Verletzendes Gefühl

Louis
Ich fing beinahe an zu weinen, hielt meine Tränen aber jedes mal zurück, da ich nicht von den anderen noch mehr verspottet werden wollte und uncool wäre es, als Junge vor den Weibern zu weinen. Das war unmännlich, also biss ich mir nur fest auf die Unterlippe, auch wenn ich einen Kloß im Hals hatte.

Ich nahm meine Hände von meinem Gesicht und schaute heimlich kurz zum rennenden Noah. Sein Blick eben, als wir noch standen... wie konnte er seinen Freund so hasserfüllt ansehen? Ich hätte mir bestimmt mittlerweile angehört, was er dazu zu sagen hätte, wäre er an meiner Seite gewesen, aber mit ihm ließ es sich nicht reden.

Und schon wieder stritten wir uns, das glaub ich einfach nicht. Konnten wir nicht endlich friedlich miteinander umgehen.. und wie sollten wir uns jetzt ein Zimmer teilen, wenn er so drauf war? Auch wenn ich nichts getan hatte, musste ich mir schnell was einfallen lassen, da sein Blick mich wörtlich töten würde, wenn er mich weiterhin so kalt und wütend ansah. Ich war das nicht von ihm gewohnt.

Wahrscheinlich hatte ich mich so ähnlich gefühlt, als Noah mit dieser Hackfresse Andrew geschlafen hatte, was meiner Meinung weitaus schlimmer war, aber ich war ihm da mittlerweile nicht nachtragend gewesen, da ich wusste, dass Noah mein war.

Nachdem die 5 Minuten um wahren, wurden wir eingeteilt, doch ich blieb direkt sitzen, weil die anderen zwei Teams erstmal gegeneinander spielen würden und wenn ich gegen Noah spielen würde, fragte ich den Coach einfach wieder, ob ich mich hinpflanzen könnte, weil ich da sowieso nur rumstehen würde und nicht mitmachen wollen würde.

So wie geplant, ließ ich mich also beim folgenden Spiel auf die Bank setzen und schaute hinauf zum Himmel. Zuletzt spielten wir gegen die Gruppe von dem anderen Team und dann war die Stunde auch schon um.

In der Umkleide zog ich mich aus, schaute dabei zum Rücken Noahs und seufzte innerlich. Das war gemein. Schnell zog ich mir die hellen Jeans und den grauen Pulli an, sprühte etwas Deo unter die Achseln und nahm mein Zeug, folgte Noah hastig, da wir eh den selben Heimweg hatten, blieb jedoch einige Meter hinter ihm und saß auch hinter ihm im Bus.

Noah
Ich war froh, mich beim Spielen etwas ablenken zu können. Meine Hand gab während des Ballkontakts einen angenehmen, wenn auch starken Schmerz ab, welcher mich mit der Zeit ein wenig runterbrachte. Die Spielpause allerdings, ließ mich wieder in meine Gedanken zurückkehren.

Ich verstand es einfach nicht. Warum machte Louis sowas? Warum ausgerechnet Bryan? Für einen kurzen Moment blickte ich zu Louis, schaute jedoch sofort wieder weg, als sich das Bild, welches sich mir hinter der Turnhalle gezeigt hatte, vor meinen Augen erschien. Vielleicht sollte ich ihn das irgendwann erklären lassen, doch nicht heute. Ich war zu sauer, zu entäuscht und verletzt.

Heute wollte ich ihn einfach nicht mehr reden hören, wollte mir keine Ausreden oder Erklärungen anhören. Was mich allerdings selbst ein wenig überraschte war, dass ich so schnell, so unglaublich eifersüchtig geworden war. Es war eben nicht nur die Wut und das Verletzen meiner Gefühle, sondern auch meine Eifersucht, die mich anstachelte.

