Neue Situation

Louis
Nun schmiss ich mir die Umhängetasche lässig um die Schulter und lief etwas nervös neben ihm entlang, hielt an der Haltestelle an und versank in Gedanken. Was wäre, wenn Noah noch mehr Ärger wegen mir bekommen würde, wenn man uns weiterhin so zusammen entdeckte? Oh je.. die Woche würde komplett scheiße werden - das spürte ich ganz deutlich. Ungern wollte ich mich da auch an die vergangene Woche erinnern.

Der Bus kam und ich stieg nach meinem Bruder ein, suchte mir ein einsames Plätzchen möglichst an einem Fleck, wo man mich nicht beachtete, welchen ich dann auch fand und geradewegs auf den Platz zusteuerte, als mich jemand an dem Handgelenk packte und ich an einen Sitzplatz gedrückt wurde. Verwirrt schaute ich meinen Bruder an, als sei er vollkommen Gaga im Kopf gewesen, mich neben ihn setzen zu lassen.

Anfangs wollte ich auch wieder aufstehen und mich eine Reihe hinter ihn setzen, aber das kam mir dann auch eher falsch rüber, weshalb ich nun sitzen blieb und realisierte, dass ich zum ersten mal neben jemanden saß, der.. freiwillig neben mir saß, was mein Herz schneller schlagen ließ.

"T-tut mir Leid, ich dachte nur...", begann ich und wusste nicht mal, wie ich den Satz beenden wollte, ohne dass daraus eine Lüge entstehen würde.

So langsam merkte ich die Blicke auf uns beiden, wurde deswegen langsam rot im Gesicht, nahm mir meine Kopfhörer und stöpselte mir damit das äußere Ohr zu, damit er mich - falls was war - ansprechen konnte. Etwas ängstlich starrte ich auf mein Display und versuchte so wenig, wie möglich zu ihm zu schauen. Hier im Bus fühlte ich mich unwohl und wollte nicht, dass man uns begaffte. Ich wusste doch selber, dass ich hier eigentlich nicht sitzen dürfte.. hier bei ihm. Gerne würde ich mich umsetzen, aber auch gerne würde ich bei ihm sitzen bleiben.

Ein kurzer Blick durchs Fenster, verriet mir, dass wir gleich da sein würden, weshalb es sich sowieso nicht mehr lohnte, sich umzusetzen. Erleichtert stand ich auf und lief mit ihm aus dem Bus und schlenderte mit Noah zur Schule.. auch wenn das komisch war so neben ihm herzulaufen. Müde betraten wir die Klasse und ich eilte noch schnell mal zur Toilette.

Noah
Ich bemerkte seinen Blick und konnte diesen auch ziemlich gut deuten. Das aller erste Mal, war ich mir ziemlich sicher darüber, dass ich halbwegs wusste, was er dachte. Louis war der Meinung hier nicht hin zu gehören, womit er ausnahmsweise mal die Meinung der Mehrheit teilte. Diesmal war ich es, der eine andere Meinung hatte. Louis gehörte hier her, hier her und nirgenswo anders hin. Auf dem Platz hätte er schon seit dem ersten Tag sitzen können, doch er hatte immer den früheren Bus genommen, welchen ich nie geschafft hatte.

Und irgendwie war er ja auch mein... Bruder? War er das? Nein, lieber nicht, denn dann wären die Gedanken, die ich mir teilweise über ihn machte wirklich inzestuös und pervers. ''Du denkst einfach zu viel Louis.'', antwortete ich lächelnd, die Blicke der anderen gekonnt ignorierend.

Es ging sie erstens nichts an und zweitens konnten sie ruhig sehen, dass er nicht zu den Außenseitern und Mobbingopfern gehören sollte. Am wichtigsten allerdings war es, dass er selbst sich nicht mehr dort sah, denn seine Reaktion hatte mir gezeigt, dass er sich schon damit abgefunden hatte in diese Schublade gesteckt zu werden. Vielleicht wäre so einiges anders gelaufen, wenn er mir eine Chance gegeben hätte. Wer weiß.

