... Und mit diesen Worten versank ich erneut im Land der Träume.
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