Surprice

Louis
Ich zuckte leicht zusammen, als jemand in mein Zimmer trat und es mit höchster Wahrscheinlichkeit Noah war. Bitte kein Rumgemaule. Nicht heute... ich konnte einfach nicht mehr. Ich war zu kaputt für eine Diskussion mit ihm. Deshalb blieb ich einfach so liegen und hörte ihm zu. W..wieso... entschuldigte er sich... er hatte doch nichts getan?

Seine Entschuldigung brachte mich zum Schluchzen und ich fing zu Weinen an. Wie lange hatte ich nicht mehr geweint? 15 Jahre oder so..!
Jedenfalls kamen jetzt all meine angestauten Gefühle hoch und ich setzte mich auf, sah ihn mit gläsigen Augen an und legte meine Arme einfach um ihn, obwohl diese überhäuft von blauen Flecken waren und weh taten.

Eine gaanze Weile - um die halbe Stunde - heulte ich mich an seiner Schulter aus, bis mir die Tränen vergingen und ich nur noch schniefte, mein Herz auch viel zu schnell raste und ich dazu, am ganzen Oberkörper zitterte und mir die Luft mangelte. Das war der größte Schreck meines Lebens. Ich wollte nie mehr wieder auf diese Schule.. ich traute mich nicht mehr.

"Noah..., mir tut alles weh.", flüsterte ich ihm zu und nannte ihn zum ersten mal bei seinem Namen. Weshalb auch immer.
Mir war schwindelig, übel... ich war hungrig, weil ich in von Gestern bis heute nichts mehr gegessen hatte und auch nicht essen konnte.

Erneut begann ich zu Weinen und krallte mich an sein T-Shirt. Mom sollte nichts davon erfahren.. hieße, ich müsste das blaue Auge mit ihrer Schminke fixen und ansonsten würde ich nur noch in langen Sachen rumlaufen, da ich wirklich überall blaue Flecke hatte. Selbst am Arsch tat es mir weh und auch dass ich auf den Beinen vor ihm sitzen tat, schmerzte.

Ich wollte und konnte nicht mehr. Morgen würde ich zu Hause bleiben.. und übermorgen und das Wochenende über, würde ich mich in meinem Zimmer verkriechen und aushungern oder so...! Das war mein Plan.
Schniefend blickte ich auf sein Rücken hinab und biss mir auf die Unterlippe. Schon die ganze Zeit über, hatte er mein Rücken gestreichelt und mich etwas beruhigt.

Und so hilflos ich mich gerade fühlte, hatte ich keinen anderen, außer meinen Stiefbruder, der Bescheid wusste - über alles. Hätte ich das alles schon längst meiner Mom erzählt, würde ich bloß noch mehr Stress mit den anderen bekommen. "S-sorry.. dein Shirt ist nass wegen mir.", murmelte und blickte auf seine Schulter.

Noah
Als ich hörte, wie er plötzlich zu schluchzen und zu weinen begann, wurde mir wieder unglaublich übel. Das konnte doch so nicht weitergehen... - nur was sollte ich tun? Zunächst schien er allerdings jemanden zu brauchen, der einfach nur für ihn da war, weswegen ich ihn einfach machen ließ und ihm vorsichtig über den Rücken strich. Er sah übel aus, richtig übel. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, was er in diesen Minuten wirklich durchgemacht haben musste.

Fest biss ich mir auf die Unterlippe und versuchte nicht selbst noch anzufangen zu heulen, da ich Momentan kein Recht dazu hatte. Mir war zwar so zumute, weil ich wusste, dass auch ich in gewisser Weise Schuld daran war, wie sie Louis zugerichtet hatten, aber ihm war dieses Recht jetzt vorbehalten. Ich war einfach nur eine kleine Pussy, die zu nah am Wasser gebaut war. 

Es verging eine ganze Weile, bis er etwas sagte und ich für kurze Zeit aufhörte ihm über den Rücken zu streicheln. Das ihm alles weh tat, konnte ich mir nur allzu gut vorstellen, da ich die Schmerzen selbst schon einmal erlebt hatte. Nicht wegen den gleichen Leuten und nicht weil ich schwul war, sondern wegen einem Mädchen..ironisch, hm?

''Ich weiß...'', flüsterte ich sanft zurück und hätte ihn gern fester an mich gedrückt, als er erneut zu weinen begann, doch das würde ihm nur unnötige Schmerzen bereiten - davon hatte er momentan sowieso zu viele. 
Was sollte ich bloß machen? Würde er wollen, dass Ella und mein Dad es wüssten, hätte er es ihnen schon gesagt, womit diese Option ausfiel. Mit den anderen zu reden, würde auch nichts bringen, da sie zu wenig IQ besaßen um überhaupt zu verstehen, was ich von ihnen wollte.

Und eine Petze wollte ich auch nicht sein. Was noch? Es musste doch weitere Möglichkeiten geben, oder? Tatsächlich fiel mir noch eine ein, doch leider befürchtete ich, dass das nicht gut für uns beide ausgehen würde. Wir wären dann zwar zu zweit - nein, ich wollte mich nicht outen -, aber dennoch könnten wir gegen die restliche Footballmannschaft nichts ausrichten und ob Kassy dann noch bei mir bleiben würde, wäre auch nicht so gewiss. Dennoch schien mir das die vielleicht vernünftigste Lösung zu sein.
 
