Leere Drohung?! Oder nicht?!
Louis
Erschöpft von diesem nervigen Jungen im Raum nebenan, kuschelte ich mich in die Decke und wartete ab, ob er noch einmal zu mir kommen und Ärger machen würde, doch dem war allem Anschein nicht so. Also ging das in Ordnung, wenn ich hier schlief? Gut so!
Müde wie ich war, schlummerte ich wenig später auf der rechten Bettseite ein, träumte tief und fest, bis mich erneut ein Alptraum plagte, ich deswegen auch schweißgebadet meine Augen aufriss und hochfuhr.
Panisch und mit trockener Kehle sah ich mich um und atmete erleichtert auf. Ich stand auf und schlich fast bis ins Wohnzimmer, da entdeckte ich auch schon aus einem Blickwinkel, wie sich mein 'toller' Stiefbruder umherwälzte. Hatte ich es minimal übertrieben? Nein.. bemittleidet zu werden - das war er einfach nicht Wert!
Dabei wollte ich doch nur etwas Wasser trinken, doch das konnte ich aus dem naheliegenden Grund, dass er mich sehen würde, eben nicht tun. Stattdessen legte ich den Rückwärtsgang ein, verschloss ganz leise die Zimmertür und legte mich wieder schlafen.
Am nächsten Morgen wachte ich müde auf und schlenderte ins Bad um meine Blase zu entleeren, wusch mir meine Hände und verließ das Bad wieder, als mir auffiel, wie still es hier doch war. Vorsichtig wanderte ich in meiner Unterhose ins Wohnzimmer - keiner zu sehen. Seltsam. Wohin waren bloß alle abgehauen?
Unsicher schlenderte ich ins Schlafzimmer unserer Eltern und öffnete die Tür ganz leise. Hörte sich eigentlich nicht an, als würde dort wer sein.
Als ich jedoch den Türknauf runterdrückte und in den Raum blinzelte, bemerkte ich Noah und öffnete augenverdrehend die Tür. Wo waren unsere Eltern verschwunden?
Brummend lief ich auf diesen zu, setzte mich neben diesen ans Bett und rüttelte ihn. "Ey! Wo sind unsere Eltern?", fragte ich ihn in einem eindringlichen Tonfall und rüttelte erneut an ihm. "Haalloo?! Jetzt sag mir doch mal, wo unsere Eltern sind, ja? Sons...".
Erst jetzt fiel mein Blick auf die Uhr und checkte, dass es bereits nach 12h war und wir den kompletten Vormittag verschlafen würden. Sicher haben die beiden schon längst gefrühstückt und lagen am Strand.
Na super... die konnten uns auch ruhig wecken!
Noah
Ich hörte wie Louis irgendwann aufstand und kurz aus dem Zimmer raustappte, aber recht schnell wieder in diesem verschwand. Etwas verwirrt schüttelte ich leicht meinen Kopf und seufzte leise. Weitere drei Stunden lag ich einfach herum, schloss immer mal wieder die Augen und versuchte zu schlafen. Fehlanzeige. Ich stand schließlich auf und betrat gegen sieben Uhr das Bad, wo ich eine ausgiebige Dusche nahm, mir die Haare wusch und meine Zähne putzte. Die Sachen, die ich gestern an gehabt hatte, legte ich schließlich zusammen und begab mich in Boxershorts zurück ins Wohnzimmer, in welchem Ella plötzlich stand.
Ich spürte, wie sich mein Herz zusammenzog und mir androhte, dass es aufhören würde zu schlagen. ''Habe ich dich erschreckt?'', flüsterte sie leise, doch selbst bei dieser geringen Lautstärke hörte ich, dass es ihr Leid tat. Ich winkte schließlich lächelnd ab. Nachdem mein Dad auch aus dem Schlafzimmer heraus gekommen war, verschwanden beide im Bad. Nach ungefähr einer halben Stunde, kamen sie frisch und munter wieder heraus.
''Kommst du mit frühstücken?'' Ich überlegte einen Moment lang, ob ich mitgehen sollte oder nicht, entschied mich dann aber dagegen - sonst würde Louis mir noch vorwerfen, dass ich ihm seine Mutter wegnehmen wollte. Die beiden verließen das Zimmer gegen halb neun, womit ich dann wieder allein war. Louis schien nach seinem kurzen Erwachen vorhin wieder ziemlich tief eingeschlafen zu sein.
Ich für meinen Teil verzog mich in das Schlafzimmer unserer Eltern und legte mich ans Bettende. Hier ließ es sich auch nicht besser schlafen.
