Teil 13 (Marcus)
„Und Callum, schon aufgeregt? Der zweite Stadtkurs dieses Jahr steht an"
Gut gelaunt laufe ich neben meinem besten Kumpel über die Strecke in Long Beach.
Ich liebe ja LA und somit auch Long Beach.
Diese Strecke steht definitiv auf meiner Top-5-Liste für dieses Jahr.
Noch größer ist meine Freude, dass James und auch Clem hier sein sollten.
Letzterer hat sich aber noch nicht blicken lassen, was zugeben schon ein wenig wehtut.
Fest hatte ich mit ihm gerechnet, hatte mich eigentlich schon darüber gefreut, dass ich ihn mal wieder in meine Arme schließen kann.
Immerhin habe ich ihn nun auch schon seit einem Monat nicht mehr gesehen und das ist meines Erachtens viel zu lange...
„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?",vorwurfsvoll werde ich angeschaut.
„Tut mir leid.",murmle ich und trete einen Stein weg, welcher sich auf die Strecke verirrt hat.
„Was ist denn los?",bleibt Callum stehen und betrachtet mich neugierig.
„Ich vermisse nur Clem",stecke ich meine Hände in die Hosentaschen und laufe wieder los.
„Wollte er nicht dieses Wochenende kommen?",runzelt Callum die Stirn.
„Dann wäre er ja wohl schon hier",murmle ich enttäuscht und blicke nach vorne, in Kurve vier hinein.
„Vielleicht kommt er ja noch",will Callum mir Mut machen.
„Ich hoffe es",seufze ich und sehe wie Callum mich komisch anlächelt...so wissend?
Kurz schüttle ich meinen Kopf.
Das habe ich mir bestimmt eingebildet.
„Ich wollte ja übrigens auch noch mit dir reden. Ich brauche deinen Rat, als besten Freund",labert der Brite einfach weiter.
„Worum geht es denn?" Gleich werde ich ein wenig freudiger.
Ich helfe gerne und das wo ich kann.
„Also, ähm, ich glaube, dass ich mich verliebt habe",kratzt Callum sich am Kopf und wird leicht rot um die Wangen herum.
Ehrlich lächle ich ihn an.
„Wer ist denn der Unglückliche?",gucke ich ihn an und kann es nicht lassen, einmal mit den Augenbrauen zu wackeln.
„Ist das Nicht offensichtlich?",murmelt Callum.
„Ach Ja. Mister...Callum Ilott ist die interessanteste Person in diesem Raum, stimmt es?"
Grinsend schaue ich Callum an.
Es ist sowas von offensichtlich, dass er Christian meint.
„Ja, es ist Christian",lächelt Callum sofort wieder.
Man, den hat es ja echt erwischt.
„Und wobei brauchst du jetzt Hilfe? So wie du grinst, scheint ja alles top zu laufen?"
„Also Ja, das tut es auch. Wir haben uns auch schon geküsst und so, aber ich will, dass er endgültig mein Freund wird. Aber ich will es romantisch machen. So, dass er es nie wieder vergisst. Ein normales Abendessen ist mir da zu langweilig. Es muss etwas tolles sein, etwas mit Bum und Liebe.",spricht Callum aus und schaut mich Hilfe suchend an.
„Und da fragst du mich? Ich habe seit Jahren keine vernünftige Beziehung mehr auf die Reihe bekommen",lache ich, was stimmt. Meine letzte Beziehung war Anfang 2018. Seitdem habe ich bis auf ein paar Dates nichts anderes mehr hinbekommen.
„Ja, aber du bist halt spontan. Und hast immer gute Ideen, bist kreativ...",grinst der Ältere mich an.
„Okayy okay. Wenn du mich aber so fragst, dann brauchst du wirklich etwas, was er nicht vergisst. Unter gar keinen Umständen. Ich kann dir jetzt nichts ausführlich planen Mister Ilott, da musst du selber durch. Aber sei spontan, kreativ und handle aus deinen Gefühlen und Gedanken heraus. Nur dann hat es diesen Bum-Effekt.",rate ich ihn, während wir auf Kurve fünf zusteuern.
„Ich werde mein bestes geben. Aber du weißt ganz genau, dass ich ziemlich..."
„Plump und direkt sein kannst, Ja",lache ich und schaue zu dem Briten hoch.
Manchmal ist er schon ein wenig stumpf.
„Am liebsten würde ich es heute schon machen",murmelt Callum.
„Heute vielleicht nicht, eine Nacht drüber schlafen würde ich schon. Aber wie wäre es denn mit morgen? Samstag ist doch toll. Ja, es ist Qualli-Tag, aber trotzdem. Sonst würde ich bin Montag warten",rate ich meinem besten Freund.
