Hass

Louis
"Also was?", hakte ich direkt nach und schloss meinen Mund als er auch schon weitersprach. Dabei dachte ich eigentlich, dass es jetzt eine längere Pause gäbe.

"WAS?", schrie ich ihn beinahe schon panisch an, da ich nun checkte was er meinte. "Wir hatten Sex?", fragte ich eher rhetorisch nach und biss mir geschockt auf die Unterlippe, fasste mir an den Kopf und setzte mich.

Scheiße.. was hab ich nur getan? Nun begann ich auch noch zu weinen und lehnte mich schluchzend an die Wand. Mein erstes Mal Sex hatte ich mit Noah? Noah?!

Nun weinte ich noch lauter, als mir klar wurde, dass er mich gefickt hatte und aus genau diesem Grund auch mein Arsch so sehr wehtat. Deswegen erzählte er mir nun also, dass er schwul war. Das war also sein Antrieb?! Hätte er mir ansonsten mein erstes Mal verheimlicht?

Schluchzend, stellte ich mich zittrig auf die Beine, lief eiskalt an ihm vorbei und warf mich mit dem Bauch aufs Bett. Wir hatten Sex? Ernsthaft? Wieso taten wir sowas eigentlich? Ich wahrscheinlich, weil ich so besoffen war und er?! 

Er wusste Bescheid... Noah war zwar betrunken, bekam alles mit, jedoch hatte er trotzdem zugestimmt. Was hab ich denn bitte getan, dass es dazu gekommen war? Ich konnte ihm überhaupt nie mehr wieder in die Augen schauen... fuck!

Er wusste ganz bestimmt noch, wie das ganze abgelaufen ist, während ich mich an absolut nichts mehr erinnern konnte. Ich konnte es einfach immer noch nicht fassen... Noah und ich? Mein allererstes Mal? Wie furchtbar peinlich. Ob es ihm gefallen ha~... nein bloß nicht über sowas nachdenken! Wie seltsam.

Ab sofort würde ich ihn total ignorieren... und ihn nicht einmal anschauen! Er hat mich komplett nackt gesehen und mich gevögelt... argh!!! Nie wieder wollte ich mit ihm mehr reden wollen. Das reicht mir entgültig. Das war zu viel für mich. So viele Geheimnisse auf einmal, die vielleicht niemals rausgekommen wären. Verdammt, ich wusste nicht mal, was ich dabei fühlen sollte. Ich war so verwirrt von allem und musste das erstmal verdauen.

Noah
Louis verstand nun tatsächlich, endlich, was ich meinte. Endlich war vielleicht das falsche Wort. Mir wäre es lieber gewesen, hätte er es nie erfahren, doch das wäre nicht fair gewesen. Lügen hatten bekanntlich kurze Beine, was bedeutete, dass es sowieso irgendwann rausgekommen wäre.

Ob er dann noch wütender gewesen wäre, war schwer zu sagen, doch vermutlich wäre der Vertrauensbruch deutlich größer gewesen. Mein Blick verfolgte ihn, als er sich setzte und sich an den Kopf fasste. Ich hatte sowieso schon ein schlechtes Gewissen und das machte es nicht gerade besser. Vermutlich ging er davon aus, dass ich ihn auch noch dazu genötigt hatte, doch so war es ja nicht gewesen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt so weit gegangen wäre, hätte er nicht angefangen sich auszuziehen.

Um ehrlich zu sein, war er derjenige gewesen, der gefordert hatte. Glauben würde er mir das wohl eher weniger und eine gute Ausrede war es auch nicht. Zwar waren wir beide betrunken gewesen, doch ich war der Ältere. Ich hätte aufpassen und das ganze nicht zulassen dürfen.

Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und blickte auf den Boden. Tatsächlich war ich dazu bereit, den Großteil der Schuld auf mich zu nehmen, aber nicht alles. Zum Sex gehörten nunmal immer zwei Leute die es wollten und nicht nur einer.

Louis sollte wissen, dass ich ihn niemals zu irgendetwas zwingen würde und mich bei so einem sensieblen Thema auch mehrfach absichern würde. Selbst wenn er betrunken gewesen war, hätte er nein gesagt, hätte er es wirklich nicht gewollt. Man konnte nicht immer alles auf den Alkohol schieben, auch wenn es oft einfacher schien, als selbst Verantwortung zu übernehmen.

Unsicher, sah ich ihm nach, als er sich auf das Bett schmiss. Und jetzt? Sollte ich gehen? Sollte ich bleiben? Etwas sagen? Schweigen? Er hasste mich, oder? ''Louis...es tut mir leid.'', kam es über meine Lippen, ohne das ich mich von dem Platz wegbewegte, an dem ich stand. 

Louis
Er dachte wohl auch, dass eine einfache Entschuldigung bei mir reichen würde - tja, da kannte er mich wohl auch nicht richtig. Dieser Kerl brachte mich gerade zur Weißglut! Ich wollte das doch einfach nur verarbeiten und gar gänzlich verwirrt von allem. Alles was ich wollte war Ruhe zum Nachdenken.

"Halt die Fresse, du Doofkopf! Ich hasse dich.", schrie ich ihn nun laut an und schluchzte dabei verzweifelt. Okay eigentlich nicht, aber ich wollte gerade einfach nur meine Ruhe haben. Hassen war ein brutales Wort, was ich nicht benutzen wollte, es mir aber über die Lippen huschte, was ich direkt wieder bereute.

Was passiert war, war passiert. Sowas konnte man nicht wieder rückgängig machen. Meine Unschuld ist dann wohl flöten gegangen.

