Weiteres Problem

Louis
Kann ich meinen Kopf jetzt bitte solange an die Wand schlagen, bis ich seine Worte wieder vergesse? Mit errötetem Gesicht, starrte ich ihm ungläublig entgegen und legte meine Hände auf die Wange. Heilige Scheiße, war ich gestern so schlimm? "Ich würde auch gerne wissen, was mich zu diesem Vodka getrieben hatte.", nuschelte ich und schüttelte meinen Kopf.

Noah warf einen knappen Blick auf sein Handy, was mir die Frage im Kopf stellte, ob er auf eine Antwort von jemandem wartete. Naja.. das hatte mich nicht zu interessieren - war ja seine Sache. Anscheinend ärgerte er sich über jemanden, da dieser sichtlich seine Augen verdrehte. Oh?! Was wohl los war?

"Äh.. ja! Müsli klingt gut.", antwortete ich ihm lächelnd und dankte ihm dafür, dass er über etwas anderes anfing zu sprechen. Ich zuckte leicht zusammen, als dieser ohne Grund begann zu lachen und mich sowas... dämliches fragte. Verwirrt nahm ich die Flasche entgegen und hielt dieser zur Demonstration mit dem Zeige- und Mittelfinger hoch und warf ihm diese zurück in die Hände. "Leicht genug... ich bin nicht mehr betrunken Noah - das ist ein absolut behinderter Test gewesen.", meinte ich und grinste breit.

"Du wolltest doch eigentlich Müsli holen, also hopp hopp!" Langsam stand ich auf, drehte ihn zur Tür und schob ihn aus meinem Zimmer - jedenfalls versuchte ich es. Lag ja auch dran, dass mich der leicht Größere davon stoppte und dagegen drückte.

Seufzend ließ ich los und betrachtete ihn ruhig. "Was ist denn? Ich hab einen riesen Kohldampf."
Und noch dazu wollte ich mich schnellstmöglichst umziehen und aufs Klo flüchten, weil mein Problem immer noch wortwörtlich stand. Deswegen hatte ich ihn ja auch nur seitlich aus dem Zimmer drücken wollen und jetzt stand er vor mir. Rot wie ich war, legte ich meine Hände auf meine Boxer und versuchte ihn zu decken. "Jetzt geh schon!"

Noah
Tja, was ihn zu dem Vodka getrieben hatte würde ich ihm wohl eher nicht sagen. Ich weiß, das war irgendwie nicht wirklich fair, aber wäre es denn besser es ihm zu sagen und damit mir vielleicht etwas zu schädigen und es ihm noch peinlicher werden lassen? Das war keine gute Idee, richtig?

Als er mir schließlich verklickerte, wie leicht die Flasche doch war, musste ich noch breiter grinsen und noch viel breiter, als ich mitbekam, dass er dachte es wäre ein Test gewesen um zu sehen ob er noch betrunken war. Leicht lachend ließ ich mich in Richtung des Zimmerausgangs schieben, hielt dann jedoch dagegen, da ich ihm das mit der Flasche schließlich noch erklären wollte. 

''Jaja, ich gehe ja gleich. Das mit der Flasche war kein Test, ich wollte nur sehen, ob du immer noch denkst, dass da 10 Liter drin sind.'', antwortete ich schließlich grinsend. Danach drehte ich um und lief nach unten, wo ich mir ein Tablett schnappte. Dieses bestückte ich anschließend mit zwei Schüsseln, zwei Löffeln, Milch und zwei verschiedene Sorten Müsli.

Wenn ich das richtig mitbekommen hatte, mochte er nämlich die Sorte lieber, die ich nicht besonders gern aß. Das alles balancierte ich nicht all zu gekonnt die Treppe hoch und betrat wieder sein leeres Zimmer. Er war noch nicht wieder da, was wohl etwas warten hieß. Ich stellte das Tablett auf seinem Nachttisch ab und legte erst einmal die Bettdecke etwas ordentlicher hin. Danach stellte ich das Tablett auf das Bett, setzte mich selbt rauf und schnappte mir mein Handy. 

Wehe du kneifst am Montag! -  Warum setzt du dich auch für die kleine Schwuchtel ein? Ist dir die Schwuchtel jetzt wichtiger als wir, deine Freunde? - Vielleicht ist er ja jetzt auch ne Schwuchtel! - Na dann haben wir ja noch einen Grund mehr ihm zu zeigen wie es für schwuchtelige Verräter im Leben läuft!