''Schon gut...'' Es störte mich reichlich wenig, dass mein Shirt nass war, immerhin würde es wieder trocknen. ''Vergiss die, die sind hirnverbrannte Idioten, die nicht nachdenken...womit auch? Ein Hirn haben sie ja allem Anschein nach nicht.'', gab ich schließlich ruhig und vorsichtig von mir, da ich nicht wusste, ob es das richtige war.

Louis
Er wusste ja gar nicht, wie sehr ich in den letzten Tagen gelitten hatte, so wie er es mir bereits letzten Sonntag gesagt hatte. Nun hat sich alles bewahrheitet und ich sah.. so aus. Ich konnte mich nicht mit so vielen Flecken bei Mom und Matthias blicken lassen. Wie sollte ich den beiden aus dem Weg gehen? Der Verheilungsprozess dauerte und sofern ich das mit ihrem Make- Up nicht retuschieren konnte, durfte ich mich nicht bei ihnen blicken lassen. Ob er mir ab heute das Essen ins Zimmer bringen würde?

Naja... ich würde meinen Eltern einfach sagen, ich sei erkältet und möchte gerne im Bett bleiben. Danach müsste ich mich einfach nur noch unter der Bettdecke verkriechen und so würde niemand darauf kommen, dass ich zusammen geschlagen wurde.

Verzweifelt klammerte ich mich vorsichtig an Noah und hörte ihm zu, kicherte sogar kurz und schloss meine Augen für eine Weile, bis sich mein Puls wieder beruhigt hatte. Meinen Kopf hebend, betrachtete ich ihn eine ganze Weile und wischte mir immer wieder die laufenden Tränen weg.

Auf einmal sehnte ich mich nach menschlichem Kontakt.. nach Zuneigung. Also laut Sonntag, hatte er mich darüber informiert, dass er nichts gegen Schwule hätte.. na das wollen wir ja mal sehen. Langsam beugte ich mich zu ihm, neigte meinen Kopf ganz leicht und legte meine Lippen vorsichtig auf seine, küsste ihn langsam, wobei ich bedrückt meine Augen schloss.
Irgendwie fühlte es sich sogar ein bisschen schön an, etwas zu tun, was mich nicht verletzte.

Wahrscheinlich verlor ich sogar gerade meinen Verstand, da ich sowas wie Weinen, umarmen oder gar küssen, nie im Leben tun würde. Das passierte gerade einfach nur, aufgrund meiner tiefen Verzweiflung.

Noah
Es schien ihm gut zu tun, jemanden zu haben, bei dem er sich ausheulen und Trost suchen konnte. Das hätte er schon viel früher haben können. Viel früher. Wenn ich allerdings ehrlich war, wusste ich nicht so recht, ob er mich nicht morgen einfach wieder ignorieren würde. Keine Ahnung wieso ich das dachte, doch irgendwie sagte es mir mein Gefühl.

Als er sich schließlich von mir löste, musterte ich ihn noch einmal etwas genauer und entdeckte jetzt erst die vielen Blutergüsse an seinen Armen. Seine Beine und der Rest des Körpers sahen sicher nicht besser aus. Und wie wollte er das unseren Eltern erklären? Hätte er nur den Fleck im Gesicht, wäre mir schon etwas plausiebles dazu eingefallen, doch die restlichen Blutergüsse zu erklären würde schwierig werden.

Louis öffnete schließlich seine Augen und sah mich das erste Mal an, ohne das der pure Hass in ihnen funkelte. Nette Abwechslung. Zudem wirkte die Farbe seiner Augen auch gleich viel schöner, hassende Menschen waren eben nicht sonderlich hübsch. 

Meine Gedanken hatten mich so dermaßen abgelenkt, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie nah er mir gekommen war, womit ich dann auch schon seine Lippen auf meinen spürte. Automatisch erwiederte ich den Kuss, da es sich noch besser anfühlte einen Kerl zu küssen, als gedacht. Ja, er war mein erster. Was den Kuss wirklich interessant machte, war das wohlige Kribbeln, welcher er in der Magengrube auslöste und gar nicht mehr abklingen ließ.

Küsste ich Kassy, spürte ich rein gar nichts, war ihr gegenüber irgendwie gemein war.
Aber Moment...was zum Teufel trieb ich hier gerade?! Erschrocken riss ich die Augen auf und löste mich in der nächsten Sekunde von Louis. Scheiße, was war das denn gewesen? Warum hatte er das gemacht? Hilflos sah ich ihm in die Augen und wusste nicht was ich sagen sollte, da ich mich weder selbst verraten, noch ihn verletzen wollte.

Ich entschloss mich schließlich in meiner Panik dazu das ganze lustig zu beenden, sodass es auf keinen Fall gegen ihn verstanden werden konnte. ''Ähm...ich weiß ja, dass ich ziemlich attraktiv bin, aber du weißt, dass ich nicht auf Kerle stehe, oder?'', fragte ich mit einem etwas wirren Lächeln auf den Lippen. 

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