Es schien, als wolle er nicht wirklich reden, weswegen ich mich dazu zwang die Klappe zu halten. Sein rotes Gesicht hatte ich immerhin bemerkt und wollte nicht, dass die Situation noch unangenehmer für ihn wird, obwohl ich sie selbst ganz anders empfand. Ich fand es erfrischend und aufregend. Ab und zu sah ich zu ihm rüber, bis wir schließlich an der Schule ankamen, den Bus verließen und gemeinsam zur Schule liefen.

Die Blicke blieben uns auch hier nicht erspart, was mich allerdings weniger störte als ihn. Im Klassenzimmer angekommen, begab ich mich auf meinen Platz, während Louis noch einmal verschwand. Ich hob kurz meine Augenbraue und packte anschließend mein Zeug aus.

Mein Blick schwiff durch die Klasse und mir fiel recht schnell wieder ein, dass ich ja nun niemanden mehr neben mir zu sitzen hatte. Die Klasse hatte sich durch die Suspendierung doch ein wenig verkleinert und die Plätze rund um mich herum, waren allesamt leer. Ein komisches Gefühl. Als Louis schließlich abermals den Raum betrat, winkte ich ihn zu mir ran.

''Willst du dich zu mir setzen?'', fragte ich schließlich lächelnd und sah ihn an. Der Platz neben ihm war besetzt, doch ich hatte bei mir so viele freie Plätze, dass wir Bäumchen-Bäumchen-wechsel-dich hätten spielen können.

Erwartungsvoll sah ich ihn an und wartete auf eine Entscheidung. Er musste nicht, wenn er nicht wollte, doch ich würde mich ehrlich gesagt ziemlich darüber freuen.

Louis
Nachdem ich einmal Pinkeln gegangen bin, wusch ich mir meine Hände ordentlich so wie es sich gehörte, denn es gab viele Ekelpackete, die es nicht taten - was mega widerlich war - und betrachtete mich nun kurz im Spiegel. Es wurde immer komischer für mich, damit klarzukommen, dass ich nicht mehr ganz so alleine war, wie noch vor einer Woche. Es fühlte sich halt... nicht gut an und um ehrlich zu sein, wollte ich Noah in nichts hineinziehen, sodass er mit mir litt. Das konnte ich nicht. Nicht, nachdem er sich so.. lieb um mich gekümmert hatte.

Allerdings konnten ich es auch nicht bringen, in der Schule nicht mit ihm zu sprechen und zu Hause schon. Hach man! Wieso war das alles so kompliziert?

Seufzend kehrte ich wieder in den Klassenraum zurück, sah direkt zu Noah, welcher mir mit einer Handbewegung zeigte, dass ich zu ihm kommen sollte, was ich dann nach einem kurzen Zögern auch tat. "O-ob.. ich neben dir sitzen soll?", wiederholte ich ungläubig seine Frage und starrte ihm in die blauen Augen, bis ich einen Entschluss fand.

Ja, wieso denn auch nicht. Er war ein toller Stiefbruder sowie Freund und mit ihm machte der Unterricht sicherlich auch etwas mehr 'Spaß'. "Okay.", murmelte ich nur kurz, holte meine Tasche und ging langsam zu ihm rüber, setzte mich an den äußersten Rand, wobei das wohl ziemlich dämlich aussah, weshalb ich mich dann doch normal neben ihn setzte und etwas nervös mit meinem Druckbleistift rumspielte. 

Seine Nähe brachte mich auch ein wenig in Verlegenheit und durcheinander war ich auch, wenn ich ihm in die Augen schaute und um ganz ehrlich zu sein, dachte ich tagelang schon über den Kuss nach... wie konnte ich ihn letzte Woche einfach geradewegs küssen? Mein Grund war ja gewesen, dass ich mich nach etwas Zärtlichkeit und Nähe sehnte, aber das konnte ich verdammt noch mal nicht an ihm auslassen.

