5) Papa
Später am Tag hatten sie Mathe und somit ihren Klassenleiter, Herrn Srav. Er war am Vortag gar nicht mehr dazu gekommen, etwas anderes zu machen, als Organisatorisches zu besprechen, denn es sollte bald eine Exkursion geben, die Schulregeln mussten, wie jedes Jahr, neu besprochen werden, die Stundenpläne mussten ausgeteilt werden und, und, und. Auch heute begann er zunächst mit Organisatorischem:"Einige werden es möglicherweise schon mitbekommen haben, andere noch nicht, es gibt jedenfalls nächste Woche am Donnerstag um 9 Uhr einen Aufmarsch am Regierungsgebäude zu einer Rede der Familienministerin. Da ihr Sohn hier zur Schule geht, stellen wir die Schüler für den Aufmarsch. Ich würde euch ans Herz legen, diese Chance zu nutzen, denn solche Gelegenheiten gibt es nicht oft. Wer hätte Interesse?"
Ciné meldete sich und so hob Fani auch die Hand. Wenn der Aufmarsch um neun Uhr war, fiel für sie Schule aus, das war nicht schlecht. Zu ihrer Überraschung meldete sich allerdings auch Mi-Lenn und somit auch Evily. Herr Srav schrieb sich alle auf und teilte Zettel aus. Vielleicht konnte Fani ja ihren Vater zumindest etwas beeibdrucken, wenn sie an dem Aufmarsch teilnahm, dachte Fani hoffnungsvoll. Papa würde heute Nachmittag aus Ravann zurückkehren, also konnte sie ihm den Zettel geben. Dann besprachen sie noch kurz weiteres über die Exkursion, bevor Herr Srav mit seinem Fachunterricht beginnen konnte. Es war allerdings schon eine Viertelstunde vergangen, also war nicht mehr so viel Zeit übrig.
Nach der Stunde war Mittagspause, ab heute begann der Nachmittagsunterricht, und Fani ging mit Ciné hinunter in die Mensa.
"Was Mi-Lenn bei diesem Aufmarsch will, checke ich nicht", sagte Fani offen, während sie die gefühlt tausendste Stufe hinabstiegen.
"Ich weiß es auch nicht. Ich dachte, sie würde von sowas nichts halten", sagte Ciné.
"Tu ich auch nicht", ertönte Mi-Lenns Stimme hinter ihnen. "Ich möchte lediglich wissen, was geplant wird und deshalb zu der Rede gehen."
"Und Tela ist ein Mann, ja, sicher", meinte Fani spöttisch. In der Mensa setzte sie sich dann mit Ciné zu Juný, Hayon und Frino und vergaß saß Thema wieder.
Als Fani nach der Schule nach Hause kam, erwartete Emmy sie schon.
"Machst du schnell Essen? Ich will zu Uana!", sagte Emmy.
"Und deine Hausaufgaben?", fragte Fani sie.
"Habe ich schon!", sagte Emmy. "Aber ich habe Hunger!"
"Gut, ich nicht. Ich habe in der Schule gegessen, naja. Ich mache dir trotzdem etwas. Aber komm lieber zurück, bevor Papa nach Hause kommt, sonst rastet er wieder aus", sagte Fani. Das war bei Papa leider schnell der Fall. Er war sehr beschäftigt und erwartete immer, dass er dann, wenn er einmal da war, alle Aufmerksamkeit bekam. Deshalb wollte Fani zumindest Zuhause bleiben. Dann konnte sie in aller Ruhe ihre Hausaufgaben machen, Papa empfangen und in die Glevine gehen. Sie stellte sich in die Küche und sah erst einmal nach, was überhaupt zum Kochen noch da war. Sie fand einiges an Gemüse und sonst nur wenig anderes.
"Hättest du etwas gegen eine Gemüsepfanne, Emmy?", fragte sie deshalb.
"Wenn du das machen willst", sagte Emmy fragend.
"Kein Problem. Papa wird sicher auch Hunger haben, wenn er kommt und dann mache ich einfach so viel, dass er auch noch davon essen kann", sagte Fani und begann, das Gemüse zu schneiden.
Emmy befolgte Fanis Ratschlag nicht, möglichst vor Papa Zuhause zu sein. Fani verabredete sich per Clovepad mit Juný, die für eine Stunde herüber kam, bis sie wegen Papa wieder gehen musste. Sie redeten viel über ihre Lehrer und Mitschüler und tauschten sich aus. Juný hatte ziemliches Glück mit den Lehrern gehabt, Fani eher nicht so. Da war Frau Carac, die viel zu streng wurde, sobald es auch nur in Ansätzen unruhig wurde, Herr Srav als Klassenleitung, der sich nicht wirklich um die Schüler scherte und somit bei Problemen definitiv kein Ansprechpartner sein würde und ihre Lehrerin in Geographie, Frau Shani, war auch nicht die Beste. Bei ihr schlief man immer fast ein. Der Rest von Fanis Lehrern ging, wirklich gut war allerdings nur ihre Geschichtslehrerin, Frau Grivin. Juný hatte allerdings drei wirklich gute Lehrer, einen davon als Klassenleitung. Das war recht selten, denn wirklich gute Lehrer gab es nicht so oft.
Die beiden Freundinnen hätten noch Stunden weiter reden können, doch da Papa bald kommen würde, musste Juný dann um kurz vor 19 Uhr gehen. Fani fand das genau so schade, wie Juný, vor allem, weil sie sich auf Papa noch nicht einmal wirklich freuen konnte.
Wie zu erwarten hatte Papa auch keine sonderlich tolle Laune, als er kam.