„Okay, das ist eine gute Idee",grinst Callum und nimmt mich in den Arm.
Warte mal...Callum Ilott sucht Körperkontakt?
„Was macht Christian bloß aus dir",erwidere ich grinsend die Umarmung.
„Einen super glücklichen Menschen",lächelt Callum verliebt und lässt von mir ab, läuft freudestrahlend vor mir her.
Kopfschüttelnd folge ich ihn.
Mal sehen, ob er es wirklich durchzieht.
Am nächsten Morgen habe ich das Gespräch mit meinem besten Freund jedoch schon wieder in den Hintergrund Rücken lassen, denn ich muss mich voll und ganz auf das Qualifying konzentrieren. Meinen Top-Platz würde ich gerne halten können, weshalb ich mich mit allem, was ich habe, mich auf das Rennen fahren konzentrieren und fokussieren muss.
So sehr ich es auch versuche, Clem geht mit einfach nicht aus dem Kopf.
Wieso ist er nicht hier?
Er fehlt mir doch so unglaublich und was macht er?
Er ignoriert einfach alle Nachriten, die ich ihm schreibe und reagiert auch sonst auf nichts. Nicht einmal posten tut er irgendwo irgendwas, was mir schon zu denken gibt, denn Clem kommuniziert sonst immer offen, sagt, wenn ihm etwas Nicht passt oder, wenn ihm etwas auf dem Herzen liegt.
Im nächsten Moment schiebe ich den Gedanken schon wieder bei Seite.
Vielleicht denke ich auch zu viel drüber nach und gleich steht er bei mir in der Box und wartet auf mich.
Diese Vorstellung bringt mich zum Lächeln und motiviert mich gleich noch einmal mehr, zur Strecke zu gehen.
Schnell mache ich mich also auf den Weg zur Strecke, beziehungsweise zum Paddock, nur um enttäuscht zu werden, als ich meine Box betrete. Clem ist nicht hier.
Nur mein Team.
Also nicht, dass ich unglücklich bin, aber ich würde Clem meinem Team vorziehen.
„Du wirkst ein wenig bedröppelt Marcus. Ist alles okay?",steht mein Renn-Ingenieur neben mir und mustert mich kritisch.
„Ja, nur ein paar private Probleme",formulieren ich schön um meine Gedanken drum rum.
„Okay, wäre ganz gut, wenn du das auf der Strecke vergessen kannst, aber das sollte für unser Supertalent Ja kein Problem sein",zwinkert er mir zu und läuft schon wieder zu seinem Laptop hin.
Auf diese Reaktion hin schnappe ich mir auch meinen Helm und meinen Rennanzug, ziehe mich um und springe in mein Auto.
Dieses tolle Gefühl...Es fehlt heute einfach.
Heute wird nicht mein Tag werden, dass weiß ich so schon.
Das es aber im Endeffekt so schlimm wird, wie es im Endeffekt geworden ist, hatte ich aber nicht erwartet.
Nach nicht einmal zwei Minuten Fahrzeit sitze ich in der Streckenbegrenzung.
Die Strecke ist aber auch einfach scheiße.
„Es tut mir leid Leute",Funke ich in die Box und steige ziemlich frustriert und verbittert aus meinem Boliden aus.
Das kann ich wohl für heute vergessen.
Morgen wird dann auch ein unglaublicher Spaß, aber solange es besser als heute wird, ist sowieso alles gut.
„Du hast alles getan, was du konntest",wird mir mitleidig von Meinem Teamchef auf die Schulter geklopft, doch ich höre fast gar nicht Richtung hin, sondern mache mich schnell auf den Weg in mein Fahrerzimmer.
Am liebsten will ich einfach alleine sein und im Boden versenken.
Wenn sich solche Fehler häufen, dann kann ich es doch vergessen mit der Meisterschaft.
„Wir sind erst im dritten Qualifying der Saison",ruft sich mein Gehirn in die Erinnerung.
Es hat recht Marcus, einfach ruhig blieben.
Fehler passieren, das ist menschlich.
Sowas passiert auch den besten.
Also ziehe ich mich um, springe unter die Dusche und sitze pünktlich zu den fast six um die Pole wieder in der Box.
Bei zwei der genannten Namen kann ich nicht anders, als zu schmunzeln.
Ausgerechnet Callum fährt gegen Christian.
Na das gibt ja wohl Diskussionsbedarf im Paradies.
„Und Callum Ilott holt sich nach seinem ersten Sieg vor zwei Wochen nun auch die erste Pole in seiner IndyCar Karriere."
