Unerwarteter Besuch

Louis
Es freute mich, dass er einwilligte, mich zuerst zu malen, da ich gerade keinen klaren Gedanken fassen konnte und sein hübsches Gesicht irgendwie verfehlen würde, was ich mehr als nur ungern tat. Wahrscheinlich hätte ich die Zeichnung direkt in den Mülleimer katapultiert, wäre die Stunde vorbei.

Nun neigte ich meinen Kopf also weiter zu ihm, wobei ich diesen noch teils seitlich hielt und linste ab und zu mal in sein Gesicht, wobei ich erneut rot wurde und mir so schrecklich warm wurde, mein Herz wie wild pochte.

Ich hielt es einfach nicht mehr neben ihm aus. Ich konnte Noah nicht mehr so lange anschauen. Nicht weil er nicht gut aussah - im Gegenteil sogar. Er sah fantastisch aus und sein reiner Körper war es auch. Alles an Noah war perfekt. Sein Gesicht, sein Körper, sein Charakter, seine... goldene Mitte. Scheiße, was dachte ich mir da bloß wieder?!

Seufzend schloss ich meine Augen, hielt still bis die Stunde vorbei war und räumte meine Tasche zusammen. "Ich mache heute Lasagne.. u-und... fahre gleich noch schnell dafür einkaufen.", murmelte ich ihm zu, bevor ich verlegen an ihm vorbei lief, mit dem Bus zum Supermarkt in der Stadt fuhr und dort erstmal Geld von meiner Bankkarte abhob, damit einkaufen ging und kurz darauf nach Hause fuhr.

Daheim angekommen, lief ich hastig zu Noah hoch, da mir noch etwas eingefallen war.
Kurz klopfte ich an der Tür und blickte ihn kurz an, ehe ich meinen Blick auf den Boden wandt.

"Sag mal verstehst du eigentlich Mathe? Ich habe den Lehrer gefragt und er hat mir verraten, dass wir morgen einen Überraschungstest schreiben werden. Soll ich dir nochmal alles erklären während ich die Lasagne in den Ofen lege, Noah? Damit lerne auch ich gleich ein wenig, kann es dir aber auch erklären.", schlug ich diesem vor und setzte mich neben Noah aufs Bett, da ich keine Lust hatte noch weiter rumzustehen.

Noah
Während ich mich auf's Zeichnen konzentrierte, blieb nicht viel Zeit mich mit der Spannung zwischen uns zu beschäftigen. Um ehrlich zu sein, tat es gut, mal nicht daran zu denken, was alles falsch gelaufen war oder nach Lösungswegen zu suchen. Lösungswege... ugh, das klang schon fast wie Mathe. Kein Wunder, dass es zwischen uns genauso kompliziert war, wie diese Zeichen und Zahlen auf dem Papier.

Immer mal wieder blickte ich für einige Momente in sein Gesicht, bis ich umsetzte, was ich gesehen hatte. Je öffter ich ihn ansah, desto schwerer fiel es mir allerdings auch mich ordentlich zu konzentrieren. Meine Gedanken schwiffen immer mal wieder zu der Nacht am Strand und der vorletzten Nacht. Etwas unruhig begann ich mit meinem Fuß zu wippen und versuchte angestrengt diese Gedanken für jetzt aus meinem Kopf zu verdrängen. Das würde sich alles irgendwann klären, oder? Ich konnte es nur hoffen, denn wenn es so zwischen uns blieb, wie es jetzt war, konnte ich mich auch gleich vergraben gehen.

Als es schlussendlich zum Schulende klingelte, fuhr ich mir kurz mit den Händen durchs Gesicht, nur um anschließend zu sehen, dass Louis schon so gut wie weg war und noch irgendwas über Lasagne murmelte. ''Louis warte!'', rief ich ihm noch hinterher, doch er schien mich gar nicht erst zu hören. Vielleicht wollte er mich auch nicht hören.

Eigentlich hatte ich ihm sagen wollen, dass heute Besuch kommen würde und ich noch nicht wusste, ob ich mit essen würde oder ob er für eine Person mehr einplanen konnte. Leise seufzend, schmiss ich mein Zeug in meine Tasche und begab mich auf den Heimweg. So wie heute morgen schon, lief ich auch jetzt, nur kam ich dieses Mal vor Louis zu Hause an.

Mein erster Weg führte mich in mein Zimmer, wo ich mein Bett frisch bezog und es allgemein wieder in einen top Zustand brachte. Nicht, dass es unordentlich gewesen war, doch Andrew sollte nicht einmal im Ansatz denken, dass hier irgendwann mal Chaos herrschen würde.

