10) Teleskope und Workshops

Nach der Pause gingen sie zum dritten Workshop. Gleich zu Anfang wurden sie zu Fanis Missfallen in Zweierteams aufgeteilt, so, wie sie gerade standen. Fani kam mit Evily zusammen, worüber keiner von beiden sich wirklich freute. Jedes Team bekam dann Informationen über einen Planeten und sollte zusätzlich noch ein wenig recherchieren. Am Ende sollten die Ergebnisse kurz präsentiert werden. Die Führerin ging herum und verteilte die Aufgabenblätter zu den Planeten, außerdem durften sie ab jetzt ihre Clovepads benutzen. Als Fani und Evily ihren Planeten bekommen hatten, es war der von relativ primitiven Lebensformen bewohnte Meerplanet Clahema I, müssten sie sich wohl oder übel zusammen an einen Tisch setzen und beginnen.
"Lass uns zuerst dieses Blatt lesen!", meinte Evily. Beide beugten sich über das Informationsblatt.

Clahema I

Der recht kleine Meerplanet hat einen Durchmesser von 10,000 km und ist bis auf etwa 12 Quadratkilometer vollständig mit Wasser bedeckt. Unter der Oberfläche haben sich diverse Lebensformen entwickelt, keine davon ist aber in der Lage, kreativ zu denken. Die einzige Lebensform, die über eine einfache Art Kommunikationssystem verfügt, sind die Quoroc. Findet etwas über diese Spezies heraus und klärt folgende Fragen:
- Auf wann wird die Entstehung von Clahema I geschätzt?
- In welchem System befindet sich der Planet?
- Wie haben sich die Quoroc organisiert? Wie kommunizieren sie? Sind sie sesshaft?
- Was für eine Atmosphäre hat der Planet?
- Wie weit ist er von Evfasca entfernt? Könnte man ihn erreichen?