Vertieft in die Nachrichten die sich über die Nacht und den Morgen angesammelt hatten, bekam ich überhaupt nicht mit, dass Louis wieder das Zimmer betrat.

Louis
"Was denn für 10 Liter?", fragte ich verwirrt, als dieser ging. Was heißt hier denn 'immer noch'? Wie auch immer. Schnell schnappte ich mir noch eine Hose und sprintete ins Bad, verschloss es hinter mir und entledigte mich meines Problemes.

Nachdem ich fertig war, wusch ich meine Hände, kämmte meine Haare etwas zurecht, da sie viel zu wild umher lagen. Ein wenig half es dann ja auch.. aber auch nur ganz bisschen. Anschließend zog ich mir meine Jogginghose an und kehrte dann langsam wieder in mein Zimmer zurück, wo ich meinen Stiefbruder dabei beobachtete, wie dieser starr auf sein Handy blickte.

Leise setzte ich mich neben ihn und tippte ihn an, linste zu seinem Handy und las ein Wort, was mir direkt ins Auge stach. 'Schwuchtel'. Schrieb er über mich? War das sein scheiß Ernst? Lästerte er über mich mit seinen ach so tollen Freunden? Ruhig.. vielleicht hatte ich mich auch verlesen.. irgendwie.

"Hey du..", murmelte ich, lehnte mich zurück und aß mein Müsli wortlos, während ich ab und zu mal zu ihm linste. Sollte ich ihm vertrauen? Schließlich... war er doch kein Arschloch, oder? Er hätte in den letzten Tag nicht so gehandelt, wenn er so jemand wäre. Oder?!
"Alles gut?", fragte ich diesen vorsichtig und eher zurückhaltend. Wieso stand da 'Schwuchtel'? Etwas schwumrig wurde mir da ja schon ein wenig.

Noah
Ich zuckte leicht zusammen, als ich Louis bemerkte. Anstatt mein Handy direkt wegzupacken, las ich auch noch die restlichen Nachrichten, woraufhin mir der Hunger ziemlich verging. Erst als Louis fragte, ob alles okay sei, legte ich es weg und fuhr mir kurz durch meine ziemlich zerstrubbelten Haare. Konnte ich mich da noch rausreden? Immerhin erinnerte er sich nicht an die paar Male, die er gestern nachgefragt hatte.

Ich schnappte mir schließlich mein Müsli und sah dann zu ihm rüber. ''Mhm, alles ganz toll.'', antwortete ich und lächelte schwach. Ich wusste nicht, ob ich es bereute dem Direktor die Videos gezeigt zu haben. Es war das Richtige gewesen, so viel stand fest, aber es würde mir die Zeit in der Schule zur Hölle machen, das wusste ich genauso. Klar hatte ich damit den Fokus von Louis genommen und man sagte ja auch geteiltes Leid sei halbes Leid, jedoch zweifelte ich an der Wahrheit dieses Sprichwortes. Es war egal ob man allein litt oder zu zweit, es war immer extrem beschissen.

Leicht seufzend biss ich mir auf die Lippe, bevor ich mir einen Löffel Müsli in den Mund schob. 
Es würde auch nichts bringen am Montag zu Hause zu bleiben, weil es sowieso irgendwann passieren würde. Wenn nicht Montag, dann Dienstag oder an irgendeinem anderen Tag. Unausweichlich. Vermutlich nach der Schule, da es davor doch etwas auffällig wäre. Hieß für mich, dass ich mir am Montag nichts vornehmen würde. Ich freute mich jetzt schon auf die Busfahrt, bei der mich jeder einzelne anstarren und sich fragen würde was bloß mit mir passiert war. Ob ich es verdient hatte oder nicht. Ob es um ein Mädchen ging oder um irgendeinen anderen Streit. Und was sollte ich hier erzählen?

Louis würde es sowieso spätestens am Montag mitbekommen, wenn er bemerkte, dass 'meine Freunde' verschwunden waren, denn ich war der einzige, der das Video noch gehabt hatte. Doch was würde ich Ella und meinem Dad erzählen? Das mit dem blauen Auge war ja schon nicht ganz leicht gewesen. 

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