Ohne Vorwarnung

Louis
Mir war schlecht - superschlecht! Vielleicht halluzinierte ich schon, da ich Noahs Stimme gerade so noch hören konnte und mir mit schmerzender Hand an den Kopf fasste. Mir tat alles weh.

Ich fühlte mich vergewaltigt. So konnte ich mich doch am Freitag nicht zeigen lassen.. und auch das ganze Wochenende über ebenfalls nicht, wenn ich meiner Mom und Matthias nicht erzählte, was hier gerade ablief. Ich mussten ihnen einfach sagen, dass ich mich geprügelt hatte.

Den Grund dazu müssten die beiden ja nicht wissen und vielleicht verheilen ja die blauen Flecke etwas schneller. Die anderen vom letzten Erlebnis waren ja auch so gut wie verheilt.

Als es etwas stiller geworden war und ich etwas weiches auf mir wahrnahm, öffnete ich meine Augen und lächelte Noah schwach an. "Du solltest doch nicht hier sein, Noah.", nuschelte ich leise liebevoll zu ihm und streichelte liebevoll seine Wange, verzog aber mein Gesicht und ließ meinen Arm wieder hängen.

"Ich will nicht ins Krankenhaus. Was ist, wenn Mom und Matthias das erfahren?", fragte ich ihn verzweifelt und lehnte mich vorsichtig an ihn, doch dann wurde ich auch schon ins Auto getragen und blickte Noah panisch an. Zum Glück setzte er sich neben mich, als wir losfuhren und so beruhigte ich mich wieder.

"Tut mir Leid, dass ich so dumm war. Ich dachte.. wenn ich einstecke, bekommst du nichts ab.." Seufzend blickte ich auf seine Hand und legte sie in meine. "Versprich mir, dass du denen im Krankenhaus nicht sagst, dass unsere Eltern angerufen werden müssen. Bitte bleib du einfach nur bei mir.", bettelte ich ihn an und trank etwas vom Wasser, da mein Mund vom Blut so trocken geworden ist.

An sich fühlte sich für mich nichts gebrochen an, doch trotzdem brauchte ich jetzt mehr als nur ein paar Schmerzmittel. Noah hielt mich sicherlich für den größten Idioten auf diesem Planeten, da ich so einen Scheiß durchgezogen habe, obwohl er meinte, ich solle mich da raushalten. "Tut mir Leid, dass ich mich eingemischt habe." Müde sah ich ihm in seine schönen Augen und lächelte ihn wieder an.

Noah
Nach und nach löste sich auch die kleine Menge an Schülern auf, welche teilnahmslos daneben gestanden und nichts getan hatten. Ich verstand solche Leute nicht und auch sie könnten mit einer Anzeige rechnen. Unterlassene Hilfeleistung oder so. Sie hätten zumindest den Krankenwagen rufen müssen, also hatten auch sie sich strafbar gemacht.

Ich war so unglaublich wütend, auch auf Louis, obwohl ich mir um ihn mehr Sorgen machte, als das ich wütend war. Er hatte es nur gut gemeint, das wusste ich jetzt schon, noch bevor er überhaupt einen Erklärungsversuch gestartet hatte.

''Und du solltest erst recht nicht hier sein..'', antwortete ich leiche seufzend. Louis hatte wirklich schon genug eingesteckt und da war das hier wirklich unnötig gewesen. Ich hätte das schon ausgehalten, hätte es aufs Footballtraining oder irgendwas in der Art geschoben. Vielleicht hätte ich auch behauptet das Mädchen eines anderen geküsst zu haben. Alles wäre plausiebler gewesen, als irgendeine Ausrede zu finden, warum Louis so aussah, wie er jetzt aussah. Schrecklich. Wirklich schrecklich. Ich sollte an seiner Stelle sein. Ich sollte ins Krankenhaus müssen und so geschunden aussehen, nicht schon wieder er. 

Im nächsten Moment, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, welche wie sich herausstellte, zu einem Notarzt gehörte. Ich überließ ihm Louis. Auf die Frage hin, ob ich zur Familie gehörte, nickte ich. ''Dann komm rein.'' Nett lächelnd half mir der Arzt in den Wagen, wo ich neben Louis platz nahm.

Ich drückte seine Hand leicht, nachdem er sich meine geschnappt hatte. ''Hör auf dich zu entschuldigen.'', murmelte ich recht bestimmt. Lauter konnte ich nicht reden, da er sonst an meiner Stimme hören würde, dass ich fast am heulen war. Ich hatte dazu gerade überhaupt kein Recht, wirklich nicht. Und dennoch fiel es mir schwer die Tränen zurück zu halten, da er es einfach nicht verdient hatte solche Schmerzen zu haben und ich es nicht verdient hatte, das jemand so tolles wie Louis diese Schmerzen für mich einsteckte.

Ich versuchte sein Lächeln zu erwiedern, was mir allerdings recht schwer fiel. Wie konnte er jetzt noch lächeln? Wie viel Kraft musste man dafür haben? Im Gegensatz zu ihm war ich eine richtige Pussy, aber das hatte er ja bereits mitbekommen. Schon immer war ich ziemlich nah am Wasser gebaut gewesen. Ob das nun mit meiner Sexualität im Zusammenhang stand oder nicht, konnte ich nicht sagen.