Seufzend begann ich irgendwas auf meinem Handy zu spielen, sodass der Akku schon fast wieder leer war, als ich bemerkte, wie Louis ins Zimmer kam. Jedoch ignorierte ich ihn, so wie ich es mir vorgenommen hatte. Er schien schließlich selbst zu merken, dass die beiden wohl schon weg waren, immerhin hatte er bis fast halb eins geschlafen. Wenn ich nur einmal so lange schlafen könnte..das wäre schön.
Wenn ich ehrlich war, viel es mir schwer ihn derart zu ignorieren, nicht ansehen, nicht reagieren, so tun als würde ich ihn nicht hören, denn stattdessen würde ich ihm am liebsten meine Meinung sagen. Er war im Prinzip nicht besser als ich, nur hatte er das noch nicht mitbekommen.
Louis
Er ignorierte mich? "Das ist dein beschissener Dank dafür, dass ich gestern die Tür für dich aufgemacht hatte? Ach fick dich doch.. Arschloch!", fuhr ich diesen nun laut und wütend zugleich an. Danach erhob ich mich vom Bett, schlug die Tür hinter mir zu, als ich aus dem Elternschlafzimmer gestampft war und zog mich erstmal im Zimmer an.
Stimmt... das ist ja total schwul von mir, halbnackt in seiner Anwesenheit durch die Gegend zu laufen.
Sicher würde er mich in der Schule vor allen bloßstellen und das Geschehene so verdrehen, sodass man wieder auf mich einschlug, wie vorgestern zum Beispiel, auch wenn das kein Beispiel dafür war, dass er jemandem was krummes erzählt hatte. Der Kerl hat mich ja gestern nur geschlagen, weil ich schwul bin und auch dazu stehe. Sich zu outen, trauten sich ganz bestimmt nur der kleinste Teil zu. Alles Feiglinge!
Grummelnd putzte ich mir kurz meine Zähne und warf mich auf mein Bett, schlief eine Weile weiter, da ich so schlecht geschlafen habe, bis meine Mom mich urplötzlich weckte und erklärte, dass die beiden verliebten Elternpaare bereits am Strand auf uns warteten. Seufzend zog ich mir meine Shorts und ein Shirt an und lief - nachdem auch Noah fertig war - zusammen an den Strand.
Matthias warf uns einen lächelnden Blick zu und fragte, was wir gestern abend noch so tolles gemacht hatten. "Wir waren zusammen im Süßigkeitengeschäft und haben uns dort etwas gekauft. Ansonsten sind wir nur rumgelaufen.", erklärte ich seinem Dad falsch grinsend und stupste Noah 'fröhlich' an.
"Noah und ich hatten echt viel Spaß gehabt.", fügte ich an und prustete los. Das war so amüsant gewesen, sowas selten dämliches von mir zu geben und tat mir um ehrlich zu sein ein wenig Leid, seinen Dad so zu verarschen.
Dieser nickte nur lächelnd.. und kaum dachte ich, er wollte nichts weiter mehr fragen, tat er das dann doch im nächsten Moment. "Jungs... kann ich als Erinnerung ein Bild von euch machen?" Ich lächelte nur schief und nahm meinen ach so liebenswürdigen Bruder seitlich in die Arme, lächelte in die Kamera und ließ ihn dann wieder los, kehrte Noah den Rücken zu und ließ angeekelt die Zunge raushängen. Hoffentlich reichte Mom dieses schlimme Bild mit dem Satan.
Schrecklich... schon allein ihn zu Berühren... - ich hasste es und wollte ihm am Liebsten nie wieder mehr so nahe kommen. Diese Umarmumg war ekelhaft und widerwärtig. Jetzt stank ich wahrscheinlich nach seinem Schweiß, da ich meinen Körper ja an seinen gepresst hatte.
Noah
Wow. Er schaffte es auch immer und immer wieder sich in die Opferrolle zu steigern. Das war doch absoluter Bullshit! Wütend starrte ich ihm hinterher und knirschte etwas mit meinen Zähnen. Es reichte langsam. Ich hatte keine Lust mehr mich zu bemühen, wenn es doch nur falsch war. Er merkte gar nicht, dass ich nur versuchte es ihm einmal, nur ein einziges Mal recht zu machen. Was ich tat war egal, denn für Louis stand von vorn herein fest, dass es falsch war.