"Also, die letzte Frage ist klar, oder? Man kann Clahema I nicht erreichen! Wie auch, wenn es in den abgelegenen Regionen liegt?", stellte Evily fest. Fani ignorierte sie. So weit war sie auch selbst schon gekommen. Sie hatte wichtigeres beizutragen:"Clahema I ist auf jeden Fall im Clahema-System und die Nachbarplaneten, wenn ich mich nicht irre, sind der Zwergplanet Vem und Clahema II. Die Sonne ist Clahema."
"Woher weißt du das?", fragte Evily.
"Ich habe letztens eine Kurzdokumentation darüber auf dem Clovepad gesehen", sagte Fani schulterzuckend. Ihr wurden oft solche Sachen vorgeschlagen und meistens sah sie sich die Videos aus Interesse an.
"Findest du diese Doku wieder?", fragte Evily. Fani wusste, worauf sie hinaus wollte. Sie wollte die Doku schauen.
"Ich gucke mal!", seufzte sie und holte ihr Clovepad heraus. "Kannst du nicht derzeit schon mal nach der Atmosphäre suchen? Die wird da nicht groß erwähnt."
"Wenn du meinst", sagte Evily und zog ebenfalls ihr Clovepad hervor. Evily kitzelte bereits ein paar Informationen über die Atmosphäre von Clahema I auf das Blatt, während Fani noch ihren Videoverlauf durchsuchte. Schließlich fand sie die gesuchte Dokumentation. Sie steckte ihre und Evilys Kopfhörer im unteren Teil vom Clovepad ein und auf dem Bildschirm, der aus dem unteren Teil ausgefahren wurde, lief die Dokumentation an. Sie kamen also recht schnell an ihre Informationen und schrieben die Antworten auf die Fragen gleich mit. Die Doku dauerte etwa 7 Drin und die restliche Zeit hatten sie, um den Text aufzuteilen, auszuformulieren und zu üben, während die meisten anderen noch immer suchten. Entgegen Fanis Erwartungen lief es wirklich gut und machte sogar Spaß und ihr Gespräch kam nicht ein einziges Mal zum Thema Regierung. Auch ihre Präsentation verlief reibungslos und Fanis Nervosität fiel beim höflichen Applaus der Klasse von ihr ab. Jetzt war noch ein einziger Workshop angesagt, dann stand nur noch die Besichtigung des Teleskops an. In dem Workshop mussten sie jeder eine Geschichte über außerirdisches Leben verfassen. Ihrer Kreativität sei keine Grenzen gesetzt, wie die Führerin es betonte. Am Ende wurden die schönsten drei Geschichten ausgewählt und möglicherweise sogar für den Kinderbereich des Museums verwendet. Fani wusste, dass sie es ohnehin nicht unter die besten Geschichten schaffen würde, dazu war sie dann doch nicht gut genug, doch sie wollte sich zumindest anstrengen, denn sie mussten die Geschichte ja abgeben. Blamieren wollte sie sich auf keinen Fall. Über was wollte sie denn schreiben? Hätte sie nicht gerade noch über eine außerirdische Spezies recherchiert? Ja, sie konnte ihre Geschichte auf Clahema I bei den Quoroc spielen lassen. Und weiter? Sie könnte auf jeden Fall Humor einfließen lassen, denn bei der einfachen Kommunikationsweise der Quoroc konnte man keine normalen Dialoge schreiben. Am besten schilderte sie einfach eine Jagd auf ein Tier aus Sicht eines jungen Quoroc, der das alles wirklich spannend fand und zog das Ganze mit den Gedanken des Quoroc ins Lächerliche.
Fanis Idee ging auf. Am Ende konnte sie sich selbst nur die Hand vor den Kopf schlagen und grinsen, als sie die Geschichte zum Überarbeiten noch einmal durchging. Schließlich gab sie das Blatt dann bei der Führerin ab, die alle Geschichten dann für die Bewertung zu einer anderen Angestellten brachte. Als letzter Programmpunkt war dann das große Teleskop der Sternwarte angesetzt. Fani staunte nicht schlecht, als sie sah, wie groß es war. Bestimmt fünf Meter groß ragte es über ihnen auf.
"Ihr habt ja schon ein wenig Vorwissen aus dem ersten Workshop. Ihr wisst also wahrscheinlich, was das hier ist?" Die Führeri  deutete auf den Herschelkeil bzw. den Ständer des Teleskops.
"Das ist der Herschelkeil, den man benutzt, um das Teleskop auf einen bestimmten Himmelskörper zu richten", erklärte Hana mehr oder weniger freiwillig, nachdem die Führerin sie erwartungsvoll angesehen hatte.
"Und das hier ist?"
"Die Blende", antwortete Vinié gelangweilt. Die Führerin wies nun auf ein kleineres Teil, neben der großen Linse und dem Hauptrohr.
"Dieses Teil hier hatten wir noch nicht besprochen. Weiß das jemand? Nein? Es ist das Suchfernrohr. Es hat keine so starke Vergrößerung wie das Hauptrohr und es wird benutzt, um Objekte leichter zu finden, weil man durch die geringere Vergrößerung einen größeren Bereich hat, den man sieht. So kann dann die Position vom Hauptrohr angeglichen werden. So etwas wie Zoom existiert bei diesen großen Teleskopen nämlich nur beschränkt."
Als alle übrigen Teile benannt waren, fragte Rahon:"Können wir mal durchschauen?"
Fani verkniff sich ein Lachen. Die Führerin lächelte ebenfalls:"Gerne doch! Komm her!"
Jene, die nicht begriffen hatten, was abging, beobachteten neidisch, wie Rahon auf das Treppchen stieg und gespannt durch das Teleskop blickte.
"Aber man sieht ja nur blau!", sagte Rahon. Die halbe Klasse, darunter Fani, mussten nun wirklich lachen.
"Och nein!", sagte Rahon und richtete sich peinlich berührt, aber jetzt auch grinsend auf. "Es ist ja Tag!"

Die Klassen sammelten sich zum Abschluss des Tages in einer großen Halle. Die Führer der Klassen hatten sich auf die Treppe gestellt, um von allen gehört zu werden und baten nun um Ruhe, was bei gut 200 Schülern dauerte. Zumindest hatten die Führer Mikrofone.
"Wir haben hier die Ergebnisse zu dem Workshop mit den Geschichten. Am besten bewertet aus der Klasse 10-1 ist die Geschichte "Hinter den Sternen", aus der 10-2..."
Fani wartete gespannt, was bei ihrer Klasse gesagt wurde. Irgendwie hoffte sie ja doch, jetzt "Die große Jagd" zu hören.
"Aus der 10-4 "In den Höhlen", aus..."
Nun, es war Fani klar gewesen, dass ihre Geschichte nicht die beste gewesen sein konnte. Für ihre Verhältnisse war es gut gewesen, aber mit einigen anderen konnte sie nicht mithalten. Sie sah sich um, wer mit seiner Geschichte gewonnen hatte und sah Relicy mit hoch erfreutem Gesichtsausdruck mit ihrer Freundin reden. Sie war eine der Klassenbesten, wenn nicht sogar die Beste in Evfascanisch, es wunderte Fani also nicht. Sie bekamen ihre Geschichten wieder zurück und Fani sah Emmy schon auf sich zukommen, damit sie ihr die Geschichte vorlas. Sie lächelte und folgte Ciné hinaus zum Vilic.

1220 Wörter

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