Louis war MEIN Freund, was hatte er also mit Bryan zu tun? Irgendein Mädchen wäre mir egal gewesen, ich könnte verstehen, dass sie auf Louis standen, auch wenn er öffentlich schwul war, denn er würde nie etwas von ihr wollen. Bei Bryan allerdings... Er war ein Kerl, sah nicht wirklich schlecht aus und ... stand anscheinend auch auf Männer? Darüber hatte ich bis jetzt noch gar nicht nachgedacht, es machte die Situation aber auch nicht leichter.

Unsicher verschwand ich schließlich in der Umkleide, zog mich schnell um und verschwand dann mit meinen gepackten Sachen. Bewusst wartete ich nicht auf Louis, wusste allerdings, dass er nicht weit hinter mir lief. Ich konnte seine Anwesenheit förmlich spüren.

Im Bus sah ich dann, dass er sich hinter mich setzte und um ehrlich zu sein, war ich ganz glücklich darüber. Die Busfahrt über kaute ich auf meiner Unterlippe, während ich mir die Situation immer wieder durch den Kopf gehen ließ. Doch egal wie lange ich darüber nachdachte, mir fiel keine plausieble Erklärung ein. 

Zu Hause angekommen, legte ich einen schnellen Schritt an den Tag, um möglichst in meinem Zimmer verschwinden zu können, ehe Louis erneut versuchte mit mir zu reden. Ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden und vielleicht auch die Trauer, welche ich zurückgehalten hatte hinaus lassen.

Gemein wollte ich aber dennoch nicht zu ihm sein, deswegen die Hoffnung, dass ich schnell genug in meinem Raum verschwinden konnte. Also schloss ich die Tür auf, machte sie hinter mir allerdings wieder zu, damit Louis etwas länger brauchen würde. In weniger als vier Sekunden hatte ich mich von meinen Schuhen und meiner Jacke befreit, um nun den Weg nach oben anzutreten. Das Schloss der Tür hatte ich bereits gehört, was hieß, dass ich keinen wirklich großen Vorsprung hatte.

Louis
Auf der Busfahrt blickte ich die ganze Zeit auf seinen Hinterkopf und schmollte in seine Richtung, was er ja sowieso nicht sehen konnte. Dennoch fühlte ich mich nicht gut, weil wir uns nur wegen so einer dummen Aktion von Bryan zerstritten hatten. Naja wohl eher ignorierte mich mein Freund, wobei ich immer noch nicht drauf kam, wie Noah denken konnte, dass da was mit ihm und mir wäre. Ekelhaft. 

Vor allem hasste ich doch Bryan schon weil er zu dieser dummen Gruppe gehörte und selber total das Arschloch war. Und Noah sollte das doch eigentlich wissen. Er sollte wissen, dass ich nur ihn alleine über alles liebe und mir nichts sehnlicheres, als seine Zuneigung wünschte. Noah war alles für mich. Ich würde für diese Liebe alles geben.

Als wir ankamen, stieg ich mit ihm aus, lief ihm aber nicht hinterher, weil er förmlich von mir flüchtete, was mir echt wahnsinnig wehtat, ich es jedoch zuließ. Was anderes blieb mir ja auch nicht möglich, nicht?!

Kurz darauf kam ich Daheim an und sah gerade dabei zu, wie Noah sich den zweiten Schuh auszog und vor mir flüchten wollte, weshalb ich ihn sanft am Arm packte, er mich jedoch abwimmelte.

"Noah.. hör mir doch bitte zu!", rief ich ihm nach und seufzte laut. Wieso konnten wir uns nicht aussprechen, ohne dass der andere vor einem flüchtete? Frustriert schob ich erstmal für Noah und mich zwei Pizzen nacheinander rein, klopfte dann an seine Tür.

"Noah.. ich hab dir Pizza gemacht.", murmelte ich nur und ging dann mit meiner Pizza in mein Zimmer. Auf Bestellen hatte ich heute keine Lust gehabt, auch wenn mir Mom etwas Geld gegeben hatte. Dann gab ich es lieber Morgen an der Ostsee aus.

