Langeweile
Louis
Im Park angekommen, setzte ich mich im Dunkeln auf eine Bank und linste auf mein Handy, wischte Noah's Nachrichten - ohne auch nur einmal hinzuschauen - weg und wartete, bis es 22h wurde. Ich sollte jetzt vielleicht echt mal nach Hause.
Auf dem nach Hause weg, fiel mir ein, wie ich anfangen konnte den Kummer in etwas entspanntes umzuwandeln, besorgte mir von dem bekannten Drogendealer ein Teil und ließ es mir anzünden. Oder das war dann vielleicht doch einmalig, ich wollte kein Junkie werden.
Ich wusste wie damit umzugehen war, also hielt ich mich nicht zurück und kiffte das halbe Teil weg. Schon viel besser. Lockerer lief ich also weiter nach Hause und blieb eine Weile vor unserer Haustür stehen, lauschte und als ich nichts hörte, betrat ich leise das Haus.
Dort zog ich mir vorsichtig die Schuhe aus, schlich zur Küche und trank etwas Wasser aus dem Wasserhahn. Dabei merkte ich, welchen Hunger ich hatte und schluckte stattdessen nur meinen angesammelten Speichel runter. Ich musste nicht unbedingt viel essen. Mir war einfach nicht danach, auch wenn mein Magen so sehr darum wimmerte.
Kurz fasste ich mir ins Gesicht und kühlte es mit meinen eiskalten Händen, wogegen meine Wangen und Augen sicherlich noch rot vom Weinen waren. Doch zum Glück würde mich heute keiner mehr so sehen und sofern Mom und Dad schliefen, bekam ich sicherlich kein Hausarest.
Müde vom ganzen Tag schlich ich mich nach oben und öffnete leise mein Zimmer, lief hinein und zuckte erschrocken zusammen, als ich die Person sah, die ich gerade nicht sehen wollte. Schnell senkte ich meinen Kopf und blickte zu meinen Beinen. Bloß nicht weinen! Bleib stark! Sofern er weg ist, darfst du anfangen, sprach ich mir innerlich zu.
"Noah...hey. Was machst du denn in meinem Zimmer? Ist dir langweilig?", fragte ich diesen und lächelte den Boden fast schon gequält an.
Er sollte gehen. Noah sollte abhauen! Ich wollte einfach nur noch sterben! Jetzt war ich derjenige gewesen, der sich vor einen Zug werfen wollte. Außerdem tat mir mein Magen weh und ich biss mir auf die Unterlippe, um den Schmerz teilweise zu überleben. Es war nur einer dieser Krämpfe...
Noah
Unruhig tippte ich mit meinem Fuß auf dem Boden herum und spielte immer wieder mit meinen Händen. Mein Handy war mittlerweile auf 'klingeln' gestellt und trotzdem schaute ich alle drei Sekunden drauf, um mich zu vergewissern, dass ich die Nachricht nicht einfach nur überhört hatte.
Fast schon verzweifelt, stützte ich meine Ellenbogen auf meine Beine und legte meinen Kopf in meine Hände. Ich würde nie, nie wieder einfach so abhauen ohne mich zu melden. Das war furchtbar. Falls es nochmal dazu kommen würde, würde ich wenigstens einen Zettel hinterlassen, denn ich sah nun ein, dass es einfach nur Quälerei war, ohne ein Wort abzuhauen.
Die Sekunden schinen Minuten zu sein und die Minuten kamen mir vor wie Stunden. Als endlich die Tür auf ging, stand ich sofort auf und sah Louis besorgt an.
''Langweilig?!'', wiederholte ich seine Worte. Ungläubig blickte ich ihn an. ''Langweilig?'', fragte ich erneut nach und legte meinen Kopf schief. Wollte er mich verarschen? Als ob ich hier um diese Uhrzeit sitzen würde, nur weil ich mich langweilte. Das war bescheuert.