Nachdem er sich wieder verzogen hatte, begab ich mich ins Wohnzimmer, wo ich so lange Fern schaute, bis Ella hinein kam und mich fragte wo ihr lieber Schatz doch sei. Ich deutete nur auf unser Zimmer und schaltete schließlich den Fernseher aus, da ich wusste, dass sie hergekommen war um uns an den Strand zu holen. Louis schaffte es nun auch tatsächlich aufzustehen, sodass auch ich endlich mal ins Zimmer konnte um mir mehr als nur meine Boxer anzuziehen. Es dauerte nicht lange, bis wir dann gemeinsam zum Strand liefen.
Dort angekommen, wollte mein Dad wissen, was wir gemacht hatten und wie immer kam mir Louis zuvor.
Ob sich Dad noch an den Süßigkeitenladen erinnerte? Ich hoffte ehrlich gesagt, dass er es nicht tat, da er oft sehr traurig wurde, wenn ihn etwas an Mom erinnerte. Doch wie es schien, war er mit seinen Gedanken eigentlich ganz wo anders und dachte nicht über die Worte nach. Als Louis mich anstupste, wich ich einen Schritt zur Seite. Was es dann jedoch auf die Spitze trieb, war die dreiste Lüge gegenüber meinem Vater.
Innerlich explodierte ein Vulkan vor Wut, was überhaupt nicht passte, da jetzt auch noch ein beschissenes Foto gemacht werden sollte. Ich sah auf dem Foto vermutlich mehr verwirrt als alles andere aus, da Louis aufeinmal der Meinung war mich umamen zu müssen. Am liebsten hätte ich ihn einfach abgeschüttelt.
''Und wisst ihr was? Ich habe gestern als ich dann noch allein unterwegs war, was gefunden, was ich Louis uuuuunbedingt zeigen muss. Wir sind gleich wieder da.'', meinte ich schließlich und lief los. Als sich mein Stiefbruder nicht sofort bewegte, packte ich ihn wirklich unsanft am Handgelenk und zog ihn mit, irgendwo außerhalb des Sicht- und Hörfeldes unserer Eltern.
''Weißt du Louis.. Ich habe keine Ahnung wie ich mit dir umgehen soll. Alles was ich mache ist falsch. Wenn ich mit dir rede ist es falsch. Wenn ich nicht mit dir rede ist es falsch. Wenn ich nett bin ist es falsch. Alles ist falsch! Ich weiß nicht, was du für ein Problem mit mir hast, du kennst mich ja nicht mal! Vom ersten verschissenen Tag an, hast du mich ignoriert und dich lieber in dein Zimmer verkrochen und um dich dann noch richtig einsam zu machen und einen Grund zu haben alles schlechte auf mich abzuwälzen, hast du dich auch noch am ersten Tag in der Schule geoutet. So bescheuert kann man doch gar nicht sein! Ich hab nichts gegen Schwule, aber der Rest tickt anders und das müsstest du wissen... Ich meine, du merkst es ja. Und was glaubst du, was die schon alles mit dir gemacht hätten, wenn ich sie nicht davon abgebracht hätte? Hm? Und das schlimme ist, dass du nicht besser bist als die, als ich, denn Worte sind manchmal verletzender als Taten, aber das weißt du ja sicher. Bis jetzt habe ich dich nicht ein einziges Mal beleidigt, bin dir blöd gekommen oder habe dich bloßgestellt. Klar, ich habe dir ein paar Mal das Essen abgenommen und dich zweimal so leicht geschubst, dass du nicht mal ins stolpern gekommen bist, aber du? Überleg mal was du alles schon zu mir gesagt oder mir durch deine Mimik und Gestik klar gemacht hast. Ich habe kapiert, dass du mich hasst, du musst es mir nicht immer und immer wieder zeigen. Aber weißt du was? Damit du mal sehen kannst, wie es für dich in der Schule aussieht, wenn ich nicht da bin, werde ich die nächsten drei Tage zu Hause bleiben. Viel Spaß.'', erklärte ich wütend.
Hoffentlich war das jetzt mal bei ihm angekommen. Und es war nichtmal Mist was ich erzählte, den letzteren Teil würde er ja erleben. Sie hatten schon so oft davon gesprochen ihn in den Müllkontainer zu werfen, ihm den Kopf im Klo zu waschen und was weiß ich. Sicher würden ihm nach den paar Tagen einige Dinge fehlen, wie zum Beispiel seine Kopfhörer und sicher auch sein Handy. Ich hoffte wirklich für ihn, dass er dort keine allzu privaten Bilder drauf hatte, denn diese würden ansonsten sicher die Runde machen.
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