Vorsichtig legte ich meinen Kopf kurz auf unseren Händen ab. ''Du bist so ein Trottel, mach sowas nie wieder... Und ich kann dir nicht versprechen, dass ich unsere Eltern nicht anrufe. Wenn es dir bald noch schlechter gehen sollte als jetzt, dann werde ich sie anrufen.'', antwortete ich und wischte mir beim heben des Kopfes die Tränen aus dem Gesicht, die ich nun doch nicht mehr zurück halten hatte können.

Irgendwie war es ja auch unglaublich süß von ihm, doch es war auch genauso unglaublich dumm.

Louis
Seufzend beobachtete ich ihn und biss mir nachdenklich auf die Lippe. Es würde nicht hübsch aussehen, wenn er voller blauer Flecken versehen wäre und das wollte ich nicht. Meinem Bruder und meinem Kumpel sollte es gut gehen. Schließlich war man für seine Freunde doch da, nicht?!

Nach einer Weile legte er seinen Kopf ab, woraufhin ich etwas nasses wahrnahm und seinen Kopf mit der anderen Hand zu streicheln begann. "Versprochen... und.. es geht mir doch wieder super, ehrlich. Alles was ich brauche, sind Schmerzmittel und einen fröhlichen Noah.", erklärte ich ihm, setzte mich auf, auch wenn es recht wehtat und legte meine Arme um ihn.

"Jetzt weine doch nicht, du Trottel. Immerhin liege ich nicht im Sterben. Nur da fände ich es cool, wenn du weinen würdest, aber doch nicht bei sowas. Ich dachte, du seist taff.", versuchte ich ihn zu beruhigen und seufzte. Es gefiel mir nicht, dass er weinte und ich wollte ihn auch nicht so sehen. Etwas Verwirrung sollte ich aufbringen, damit er sich beruhigte.

"Noah, tut mir Leid.", schnurrte ich zum folgenden, ehe ich meine Lippen auf seine legte und ihn küsste. Was hätte ich denn sonst tun sollen? Grinsend löste ich mich von ihm, da es anscheinend bewirkt hatte, dass er zumindest aufgehört hat, zu weinen und fuhr mir durch mein Haar.

"Du wolltest ja nicht anders.. u-und.. ansonsten hätte ich mir weiterhin dieses Rumgejammere anhören müssen." Nach dieser fabelhaften Erklärung, legte ich mich wieder hin und schloss meine Augen, um ihn nicht ansehen zu müssen. Erst jetzt erinnerte ich mich an seine Worte nach dem ersten Kuss und riss meine Augen auf.

"Und verdammt, nein! Du bist immer noch nicht gutaussehen. D-das war einfach nur w-wegen deinem kindischen Benehmen eben...", stotterte ich und kehrte ihm den Rücken zu.

Urgh.. wie peinlich. Jetzt dachte er ganz bestimmt, ich hätte mir den Kopf zu doll angeschlagen, oh je!

Noah
Toll, jetzt musste er sich um mich kümmern. Das war ja so erbährmlich. Egal wie viele körperliche Schmerzen ich aushielt ohne zu heulen, bei psychischen knickte ich fast sofort zusammen. Bescheuert, aber ich konnte ja auch nichts dagegen machen. Manche Menschen waren eben wie Louis stark und andere waren solche kleinen Pussys wie ich.

''Dachtest du nicht. Du weißt das ich ne Pussy bin.'', rechtfertigte ich mich, während ich seine Umarmung leicht erwiederte. Dass er vermutlich nicht im sterben lag war mir klar, aber dennoch hatte er das hier ganz sicher nicht verdient. 

Auf seine nächste Entschuldigung hin, wollte ich gerade protestieren, dass er sich nicht andauernd entschuldigen sollte, als ich plötzlich seine Lippen auf meinen spürte. Ohne Vorwarnung, ohne Anzeichen. Einfach so.

Nicht das es mir nicht gefiel...ich war einfach nur ein wenig perplex. Als er sich löste, war ich erst einmal still und sah ihn an. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Seine anschließende Erklärung, ließ mich allerdings leicht grinsen. Vermutlich hatte er wirklich den besten Weg gefunden um mich ruhig zu stellen. Sagen würde ich ihm das allerdings nicht. Ich lachte leicht auf, als er ranhängte, dass ich immer noch nicht gut aussehe.

''Klar, versuch dich nur rauszureden.'', scherzte ich grinsend und blickte auf seinen Rücken, welchen er mir zugedreht hatte. Bedankte man sich für sowas? Ich wusste es nicht. Nicht das er dann dachte, er solle das immer machen. Ein letztes Mal, wischte ich mir über mein Gesicht und seufzte innerlich leise. 

Mir war natürlich nicht entgangen, dass sich die Küsse seinerseits an mich häuften. An die meisten erinnerte er sich nicht mehr, aber ich. Und zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht rumgejammert. So schlecht konnte ich also doch nicht aussehen, richtig? Als wir stehen blieben, war mir klar, dass wir im Krankenhaus angekommen waren. Louis wurde mit seiner Trage aus dem Auto gehoben und ins Gebäude getragen, während ich nebenher lief. Sie erklärten und, dass er jetzt erstmal untersucht werden würde und ich solange hier draußen warten müsste, weswegen ich eher wiederwillig auf einem der Stühle platz nahm. 

Das warten zog sich recht lange hin, was mich nicht gerade ruhiger werden ließ. Was machten die denn so lange? War doch irgendwas nicht ok? Hatte er irgendwas? Sollte ich Ella und Dad anrufen? Je länger ich hier saß, desto unruhiger wurde ich.

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Auf niauchan's Bitte hin ein weiteres Kapitel, hihi. x3

Das Kapitel kam jetzt auch ohne Vorwarnung.

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