Das ging ja mal absolut gar nicht. Das war unakzeptabel. Wie kam man denn bitte darauf, seinen Bruder - der Hete war - zu küssen? Zwar.. hat er mich nicht weggestoßen und noch nicht einmal etwas böses dazu gesagt, aber wäre ich er, hätte ich doch eigentlich genau andersrum reagiert.

Dieser Gedanke brachte mich in der kompletten Stunde zum Grübeln. War das normal? Oder.. wollte er nur nett sein und mich nicht so verzweifelt alleine lassen? Das musste es wohl sein, anders kann man das auch nicht verstehen. Noah hatte nur Mitleid mit mir, mehr nicht. Pff.. seinen Bruder zu küssen.. ich war an dem Tag sowas von verzweifelt gewesen! Mehr nicht...!

Es war ja auch nicht so, als hätte ich das bei jedem Typen an dem Tag getan, aber Noah..  er war hübsch und nett... und ich vertraute ihm langsam. Deswegen habe ich das wohl mit ihm abgezogen. Naja - hoffentlich hatte er die Sache schon längst wieder vergessen.

Irgendwas nahm mich der Lehrer dran und riss mich aus meiner Gedankenwelt. Nach kurzer Überlegung zur Matheaufgabe, die vorne an der Tafel stand, nannte ich ihm die korrekte Antwort und wurde dann zum Glück wieder in Ruhe gelassen. Mathe war ein einfaches Fach für mich.

Noah
Auf seine Frage hin nickte ich und bedachte ihn mit einem Blick, der ihn fragte, ob er mich nicht verstehen wollte. ''Ja, das habe ich eben gefragt.'', bestätigte ich noch einmal wörtlich. Es dauerte noch einige Sekunden, bevor er sich dazu entschloss in meine Frage einzuwilligen.

Lächelnd beobachtete ich ihn dabei, wie er sich sein Zeug schnappte und sich zu mir setzte. Naja, mehr oder weniger. Eher weniger, bis er endlich ran rutschte. Das er irgendwie nervös war, war mehr als offensichtlich, weswegen ich ihm wortlos seinen Druckbleistift wegnahm, welchen er gerade vergewaltigte. Der arme Stift konnte ja auch nichts dafür. Wofür auch immer.

Ich wusste ja nicht einmal, was überhaupt mit ihm los war. So hatte ich ihn tatsächlich noch nie erlebt und zugegeben war es noch beunruhigender, als der mich ignorierende Louis, denn seine Unruhe übertrug sich in gewissem Maße auch auf mich. Wie konnte eine sonst so glücklich und aufgeweckte Person, jetzt auf einmal so nervös und verschlossen wirken?

Die Stunde über, versuchte ich bei dem mitzukommen, was der Lehrer erklärte und gleichzeitig herauszufinden, was mit Louis los war. Beides gelang mir eher schlecht als recht. Weder verstand ich die Matheaufgaben und deren Lösungsweg, noch konnte ich mir erklären, weswegen Louis so drauf war.

Als er dran genommen wurde, bewies er, dass er im Gegensatz zu mir, die Aufgabe perfekt verstanden zu haben, auch wenn er wie es schien, nicht zugehört zu haben. Darum beneidete ich ihn wirklich. Ich würde Mathe so gern, einfach so verstehen, denn für Nachhilfe hatte ich neben dem Football wenig Zeit und jetzt hatte ich auch noch Louis, mit dem ich viel lieber Zeit verbrachte, als meinen Mathekenntnissen nachzuhelfen. 

Was ist los? Warum bis du so nervös und angespannt?, schrieb ich auf einen Zettel, welchen ich Louis rüber schob. Der Lehrer mochte es nicht besonders, wenn getuschelt wurde, weshalb ich es für sinnvoller hielt per Zettel zu kommunizieren.

Viel war zwar nicht von den zwei Stunden Mathe übrig geblieben, doch er würde es sicher schaffen mir in 15 Minuten die Antwort aufzuschreiben.

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Wenn jemand das Couple Jackson und Dylan kennt. Omg, ich kanns nicht fassen, dass die Schluss gemacht haben. :((

Habt nen schönen Tag. ^^

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