''Man Louis, du hast mir Angst gemacht. Du bist einfach abgehauen und hast dich nicht mehr gemeldet. Ich dachte dir wäre etwas passiert!'' Warum dachte er, ich sei aus Langerweile hier? Ich konnte mir nämlich wirklich was schöneres vorstellen, als mir aus Langerweile Sorgen um ihn zu machen. Leise seufzend, lief ich auf ihn zu und nahm ihn in den Arm.
''Mach mir doch nicht solche Angst...'', murmelte ich schon fast erleichtert, ehe ich einen Geruch wahrnahm, den ich zwar kannte, aber schon lange nicht mehr gerochen hatte. War das Gras? Hatte er Gras geraucht?
Vorsichtig ließ ich ihn los, ohne etwas über den Geruch zu sagen. Das hatte er gemacht? Den ganzen Tag? Und hatte es trotzdem nicht geschafft sich zu melden? Nachdenklich biss ich mir auf der Unterlippe herum. Woher hatte er das Gras überhaupt? Und warum hatte er es sich geholt? Er verwirrte mich heute einfach nur noch mehr, als schon die letzten Tage.
Erst verschwand er einfach, ohne ein Wort, meldete sich dann nicht und kam hier schließlich mit einer Marihuana -Fahne hier an. Besorgt lag mein Blick auf ihm, während ich auf irgendeine Reaktion seinerseits wartete.
Louis
Seine Worte schockierten mich ein wenig, weshalb ich weiterhin starr auf den Boden blickte. Er hatte sich Sorgen gemacht? Nur weil ich 'kurz spazieren' gegangen bin. Mit weit aufgerissenen Augen und einem zittrigen Körper blickte ich geradeaus, als er mich umarmte.
Gestern lag er doch so schön bei diesem Arschloch, also wieso sollte Noah sich Sorgen um mich machen, wenn er doch jetzt einen Liebhaber hatte, der mich innerlich killte? Wieso fasste mich Noah noch an? Hatte er gestern nicht genug bekommen?
Gerade, als ich ihn von mir wegstoßen wollte, ließ er mich zum Glück los und ich fiel auf die Knie, starrte wieder zum Boden, wobei mir eine Träne die Wange runterkullerte.
"Ich sag dir wo ich war..! Ich war bei meinem Vater... bist du jetzt zufrieden? Kannst du... bitte endlich in dein Zimmer gehen? I-ich... bin müde, Noah!", flüsterte ich mit zerbrechlicher Stimme und wischte mir die Träne weg. Mir war so schlecht, dass mir zum Kotzen zumute war, doch glücklicherweise hatte ich absolut gar nichts im Magen, weshalb das auch nicht ging.
Nur die Kippe verlieh mir jetzt noch zusätzliche Kopfschmerzen. "Bitte Noah.. ich möchte schlafen." Wenn er länger hier bleiben würde, würde noch alles hochkommen. Alles. Am liebsten wäre ich jetzt wirklich bei meinem Vater - unter der Erde auf dem Friedhof, da mir meine Brust wieder so unheimlich schmerzte.
Noah würde sowas aber nicht verstehen, da er ja auf solche Hackfressen zu stehen schien. Wieso er? Was hatte der hässliche Gorilla an sich, was ich nicht hatte? War ich denn ehrlich so fett? War ich hässlich?
Verzweifeln brachte doch eh nichts mehr und außerdem: wer hat gesagt, dass Noah meine Gefühle jemals erwidern würde? Es war einseitige Liebe und ich sollte sie gleich wieder vergessen... war nur schwer, wenn man seinen Schwarm jeden Tag sah.
Stumm erhob ich mich, ging wortlos zum Kleiderschrank, schnappte mir ein Shirt und eine bequeme Jogginghose zum Schlafen und zog mir mein Shirt aus, da es so sehr nach Gras stank. Ohne noch etwas weiteres zu sagen, drehte ich mich um, ging ins Bad und blickte in den Spiegel. Fuck!