Als ich das Schloss aufgehen hörte, verstummte ich augenblicklich und rannte in das Bad, wo ich mich mehr als nur gründlich wusch. Besonders oft verteilte ich dabei Duschgel auf meinem Hintern. Dieser Gedanke, dass wir es getan hatten, brach mich im Moment nur noch um den Verstand.

Oh Gott und an die Einzelheiten wollte ich erst recht nicht nachdenken wollen. Wenigstens war dies das allerbeste am Betrunken sein - am nächsten Tag einen Blackout zu haben.

So föhnte ich mir mein Haar, trocknete mich ab und zog mich an. Da ich nicht in unser Zimmer gehen wollte, um diesen Arsch sehen zu müssen, ging ich direkt raus zum Supermarkt und kaufte mir einen Vodka, setzte mich an den Strand und trank einen Viertel aus, bevor ich wieder nach Hause torkelte, mich auf die Couch schmiss und unbequem auf dieser einschlief.

Am nächsten Morgen rannte ich ins Bad und brach kurz darauf aufs Übelste, legte mich zitternd wieder schlafen, bis Mom mich weckte. "Wieso schläfst du nicht bei Noah?" - "Mom, wir haben uns gestritten. Bitte misch dich da wenigstens dieses mal nicht in diese Angelegenheit, okay?", fragte ich Mom mit ernster Miene und presste meine Lippen aufeinander. "Na schön, aber klärt das, ja?"

Daraufhin nickte ich bloß und schloss meine Augen wieder, schwänzte das Frühstück als alle gingen und warf mich müde auf das Bett, schlief ein Weilchen. Ab sofort hieß es wieder: ignorieren. Das hatte er mehr als nur verdient.

Wann fuhren wir bloß wieder nach Hause? Hoffentlich bald. Jetzt sofort wär mir am liebsten.

Noah
Bei seiner Antwort, sanken meine Schultern schlussendlich nach unten. Ich war mir nicht sicher, ob ich das jemals wieder hinbiegen konnte.

Louis war nachtragend und hatte die Angewohnheit, gern anderen die volle Schuld zuzuschieben. Verübeln konnte ich es ihm nicht, dass er sauer war, doch mit diesen Worten übertrieb er ein wenig, oder? Ich spürte, wie sich einige Tränen aus meinen Augen lösten und wischte diese sofort weg.

Das Geräusch des Schlosses hinter mir, ließ mich zusammenzucken. Sofort wischte ich mir mehrmals über das Gesicht, um möglichst alle Spuren der Tränen zu verbergen. Dennoch bemerkte seine Mom, dass irgendwas nicht zu stimmen schien.

''Ist alles in Ordnung?'', fragte sie vorsichtig und legte eine ihrer Hände auf meine Schulter. Gekonnt setzte ich ein Lächeln auf. ''Ja, Heuschnupfen. Alles super.'', antwortete ich und verschwand schließlich in das mittlerweile leere Zimmer. Die Tür hinter mir fiel recht laut ins Schloss, ehe ich mich langsam auf das Bett legte und an die Decke starrte. Das hatte ich so richtig schön verbockt, oder? 

Den restlichen Tag, blieb ich einfach im Zimmer und dachte über Möglichkeiten nach, wie ich das eventuell wieder hinbiegen konnte. Es war deprimierend, dass mir nichts einfiel, egal wie lange ich nachdachte.

Am Abend, wurde ich gefragt, ob ich etwas essen wollte, verneinte dies aber. Das Louis schon lange nicht mehr da war, hatte ich mitbekommen und es dauerte auch noch eine ganze Weile, bis ich hörte, wie er im Zimmer ankam. Es war schon ziemlich spät, so spät, dass Ella und mein Dad schon schliefen.

Seufzend stand ich auf und öffnete die Zimmertür. Ich hatte nicht vor, zu ihm zu gehen, doch wollte mich wenigstens von weitem vergewissern, dass es ihm halbwegs gut ging. Langsam trat ich einige Schritte aus dem Zimmer, ohne wirklich laut zu sein und musterte ihn von weitem.

Gut, immerhin sah es nicht so aus, als hätte er sich irgendwas getan. Ich lief wieder zurück ins Bett, konnte aber auch den Rest der Nacht nicht wirklich schlafen. Die Sonne begann schon wieder aufzugehen, als ich langsam wegdämmerte. Doch auch dieser Zustand, hielt nicht sonderlich lange, da Louis irgendwann ins Bad rannte und sich übergab.

Das war kaum zu überhören und er hätte Glück, wenn Ella es nicht gehört hatte. Ab diesem Zeitpunkt schlief ich nicht, bis mein Dad mir sagte, dass ich mich zum Frühstück fertig machen sollte. Ich duschte, putzte mir die Zähne und lief mit den beiden nach unten. Wirklich etwas essen tat ich nicht. Nachdenklich stocherte ich etwas in meinem Müsli umher, ohne auf unsere Eltern zu reagieren.

Nach dem Frühstück, ließ ich mir sagen, wann wir los wollten und lief anschließend zum Strand. Es würde zu Hause schon schlimm genug werden, da musste ich es nicht jetzt schon ausreizen. Als der gestellte Wecker auf meinem Handy klingelte, machte ich mich auf den Weg zurück und traf dort angekommen auf Louis, welcher ebenfalls gerade packte. Für einen Moment überlegte ich etwas zu sagen, schloss dann aber wieder den Mund und ließ es bleiben. Er wollte ja sowieso nicht, dass ich ihn ansprach. 

-
Sorry, hatte die letzten Tage keine Zeit zum Schreiben.

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