Nur kurz nachdem ich mich in das frisch bezogene Bett geworfen hatte, hörte ich es an der Tür klopfen. Mein Besuch konnte es noch nicht sein, denn dafür war es noch ein wenig zu früh. Als sich die Tür öffnete und Louis ins Zimmer schaute, begann ich zu lächeln. Seine Frage, ließ dieses Lächeln aber ganz schnell wieder verschwinden.

Er wusste doch, dass ich Mathe nicht einmal im Ansatz verstand. Der Überraschungstest, welchen er erwähnte, ließ mich allerdings noch unglücklicher aussehen. ''Kannst du mich mit dem Kissen ersticken? Dann muss ich den Test nicht mitschreiben und kassiere nicht noch eine sechs.'', schlug ich vor und blickte ihn seufzend an. Natürlich war das nur ein Spaß.

Er konnte gern versuchen irgendwas in meinen Kopf zu prügeln, ob er dabei erfolgreich sein würde, war die andere Frage. ''Na gut, du kannst dein Glück versuchen.'' Leicht grinsend setzte ich mich auf, bevor ich mich kurz streckte und anschließend aufstand.

''Aber sei nicht deprimiert, wenn ich es trotzdem nicht verstehe.'', fügte ich mahnend hinzu und lief schließlich in Richtung meiner Zimmertür. Auf dem Flur angekommen, wartete ich schließlich bis Louis sich auch wieder aus meinem Bett bequemt hatte.

Als wir den Weg nach unten antraten, fiel mir wieder ein, dass ich vielleicht Andrew erwähnen sollte. Es wäre fies Louis einfach ins kalte Wasser zu schmeißen. ''Achso, bevor ich es vergesse... wir bekommen übrigens bald Besuch.'', erwähnte ich ganz nebenbei und hoffte einfach, dass er keine Fragen stellen würde, denn ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie ich sie beantworten sollte.

Unten angekommen, nahm ich auf dem Thresen platz, in der Hoffnung, dass er einfach mit Mathe beginnen würde. Mein Blick fiel kurz auf die Uhr, welche mir verriet, dass Andrew in nicht einmal einer halben Stunde hier sein würde.

Louis
Ernst schüttelte ich meinen Kopf und tätschelte aufmunternd sein Köpfchen. Nachdem er endlich aufgestanden ist, grinste ich ihn kurz an und schüttelte meinen Kopf. Er war ganz und gar nicht dumm gewesen, nur lag ihm Mathe einfach nicht. Genauso wie mir Biologie nicht lag, doch dazu wollte ich jetzt keine so lange Rede halten.

"Keine Sorge, dafür hab ich viel Geduld.", antwortete ich Noah schließlich, stand auf und lief noch kurz in mein Zimmer, um die Materialien zu holen, wobei ich ihm bereits im Unterricht Übungen mit Lösungswegen aufgeschrieben habe und ihm da drunter noch Aufgaben gegeben habe, die er genau lösen musste, wie in der Musteraufgabe.

Nun folgte ich ihm also runter, warf einen kurzen Blick auf den Ofen und auf die Zeit, ehe ich mich neben Noah hinsetzte und ihn verdutzt betrachtete.

"Was denn für einen Besuch?", fragte ich leise nach und dachte nun selbst nach, wer das sein könnte. Ein Mädchen? Eher unwahrscheinlich! Irgendein Trottel aus unserer Schule? Einer aus dem Footballteam? Wollte er sich wieder mit den Leuten versöhnen? Der Gedanke gefiel mir nicht.

"Wissen Mom und Matthias davon?", hakte ich noch nach, wobei ich ihm das Blatt herausfischte und ihm dieses auf meinen Block legte, Noah auch einen Kugelschreiber zuschob, nachdem ich ihm nun eine ausführliche Erklärung gab.

Vielleicht half ja auch eine... Erklärung für süße Doofies. "Im Grunde ist es ganz simpel. D-du multipliziert die oberste Zahl im Vekor mit der anderen obersten Zahl und tust das selbe auch bei den 4 anderen Zahlen im Vektor oder du kreuzt das einfach. Schreib einfach die Vektoren ohne Klammer zwei mal drunter, ja genau so, und kreuze die zweite Zahl mit der dritten..., ja genau so. Dann multiplizieren und dann bist du fertig, hast auch deinen Punkt. Na also, geht doch. Du kannst es doch, Noah.", lobte ich diesen und lächelte leicht.

Als mir dieser auch zulächelte, zuckte ich innerlich zusammen und spürte mein Herz erneut wie wild gegen meinen Brustkorb schlagen. Das war wirklich nicht mehr normal.