Ich sah ja echt vergewaltigt aus.
Meine Haare hatte ich heute noch nicht mal gekämmt. Aber ganz ehrlich: vergewaltigt zu werden war doch gar nichts zu meiner jetzigen Situation. Wieso nicht? Einfach hart und herzlos gefickt werden ohne irgendwelche Gefühle dabei zu empfinden! Nah.. das würde ich mir dennoch nicht antun. Ich blieb ihm zumindest treu.
Noah
Ich wusste nicht, wie ich mit seiner Reaktion umgehen sollte. Er weinte, weswegen ich ihn am liebsten wieder in den Arm genommen hätte, doch für ihn schien es das letzte zu sein was er wollte. Seufzend ließ ich meine Schultern hängen und biss mir leicht auf die Lippe. Er war also bei seinem Vater gewesen, das bedeutete an seinem Grab, richtig?
Mein Blick lag noch immer auf ihm, bis er mich erneut dazu aufforderte sein Zimmer zu verlassen, da er schlafen wollte. ''Tut mir leid.'', murmelte ich und drehte schließlich ab, um langsam in mein Zimmer zu laufen.
Verwirrt ließ ich mich ins Bett fallen und begann an die Decke zu starren. Ich wusste nicht was mit ihm los war. Erst hatte er mich ignoriert, dann vermisst, anschließend hatte ich ihn ignoriert und er hatte es geschafft mich noch am ersten Abend wieder dazu zu bekommen, mit ihm zu schlafen. Danach war sowieso alles seltsam, bis Andrew aufgetaucht war und Louis seinen Blick mehr von mir hatte lassen können und jetzt schien es wieder so, als wolle er möglichst viel Abstand von mir haben.
Vermutlich würde er mich wieder ignorieren, wenn er könnte. Was hatte dieses Verhalten bei ihm ausgelöst? Warum war er so? Lag es an Andrew? Hatte er mitbekommen, dass zwischen uns was lief und hielt mich jetzt für eine Schlampe, weil ich nur zwei Abende zuvor mit ihm geschlafen hatte? War es das? Das musste es sein. Ich meine, warum würde er sich sonst so verhalten?
Aber was wunderte es mich? Es war doch nichts Neues, dass jede Entscheidung die ich traf die falsche war und immer irgendetwas kaputt machte. Was genau es in diesem Fall war, wusste ich nicht, doch es schien ihn zu stören oder anzuekeln.
Warum? Durfte ich denn nicht machen, was ich wollte? So wie er machen durfte, was er wollte? Niemand hatte ihn dazu gezwungen, noch einmal mit mir zu schlafen.
Unruhig rollte ich mich hin und her. Ich konnte und wollte das nicht länger. Dieses ständige hin und her, machte mich fertig.
Im einen Moment, schöpfte ich wieder etwas Hoffnung, doch nur wenige Stunden später, war alles wieder völlig anders und er schien mich zu hassen. Das war beschissen. So würde ich doch niemals wirklich von ihm los kommen, aber genau das musste ich, wenn ich nichts weiter für ihn war, als eine gelegentliche Bettgeschichte, wenn er etwas getrunken hatte.
Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich ihm einfach sagen würde, was ich für ihn empfand, damit er sich in gewisser Weise von mir fern halten konnte. Aber auch nicht so fern wie jetzt. Ich wäre gern für ihn da, um ihn zu trösten, doch er hatte klar gemacht, dass er das nicht wollte.
Nein... er würde mich nur für einen elenden Idioten halten, wenn ich ihm von meinen Gefühlen erzählen würde. Seufzend setzte ich mich wieder auf und machte mir meine Konsole an, um noch etwas zu zocken. Schlafen konnte ich sowieso nicht. Doch das lenkte mich vielleicht etwas ab und würde mich nicht ganz verzweifeln lassen.
-
Vielleicht kommt heute noch ein weiteres Kapitel raus, mal schauen. C:
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top