"Was für ein Verkehr das hier ist! Auf diese Verkehrsmittel kann man sich wirklich überhaupt nicht mehr verlassen!", beschwerte er sich. Um ihn zu besänftigen, sagte Fani:"Schön, dass du jetzt da bist! Es ist von heute Mittag noch Gemüsepfanne da. Möchtest du etwas essen?"
"Gerne. Hast du gekocht?", fragte Papa.
"Ja, Mama ist doch gar nicht da", sagte Fani.
"Stimmt. Was hast du genommen?", fragte Papa.
"Drei Cravulen, eine Hema und ein Glihi", antwortete Fani, ging in die Küche und stellte einen Teller und Besteck bereit. In dem speziellen Behälter war die Gemüsepfanne schön warm geblieben und Fani häufte schnell etwas davon auf den Teller. Viel Zeit blieb nicht mehr, bis sie in die Glevine musste. Es waren schon 10 Drin vergangen, seit Juný gegangen war und bestimmt würde Papa auch noch mindestens so lange brauchen, bis er fertig mit Essen und Erzählen war. Fani hörte so mehr oder weniger zu, wie er mit geschwellter Brust über das Treffen der Statistiker verschiedener Städte berichtete. Papa war nämlich im Amt für Kultur und Religion als Statistiker angestellt. Sie interessierte es nicht, doch über viel anderes konnte sie mit Papa gar nicht reden, also stellte sie fragen und nickte hin und wieder, obwohl sie eigentlich nur hoffte, dass Papa jeden Moment sagen würde, er brauche jetzt endlich seine Ruhe und wolle hoch gehen. Doch nein, stattdessen meinte er, er wolle noch mit in die Glevine gehen und sich danach ein wenig hinlegen. Da fiel Fani wieder ein, dass sie sich doch bei Herrn Srav für den Aufmarsch gemeldet hatte und noch Bescheid geben musste. Also sagte sie:"Ach, Papa, ich habe mich für nächsten Donnerstag um 16 Uhr für einen Aufmarsch am Regierungsgebäude gemeldet. Kann ich da?"
"Da musst du deine Mutter fragen. Ich kann jedenfalls nicht kommen, ich bin unterwegs", antwortete Papa.
"Okay. Weißt du, wann Mama kommt?", fragte Fani weiter.
"So weit ich weiß erst gegen 22 Uhr", sagte Papa. Fani nickte. Juný meldete sich kurz darauf per Clovepad-Anruf. Fani hatte glücklicherweise ihr Clovepad mit nach unten genommen und nahm ab.
"Hi, Fani! Ich wollte nur sagen, dass ich nicht mit in die Glevine kommen kann. Mama hat mir gerade gesagt, dass ich einen Arzttermin habe. Nur Vorsorge, aber ich muss halt hin", sagte Juný.
"Alles klar, dann bis morgen!", sagte Fani. Sie musste also damit Vorlieb nehmen, mit Papa allein in die Glevine gehen zu müssen. Diesem fiel jetzt zu Fanis Leidwesen auch noch auf, dass Emmy nicht da war:"Wo steckt Emmy eigentlich? Sie sollte da sein, wenn ich nach Hause komme!"
"Sie wollte zu Uana gehen", sagte Fani und verkniff sich ein Seufzen. Jetzt würde Papa wieder eine Ewigkeit lang angepisst sein. Und tatsächlich:"Wie oft habe ich ihr schon gesagt, dass sie hier zu sein hat? Ich bin nicht oft Zuhause und das sollte es ihr wert sein! Ich werde ein Wort mit ihr reden! Nach der Glevine kommt sie sofort nach Hause! Und diese Uana ist auch kein Umgang für sie!"
Papa wetterte noch etwas weiter und Fani sah irgendwann gelangweilt aus dem Fenster. Emmy würde bei seiner Strafpredigt später ohnehin weder zuhören noch würde sich etwas an ihrer Freundschaft mit Uana ändern. Papa war zu selten Zuhause, um kontrollieren zu können, mit wem seine Töchter sich trafen.
Nach dem Glevinenbesuch - Fani war in den Gottesdienst von Miscon, dem Gott, der für Liebe, Gefühle, Beziehungen und solche Dinge zuständig war, gegangen - fing Papa dann tatsächlich Emmy ab. Das Mädchen rollte nur zu Uana gewandt die Augen, als Papa verkündete, sie solle jetzt mit nach Hause kommen. Zuhause angekommen bemerkten sie, dass Mama in der Zwischenzeit gekommen war. Da sie im Gleviniraum war, wo die Hausaltare standen, die man benutzte, wenn man es nicht in die Glevine schaffte, störten sie sie nicht. Schließlich kam sie dann ins Wohnzimmer und erkundigte sich zunächst bei ihrem Mann nach seinem Tag, worauf er wieder einen ellenlangen Monolog hielt, bevor sie sich an Fani und Emmy wandte. Fani erzählte von dem Aufmarsch und erfuhr, dass sie glücklicherweise Zeit hatte. Emmy berichtete von einigen neuen Lehrern und erzählte, dass ihre Religionslehrerin aus Versehen behauptet habe, Tela werde als silbergrau dargestellt, wobei sie eigentlich eine silbern bekleidete Frau meinte. Dabei kicherte sie etwas und Fani lächelte mehr über die Freude ihrer Schwester als über die Lehrerin. Auch Papa wurde während des Gesprächs wieder etwas entspannter und verkündete dann, er werde zu Bett gehen, worauf Mama Fani und Emmy auch nach oben schickte.
1488 Wörter
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