Während ich aß, packte ich meine Tasche zusammen, da es heute abend ja schon losging und schob Mom und Matthias ebenfalls eine Pizza in den Ofen kurz bevor die beiden wie üblich kamen und beide noch warm waren. Mom bedankte sich und wuschelte durch mein Haar. "Wir fahren in einer halben Stunde los.", meinte sie und ging das noch mal Noah sagen.

Nachdem die Zeit um war, packte ich meine Sporttasche nach hinten und setzte mich auf meinen Platz. Und wie sollte das jetzt mit Noah und mir funktionieren? Naja... dann schlief ich einfach wieder an seiner Schulter ein und später redeten wir. Er konnte mir nicht lange aus dem Weg gehen und es würde mich echt verletzen, würde er da noch auf der Couch übernachten, statt bei mir. Hoffentlich tat er wenigstens das nicht.

Noah
Als ich spürte, wie er mich vorsichtig am Arm packte, entzog ich ihm diesen sofort wieder, während ich weiter lief. Ich würde schon noch mit ihm reden. Irgendwann. Nicht jetzt. Dafür war ich zu aufgewühlt. Vielleicht hatte ich aber auch einfach nur Angst davor, dass er mir irgendwas gestehen würde, was ich nicht wissen wollte.

Ich wollte nicht, dass mein Freund einen anderen hatte. Schnell verschwand ich in meinem Zimmer, ließ meine Tasche auf den Boden fallen und schmiss mich aufs Bett. Sofort vergrub ich mein Gesicht in meinem Kissen, ehe ich leise zu weinen begann. Jetzt kam erstmal all das raus, was ich in der Schule durch pure Wut unterdrückt hatte. 

Louis klopfte ungefähr 20 Minuten später wieder an meiner Tür, erklärte mir, dass er Pizza gemacht hatte. Wirklich Hunger hatte ich nicht, wollte aber auch nicht unhöflich sein. Nach weiteren zehn Minuten stand ich auf, lief leise nach unten und holt mir die Pizza aufs Zimmer. Während ich diese aß, schaute ich einige Filme, um mich irgendwie abzulenken.

Dass wir an die Ostsee fahren würden, hatte ich total vergessen. Erst als Ella nach oben kam und mir Bescheid sagte, fiel es mir wieder ein. Seufzend begann ich sofort meine Tasche zu packen, legte auch etwas Verbandszeug hinein, da ich meine Hand sicherlich einmal neu verbinden müsste. Gerade als ich fertig war, hörte ich unten schon die Autotüren, weswegen ich nur noch einmal schnell auf dem Klo verschwand und dann meine Tasche einlud.

Eher widerwillig nahm ich neben Louis Platz, welcher nach keiner halben Stunde eingeschlafen war. Wie jedes Mal kippte er dabei zu mir rüber, landete erst auf meiner Schulter und dann auf meinem Schoß.

Ich für meinen Teil beobachtete ihn ruhig, legte irgendwann meinen Arm über ihn. Ich hasste ihn schließlich nicht, ich war ... verletzt. Nachdem wir die vier Stunden fahrt hinter uns gebracht hatten, war es wieder an mir, Louis zu wecken. Ella und mein Dad waren mittlerweile aus dem Auto verschwunden und machten sich daran auszupacken.

Sanft strich ich ihm mit meiner Hand über die Wange, auch wenn mir nicht wirklich danach war. ''Louis, wach auf. Wir sind da.'', meinte ich leise und wiederholte den Satz so lange, bis er langsam wach wurde und ich meine Hand von seiner Wange nahm.

-
Ich kam erst eben zum Antworten. Hoffe ihr hattet eine frohe Weihnachtszeit. ^-^ 

Bei 'We write sins' gibt es auch gleich nen Update. ;)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top