Kapitel [15]
- 06. Oktober 2016 -
„Ich hätte nicht gedacht, dass es so kalt ist. Soll ich dir meine Jacke geben, Annabella?"
„Nein, ich brauche jetzt die Kälte."
„Wieso?"
„Es lässt mich fühlen."
„Oh Gott, welche Körperteile kannst du nicht mehr spüren?! Ich bringe dich sofort zum Doktor!"
„Liam, setzt dich wieder hin!"
„Oh Gott, deine Hände gleichen Eiswürfel."
„Es ist nicht so, dass ich einige meiner Körperteile nicht fühlen kann, auch wenn ich dies gerne will..."
„ ... "
„Ich fühle mich einfach taub."
„Taub von der stickigen Luft in deinem Zimmer?"
„Nein. Einfach taub."
„Beschreib mir dieses Gefühl."
„Wieso?"
„Damit ich dich verstehen kann, Annabella."
„Ach Liam, sind Worte denn so von Bedeutung?"
„ ... "
„Schon gut, schon gut. Sieh mich nicht so an!"
„Erzähl schon."
„Ich sehe jeden Tag den Tod vor meinen Augen, doch spüre dabei keine Furcht. Ich sehe jeden Tag den unbändigen Orkan, welcher von Tag zu Tag größer wird, jedoch spüre ich keine Panik. Mir ist nach weinen zumute und ich tue es. Jeden Abend. Doch meine Tränen sind trocken, meine Hilfeschreie stumm. Nach einiger Zeit habe ich gelernt, dass Gefühlsausbrüche keinen Zweck haben. Ich habe es aufgegeben und somit dem Orkan Mittel gegeben, mit welchem er immer stärker und immer unberechenbarer wird."
„ ... nach jedem Sturm folgt die Stille."
„Die Stille ist beängstigender als der tosende Sturm."
„Wieso? Der Sturm könnte dich verletzen, mit Dingen, die der Wind um sich schleudert, die Stille jedoch nicht."
„Der Mensch fängt in der Stille an nachzudenken."
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