Breit grinsend schaue ich auf den Monitor, wo Callum gerade aussteigt und hinter das Mikrofon tritt.
Während er sein Interview gibt, steigt auch der Däne aus dem Auto aus und stellt sich unweit von Callum hin, um auf sein Interview zu warten.
Callum hat spontan jedoch andere Pläne und zeugt den Dänen ins Bild.
Einen Moment später bekomme ich ganz große Augen.
Callum hat sich meine Worte anscheinend wirklich durch den Kopf gehen lassen und fragt gerade den armen, überrumpelten Christian, ob er sein Freund sein möchte.
Der Däne ist natürlich vollkommen verwundert, bringt jedoch ein deutliches Nicken zustande und im nächsten Moment verbinden die beiden ihre Lippen zu einem gefühlvollen Kuss.
So einfach kann's gehen.
Glücklich betrachte ich das nun Paar auf dem Bildschirm.
Den beiden muss ich einfach gratulieren.
Da ich denke, dass die beiden nun zusammen bleiben werden, mache ich mich schnell auf den Weg, die Boxengasse herunter, zu Juncos und siehe da: Ich behalte recht.
Frisch verliebt stehen die beiden vor dem Eingang und lachen miteinander.
„Ich will diese durchaus harmonische Stimmung nicht stören, aber herzlichen Glückwunsch ihr beiden. Ihr habt es euch echt echt verdient",grinse ich den beiden entgehen, welche zum gleichen Zeitpunkt ihre Köpfe zu mir drehen.
„Danke Marcus",werde ich erneut in die Arme meines besten Freundes gezogen.
„Kein Problem".
Christian tut es mir gleich, Auch er wirkt komplett glücklich, endlich Callum an seiner Seite zu haben.
„Morgen wird besser als heute",klopft der Däne mir aufmunternd auf die Schulter.
Hat er mich etwa so schnell durchschaut?
„Ja, kann ja nur besser werden.",Rolle ich mit den Augen.
Ein wenig bleibe ich noch bei den beiden, doch nach einiger Zeit beschließe ich, den beiden ihren Freiraum zu gönnen und mache mich wieder auf den Weg zurück zu Chip Ganassi.
Zu meiner großen Freude ist James in der Box und wartet auf mich.
„Hast du es auch gesehen?",lächle ich ihm entgegen, als ich ihn in meinem Fahrerzimmer stehen sehe.
„Was meinst du jetzt? Deinen Unfall oder Callum und Christian?",lacht er genauso zurück.
„Erstes, was sonst?",gehe ich auf seinen Spaß ein, lasse mich neben ihn fallen.
„Ja, das auch. Das ist ja wohl ganz doof gelaufen. Morgen wird es besser",klopft James mir aufmunternd auf den Rücken.
„Ja, kann ja nur in die andere Richtung gehen.",wiederhole ich meine Worte von Vorhin.
„Ist denn etwas passiert, was dafür gesorgt hat? Ich will dir nun wirklich nicht zu nahe treten Marcus, aber das sah schon strak nach einem Fahrfehler aus.",schaut James mich durchdringend an.
„Ehrlich gesagt...Ich...mir fehlt etwas..oder besser gesagt jemand",Murmel ich,"Und der Gedanke geht mir einfach nicht aus dem Kopf."
„Du redest von Clem oder?"
Wie hat er das denn nun so schnell rausbekommen?
„Ja, aber...."
„Alle anderen Leute melden sich regelmäßig. Nur Clem nicht. Es ist offensichtlich Marcus."
„Weißt du auch warum James?"
Vielleicht wusste der ältere Kiwi ja etwas.
„Neun, du wärst die erste Person, der ich es sagen würde. Egal, wie schwer es ist",schaut James mich scharf an, um mir zu zeigen, dass er es ernst meint,
„Danke James. Wir sehen und heute Abend?"
Ich will ihn wirklich nicht loswerden, aber ich muss noch ins Debrief, also muss ich mich langsam echt einmal sputen..
„Heute ist schlecht, habe am Abend noch ein geschäftliches Telefonat.",legt James seinen Kopf schief und schaut mich entschuldigend an.
„Dann morgen und viel viel Glück bei dem Telefonat",grinse ich meinen Kumpel noch an, bevor ich den Raum in Richtung Briefing verlasse.
••••
Auch in Amerika kommen die Dinge so langsam Aber sicher ins Rollen...
Müssen sie aber auch, Denn wir sind auch hier schon bei Halbzeit des Buches angekommen 😅
Mehr gibt es aber auch nicht zu sagen, weshalb ich euch einen schönen Donnerstag wünsche und hoffe dass euch das Kapitel gefallen hat 🥰
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