[16]
Jisung PoV
"Leute, Felix hat mir gerade geschrieben.", sagte Chan und sah uns geschockt an, "Changbin liegt im Krankenhaus. Er wurde angefahren und Felix sitzt jetzt im Wartebereich, aber niemand konnte ihm etwas genaueres sagen."
Einen Moment lang herrschte Stille und ich konnte genau hören, wie Minho neben mir schwer schluckte.
"Sollten wir zu ihm...? Felix ist die Art Person, die sowas nicht gut alleine wegsteckt.", fragte Jeongin mit Tränen in den Augen und alle stimmten zu, während ich weiter schwieg.
Wir bezahlten und machten uns auf den Weg zum Krankenhaus. Keiner redete wirklich und ich hielt einfach Minho's Hand, um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da war. Dass er dieses Mal nicht derjenige sein musste, der dem anderen Kraft gab.
Als wir in den Wartebereich kamen, sah ich bereits Felix auf einem der Plätze sitzen. Chan ging sofort zu ihm und umarmte ihn.
"Gibt's schonwas neues?", fragte er vorsichtig nach, doch Felix schüttelte nur den Kopf und klammerte sich noch mehr an Chan.
"E-Er ist im OP. I-rgendwas ist mit seinen R-rippen und irgendwas mit Organen. I-Ich hab n-nicht alles verstanden, was d-der Arzt gesagt hat. T-ut mir leid, dass ich nicht mehr weiß.", sagte er, wobei seine Stimme zitterte.
"Das ist okay, Felix. Niemand ist dir böse. Du konntest weder etwas für den Unfall, noch dafür, dass du nicht alles verstanden hast, okay? In deiner Situation hätte ich auch nicht alles verstehen können."
Auf einmal brach auch Minho neben mir in Tränen aus und zog ihn sofort in meine Arme.
"Es wird alles gut, Minho, hörst du? Changbin wird wieder gesund. Ganz sicher."
"Was wenn nicht? Ich will ihn nicht auch noch verlieren... Er war der Erste, der versucht hat, mich aufzumuntern, als das mit meiner Großmutter passiert ist... "
"Weißt du noch, was ich dir auf dem Friedhof gesagt habe? Ich hab dir gesagt, dass es ein langer Weg ist, den du bis zum Ende gehen musst. Manchmal legt dir jemand Steine auf diesen Weg und dann musst du aufpassen, dass du nicht wieder fällst. Du musst über diese Steine steigen und weitergehen. Du darfst niemals unterwegs aufgeben, hörst du? Dann verlierst du dich selbst."
"Ich schaffe das nicht, Jisung.", meinte er und weinte weiter in mein Shirt.
"Doch tust du. Du schaffst es mit mir zusammen. Ich pass auf dich auf, damit du nicht fällst. Das macht man doch so, wenn man jemanden liebt."
"Danke, Sungie. Ich liebe dich auch."
Ich gab ihm noch einen Kuss, der durch seine Tränen salzig schmeckte, doch das war mir relativ egal. Er sollte wissen, dass ich für ihn da war.
"Jisung? Was machst du denn hier?", unterbrach uns niemand geringeres als meine Mutter, die neben ihrem Freund stand.
"Ein Freund von mir hatte einen Unfall und jetzt warten wir auf das Ende der OP. Aber was macht ihr hier?"
"Jaehyun hat einen Jungen angefahren und wir wollten wissen, wie es ihm jetzt geht und ob er sich wohl erholt."
"Es geht ihm dreckig! Er wird operiert und keiner von uns weiß, was mit ihm passiert!", rief Felix aufgebracht.
"Mama, bitte sag mir nicht, dass ihr Changbin angefahren habt..."
Sie sagte nichts und sah beschämt zu Boden. Jaehyun schien das alles relativ egal zu sein, als wäre er sich keiner Schuld bewusst.
"Sag mir, dass das nicht wahr ist!"
"Doch, ist es... Jaehyun hat deinen Kumpel angefahren."
Nun richtete ich mich an den Mann, den meine Mutter häufig schon als "meinen neuen Vater" bezeichnet hatte.
"Und dann wagst du es auch noch so hier aufzutreten?! Lässt dich das echt so kalt?! Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, wie sie sich gerade fühlen?! Oder verurteilst du sie wieder dafür, so wie du mich für alles verurteilst?! Grins nicht so blöd! Bist du dir überhaupt überhaupt auch nur irgend einer Schuld bewusst?! Oder denkst du dir, dass er einfach hätte aufpassen müssen? Denn du bist ja nie an auch nur irgendetwas Schuld! Du bist ja ach so perfekt!"
Sie schwiegen beide, vermutlich weil sie mich so nicht kannten. Ich war immer still geblieben. Hatte immer meine Klappe gehalten und einfach versucht alles auszuhalten. Aber dieses Mal nicht.
"Für euch ist die Welt in Ordnung, solange es dem anderen gut geht! Wie es mir geht interessiert euch doch einen Scheißdreck! Ihr habt immer nur Augen füreinander! Ich wünschte, ihr beide wärd anstelle meines Vaters gestorben! Dann wären wir jetzt nämlich nicht hier und Changbin ginge es gut! Mir ginge es gut! Aber stattdessen bin ich ein Wrack! Minho war der Erste, der sich für mich interessiert hat! Von mir aus werft mich aus dem Haus! Schiebt es darauf, dass ich Minho liebe und einfach mit ihm zusammen ziehen wollte und verzieht euch aus meinem Leben!"
"Jisungie, ich...", sagte sie und kam näher zu mir, wobei sie eine Hand auf meine Schulter legte, die ich jedoch beiseite packte.
"Spar dir den Spitznamen und fass mich nicht an. Verschwinde einfach. Am besten für immer.", zischte ich und sie wich ein Stück zurück. Dann gingen sie und ich hörte Jaehyun noch irgendetwas von einer "Phase" reden, was meine Mutter leise lachen ließ.
Ein paar Tränen rollten über meine Wangen und auch wenn es weniger waren, als Minho vergossen hatte, hatte ich das Gefühl, dass ich viel zu viel weinte. Doch ich hatte endlich alles gesagt, was ich sagen wollte und was mich schon lange zerfraß.
"Reiß dich zusammen, Jisung. Sie sind die Tränen nicht wert.", sagte ich zu mir selbst und bemerkte erst jetzt die geschockten Blicke der anderen.
"Ihr könnt mir sagen, was ihr wollt...", begann Minho ernst und setzte dann ein kleines Grinsen auf, wobei er sich die Tränen von den Wangen, "... Aber mein Freund ist echt sexy, wenn er wütend ist."
"Ewwww...", kam es von Hyunjin, Jeongin und Seungmin gleichzeitig.
"Du bist echt kinky...", lachte ich kurz, doch dann wurde mir die ganze Situation klar.
"MinMin, ich will heute nicht mehr nach Hause... Eigentlich nie wieder. Ich hab gerade meiner Mutter den Tod gewünscht... Okay, das hab ich schon öfter, aber ich hab ihr das nie ins Gesicht gesagt. Was mach ich denn jetzt?"
"Erstmal kommst du mit zu mir und dann sehen wir weiter, okay? Es ist sowieso Freitag und sein wir ehrlich: Du hättest eh das ganze Wochenende bei mir verbracht."
"Stimmt."
"Entschuldigen Sie, sind Sie alle die Angehörigen von Seo Changbin?", fragte einer der Ärzte, der ein Klemmbrett in der Hand hielt.
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