Nun piepte es in der Küche, weshalb ich zum Ofen eilte und diesen direkt ausstellte, mich zu Noah setzte und zu seinen Beinen blickte. Ja, Louis! Schau doch gleich direkt dazwischen!

"Ähhm... wer kommt denn jetzt heute zu dir, Noah?", fragte ich erneut und relativ schüchtern, da wir recht selten Besuch bekamen und es mich ein wenig neugierig stimmte. Außerdem hatte er mir ja zuvor noch nicht geantwortet und jetzt wollte ich es nun mal gerne auch erfahren. Ob es ein Mädchen oder Junge war? Ob wir später sogar zu dritt abhingen?

Vielleicht kannte ich ihn ja, denn ich glaubte schon, dass ich Noahs kompletten Freundeskreis kannte.

Noah
Als er fragte wer zu Besuch kam, antwortete ich nicht sofort, da ich einfach nicht genau wusste, wie ich Andrew vorstellen sollte. Ein Kumpel? Meine Freundschaft Plus? Nachdenklich kaute ich auf meiner Lippe herum und hob meinen Blick wieder, als er fragte ob unsere Eltern es wussten. Was dachte er denn? Ganz sicher wussten sie es nicht und das war schon fast eine logische Schlussfolgerung.

Hausarrest, bedeutete normalerweise nicht aus dem Haus gehen und kein Besuch bekommen. Da ich allerdings noch nie Hausarrest gehabt hatte, würde ich mich sicherlich einfach rausreden können. Gierig schnappte ich mir das Blatt und den Kuli den er mir reichte, um nicht antworten zu müssen. Ich würde nicht drum rum kommen, aber vorerst konnte ich noch ausweichen.

Als Louis schließlich begann mir die Aufgabe zu erklären, schrieb ich eifrig mit, was in dem Tempo gar nicht so einfach war. Doch dank seiner Anleitung, schaffte ich es tatsächlich die Aufgabe zu lösen. Plötzlich kam mir das ganze auch nicht mehr so schwer vor, doch ich wusste, dass ich morgen im Test trotzdem nichts davon hinbekommen würde. Mein Gehirn hatte die Angewohnheit Dinge, die es dachte nicht zu brauchen, einfach wieder zu löschen und da Mathe für mich das unnötigste Fach der Welt war, wurde einfach sofort alles wieder entfernt.

Dennoch fühlte es sich gut an, bis jetzt wenigstens eine Aufgabe gelöst zu haben. Zufrieden lächelte ich Louis an und bemerkte erst jetzt, dass ich eben gerade nicht viel von der Spannung bemerkt hatte. Immerhin hatte ich sie für einen Moment vergessen können. So würde es mir viel besser gefallen, ohne seltsames Gefühl und verwirrende Gedanken, von denen ich nicht wusste, wie ich mit ihnen umgehen sollte.

Noch immer leicht lächelnd, beobachtete ich ihn dabei, wie er den Ofen ausstellte und sich danach wieder zu mir gesellte. Seine Frage, ließ mich innerlich seufzen. Langsam fuhr ich mir mit den Händen über mein Gesicht, während ich nach den passenden Worten suchte.

''Jemand den ich in Prag kennengelernt habe. Andrew. Und nein deine Mom und Dad wissen nichts davon, sonst hätten sie es nicht erlaubt. Aber wenn er erstmal da ist, werden sie ihn nicht wieder rauswerfen.'', erklärte ich schließlich ein wenig unsichern. Doch bevor er überhaupt auf meine Worte reagieren konnte, klingelte es an der Tür.

Etwas verwirrt wanderte mein Blick zur Uhr. Das konnte doch nicht schon Andrew sein, oder? Blöde Frage, wer sollte es denn sonst sein? Lächelnd erhob ich mich und lief zur Eingangstür, welche ich öffnete und nur eine Sekunde später Andrews hübsches Gesicht sah.

Und wie sollte ich ihn jetzt begrüßen? Warum war mir das nicht früher eingefallen?! ''Hey, komm doch rein.'' Langsam trat ich einen Schritt zur Seite und ließ ihn eintreten, bevor er mich fast schon stürmisch umarmte. Gut, dann wäre das wohl geklärt.

Grinsend erwiederte ich seine Umarmung, ehe ich Louis bemerkte, welcher aus der Küche gelaufen kam.

''Louis das ist Andrew. Andrew das ist Louis, mein Stiefbruder.'', stellte ich die beiden einander vor. Ich mochte es ganz und gar nicht, wie sich diese Situation anfühlte. Die Spannung schien noch größer zu sein als sowieso schon.

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Das Kapitel sollte eig. 'Unerwünschter Besuch' heißen, oder?! 😂

Bei Louis sollten jetzt schon irgendwie die Alarmglocken angehen. :3

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